Ich hatte mir meinen Laptop geschnappt und war gegangen. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, verließ ich meine eigene Wohnung. Ich hatte eh nichts zu melden. Das Kommando hatte schon längst jemand anderes übernommen und die Regeln geändert. Mitspracherecht hatte ich keines. Wie das geschehen konnte? Das wüsste ich auch gern. Sie durfte nur bei mir sein, weil der Unfall bei mir geschehen war und ich mich deswegen ein wenig schuldig fühlte. Auch wenn ich nichts für ihre Ungeschicklichkeit konnte. Da sie und mein Kumpel mich
übergingen, floh ich aus meiner Wohnung. Sollten sie doch machen was sie wollten. Sie konnten sich ja gegenseitig die Ohren volljammern. Ich hatte es eh satt, ihnen zuzuhören, wo ihnen was wehtat und wie es dazu kam. Theoretisch hatte ich mehrere Möglichkeiten unterzukommen. Meine Wahl fiel auf die einfachste Variante. Ihre neue Wohnung. Jene war zwar noch nicht ganz eingerichtet, aber das störte mich herzlich wenig. Da war wenigstens niemand, der mir die Ohren abkaute. Außerdem hatte ich ihr versprochen, das ich ihr helfe. Durch ihren kleinen Unfall war ich kaum dazu gekommen was zu machen. Irgendwer musste ja für sie
sorgen. Laufen konnte und durfte sie ja nicht. Außerdem waren noch einige andere Termine dazwischengekommen. Zwischendurch wollte ich auch mal Ruhe in meinen Körper bringen. Und so kam es, das es zu Nichts kam. Meine Wohnung war es ja nicht. Ich wollte nicht so schnell als möglich einziehen. Die Person, die da eigentlich endlich drin schlafen wollte, hockte bei mir. Ich genoss die Ruhe. Keiner war der, der mich grundlos anging. Niemand laberte mich zu. Deshalb war ich nicht zu Bekannten gegangen. Ich wollte Ruhe. Endlose Ruhe. Und nebenbei konnte ich mein Versprechen einlösen und ihre Wohnung machen. Licht anklemmen. Bett
fertig bauen... Bevor ich einen Handgriff tat, beschloss ich, mir etwas zu gönnen. Etwa ein viertel Jahr lang war ich tapfer trocken geblieben. Weil ich es so wollte und aus Rücksicht zu ihr, weil sie den Geruch nicht mochte. Aber jetzt war keiner da, auf den ich Rücksicht nehmen brauchte. Außerdem nahm auch keiner Rücksicht auf mich und meine Wünsche. Das Bier schmeckte nicht ganz so toll, wie ich es in Erinnerung hatte. Dennoch ließ ich es sacht und genüsslich fließen. Ein zufriedenes Lächeln huschte über mein Gesicht. Ich war nun bereit anzupacken. Verdient hatte sie es nicht. Aber ich hatte es ihr Versprochen. Und
Versprechen muss man halten. Außerdem war ich eben so, das ich ihr auch im größten Zorn den Regenschirm hielt, damit sie nicht nass wurde. Ich schiss darauf, was sie wollte und richtete ihre Wohnung nach meinen Vorstellungen ein. Sie konnte sich eh nicht entscheiden. Jedes mal wollte sie es anders habe. Und da ich alleine dastand - nur Gott allein weiß, wo ihre Freunde waren -... In angenehmer Lautstärke drang Mozart an mein Ohr. Ich dachte weder an sie, noch an ihn. Konzentrierte mich allein auf die Arbeit. Licht anklemmen. Bretter schleifen. Schrauben. Die Stunden flogen dahin. Ich bekam nicht mit, wie es
draußen dunkel wurde. Die Arbeit machte mir Spaß. Endlich hörte ich mal wieder Musik, die mir gefiel und nicht ihr Geleier. Weit nach Mitternacht legte ich das Werkzeug aus der Hand und tauschte es gegen eine Flasche Bier. Die Zweite und letzte Flasche, die ich mir gekauft hatte. Während ich sie genoss, schlief ich langsam ein. Gemütlich war es nicht, auf dem Fußboden. Aber eine Matratze war noch nicht da gewesen. Außerdem war ich eh erschöpft. Da war es mir egal wo ich pennte. Mir war auch egal gewesen, das mein Handy zwischendurch geklingelt hatte. Das ich Nachrichten empfangen hatte. Es konnte
nur von zwei Personen sein und von denen wollte ich vorerst Abstand haben. Denen interessierte es nicht, das sie in meiner Wohnung über mich hinweg bestimmten, also interessierte es mich nicht, das sie mich anriefen. Als ich paar Stunden später gerädert aufwachte, entschloss ich mich, eine Matratze zu besorgen und ein paar Tage bei ihr zu bleiben. Das Bett musste ich nur noch streichen. Ansonsten war es fertig. Das ganze Zimmer war so gut wie fertig. Um die restlichen Räume würde ich mich in den nächsten Tagen kümmern. Es kamen weitere Anrufe und Nachrichten. Dann war plötzlich Stille.
Akku leer. Ich freute mich darüber. Überlegte, ob ich die Wohnung nehmen sollte. Sie konnte ja in meiner Bude bleiben. So, wie sie sich bei mir schon eingerichtet hatte, wäre es doch eigentlich ein entgegenkommen von mir. Oder nicht?