Humor & Satire
Hat sich wohl kaputt gestanden

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"Hat sich wohl kaputt gestanden"
Veröffentlicht am 06. Oktober 2014, 12 Seiten
Kategorie Humor & Satire
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Über den Autor:

Ich bin PhanThomas, aber Leute, die mich kennen, dürfen mich auch gern Thomas nennen. Oder ach, nennt mich, wie ihr wollt. Denn ich bin ja ein flexibles Persönchen. Sowohl in dem, was ich darzustellen versuche, als auch in dem, was ich schreibe. Ich bin unheimlich egozentrisch und beginne Sätze daher gern mit mir selbst. Ich bin eine kreative Natur, die immer das Gefühl hat, leicht über den Dingen zu schweben - und das ganz ohne Drogen. Man ...
Hat sich wohl kaputt gestanden

Hat sich wohl kaputt gestanden

Die Bundeswehr, so behaupten böse Zungen, sei nur dazu da, den Feind so lange aufzuhalten, bis die Armee anrücke. Liest man die derzeit kursierenden, besorgniserregenden Berichte über den Zustand der Ausrüstung dieser Gurkentruppe – und hey, sie sind immerhin genauso grün wie Gurken –, dann scheint mir das Eingangssprüchlein doch – wie hätte Mark Twain gesagt –, reichlich übertrieben. Welchen Feind will man denn mit derart ramponiertem Inventar aufhalten? Ich sage es mal so: Würde der Schweizer Kanton Appenzell Innerrhoden sich dazu entschließen, mal eben in Deutschland einzufallen, die Chancen

stünden nicht schlecht. Glücklicherweise sehen die Schweizer vermutlich keinen Sinn darin, sich ein so desolates und verarmtes Land wie Deutschland einzuverleiben. Noch mal Glück gehabt! Aber ist es denn auch ein Wunder? Wie die Bundeswehr jemals auch nur einen Ententeich verteidigen soll, habe ich mich schon immer gefragt. Schon Jahre bevor die Tatsache öffentlich wurde, dass unsere Armee ausrüstungstechnisch dem hochgezüchteten Waffenpark Nordkoreas hoffnungslos unterlegen ist, war es doch so, dass jeder Wehrdienstpflichtige, den ich so kannte, nach Abschluss seiner neun Monate vor

allem mit einem wiederkam: einer ziemlichen Wampe. Wenn die körperliche Ertüchtigung im Verein der grün gemusterten Freunde des gepflegten Herumballerns tatsächlich darin bestehen sollte, einfach so fett zu werden, bis man quasi kugelsicher ist, dann erledigen die Ausbilder ihren Job wahrlich ausgezeichnet. Andernfalls ... Ich erinnere mich noch gut an meine eigene Musterung. Damals, als man Gerhard Schröder gemeinhin noch für einen Deutschen hielt, versuchte ich, mich mit aller Macht um den Wehrdienst zu drücken. Ich wollte einfach nicht fett und kurzatmig werden, außerdem wollte ich schleunigst mit dem Studium

anfangen. Ich ließ mich also ausmustern, indem ich bei den Kniebeugen ein wenig ächzte, und musste hinterher noch zum Appell beim, ach was weiß ich, wie der Kerl sich nannte? Wahrscheinlich irgendwas wie BwFhKfeOegKf. Auf die völlig sinnentleerten wie berüchtigten Bundeswehr-Abkürzungen kann auch nur eine Katze kommen, die laut schnurrend einmal quer über die Tastatur trampelt. Jedenfalls saß besagter Bundeswehrangehöriger – nennen wir ihn einfach mal Generalmajor Speck – vor mir, keuchte wie Darth Vader am Ende von Episode 6 und erzählte mir was vom Storch. Was genau, daran erinnere ich mich nicht mehr, weil Generalmajor

Specks Ausmaße mich schlicht erschlugen. Ihn einen Wandschrank zu nennen, wäre falsch. Ein umgekippter Wandschrank trifft es eher, wenn man die Körperform dieses Herrn bildlich umschreiben möchte. Bis zu diesem Zeitpunkt war der dickste Mensch, den ich je gesehen hatte, Yokozuna gewesen, ein Wrestler aus dem Fernsehen. Generalmajor Speck, den man in einen Hektar Uniformstoff gewickelt hatte, bevor ein Regiment Wehrdienstpflichtiger mittels Landkarte die Abzeichen an ihm verteilt haben musste, übertraf den Kampfklops aus der RTL2-Abendunterhaltung um Längen. Oder sagen wir besser, um Breiten.

Einige Jahre später – Ironie meines Lebens – arbeitete ich für die Bundeswehr. Genauer gesagt, ich erstellte und wartete Programme. Ich nenne es Programme, weil der Begriff »Software« eine maßlose Übertreibung dessen wäre, was dort mit der heißen Nadel gestrickt wurde, um das SAP-System zu umgehen, das trotz jahrelanger und unfassbar teurer Einführung und Anpassung ungefähr so gut funktionierte, wie der fertige Berliner Flughafen anno 2012. Das war 2007. Soweit ich weiß, buhlen beide Großprojekte noch immer um eine Einführung innerhalb dieses Jahrzehnts.

Nun ja. Einmal baute ich eine automatisch vergebene Verwaltungsnummer in den Ausdruck eines Programms ein, damit die Kollegen die Nummern nicht mehr mit Hilfe des Stempels aufs Papier pressen mussten, für den die Abteilung mangels Budget privat zusammengelegt hatte. Ich fand das dezent beängstigend. Tja, und nun kommt heraus, dass nicht nur Fitness und Verwaltung unserer Landesverteidiger völlig im Arsch sind, sondern dass man es nicht mal richtig krachen lassen kann, weil die Ausrüstung unserer werten Ministerin mit der Betonfrisur unterm Allerwertesten

wegrostet. Das kommt davon, dass immer nur alles in der Garage herumsteht und wir nie bei irgendwelchen Kriegen mitmischen. Meine Mutter würde sagen: »Tja, also das hat sich wohl kaputt gestanden.« Kaputt gestanden, so wie sich auch unsere Soldaten in jedem Konflikt dieser Welt die Beine in den Bauch stehen? Aber was sollen sie auch machen, wenn ja nichts funktioniert? Bevor noch irgendwem auffällt, dass unsere Helikopter den Auftrieb eines toten Ozelots haben und die durchgerostete Bewaffnung der Schützenpanzer so zuverlässig ist wie die Berliner S-Bahn im Winter, macht man an der Front lieber das, was seit jeher

auch einen guten deutschen Handwerker ausmacht: herumstehen und diskutieren, ab und zu mal verschwinden um zu quarzen und eine anständige Molle zu leeren und natürlich pünktlich zum Feierabend den Stift, respektive das G3, fallen lassen. Aber so ist das, nech? Wenn man nur damit beschäftigt ist, das ganze gute Zeug an irgendwelche Ölscheichs zu verhökern, dann ist die eigene Ausrüstung von anno dunnemals eben irgendwann so löchrig wie der hiesige Netzausbau. Oder wie ein Schweizer Käse. Apropos: Wenn uns jetzt schon die Schweizer nicht überfallen wollen, dann

doch vielleicht, hm, die Polen? Rein historisch gesehen wären sie ja auch mal an der Reihe.

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PhanThomas
Ich bin PhanThomas, aber Leute, die mich kennen, dürfen mich auch gern Thomas nennen. Oder ach, nennt mich, wie ihr wollt. Denn ich bin ja ein flexibles Persönchen. Sowohl in dem, was ich darzustellen versuche, als auch in dem, was ich schreibe. Ich bin unheimlich egozentrisch und beginne Sätze daher gern mit mir selbst. Ich bin eine kreative Natur, die immer das Gefühl hat, leicht über den Dingen zu schweben - und das ganz ohne Drogen. Man trifft mich stets mit einem lachenden und einem weinenden Auge an. Das scheint auf manche Menschen dermaßen gruselig zu wirken, dass die Plätze in der Bahn neben mir grundsätzlich frei bleiben. Und nein, ich stinke nicht, sondern bin ganz bestimmt sehr wohlriechend. Wer herausfinden will, ob er mich riechen kann, der darf sich gern mit mir anlegen. ich beiße nur sporadisch, bin hin und wieder sogar freundlich, und ganz selten entwischt mir doch mal so etwas ähnliches wie ein Lob. Nun denn, genug zu mir. Oder etwa nicht? Dann wühlt noch etwas in meinen Texten hier. Die sind, äh, toll. Und so.

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BoeserLordKotz Verehrter Herr Phantomas,

Mark Twain sagte (zusammengefasst und interpretiert) "Sie werden mit Stöcken und Steinen kämpfen"
Ich war selbst bei dem Verein, schon damals fragte ich mich wie man mit dem vorhandenen Gerät und den permanenten Engpässen bei der Materialbeschaffung usw ernsthaft in der Lage sein sollte z.b. die Schweiz aufzuhalten :-D
"Klappspaten frei!" ist glaube ich vielen ein Begriff

Flüssig zu lesen und durchaus unterhaltsam.

Hochachtungsvoll
Lord Kotz
Vor langer Zeit - Antworten
PhanThomas Oh, hoher Besuch hier. Hallöchen seit langer Zeit mal wieder. :-) Ich meine, vor Urzeiten auch mal einen BW-Text von dir gelesen zu haben, kann das sein?
Die Schweiz kann man übrigens nicht aufhalten, glaub ich. :-D Das sind ziemlich verbissene Krieger, wenn man dem glaubt, was man so liest. Wobei es da eher um die Verteidigung des eigenen Ländchens geht. Die wissen schon sehr genau, dass es nirgends schöner ist als bei ihnen und geben sich damit zufrieden, was sie haben. So gesehen sind die Schweizer sicher die klügsten Menschen auf diesem Planeten. Wahrscheinlich gilt das auch noch in vielerlei anderer Hinsicht. Tjaja ...

Viele Grüße & besten Dank
Thomas

PS: Den Klappspaten doch aber nicht, um den Feind aufzuhalten, oder? Wundern würd's mich nicht. ;-)
Vor langer Zeit - Antworten
Gunda Die Polen? Höhö, die haben viel subtilere Methoden, wie wir seit Samstag wissen :o)
Ich freue mich immer über deine Texte, Thomas. Eigentlich ist es ganz egal, zu welchem Thema du etwas schreibst. Was deine Qualitäten als Autor ausmacht, ist, dass du es schaffst als schmückendes Beiwerk Dinge einzubringen, die mit dem eigentlichen THema nicht viel oder nur indirekt zu tun haben. (Z.B. die Beschreibung des adipösen Herrn bei der BW. Oder der Seitenhieb auf den AküFi bei der BW :))

Lieben Gruß
Gunda

Vor langer Zeit - Antworten
PhanThomas Hallo Gunda,

jetzt musste ich erst mal überlegen, welche Methoden du meinst, ahem. Wahrscheinlich das 0:2, hä? ;) Hab ich irgendwie nur so am Rande mitbekommen. Länderspiele außerhalb irgendwelcher Turniere (auch wenn sie der Qualifikation dienen mögen) haben für mich in etwa den Charme von Tatort-Ausstrahlungen. Aber weiß ja, anderen geht's da ganz anders.
Ähm, und den adipösen Herrn von der Bundeswehr fand ich hier eigentlich sehr passend gewählt, hihi. Ich habe aber auch diesen ganzen Besuch dort in derart erschreckender weil staubig eingefärbter Erinnerung behalten, dass ich das hier verbauen musste. Ich war damals schon erschüttert darüber, was das für ein verschlafener Verein ist. Und als ich dann noch für die arbeitete ... puh.

BTW: Was ist eigentlich ein AküFi?

Liebe Grüße
Thomas
Vor langer Zeit - Antworten
Gunda Abkürzfimmel :o)
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PhanThomas Ah, sehr schön. :-D
Vor langer Zeit - Antworten
shirley Sehr nett zum morgentlichen Kaffee....der Vergleich mit unserem irrfunktionalen Flughafen sehr passend. Erschreckend passend.
LG shirley
Vor langer Zeit - Antworten
PhanThomas Hallo Shirley,

hach ja, die Flughafenwitze muss ich mir langsam mal abgewöhnen. Der Bart, den das Thema hat, ist ja bald länger als das Unkraut auf der neuen Landebahn dort. Hups, schon wieder einer ... ;)

Liebe Grüße & danke schön
Thomas
Vor langer Zeit - Antworten
baesta Da kommt das (all diese Kriege) ja zur rechten Zeit, um dem Volk wieder einige Steuertalerchen aus der Tasche zu zwirbeln, das dann verständnidvoll nickt, ob der medial verbreiteten Kriegspsychose. Nur, wer Waffen hestellt und auch an andere Staaten liefert, muss sich nicht wundern, wenn mit den gleichen Waffen zurpückgeschlagen wird.
Habe trotzdem amüsiert Deine humorige Armeezustandsbeschreibeung gelesen.

Liebe Grüße
Bärbel
Vor langer Zeit - Antworten
PhanThomas Hallo Bärbel,

das mit dem Waffenhandel werd ich auch nie so recht verstehen. Deutschland ist ja, so sagt man, drittgrößter Waffenexporteur. Wie kann dann das ganze Zeug, das man selbst verwendet, so marode sein? Ich meine, wenn das bei allen Armeen der Fall wäre, wär's ja ganz schön. Dann wäre es schwer, sich gegenseitig eins auf die Mütze zu geben. Andererseits wäre angesichts aktueller Bedrohungen durch Steinzeitislamisten ja doch ganz wünschenswert, sich gegen diese auch verteidigen zu können, falls sie dann doch eines Tages mal vor der Tür stehen.

Liebe Grüße
Thomas
Vor langer Zeit - Antworten
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