Wie die Rose ihren wunderbaren Duft bekam
Der
Duft der Rose
Da
hatte die Erdenmutter aber ein Problem,
Die
Sonne, der Mond und die
Sterne waren nämlich bei ihr erschienen, um
sich zu beschweren.
„Liebe
Frau Mutter, Ihr könnt es Euch bestimmt nicht vorstellen, wie
fürchterlich langweilig es ist, auf diese karge braune Erde zu
schauen."
Demonstrativ
gähnte der Mond, er sprach nämlich für alle Himmelswanderer.
„Ja
früher, da hatte es einmal farbig ausgesehen da unten, aber
inzwischen sind fast alle Farben einem unerklärlichen Schmutzton
gewichen. Uns ist mit den Jahren diese Eintönigkeit unerträglich
geworden", klagten nun die anderen mit.
„Stellen
Sie sich vor, wir haben bei
unserer Rundreise um die Erde unentwegt
gegen den Schlaf anzukämpfen. Undenkbar, eine schlafende Sonne,
einen schlafenden Mond, oder schlafende Sterne am Himmel zu haben.
Das geht überhaupt nicht. Noch niemals gab es das. Dass etwas
geschehen muss, darin sind wir uns alle einig. Aber was und wie? Auf
jeden Fall ist uns der Blick von oben am Himmel, herab auf das
langweilige Graubraun der Erde ein Graus."
Es
stimmte ja, die Erdenmutter allein, hatte für das Wohlergehen
aller
zu sorgen. Da blieb ihr nichts anderes übrig, als sich selbst
Gedanken darüber zu machen, wie das zu ändern wäre. Es war ihre
Aufgabe. Nur leicht war diese schwerwiegende Sache nicht, das könnt
ihr glauben. Vor allen Dingen, weil das, was sie machte, allen
miteinander gefallen musste und es, wie wir ja alle wissen, äußerst
schwierig war, einen gemeinsamen Geschmack zu finden.
„Ich
werde die Erde grün machen”, überlegte sie.
Je
länger sie sich das vorstellte desto besser gefiel ihr diese Idee,
und sie machte sich sofort ans Werk. Gras, Büsche und Bäume ließ
sie wachsen, färbte sie in allen möglichen Grüntönen ein, und
überzog mit ihnen die gesamte Erde.
Als
sie mit allem fertig war, betrachtete sie ihr Werk und
fand:
„Es
ist gelungen.” Die Erdenmutter war zufrieden.
Auch
Sonne, Mond und Sternen gefiel die neue Aussicht auf die grüne Erde
richtig gut. Endlich hatten sie mal etwas Anderes, Schönes anzusehen
und waren sich sogar einig darin.
„Natürlich
war das eine Enttäuschung für die Erdenmutter, sie hatte sich
solche Mühe mit dem Grün gegeben, aber was konnte sie machen? Wenn
die Himmelsboten so nett baten, musste sie es nochmal versuchen.
Allerdings ging es nicht so schnell, wie das erste Mal. Lange Zeit
dachte sie gründlich darüber
nach, denn ihr fiel es diesmal äußerst
schwer, sich für eine Farbe zu entscheiden.
„Mache
ich die Erde rot, oder mache ich sie blau, soll sie gelb, lila, rosa,
oder eine andere Farbe haben?”
Das
war eine schwierige Entscheidung.
„
Mutter
Erde überlegte und überlegte, kam aber zu keiner Entscheidung, bis
ihr auf einmal eine Idee kam.
„
Also
machte sich die Erdenmutter Gedanken und nach kurzer Zeit erkannte
sie, dass die Farben verteilt werden mussten. Überall ein bisschen
davon, wie ein Mosaik, kunterbunt. Doch die Farben einfach nur so
auf
der Erde verteilen, das ging auch nicht, es hätte bestimmt nicht
schön ausgesehen.
Da
hatte die Erdenmutter einen Einfall.
Sie
nahm alles, was sie an Farben hatte, werkelte ein Weilchen damit
herum und siehe da, es wurden Blumen daraus. Leicht fiel es ihr
nicht, denn es war nicht
einfach, solche kleinen Sachen zu basteln.
Besonders, weil die Erdenmutter nicht darin geübt war. Doch sie
sagte sich:
„Es
nützt alles nichts, ich muss.“
Und
so fing sie mit den einfachen Kleinen an. Am Anfang wurden schlichte,
winzige Blümchen daraus, dann größere und als sie es raus hatte
große, prächtige Blumen. Und
siehe da, es bereitet ihr sogar Spaß.
Je besser und schöner die Blumen gelangen, umso mehr Freude machte
ihr die Arbeit. Konnte sie doch dabei ihrer Phantasie freien Lauf
lassen, und schon nach einiger Übung sahen die Blumen wunderbar aus.
Sie gerieten prächtiger als gedacht. Richtige Kunstwerke entstanden
unter den Händen der Erdenmutter.
Als
sie schließlich mit den Blüten fertig war, kam ihr ein Gedanke:
„
Zuletzt
schnupperte die Erdenmutter nochmal an allen Blumen um ihr Werk zu
überprüfen, und war überwältigt von den herrlichen
Düften.
Ringsum duftete es köstlich. Die ganze Luft war davon erfüllt.
Zufrieden
mit sich brauchte die Erdenmutter ihr gelungenes Werk nun nur noch
auf der Welt verteilen. Als sie sich schon ein paar Schritte entfernt
hatte, sah sie aber noch einmal zurück und bemerkte ein paar
übriggebliebene Farbenreste.
„
Die
Erdenmutter modellierte und formte, und da sie inzwischen reichlich
Übung hatte, gelang ihr tatsächlich, die Allerschönste von all den
schönen Blumen. Nun sollte auch die einen Duft bekommen, aber
vergeblich. Trotz heftigen Schüttelns kam kein einziges
Tröpfchen
mehr aus den Duftbehältern, sie waren leer. Alle Düfte hatte die
Künstlerin verbraucht. Soviel sie auch in den leeren und völlig
trockenen Gefäßen nach einem Rest suchte. Kein einziger Duft war
mehr übrig, nicht das kleinste Bisschen. Das machte die Mutter sehr
traurig, aber es ließ sich nicht ändern, sie musste sich damit
abfinden.
„Du
bist die Schönste geworden”, sagte sie zu ihrer Blume, um zu
trösten, „es wird dir nichts
ausmachen, wenn du keinen Duft hast.
Dafür bist du die gelungenste, wunderbarste Blume geworden und alle
werden dich gern haben, so wie du bist. Keiner wird bemerken, dass
bei dir der Duft fehlt. Sie werden von deiner Besonderheit, der
außergewöhnlichen Schönheit, der zarten Grazie deiner
Blütenknospen beeindruckt sein."
Gerade
wollte sie mit dem Verteilen der Blüten beginnen, als sie bemerkte,
dass ihre Blumen ja noch keine Namen hatten. Das ging nicht,
es
musste schleunigst geändert werden. Die Erdenmutter nahm jede
einzelne Blüte nochmals in die Hand, betrachtete sie genau und
schnupperte so lange daran, bis ihr der passende Name in den Sinn
kam.
Auf
diese Weise fuhr sie fort, um allen ihren Blumenkindern einen eigenen
Namen geben zu können. Ganz am Schluss nahm sie auch die Blüte
ohne
Duft in die Hand, strich sanft über die samtenen Blütenblätter und
sagte zu ihr:
„Du
hast von mir zwar leider keinen Duft mehr bekommen können, aber
dafür bekommst du jetzt von mir den schönsten Namen, der mir
einfällt. - Ich werde dich nach den Wolken am Abend und am Morgen,
mit ihrem wunderbaren rosa
Wolkensaum, Rose nennen - du bist meine
Rose.”
Zwar
war die Rose immer noch ein bisschen traurig darüber, als einzige
Blume keinen Duft zu haben, aber der Name gefiel ihr, auf ihn war sie
stolz.
Jetzt
konnte die Erdenmutter beruhigt sein, und alles, was sie
da
geschaffen hatte über die Erde verteilen. Sie nahm, wie alle, auch
die Blüte ohne Duft in den Arm und ließ sie nacheinander
herunterrieseln.
„Habt
meinen Segen, wachst und vermehrt euch und verwandelt die Erde in
einen Blumengarten", rief sie ihren Blumenkindern hinterher, als
sie die über der ganzen Welt ausstreute.
Sonne,
Mond und Sterne waren zufriedengestellt und freuten sich nun über
ihre bunte Welt. Auch alle anderen kamen, um zu sehen,
was die
Erdenmutter da für Wunder vollbracht hatte. Die allgemeine
Begeisterung kannte aber keine Grenzen mehr, als sie die wunderbaren
Düfte bemerkten, Sie lobten die Erdenmutter, wie sie es noch nie
getan hatten.
„Wer
auch kam, ließ sich von dem zauberhaften Anblick und den köstlichen
Düften bezaubern.
-
Elfen können nämlich, genau wie Menschen neugierig sein -.
Jede,
die angeflogen kam, besah die Blüten, roch an jeder Einzelnen,
verglich sie miteinander und gab ihr Urteil darüber ab. Alle
beglückwünschten die
Erdenmutter zu ihren herrlichen Einfällen.
Scheinbar
hatte keiner bemerkt, dass die schönste Blüte, die Rose, keinen
Duft hatte.
Keiner?
Klar, die ganze Luft war ja von den vielen Düften erfüllt.
Nein,
das stimmte nicht. Da gab es ein kleines Elfchen mit einem zart
rosa
Schimmer auf seinen Flügelchen, das hatte es wohl bemerkt. Es fasste
sich ein Herz und fragte die Erdenmutter gerade heraus nach dem
Grund. Natürlich wollte es erfahren, warum das so war,
„Entschuldigung,
ich möchte mal was fragen”, traute es sich zu reden.
„Frage
nur”, ermunterte Mutter Erde.
„
„Das
ist aber schade. Da werde ich schnell mal überlegen müssen, was
sich dagegen machen lässt, mir fällt bestimmt noch etwas ein”,
versprach das kleine Elfchen, winkte lächelnd und flog eilig davon.
„Solch
ein kleines Dingelchen und möchte gerne helfen, das ist ja wirklich
lieb von ihm. Doch es wird das nicht machen können. Wie denn auch. -
Eigentlich Schade."
Betrübt
hing die Erdenmutter ihren
Gedanken nach.
„Wie
dehr hätte ich meiner Rose einen Duft gewünscht", flüsterte
sie, während sie sich trotz ihrer Betrübnis, über die liebevolle
Anteilnahme der Elfe, von Herzen freute, „aber es soll wohl nicht
sein.
Wie
aber staunte sie, als in der Nacht
das kleine Elfchen wiederkam, und
nochmals die schöne Rose besuchte. Ganz nah ging es an die Rose
heran und strich mit ihren kleinen Fingern über die Rosenblüte. Es
sah aus, als würde die Blüte von einem kleinen rosa-weiß
schillernden Schmetterling gestreichelt.
Das
berührte die Mutter, solch ein allerliebster Anblick, hätte jedes
Herz höher schlagen lassen. Das Erstaunlichste aber, war
der
wunderbare, liebliche Duft, den das Elfchen ringsum verbreitete.
Zwar
kannte die Erdenmutter seit Langem diesen elfischen Duft, den alle
Elfen mit sich trugen. Doch diesmal war er geradezu überwältigend.
Bei
Mutter Erde aber, regte sich die Neugier. Sie wollte unbedingt
genau
wissen, was das Elfchen dort bei ihrer Rose machte, weshalb sie näher
heranging. Vorsichtig beobachtete sie die kleine Elfe, die zart mit
ihren Händchen die schöne Blüte berührte und ihr danach einen
leichten, liebevollen Kuss, mitten in das Rosenherzchen hinein gab.
„Sieht
das niedlich aus”, dachte die Erdenmutter, „die kleine Elfe hat
sich wirklich etwas Liebes ausgedacht. Sie ist
nochmal
zurückgekommen, um die Rose zu trösten.”
Das
Elfchen kannte sie ja längst. An seinem rosa Schimmer auf den
Flügelchen hatte sie es gleich erkannt. Wusste die Mutter doch, dass
es helfen wollte, und sichtlich gerührt, lächelte sie still vor
sich hin,
Das
konnte sie nicht glauben.
„Es
ist nicht möglich, die Rose hat ja keinen Duft. Das kann nicht
sein”, dachte Mutter Erde
immer noch ungläubig.
Es
war aber so. Die Rose duftete. Genauso, wie das Elfchen geduftet
hatte. Da wusste die Erdenmutter, dass das Elfenkind der schönen
Rose, seinen kostbaren, Elfenduft geschenkt hatte. Dieses einmalige
Geschenk, der schönste Duft, den es auf der Erde gab, war nun der
Duft der schönen Rose.
für
Sonne, Mond und Sterne war,
nur
immer sehen Ödnis bloß,
ist
langweilig, macht müde gar.
berichtet
von der Schwierigkeit,
gebeten,
dass das anders werde.-
Sie
machte grün das Erdenkleid.
nur
Grün ist auch nicht interessant,
es
muss ein neuer Anblick sein.
Die
Erdenmutter bunt erfand.
gab
ihnen Düfte, Namen auch,
nur
eine Blume schön und zart,
war
ohne Duft, es blieb kein Hauch.