Lange vorher war sie schon geplant, dieseTagesausfahrt in den Freistaat Thüringen zum Inselsberg, mit einem Abstecher in die Spielwarenfabrik „Steiner“ (wo allerdings nur Spielwaren aus Plüsch hergestellt werden, die aber nie in den Spielwarenhandel gelangen, weil handgefertigte Plüschtiere von ganz klein bis ganz groß in diesem Preissektor keine Chance hätten- aber das nur so nebenbei) und in die Nougatfabrik „Viba“ in Schmalkalden (wo das gut schmeckende Hüftgold hergestellt wird).
Wie immer, wenn solche Ausfahrten lange vorher geplant sind, hatte sich natürlich der Wettergott entschieden, es mal wieder regnen zu lassen, als Irmchen Zumkeller mit Frau Brassenschneider und Frau Lanzenbichler zu ihrer Altweibertagesfahrt
aufbrachen.
Bereits um sechs Uhr hatte ihr der Wecker verkündet, dass es Zeit sei, um aufzustehen (doofer Wecker und müde war sie auch noch).
Nach einigen gymnastischen Übungen mit dem linken und dem rechten Fuß und mit dem linken und rechten Daumen, gelang es ihr endlich, sich gekonnt aus dem Bett zu drehen und in den Stand zu gelangen.
Schnell noch einige halbherzige Kniebeugchen gemacht, raus aus dem Schlafanzug, rein in die Küche, Wasserkocher an, Brötchen belegt, es lief alles wie
geschmiert…..
Dann der fragende Blick in den Kleiderschrank…
“Oh, was ziehe ich bloß an`?“
Ein Blick aus dem Fenster gab schon die Antwort, ,sicher was Warmes!'
Also wurde der dicke Weiße aus dem Schrank gezerrt, passt gut zur schwarzen Hose. „So, fertig…“
Schnell noch das Brötchen hinunter kauen, den Tee hinter her geschüttet...
Ach, das fehlte ihr noch. Sie hatte die Tasse ein wenig zu weit angewinkelt und damit den Weißen mit braunen Sprenkeln verziert. Also noch mal kehrt Marsch zum Kleiderschrank.
Nun freute sich der Rote, dass er auch mal drankam.
Inzwischen war es schon fünf vor sieben und die Klingel an der Tür schellte.
„Ich komme gleich“, rief sie, warf noch ihre Pillendose in die Handtasche, schnappte sich ihre Trinkflasche und schon eilte sie die Treppe hinunter.
Unten warteten schon Frau Brassenschneider und Frau Lanzenbichler mit aufgespannten Regenschirmen.
„Ach, jetzt hab ich den Schirm vergessen,“ rief sie „geht schon mal los und sagt dem Busfahrer, dass ich auch noch komme.“
Damit erstürmte sie nochmals ihre Wohnung.
Außer Atem kam sie dann an der Haltestelle an, wo Frau Brassenschneider und Frau Lanzenbichler bereits warteten.
Wer jedoch auf sich warten ließ, war der Bus, der kam dann mit fünfzehn Minuten Verspätung.
Mit tropfenden Nasen und Schirmen ließen sich die drei dann auf den reservierten Plätzen nieder, während der Fahrer die Tür schloss und losschoss.
Zuerst ging es nach C., wo das Cross der
Tagesfahrtteilnehmer schon wartete, meistens ältere Leute, Der Bus wurde voll. Der Fahrer zählte nochmals durch und da alle da waren, konnte die Fahrt nun endlich losgehen.
Irmchen hatte zwei Sitze für sich, da ein Platz nicht besetzt war und so konnte sie entweder sich quer legen, am Fenster oder am Gang sitzen, je nachdem, wie sie es für richtig befand.
Schräg gegenüber saß ein älterer Mann, Typ alter Beamter. Tadellos geputzte Lackschuhe, eine Bügelfalte in der Hose, mit der man hätte Wurst schneiden können, akkurat sitzender Pullover und seine Haare schien er
am Morgen jedes einzeln in Fasson gelegt zu haben.
Doch kaum befand sich der Bus auf der Autobahn, holte er eine Packung Kekse aus seiner Tasche und begann einen nach dem anderen zu verzehren, dabei die Motorgeräusche des Busses mit wohligem Schnurpsen übertönend.
Irmchen versuchte genervt in die andere Richtung zu blicken und weg zu hören, als die nächste Dame vor ihr eine riesengroße Brotbüchse auspackte, aus der es verführerisch nach Leberwurstbrot duftete.
Irmchen dachte an ihre Pillen und suchte in ihrer Handtasche verstohlen nach dem
Döschen. Zu dumm in der Handtasche war es stockdunkel und sie muss fast die ganze Tasche umstülpen, bis sie endlich das gewünschte fand. Fast hätte sie doch ihre Blutdrucktabletten vergessen einzunehmen.
Während der Bus die Autobahn entlang brauste, klärte sich der Himmel langsam auf und die Sonne schickte ein paar zaghafte Strahlen auf die Erde.
Auf dem Inselsberg angekommen, wurde erst mal die Umgebung in Augenschein genommen, dann drängelte man sich in die Speisegaststätte, wo den inzwischen hungrigen Tagesfahrtteilnehmern das Mittagessen serviert wurde.
Das Restaurant mit dem Charme eines etwas
angealterten DDR – Klassizismus bot vielen hundert Gästen Platz und es gab Wahlessen – entweder man aß es oder man aß es nicht.
Danach ging es weiter nach Georgenthal zu „Steiner-Plüsch GmbH“, wo die Herstellung von Plüschtieren in Augenschein genommen werden konnte. Im gleichen Museumsteil wurden die besten Stücke ausgestellt. Da gab es wahrlich viel zu bestaunen. Pferde und Eisbären in Originalgrüße und vieles andere Getier, was sicher alle Kinderherzen hätte höher schlagen lassen.
Irmchen nahm sich als Andenken einen kleinen Plüschhund (mit Ahnentafel) mit.
Dann ging es weiter nach Schmalkalden in die Viba-Schokoladenfabrik, wo es ebenfalls viel zu naschen, zu sehen und noch mehr zu
kaufen gab.
Den drei Weiblein taten am Ende des langen Tages ganz schön die Beine weh, wohl auch deswegen, weil man offensichtlich bei Schokolade doch nicht nein sagen kann.