Vorwort
Die folgende Geschichte entstand bei einer Ausschreibung zum Thema "Störung in der Leitung" Es soltle dabei um Störungen in der Eltern-Kind-Beziehung gehen.
Leider hat es diese Geschichte nicht geschafft. Aber wie immer wenn es eine bei einer Ausschreibung nicht schafft wünsche ich meinen Leser und Leserinnen auf mystorys.de und auf sonstigen Plattformen viel Spass damit
(c) Jeanne Darc
So kann das Leben sein
Die folgende Geschichte ist rein fiktiv, jede Ähnlichkeit mit lebenden oder gestorbenen Personen
Oder Vorkommnissen ist rein zufällig und nicht beabsichtigt.
Kevin saß, wie so oft, auf seiner Lieblingsbank im Park seiner kleinen Stadt und dachte über sein Leben nach. Niemand, wirklich niemand mit dem er sprach hätte mit ihm tauschen wollen.
Mittlerweile war er schon Ende 40, und das obwohl die Ärzte ihm schon als Kind
gesagt hatten, dass er froh sein könnte wenn er älter als 20 werden würde. Er hatte eine Zyste in der Niere, schlimme Polypen im Darm, eine sehr große Zyste im Kopf, die wahrscheinlich die Ursache für seine immer wieder auftretenden Kopfschmerzen war. Das war allerdings noch lange nicht alles, fast wäre er gar nicht geboren worden, da sein Gehirn sich auf dem Weg nach draußen machen wollte, und er nur riesengroßes Glück hatte, dass dieses Stück Gehirn nur walnussgroß war, und so hielten sich die Schäden in Grenzen. Gut, er hatte ein bisschen Schwierigkeiten mit dem Laufen, aber immerhin er konnte laufen. Und wenn er sich Berichte im Fernsehen
ansah in denen Menschen teilweise nicht hören und nicht sehen konnten, oder im Rollstuhl saßen dann ging es ihm eigentlich ganz gut.
Allerdings fand er es sehr schade, dass seine Eltern mit ihm keinen Kontakt haben wollten, oft, sehr oft hatte er es versucht mit ihnen Kontakt aufzunehmen. Doch immer hatte er nur zur Antwort bekommen, dass er behindert wäre, und dass er eigentlich getötet werden musste. So etwas von den eigenen Eltern zu hören war so ziemlich das schrecklichste was er sich vorstellen konnte. Und alles nur weil er eben ein bisschen anders war als andere. Kevin
hatte immer auch ein wenig das Gefühl, dass der wahre Grund für die Ablehnung durch seine Eltern gar nicht die Behinderungen waren. Er glaubte vielmehr dass seine Eltern ihn für pervers hielten weil er als Frau geboren wurde. Er hatte sich nie mit der Rolle einer Frau identifizieren können.
In seiner Kindheit spielte er lieber mit Fußball als mit Puppen. Und erst das auf Bäume klettern, das war seine Welt, auch wenn er hin und wieder einen blauen Fleck bekam.
Lange hatten seine Eltern nichts von seiner Geschlechtsangleichung gewusst. Da er seine Eltern aber irgendwie sehr
vermisste, auch wenn sie ihn nicht gerade gut behandelt hatten blieben sie seine Eltern. Eines Tages nach seiner geschlechtsangleichenden Operation nahm er allen Mut zusammen und rief seine Mutter an. Kaum dass er genügend Luft geholt hatte fing er an zu sprechen: „Mama, hier ist Dein Sohn“ Sofort war die Leitung unterbrochen. Er konnte es nicht verstehen. Er wollte doch nur das sein was er eben war, und wollte seine Mutter und möglichst auch seinen Vater an seinem Glück und seinem gefundenen Leben teilhaben lassen. Er wollte dass seine Eltern sich mit ihm freuen. Er versuchte noch viele Male an verschiedenen Tagen bei seinen Eltern
anzurufen, doch er wurde immer abgewiesen. Das letzte Mal ging nicht seine Mutter, sondern sein Vater ans Telefon und dieser schrie ihn durchs Telefon nur an:
„Du perverse Sau, wenn Du hier noch einmal anrufst bringe ich Dich um“
Kevin legte auf und brach in Tränen aus
Über diese Vorkommnisse und seine schreckliche Kindheit musste er immer nachdenken wenn er im Park auf seiner Lieblingsbank saß.
Seine Eltern hatten ihm sein ganzes Leben eingeredet, dass er nichts wert sei. Was war er froh, dass er inzwischen selbst gemerkt hatte, dass er genauso
viel wert war wie jeder andere Mensch.
Ja, er war sehr krank, und ja, er war auch in vielen Dingen anders als andere, doch war er deswegen weniger wert? Sicher nicht. Manchmal war es sogar so dass seine kleinen Besonderheiten, die er an den Tag legte, Freude zu den Menschen brachte. Konnte es etwas Schöneres geben als Freude zu den Menschen zu bringen? Die Tatsache dass er, egal wo auch immer er war, er eine Handpuppe mitschleppte, irritierte zwar viele Menschen, doch Kevin hatte sich einen Spruch zurecht gelegt.
Er sagte sobald jemand ihn mit seiner Handpuppe sah: „Ich nehme immer eines
meiner Kinder mit „Und das war nicht einmal gelogen, denn für Kevin waren seine Handpuppen seine Kinder. Seine Eltern hatten es geschafft, dass er kaum Gefühle empfinden konnte, bis er eines Tages Bekanntschaft mit den Handpuppen machte. Durch die Handpuppen lernte er langsam, aber stetig wieder was Gefühle sind.
Eines Tages als er wieder auf seiner Lieblingsbank saß, ein Buch las, und dabei Florian, eine seiner Handpuppen, im Arm hatte, setzte sich auf einmal eine Frau neben ihn. Diese Frau war wunderschön. Sie war genauso wie sich Kevin seine Traumfrau vorgestellt hatte,
und das obwohl er bis vor kurzem nicht einmal gewusst hätte ob er eine Frau oder einen Mann für eine Partnerschaft haben wollte. Lange blonde Haare und blaue Augen, Kevin musste diese Frau anschmachten.
Die Frau hatte ein so bezauberndes Lächeln, dass Kevin seinen Florian immer wieder zu der Frau schauen ließ. Es dauerte eine Weile, doch bald schon kamen die beiden ins Gespräch.
Kevin verliebte sich schon bald in die Frau, die sich als Chantal vorstellte. Bei diesen beiden Namen konnte Kevin sich nicht verkneifen seinen Florian einen dummen Spruch sagen zu lassen.
Er bewegte den Mund von Florian, so
dass man den Eindruck bekam, dass Florian keine Handpuppe wäre, sondern lebendig und richtig sprechen konnte. Florian sagte: „Kevin und Chantal, ihr habt sie ja nicht mehr all. Wann ist es denn soweit? Für Küsse wird’s jetzt Zeit. Ich mich dann auch gleich verkrieche, und in meiner Tasche sieche. Da stinkt’s gar richtig übel und nach Fett, ich finde das nicht nett, doch für Euch da geh ich nun da rein, Euch als Pärchen, das wär fein“
Danach steckte Kevin Florian sogleich in die Tasche, in der er die Puppen immer transportierte. Chantal konnte sich kaum halten vor Lachen, und sie wussten beide
nicht wie es geschah, doch schon bald lagen sie im Gras vor der Bank und küssten sich. Kevin und Chantal waren wahrscheinlich die glücklichsten Menschen auf dieser Welt. Als sie mit Küssen fertig waren sagten beide wie aus einem Mund: „Du ich muss Dir was sagen“ und wieder lachten sie beide. Und so kam heraus dass Chantal früher ein Mann war, genau wie Kevin früher eine Frau gewesen war. Doch in der Rolle die die Biologie für sie vorgesehen hatte wären sie beide nicht glücklich geworden. Auch Chantal hatte die gleichen Probleme mit ihren Eltern wie Kevin mit seinen. Doch da sie beide zusammen glücklich waren war ihnen das
nicht mehr ganz so wichtig wie zu der Zeit als sie noch alleine waren.
Bald schon heirateten die beiden und da sie selbst keine Kinder bekommen konnten, adoptierten sie ein armes Kind aus Afrika und so wurden 3 Menschen glücklich. Schon jetzt konnten die drei ihr Glück kaum fassen. Doch es sollte noch besser kommen.
Sie spielten jede Woche Lotto, und eines Tages hatten sie 6 Richtige und sogar die Superzahl stimmte. Sie bekamen 11 Millionen. 11 Millionen Euro, was für eine Menge Geld. Das konnten sie sich kaum vorstellen. Bald schon bekamen die Eltern von Kevin mit, dass er so viel
Geld gewonnen hatte, und dass er nun glücklicher war, als er es je zu Zeiten im Elternhaus war. Sein Vater und seine Mutter hingegen mussten in ein Pflegeheim, und da sie nur sehr wenig Geld hatten lebten sie am Existenzminimum. Der Vater rief bei Kevin an und fragte ob er nicht etwas für sein Leben im Pflegeheim und das seiner Frau haben könnte von den 11 Millionen. Doch Kevin antwortete nur: „ Als ich meine Freude über mein neues Leben mit Dir teilen wollte, wolltest Du nichts von mir wissen, und hast mich sogar beschimpft. Jetzt mag ich mit Dir nicht mehr teilen“. Kevin ging sogleich am nächsten Tag zum Anwalt und ließ es
sich absichern dass er nichts für seine Eltern zahlen muss weil sie ja auch nie etwas von ihm hatten wissen wollen.
Und so kam es, dass zum Schluss nicht die Eltern von Kevin die glücklichen waren, sondern Kevin und Chantal und ihr adoptiertes Kind, während Kevins Eltern den Rest ihrer Tage in einem Pflegeheim verbrachten und niemals Besuch bekamen.
Und die Moral von der Geschichte: Nur weil jemand anders ist muss er nicht schlecht sein.
Lasst doch jeden so leben wie er oder sie es möchte. Manchmal kann man in einer Unterhaltung
mit
Ungewöhnlichen Menschen sogar noch etwas lernen. Aber das ist eine andere Geschichte.