Humor & Satire
Von Nasen und Enten

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"Von Nasen und Enten"
Veröffentlicht am 05. Oktober 2014, 12 Seiten
Kategorie Humor & Satire
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Über den Autor:

Hum... Ich habe Troja brennen sehen...soll ich noch mehr sagen? Aber nachdem der Rauch sich verzogen hatte, musste ich die langen Jahrhunderte standesgemäß hinter mich bringen und so gewöhnte ich mir an, viele gute und auch mal weniger gute Bücher zu lesen, Musik zu hören und zu machen, im Garten zu pütschern, zu schreiben...Jau, das wär's dann mal.
Von Nasen und Enten

Von Nasen und Enten

P a u l i n c h e n war allein zu Haus, Die Eltern waren beide aus. Als sie nun durch das Zimmer sprang Mit leichtem Mut und Sing und Sang, Da sah sie plötzlich vor sich stehn Ein Feuerzeug, nett anzusehn.

Das Ende vom Lied ist uns bekannt. Verbrannt ist alles ganz und gar, das arme Kind mit Haut und Haar; ein Häuflein Asche bleibt allein und beide Schuh', so hübsch und fein. Muss eine kleine Muselmännin gewesen sein, die Pauline, die Schuhe als Omen, ihr wisst. Aber bevor ich mich wieder off topic begebe, denn en vrai möchte ich euch ja von Menschen und Enten und

der Neugier berichten, bevor ich also fremde Äckerchen bestelle, nur soviel: Der Mensch an sich ist nicht einsam, wie einmal eine Bardin säuselte, nein er ist vor allem neugierig.


Sensationslüstern. Muss überall seine spitze oder auch knollige Nase hinein stecken. Auch wenn die darin gar nix zu suchen hat. Aber so eine Nase hat ja durchaus ihr Eigenleben, wie wir ja aus der Geschichte des Kollegienassessors Kowaljow wissen. Dessen Nase findet der Barbier Iwan Jakowlewitsch, der ihn immer mittwochs und sonntags rasiert, beim Frühstück in seinem Brot. Voller Angst verpackt der Frisör die

Nase und wirft sie von einer Brücke in die Newa. Kowaljow hingegen stellt beim Erwachen fest, dass ihm seine Nase fehlt. Als er sich deswegen auf den Weg macht, um dies beim Polizeipräfekten zu melden, trifft er unterwegs in der Uniform eines Staatsrates seine eigene Nase. Er verfolgt sie fassungslos, spricht sie an, wird aber von ihr abgewiesen. Den Polizeipräfekten trifft er nicht an, eine Zeitung lehnt eine Anzeige über die Nase ab. Kowaljow kehrt ratlos nach Hause zurück, als ihm gemeldet wird, dass die Nase in dem Augenblick, da sie den Postwagen nach Riga besteigen wollte, festgenommen worden sei, weil

sie einen gefälschten Pass besitze. Der Polizist, der die Nase festgenommen hat, wickelt sie in ein Stück Papier und bringt sie Kowaljow. Die Freude ist aber nur kurz, denn die Nase will an ihrer alten Stelle nicht haften, alle Versuche schlagen fehl, auch der Arzt kann nicht helfen. Inzwischen hat sich das Gerücht über eine Nase, die täglich auf dem Newski-Prospekt spazieren gehe, verbreitet. Aber eines Tages erwacht Kowaljow wieder mit seiner Nase im Gesicht, als ob nichts gewesen wäre.

Was will euch die Weitgereiste, die listenreiche Cassandra damit sagen?

Nun, nur soviel: dass die Dinge nicht immer so einfach zu erklären sind, wie sie im Allgemeinen scheinen. Wie sonst wäre es denn zu erklären, dass die Lust an der Erkundung, am Entdecken und Erfahren von Neuem und Reizvollem, im Falle des bedauernswerten Paulinchens tragüüüsch, ansonsten auch albern, widerwärtig und gar stinkend befriedigt werden kann? Ihr glaubt mir nicht? O, ich weiß, ihr, meine Lieben, würde ja nie nie nie eure Nase in die Dinge hineinstecken, ihr steckt sie womöglich a weng zu tief ins Glaserl, aber ansonsten habt ihr eine gute Nase, der ihr derart vertraut, dass ihr dieser entlanggeht ( auch wenn ich nicht ganz

verstehe, wie das gehen soll, denn wo geht denn dann der Mensch???), und ihr habt euer Näschen gestrichen voll von den Naseweisen der Welt. Zu Recht. Aber die Neugier ist doch keinem von uns so gänzlich fremd, gell? Obwohl wir uns keinesfalls so verhalten würden wie die Gaffer, die Glotzer, die Wurzelschlager, die bei jeder nur annähernd aus der Reihe zu fallenden Begebenheit sofort, wie von Zauberhand hergezwuzelt, zur Stelle sind. Ihr wollt ein Beispiel? Bitte sehr: In einem mittelgroßen Ort, nennen wir ihn der Einfachheit halber Krähwinkel,

begab es sich, dass die örtlichen Ermittlungsbehörden mit dem ganz großen Besteck aufwarten mussten, um ein wenig delikates Verbrechen aufdecken zu können. Besagte Ermittler parkten innerhalb von Minuten eine kleine Seitenstraße zu, um in den Häusern Befragungen durchzuführen. Genau so fix waren aber auch die Krethis und die Plethis von Krähwinkel zur Stelle. Die Abgebrühten unter ihnen pflanzten sich einfach am Straßenrand auf und stierten, ab und an ein von der Gattin gereichtes Würstchen mit Senf verzehrend, aber die Feineren unter ihnen, die Herrschaften vom Stamme der Etepeteten, erfreuten ihre Wauzis,

welche sie stundenlang besagte Straße auf und ab führten. Wieder andere, die sich scheinbar unbeteiligt geben wollten, strebten in versammeltem Te-rab dem gegenüber liegenden Ententümpel zu, nicht ohne sich auf die Schnelle mit allerlei Essbarem versorgt zu haben. Eine Frau warf den erstaunten Enten zwei Kilo Weißbrot zu, eine andere eine Packung Köttbullar. Eine elegantes Working Girl im Chanelkostümchen schickte eine Schokosahne von Lézard auf große Fahrt, und ein junger Mann mit Nickelbrille kippte seinen Henkelmann aus, es mag so etwas wie Erbseneintopf gewesen sein.

Besagte Wasservögel sahen diesem in stoischer Ruhe vorgetragenen Treiben der Gattung Mensch zunächst erfreut und amüsiert zu, doch der Erbseneintopf brachte die Chose zum Überlaufen. Der Obererpel gab ein Zeichen, und die Ententruppe schwamm zügig auf die andere Seite des inzwischen schäumenden Wassers und ließ sich dort grimmig blickend nieder. Ach ja, ich sehe sie direkt vor mir, eure zweifelnden Mienen. Ihr glaubt mir nicht. Haltet meine Geschichte für eine Ente. Aber sie ist wahr. Ich muss es ja

wissen. War ja dabei. Und wenn ihr mir versprecht, es niemandem auf die Nase zu binden: eure Principessa war die mit der Schokosahne...


PS: Selbst-ver-ständ-lich habe ich in Erfahrung gebracht, wer jenes o.a. Verbrachen begangen hat.

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cassandra2010

Hum... Ich habe Troja brennen sehen...soll ich noch mehr sagen? Aber nachdem der Rauch sich verzogen hatte, musste ich die langen Jahrhunderte standesgemäß hinter mich bringen und so gewöhnte ich mir an, viele gute und auch mal weniger gute Bücher zu lesen, Musik zu hören und zu machen, im Garten zu pütschern, zu schreiben...Jau, das wär's dann mal.

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Bleistift 
Den Nikolai Wassiljewitsch, also den Gogol,
den hast Du mit seiner Nase jedenfalls herrlich in die Gegenwart hineinkatapultiert...
Dabei ist es so völlig piepegal,
denn dieses blöde Entenvolk frisst am Ende doch alles,
was man ihm hinwirft...
schnaufende Grüße...
.... vom Entennasen-Gaston persönlich ...grinst*
Vor langer Zeit - Antworten
cassandra2010 
Hoch lebe der internationale Donaldismus!!! Sogar die Russen machen mit~~~
*-*
Vor langer Zeit - Antworten
pekaberlin Cassy,
Gogol und Heine?
Also die Nase in Krähwinkel.
Das hätt ich nicht gedacht! Und auch nicht, dass in Krähwinkel mehr als zwei auf einer Stelle stehn.
Mehr kann ich dazu nicht sagen, denn:
"Wer auf der Straße räsoniert,
wird unverzüglich füsiliert; ..."
So entstehen also Enten? ... famos ...
Liebe Grüße Peter
Vor langer Zeit - Antworten
cassandra2010 

Jau, Pitter. Und dä Harry, dat leev Jüngelsche, hätt no jesaacht:
"Die Stadt selbst ist schön und gefällt einem am besten,wenn man sie mit dem Rücken ansieht.[...) Die Zahl der ***er Phillister muß sehr groß sein, wie Sand, oder besser gesagt, wie Kot am Meer,wahrlich, wenn sie des Morgens mit ihren schmutzigenGesichtern und weißen Rechnungen vor den Pforten des akademischen Gerichtes aufgepflanzt sah, so möchte ich kaum begreifen, wie Gott nur so viel Lumpenpack erschaffen konnte.“

Ach, wenn man sich doch nur einen Harry meißeln könnte... oder wenigstens einen Tucho oder von mir aus einen BB

Danke für die Blömcher
Cassy
Vor langer Zeit - Antworten
pekaberlin Die Harzreise,
ich weiß!
Göttingen betreffend ... auch mein Lieblingssatz aus diesem Werke ...
Übrigens Harry, Tucho und Bertchen leben alle mit mir und meinem seltsamen Bruder, dem (falschen) Doktor, in unserer Anstalt! Alle ein bisschen gespalten! Tucho hat sogar jedem Teil einen anderen Namen gegeben. Also Tiger, Panter ... na, du weeßt schon!
Liebe Grüße von allen
Peter und reteP
Vor langer Zeit - Antworten
cassandra2010 
Da hat mein Freund, der Heym Schorsch, ja auch so einiges dazu gedichtet... unter anderem:

Die Irren
Juni 1910
Der Mond tritt aus der gelben Wolkenwand.
Die Irren hängen an den Gitterstäben,
Wie große Spinnen, die an Mauern kleben.
Entlang den Gartenzaun fährt ihre Hand.

In offnen Sälen sieht man Tänzer schweben.
Der Ball der Irren ist es. Plötzlich schreit
Der Wahnsinn auf. Das Brüllen pflanzt sich weit,
Daß alle Mauern von dem Lärme beben.

Mit dem er eben über Hume gesprochen,
Den Arzt ergreift ein Irrer mit Gewalt.
Er liegt im Blut. Sein Schädel ist zebrochen.

Der Haufe Irrer schaut vergnügt. Doch bald
Enthuschen sie, da fern die Peitsche knallt,
Den Mäusen gleich, die in die Erde krochen.


Passt irgendwie ins RegViertel.

Salut
Cassy


Vor langer Zeit - Antworten
Brubeckfan Liebe Cassandra,
hier sind mal wieder paar Goldstücke fällig.
Darf ich Dir passend zum Thema mein "Bullenwinkel 2" ach Quatsch, ich zitiere die Begebenheit derb und einfach selbst: "Genüßlich erzählte uns die brave schlaflose Nachbarin einmal von einem Pärchen, das nach Kneipenbesuch die nächtliche Liebe auf einem Kühler betrieb, was jeden Autofahrer verführte, abzubiegen und zu spät die Sackgasse zu bemerken. Schließlich verknöpften sich die Schwerenöter und hinterließen ein Hupen und Rangieren wie beim Motorcross nach Dakar."

Schannell? In Krähwinkel? Oder Flanell?
Gut Nacht für heut,
Gerd
Vor langer Zeit - Antworten
cassandra2010 
Ja, derb sind sie, die---Fahrzeugführer~~~ und die Sackgasse ist ja wohl auch eine Metapher der ganz besonderen Art

Danke, bester Geert!
Cassy
Vor langer Zeit - Antworten
laBruni 

Und? Wer war es, warum, wie?
carla
Vor langer Zeit - Antworten
cassandra2010 

Ha! Wusste ich es doch- neugierig bis auf die Knochen!
LG
Cassy Tacita
Vor langer Zeit - Antworten
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