1.
Es war in einer Vollmondnacht, oben auf einem Hügel stand eine alte Burgruine. Der Mond beleuchtete das alte Gemäuer und fiel durch die Wolken hindurch voll auf eine der Seitenwände, in deren Mitte sich ein kleines Rundes Loch befand.
Plötzlich huschte aus dem Loch eine Maus ins freie, die erst kurz an der Mauer entlang und dann den Hügel abwärts über die Wiese in Richtung des unterhalb liegenden Waldrandes rannte. Sie war schnell und hätte man nicht gut aufgepasst man hätte sie schnell aus den Augen verloren. Am Waldrand aber konnte man sie auf jeden Fall wieder mit den Augen einfangen wenn man
sie eventuell aus diesen verloren hatte, den dort hielt sie an, richtete sich auf und prüfte die Gegend, sie schnüffelte mit der Schnauzenspitze und die Barthaare leuchteten im Mondlicht wärend sie aufgerichtet da saß. Einen Augenblick später hatte sie genug war genommen wie es schien und sie rannte weiter, durch das dichte Efeu und die Brombeersträucher des Waldrands die die Ränder des Waldes umgaben hindurch; um in den Wald zu gelangen. Nun lagen die Stämme der Bäume vor ihr und immer mal hin mal her zwischen ihnen hindurch im Zickzack rannte die Maus. Wo wollte sie hin, die Frage stellte sich jedem Beobachter der ihr zusah, den sie schien ganz genau zu wissen wo sie hinwollte und
dahin schien sie schnurstrax und ohne Umweg zu rennen.
Mal links, mal rechts dann ein paar Mal nur links, an den Tannen und Buchenstämmen vorbei rannte sie und man konnte ahnen das sie diesen Weg nicht das erste mal rannte und den Weg genau im Kopf hatte, vielleicht sogar Mitzählte wie oft sie nach Links oder Rechts musste.
Plötzlich nahm der Wald ein Ende wie es schien und die Maus rannte in die Mitte einer kleinen Lichtung in deren Mitte eine große Felswand aufragte die an einem kleinen Waldhang lag. Vor der Wand lagen einige größere mit Moos bewachsene Felsbrocken. Die Maus lief an ihnen und einigen kleineren vorbei und in den Hinteren Teil des größten
Brockens, und dort lag vor aller Augen verborgen ein eckiges Loch, ähnlich dem der Burgruine aus dem eine weitere wenn auch etwas kleinere Schnauze, einer anderen Maus herauslugte. Leonie war es und nun ist wohl auch nicht mehr schwer zu erraten wer die Maus war die da eben bis zu dem Felsen gehetzt und gerannt war, ja genau, ein Mäuserich und sein Name war Phil.
Phil, ja so hieß er, manche nannten ihn auch Phil von Mausespeck weil er in der alten Burgruine wohnte, aber das störte Phil nicht, er wusste das er kein Adliger war geschweigenden sein wollte, und; und das war noch viel wichtiger, Leonie auch.
Lange hatte sie heute auf ihn gewartet und gehofft das es nicht regnen würde und
beinahe hatte sie schon die Hoffnung aufgegeben und begraben das er heute noch kommen würde, doch da stand er nun und war eben um den Felsen herum gekommen. Guten Abend Leonie sagte er und drückte ihr mit seiner kleinen Schnauze einen Kuss auf die Wange. Für jeden Menschen hätte es wohl eher wie ein beschnüffeln ausgesehen, aber ich alte Eule kannte die Begebenheiten der Mäuse, und Tiere an sich, und vermochte im tiefen Mondlicht durchaus das eine vom andern zu unterscheiden.
Nun werdet ihr euch wundern das eine Eule, noch dazu in meinem Alter, diesem Treiben seelenruhig zuschaut ohne nur den Gedanken zu hegen, auf die beiden oder eine
der beiden hinunterzustürzen um sie zu packen. Nun, wie ich bereits sagte bin ich eine alte Eule und neben der Tatsache das ich mir beim herunterstürzen, wie ich es eben so nett ausdrückte, nicht mehr so leicht tue ist da etwas was man mit dem Alter als Eule und meist auch als Tier überhaupt erlangt; Weisheit.
Wie Dumm wäre ich, würde ich diese zwei Mäuse stören und würde ich diesen zweien nicht die Gelegenheit geben sich zu finden. Wo sollte ich den Nahrung finden, für mich und auch andere Tiere, wenn ich die Zukunft dieser zwei so Grund- und Sinnlos zerstörte.
So bin ich lieber stille Beobachterin und erzähle euch nun, wie`s weiterging.
2.
Im Schein des Mondlichts saßen die zwei Mäuse nun da. Der Mäuserich schaute die Maus an und die Maus den Mäuserich und so ging es eine Weile. Man kennt das ja von verliebten.
Im ganzen ging es eigentlich eine geschlagene Stunde. Und eben als die Uhr des nahen Dorfes Zehn schlug tat sich etwas. Phil bemerkte erst nichts, doch dann rückte Leonie näher an ihn heran und drückte ihm einen sanften Kuss auf die Mäuserichwange. ,,Ist es nicht schön heute Abend", sagte sie. Phil, vom Kuss noch etwas verlegen und überrascht antwortete mit einem sanften:
,,Ja, das ist es". Genau so wie es Leonie hören wollte klang es auch und kam bei ihr an und beide waren in diesem Moment sehr sehr glücklich.
Wie lange das so weiter ging fragst du dich? Ich kann es dir sagen.
,,Ewig".
Den das war der Beginn der großen dauerhaften Liebe von Phil und Leonie Maus.
Ist das nicht schön? Ich finde schon.
Ich sah ihre Kinder, zwölf an der Zahl, aufwachsen. Und wie sie über die Jahre älter wurden. Und ehe ich nun selber in
die Geschichte als Weise alte Eule eingehe, so hoffe ich zumindest, wollte ich das einfach noch erzählen.
Ora die Eule
°°
Alle Rechte an Text und Illustration:
© Simon Käßheimer