Meine Verlobung
eine besondere Geschichte
Es war das Jahr 1992 und ich fuhr mit meinem gerade kennen gelernten Freund nach Prag.
Wir verbrachten dort ein paar Tage mit meinem Sohn und hatten Mühe, etwas zu essen zu
bekommen, da dort gerade die Eishockey-WM stattfand. Es wimmelte daher von Menschen
und wenn wir dann zwei Stunden vor einem Restaurant angestanden haben, konnte es sein,
dass es nichts mehr zu essen gab. Bei
Mc-Donalds gab es aber zur Not immer etwas.
Am Tag vor unserer Abreise war mein Freund noch einmal in der Wechselstube am Wenzel-
Platz um Geld umzutauschen. Direkt daneben gab es einen Schmuckladen und während ich auf
ihn wartete, schaute ich mir aus Langeweile die Auslage an. Ich entdeckte zwei wunderhübsche goldene Ringe, die mir sehr gefielen. Als mein Freund wieder zurück kam, zeigte ich ihm
aufgeregt die Ringe und sagte, dass sie doch wunderbare Freundschaftsringe wären.
Ich
wollte ja nie mehr heiraten nach zwei gescheiterten Ehen und ich hatte ja auch ein geistig behindertes Kind. Mein Freund fand die Ringe auch toll und stimmte mir sofort zu, sie zu
kaufen aber da wir noch etwas vor hatten, wollten wir sie später auf dem Rückweg holen.
Doch als wir dann wieder zu dem Laden kamen, war dieser geschlossen und die gesamte
Auslage verschwunden.
Mein Freund war entsetzt und meinte, dass ja morgen der Laden bestimmt geöffnet hätte.
Ich sagte, ganz bestimmt nicht, denn es
ist ja Sonntag und die gesamte Auslage ist weg.
Ich war ein bisschen traurig, denn die Ringe waren echt so schön.
Dann setzte er sich mit uns ins Auto und meinte, wir könnten uns doch verloben. Er raste
durch Prag in einem Affentempo und versuchte mich zu überzeugen. Mein Sohn meinte,
sage doch endlich ja sonst fährt der Verrückte uns noch in den Tod. Ich dachte, kann ich ja
sagen, denn der Laden hat ja zu, davon war ich
überzeugt.
Am Sonntag Morgen fuhren wir vor der Heimfahrt an dem Laden vorbei, weil mein Freund
doch noch einmal schauen wollte und schon ging es los mit den Wundern.
Es fing damit an, dass es grau und trübe war, keine Sonne zu sehen und wir standen traurig vor
dem Geschäft. Plötzlich erschienen zwei Männer und schlossen den Laden auf. Ich erstarrte, ich wollte doch keine Verlobung und jetzt erschienen die Inhaber – zwei Italiener - und mein Freund
sagte, dass er gern zwei Ringe kaufen würde, die gestern im Schaufenster lagen. Morgen haben
wir wieder geöffnet, meinte der eine. Ich sagte, dass es Eheringe wären und sofort änderte das alles. Amore, amore, ja na dann, kommen Sie rein und ich ohrfeigte mich innerlich, dass ich das gesagt habe. Wir also in den Laden und sie fragten wie die Ringe aussahen. Ich beschrieb sie so gut es ging und sie suchten und suchten. Hoffnungsvoll dachte ich, die finden sie nicht aber sie kamen immer wieder mit neuen Ringen und dann waren die richtigen dabei. Ich ahnte, jetzt bin ich geliefert. Dann
probierten wir sie an und da mein Freund Riesenhände hat mit dicken Fingern, passte ihm sein Ring natürlich nicht. Ein neuer Hoffnungsschimmer glomm in mir aber die Italiener rannten nach hinten und weiteten den Ring bis er passte. Nun war alles aus und ich war dran. Die Verlobung sollte nun heute Abend noch stattfinden. Wir kamen aus dem Laden und plötzlich riss der graue Himmel auf und ein Sonnenstrahl traf uns mitten ins Gesicht. Seltsam !!
Wir fuhren nach Hause und dort zu unserem Lieblingslokal. Mein Freund bestellte eine Flasche Sekt, holte die Ringe heraus und setzte zu einer ganz
süßen Rede an. Er sagte, dass er mich immer lieben würde und meinen kranken, erwachsenen Sohn auch. Damit hat er mich gekriegt, dieser Satz öffnete mein Herz und als ich also ja zu der Verlobung sagte, spielte plötzlich die Musik im Hintergrund den Hochzeitsmarsch. Ich konnte es nicht glauben und fragte meinen Freund, ob er das bestellt hätte. Er schwor mir hoch und heilig, dass er unschuldig sei und war genauso überrascht wie ich. Seltsam !!
Das Schicksal wollte wohl, dass ich ihn heiraten sollte. Diese vielen Zufälle gaben mir zu
denken.
Heute sind wir 22 Jahre verheiratet und mein Mann hat sein Versprechen wahr gemacht. Ich habe es
nie bereut.