Sarkasmus-Krimi
Wir hatten auswandern wollen. Sie nach Aserbaidschan, ich nach Gütersloh. Irgendwohin, wo einem der Trennungsschmerz richtig zusetzte.
Und nun war sie tot, und ich hatte mehr Probleme als Fliegen am Arsch.
Ich saß im Verhörraum unter zwei Neonleuchten. Die Lusche von Kommissar stiefelte hin und her.
„Gestern Morgen ist Ina Porpoz mit
eingeschlagenen Schädel gefunden worden. Was sagen Sie dazu?“
„Selbstmord können wir wohl ausschließen.“
„Was haben Sie gestern Morgen gemacht?“
„Ab neun habe ich „Volle Kanne“ geguckt, dann onaniert und dann zu Abend gegessen.“
„Können Sie das beweisen?“
Ich warf ein benutztes Kondom auf den Tisch.
„Sie verhüten auch beim
Onanieren?“
„Natürlich. Man sieht ja, wozu das gut ist.“
Die Lusche beugte sich über den Tisch. Ich roch die Knoblauchdragees.
„Wir haben in Ihrer JVA erhöhte Leberwerte gefunden.“
„DNA“, verbesserte ich.
„Was?“
„Es heißt DNA, nicht JVA, Sie Leuchte.“
„Die Tote wurde mit einer Wodkaflasche
erschlagen.“
„Kann nicht sein.“ Ich blieb cool.
„Warum nicht?“
„Warum sollte jemand eine Tote erschlagen?“
Die Pfeife reckte das Kinn hin und her und zog ihr Sakko aus.
„Ein Komiker, was?“, grunzte er böse und krempelte sich die Ärmel auf.
Die Tür wurde aufgestoßen und knallte gegen die Wand. Ein Mann im grauen Anzug kam herein, das
Sakko offen, verschwitztes Hemd, die Hände in den Taschen.
„Ich will Akteneinsicht, Verhörprotokoll und eine Aufzeichnungskopie von „Pelzig hält sich“!“
„Mein Anwalt“, machte ich bekannt.
*
Außer mir gab es noch zwei weitere Verdächtige. Die waren mir schon verdächtig, als Ina noch lebte. Vor
allem ihre Nähe zu Ina war so verdächtig nah, dass die Distanz nur aus Schweiß bestand.
Am Nachmittag klopfte der Kommissar an die Klingel.
Ich hatte mich gerade mit einer Flasche Wodka angefreundet. Jene Sorte, die Ina nicht gut bekommen war.
„Ihre Fingerabdrücke haben wir in der ganzen Stadt gefunden. Beim Friseur, auf Einkaufswagen, in Taxis,
Kläranlagen…“
„Und bei der Tanke“. Ich deutete auf die Wodkaflasche.
„Und auf der Flasche, mit der Frau Porpoz erschlagen wurde. Der einzige Grund, warum Sie noch frei herumlaufen ist, dass ein jemand anderer zuletzt mit ihr gesehen wurde.“
„Brad Pitt?“
„Darf ich mich mal bei Ihnen etwas umsehen?“
„Haben Sie einen Besuchungsdurchschuß?“
„Den kann ich
besorgen.“
„Tun Sie das.“
„Haben Sie denn was zu verbergen?“
„Klar. Mein Notizbuch, mein Tagebuch und die neue CD von Stefanie Hertel.“
„Sie kalauern sich die Welt schön, was?“
„Nur meine. Für Ihre bräuchte ich ein Zotenlexikon.“
*
Sie konnte so schön lügen.
Und ein Herz kann so schwer
werden. Vor allem, wenn noch andere dran hängen. Mond und Sterne verziehen sich dann in andere Liebeswelten. Eis legt sich auf die Eingeweide, lässt alles erstarren, die Liebe und die Vernunft. Und es stirbt nicht nur das Opfer …
Ich stand am Kreidefelsen, als sie kamen.
Wölfe in Uniformen. Und Sirenen schrien meine Schuld ins Land.
Der Himmel gab sich Mühe mit passenden Farben: Rot und Gelb für
Blut und Falschheit, Schwarz für Tod.
Noch ein letzter Spruch, dann der Wolkenbruch. So long, Constantin.
Ich ließ mich fallen. Die Wodkaflasche nahm ich mit.
Wer weiß, ob es in der Hölle guten Stoff gibt …