Sonstiges
DER MENSCH UND DIE ARBEIT - Betrachtung

0
"Müde macht uns die Arbeit, die wir liegenlassen, nicht die, die wir tun. Marie von Ebner-Eschenbach"
Veröffentlicht am 15. Oktober 2014, 14 Seiten
Kategorie Sonstiges
© Umschlag Bildmaterial: nina_susik - Fotolia.com
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Ich wurde in einem kleinen Dorf bei Nürnberg geboren. Studium und Beruf brachten mich nach Baden Württemberg. Die etwa 35 Jahre im Dreiländereck waren genug. 1999 zog es mich in meine alte Heimat zurück und seither lebe ich in Fürth.
Müde macht uns die Arbeit, die wir liegenlassen, nicht die, die wir tun. Marie von Ebner-Eschenbach

DER MENSCH UND DIE ARBEIT - Betrachtung

der mensch und die arbeit



Immer schon, seit Anbeginn der Existenz des Menschen, geht er einer Beschäftigung nach. Wir erfahren darüber, wenn wir in ein Museum gehen und uns mit der Steinzeit oder auch späteren Kulturen beschäftigen. Früher diente diese Beschäftigung dem Nahrungserwerb, der Herstellung von Kleidung oder Alltags- und Gebrauchsgegenständen. Sicherlich tauschten die Menschen diese Dinge untereinander, aber alles blieb eine Beschäftigung, die dem Erhalt des

Lebens und Überlebens diente. Auch Hausbau, Kleiderherstellung etc. diente dem eigenen Überleben.

Irgendwann wuchs die Bevölkerung und der Einzelne war nicht mehr in der Lage, alles für das eigene Leben Notwendige selbst herzustellen und so kam es zu einem intensiven Warenaustausch. Dafür waren verschiedene Menschen in verschiedenen Zweigen notwendig. Und eine Art einfacher Handel entstand. Diejenigen, die etwas besser konnten, waren für andere beschäftigt. Und schließlich begann man, den ursprünglichen Tauschhandel mit Hilfe

von Geld abzuwickeln.

Aber in unserer modernen Zeit haben sich viele Dinge verschoben. Statt Beschäftigung heißt es heute Arbeit. Und Arbeit wird bezahlt. Dass Arbeit auch zur Ausbeutung benutzt wird, das scheint sich darauf zurückführen zu lassen, dass es inzwischen viele Reiche und viele ärmere Menschen gibt, dass die Gleichwertigkeit des Menschen verloren gegangen ist, die gleiche Wertigkeit auch von Arbeitsleistung und entsprechender Ausbildung. Es ist zu einem riesengroßen Gefälle gekommen. Es steht nicht mehr Arbeitskraft und ordentliche Entlohnung im Mittelpunkt

des Denkens, sondern nur noch billig, billig, billig und die eigene Bereicherung, auf welchem Wege auch immer. Dabei bleibt die Wertschätzung der Arbeit auf der Strecke.

Besonders bewusst wird mir das immer wieder gemacht, wenn es heißt, dass ältere Arbeitnehmer keinen Arbeitsplatz mehr bekommen oder vielmehr einen Job, wie es neudeutsch heißt. Und viele Jugendliche keinen Ausbildungsplatz. Was mich dabei immer besonders entsetzt, ist die Tatsache, wie viele Menschen es gibt, die gesund sind, zwar keine oder kaum eine Ausbildung haben und sich ins soziale Netz fallen lassen.

Eine größere Anzahl von ihnen rauchen, trinken, leben ihren Kindern dieses vor. Und schließlich kommt es so weit, dass sie in Kreise abdriften, die nicht mehr ganz der Legalität entsprechen. Sie wissen häufig nichts mehr mit sich und ihrer Zeit anzufangen und argumentieren, dass sie nicht arbeiten wollen, weil sie mehr Geld durch die Stütze haben als durch Arbeit zu verdienen ist.

„DIE POLITIK WIRD’S SCHON RICHTEN!“

Dass in diesem Fall die Politik auch gefragt ist, möchte ich nicht außen vor

lassen. Meine Betrachtungen gehen aber in eine andere Richtung. Wenn Mensch verfrüht aus dem Arbeitsleben ausscheidet, durch eigene Entscheidung, aus gesundheitlichen Gründen, aus betrieblichen Gründen, was dann? Die einen haben schon immer ein interessantes Hobby gepflegt, die anderen entdecken plötzlich einen Garten für sich oder ein Ehrenamt, sehr viele aber fallen in ein tiefes Loch, werden krank und landen vielleicht sogar in der Psychiatrie. Viele glauben, nichts mehr wert zu sein, nicht mehr am Leben teilnehmen zu können, nicht mehr vollwertig Mann oder Frau zu sein. Sie haben lebenslang nur geschuftet, nur für

andere geschunden, nie etwas für sich getan, nie Ruhe gekannt. Was bleibt, ist einfach Frust.

Da kommt mir Paul Kellers Roman „Ferien vom Ich“ in Erinnerung, jenes Kapitel, in welchem er über die Arbeit philosophiert. Ich habe mir damals den Abschnitt herausgeschrieben und finde ihn heute genauso passend wie damals, als ich dieses Buch las. Ich zitiere: „Das ist doch ein kostbares Geschenk, das der Herrgott seinen Erdenkindern macht: die Arbeit.


Hast du ein Leid im Herzen, das nicht

heilen will, das dir den Tag grau färbt und deine Nächte qualvoll macht, geh zur Arbeit, zu der herben, tüchtigen Frau, sie wird dich mit so klaren Augen anschauen, mit so morgenheller Stimme zu dir sprechen, dass du das Haupt hochheben und tief atmend einen frischen Luftstrom des Lebens einsaugen wirst;


bist du einem Irrlicht nachgegangen und auf sumpfigem Pfad von Schlingpflanzen tiefer Verzagtheit umschlungen worden, rufe die Arbeit, die tüchtige Frau, sie wird dich mit derber Hand herausziehen aus deiner Bedrängnis und dich wieder auf eine

feste Straße stellen; hast du Güter verloren, welcher Art es auch immer sei, wende dich an die Arbeit, die reiche Frau, die leere Taschen und leere Herzen immer neu zu füllen vermag;


sind dir alle Unterhalterinnen des Lebens überdrüssig geworden, lass die Arbeit an deinem Tisch sitzen bis zum letzten Tag deiner Kraft.“ Haben wir Arbeit noch schätzen gelernt im Zuge von Job, Multitasking, steter Bereitschaft, dauernder Belastung? Arbeit muss man als Kind schätzen lernen, die Arbeit mit den Händen, auch

mal die Arbeit mit dem Kopf beim Lösen von Problemen, die Beschäftigung mit Dingen, die nicht immer sinnvoll sein müssen. Haben wir auch gleichzeitig das Sich-langweilen gelernt, das bewusste Nichtstun, das dann der Erholung dient? Wie soll ein Kind das lernen, wenn es vom Aufstehen weg bis zum Bettgehen bespaßt, berieselt und medial bearbeitet wird?


Sicher, es gibt Ausnahmen. Zum Glück. Aber diese Kinder bekommen auch etwas anderes vorgelebt und wachsen deshalb in eine andere Einstellung hinein. Ich habe berufsbedingt über viele Jahre Kinder kennengelernt, die

durch die Arbeit auf dem Bauernhof körperlich fit und geistig auf der Höhe waren und gute schulische Leistungen erbrachten. Durch diese Kenntnisse und durch Einblicke in außergewöhnliche Erziehungsmaßnahmen, die sich an Arbeit orientieren, bin ich zu der Überzeugung gekommen, dass hier ein großer Mangel vorliegt. Ob dieser Mangel über Politik und Sozialarbeit ausgeglichen werden kann, weiß ich nicht. Ich weiß nur eines, dass Arbeit einen wesentlichen Beitrag zur menschlichen Zufriedenheit beiträgt, auch Arbeit, die ehrenamtlich ausgeführt wird. Es wird Zeit, dass Arbeit wieder eine hohe Wertschätzung

bekommt. Vielleicht sogar auch bei weniger oder ohne Bezahlung. Vielleicht sogar als Tauschwährung? Vielleicht als selbstverständliche Nachbarschaftshilfe? Vielleicht weil es gerade hier ein riesiges Feld gibt, das innerhalb eines Gemeinwesens beackert werden könnte.

Die Zukunft wird zeigen, ob wir diesen Wertewandel schaffen und der Arbeit wieder würdig sind beziehungsweise Arbeit wieder im richtigen Rahmen zu werten in der Lage sind. © HeiO 15-10-2014

0

Hörbuch

Über den Autor

NORIS
Ich wurde in einem kleinen Dorf bei Nürnberg geboren. Studium und Beruf brachten mich nach Baden Württemberg. Die etwa 35 Jahre im Dreiländereck waren genug. 1999 zog es mich in meine alte Heimat zurück und seither lebe ich in Fürth.

Leser-Statistik
12

Leser
Quelle
Veröffentlicht am

Kommentare
Kommentar schreiben

Senden
Rajymbek 
Nur wer liebt, was er tut, muss nie wieder im Leben arbeiten.

VLG Roland
Vor langer Zeit - Antworten
NORIS Du hast es auf den Punkt gebracht, lieber Roland. Denn dann wächst unendliche Freude aus dem Tun und jeder Tag ohne ist ein verlorener Tag!

Liebe Grüße
Heidemarie
Vor langer Zeit - Antworten
FLEURdelaCOEUR 
Arbeit - das ist ja schon ein philosophisches Thema. Wir im Osten haben uns diesbezüglich mit Friedrich Engels auseinandergesetzt ...
Egal, was alles geschrieben wurde, ich denke, für ein erfülltes Leben ist die Arbeit ein ganz wichtiges Element, auch für eine Frau. Ideal, und auch abhängig vom Bildungsgrad, ist es, eine erfüllende Arbeit zu finden, eine Aufgabe, für die man lebt, oder auch brennt.
Auch wenn das nicht immer möglich ist, sollte sie einen befriedigen in dem Gefühl, etwas Nützliches zu tun.
Leider ist heutzutage die Entlohnung oft ein großes Problem, ungerecht und entwürdigend, wenn es nicht für ein anständiges Leben ausreicht ...

Heutzutage scheint sich alles verschoben zu haben, es ist "in", sein Leben ohne Arbeit, auf Kosten der Gesellschaft zu fristen, obwohl man sehr wohl arbeiten könnte ...
Und andererseits werden Arbeitswillige dermaßen schlecht bezahlt, dass es sich nicht lohnt ...
Dennoch bleibe ich dabei, der Mensch braucht die Arbeit!

Liebe Grüße
fleur,

die 41 Arbeitsjahre hinter sich hat, und damit auch viele lehrreiche Sozialkontakte ...

Vor langer Zeit - Antworten
NORIS Liebe Fleur,
vielen herzlichen Dank für Deinen langn, ausführlichen Kommentar, in welchem Du mir in vieler Hinsicht zustimmst. Ich hoffe und wünsche mir von Herzen, dass möglichst bald ein Umdenken in die richtige Richtung, in Wertschätzung auch finanziel, der Arbeit wieder stattfindet. Wir sind nicht zum Faulenzen sondern zum TUN geschaffen!
Gerne hätte ich Dich für Deinen Kommentar noch beschenkt, aber leider ... die Regel!
Liebe Grüße
Heidemarie
PS: Ich freue mich sehr über den Favo, vielen Dank!.
Vor langer Zeit - Antworten
baesta In vielem hast Du schon recht. Arbeit muss innere Zufriedenheit schaffen können, dass man am Abend sagen kann: "Ich hab heute was geschafft..."Dann kann man sich zurücklehnen und auch mal der Ruhe fröhnen. Was mir allerdings auffällt, es streiken immer die Leute, die iegentlich schon genug verdienen
Und so, wie wir es unseren Kindern vorleben, so werden sie später handeln, wenn sie erwachsen sind. Das kann man nicht dem Staat , der Politik und den Medien überlassen.

LG Bärbel
Vor langer Zeit - Antworten
NORIS Vielen Dank, liebe Bärbel, für Deinen Kommentar und dass Du meinen Ausführungen gefolgt bist.
LG Heidemarie
Vor langer Zeit - Antworten
Zeige mehr Kommentare
10
6
0
Senden

119783
Impressum / Nutzungsbedingungen / Datenschutzerklärung