Fantasy & Horror
Predators - Diaries of a Raptor

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"Erlebt die Welt vor 120 Millionen Jahren aus den Augen eines jungen Utahraptors."
Veröffentlicht am 28. Oktober 2014, 146 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
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Über den Autor:

Hi! Ich bin ein Dinosaurier und Heavy Metal Freak aus dem Ruhrgebiet!
Erlebt die Welt vor 120 Millionen Jahren aus den Augen eines jungen Utahraptors.

Predators - Diaries of a Raptor

Prolog


Diese Geschichte, die ich euch erzählen werde, ist meine Geschichte...

Und wie bei so vielen Geschichten, die erzählt werden, begann auch sie vor sehr langer... jedoch nicht vergessener Zeit.

In einer Welt, lange bevor die Pyramiden errichtet wurden, bevor die Primaten von den Bäumen hinunterstiegen, um sich als Herrscher über die Welt zu erheben und bevor die Eiszeit, die Erde unter ihrer weißen

Decke begrub. Als der mächtige Kontinent Pangaea entzwei brach und die Landmassen auseinander trieben, wurde die Erde von den größten, aber auch sonderbarsten Geschöpfen beherrscht, welche die Natur jemals hervorgebracht hatte... den Dinosauriern.

Wir befinden uns in einem Zeitalter, welches als die "untere Kreide" bekannt war, wo Erdbeben und Vulkanausbrüche noch etwas ganz alltägliches waren und es nur um eines ging - überleben.

Die Welt war wiedermal einem Wandel unterzogen. Riesige Wassermassen teilten die Kontinente. Das Klima wurde kühler und trockener. Statt üppiger

Wälder entstanden nun auch Wüsten und Savannen, bedeckt mit Farnen, Schachtelhalmen und Nadelbäumen. Die Ausmaße dieser gewaltigen Veränderungen wirkten so drastisch auf die Umwelt, daß sie selbst vor den Dinosauriern nicht Halt machten. Neue zuvor noch unbekannte Arten entstanden und die uralten langhalsigen Sauropoden, die in früheren Zeiten die Welt dominierten, verschwanden immer mehr vom Erdball und wurden nach und nach von den Hadrosauriern, Ceratopsiden und Iguanodons verdrängt.

Aber auch die fleischfressenden Dinosaurier machten eine evolutionäre

Entwicklung durch und eine noch junge, aber außergewöhnliche Spezies betrat das Spielfeld des Lebens...

-

In einem weit entfernten Land, welches in Abermillionen Jahren einmal den Namen "Nordamerika" tragen würde, nimmt die Geschichte ihren Anfang.

Die Nacht brach über die unebene Steppenlandschaft der Unterkreide herein. Zur damaligen Zeit war die Region von reichhaltiger Vegetation durchzogen, die den verschiedensten Pflanzenfresser Arten als Nahrung

dienten. Während die Steppe im Südwesten in eine Halbwüste überging, waren die breiten Flusstäler zu einem sehr großem Teil mit dichten Wäldern bedeckt.

Ein einzelner Leptoceratops inspizierte weitab von seiner Herde entfernt interessiert das Unterholz, da er wußte, daß sich unter der Rinde eines abgestorbenen Baumes eine ganze Menge Insekten befanden, die er versuchte  mit seinen kurzen Krallen freizukratzen. Die kleinen Leptos waren normalerweise blattfressende Dinosaurier, trotzdem verspeisten sie manchmal auch ganz gerne knackige

Insekten.

Um dieser späten Abendzeit, war aber auch noch jemand ganz anderes unterwegs, denn aus dem Schutz der Dunkelheit, wurde der Lepto unbemerkt von zwei grünen Augen beobachtet. Sie verfolgten ihn bereits, seitdem er sich von seiner Herde entfernt hatte. Es waren die Augen eines Jägers.

Der Lepto war aber so intensiv mit dem Baumstamm beschäftigt, daß er leichtsinnig wurde und überhaupt nicht mehr auf seine Umgebung achtete. Infolgedessen nahm der unvorsichtige Dinosaurier die drohende Gefahr, die über ihm schwebte, überhaupt nicht

wahr. Ein fataler Fehler, wie es sich für ihn schließlich herausstellen sollte!

Der Angriff geschah völlig unerwartet und so plötzlich, daß der kleine Dinosaurier nicht einmal wußte, wer oder was ihn attackierte. Alles was er noch vernahm war ein hartes Zupacken im Genick und ein darauf folgendes lautes Knacken. Nicht einmal einen aufgeschreckten Ton konnte er noch von sich geben, als das Leben in ihm erlosch.

Gebeugt über dem leblosen Körper des unglücklichen Dinosauriers, stand ein zweieinhalb Meter großer Raubsaurier. Er gehörte einer noch recht jungen

Spezies von mittelgroßen Fleischfressern an, die irgendwann aus dem hohen Norden auftauchten. Es handelte sich um schlanke leichtfüßige Jäger, die immer in Gruppen oder Rudeln erschienen. Sie waren die von den Pflanzenfressern am meist gefürchtetsten Raubsaurier, da ihre Jagdmethoden absolut unberechenbar waren und sie stets wechselnde Jagdstrategien anwandten um ihre Beute auszutricksen. Die typisch, charakterliche Silhouette identifizierte diesen Dinosaurier schon aus weiter Ferne, aber das außergewöhnlichste Merkmal dieser schnellen Räuber, war die große Raubkralle auf der mittleren

Zehe, welche die Form einer Mondsichel hatte. Es gab verschiedene Unterarten dieser Saurier, die sich in Größe und Färbung voneinander unterschieden. Die größten Vertreter dieser Spezies waren die Utahraptoren. Sie und die kleineren Deinonychus kamen in der Gegend am häufigsten vor.

  

Der Name dieses Raubsauriers lautete "Nachtschreiter". Er war ein Alphamännchen eines kleinen Clans von grauschuppigen Utahraptoren. Sie besaßen für Dinosaurier eine außerordentlich hohe Intelligenz und genossen die Gesellschaft unter Ihresgleichen. Die Körper dieser

Raptorenart waren mit dunkelgrauen Schuppen bedeckt, während ihre Unterkiefer, sowie die Bäuche weißlich waren. Schwarze tigerähnliche Streifen, die sich vom Kopf über die Arme und Beine, bis hinunter zum Schwanzende zogen, zeichneten ein schönes Muster über ihre Leiber, welches bei jedem Individuum in seiner Einzigartigkeit variierte. Sie verfügten über sehr scharfe, nach vorn gerichtete Augen und konnten selbst noch im Dunklen erstaunlich gut sehen.

Unter normalen Umständen jagte ein Utahraptor nie alleine, doch für einen erfahrenen Dämmerungsjäger, wie Nachtschreiter stellte der kleine Lepto

absolut kein Problem dar und benötigte deswegen auch keine Unterstützung von seinem Rudel. Die Jagd bei absoluter Dunkelheit, war seine Naturgabe und er schien beinahe schon mit der Dunkelheit zu verschmelzen.

Um einen ausgewachsenen Utah satt zu bekommen, war der Lepto jedoch viel zu klein und bloß eine Füllung für den hohlen Zahn. Nachtschreiter erlegte die Beute aber ohnehin nicht für sich, sondern für seinen Nachwuchs, der sich jüngst ankündigte. Eins der beiden Eier in seinem Nest begann sich zu bewegen und es würde nicht mehr lange dauern, bis das Dinokind schlüpfen würde. Daher begab sich Nachtschreiter noch zu

später Stunde geschwind auf die Jagd, denn schon sehr bald würde im Clan ein weiteres heißhungriges Maul zu stopfen sein.     

Während seiner Abwesenheit bewachten Nachtschreiters Mutter und sein halbwüchsiger Sohn das Nest und waren  in heller Aufregung, als sich das Ei regte. Die meisten Saurier des Rudels schliefen bereits und bekamen das besondere Ereignis überhaupt nicht mit, welches sich um ihnen herum abspielte.

     

-

Wer bin ich? Wo bin ich?

Das erste was ich fühlte, als sich mein Bewusstsein entfaltete, war eine Enge um mich herum. Ich verspürte das Bedürfnis mich zu bewegen, meine Glieder auszustrecken, aber irgendetwas hinderte mich daran. Mir gefiel diese Einengung nicht und ich windete mich gegen dieses "Ding", dass mich gefangen hielt.

"Ich will nach 'draußen'!" begann ich zu schreien.

-

"Es ruft bereits, Starke Klaue!" sprach Großmutter nervös. "Wo bleibt denn nur

dein Vater? Er wird noch das Ausschlüpfen des Kindes verpassen, wenn er nicht bald hier ist!"

"Ist es schon soweit?!" rief Nachtschreiter abgehetzt und legte den Fang neben seinem Nest ab. "Bei allen Urvätern, hat es das Kleine aber eilig! Ich hätte nicht gedacht, dass es noch heute Nacht schlüpfen würde."

"Wundert es dich wirklich, dass sich dein Kind dazu entschließt ausgerechnet Nachts zu schlüpfen?" fragte Großmutter amüsiert und lachte.

Großmutter beugte sich zu dem Ei

hinunter und begann behutsam zu singen.

-

Ich horchte nach 'draußen', als ich plötzlich eine angenehme, liebevolle Stimme hörte. Was immer auch dort 'draußen' sein mochte, antwortete  meinem Ruf und lies meinen Drang nach Freiheit noch viel größer werden. Sie erfüllte mich mit Wärme und gab mir die Entschlossenheit, mein Gefängnis aufzubrechen.


Mit größter Mühe stieß ich meinen Kopf gegen die widerspenstige Hülle. Zuerst

brach sie nicht gänzlich auf, aber es reichte bereits um einen Sprung zu verursachen. Ich versuchte es wieder und immer wieder, so das sich der Riss weiter vergrößerte. Die Stimme war nun ganz nahe bei mir und sie sprach mir Mut zu. Ich begann mit den Beinen zu strampeln und mit einem Mal platzte die Hülle auf.


Die Öffnung war nun groß genug, so das ich meinen Kopf hinausstrecken konnte und es endlich schaffte, mich aus der Schale zu zwängen.

Nun lag ich völlig erschöpft im weichen Nest und tätigte meine ersten Atemzüge

an der kühlen Luft.


-

"Sieh doch, Mutter! Es ist ein Junge!" sprach Nachtschreiter überglücklich. "Starke Klaue, du hast einen kleinen Bruder bekommen!"

"Und er ist wunderschön!" schwärmte Großmutter, als sie das Dinokind von den schleimigen Resten des Eis befreite. "Eines Tages wird er zu einem großen Jäger heranwachsen, dass spüre ich deutlich."

"Er wird noch Bedeutendes vollbringen."

stimmte Nachtschreiter zu.

"Ich möchte ihn auch sehen!" beschwerte sich Starke Klaue und versuchte sich zwischen den beiden größeren Raptoren hindurchzuquetschen.

-


Ich versuchte meine Augen zu öffnen, aber alles was ich erkennen konnte, waren verschwommene formlose Gestalten. Ich hörte ihre Stimmen, doch ihre Worte ergaben für mich keinen Sinn. Aber ihren Geruch kannte ich ganz genau! Tief in mir wußte ich instinktiv, dass dieser Geruch nur eins bedeuten konnte: Familie!


-


So kam ich in diese Welt.

Hätte ich damals bereits gewußt, was mir noch alles bevorstehen würde, währe ich wieder zurück in mein Ei gekrochen, aber mein allerbester Freund, das Schicksal hatte etwas ganz besonderes mit mir vor.

Als wenn ich jemals eine Wahl gehabt hätte...

Kapitel 1

Als über der hügeligen Steppe langsam die Sonne empor stieg, verließ eine kleine Gruppe von grauen Utahraptoren ihre Schlafplätze, um auf die Jagd zu gehen. Zu dieser Jahreszeit zogen besonders viele Herden verschiedenster Pflanzenfresser durch die Steppe, auf der Suche nach frischem Grün und Wasser. Selten war das Nahrungsangebot für Karnivoren so reichhaltig wie zu diesem Zeitpunkt und den vier erfahrenen Jägern

gelang es durch ihre geschickte Gruppentaktik, einen großen Iguanodon von seiner Herde zu trennen und problemlos zu überwältigen. Nikaan, der Anführer der Gruppe blickte zufrieden auf eine rundum erfolgreiche Jagd. Das Fleisch des großen Pflanzenfressers dürfte für das Rudel wohl für ein paar Tage reichen. Auf dem Weg zurück zu den Nistplätzen des Rudels entdeckte Nikaan einen toten Dickschädelsaurier, der eindeutig von einem Raubtier erlegt worden war. "Seltsam..." dachte er und war verwirrt.

"Einen Knochenkopf haben wird doch gar nicht gejagt, oder war mir da etwas entgangen?!" Jeder Utahraptor wußte, dass diese dickschädeligen Pflanzenfresser sehr wehrhafte Dinosaurier waren und selbst für erfahrene und hartgesottene Raubsaurier ernstzunehmende Gegner. Ihre Rammattacken konnten schwerste Knochenbrüche und lebensgefährliche innere Verletzungen verursachen. Umso erstaunter war Nikaan, einen erlegten Dickschädelsaurier vorzufinden. "Hat einer von euch heute Morgen den Knochenkopf getötet?" fragte er, doch

seine drei Begleiter waren ebenso verblüfft. "Avani war kurz allein unterwegs, aber an einen Knochenkopf wagt sie sich nicht allein heran." sprach einer. "Nur Jäger können ihm solche Wunden beigebracht haben und wenn es niemand von euch war, wer dann?" fragte Nikaan und näherte sich der Tierleiche um eine Witterung aufzunehmen. Der Körper des Dickschädelsauriers war übel zugerichtet, wies aber noch keine Spuren von Verwesung auf und auch die tödlichen Wunden, die ihm geschlagen wurden, waren noch verhältnismäßig

frisch. Als ihm plötzlich ein fieser Geruch in die Nüstern stieg fuhr Nikaan hastig zurück. "Der Kadaver wurde markiert!" knurrte Nikaan und musste einen Würgereiz unterdrücken. "Das waren die Außenseiter!" "Schon wieder?" fragte sein Jagdgefährte. "Das dürfte jetzt schon das dritte Mal gewesen sein, dass diese fremden Streuner in unserem Territorium jagen. Es gibt außerhalb des Reviers doch Blattfresser zu genüge. Was

soll das Ganze?" "Die Bastarde waren nicht auf Nahrungssuche, sonst hätten sie ja den Knochenkopf gefressen. Ich nehme an, sie sind auf Ärger aus!" Nikaan war über die schwere Beleidigung der fremden Raptoren sehr aufgebracht und versuchte seine Wut so gut es ging unter Kontrolle zu halten. "Uns hätte heute Morgen doch schon irgendetwas Ungewöhnliches auffallen müssen." sprach Avani nervös. "Ob die Außenseiter immer noch in der Nähe sind und uns

beobachten?" "Das ist schwer zu sagen, Avani. Aber das sie es schaffen einen Knochenkopf zu töten und noch dazu ohne dass wir etwas davon mitbekommen, ist schon eine beachtliche Leistung, dass muß man ihnen lassen." antwortete Nikaan. "Ob es einen Konflikt geben wird?" "Wenn das so weiter geht, aber ganz bestimmt!" sprach der Zweite. "Ich hätte ehrlichgesagt auch nicht übel Lust, diesen Streunern mal zu zeigen, was wir von ihren Scherzen

halten." "Beruhigt euch wieder!" unterbrach Nikaan. "Alpha Nachtschreiter hat zu entscheiden, was das Rudel unternehmen wird." "Ich hoffe, er wartet nicht zu lange mit seiner Entscheidung." erhob der Zweite erneut das Wort. "Bisher haben wir ihr Einfallen bestenfalls ignoriert, aber so langsam ist es mit der Geduld vorbei." "Ich bin ja auch eurer Meinung." sprach Nikaan. "Die Außenseiter haben eindeutig gezeigt, dass sie uns gegenüber keinen Respekt besitzen und

wenn wir nicht aufpassen, werden die uns noch übel auf die Füße treten. Ich werde mit Nachtschreiter sprechen und ihn davon überzeugen, dass wir gegen die Außenseiter eine aggressivere Haltung einnehmen müssen." - Trotz der Sorge eines drohenden Konflikts mit einem anderen Rudel, war die Welt zumindest noch bei den Nistgründen in Ordnung. Junior erwies sich als ein gesundes und lebhaftes Energiebündel, der noch dazu mit einem regen Appetit gesegnet war

und seine Sippe ganz schön auf Trab hielt. Jeder Saurier im Rudel freute sich über den Nachwuchs ihres Alphas, der nach dem Verlust seiner Partnerin nun endlich wieder einen Grund zur Freude gefunden hatte. Einen Namen trug der kleine Dinosaurier allerdings noch nicht, da ein junger Raptor seinen Namen entweder durch eine Begebenheit seines Lebens betreffend, einer besonderen Eigenschaft, oder auch nach einer Naturerscheinung erhielt. Darum war es für einen jungen Raptor stets etwas ganz Besonderes einen Namen zu

bekommen. "Darf ich ihn auch mal füttern, Vater?" fragte Stark Klaue vorsichtig. "Natürlich, aber pass auf seine Zähne auf, die sind schon wirklich sehr scharf!" antwortete Nachtschreiter mit einem Lächeln und trat ein Stück vom Nest weg, um seinem älteren Sohn etwas Platz zu machen. Starke Klaue riss ein Stück Fleisch aus dem toten Pflanzenfresser und reichte es seinem kleinen Bruder, der es sofort in einem einzigen Happs

verschlang. - Das erste Gesicht, an das ich mich deutlich erinnern kann, war das meines großen Bruders. Er trug denselben wohlbekannten Geruch, wie ich. Es war der Geruch, der sich mir nach meinem Schlüpfen sofort in mein Gedächtnis geradezu eingebrannt hatte: Der Geruch der Familie. Wir blickten uns an und ich spürte eine tiefe Liebe und Verbundenheit zu ihm. Aber wieso hörte mein großer Bruder

plötzlich auf mich zu füttern? Ich wußte nicht, was dieses saftige, rote Zeug war, was er mir anbot, doch es schmeckte ganz wunderbar und konnte gar nicht genug davon bekommen. "Ich will noch mehr davon! Fütter mich!" schrie ich ihn lauthals an. - Stark Klaue hielt für

einen Moment den Blickkontakt mit Junior, was seinem Vater und der Großmutter nicht

entging. "Sieh sie dir an. " sprach sie leise. "Die zwei sind wie ein Herz und eine Seele." Nachtschreiter konnte seiner Mutter nur zustimmen. Dieser geradezu magische Moment zwischen den beiden Brüdern wurde allerdings jäh unterbrochen, als der Hunger schließlich überwog und Junior anfing zu schreien. Irritiert blickte sich Starke Klaue zu seinem Vater

um. "Er wartet darauf, dass du ihn weiter fütterst." lachte Nachtschreiter. "Nur zu. Ich kann sowieso gerade eine kleine Atempause vertragen." - Bald darauf kehrte die Jagdgruppe zu den Nistgründen zurück, die Nachtschreiter am frühen Morgen zur Jagd entsandt hatte. Da er sich um sein Junges kümmern musste, bestimmte er seinen guten Freund Nikaan als stellvertretender Anführer der

Gruppe. "Nachtschreiter!" rief Nikaan und eilte überstürzt zu seinem Alpha. "Es gibt ein Problem!" "Siehst du denn nicht, dass ich gerade Zeit mit meiner Familie verbringe?! Wie du weißt, ist mein Sohn gestern Abend geschlüpft und ich möchte heute nichts von irgendwelchen Problemen hören." seufzte er. "Es tut mir wirklich leid, dich und deine Familie stören zu müssen." entschuldigte sich Nikaan. "Aber es ist wirklich sehr ernst! Die Außenseiter

haben schon wieder in unserem Revier gejagt und einen der Knochenköpfe erlegt." "Bist du sicher, dass es die Außenseiter waren?" "Daran besteht absolut kein Zweifel." sprach Nikaan. "Der tote Blattfresser war markiert." "Ira..." seufzte Nachtschreiter. "Er wird immer dreister." "Wir können das nicht länger hinnehmen." sprach Nikaan. "Das ist keine Nahrungskonkurrenz mehr, sondern

eine offene Provokation gegen uns." "Ich lasse mich aber nicht auf Spielchen mit diesen schmutzigen Streunern ein, Nikaan." knurrte Nachtschreiter. "Soll das dann etwa bedeuten, dass wir weiterhin untätig bleiben? Das kann doch nicht dein Ernst sein!" protestierte Nikaan. "Falls du es noch nicht bemerkt hast!" unterbrach ihn Nachtschreiter barsch. "Wir befinden uns mitten in der Brutzeit und können uns einen Konflikt mit den Außenseitern nicht

leisten!" "Aber genau deswegen ist das Rudel doch so besorgt. Was ist wenn sie wieder bei uns einfallen und das nächste Mal unsere Jungen attackieren?" Dabei wies Nikaan auf das Nest seines Alphas. "Du hast selbst Kinder, denke mal darüber nach!" "Ira würde es niemals wagen, sich an unsere Jungen zu vergreifen!" grollte Nachtschreiter. "Wir haben unsere Feindseligkeiten, aber für so schändlich halte ich ihn nicht." "Nachtschreiter, du kannst nicht davon

ausgehen, dass Ira vor unseren Jungen halt macht, nur weil er mal vor Zeiten unserem Rudel angehörte. Diese Außenseiter töten nicht weil sie hungrig sind, sondern zum Spaß! Du hast nicht gesehen, wie schlimm der Knochenkopf zugerichtet war. Die hatten dafür gesorgt, dass er noch lange um sein Leben gerungen hat. Kein vernunftbegabter Jäger würde sich so verhalten und dazu noch gutes Fleisch verschwenden." "Du hast recht." antwortete Nachtschreiter und nickte geschlagen. Bis zuletzt hatte Nachtschreiter gehofft, dass sich das Problem irgendwann von

ganz alleine lösen würde. Streuner waren in der Regel feige und hielten sich nie lange an ein und demselben Ort auf, doch Ira und sein Pack waren keine gewöhnlichen Streuner und erwiesen sich als deutlich hartnäckiger. Nachtschreiter kannte Ira und wußte, dass man die Bedrohung, die von diesem Raptor ausging nicht einfach auf die leichte Schulter nehmen durfte. "Die Außenseiter sind in jedem Fall ein echtes Problem. Ich möchte nicht dass sich ein Konflikt zuspitzt, aber wir werden aufmerksam bleiben und ab sofort Wachposten in unserem Territorium bestreifen

lassen." Nikaan nickte beipflichtend und verabschiedete sich von seinem Alpha. "Vater?" sprach Stark Klaue und riss Nachtschreiter aus seinen Gedanken. "Wer ist dieser Ira, über den ihr gerade gesprochen habt?" "Ein grauer Jäger und Kindsmörder. Vor vielen Lebenssommern war er ein Rudelgefährte. Aber schon als Jüngling fiel Ira durch seine ungewöhnliche Grausamkeit auf. Besonders gerne biss er noch sehr jungen Blattfressern Arme, oder Beine ab und schien eine große

Freude daran zu haben, zuzusehen wie diese armen Dinger qualvoll verreckten. Irgendwann hat er es damit aber so weit getrieben, dass er aus dem Rudel verbannt worden ist. Erstaunlicherweise hatte er es aber trotzdem irgendwie geschafft eine längere Zeit ohne Rudel zu überleben, bis er eines Tages ein wildes Pack Streuner um sich geschart hat, die genauso verkommen sind, wie er." erklärte Nachtschreiter. "Darum vergesse eins niemals, mein Sohn: Traue keinem Jäger außerhalb deines Rudels. Noch nicht einmal dann, wenn sie unsere Schuppenmuster tragen." "Ja, Vater."


Kapitel 2

Die Sonne brannte vom strahlend blauen Himmel auf die weite Steppenlandschaft, während riesige Ornithocheirus lautlos über den Köpfen der Landbewohner kreisten und nach etwas Fressbarem Ausschau hielten. Es gab unter Flugsauriern eine sehr reiche Artenvielfalt, in aller nur erdenklicher Farbenpracht und unterschiedlichster Größe. Aber kaum ein Anblick am Himmel war so atemberaubend, wie ein Ornithocheirus, der majestätisch seine Runden drehte. In der Unterkreide waren sie die absoluten Könige der Lüfte, wogegen die ersten

primitiven Vögel zu dieser Zeit noch ein wahres Schattendasein führten, welche sich vor vielen Millionen von Jahren von den Archosauriern abspalteten und sich parallel zu den Dinosauriern entwickelten. Allerdings gab es auch noch ganz andere Tiere, die in der Unterkreide ein Schattendasein führten. Ein einzelnes Aegialodon, ein frühes Säugetier, welches etwa die Größe einer Spitzmaus besaß, hockte auf einem verfallenen Baumstumpf und putzte sich ausgiebig das Fell. Es handelte sich um höchst aufmerksame Tiere, die ständig ihre Umgebung nach Gefahren absuchten, da sie nicht zum Kämpfen geboren waren

und somit eine sehr leichte Beute für Fleischfresser darstellten. Suri, ein junges Raptormädchen aus dem Rudel der Grauen, entdeckte das pelzige Etwas und näherte sich mit vorsichtigen Schritten. Unerlaubt hatte sich die junge wissbegierige Raptorin aus dem Nest geschlichen, um auf Entdeckungsreise zu gehen und stieß dabei auf diese fremdartige Pelzkugel. Ein leises Rascheln hinter sich im Gebüsch ließ das Aegi plötzlich aufhorchen. Bewegte sich dort etwas? Plötzlich knackte ein Zweig und ein dunkler Schatten duckte sich hastig. Das

Aegi erschreckte sich und hüpfte verängstigt vom Baumstumpf. Augenblicklich sprang die kleine Raptorin kreischend aus dem Gebüsch hervor und schnappte verspielt nach dem Aegi. In völliger Panik ergriffen suchte das Säugetier hakenschlagend das Weite. "Hey, bleibst du wohl stehen!" rief das Raptormädchen vergnügt und rannte hinter dem Aegi her. Obwohl Suri noch viel zu jung war um ein Beutetier zu töten, lag es in der Natur eines jeden Raptoren schon ziemlich früh einen

ausgeprägten Jagdtrieb zu entwickeln. Und so hetzte Suri mit Freuden mal einer Eidechse, oder anderem Getier hinterher. Vor allem aber hielt es die junge lebhafte Raptorin auf Trab. Die Verfolgungsjagd bereitete ihr so viel Vergnügen, dass sie kaum noch auf die Landschaft achtete und so geschah es, dass sie sich unbemerkt von den Nistgründen entfernte. Schließlich fand ihre Jagd ein abruptes Ende, als das Aegialodon plötzlich in einem Erdloch verschwand. Suri knurrte enttäuscht und versuchte mit ihrer Vorderklaue den Eingang durch Scharren etwas zu erweitern. Letztendlich aber

gab sie auf. Liebend gerne wäre Suri der Pelzkugel noch hinterhergelaufen, doch das Säugetier wollte offenbar nicht mit ihr spielen und so machte sie sich auf den Weg zurück zum Nest. Als sich das Raptormädchen umblickte, musste sie jedoch feststellen, dass ihr dieser Teil des Territoriums gänzlich unbekannt war. Vorsichtig hielt sie ihre Schnauze in den Wind, um irgendeine bekannte Witterung aufzunehmen, die sie wieder zurück zu den Nistgründen führen würde. Dabei fiel es der jungen, unerfahrenen Raptorin äußerst schwer unter den vielen

fremden Gerüchen den "Richtigen" zu erkennen. Orientierungslos und beunruhigt irrte die kleine Suri durch die Gegend. Das Territorium eines Raptorenrudels konnte im Hinblick des Nahrungs- und Wasserangebots riesig sein. Eine Größe von bis zu 150 Quadratmeilen war bei Raptoren keine Seltenheit. Als es bereits dämmerig wurde, erblickte Suri plötzlich in der Ferne eine dunkle Gestalt. Bei genauerem Hinsehen, erkannte sie die Form eines großen Raptoren, der zwischen einer Reihe von abgeknickten Bäumen

stand. Erleichtert darüber, endlich einen Artgenossen anzutreffen, der ihr helfen würde wieder nach Hause zu kommen, sprintete sie flugs auf den Raptoren zu und begrüßte ihn. "Hallo!" rief sie. "Kannst du mir helfen? Ich kann den Weg zu den Nistgründen nicht finden und habe mich verlaufen." Doch der mysteriöse Raptor starrte die kleine Raptorin mit einem scharfen Blick an und gab ein aggressives Kurren von sich, was Suri vor Schreck zusammenzucken ließ. Dieser Raubsaurier stammte nicht aus ihrem

Rudel und besaß nur ein Auge. Doch was ihm ein noch furchterregenderes Aussehen verlieh, waren die kohlenschwarzen Schuppen und eine sehr hässliche Narbe, welche sich über seine rechte Gesichtshälfte, beginnend vom Augenkamm bis zum Unterkiefer hinunter zog. "Wer ist das?" dachte sie bei sich. Sein Geruch war so unsympathisch, völlig anders als der ihrer Artgenossen. Suri hatte fürchterlich Angst, als der Raptor einen großen Schritt auf sie zu

machte. "Charun, benimm dich!" sprach eine männliche Stimme und ein weiterer Raptor tauchte plötzlich unerwartet auf. Im Gegensatz zu dem schwarzgeschuppten Raubsaurier trug der Neuankömmling die charakteristische Schuppenzeichnung von Suri's Artgenossen und sprach mit einer sehr ruhigen Stimme. "Siehst du denn nicht, dass du dem lieben Mädchen Angst einjagst?" Der schwarze Raptor blieb stehen, knurrte aber immer noch

unfreundlich. "Ich muß mich für meinen Freund entschuldigen. Er kann manchmal ein alter Griesgram sein." sprach der Raptor mit der vertrauten Schuppenzeichnung freundlich. "Wie heißt du denn, meine Kleine?" "M...meine Eltern haben gesagt, ich darf nicht mit Fremden sprechen!" "Oh, das ist aber sehr klug von deinen Eltern." lächelte der Raptor. "Ich habe vernommen, dass du dich verirrt hast. Ich bin zufällig ein alter Freund eures Alphas und kenne den Weg zu euren

Nistgründen." "Ist das wahr?" fragte sie. Der neue Raptor wirkte auf sie überaus freundlich, ganz im Gegensatz zu Charun, welcher sie nach wie vor mit einem Blick anstarrte, als würde sie seine nächste Beute werden. Der graue Raptor nickte mit einem verschmitzten Lächeln. "Also, verrätst du mir nun deinen Namen?" fragte der Raptor, doch Suri schüttelte den Kopf. "Was denn, immer noch nicht?! Dann werde ich mich vorstellen. Mein Name ist

Ira." "Suri." stieß das Raptormädchen hervor. "Suri ist aber ein sehr schöner Name." meinte Ira. "Soll ich dich nun zu eurem Nest bringen, oder wirst du selber den Weg finden?" Suri blickte zu dem gruseligen Charun. "Ok..." murmelte sie unsicher. "A...aber nur, wenn er nicht mitkommt!" "Versprochen!" sprach Ira und wandte sich zu dem schwarzen

Raptor. "Charun, ich zeige unserem lieben Mädchen den Weg nach Hause." sprach er. "Du bleibst hier und machst weiter, mit dem was ich angewiesen habe." Und so gingen sie beide los, währenddessen Charun zurückblieb und ihnen mit einem wissenden Grinsen hinterher schaute, bis sie schließlich verschwunden waren. - Suri's heimlicher Ausflug blieb dem Rudel nicht lange verborgen. Trotz der

vielen Ermahnungen, seitens ihrer Eltern, sich nicht ständig aus dem Nest zu schleichen, konnte die junge Raptorin der Neugier am Unbekannten einfach nicht widerstehen. Normalerweise hielt sie sich bei ihren Wanderschaften immer in der Nähe der Nistgründe auf, so dass sie den völligen Schutz ihres Rudels genoss. Doch diesmal war irgendetwas anders! Ihre Mutter konnte spüren, dass etwas nicht in Ordnung war. Viel zu lange schon war Suri fort und niemand den sie fragte, hatte die kleine Raptorin seit den Mittagsstunden mehr gesehen. Ihre Eltern suchten die Umgebung rund um die Nistgründe ab, doch die Fußspuren

ihrer Tochter verloren sich irgendwann im Sand der Steppe, den der Wind schon lange weggefegt hatte. Die bedrückte Stimmung breitete sich rasch auf das gesamte Rudel aus, was schließlich auch Nachtschreiter bemerkte. Verwundert erkundigte er sich bei Suri's verzweifeltem Vater was geschehen war. "Unsere Tochter ist verschwunden!" antwortete der Raptor und war völlig aufgelöst. "Wir haben schon überall nach ihr gesucht und machen uns schreckliche

Sorgen!" "Wann habt ihr sie zuletzt gesehen?" fragte Nachtschreiter. "Heute Morgen." antwortete Suri's Vater. "Sie muss aus dem Nest geklettert sein, als wir uns nach dem Frühstück noch einmal kurz zum Schlafen hingelegt haben." "Was ist mit den Wachposten? Habt ihr schon mit ihnen gesprochen?" "Sie haben sie nicht gesehen... niemand hat sie gesehen. Wir haben jeden gefragt, aber sie ist wie vom Erdboden

verschluckt." wimmerte der Vater niedergeschmettert. "Wozu sind diese Wachposten eigentlich da?!" Erschrocken über seinen eigenen Gefühlsausbruch, entschuldigte sich der Raptor sofort bei seinem Alpha. Es war einem unterrangingen Dinosaurier nicht gestattet, so mit dem Alpha des Rudels zu sprechen. "Bitte verzeih mir, Alpha Nachtschreiter. Es war nicht meine Absicht, dich so anzuschreien, aber unsere Suri ist unser ein und alles." "Nosh, beruhige dich!" sprach

Nachtschreiter den Raptor mit Namen an und beschwichtigte ihn. "Ich mache dir keinen Vorwurf, da ich ebenso Vater bin wie du und voll und ganz nachvollziehen kann, was deine Familie gerade durchmacht." Doch in Wahrheit trafen ihn Nosh's Worte bis ins Mark, als ihm die missliche Lage bewusst wurde, in der sich das Rudel unzweifelhaft befand. Wie konnte es sein, dass seine eigens ausgewählten Wachposten, die er ausdrücklich zum Schutz des Rudels in regelmäßigen Abständen das Territorium durchstreifen ließ, ein junges Weibchen übersahen?! Wenn den Augen der

Wachposten schon ein junges Weibchen, wie Suri nicht auffiel, wie sollten sie dann einen strategisch geschickten Rivalen wie Ira aufspüren? "Waren wir denn die ganze Zeit über wirklich so blind?!" Nachtschreiter fluchte innerlich. Eine derartige Schwäche konnte von einem findigen Gegenspieler schnell ausgenutzt werden und eine ernsthafte Gefahr für das Rudel bedeuten. "Bitte hilf uns sie zu finden, Alpha Nachtschreiter!" lenkte ihn Nosh von seinen Gedanken ab, die ihm durch den Kopf gingen. "Wir wissen einfach nicht

mehr weiter! Suri ist noch so klein und kommt alleine nicht zurecht!" Nachtschreiter besaß für die Sicherheit seines Rudels die volle Verantwortung und es war für ihn nun absolut entscheidend, zu handeln. Das Wohl eines jeden Raptoren im Rudel lag ihm am Herzen. "Deine Familie hat die Unterstützung des Rudels!" sprach er schließlich. "Ich werde die Suchaktion persönlich anführen." "Danke,

Nachtschreiter..." Der Anführer der grauen Utahraptoren verlor keine Zeit und eilte zu seinem Nest, um seiner Familie die unerfreuliche Kunde über Suri's verschwinden mitzuteilen und erklärte ihnen, dass er aufbrechen würde, um sich an der Suche nach dem vermissten Raptorkind zu beteiligen. Starke Klaue wollte seinen Vater unbedingt bei der Suchaktion begleiten, doch obgleich Nachtschreiter den Enthusiasmus seines Sohnes wirklich schätzte, ordnete er ihm trotzdem an, beim Nest zu bleiben, damit er seiner Großmutter half, sich um Junior zu

kümmern. Nachtschreiter warf noch einen kurzen Blick auf seinen jüngsten Sohn, der friedlich im Nest schlief und rief schließlich Nikaan zu sich, welcher gerade in einen Plausch mit einem anderen Raptor vertieft war. "Nikaan, die kleine Tochter von Nosh hat sich aus dem Nest gestohlen und ist seit den Morgenstunden nicht wieder aufgetaucht" sprach Nachtschreiter. "...und die Außenseiter sind dort draußen." knurrte Nikaan. "Ist nun tatsächlich das eingetreten, was ich

prophezeit habe?" "Ich habe keine Ahnung!" antwortete Nachtschreiter. "Aber es ist auch völlig egal, ob Außenseiter oder nicht: Ein Kind in Suri's Alter ist dort draußen in allerhöchster Gefahr. Ich habe Nosh meine Hilfe zugesichert und ich möchte dich gerne dabei haben." "Ich weiß, wie ernst diese Sache ist." nickte Nikaan. "Du kannst auf mich zählen!" "Gut, dann treffen wir uns mit Nosh und brechen gleich auf."

Kapitel 3

Ehe sich die Raubsaurier auf die Suche nach dem verschollenen Raptorkind begaben, wählte Nachtschreiter eine erfahrene Raptorin namens Valea aus, um sie als zusätzliche Unterstützung für die Suchaktion einzusetzen. Sie war eine der besten Jägerinnen des Rudels, und ihr erstaunlicher Scharfsinn war für das Rudel von besonders hohem Wert. Nachtschreiter war überzeugt, sollte es selbst ihr nicht gelingen, Suri aufzuspüren, dann würde es niemand schaffen. Als sich die Sonne zwischen den

kantigen Felsformationen absenkte, brach das Abendrot herein und ließ den Himmel sowie die Erde in immer wechselnden Farbtönen erglühen. Doch für dieses romantische Naturschauspiel hatte die Suchtruppe unter Nachtschreiters Führung in ihrer gegenwärtigen Situation nichts übrig. In wenigen Stunden würde es dunkel werden und ihre Suche nach dem Raptorkind erheblich beeinträchtigen. Suris Vater vermutete, dass sich seine Tochter im großen Waldgürtel verirrt haben könnte. Dieses riesige von Grasland und Bäumen geprägte Areal, welches allmählich zu einem hügeligen Gelände anstieg, bildete einen breiten

Übergang zwischen Wald und Steppe, das ausgezeichnete Versteckmöglichkeiten für Raubtiere gewährte, um potentiellen Feinden aufzulauern. Doch gerade weil dieses ausgedehnte Gebiet so unübersichtlich war, konnte sich jemand, der sich dort nicht auskannte, durchaus leicht verlaufen. Fieberhaft suchten die vier Dinosaurier in diesem bewaldeten Abschnitt ihres Reviers nach einer Fährte, die sie eventuell zu Suri führen könnte, doch bis auf einen schwachen Anhaltspunkt in Form einer kleinen Trittspur, die allerdings bald darauf im Nichts endete, blieb die Suche erfolglos, und so

schwand mit jeder verstreichenden Minute die Hoffnung, Suri noch gesund und munter vorzufinden. Nachdem sich der Tag endgültig verabschiedet hatte und es nächtlich wurde, blies ein kalter Wind über die Hügel, und dichter Nebel verhüllte das ohnehin schon spärliche Mondlicht unter seinem Schleier. Auch wenn sich Nachtschreiter voll und ganz in seinem Element befand, so musste er trotzdem einsehen, dass es zwecklos war, die Suche unter diesen erschwerten Bedingungen fortzusetzen, und er erkannte darüber hinaus sehr deutlich, dass sich unter seinen Rudelgefährten

erste Erschöpfungserscheinungen breit machten. Über einen längeren Zeitraum hinweg konnte das verhältnismäßig große Herz eines Utahraptoren erstaunlich viel Energie aufbringen, ohne dass der Saurier dabei allzu schnell schlapp machte. Dennoch war kein Raptor dazu in der Lage, den ganzen Tag lang Höchstleistungen zu vollbringen, und schon gar nicht einer wie Nosh, dessen Nervenkostüm vollkommen überstrapaziert war. "Hört mal alle her!", sprach Nachtschreiter und wandte sich an die Gruppe. "Die Sicht wird immer schlechter und ich spüre auch, dass ihr

müde werdet. Wir werden uns hier für eine Weile ausruhen. Sobald es dämmert, brechen wir wieder auf und setzen die Suche fort." Nosh aber beharrte stur darauf, die Suche nach seiner Tochter fortzusetzen, auch wenn er sich vor lauter Ermattung kaum noch auf den Beinen halten konnte. Der ganze Stress und die Verzweiflung durch Suris unklaren Verbleib zerrten deutlich an seinen Kräften. "Sie ist hier vorbeigekommen! Das zeigen ganz klar ihre Fußstapfen!", grummelte er eigensinnig. "Ich werde

keine Rast einlegen, bis ich sie gefunden habe!" "Doch, ganz besonders DU wirst eine Rast einlegen! Das ist eine direkte Order!", entgegnete Nachtschreiter streng. "Ich kann verstehen, dass du Angst um deine Tochter hast. Wir alle verstehen das, aber wenn du jetzt keine Pause machst, wirst du uns hier noch zusammenbrechen. Wir werden mit der Suche weitermachen, aber nicht jetzt." In Folge einer kernigen Diskussion mit der Gruppe gab Nosh schließlich nach, wenn auch nur mit allergrößtem Widerwillen. Die durch die Debatte

aufgeheizte Atmosphäre innerhalb der Gruppe beruhigte sich glücklicherweise schnell wieder, dank Nachtschreiters Einschreiten und seiner Fähigkeit, stets umsichtig mit seinen Rudelgefährten umgehen zu können. Letzten Endes legten sich alle vier Dinosaurier zur Ruhe, ohne das sich nachträglich noch jemand beklagte. - Am nächsten Tagesanbruch wurden die vier Dinosaurier von der brütenden Hitze der Morgensonne geweckt. Sie verloren keine Zeit und nahmen nach einer spärlichen Mahlzeit die Suche nach

der jungen Raptorin wieder auf. Geradezu jeder Stein wurde von den vier Dinosauriern umgedreht, um nach Hinweisen zu dem Verbleib der kleinen Raptorin Ausschau zu halten. Die scharfsinnige Raptorin Valea stieß nach einer Weile unerwartet auf eine neue Fußspur, die sich direkt unterhalb eines Felsens befand und auf den ersten Blick nur schwierig zu erkennen war. Den Eigentümer dieses hinterlassenen Fußabdrucks konnte sie aber ganz klar als einen zweifüßigen Raubsaurier identifizieren. "Ich habe etwas entdeckt!", rief Valea

und signalisierte den anderen herbeizukommen. Nach ihrem schrillen Ausruf eilte die Gruppe zu ihrer Position, um zu schauen, was ihre Aufmerksamkeit erregt hatte. "Was gibt es, Valea?", fragte Nachtschreiter. "Seht mal her!", antwortete sie und wies auf die rätselhaften Abdrücke. "Ich habe die Fußspuren eines Jägers entdeckt, aber sie stammen nicht von einem Kind." "Nun, wir kommen sehr oft zum Jagen

hier her", meinte Nikaan. "Besteht nicht also eher die Möglichkeit, dass es jemand von uns gewesen ist?" "Nein, diese Form des Fußabdrucks ist bedeutend kürzer als die der unseren, und die Klauen stehen etwas seitlicher hervor", deutete das Weibchen. "Dieser hier war eindeutig ein Fremder." "Dann sollten wir der Sache besser auf den Grund gehen!", sprach Nachtschreiter. "Mir gefällt es überhaupt nicht, dass sich in diesem Teil des Territoriums Streuner herumtreiben." "Und was ist mit Suri?", protestierte

Nosh. "Entschuldige bitte, wenn ich wieder meine Stimme erheben muß, aber wir sind doch hier nicht unterwegs um Streuner zu finden, sondern meine Tochter." "Nosh, diese Streuner sind sehr gefährlich!", antwortete Nachtschreiter. "Ich möchte lediglich wissen, ob es zwischen Suris Verschwinden und dem Auftauchen der Streuner in diesem Gebiet einen Zusammenhang gibt. So langsam halte ich das nämlich nicht mehr für einen schieren Zufall." Nachtschreiter hatte keine Lust auf weitere Diskusionen mit Nosh und

ordnete der Gruppe an, sich in Bewegung zu setzen und der verdächtigen Fährte zu folgen. Im vorbeigehen zischte Nikaan etwas in Nachtschreiters Gehörorgan: "Dir ist schon klar, dass wir mit dem Schlimmsten rechnen müssen, wenn die Außenseiter Suri erwischt haben?!" "Ich weiß...", murmelte Nachtschreiter. "Und ich hoffe, dass ich mit meinem Gefühl unrecht habe." Die mysteriöse Spur führte die Raptoren aus dem Waldgürtel direkt auf einen steilen Höhenzug hinauf. Dabei hatte

jeder der vier Dinos den Eindruck, dass sie von unsichtbaren Augen beobachtet wurden. Nikaan musterte die Fußabdrücke genauer und ihm fiel auf, dass die Schritte einen immer größer werdenden Abstand aufwiesen, so als wäre der fremde Saurier plötzlich schneller gelaufen, wenn nicht sogar gerannt. "Unser Freund hier muß wohl in ziemlicher Eile gewesen sein", sprach Nikaan. "Vielleicht hatte er uns bemerkt", antwortete Nachtschreiter. "Bleibt

wachsam!" Sie waren kurz davor den Gipfel des Hügels zu besteigen, als sie plötzlich Geräusche hörten, die von der anderen Seite des Hügels schwach, aber dennoch wahrnehmbar herüber hallten. Nachtschreiter machte eine kurze Bewegung, so dass sich alle seine Begleiter augenblicklich hinlegten. Dann schlich der Alpharaptor ganz langsam den Hügel empor und lugte vorsichtig über den Abhang. Was sich auf der anderen Seite des Hügels abspielte, lies Nachtschreiters Blut geradezu in den Adern gefrieren. Im Tal versammelte sich eine große

Gruppe von Raptoren, die nicht zu Nachtschreiters Rudel gehörte. "Nachtschreiter! Was siehst du?", wollte Nikaan wissen, nachdem sein Alpha so schlagartig erstarrte. "Seid ihr wohl still!", zischte Nachtschreiter seiner Gruppe zu. "Die Außenseiter sind hier! Ich vermute, es ist das gesamte Pack!" Nikaan, Valea und Nosh krochen vorsichtig zu Nachtschreiters Position hinauf, um ebenfalls etwas sehen zu

können. "Ach du Scheisse...", fluchte Nikaan, als er in das Tal hinunter blickte. "Ich glaube, ich habe in meinem ganzen Leben noch nie ein solch chaotisches Rudel gesehen. Ich sehe Gelbschnauzen neben Rotschuppen..." Es war ein sonderbarer Anblick für die vier Raptoren, Dinosaurier zweier verschiedener Arten auszuspähen, die unter normalen Umständen Todfeinde waren. Doch diese Schar von Raubsauriern handelte gemeinschaftlich genau so, wie es sich für ein gewöhnliches Rudel gehörte. In ihrer

Mitte bewegte sich ein großer Raptor mit schwarzen Schuppen und schien dem Pack Instruktionen zu erteilen. Allerdings waren Nachtschreiter und seine Gefährten zu weit entfernt, um etwas Deutliches zu verstehen. "Du lieber Stammvater, ist das vielleicht ein hässlicher Kerl!", merkte Nikaan an, als ihm die riesige Narbe auffiel, die sich über der rechten Gesichtshälfte des schwarzen Raptoren abzeichnete. "Aber so wie es aussieht, hat er im Rudel offenbar einiges zu sagen." "Dann kann das nur Charun sein, Iras Zweiter in der Rudel-Hierarchie",

antwortete Nachtschreiter. "Hast du schon einmal mit ihm zu tun gehabt?", fragte Nikaan. "Nein, ich bin ihm persönlich noch nicht begegnet. Ich habe lediglich von ihm gehört", erklärte Nachtschreiter. "Irgendwer hatte ihm mal in einem Kampf das rechte Auge ausgeschlagen." "Wenn ich schon vor jemanden Angst haben sollte, dann eher vor dem Jäger, der ihm diese Furche verpasst hat!", knurrte Nosh grimmig. "Es wäre ein großer Fehler ihn zu

unterschätzen. Auf dem ersten Blick mag dieses Pack vielleicht wie ein ziemlich bunt gemischter Haufen aussehen, aber sie scheinen dennoch erstaunlich gut organisiert zu sein", zischte Nachtschreiter, während er das fremde Rudel aufmerksam beobachtete und ließ seinen Blick zu Nikaan schweifen. "Du hattest die ganze Zeit über recht, Nikaan. Wir haben es nicht mit einer ziellosen kleinen Bande von Streunern zu tun, wir sitzen hier auf einem heißen Vulkan!" "Wie ich es manchmal hasse, recht zu behalten...", murmelte Nikaan und sah sich in seinen schlimmsten

Befürchtungen bestätigt. "Das ist eine verdammte Invasion!", sprach Valea bestürzt. "Wir müssen den Außenseitern unbedingt zuvorkommen und das Rudel warnen, weil andernfalls nicht mehr viel von uns übrig bleiben wird, sollten sie einen Überfall auf unsere Nistgründe planen!" "Sie hat recht, Nachtschreiter!", betonte Nikaan. "Wir sind alle in Gefahr!" "Verlieren wir keine Zeit!", knurrte Nachtschreiter und richtete sich auf. "Wir haben ohnehin genug

gesehen!" "Aber meine Tochter...", Nosh wurde abrupt unterbrochen, als sie plötzlich eine Bewegung hinter sich wahrnahmen. "Was denn, ihr wollt etwa schon gehen?!", tönte hinter ihnen eine Stimme, und mit einem Male sahen sie sich von acht übelgesinnten Raptoren eingekreist. "Das ist aber höchst unhöflich von euch!" "Wir sind umstellt!", fauchte Valea. "Ira!", knurrte Nachtschreiter, als er den grauen Raptor zwischen der wilden

Meute erblickte. "Es ist lange her, alter Freund! Wie ich sehe, seid ihr von meinem Rudel beeindruckt", sprach der Ausgestoßene und lächelte überheblich. "Seht sie euch gut an! Ich habe sie alle um mich geschart, als ich erkannt habe, welch ein erstaunliches Potential in einigen vagabundierenden Schleichern steckt." "Ah, ein Machtspiel!", dachte Nachtschreiter, ließ es sich aber nicht anmerken, dass er innerlich vor Wut kochte. "Ich sehe nur ein Pack, das einzig und

allein aus verbanntem Abschaum besteht. Wenn du mich damit beeindrucken willst, musst du dir schon etwas anderes einfallen lassen!", konterte Nachtschreiter. "Verschwindet aus unserem Territorium! Eindringlinge wie Ihr haben hier nichts verloren!" "Aber, aber! Spricht man denn so mit alten Rudelgefährten?", fragte Ira mit einer gespielten Enttäuschung in der Stimme, obwohl er natürlich die vier Dinosaurier fest in seinen Klauen hielt. Es war eine höchst gefährliche Lage, in der sie sich befanden. Nur eine verkehrte Bewegung ihrerseits, und Ira's Spießgesellen würden augenblicklich

über sie herfallen. "Du bist kein Rudelgefährte! Diese Ehre hast du vor langer Zeit verloren, als man dich wegen deiner Untaten aus dem Rudel vertrieben hat!", knurrte Nachtschreiter. "Also, hör mit diesen Spielchen auf und spuck endlich aus, was du mit deinen ganzen Raubzügen wirklich bezweckst!" "Immer gleich zur Sache kommend, der gute Nachtschreiter. Ganz wie in alten Zeiten." Ira verschränkte seine Arme vor der Brust, während er gleichzeitig den Kopf etwas schief legte. "Sagen wir, nach all den Lebenssommern ist uns das

endlose Herumlungern lästig geworden. Wir wollten uns endlich niederlassen, und dieses Territorium hier ist wirklich sehr schön. Es ist nur leider etwas störend, dass ein anderes Rudel dieses Ländchen bereits für sich beansprucht." "Das soll wohl ein Scherz sein?!", zischte Nikaan zu Nachtschreiter. "Die wollen uns ernsthaft aus unserer Heimat drängen?" Ira schnappte auf, was Nikaan seinem Alpha zu flüsterte und antwortete prompt: "Das ist garantiert kein Scherz! Ihr könnt uns auch gerne dieses hübsche Revier kampflos überlassen, aber wo

bleibt denn da der ganze Spaß?" "Ihr wollt es wohl tatsächlich nicht anders haben?!", knurrte Nachtschreiter. "Gut, wenn ihr euch einen Konflikt so sehnlichst wünscht, dann sollt ihr ihn bekommen!" "Wir werden uns niemals von einem Außenseiter Pack in den Boden drücken lassen!", brüllte Nikaan zurück. "Ihr werdet noch den Tag verfluchen, an dem ihr aus eurem fauligen Ei geschlüpft seid!" In diesem Moment jedoch verblüffte Ira seine Gegner mit einer unerwarteten

Arglist. "Kann es sein, das ihr möglicherweise jemanden vermisst?", fragte Ira auf einmal und bewegte sich dabei unbekümmert auf und ab, beiläufig kratzte er sich mit seiner Handklaue einen lästigen Juckreiz. "So ganz nebenbei möchte ich betonen, dass es sehr leichtfertig ist, kleine Kinder alleine umherlaufen zu lassen. Man weiß gar nicht, was heutzutage überall für ein Gesindel rumstreucht." "Was?!", knurrte Nosh. Nachtschreiter fauchte unbewusst. "Also

doch..." Gefühle des Hasses überfielen Nosh, und seine entsetzliche Verzweiflung verwandelte sich in ungeheuerliche Rage gegen diesen hochnäsigen Dinosaurier. "Sag mir sofort wo meine Tochter ist, oder ich töte dich auf der Stelle!" "Ich denke nicht, dass du dich in der Position befindest, um mir zu drohen!" warnte Ira. "Es wäre doch eine Schande, wenn dem lieben Kind etwas Furchtbares passieren würde, oder?!" Nachtschreiter musste Nosh buchstäblich

bändigen, um ihn davon abzuhalten auf Ira loszustürmen. "Wo ist das Mädchen und was habt ihr mit ihr gemacht?", verlangte Nachtschreiter zu erfahren. "Um Suri wird sich gekümmert", antwortete Ira mit einem geheimnisvollen Lächeln. "Ich glaube, es gefällt ihr bei uns sogar so gut, dass sie gar nicht wieder fort möchte." "Lass sie gehen, sie ist ein unschuldiges Kind!", sprach Nachtschreiter. "Ich denke nicht, alter Freund!" Ira's

grüne Augen funkelten gefährlich, als er Nachtschreiter ins Gesicht blickte. "Du hast so eben als Alpha vor allen hier Anwesenden den Konflikt gegen mein Rudel kundgetan. Ich nehme deine Kampfansage an und werde die Tochter deines Rudelgefährten als erste mögliche Rivalin in diesem Konflikt festhalten." "Ich zerreiße ihn in der Luft!", zischte Nosh, hin und hergerissen von Schmerz, und von Hassgefühlen überwältigt. "Nosh, es darf nicht dazu führen, dass wir die Nerven verlieren!" Nachtschreiter redete leise, aber

eindringlich auf Nosh ein. "Wenn du einfach blindlings drauflos stürmst, fällt die Meute über uns her und dann wird keiner mehr in der Lage sein deine Tochter zu retten!" Nachtschreiter schaffte es schließlich Nosh aus seinem tranceähnlichen Zustand zurück in die Realität zu holen. „Ich werde uns hier rausholen!“, meinte Nachtschreiter entschlossen. "Aber das kann ich nur, wenn alle einen klaren Kopf behalten!" Als Nosh stumm nickte und sein Haupt senkte, wußte der Alpha, dass er auf

seinen Rudelgefährten zählen konnte. In Nachtschreiters Kopf begann es buchstäblich zu rattern, als er die gegenwärtige Situation abschätzte. Der Alpha Raptor musste rasch einen Plan zusammenfassen und versuchte, bei seinen Gegnern einen Schwachpunkt auszumachen, den man für einen schnellen Rückzug ausnutzen konnte. Der Weg hinter ihnen war für eine Flucht ausgeschlossen, da im Tal das komplette feindliche Rudel zusammentraf. Es gab folglich nur einen einzigen Ausweg aus dieser Lage: den direkten Weg nach

vorne! Nachtschreiter's Augen erhaschten einen seitlichen Blick auf einen mageren Raptor mit laubgrünen Schuppen, welches das auffallend schwächste Glied in der Kette der Feinde bildete. "Wenn wir aus ihrem Kreis ausbrechen könnten, haben wir eine Chance!" Nachtschreiter konnte nicht zu seinen Gefährten blicken, ohne gleichzeitig seinen Fokus zu verlieren. Ihm war völlig klar, dass er bei einem solchen Wagnis das Leben seiner treuen Begleiter mit aufs Spiel setzen würde. Unter den Gefährten wurden längst keine

Worte mehr gewechselt. Ausnahmslos lief die Kommunikation nur noch über eine geheime Körpersprache ab, die nur ihnen bekannt war. "Der Grüne, dort..." "Plötzlich so still geworden?! Was ist los mit euch?", lachte Ira nach einem langen, beklemmenden Moment des Schweigens. "Habt ihr denn nun gar nichts mehr zu erzählen?" "Oh, doch! Eins gibt es noch, was ich zu sagen habe...", grollte Nachtschreiter scharf. "ANGRIFF!!!"

Kapitel 4

Nachtschreiters Herz raste und seine Lungen brannten wie Feuer als das Adrenalin durch seinen Körper schoss. Um aus der Zange der feindlichen Meute auszubrechen, war es nötig den laubgrünen Raptor zu überwältigen. Alles musste blitzschnell gehen, um den Überraschungseffekt auf ihrer Seite zu haben. Der graue Utahraptor machte einen gewaltigen Luftsprung und zielte auf den Kopf des gegnerischen Raptoren. Anders, als die weichen Unterleiber ihrer Beutetiere anzugreifen, versuchten

kämpfende Raptoren in gegenseitigen Konfrontationen, in erster Linie ihrem Gegner ins Gesicht zu springen, um ihnen vor allem die Augen zu verletzen, denn ein erst mal geblendeter Raptor war in einem Kampf außer Gefecht gesetzt und sogleich totes Fleisch. Mit ausgestreckten Klauen und allerhöchster Präzision prallte Nachtschreiter mit voller Wucht gegen seinen völlig überraschten Widersacher, der mit einem so plötzlichen Angriff der Eingekesselten nicht rechnete. Das Geräusch des Aufpralls klang solchermaßen derbe, dass sich selbst Ira nicht helfen konnte und kurz aufzuckte, als er seinen Rudelgenossen fallen

sah. Nachtschreiter machte mit seinem Gegner kurzen Prozess und tötete ihn auf der Stelle. Der schlagartige Angriff des grauen Utahraptoren irritierte die Außenseiter und zu Ira's großem Ärgernis brach während des plötzlichen Durcheinanders seine Zangenformation in sich zusammen, ohne dass er es verhindern konnte. Durch das entstandene Chaos in den Reihen der Feinde, war es Nachtschreiter gelungen, sich den erhofften Vorteil zu verschaffen, um zusammen mit seinen Gefährten aus Ira's Zange ausbrechen zu können. Diese Chance ließen sie sich

nicht nehmen und rannten was ihre Beine hergaben. Dabei stießen sie jeden zur Seite, der sich ihnen in den Weg stellte. "Sie entkommen uns!" knurrte Ira wütend und ein Rudelgenosse, der zufällig direkt neben ihm stand, wurde ziemlich hart geschubst, als Ira versuchte über der Situation wieder Herr zu werden. Nachtschreiter trickste seine Raptoren geradezu meisterhaft aus. Manche von ihnen versuchten die flüchtenden Dinosaurier zu verfolgen, während andere ratlos stehen blieben, um auf weitere Kommandos ihres Anführers zu

warten. "Was steht ihr da noch rum?!" fauchte er. "Verfolgt sie, ihr Idioten!" Nach Ira's hastiger Order, war er nun zufrieden endlich den Radau von rennenden Füssen zu vernehmen, als sein Pack die Verfolgung aufnahm. Normalerweise hätte der Alpha der Außenseiter es sich nicht nehmen lassen, sich der Hatz gegen Nachtschreiter anzuschließen, jedoch viel ihm ein, dass er sich noch um eine lästige Angelegenheit zu kümmern hatte und überließ es ganz seinen Rudelgenossen, was sie mit seinen

Feinden anstellen sollten. Es war für ihn noch nicht einmal von besonders großer Wichtigkeit, wenn seine Rudelgenossen bei der Hetze eine Niederlage ernten würden. Nachtschreiter war ein äußerst kluger Dinosaurier und ein ebenso geschickter Alpha, den man nicht so einfach zur Strecke bringen konnte. Dies wußte Ira und schmiedete für die Unterwerfung des begehrten Territoriums bereits an neuen Plänen. Pfeilgeschwind hechteten die vier Raptoren vorwärts, doch sie befanden sich noch lange nicht außer Gefahr. Sie brauchten unbedingt das komplette Zusammenwirken ihres Rudels, um die

Außenseiter aus ihrem Revier zu vertreiben, doch bis zu den Nistgründen war es noch ein ganzer Tagesmarsch und sie sahen, dass ihnen die feindliche Meute dicht auf dem Fersen war. Die Entfernung zwischen ihnen wurde von Mal zu Mal geringer und die Eindringlinge hatten sie schon beinahe eingeholt. "Sie lassen sich nicht abschütteln!" sprach Valea ihren Alpha an. "Wir müssen sie loswerden, bevor wir zu den Nistgründen zurückkehren, ganz egal wie!" "Unbedingt!" knurrte Nachtschreiter und

hatte einen plötzlichen Einfall "Wir werden uns in zwei Gruppen aufteilen und ab jetzt getrennte Wege gehen. Valea, du bleibst bei mir! Nikaan, du versuchst mit Nosh die Bande in den Bergen abzuhängen, aber stürzt dabei bloß nicht in die Tiefe!" Seine Gefährten gaben ein wortloses Kopfnicken als Bestätigung. "Ich wünsche euch viel Glück, meine Freunde! Mögen die Urväter über euch wachen!" Mit diesen Worten trennte sich die Gruppe.


Kapitel 5

Eine bedrohliche Entwicklung zeichnete sich ab. Auch wenn sich die Außenseiter gegenwärtig noch nicht in der Nähe der Nistgründe befanden, so konnte inzwischen jeder Dinosaurier im Rudel ihre immer stärker werdende Präsenz wahrnehmen. In der Konsequenz daraus folgend, wurde kein Schlüpfling mehr aus den Augen gelassen und ebenso ging inzwischen niemand mehr auf eigene Faust auf die Jagd. Noch ahnte das Rudel der Grauen nicht, dass Nachtschreiter in der Zwischenzeit den Konflikt gegen Ira's Pack ausgerufen hatte. Jedoch deutete das aggressive

Gebaren der Außenseiter unverkennbar auf eine aufkeimende Fehde hin, die mit Blut und Tod verbunden sein würde. Als derzeitig ranghöchste Raptorin, war es an Nachtschreiters Mutter, während der Abwesenheit ihres Sohnes dafür Sorge zu tragen, dass im Rudel kein Chaos ausbricht und trotz der Anspannung alles in seinem gewohnten Trott weitergeht. Sie gehörte zwar zu den Ältesten im Rudel, aber abgesehen von verblassten und leicht runzeligen Schuppen, die als einziges ihr wahres Alter verrieten, war sie immer noch sehr rüstig und wurde im Rudel für ihre Weisheit ganz besonders hoch

geschätzt. Und so kam es, dass sie die drei Jungspunde Chaska, Kono, sowie ihren Enkel Starke Klaue als Wachposten einteilte, damit sie die Gegend am Rande der Nistgründe beobachten sollten. Aus der Sicht von Chaska und Kono, die wie es für ihr Alter typisch war, eigentlich ganz andere Dinge im Sinn hatten, als in den Randgebieten der Nistgründe Wache zu schieben, war dies eine ganz und gar undankbare Aufgabe. Starke Klaue hingegen beschwerte sich keineswegs darüber, von seiner Großmutter für diese sehr wichtige Aufgabe eingeteilt worden zu sein. Die

strenge Erziehung durch seinen Vater trug sehr viel dazu bei, dass sein Pflichtbewusstsein gegenüber dem Rudel wesentlich höher ausgeprägt war, als das seiner beiden Gefährten. Kono, der junge Utahraptor gähnte ausgiebig und zeigte der Welt seine messerscharfen Zähne, als er gelangweilt in seinem Versteck hockte, welches ihm gleichzeitig als Beobachtungsposten diente. Von diesem Punkt aus hatte man einen hervorragenden Rundblick auf die Steppe und somit auf alle größeren Tiere, die sich in direkter Nähe aufhielten. Aber bis auf einige

nomadische Herden von Pflanzenfressern war an diesem Tag nichts Außergewöhnliches zu beobachten. Desinteressiert legte sich Kono auf die Seite und war im Begriff einzuduseln. Doch zum Schlafen kam er nicht, denn immer wieder schreckte er hoch, als ihn irgendetwas in seiner Ruhe störte. Hoch über ihm in den Baumwipfeln zankten sich einige Vögel und irritierten ihn mit ihrem aufdringlichen Gezwitscher. Für Kono waren diese Viecher die reinste Pest und lästig wie Ungeziefer. Wie war es möglich, dass derlei winzige Kreaturen nur so furchtbar laut und schrill sein konnten. Am allerliebsten wäre Kono den

Baum hinaufgeklettert, um dem Treiben ein Ende zu setzen. Doch zum großen Glück für die Vögel, waren Utahraptoren keine besonders geschickten Kletterer und so ließ er sein Vorhaben gleich wieder fallen. Eine letztendlich weise Entscheidung, wenn man bedenkt, dass er durch eine solch ungestüme Aktion seinen Standort verraten hätte. Verborgenheit war eine der größten Stärken der Raptoren. Wenn es darauf ankam konnten sie stundenlang in absoluter Regungslosigkeit ausharren. Allerdings war das Kono zu blöd und obendrein war er ein viel zu ungeduldiger Dinosaurier, der viel lieber attraktiven Weibchen

hinterher gesehen hätte. Genervt von den Vögeln wandte sich Kono um und entdeckte seine zwei Rudelgefährten, die von ihrem Patrouillengang zurückkehrten. Wenigstens konnte er nun mit jemanden quatschen und so den Tag schneller verfliegen lassen. "Wie sieht es aus?" fragte Kono, als sich die beiden zu ihm gesellten und gähnte erneut. "Ist wenigstens bei euch irgendetwas Interessantes passiert?" "Nein, natürlich ist nichts passiert! Etwas anderes hatte ich auch gar nicht erwartet!" antwortete Chaska und war über Starke Klaues Großmutter sauer, die

schon lange ein Auge auf ihn geworfen hatte und ihn mit vollkommener Absicht als Wächter einteilte. "Damit der vorwitzige Bengel endlich lernt Verantwortung zu übernehmen..." hieß es von ihr. Durch ihre barschen Worte fühlte sich Chaska herabgesetzt und wie ein Schlüpfling behandelt. Dementsprechend schlecht war auch seine Laune. Er war enorm gereizt und maulte den ganzen Tag lang herum. "Die Älteren leiden bereits unter Verfolgungswahn und übertreiben total. Sollen sie doch die Streuner einfach

verjagen und dann ist Schluss mit dem ganzen Wirrwarr." “Die Älteren übertreiben nicht, Chaska." sprach Starke Klaue und verteidigte deren Standpunkt. „Mein Vater kennt den Alpha der Außenseiter aus früheren Lebenssommern und wenn er nicht davon überzeugt gewesen wäre wie ernst die Lage ist, dann hätte er mich in jedem Fall mit in die Suchtruppe aufgenommen.“ "Ach was! Das ist doch absoluter Blödsinn! Sie jagen Einbildungen hinterher. Die Außenseiter müssten vollkommen wahnsinnig sein, so tief in

unser Territorium vorzudringen. An diesem Ort wird niemals im Leben ein fremder Jäger vorbeikommen. Was sollen wir denn überhaupt noch hier untätig rumsitzen?" murrte Chaska und auch Kono stimmte ihm zu. "Ganz deiner Meinung. Wir können auch ebenso gut wieder zu den Nistgründen zurückkehren." "Weißt du was, Kono? Das ist die beste Idee, die ich seit langem von dir gehört habe!" entgegnete Chaska. "Genau das werden wir jetzt auch tun!" Als sich die Beiden davon machen

wollten, stellte sich ihnen Starke Klaue in den Weg und knurrte verärgert. "Nichts da! Wir bleiben auf Posten und zwar so lange, bis uns die nächste Wache ablöst!" sprach er mit gespreizten Vorderklauen und zeigte drohend seine Zähne. "Habt ihr das verstanden?!" Chaska und Kono blickten sich angesichts Starker Klaues Drohgebärden überrascht an. "Wer hat dich denn überhaupt zu unserem Anführer erklärt, Klaue?" konterte Chaska äußerst provokativ und ließ dabei bewusst das 'Starke' weg. Eine

scharfe Stichelei die ziemlich respektlos war. "Bloß weil DU der Sohn des Alphas bist, denkst du UNS hier befehlen zu müssen?!" "Darum geht es doch gar nicht!" erwiderte Starke Klaue und wich kein Stück zur Seite. "Ihr missachtet eine klare Anweisung eines hochrangigen Jägers und die lautet, dieses Gebiet zu überwachen!" "Na und?! Du kannst ja hier bleiben, wenn's dir Freude bereitet!" trotzte Chaska dickköpfig. "Kono und ich werden jedenfalls

gehen!" "Ich sage es euch nun zum letzten Mal: Wir bleiben auf unseren Posten, bis die Ablöse hier ist und selbst wenn es Tage dauern sollte!" Starke Klaue schnellte vorwärts und ließ sein Maul nur wenige Zentimeter vor Chaskas Hals zusammen schnappen, um überdeutlich zu zeigen, dass er es ernst meinte. "Ansonsten bin ich leider gezwungen, euch mit aller Härte zurecht zu weisen!" Chaska zitterte und benötigte einige Zeit bis er sich von dem Schreck erholt hatte, doch dann wurde er

wütend. "Du hast sie wohl nicht mehr alle!" kreischte er und sprang Starke Klaue an. "Ich verprügel dich, bis dass dir hören und sehen vergeht!" Beide Raptoren rangen miteinander und wirbelten Staub auf, als sie sich über den Boden wälzten. Ihr Versteck war dadurch natürlich aufgeflogen und mehrere Tiere in der Nähe suchten das Weite, als sie die kämpfenden Raptoren bemerkten. Chaska und Starke Klaue befanden sich beide in einem Alter, wo es schon mal drauf angelegt wurde ihre eigenen

Grenzen abzuwägen. Jeder Raptor hatte seinen eigenen Kopf und folgte nicht immer blindlings allen Kommandos des hochrangigeren Sauriers. Meistens waren es sogar die jüngeren Raptoren die einen Kampf begannen, um innerhalb des Rudels "nach oben" zu gelangen. Wenn es tatsächlich einmal dazu kam, dass Mitglieder eines Rudels miteinander zu kämpfen hatten, ging es stets darum dem anderen Überlegenheit zu beweisen, aber zu keinem Zeitpunkt zielte es dabei etwa gar auf die Tötung des anderen Sauriers ab. Das bedeutete allerdings nicht, dass Auseinandersetzungen dieser Art völlig schmerzfrei vonstattengingen. Ganz im

Gegenteil konnten Duelle sogar ziemlich blutig werden und ließen so manches Mal unschöne Blessuren und Kratzer auf den Leibern zurück. Chaska war als Halbwüchsiger ein überaus kräftiger Jungsaurier, der sich zu behaupten wußte, aber dennoch war Starke Klaue ihm in jeder Hinsicht ebenbürtig, welcher seinen Namen ganz und gar nicht aus purem Zufall erhalten hatte. Während Chaska im Kampf besonders aggressiv und rabiat vorging, glänzte Starke Klaue durch sein ruhiges Wesen mit einer ungeheuren Selbstbeherrschung und geschickter

Flinkheit. Kono wich erschreckt zurück, als die beiden Rudelgefährten aufeinander losgingen und konnte überhaupt nicht fassen, was sich da vor seinen Augen abspielte. Er hatte nicht geahnt, dass es zwischen den beiden so eskalieren würde und beschloss dem Kampf lieber auszuweichen. Mit einem Seufzen wandte sich der junge Saurier vom Geschehen ab und blickte gedankenverloren in die Ferne. Als plötzlich zwischen dichtem Gestrüpp ein paar Gestalten auftauchten, glaubte er zunächst seine Augen würden

ihm einen Streich spielen. Es waren Raptoren und Kono erkannte gleich Alpha Nachtschreiter und das Weibchen Valea. Ganz offensichtlich kehrte die Suchtruppe wieder nach Hause zurück, aber irgendetwas stimmte nicht. Sie waren nur zu zweit und rannten mit einem sehr hohen Tempo geradewegs auf ihre Position zu. Sprachen die Älteren nicht darüber, dass sie zu viert aufgebrochen waren?! Flugs tauchten hinter den beiden eiligen Raptoren noch weitere auf, diese aber gehörten eindeutig nicht zur Suchtruppe und Kono wurde stutzig. Nein! Sie gehörten noch nicht einmal zum

Rudel! Nun verstand Kono was dort vor sich ging und stieß einen lauten Warnruf aus, um jeden Saurier des Rudels zu alarmieren, welcher sich zur Zeit in der Region aufhielt. Starke Klaue blickte auf und ließ von dem inzwischen am Boden liegenden Chaska ab. "Zwischen uns ist das letzte Wort noch nicht gesprochen, Klaue!" knurrte Chaska, der sich schmerzerfüllt aufrichtete und anschließend auch Kono anfauchte. "Und wieso hast du die ganze

Zeit nur wie blöd rumgestanden? Ich habe gedacht, wir halten zusammen!" "Starke Klaue, sieh mal dort drüben ist dein Vater!" sprach Kono und ignorierte die harschen Worte seines Freundes. "Es sieht so aus, als werden sie von jemanden verfolgt!" Starke Klaue blickte genauer hin, konnte die fremden Jäger aber nirgendwohin zuordnen. "Das müssen die Außenseiter sein." antwortete Starke Klaue. "Ich habe noch niemals zuvor Jäger wie sie

gesehen." "Starke Klaue hatte recht!" meinte Kono und blickte Chaska an. "Sind das jetzt auch alles nur Einbildungen, Chaska?" schnaubte Starke Klaue. "Eine Entschuldigung wäre jetzt sicherlich zuviel verlangt!" Betreten blickte Chaska zu Boden und sprach kein einziges Wort mehr. "Was machen wir jetzt?" fragte Kono. "Greifen wir an?" "Natürlich!" sprach Starke Klaue und

machte sich für den Kampf bereit. "Wir müssen schließlich meinem Vater helfen!" "Starke Klaue, ich habe noch nie gegen einen anderen Jäger gekämpft!" meinte Kono und stockte. "Keine Sorge, das schaffst du!" antwortete Starke Klaue aufmunternd. "Halte dich einfach nur an uns und folge dem, was wir machen. Es ist nicht viel anders, als wie bei einer Jagd." - Nachtschreiter und Valea waren so gut

wie am Ende ihrer Kräfte angelangt. Ihre Körper begannen gegen diese enormen Strapazen zu protestieren. Die Beine wurden schwer wie Blei und schmerzten, ihr Herz pochte hart und der Atem brannte in der Kehle, aber die beiden grauen Utahraptoren liefen weiter. Sie mussten weiterlaufen! Andernfalls wären sie dazu gezwungen gewesen, sich einem Kampf zu stellen, den sie aufgrund ihrer Kraftlosigkeit nicht hätten gewinnen können. Aber wie konnten diese Außenseiter nur derart hartnäckig sein? Sie rannten was das Zeug hielt, konnten aber ihre Feinde einfach nicht abschütteln. Zwischenzeitlich hatte der

ein, oder andere Hetzer die Jagd auf sie aufgegeben, doch die restlichen Raptoren blieben beständig an sie dran. Nachtschreiter hoffte, dass wenigstens Nikaan und Nosh in den Bergen bessere Chancen besaßen Ira's Handlanger abzuhängen. Doch da vernahmen sie den rettenden Warnruf ihres Rudels und Erleichterung machte sich breit. Irgendwo in der Gegend befanden sich ihre Wachposten und wurden auf das Geschehen aufmerksam. In kürzester Zeit würden ihre Rudelgefährten auftauchen und den Eindringlingen die Hölle heiß

machen. Der laute Ruf wurde auch von den Außenseitern aufgeschnappt und brachte sie zum stehen. Sie wussten was dies zu bedeuten hatte und schauten sich nervös um. Dann schossen von der Flanke her drei Grauschuppen herbei und fielen über die Außenseiter her. Perplex erblickte Nachtschreiter unter den Dreien seinen Sohn, wie er sich auf einen Gegner stürzte und mit schnellen Bewegungen seiner Vorderklauen versuchte das Gesicht des Eindringlings zu treffen. Der Vorstoß hatte den Feind offenbar

völlig unerwartet getroffen und Starke Klaues Gegner jaulte auf, als die scharfen Krallen des grauen Raptoren ihr Ziel trafen und drei bluttriefende Furchen durch dessen Gesicht schnitten. Inmitten des Tumults grub Chaska seine Zähne in den Hals eines überwältigten Feindes und riss ihm die Kehle heraus, so dass Blut in Strömen gegen seine Brust spritzte. Selbst Kono schlug sich trotz seiner Unerfahrenheit tapfer und konnte die Gegenangriffe seines Rivalen abwehren und ausweichen. Das rapide Vorgehen der grauen Utahraptoren, brachte die Außenseiter in allerhöchste Bedrängnis und als über

dem Hügel noch mehrere von ihnen anrückten, traten die übrig gebliebenen Raubsaurier schleunigst ihren Rückzug an. "Jungs, das war ein grandioser Angriff!" lobte Nachtschreiter die mutigen Jungspunde. Er lächelte zwar, doch in seinen Augen war kein wirkliches Anzeichen von Freude zu erkennen und das beunruhigte Starke Klaue. Das letzte Mal, dass er seinen Vater mit einem gleichsam besorgten Blick gesehen hatte, war kurz bevor Mutter am gelben Tod starb, einer äußerst heimtückischen und todbringenden

Krankheit. Starke Klaue schloss daraus, dass sich die Befürchtungen des Rudels bestätigt hatten und es offenbar doch zu einem Konflikt gekommen ist. Dies würde auch selbstredend erklären, weshalb sich die Außenseiter bereits so tief in ihrem Revier befanden. Die Antwort auf seine unausgesprochene Frage folgte unverzüglich: "Wir kommen leider mit schlechten Neuigkeiten zurück. Wir befinden uns im Konflikt mit den Außenseitern und müssen schnellstens alle Jäger des Rudels versammeln!" drängte Nachtschreiter und übernahm die Führung. "Beeilen wir uns! Ira wird uns

keine Zeit zum verschnaufen geben!"

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Ich bin ein Dinosaurier und Heavy Metal Freak aus dem Ruhrgebiet!

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Raygoon Interessant. Die Idee finde ich Prima. Weiter so :)
Vor langer Zeit - Antworten
EagleWriter Interessante Idee, schon mal. Ich schau sicher noch mal rein.
lg
E:W
Vor langer Zeit - Antworten
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