Kurzgeschichte
verrückt - Drabble

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"Verrückt! Was wissen die schon?"
Veröffentlicht am 17. November 2014, 18 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Mit dem Expeditionsmobil in der Welt unterwegs ... Im "normalen" Leben wohne ich bei Winterthur (CH) und arbeite im Büro, wo sich alles um Wörter dreht, in gesprochener oder geschriebener Form. Privat kritzle ich nur für mich, auf Reisen blogge ich meine Erlebnisse für Freunde. Felicitas Amarillo ist mein Pseudonym. Aktueller Standort (Winterquartier): San Miguel de Allende, Guanajuato, Mexiko
Verrückt! Was wissen die schon?

verrückt - Drabble

Ein Drabble ist eine pointierte Geschichte, die aus exakt 100 Wörtern besteht. Dabei wird die Überschrift nicht mitgezählt

verrückt



Drabble







Text © by Amarillo Cover © by Amarillo mit Nachwort der Autorin


Alle sagen, man muss verrückt sein, um hier zu arbeiten. Aber was wissen die schon! Wir sind zu zweit, in einer Schicht von vierundzwanzig Stunden Arbeit und achtundvierzig Stunden Pause. Mein Kumpel ist okay, vielleicht ein bisschen verrückt. Endlich geht er raus aus unserem Raum. Ich versuche es nochmal. Es muss mir gelingen. Die linke Hand umklammert fest das Metall und ich strecke mich so gut ich kann und will mit der rechten Hand zum… Aber es gelingt mir nicht. Dabei bin ich doch Gott, Herrscher über Leben und Tod.

Ich will den zweiten Schlüssel drehen, um die Rakete abzuschiessen.

nachwort der autorin

Die Idee zu diesem Drabbel kam bei der Besichtigen das Titan Missile Museum in Tucson (USA), das letzte für Besucher offene Rakentensilo, welches von 1963 bis 1992 bemannt und einsatzbereit, bestückt mit einer Titan II Interkontinentalrakete, war. 54 solcher Rakentensilos gab es in den Staaten, 18 alleine um Tucson stationiert, wo sich immer eine Crew von vier Personen dreissig Meter unter der Erde befand. Neben der Aufgabe des permanenten Aufenthalts im Kontrollzentrum waren sie in Zweiergruppen auf Kontrollgang, am Kochen oder hielten sich im

Pausenraum auf. Was für ein beängstigendes Gefühl, im Keller des Kontrollzentrums zu stehen, wo sich die Zweier-Crew befand, um im Härtefall auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges den Schlüssel zu drehen und auf den Knopf zu drücken - und die Welt auszulöschen. Zugegeben, diese Anlage liegt nicht in Europa, aber wenn es zum Einsatz gekommen wäre, hätte dies auch in Europa verheerende Auswirkungen gehabt.






Infos über Raketensilos Unter einem Raketensilo versteht man eine unterirdische Startvorrichtung für militärische Raketen, insbesondere nukleare Interkontinentalraketen. Zweck eines Silos ist es, ein schnelles Abfeuern der Rakete zu ermöglichen und sie vor äußeren Einflüssen einschließlich eines gegnerischen Angriffs mit Kernwaffen zu schützen. Im Zeichen des Kalten Krieges begann die Entwicklung von Raketensilos Ende der 1950er-Jahre sowohl in den USA als auch in Großbritannien und in der Sowjetunion. Die ersten für Silos

geeigneten Raketen der USA waren sogenannte Silo-Lift-Varianten für die Atlas-F- und Titan-I-Interkontinentalraketen. Bei dieser Variante wird die Rakete vertikal auf einem großen hydraulischen Hebesystem gelagert. Nach einem Startbefehl wird die Rakete im Silo betankt, die Abdeckung öffnet sich, die Rakete wird an die Oberfläche gehoben und von dort gestartet. Parallel begann die Entwicklung der Titan-II-Raketensilos, welche den Start direkt aus dem Silo ermöglichen sollten. Sowohl die ersten Silo-Lift-Versionen als auch die Silos für die Titan II hatten gemein, dass das

Startkontrollzentrum direkt mit dem Silo verbunden war (im Falle der Titan I sogar drei Silos) und die wachhabenden Mannschaften täglich Kontakt mit „ihren“ Raketen hatten. Ab 1964 stationierten die USA die kompakte Minuteman-Rakete. Wie auch die Titan II wurde sie in Silos für den heißen In-Silo-Start stationiert, durch die geringere Größe konnten diese aber bis 1000 psi Überdruck gehärtet werden. Anders als bei den vorangegangenen Raketenkomplexen waren die Minuteman-Silos nicht mehr mit einem Startkontrollzentrum direkt verbunden. Bei der Minuteman kontrolliert ein zentrales Startzentrum jeweils zehn Silos

in der Umgebung mit einem Abstand von mehreren Kilometern zueinander. Die dritte Art von Silos wurde durch die Sowjetunion in den 1970er-Jahren für die MR UR-100 und R-36M eingeführt und ist an das Startsystem von Raketen auf getauchten U-Booten angelehnt. Die Rakete wird in einem Startkanister montiert, der wiederum in ein Silo eingefügt wird. Beim Start wird die Rakete mittels eines Kaltgassystems aus dem Silo geschossen und die Raketentriebwerke zünden erst nach dem Verlassen des Silos. Dies hat den Vorteil, dass die Silos einfacher konstruiert werden können, da keine Abgase aus dem Silo abgeleitet werden

müssen. Weiterhin ließen sich vorhandene Silos von älteren Raketen leicht für die neuen Systeme nutzbar machen und es wurde ein relativ schnelles Nachladen des Silos ermöglicht. Die USA führten dieses System für die Peacekeeper-Rakete 1988 ein. Dieses Startsystem wird auch für die ab den 1970er-Jahren eingeführten mobilen Raketensysteme der Sowjetunion genutzt, nur dass der Startkanister mit der Rakete nicht in ein Silo eingehängt, sondern auf einem Fahrzeug angebracht ist. Neben Mittelstrecken- und Interkontinentalraketen stationierten die Sowjetunion und die USA auch

Abfangraketen und Raketen zur Notfallkommunikation in Silos. So sind die Ground Based Interceptor der National Missile Defense in Alaska in Silos stationiert. Russland führt auch Satellitenstarts aus Silos mit der Dnepr-Trägerrakete durch, die auf der R-36M basiert. (Quellle: wikipedia)

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Über den Autor

Amarillo
Mit dem Expeditionsmobil in der Welt unterwegs ...

Im "normalen" Leben wohne ich bei Winterthur (CH) und arbeite im Büro, wo sich alles um Wörter dreht, in gesprochener oder geschriebener Form. Privat kritzle ich nur für mich, auf Reisen blogge ich meine Erlebnisse für Freunde.

Felicitas Amarillo ist mein Pseudonym.

Aktueller Standort (Winterquartier): San Miguel de Allende, Guanajuato, Mexiko

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gisegi Wie ver-rückt muss der Mensch "am Knopf" gewesen sein, um das durchzuhalten und bei allem, was in seinem Leben womöglich geschah, die Nerven behalten zu können. Denn kaum ein normaler Mensch hätte das ausgehalten ohne verrückt zu werden. Sehr interessant, aber auch erschreckend all das. Und wenn ich an Menschen wie Putin denke, dann frage ich mich wie lange das wohl noch gut gehen mag. Nachdenklich verlasse ich heute deine Seite, doch ich komme ganz sicher bald wieder. Hab eine recht gute Zeit, ohne Sorgen, Kummer und mehr, ich wünsche sie dir von ganzem Herzen. GlG Gisi
Vor langer Zeit - Antworten
Kornblume Welch sinnlose Geldverschwendung nur um Leben auszulöschen (leider haben wir menschen bis heute nichts daraus gelernt.)
Nachdenkliche Grüße von der Kornblume
Vor langer Zeit - Antworten
Bleistift 
"Verrückt..."
Bei aller Verrücktheit,
welch ein unverschämtes Glück...
Denn es hat in den betreffenden Jahren
niemand wirklich die Nerven verloren...
LG Louis :-)
Vor langer Zeit - Antworten
derrainer ein interessantes drabbel

gruß rainer
Vor langer Zeit - Antworten
NORIS Es ist einfach nur gruselig! ... aber wer weiß, ob es heutzutage besser aussieht ... ich glaube nicht. Es ist mit Sicherheit lediglich noch besser automatisiert! Und an nur eine Kontrollstelle angeschlossen ...
LG Heidemarie
Vor langer Zeit - Antworten
schnief Hart!
Liebe Grüße Manuela
Vor langer Zeit - Antworten
baesta Das jagt einem doch kalte Schauer über den Rücken.

Liebe Grüße
Bärbel
Vor langer Zeit - Antworten
phoebe2210 Beängstigend!
LG, Conny
Vor langer Zeit - Antworten
Feedre Stark..!
LgF
Vor langer Zeit - Antworten
Gabriele Heftig......
Mega heftig.....
Sehr gut geschrieben liebe Felicitas,
LG, Gabriele
Vor langer Zeit - Antworten
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