Prolog Ich muss sie hier weg kriegen. Ich muss sie beschützen. Mit Tränen in den Augen schaue ich sie an. Ich präge mir ihr unwiderstehliches Lächeln ein, schaue ein letztes Mal in ihre wunderschönen braunen Augen. Ein letztes Mal blicke ich meine wunderschöne kleine Schwester an. „Du musst so schnell und weit laufen wie du kannst und verstecke dich dabei gut. Du darfst dich nicht umdrehen, einfach weiter laufen. Ganz weit weg von hier, ja?“ „Okay. Aber versprich mir, dass du aufpasst und, dass wir uns ganz schnell wiedersehen. “ „wir sehen uns ganz bald wieder, versprochen. “ „Ich hab Angst, Mel. “ „Ich auch Sophie. Ich
auch.“ „Und woher weiß ich, dass ich da bin? “ „du merkst das. Du musst dich beeilen. “ „ich liebe dich, Mel. “ „ ich dich auch. Jetzt Lauf! “ Ich habe so unbeschreibliche Angst vor ihm. Es wird nicht mehr lange dauern. Er wird mich finden und mit mir-Gott weiß was -anstellen. Er wird mich bestrafen, für all das was passiert ist. Hätte ich mich damals bloß anders entschieden. Plötzlich springen die Türen auf, die Fensterscheiben zerspringen und er steht vor mir. In seiner vollen Pracht. Ich hatte ihn anders in Erinnerung. Ganz anders. Er ist nicht der, der er mal gewesen ist, nicht der, der er hätte sein können. Seine braunen Augen, sein unwiderstehliches Lächeln, das alles hat sie von ihm. Sie ist ihm in so vielerlei Hinsicht ähnlich. Nur das
Grundwesen. Das hat sie zum Glück von ihr und nicht von ihm.
Nach all den Jahren des Weglaufens und Versteckens, steht er nun vor mir. Mein verschwundener … Vater.
„ Passt auf, dass ihr nicht hinfallt und euch verletzt. Und nicht so weit weg, habt ihr gehört?“ „ Ja Mama, ich passe auf. Mach dir doch nicht immer solche Sorgen. “ „ ja Mel, ist schon in Ordnung. Passt einfach auf und kommt, wenn es dunkel wird wieder.“ „ Ja Mama. “ Ich bin schneller als sie, aber ich bin älter und sie muss trainieren, also muss ich hin und wieder stoppen und schauen ob sie noch nah genug an mir dran ist.
Wie gerne ich jetzt einfach laufen würde. Ich stoppe und will mich gerade umdrehen, als sie schon an mir vorbeidonnert. Oho. Da müssen wir noch eine Menge lernen. Wir bleiben stehen und ich schaue sie an. Sie ist so glücklich. Das Laufen? Ein Geschenk für sie, ja so war ich auch mal, zu lange ist das her. Das letzte Mal als ich so glücklich war, da war es Dad der mir beibrachte wie man schnell, lange und vor allem leise läuft. Jetzt liegt es an mir es ihr beizubringen. „ Du musst leise laufen, Sophie. Nicht wie ein tollpatschiger Elefant, eher wie eine schöne Ballerina. Zuerst lernst du
das, bevor wir schnell laufen, ja? “ „ Du bist gemein! Ich laufe gar nicht wie ein tollpatschiger Elefant.“ „Ja okay, du hast Recht. Eher wie eine ganze Horde, nicht wahr? “ „Weißt du eigentlich, dass ich viel besser und leiser laufen kann, als du? “ „Na, wenn du meinst. Dann beweise es mir.“ Und so laufen wir los. Zuerst nur langsam, aber leise und als ich denke, dass sie es verstanden hat, werde ich schneller. Anfangs ist sie noch hinter mir, aber ich hab ihren Ehrgeiz geweckt, genau wie Dad es damals bei mir
geschafft hat. Es ist schmerzhaft an ihn zu denken. Sophie erinnert mich so sehr an ihn. Sie hat seine glänzenden braunen Augen und die Gesichtsform. Sie ist so wie sie ist wunderschön. Ich hingegen bin eher nach meiner Mutter gekommen, die grünen Augen, die blonden Haare, alles. Eines haben Sophie und ich aber gemeinsam. Wir haben die gleichen Charaktereigenschaften und die haben wir von unserer Mutter. Manchmal wünsche ich mir, ich hätte etwas von ihm. Etwas an das ich festhalten kann, bis er wieder kommt. Falls er wieder kommt. „Du musst leiser sein! Stelle dir vor, wir spielen ein Spiel und wenn du gewinnen
willst, dann darf ich dich weder sehen noch hören.“ Ich versuche im Schutz der Bäume zu laufen. Zu Anfang hab ich ein paar Probleme damit, zu oft bleibe ich irgendwo hängen. Bis ich mir eingeprägt habe wie ich am besten laufe, vergehen gefühlte Stunden. Zuerst stolpere ich eher nur so dahin, als dass ich laufend voran komme, doch dann hab ich den Dreh raus und ich werde schneller und schneller. Ich fühle mich zum ersten Mal so richtig … frei. Völlig in Gedanken merke ich gar nicht, dass sie hingefallen ist und weint. Erst als sie meinen Namen ruft bin ich wieder in der Realität. Im hier und
jetzt. „ Du hast dich nur ein bisschen am Knie verletzt. Steh auf und lauf weiter, das hilft am meisten, glaub mir. Dad hat das mir auch immer gesagt und er hatte recht. Du musst weiter machen. “ „ okay, ich versuch´s. “ „ Na dann, weiter? “ „ okay, aber Mel?“ „ Ja? “ „ Wie war Dad? Habt ihr viel zusammen gemacht? War er nett, hat er dir erlaubt alleine laufen zu gehen? Hatte er dich lieb? Und mich auch? Und wieso ist er jetzt weg? Mama will mir nie was über ihn erzählen,
bitte.“ „ Ich erzähle dir alles, wenn wir wieder zu Hause sind, ja? Wir müssen jetzt trainieren. Oder kannst du etwa nicht mehr? “ Statt mir zu antworten läuft sie vor. Sie hat ein solches Tempo drauf. So schnell war sie noch nie. Ich fange an zu laufen, ich werde schneller und immer schneller. Bis ich sie eingeholt habe. Mein Ziel? Ich möchte, dass sie irgendwann schneller wird als ich, denn dann ist sie auch schneller als Dad, ob sie vor ihm weglaufen würde wenn sie es wüsste? Ich will nur noch einmal in seinen Armen liegen. Ich will einmal
noch seine Geborgenheit zu spüren bekommen, aber ich hab auch große Angst vor ihm. Kann ich ihm überhaupt vertrauen? Ich kann mir darüber jetzt keine Gedanken machen. Ich habe beschlossen, dass ich morgen mit Sophie reden werde. Ich habe gesagt, dass ich Kopfschmerzen habe, deshalb sitze ich nun hier in meinem Zimmer, mit dem Tagebuch auf dem Schoß und Tränen in den Augen. Liebes Tagebuch Ich weiß auch nicht, aber all das ist momentan fast unerträglich. Jeden
morgen mit dem Gefühl aufzuwachen, man habe etwas Falsches getan. Immer die gleiche Frage. Wäre er noch hier, wenn ich ihm damals nicht gesagt hätte, wie sehr ich ihn hasse? Mittlerweile frage ich mich sogar, ob das überhaupt stimmte. Habe ich meinen Vater wirklich so abgrundtief gehasst, dass ich ihm sogar den Tod gewünscht habe? Und was würde das dann über mich aussagen. Und dann sehe ich jeden Tag, wie glücklich sie ist, aber etwas ihr lächeln trügt. Sie vermisst ihren Vater fast so sehr wie ich. Sie weiß nicht was er mir und Mom angetan hat und was er ihr
angetan hätte, wäre ich nicht zu ihm gegangen und hätte ihm nicht gesagt, dass ich ihn hasse und, dass er von mir aus zur Hölle fahren könne.
„Ja, komm her. “
Also, als ich noch ganz klein war, da war ich eigentlich immer nur bei Mom, denn Dad war arbeiten, damit wir, wie er immer sagte, uns dieses schicke Haus leisten könnten. Manchmal hatte ich aber das Verlangen danach meinen Vater zu sehen und etwas mit ihm zu unternehmen. Dann als ich ungefähr 12 Jahre alt war und du gerade acht Jahre alt wurdest, trennten sich unsere Eltern, ich wuchs bei Dad auf und du bei Mom.
Anfangs weinte ich sehr viel, weil ich
Mom mehr vermisste, als ich zuerst dachte, aber ich war eben auch erst 12. Dad und ich waren sehr viel draußen und er erklärte mir wie ich mich unbemerkt im Wald bewegen könnte, du musst dazu wissen, dass wir in ein Häuschen am Waldrand gezogen sind, und so fing er an mit mir zu trainieren. Zuerst nur einmal die Woche, doch je älter ich wurde, desto öfter trainierten wir. Ich sah das Training nicht wirklich als Training, eher als ein Spiel bei dem ich besser sein müsste als Dad. Eines Tages nach dem Training habe ich ein Gespräch zwischen meinem Dad und einem Freund belauscht und ich fand heraus, weswegen Mom und Dad sich
wirklich getrennt haben. In mir zerbrach ganz viel, weil ich so etwas nie von Dad erwartet habe. Ich empfand gegenüber ihm plötzlich keine Bewunderung mehr, sondern nur noch abgrundtiefen Hass, zumindest dachte ich das damals. Heute bereue ich es. Ich bereue, dass ich ihm alles an den Kopf geschmissen habe, was mir gerade in den Sinn kam. All die Trauer, die ich fühlte als Kyle starb. Und ich weiß noch ganz genau, wie ich Dad angeschrien habe, er hätte ihn umgebracht und dass ich mir nichts sehnlicher wünsche als seinen eigenen Tod. Am nächsten Tag war er weg und ich war auf mich gestellt, ich war
inzwischen 14 Jahre alt und wusste wie ich allein überleben würde, aber ich wollte nichts sehnlicher als bei euch zu sein. Also hab ich mich auf den weg, nach Hause gemacht und jetzt sitze ich jeden Abend hier und weiß, dass ich schuld daran habe, dass Dad weg ist. Und das ist die Hölle, weil ich genau weiß, was ich dir angetan habe. Ich habe dir deinen Vater weggenommen, und du glaubst gar nicht wie leid mir das tut. Minuten vergehen in denen sie mich nur anschaut. Bis sie mich dann umarmt und anfängt zu
weinen. „Wieso haben sich Mom und Dad denn wirklich getrennt? Und hat Dad Kyle umgebracht? Wer war Kyle ? “ „Ich kann dir dasjetzt noch nicht sagen. Du würdest es nicht verstehen und du würdest denken, Dad ist ein Monster und das will ich nicht. Ich bin mir mittlerweile nicht mehr so sicher, ob er ihn umgebracht hat, es war das einfachste zu denken, er hätte ihn umgebracht, sicher bin ich mir jedoch nicht“ „ Und wer war Kyle ?“ „Er war damals mein einziger Freund. Mein wirklicher Freund. Er war wie ein
Bruder für mich. Und plötzlich war er weg und ich war allein. Als ich dann hörte wie Dad sagte, dass sie ihn aus dem Weg schaffen müssten, war ich fest davon ausgegangen, dass er Kyle meinte.“ „ Wie lange hast du Kyle gekannt?“ „Ich habe ihn kennengelernt, als Dad und ich dahin gezogen sind, also so ungefähr zwei Jahre. Er wäre nicht einfach so gegangen und als seine Mom mir dann sagte er sei tot …“ „ Oh Mel, das tut mir leid.“ Sophie geht ohne ein weiteres Wort raus und lässt mich allein. Die Erinnerung an Kyle und, dass er nicht mehr da ist hat
mich völlig fertig gemacht. Zu lange habe ich den Gedanken an Kyle unterdrückt. Jetzt muss ich damit fertig werden. Aber nicht jetzt. Nicht heute. Ich lege mich hin und versuche zu schlafen. „Hey, ich bin Kyle. Neu hier?“ „ Hey Kyle. Ehm ich bin Mel. Ja, mein Dad und ich sind gestern hierher gekommen. “ „ Cool. Ich muss jetzt weg, es gibt essen und eigentlich darf ich nicht allein raus.“ „Okay, dann tschüss Kyle. “ Ich geh ins Haus, weil es langsam dunkel wird. Ich schlendere in mein, wie
ich finde, viel zu großes Zimmer und schließe die Tür, dann lege ich mich ins Bett und hole mein Lieblingsbuch raus. Nach einer Weile fällt es mir auf die Nase, ich lege es weg und schlafe ein.
Ich höre ein Geräusch. Ein klopfen. Nein, schritte. Es sind ganz eindeutig schritte. Sie kommen näher und näher. Daddy? Nein. Er kann noch nicht hier sein. Die Tür geht mit einem leisen Geräusch auf und plötzlich weiß ich wer da vor mir steht. Es ist dieser Junge, den ich vor ein paar Stunden getroffen habe. Ehm Kyle.
Meine Mutter steht in der Tür. Sie hat diesen blick drauf, den sie hat, wenn etwas passiert ist. Egal was es ist. Es ist nichts Gutes. „ Was ist los Mom?“ „ Kann ich hereinkommen?“ okay, jetzt habe ich Angst. „ Klar “ „Also, ich hab heute früh mitgekriegt wie du Sophie einiges über Dad erzählt hast.“ „ Ja. Also Mom, sie wollte unbedingt etwas wissen und sie hat genervt und ich fand es unfair wenn sie nichts weiß. Tut
mir leid. “ „ Darum geht es mir nicht. Es ist okay, dass du ihr etwas erzählt hast. Ich habe mitgekriegt wie du von Kyle geredet hast und ich wollte wissen wer er ist. Ich habe im Keller nach deiner Kamera gesucht, habe allerdings nicht sie gefunden, sondern etwas anderes. “ „ Also du hast gelauscht und in meinen Sachen herumgewühlt, anstatt mich zu fragen? “ „ Jap. Hör mal, es tut mir leid, aber ich habe etwas gefunden, was dich vielleicht interessieren könnte.“ Sie hält mir einen Umschlag vors Gesicht. Legt ihn aufs Bett und verschwindet ohne ein weiteres Wort aus
der Tür. Ich nehme den Umschlag in die Hand und fange an zu lesen. Schon nach den ersten Zeilen verschlägt es mir den Atem. Dieser Umschlag, dieser Brief. Er ist zu 100 % von ihm. Wie kommt der Brief in den Karton wo die Sachen von meinem Dad sind? Als ich letzte Woche unten war, war da kein Brief. Das heißt er muss dorthin gelegt worden sein von … Ihm. Er lebt! Liebe Mel, ich schreibe dir diesen Brief, weil ich dich so unbeschreiblich doll vermisse. Es ist zu gefährlich, für jeden von uns,
wenn ich jetzt zu dir kommen würde. Es hat mich Wochen gekostet dich ausfindig zu machen und ich weiß es ist lange her. Sehr lange. Aber ich will dir sagen, dass du damals der wichtigste Mensch meines Leben warst und es nach all dieser Zeit noch immer bist. Ich möchte, dass du weißt dass ich mich damals nicht einfach so aus dem Staub gemacht habe. ES ist viel passiert und ich wusste mir nicht mehr anders zu helfen. Es tut mir alles so unendlich leid. Ich hoffe du kannst mir irgendwann verzeihen. Alles Liebe Kyle. Es verschlägt mir den Atem. Es wird mir alles zu viel. Er lebt. Er lebt wirklich.
Ich versteh das alles nicht. Wieso meldet er sich erst jetzt? Was ist denn jetzt anders, als vor zwei Jahren? Wieso ist er weg? Ich versteh das nicht! Ich weiß nicht was ich machen soll, weiß gar nichts mehr. Ich bin völlig durcheinander, er hat nicht mal geschrieben wo er ist oder wie ich ihn erreichen kann. Gar nichts!
Ich hole völlig in Trance meine Turnschuhe raus, zieh gemütlichere Sachen an, stolpere sozusagen aus der Tür und laufe los. Einfach laufen. Einfach weg! Vor meinem geistigen Auge spielen sich andauernd Geschichten von damals ab. Wie ich anfangs immer mit Dad laufen war, irgendwann aber zu gut für ihn war und ich deshalb irgendwann mit Kyle gelaufen bin. Wie ich das eine Mal hingefallen bin und er mich zuerst richtig ausgelacht hat und dann zu mir gekommen ist um mir zu helfen. Als
dann plötzlich diese komische Stille zwischen uns kam, es war keine unangenehme Stille. Wir schauten uns einfach eine Zeit an und liefen nur so langsam nebeneinander her.wie er mich zum Abschied auf die Wange küsste und dann schnell ins Haus gelaufen ist. Wie wir zusammen zur Schule gelaufen sind und manchmal auch einfach nicht hingegangen sind, was im Nachhinein ganz schön Ärger gegeben hatte, wie wir einfach alles zusammen erlebt haben, obwohl wir uns nur zwei Jahre kannten. Wie ich ihn mögen und anschließend auch lieben gelernt habe. Dann war er weg und ich war allein. Schon wieder. Nach einer Weile laufe ich langsam
wieder nach Hause. Ich sehe schon von weitem, dass da irgendwas nicht stimmt. Die Tür steht auf, das Wohnzimmer ist durchwühlt, als hätte jemand was gesucht? Oben ist irgendjemand. Ich habe da doch etwas gehört. Oder bilde ich mir das jetzt schon ein? Na ja, schaden kann es ja nicht wenn ich gucke. Leise gehe ich die Treppen hoch, ganz langsam. Schon wieder! Ganz sicher da ist jemand. Ich werde leiser. Gehe zu meinem Zimmer und da steht er vor mir. „K-K-Kyle“ stotterte ich vor Mich hin. Verwundert blickt er mich an, bringt jedoch keinen Ton heraus. Er kommt auf mich zu, umarmt mich und
drückt mir einen Umschlag in die Hand. Es war so ein schönes Gefühl ihn endlich wieder in die Arme schließen und ihn spüren zu können. Unten geht eine Tür auf, ich drehe mich kurz verwundert um und im nächsten Moment ist er schon wieder weg. „Mel, bist du da oben? “ Höre ich meine Mom von unten rufen. „ Ja. Ehm ich komme gleich, ich hab was zu Erledigen “ antworte ich wie aus der Pistole geschossen. Liebes Tagebuch, ich habe Angst. Obwohl? Ist es wirklich die Angst die ich empfinde? Ich hab keinen passenden Ausdruck. Ich weiß
momentan so gut wie gar nichts mehr. Alles in meinem Kopf ist wie durcheinander gewürfelt. Ich war wie jeden Tag laufen und dann komm ich nach Hause, die Tür regelrecht aufgerissen, das Wohnzimmer durchwühlt und in meinem Zimmer ein verwirrter Kyle. Er war so anders. So still. So gar nicht er. Sein Blick verriet, dass der Umschlag von enormer Wichtigkeit ist. Als Mom unten die Tür aufmachte, erhaschte ich einen schnellen Blick in seine immer noch grau-grünen Augen, sie erzählten, so wie früher, alles, obwohl er nicht sprach. Er konnte deswegen auch nicht lügen, seine Augen verrieten ihn sofort. Jedenfalls war in
ihnen eine gewisse Verachtung zu erkennen, ob nun an mich oder meine Mutter gerichtet. Obwohl ich denke, dass es aus mit unerfindlichen Gründen an meine Mutter gerichtet ist. Sein Blick verriet mir außerdem, dass ich niemandem (und wahrscheinlich ganz besonders nicht meiner Mom) von dem Umschlag erzählen durfte. Und ich werde es für mich behalten. Ja und wie ich das machen werde! Ich muss jetzt runter zu meiner Mom. Ps: ich glaube hier läuft irgendwas ganz gewaltig schief. Ich weiß noch nicht wie aber ich werde es herausfinden.
Am Abend komme ich runter. Der Tisch ist, mit den leckersten Sachen auf ihm, gedeckt und nichts ist mehr von dem Einbruch zusehen. Ich bin immer noch ganz durcheinander von dem Umschlag. Und von der ganzen Situation mit Kyle und Mom und dem Einbruch und Dad. Und all dem was passiert ist. Mom kommt mit einem breiten Lächeln, das schon fast gruselig fröhlich wirkt, ins Wohnzimmer und bedeutet mir mit ihrem Blick, mich hinzusetzen. „Wie war das Laufen? Irgendwas spannendes passiert, Schatz? “ Irgendwas kann hier nicht
stimmen. „ Ehm gut wie immer und nö, nichts Besonderes und wie war dein Tag? “ „ Och ganz gut. Alles beim alten. Und freust du dich schon auf die Schule, auf deine Freunde und den Alltag? “ „ Ehm na ja eher weniger. “ Okay jetzt bin ich mir sicher irgendwas ist mir ihr. Sie ist so künstlich. Eine Weile schweigen wir uns nur an und werfen uns gegenseitig verstohlene Blicke zu. Man hört nur ab und zu das Geklimper des Bestecks, wie in diesen gruseligen Psycho-Filmen oder so. „Ehm Mom? Ich bin fertig, darf ich auf mein Zimmer gehen?
“ „ ja, von mir aus. Ist da denn irgendwas besonderes? “ „ Ne. Ich bin nur gerade dabei mein Lieblingsbuch weiter zu lesen. “ „ Okay Schatz, aber wenn irgendwas passiert oder schon passiert ist, würdest du es mir doch sagen, nicht wahr?“ „Was? Oh ja klar natürlich. Du bist ja meine Mom. Wieso denn auch nicht? “ „ ach schon gut. Geh rauf in dein Zimmer ich geh eben schnell Sophie von ihrer Freundin abholen. “ Ich laufe schnell nach oben in mein Zimmer, verschließe alle Fenster und Türen, krame mein Tagebuch unterm Bett
hervor, schlage es auf, hole den Umschlag heraus und fange an zu lesen. Liebe Mel, zuerst entschuldigE ich mich für die UnordNung. Und eigentlich auch dafür, dass ich in meiNem letzten Brief keine Informationen herausgegeben habe. Und es in diesem genauso wenig tun werde. Es tut mir leid, aber es ist einfach viel zu gefährlich. Allerdings möchte ich dir sAgen, dass nicht jeder so ist wie er zu sein scheint. Vertraue bitte niemandem, wenn es um deine Vergangenheit geht. Manche aus deinem Umfeld sind anders, als wie du eigentlich vermutet hast, dass sie
sInd. Alles Liebe, Kyle. Liebes Tagebuch Irgendwas stimmt hier nicht. Zuerst bricht Kyle hier ein. Dann krieg ich diesen komischen Brief und dann Mom… Was ist denn heute los? Ich weiß nicht, aber eigentlich wünsche ich mir nichts sehnlicher als Kyle in die Arme zu schließen und nie wieder loszulassen. Er ist das letzte, was ich noch aus meiner Vergangenheit habe. Ich dachte ich hätte nichts mehr, doch ich hab noch so viel! Ich weiß momentan nicht was hier vor sich geht, aber ich versuche es herauszufinden. Ich verstehe Kyle
nicht…. Ich möchte etwas von ihm wissen, möchte wissen was er die letzten Jahre erlebt hat, wo er gelebt hat, wieso er gegangen ist. Ich möchte einfach wieder ein Teil von ihm werden. Anstatt er mir Antworten auf meine unausgesprochenen Fragen gibt? Neiin… Ich kriege immer nur noch mehr Rätsel. Sophie läuft zur Zeit immer mit so einem Lächeln herum, mal schauen ob sich da irgendwas entwickelt hat. Wäre schön, dann ist wenigstens sie glücklich! Wenn ich daran denke, dass ich morgen in die Schule muss.. Mir wird das gerade alles viel zu viel! Ich gehe jetzt laufen, bis Bald!
Anastasiax3 ich finde das ist eine tolle geschichte ich würde gerne eine fortsetzung haben es ist wirklich spannend |