ostwärts
Bergstrassen
Text © by Amarillo
Cover © by Amarillo
bergstrassen
»Oh merde«, entfährt es mir und der Gedanke, nicht schon wieder, formt sich zu einem grellen Schrei in meinem Hirn. Ich stehe auf, spüre keinen Schmerz sondern schmecke nur Sandkörner auf meiner Zunge. Ein weiteres Mal bin ich umgekippt, fast im Stehen. Ich wollte die Kurve nicht zu schnell nehmen, vor allem, da hier die Strasse nur aus Sand und Steinen besteht. Ich kann nicht mehr rekonstruieren, was ich falsch gemacht habe. Plötzlich zog mich die Schwerkraft in den Sand und ich legte mich mit dem Töff quer über die Strasse,
mitten in der Kurve. Und nun steh ich hier, klopfe mir mit beiden Händen den Staub von meiner Jacke und Hose. Ich bin von Kopf bis Fuss mit feinem Staub bedeckt.
Die Einheimischen, nur Männer, kommen angelaufen und helfen mir, meine vollbeladene Enduro wieder aufzurichten. Ich bin mir nicht sicher, wie ich mich bedanken soll. Doch meine Motorradbekleidung, der Helm und die dunkle Sonnenbrille verdecken meine weiblichen Züge und so nicke ich den Pakistani als Dank zu.
Gerade als ich meine einzylindrige Maschine starten will, kommen meine englischen Reisebegleiter gemütlich im Landrover Serie III angebraust und meinen:
»Findest du diesem Platz wirklich ideal für eine Pause?« Mir rinnt nur der Schweiss von der Stirn und mit einem vom mir gehässigen Zuruf »let’s go« holpern wir weiter.
Ich muss mir eingestehen, auch nach über tausenden von gefahrenen Kilometern bin ich nicht wirklich eine geschickte Motoradfahrerin. Kurz vor
dem Sonnenuntergang, nach dem Landrover Serie III und der Enduro meines Partners, parkiere auch ich heute Abend im Hotel in Lorelei, Belutschistan meine Suzuki DR Big.
Ein erster, kurzer Auszug aus meiner Motorradreise im Jahre 1995-1996. Der erste Teil, ostwärts – Aufbruch wird bald auf mystorys erscheinen.