kurze Fingerübung, um mich von meinem NaNo-projekt zu erholen.
Ihr langes Haar peitschte schmerzhaft gegen die nackten Schultern, während sie rannte. Ihr Atem ging heiß und stoßweise, ihre Glieder schmerzten, doch sie wollte sich keine Ruhe gönnen. Sie war noch nicht in Sicherheit.
Die Angst trieb sie voran, ließ sie die Füße voreinander setzen. Auch wenn sie ihn nicht mehr hinter sich hören konnte, konnte sie sich nicht umdrehen, um nachzusehen, ob er noch hinter ihr war. Sie musste weg, so weit wie möglich, so schnell wie es ging.
Mit schnellem Schritt bog sie um eine Ecke – und wäre fast gegen die meterhohe Backsteinmauer gestoßen, die vor ihr
aufragte.
Ein verzweifeltes Keuchen entglitt ihr. Eine Sackgasse! Hektisch sah sie sich um. Was jetzt? Die Mauer war zu hoch, um hinüber zu klettern, und wenn sie umdrehte und in die andere Richtung lief, würde sie ihm in die Arme laufen.
Sie durchforstete ihr Gehirn nach einer Möglichkeit, dem Unausweichlichen zu entgehen. Welche Möglichkeiten hatte sie? Doch da war nur Angst in ihren Gedanken, unscharfe Ideen, die von Panik so verwischt waren, dass sie sie nicht festhalten konnte.
Jetzt, wo es nötig gewesen wäre, ihre ach so gelobte intelligenz einzusetzen, fiel ihr nichts ein.
Außer...
Ihre Hände ballten sich zu Fäusten. Es gab nur eine Möglichkeit.
Und sie war bereit, diesen Weg einzuschlagen. Für einen kurzen Moment sammelte sie sich, schloss die Augen. Dann hielt sie den Atem an und presste sich an die Wand. Es gab nur einen Versuch. Sollte sie diesen vertun, dann war alles vorbei.
Sie hörte Schritte. Ihr Herz klopfte bis zum Hals, sie hoffte, dass es sie nicht verraten würde.
Eine Person. Innerlich atmete sie auf. Der Widerhall ließ nur auf eine Person schließen. Sie hatte eine Chance, zu entkommen.
Immer näher kam nun das Geräusch der Schritte. Näher. Ihr Herz schlug.
Bubumm.
Bubumm.
Bubumm.
Ein Mann kam um die Ecke. Sie zögerte nicht lange. Ihre Faust traf seine Magengrube. Sie konnte gerade noch den erstaunten Gesichtsausdruck sehen, dann krümmte der Mann sich unter einem Stöhnen zusammen.
Mit einem Sprung war sie an ihm vorbei.
Und wieder auf der Flucht – und bald im Gewirr der Straßen verschwunden.