Biografien & Erinnerungen
Mein Recht auf Flucht - Forumsbattle 35

0
"Mein Recht auf Flucht - Forumsbattle 35"
Veröffentlicht am 16. Oktober 2014, 14 Seiten
Kategorie Biografien & Erinnerungen
© Umschlag Bildmaterial: Schnief
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Kurzgeschichten nicht nur für Kinder und Erinnerungssplitter aus meinen Leben findet ihr auf meinen Profil.
Mein Recht auf Flucht - Forumsbattle 35

Mein Recht auf Flucht - Forumsbattle 35

 




                 Mein Recht auf Flucht

                             zum

                      Forumsbattle 35


                             von

                          Schnief


Forumsbattle 35 Thema: Recht auf Flucht Wortvorgaben: Rotzlöffel Dilemma deklamieren (nicht benutzt) fragmentarisch Dreck versündigen Schrei geblümt Pippi-Langstrumpf-Radlerhose wankelmütig Ufer Depression


Text und Cover von Schnief


















Hallo, mein Name ist Schnuffel von Wolli, so wurde ich getauft, ehrlich gesagt ohne mich vorher zu fragen.

Nach bereits nur sechs Wochen trennte man mich in einem Zoogeschäft von meinen Geschwister und meiner Mutter. Ein junges Mädchen in einem geblümten Kleid und einer geringelten Pippi-Langstrumpf-Radlerhose packte und steckte mich einfach  in einen Karton.

Meinen stummen Schrei konnte man sicher meilenweit hören.

Ich schaukelte dermaßen in dieser Kiste hin und her, dabei kam ich mir vor, als wäre

ich auf hoher See und wünschte mir nichts sehnlicher, als das rettende Ufer herbei. Zu meinem unwahrscheinlichen Glück kam ich nicht in irgend so einen Käfig, in dem ich mich zwar noch etwas bewegen konnte, aber ansonsten nur herumsitzen konnte. Man setzte mich in einen Stall im Freien, als ich dort hinaus sah erblickte ich eine grüne Wiese und Bäume.

Neugierig kamen zwei meiner Artgenossen heran. Es war ein Pärchen und sie beschnupperten mich, sofort duckte ich mich und zeigte meine Unterwürfigkeit beim Männlichen.  Er hieß Racker und Lilly nannten sie das Weibchen.

Zum Glück verstanden wir uns alle sehr schnell prächtig und lebten glücklich.

Eines Tages wurde ich kurzerhand hochgehoben und wieder in so einem Kasten gesetzt und die elendige Schaukelei war  diesmal nicht so schlimm, denn Racker der ältere Herr begleitete mich.


Doch da begann mein Dilemma. Man piekte mich einfach und ich schlief anschließend ein. Als ich wieder erwachte und feststellte, dass diese Rotzlöffel mich um meine Männlichkeit gebracht hatten, wäre ich fast in eine Depression gefallen.

Racker hat mich getröstet und mir dabei sanft meine Ohren gereinigt. Das Weibchen Lilly hatte man von uns getrennt und kam seitdem  nur noch sehr oft zu 

Besuch. Der Stall in dem ich nun lebte stand auf dem Grundstück unseres Herrchens, besser gesagt Frauchen, eine riesige Fläche mit einer Wiese, Sträucher und einem kleinen Wäldchen.

Das Frauchen, ein sogenannter Mensch, ist eigentlich sehr lieb zu uns und bringt uns Futter, etwas zum Trinken und entfernt den Dreck aus unserem Heim.

Eines Tages machte ich von meinem Recht auf Flucht gebrauch.

Ein riesiger Raubvogel wurde durch die Hühner von nebenan angekündigt, ich sprang auf und versuchte mit wenigen Sprüngen  unserem  Stall zu erreichen. Doch ich hatte

einen Kirschbaum übersehen, gegen den ich mit voller Wucht prallte. Ich schaffte noch einen Meter und fiel einfach um.

Sofort kam mein Frauchen angelaufen und ich wurde zu einem Arzt gebracht. Als Folge durfte ich acht Wochen lang nur noch auf engsten Raum meine Zeit verbringen, damit sich die Bänder, welche ich mir bei meinen riesigen Sprüngen überdehnte, sich zurückzogen. Seitdem bin ich sehr wankelmütig bei meinen Ausflügen außerhalb des Stalls. Den Winter verbrachten Racker und ich in einer Garage. Diese Garage wurde ab sofort mein Heim, nichts konnte mich bewegen, diese jemals wieder allein zu verlassen.

Im Sommer kam unser Paulinchen zu uns und wir verlebten eine glückliche Zeit zu dritt. Eines Tages bekamen Racker und ich uns so sehr in die Wolle, dass wir getrennt wurden, nur Paulinchen blieb irgendwie das Bindeglied zwischen uns.  

Irgendwann wurde Racker krank, kam in diese Kiste und als er zurückkam, lag er in einem Schuhkarton. Ich habe mich darauf gesetzt und fragte mich, warum die Menschen sich versündigen.

Danach lebte ich mit Paulinchen in meiner Garage. Täglich unternahm sie allein Ausflüge in den Garten, kam aber stets zurück und versuchte mich zu ermuntern, gemeinsam mit ihr nach draußen zu kommen. Manchmal

schaffte sie es und wir futterten gemeinsam diverse Kräuter.

Irgendwann wurde sie sehr krank, auch sie wurde beim Arzt behandelt, leider hatte sie die Nacht nicht überlebt. Ich hielt neben ihr Wache, bis mein Frauchen am Morgen kam. Mein Frauchen nahm mich einfach aus dem Stall und setzte mich auf den Fußboden.

Auch Paulinchen legte sie in einen Karton, genau wie bei Racker verabschiedete ich mich.

Seit dieser Zeit lebe ich in meiner Garage mit dem zweistöckigen Stall. Sehr selten verlasse ich meine Garage, in der ich ja tagsüber  frei herum hoppeln darf.
Mein Frauchen brachte mir zwar ein neues

Weibchen, aber sie wollte nicht mit mir leben.

Fragmentarisch erzählte ich euch meine bisherige Lebensgeschichte und mein Frauchen gibt mir jederzeit das Recht auf Flucht, ansonsten bekomme ich immer Attacken, die in elliptische Anfälle ausarten und verfalle dabei in Atemnot.

0

Hörbuch

Über den Autor

schnief
Kurzgeschichten nicht nur für Kinder und Erinnerungssplitter aus meinen Leben findet ihr auf meinen Profil.

Leser-Statistik
38

Leser
Quelle
Veröffentlicht am

Kommentare
Kommentar schreiben

Senden
welpenweste 
Gern nochmal drüber geschaut
Günter
Vor langer Zeit - Antworten
koollook Eine traurige Lebensgeschichte, die aber doch ein paar Höhen vorzuweisen hat.
Vor langer Zeit - Antworten
Constantin Eine ganz süße Hasengeschichte, sehr liebevoll erzählt!
Liebe Grüße Constantin
Vor langer Zeit - Antworten
Caliope Viel Erfolg!!!!
lF
Cali
Vor langer Zeit - Antworten
Frettschen Ein ziemlich trauriges Hasenleben - - - doch bin ich mir sicher, dass es zum Ausgleich viel Liebe von seinen Menschenfreunden bekommt.
Und so wird dieses kleine Hasenleben doch wieder lebenswert.
Hm - - - mich fragte übrigens auch niemand, ob ich Andrea heißen möchte ... ;)
Vor langer Zeit - Antworten
Andyhank Das ist eine interessante Frage, ob man flüchten soll, wenn man darf, wenn die Umstände, die man kennt, besser erscheinen, als die, die man nicht kennt ...
Vor langer Zeit - Antworten
parabellum Eine sehr schöne Geschichte aber auch traurig.
Viel Glück !!!!!!!
LG Heike
Vor langer Zeit - Antworten
welpenweste Eine süße Anekdote über ein Häschen.
Viel Glück bei der Battle!
Lg
Günter
Vor langer Zeit - Antworten
KatharinaK Liebe Manuela, "Der Anfang war richtig gut", kam mir in den Sinn. Doch danach machten es auch einige Fehler (fehlende Worte und so) nicht leicht. Aber Du hast noch viel Zeit drüber zu lesen. Inhaltlich eine echt rührende Geschichte rund um die Vorgaben. Liebe Grüße, Katharina
Vor langer Zeit - Antworten
schnief Liebe Katharina,
Herzlichen Dank für deine Hilfe, ich habe es noch etwas überarbeitet, lese morgen noch ein darüber. Dann sehe ich hoffentlich noch den ein oder anderen Fehler.
Liebe Grüße Manuela
Vor langer Zeit - Antworten
Zeige mehr Kommentare
10
31
0
Senden

119857
Impressum / Nutzungsbedingungen / Datenschutzerklärung