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Eine Hexe, ein Troll und andere Unannehmlichkeiten - Der Hexenwald, Part 2, Kap. 8 / Ab 6 Jahre

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"Ein Zauberlehrling in Nöten / Ab 6 Jahre"
Veröffentlicht am 06. Oktober 2014, 42 Seiten
Kategorie Kinderbücher
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Ein Zauberlehrling in Nöten / Ab 6 Jahre

Eine Hexe, ein Troll und andere Unannehmlichkeiten - Der Hexenwald, Part 2, Kap. 8 / Ab 6 Jahre

Titel

Henry Wolff Ein Zauberlehrling in Nöten Im Hexenwald Version 1.00 Part 2 – Eine Hexe, ein Troll und andere Unannehmlichkeiten ca. 000 Taschenbuchseiten bei 31

Zeilen 00000 Wörter Altersempfehlung: ab 6 Jahren Belletristik: Kinderbuch,Jugendliteratur Genre: Fantasy, Abenteuer, Magie Teil der Reihe: Ein Zauberlehrling in Nöten Meta-Tags: Abenteuer, Zauberei, Zauberstab, Hexe, Tränke, Zauberlehrling, Zauberschule, Wald, Kobold, Eltern, Tiere, Kinder, Lehrling, Schule, Lehrer, Zauberwald, Schulstress, Mobbing, Erziehung,

Humor, Wicht © 2014 by Henry Wolff Illustration by Henry

Wolff

Klappentext

Ina, Shurik und Marik machen sich auf, um das Problem des Zauberlehrlings zu beheben. Der Weg ist nicht lang. Allerdings warten ein paar Fallen auf die Drei. Und am Ende eine dicke Überraschung.

Ein Schrecken mit Ende




Bernd 1 Hilfreich gab Shurik Ina seine Hand. Das Mädchen ergriff sie und kletterte die letzten beiden Sprossen der Leiter empor. Sie stützte beide Arme auf dem Fenstersims und schaute neugierig in das Innere des Zimmers. Aha! Deshalb gibt es also kein Geschrei mehr, dachte Ina, über beide Ohren grinsend. Es herrschte ein Patt zwischen Lemi und Marik. Ein sehr labiles Patt, das jederzeit wieder in Tobsucht umschlagen konnte. Aber außer sich mal mehr und mal weniger anzuknurren, passierte zurzeit nicht viel.

Irgendetwas musste der kleine Wicht mit Mariks Nase angestellt haben. Denn die war ganz zerkratzt und gerötet wie ein Kinderpopo. Ah ja, da war doch was! Alte Freundschaften oder so ähnlich! Ina grinste noch ein wenig mehr. Wie es ausschaute, hatte Lemi Mariks hilflose Lage ausgenutzt und war dem Bengel ein wenig auf den Pelz gerückt. Und obwohl Marik derzeit so gut wie keine Arme hatte, so hatte er den frechen Wicht doch irgendwann erwischt. Und zwar mit seinen Zähnen. Ein Wichtelbein hatte sich nämlich zwischen ihnen verhakt und wurde wie

in einem Schraubstock festgehalten. Aber dieser Sieg brachte Marik nicht viel. Denn im Gegenzug hatte sich Lemi in die riesige Nase des Jungen gerettet und sich an die darin befindlichen Haare festgekrallt. Biss Marik nun ein wenig fester zu, dann zerrte Lemi ein wenig stärker. So hatten schließlich beide Tränen in den Augen. Ein Patt, keine Frage! Ina schaute noch einmal nach unten. Und befahl den Zwillingen, welche jeweils mit einer Hand die Leiter festhielten, während sie mit der anderen immer noch versuchten, ihre wunden Stellen zu versorgen, ja nicht loszulassen. Dann zog sie sich höher und

kletterte mit Shuriks Hilfe in den Raum. „Aus ihre beiden! Schluss jetzt!“, befahl sie energisch. Allein, keiner der beiden Streithähne wollte auf sie hören. „Shurik, her mit einem Nagel!“ Marik bekam runde Augen, Shurik Mund wurde breit und Lemi schielte aus der Nase. Jetzt hatte Ina die Aufmerksamkeit aller. „Also ihr beiden! Wenn ihr nicht sofort Ruhe gebt, dann helfe ich nach!“, stellte Ina klar. Aber es war wie oftmals bei den Hunden. Keiner wollte seine Knochen loslassen. Und wer nicht hören wollte, der musste

fühlen. Ein kleiner Seufzer und dann stach Ina zu. Nicht zu zart und auch nicht zu heftig. Marik in die Nase und Lemi in den Hintern. Es reichte, um zu zeigen, dass sie Ernst machte. „Aua“, sagte der eine. „Oi“, der andere. Erschrocken ließen die beiden Streithähne ihren Knochen los. Geschafft, frohlockte Ina innerlich. Das war ja schon mal gar nicht so schwer. Allerdings vernahm sie ein leichtes Zischen. Es kam dorther, wo sie Marik den Pikser versetzt hatte. Gar nicht gut! Das war zu früh! Würde der Junge erst merken, dass auf diese Weise seine

Rettung nahte, dann hatte sie schlechte Karten. Erst musste sie noch den Zauber sprechen, sonst hatte sie kein Druckmittel mehr. Alarmiert schaute sich Ina um. Aber wie es ausschaute und zu ihrem Glück, war sie die Einzige, die das Zischen hörte. Oder zumindest, es überhaupt beachtete. Nun gut, sie hatte wohl noch Zeit. Tatsächlich entwich nur wenig Luft und Marik hatte davon noch jede Menge in seinem Leib. Da musste sie eben ein wenig schneller sein und auf ein wenig Spaß verzichten. Denn eigentlich hatte Ina vorgehabt, den frechen Zauberlehrling noch ein wenig aufzuziehen und zappeln zu

lassen. „Geschieht dir ganz recht! Lemi hat mir einiges erzählt, was du im Kabinett alles so angestellt hast!“, hänselte sie Marik trotzdem noch ein wenig. Und schnippte ihm ganz frech mit ihrem Finger auf die Nase. Und ließ ihn bei dieser Gelegenheit gleich dort. Genau da, wo sich das Loch befand und die verräterische Luft entwich, da drückte sie auf den monstermäßigen Riechkolben. Gut, die Gefahr der Entdeckung war für den Moment gebannt. „Aua!“, greinte Marik und zog die Nase kraus. „Sei nicht so quengelig! Kein Mädchen

würde so jammern wie du!“, raunzte Ina. „Haha, das glauben ja noch nicht einmal unsere Hühner!“, lachte Shurik laut. Nicht lange, denn Ina strafte ihn mit einem ihrer besonders garstigen Blicke und der Bauernbub verstummte. Nicht ohne vorher knallrot zu werden. „Also, du Reservezauberer. Erinnerst du dich noch an dein Versprechen?“, wandte sich Ina wieder Marik zu. „Äh, was? Versprechen? Ich habe doch nichts versprochen!“ „Oh doch! Hast du! Laut und deutlich und Shurik war auch dabei!“ „Kann nicht sein. Ich verspreche ganz selten etwas. Und dann erinnere ich mich daran, sehr genau sogar.

Wahrscheinlich hast du dich nur verhört.“ Aha. Der Bengel wollte also tricksen. Das Zauberbübchen wollte Spiele spielen. Normalerweise wäre Ina darauf eingestiegen und hätte ihm in einem Wortgefecht die überlegene Intelligenz der Mädchen vor Augen geführt. Aber dies ging gerade nicht. Denn wie schon gesagt, da gab es ja noch dieses Loch in Mariks Nase, auf dass sie gerade ihren Finger drückte. Und das brachte sie ein wenig unter Zeitdruck. Es war nicht Inas Art, aber diesmal musste sie gleich mit der Tür ins Haus fallen. „Papperlapapp. Du kannst hier

rumplärren, bist du alt und grau bist und bis dir Brogomir den Hintern versohlt. Juckt mich überhaupt nicht. Wenn du hier einen auf stur machen willst, dann bitte! Wir können auch gerne wieder gehen. Und dabei haben wir doch gerade ein Mittel gefunden, um dir zu helfen. Schade eigentlich, denn draußen scheint die Sonne. Ich dachte, du würdest gerne mal wieder hinaus. Und vielleicht auch mal etwas essen.“ Natürlich würde Ina nicht gehen. Konnte sie auch gar nicht. Dafür hing sie schon viel zu tief mit drin. Aber das wusste der Frechdachs vor ihr zum Glück nicht. „Ist ja schon gut! Mannomann! Bist du

zickig! Ich musste es doch wenigstens versuchen!“, schniefte Marik. Marik hechelte noch ein bisschen vor sich hin und rollte dabei unschlüssig mit den Augen. Das Ganze war ihm nicht geheuer. Er konnte Ina schlecht einschätzen, denn bislang waren sie noch nie aneinandergeraten. Waren sich praktisch aus dem Weg gegangen, denn seine Welt war eine andere. Alle anderen Fieslinge auf dem Hof konnte er ziemlich gut einschätzen. Und sich an jedem gefahrlos rächen, der ihn veralberte oder quälte. Zumindest heimlich und unerkannt. Nur, was dieses Mädchen in petto hatte, das wusste er

nicht. Ärger machte sich breit. Und der Ärger wurde zur Wut. Wut darüber, dass er hier so hilflos herumlag und sich etwas aufs Auge drücken lassen musste, von dem er ahnte, dass es ihm nicht bekommen würde. Nur, was sollte er tun? Weit und breit sah Marik keinen Ausweg. Was wäre, wenn die beiden wirklich gingen? „Also gut. Was willst du?“, lenkte Marik schließlich verschnupft ein. „Einen Zauber“, strahlte Ina siegesgewiss. Obwohl es ihr eigentlich fast schon wieder ein bisschen zu schnell ging. Hatte sie doch mit einem Fallstrick

gerechnet, mit Gegenwehr und Ausreden. Und davon nicht zu knapp. Aber wenn es ohne großes Theater ging, wer wollte dies schon bedauern! „Wir haben einen Zauber gefunden“, fuhr das Dienstmädchen fort. „Als eine Art Rückversicherung, gewissermaßen. Wenn du mich nämlich noch einmal nervst, austrickst oder mir mehr Arbeit als nötig aufs Auge drückst, dann habe ich ein Druckmittel. Verstehst du? Wenn du dann nicht spurst und Achten hopst, dann wirst du es büßen.“ „Büßen, häh? Und wie?“ „Weiß ich noch nicht. Aber da werde ich mir schon was Hübsches einfallen lassen. Und wenn ich dafür nächtelang

wach liegen muss! Kannste glauben.“ „Das wäre ja schlimmer als jetzt“, stöhnte Marik und rollte mit den Augen. „Dann wäre ich ja dein persönlicher Diener! Wenn du mich jeden Tag bestrafen kannst, wie es dir gerade passt, dann bist du ja schlimmer als Brogomir. Zwei von eurer Sorte, das fehlte mir gerade noch. Vergiss es, kommt gar nicht in die Tüte! Lieber bleibe ich hier liegen, bis ich verhunger.“ „Haha“, lachte Shurik verschmitzt. „Eher wirst du an deinem eigenen Gestank ersticken. Mir ist noch keine Toilette untergekommen, in welcher mehr Dampf in der Luft brodelte, als hier über deinem

Bett.“ „Ruhe!“, donnerte Ina und setzte ihren besonders strafenden Blick wieder ein, bis der Bauernbub einen Kopf so rot wie eine Tomate hatte. „Aber Shurik hat recht. Diesen Saustall wirst du später ganz alleine ausmisten, darauf kannst du Gift nehmen. Und weil ich dich ganz genau kenne, Freundchen, musst du diesen Zauber sprechen. O ja, du würdest dich drücken, mich austricksen, mich ganz alleine mit diesem Mist sitzen lassen, das weiß ich genau! Nix da. Den Zauber sprechen oder verhungern! Übrigens ist es Quatsch, was du da erzählst. Glaubst du etwa, ich will den ganzen Tag hinter dir

her sein, um dich zu kontrollieren? Das bist du nicht wert! Du bist faul, du bist dumm und besonders aussehen tust du auch nicht. Kein halbwegs vernünftiges Mädchen würde sich mit dir abgeben. Nein, der Zauber ist nur für eine einmalige Anwendung gedacht. Also, was ist nun? Komm aus den Puschen und entscheide dich!“ Marik war ein wenig eingeschnappt. Dumm, nein. Wer sich so durchs Leben wurschtelte wie er, konnte nicht allzu dumm sein. Und faul, oh ja. Das war er und darauf war er stolz. Das war also eher ein Lob! Aber diese Geschichte mit dem Aussehen ging ihm doch nahe. Zuhause wurde er zwischen all den

Bekannten, Tanten und sonstigen Mädchen herumgereicht. Küsschen hier und Streicheleinheiten dort. Er wurde gedrückt und geschmust, sodass er im manchmal kaum noch Luft bekam. Also, dass mit dem Aussehen konnte so nicht stimmen. Andererseits, wenn Ina wirklich so dachte, dann würde sie ihm wohl tatsächlich nicht im Nacken sitzen. „Einmal also. Versprochen?“, vergewisserte sich Marik dennoch. „Ja, sag ich doch. Los jetzt, mach hinne!“ „Wieso kannst du eigentlich zaubern?“, wollte Marik trotzdem noch wissen. „Kann ich nicht. Aber Lemi kann es.“ „Lemi, soso. Und wer ist

Lemi?“ „Das ist Lemi. Ihr kennt euch doch gut“, schnaufte Ina und zog den Wicht wieder in Mariks Gesichtsfeld. „Das ist Lemi? Quatsch, das ist ...“ „Wehe, du sprichst den Namen jetzt aus!“, herrschte ihn Ina an. Marik war ein wenig irritiert. Sinnend schaute er zuerst Ina an und danach den Kumzau. Und hast du nicht gesehen, mit einem Male fing sein Ballonkopf an zu strahlen. Marik hatte eine Idee. Und was für eine! Und jetzt ging alles sehr schnell. „In Ordnung!“, stimmte der Junge zu. „Sprich deinen Spruch. Es soll alles so sein, wie du es haben

willst.“ Erleichtert stupste Ina Lemi an. „So, jetzt du. Du bist dran. Leg los.“ Und Lemi legte los. Flüssig, so ganz ohne jeden Hacker, rasselte er den Zauberspruch herunter, den er auf ein Stück Papier geschrieben hatte. Ina und Shurik verstanden kein Wort, Marik vielleicht die Hälfte. Aber alle waren beeindruckt. Schließlich war der Kumzau fertig. Eine kleine Weile passierte gar nichts. Dann trampelte Lemi mit den Füßen. Zuerst nur dann und wann und ziemlich leise. Und sah dabei immer Ina auffordernd an. Aber als nichts passierte, erhöhte der Wicht sein Tempo.

Jeder irische Riverdancetänzer wäre blass vor Neid geworden. „Was?“, brüllte Ina, als Lemi ihr schließlich auf die Füße trat. „Was? Na was wohl? Du bist dran!“, schrie der Wicht empört zurück und hielt inne. „Ich? Wieso ich? Willst du tanzen? Oh, ich weiß. Hatte ich ganz vergessen. Tut mir leid.“ Lemi seufzte erschöpft und drehte die Augen vielsagend nach oben. Also noch einmal. Und wieder legte Lemi los, ganz genauso wie zuvor. Und diesmal klappte es. „Und deswegen soll es an Strafen in einem Zeitraum sein“, leierte

Lemi. Gerade hatte er den letzten Satz beendet, da fuhr Ina fort. „Zwei in drei Monaten“, ergänzte Ina geschwind. Und staunte über sich selbst. Eigentlich sollte es ja nur eine Strafe sein. Auszusprechen in einem Monat. Aber ihr Unterbewusstsein hatte sich wohl vergaloppiert. Wie auch immer, nun war es für eine Korrektur ohnehin zu spät. Mariks stutzte. Was war das denn für ein merkwürdiger Zauber? Und wieso zwei? Hatte Ina nicht vorhin von einer Strafe gesprochen? „Zwei in drei Monaten?“, fragte Marik deshalb empört

nach. Ein dreistimmiges Gekicher war die Antwort. Der Zettel in Lemi Hand leuchtete golden auf und verfiel anschließend zur Asche. Der Zauber war vollbracht. Ina hatte die Bedingungen eingesetzt und Marik bestätigt. Auch wenn es mehr eine Frage war. Die Worte zählten, nichts anderes. Ina feixte, Lemi jubelte und Shurik war unsagbar stolz auf seinen Anführer. „Oh nein! So was Dummes! Ein Zweistufenzauber! Wie konnte ich darauf nur hereinfallen“, pestete sich Marik, als ihm alles klar wurde. Der Junge hatte lieber herumgespielt, als Brogomir diese Art von Zauber der

Klasse erklärte, während seine Schüler den Schweinestall ausmisteten. „Ist ja schon gut, Kleiner“, tröstete ihn Ina wider Willen. „Eine große Wahl hattest du ja ohnehin nicht, stimmt's?“ Marik schniefte und zog den Rotz in seiner riesengroßen Nase höher. Ausgesprochen vielsagend diese Geste! Aber er sprach nicht das aus, was er dachte. „Werdet ihr mir jetzt helfen?“, fragte er stattdessen ziemlich kleinlaut nach. „Klar doch, ich halte mein Wort. Geht schon los“, verkündete Ina. Sie nahm ihre Hand von Mariks Nase und setzte den Nagel erneut an. „Was hast du vor?“, quiekte Marik

panisch. „Na was wohl? Ich lass die Luft aus dir raus!“ „Du tust was? Bist du nicht ganz richtig in der Birne?“ „Nun reiß dich mal zusammen, du Held. Anders geht es nicht?“ „Hm, die Luft also rauslassen. So einfach? Wäre ich da nur selber drauf gekommen, dann hätte ich nicht diesen unselige Zauber sprechen müssen. Aber sei vorsichtig, hörst du!“ Marik ärgerte sich erneut. Das konnte er gut, sich ärgern. In allen Varianten und unterschiedlich lange. Der Ärger regte seinen Blutfluss an, vertrieb die Langeweile und bescherte ihm die

unmöglichsten Ideen. „Jaja, blabla. Halt jetzt still!“, schnappte Ina, während Lemi und Shurik vor Erwartungen fast platzen. Und los ging`s. Ruckzuck war der Nagel wieder dort angesetzt und hineingestochen, wo das Metall Mariks Nase schon beim ersten Mal gepiesackt hatte. Nur ein wenig tiefer ging es noch, während Marik stöhnte und jammerte. Es zischte lauter und Inas Hände umspielte ein warmer Lufthauch. Allein, das war zu wenig, viel zu wenig! So würde es Stunden dauern. Also doch der Schürhaken. Triumphierend wedelte Ina ein paar Mal

mit dem Gerät vor Mariks entsetzten Augen herum, bis sie ihn ziemlich fachgerecht ansetzte. Shurik kam zur Hilfe und gemeinsam hebelten sie das Loch weiter auf. Das war besser, oh ja. Ein richtig kleiner Wind pfiff jetzt freudig aus dem Loch und ging in der großen weiten Welt spielen. Er wurde stärker, immer stärker. Nur mit Mühe konnten Ina und Shurik sich noch halten, bevor es dann gar nicht mehr ging. Es gab einen ohrenbetäubenden Knall! Zwei Kinder und ein Wicht flogen an die Wand. Und alle Möbel verschoben sich im Raum. Es knackte und klirrte. Die Wände beugten sich nach außen und das

Dach hob sich bestimmt einen halben Meter an. Es krachte und rappelte unten in der Küche, dann auf der Treppe. Wie ein Weckgummi kamen die Beine vom Flur hereingesaust und waren wieder so, wie sie sein sollten. Blieb nur noch der Kopf. Wie ein kaputter Luftballon sauste der durch den Raum und nahm den Rest des Körpers gleich mit. Platsch, das war die Wand. Hui, die Kommode! Und autsch, die Reste vom Bett. Marik dichtete ein neues Lied. Das Lied vom Jammern und Stöhnen und sang es den anderen gleich vor. Mit ganz vielen Aua`s und etlichen Eujeujeu`s. Mehr als

nur einmal jagte er die Drei vor sich her und hebelte den einen oder anderen gleich mit aus. Shurik schlug Purzelbäume, Ina wischte den Boden und Lemi schlitterte unsanft die Wand entlang. Aber dann war es vollbracht. Mit einem langen und gedehnten Prirrrrr flutschte Mariks Kopf schließlich zusammen und weg war die Luft. Ziemlich benommen waren alle, als es vorbei war. Die Möbel beruhigten sich, die Wände bewegten sich ächzend zurück und das Dach krachte wieder dorthin, wo es hingehörte. Ina fasste sich als Erste. Was auch ein bisschen damit zu tun hatte, dass ein

vielstimmiger Lärm sie beunruhigte. Waren das etwa Menschen? War das etwa Applaus? Nein, unmöglich! Und wenn doch? Ein wenig steif stemmte sich Ina in die Höhe und quälte sich langsam zum Fenster. Die Knochen taten ihr weh. Aber ein richtiges Mädchen schaffte alles, was sie sich vornahm. Ganz im Gegensatz zu den drei Kerlen, die sich da immer noch am Boden wehleidig krümmten und Rotz, Tränen und Spucke in der Gegend verteilten. Neugierig streckte Ina den Kopf zum Fenster heraus. Dann rutschte ihr die Kinnlade herunter, als sie sah, was sie niemals für möglich gehalten

hätte. Schluss war jetzt mit all den Ausreden! Eine Geheimhaltung vollkommen unmöglich. Denn da draußen, unter dem Schlafzimmerfenster, stand eine jubelnde Menschenmenge. „Hoch!“, schrien sie außer Rand und Band. „Ein Hoch auf die tapferen Kinder!“ „Ist das Übel besiegt?“, wollte der Herr Bullinger lautstark wissen. „Habt ihr es geschafft? Ist es getan?“ Zwei Knabenköpfe drängten sich durch Inas Arme hindurch und grinsten die Menschen da unten auf dem Vorplatz strahlend an. Fast die gesamte Siedlung

war da, inklusive Besucher. Auf flauschigen Decken hatten sie es sich zu einem Picknick bequem gemacht, Kaffee und Kuchen mitgebracht. Herr Bullinger hatte ganze Arbeit geleistet! Schnell wie die Post hatte die Info die Runde gemacht, dass es hier im Hause Brogomir wieder heiß herginge. Marik war bald so begeistert, dass er seinen Arm hob und der Menge, ganz wie ein Prinz, zuwinkte. Und die Menge winkte zurück und jubelte. Und Brogomirs Ansehen stieg, da er es vermochte, solche Helden auszubilden. „Hurra!“, schallte es noch lange auf dem Hof. „Sie leben

hoch!“ Da endlich eilte der stinkende Prinz hinunter und sein Gefolge ihm hinterher. Um sich von den begeisterten Menschen einladen und feiern zu lassen. Der Knabenkörper war wieder auf Ursprungsgröße zusammengeschrumpft. Die Welt war also wieder in Ordnung. Wirklich? Dass er immer noch keine Arme hatte, war Prinz Marik bis dahin noch gar nicht aufgefallen.

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