Kurzgeschichte
Der Fall

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"Der Umgang formt den Menschen"
Veröffentlicht am 08. November 2014, 8 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Der Umgang formt den Menschen

Der Fall

Titel

Der Umgang formt den Menschen. Ich sah es bei ihr. Als ich sie kennengelernt hatte, war sie lieb und nett gewesen. Verstand mich wunderbar mit ihr. Wir hatten viel Spaß miteinander. Sie war rücksichtsvoll gewesen. Hörte mir interessiert zu, wenn ich mit ihr sprach. Es war ein Geben und Nehmen. Wir respektierten einander. Bis zu dem Tag, als sie einen neuen Job bekam. Von da an ging es bergab bei uns. Ihre neuen Kolleginnen übten einen schlechten Einfluss auf sie aus. Ich war fassungslos, als sie mir gegenüber überheblich kam. So hatte ich sie noch

nie erlebt und ich wusste nicht, wie ich darauf reagieren sollte. Rat- und fassungslos stand ich vor ihr und starrte sie nur an. Ich redete mir ein, das es nur Spaß war. Eine Ausnahme, oder so was. Aber es blieb nicht dabei. Sie machte weiter. Und mit jedem Tag wurde es schlimmer. Sie wurde immer respektloser. Kam immer später nach Hause. Meldete sich nicht mehr bei mir. Sagte mir nicht, wo sie hinging, wo sie war. Ich erfuhr nichts. Gar nichts. Sie veränderte ihr Verhalten und ihr Aussehen. Früher war sie so ein hübsches Mädchen gewesen. Gerne hatte ich ich mit ihr sehen lassen. Das war

dann vorbei. Bunt gefärbte Haare. Verfilzt. In ihrem neuen Outfit sah sie aus, wie eine Nutte. Das war nicht mehr meine Frau. Anfangs hatte ich noch versucht diese Veränderung aufzuhalten, da ich vorausahnte, in welche Richtung es ging und wie es enden würde. Aber ihre neuen Freundinnen übten nicht nur einen schlechten, sondern auch einen extrem starken Einfluss auf sie aus. Selbst ihre ehemals allerbeste Freundin kam nicht gegen die Tussen an. Sie trennte sich von ihr. Wollte ebenso, wie ich, nichts mehr mit ihr zu tun haben. Ich trennte mich von ihr. Am liebsten hätte ich es ihr ins Gesicht gesagt, das

ich die Beziehung beende. Aber wenn ich sie nicht zu Gesicht bekomme, geht es ja schlecht. Am Telefon wollte ich es nicht machen. Zu unpersönlich, meiner Meinung nach. Ich ging, ohne eine Nachricht zu hinterlassen. Es fiel mir wahrlich nicht leicht. Aber ich konnte nicht länger mit ihr zusammenleben. Über die schwere Zeit half mir ihre ehemals beste Freundin. Wir redeten viel. Und so war ich nach wenigen Wochen auch schon wieder bereit, jemand Neues kennenzulernen. Während mein Leben wieder in gewohnten Bahnen lief, sackte meine Ehemalige immer mehr ab. Oft sah ich sie aus irgendwelchen Bars

heraustorkeln. Nicht selten in den Armen irgendeines Typen, dem man ansah, das er Frauen betrunken macht, um sie dann abzuschleppen. Gern hätte ich ihr geholfen. Aber ich wusste nicht wie. Und ich glaubte nicht, das sie bereit war, meine Hilfe anzunehmen. Wenn ich sie sah, machte ich mich rar. Ich wollte nicht, das sie mich sah. Wollte nicht mit ihr reden. Auch wenn ich über sie hinweg war, tat es weh, sie so zu sehen. Einst war sie so hübsch und anständig gewesen. Nur wenige Monate später... Die Hoffnung stirbt zuletzt. Und so hoffe ich, das sie jemanden finden wird, der sie rechtzeitig auffängt und wieder in

die rechte Bahn bringt. Sie mindestens so liebt, wie ich sie einst geliebt habe.

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