Ein Drabble ist eine pointierte Geschichte, die aus exakt 100 Wörtern besteht. Dabei wird die Überschrift nicht mitgezählt
verrückt
Drabble
Text © by Amarillo
Cover © by Amarillo
mit Nachwort der Autorin
Alle sagen, man muss verrückt sein, um hier zu arbeiten. Aber was wissen die schon! Wir sind zu zweit, in einer Schicht von vierundzwanzig Stunden Arbeit und achtundvierzig Stunden Pause. Mein Kumpel ist okay, vielleicht ein bisschen verrückt. Endlich geht er raus aus unserem Raum. Ich versuche es nochmal. Es muss mir gelingen. Die linke Hand umklammert fest das Metall und ich strecke mich so gut ich kann und will mit der rechten Hand zum… Aber es gelingt mir nicht. Dabei bin ich doch Gott, Herrscher über Leben und Tod.
Ich will den zweiten Schlüssel drehen, um die Rakete abzuschiessen.
nachwort der autorin
Die Idee zu diesem Drabbel kam bei der Besichtigen das Titan Missile Museum in Tucson (USA), das letzte für Besucher offene Rakentensilo, welches von 1963 bis 1992 bemannt und einsatzbereit, bestückt mit einer Titan II Interkontinentalrakete, war. 54 solcher Rakentensilos gab es in den Staaten, 18 alleine um Tucson stationiert, wo sich immer eine Crew von vier Personen dreissig Meter unter der Erde befand. Neben der Aufgabe des permanenten Aufenthalts im Kontrollzentrum waren sie in Zweiergruppen auf Kontrollgang, am Kochen oder hielten sich im
Pausenraum auf. Was für ein beängstigendes Gefühl, im Keller des Kontrollzentrums zu stehen, wo sich die Zweier-Crew befand, um im Härtefall auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges den Schlüssel zu drehen und auf den Knopf zu drücken - und die Welt auszulöschen.
Zugegeben, diese Anlage liegt nicht in Europa, aber wenn es zum Einsatz gekommen wäre, hätte dies auch in Europa verheerende Auswirkungen gehabt.
Infos über Raketensilos
Unter einem Raketensilo versteht man eine unterirdische Startvorrichtung für militärische Raketen, insbesondere nukleare Interkontinentalraketen. Zweck eines Silos ist es, ein schnelles Abfeuern der Rakete zu ermöglichen und sie vor äußeren Einflüssen einschließlich eines gegnerischen Angriffs mit Kernwaffen zu schützen.
Im Zeichen des Kalten Krieges begann die Entwicklung von Raketensilos Ende der 1950er-Jahre sowohl in den USA als auch in Großbritannien und in der Sowjetunion. Die ersten für Silos
geeigneten Raketen der USA waren sogenannte Silo-Lift-Varianten für die Atlas-F- und Titan-I-Interkontinentalraketen. Bei dieser Variante wird die Rakete vertikal auf einem großen hydraulischen Hebesystem gelagert. Nach einem Startbefehl wird die Rakete im Silo betankt, die Abdeckung öffnet sich, die Rakete wird an die Oberfläche gehoben und von dort gestartet.
Parallel begann die Entwicklung der Titan-II-Raketensilos, welche den Start direkt aus dem Silo ermöglichen sollten. Sowohl die ersten Silo-Lift-Versionen als auch die Silos für die Titan II hatten gemein, dass das
Startkontrollzentrum direkt mit dem Silo verbunden war (im Falle der Titan I sogar drei Silos) und die wachhabenden Mannschaften täglich Kontakt mit „ihren“ Raketen hatten.
Ab 1964 stationierten die USA die kompakte Minuteman-Rakete. Wie auch die Titan II wurde sie in Silos für den heißen In-Silo-Start stationiert, durch die geringere Größe konnten diese aber bis 1000 psi Überdruck gehärtet werden. Anders als bei den vorangegangenen Raketenkomplexen waren die Minuteman-Silos nicht mehr mit einem Startkontrollzentrum direkt verbunden. Bei der Minuteman kontrolliert ein zentrales Startzentrum jeweils zehn Silos
in der Umgebung mit einem Abstand von mehreren Kilometern zueinander.
Die dritte Art von Silos wurde durch die Sowjetunion in den 1970er-Jahren für die MR UR-100 und R-36M eingeführt und ist an das Startsystem von Raketen auf getauchten U-Booten angelehnt. Die Rakete wird in einem Startkanister montiert, der wiederum in ein Silo eingefügt wird. Beim Start wird die Rakete mittels eines Kaltgassystems aus dem Silo geschossen und die Raketentriebwerke zünden erst nach dem Verlassen des Silos. Dies hat den Vorteil, dass die Silos einfacher konstruiert werden können, da keine Abgase aus dem Silo abgeleitet werden
müssen. Weiterhin ließen sich vorhandene Silos von älteren Raketen leicht für die neuen Systeme nutzbar machen und es wurde ein relativ schnelles Nachladen des Silos ermöglicht. Die USA führten dieses System für die Peacekeeper-Rakete 1988 ein. Dieses Startsystem wird auch für die ab den 1970er-Jahren eingeführten mobilen Raketensysteme der Sowjetunion genutzt, nur dass der Startkanister mit der Rakete nicht in ein Silo eingehängt, sondern auf einem Fahrzeug angebracht ist.
Neben Mittelstrecken- und Interkontinentalraketen stationierten die Sowjetunion und die USA auch
Abfangraketen und Raketen zur Notfallkommunikation in Silos. So sind die Ground Based Interceptor der National Missile Defense in Alaska in Silos stationiert. Russland führt auch Satellitenstarts aus Silos mit der Dnepr-Trägerrakete durch, die auf der R-36M basiert.
(Quellle: wikipedia)