Krankenbesuch
Chantal kam heute zu Besuch,
Barby-Haar trägt blaues Tuch.
"Wie geht´s Erwin", flötet sie,
"hat er Schmerzen noch im Knie?"
Und schon stöckelt sie ins Haus,
sie sah früher anders aus.
Irritiert schau´ ich ihr nach,
sie war immer etwas flach.
Nun wogt üppig teurer Busen,
doch ihr fehlen passend´ Blusen,
deshalb trägt sie schmales Top,
merkt nicht, dass es ist ein Flop,
nur bestehend aus zwei Trägern,
sparen findet sie modern,
aber nur an falschen Stellen,
sie gehört nicht zu den Hellen.
Strahlend leuchten ihre Augen,
auch wenn sie zum Seh´n nicht taugen,
weil verdeckt von falschen Wimpern,
Lider oft erschrocken klimpern.
"Macht doch nicht´s", sagt sie kokett,
"dafür das Gesicht ist nett".
Ich blick´ jetzt genauer hin,
zieht sich doch ein Riss zum Kinn,
weil der zentnerschwere Putz
heimlich bröckelt, dieser Nichtsnutz,
zieht den Schmollmund in die Breite,
Ohren suchen schnell das Weite,
denn die aufgespritzten Lippen,
wie ein Schlauchboot nunmehr wippen.
Glattgebügelt glänzt die Stirn,
irgendwo dahinter Hirn,
vielleicht auch schon weggespritzt,
frag mich nur, wo es dann sitzt.
Erwin humpelt in das Zimmer,
und sein Herz fängt an zu flimmern,
atmet schwer, dann fällt er um,
liegt am Boden und bleibt stumm.
Hingerissen haucht Chantal:
"Meine Wirkung - kolossal".
© KaraList 11/2014
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