Zum teufel mit dem anstand
Im Hinterzimmer schreit Martha
sich die Seele aus dem Leib.
Sie sitzt auf Walter.
Seit fast zwei Stunden
und das Geschrei nimmt kein Ende.
Es dröhnt durch die Wände,
am Sofa vorbei,
an den kleinen bestickten Zierkissen,
dann am Tisch vorbei
und knallt ungebremst auf den Fernseher.
Geschrei, Gestöhne, Gejammer.
Gejammer, Gestöne, Geschrei.
Und es hört nicht auf.
Ich mache den Fernseher lauter.
So laut,
dass die Gläser auf dem Tisch vibrieren.
Es nutzt nichts.
Ich bin der erbarmungslosen
Sommerpaarungssituation ausgeliefert.
Ich trinke sieben Whisky
und rauche dreiundzwanzig Zigaretten.
Dann gehe ich rüber,
mache die Türe auf und schreie hineien:
HALTET DOCH MAL DIE FRESSE.
Martha dreht ihren mit schweißnassem Haar geschmückten Kopf zu mir
Hast du keinen Anstand, oder was?
Ich schließe die Türe wieder,
gehe zurück ins Wohnzimmer.
Dann nehme ich mir das Telefon und rufe Elli an.
Elli, Bock zu ficken?
Am anderen Ende gibt es keine Antwort.
Der Hörer wird wortlos aufgelegt.
Schätze mit Elli,
das hat sich dann auch erledigt.
Ich mache den Fernseher noch lauter,
gehe zum Fenster und mache es weit auf.
Draußen ist es über Nacht Winter geworden.
Hunde pinkeln gelbe Flecken
in den Schnee und verliebte Pärchen
spazieren in Angoraschals über die Strassen.
Nebenan ist es inzwischen ruhig geworden.
Und trotzdem bin ich auf der Hut.
Das Leben hat mich angeschmiert.
Und was soll ich sagen,
ich habe nichts dagegen zu setzen.
Also warte ich weiter.
Worauf?
Keine Ahnung.
Ich schließe das Fenster, setze
mich auf Sofa und mache den Fernseher wieder leise.
Martha setzt sich zu mir.
Wir sind zwanzig Jahre verheiratet.
Es ist zum Kotzen.