Aaron Winter jun. SM – BLUTIG SERVIERT Light Version Ein erotischer Kriminalroman Version 1.01 Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, Vervielfältigung und Veröffentlichung ohne die Genehmigung de Autors sind nicht
gestattet. Ab 16 Jahre Absolut alle Personen, dazu die Handlung in diesem Roman, sind frei erfunden. Ähnlichkeiten sind somit nur zufällig und keinesfalls beabsichtigt. Das Titelbild ist eine Gemeinschaftsproduktion von einem Bleistift und dem Wunderwerk PC. Sollte es tatsächlich irgendwo einen Menschen mit diesem Gesicht geben, dann herzlichen Glückwunsch. Nur hat jenes Wesen dann nichts mit dem Inhalt dieses Buches zu tun. ca. 302 Taschenbuchseiten bei 31
Zeilen
66.604 Wörter
Belletristik: Kriminalliteratur, Erotik
Datei: kein DRM
Genre: Krimi, Erotik, Homoerotik, (SM)
Ein Mord im Rotlichtmilieu der Großstadt. Ungewöhnlich und brutal.
Die örtliche BDSM-Szene, die sich so gern bedeckt hält, ist aufgeschreckt. Ein Rachemord? Warum und von wem?
Es ist nicht der erste in der jüngeren Vergangenheit. Aber einer, der aufhorchen lässt.
Und kaum hat sich die Szene wieder ein wenig beruhigt, da fließt schon wieder Blut.
„Los, sag Danke, du Strolch!“, brüllte der bullige Mann. Seine Gesichtszüge waren regelrecht verzerrt vor Wut und Geilheit. Obwohl er schon breitbeinig vor dem Hilflosen stand, musste er sich dennoch ein wenig herabbeugen. Denn er war groß. Größer als der Durchschnitt. Etwas über 1,90, ja, das mochte in etwa hinkommen. „Du sollst dich bedanken, du Schofel!“, schrie der Große erneut und spritzte dem Gefesselten dabei seinen Speichel ins Gesicht. Klatsch machte es. Und noch einmal. Weit holte der Mann mit dem Rohrstock
aus. Es sollte wehtun! Sehr weh sogar! Umso größer der Schmerz, umso größer seine Lust. Und die hatte sich in allen Fasern seines Körpers breitgemacht, schon mehr als eine Stunde lang. Die Lust beherrschte ihn, die Lust trieb ihn. Kaum noch, dass er sich zu bremsen vermochte. Seine Männlichkeit war schon seit Stunden geschwollen. Allein durch seine Fantasie, bevor er zur eigentlichen Tat schritt. Das Fleisch war mittlerweile so steif, dass es schon wehtat. Immer wieder rieb er sein bestes Stück an dem jungen Fleisch. Keuchend und mit verdrehten Augen. Warm war sie, die rosige Haut. Und samtig. An einigen Stellen von
seinem Ausfluss verklebt. Sein Körper war schon lange schweißgebadet und der drängende Druck in seinem Unterleib wollte nicht aufhören. Das Opfer machte ihn reinweg verrückt. Sie alle taten das. Bis es zu Ende ging. Aber nach einem Ende gab es immer wieder einen neuen Anfang. Das Klirren der Ketten! Die Qual des Fleisches! Die Angst in fremden Augen, das Zittern in der Stimme. Selbst wenn der Mann keinen Orgasmus hatte, so war er doch ständig erregt. „Komm, schleck mich ab, du süße Sau!“, befahl der Mann. Sanft fuhr seine Hand über eine der
Striemen auf dem Rücken des Sklaven entlang. Die Haut war aufgeplatzt. Blut und ein wenig Wundflüssigkeit quollen hervor. Ärgerlich, das würde eine unschöne Narbe geben. Eine ziemlich große sogar. Der Mann musste grinsen. Allerdings machte es doppelt soviel Spaß, noch einmal auf dieselbe Stelle zu schlagen. Gerade dann, wenn die Wunde anfing zu heilen. Präzision war da gefragt. Und Disziplin. Nicht viele waren dazu in der Lage. Nun ja, er aber schon. Jahrelange Übung machten es möglich. Noch einmal strichen seine groben Finger über die lange Wunde und sammelten das Blut auf. Gierig fuhr
seine Zunge heraus und kostete genüsslich den Saft des fremden Körpers. Oh, wie herrlich! Der geschundene Körper, der fest in den Ketten vor ihm hing, wand sich ein wenig und wimmerte. Sollte er nur! Der Bursche konnte ohnehin nichts tun. Er konnte nichts verhindern. Oder ändern. Du gehörst ganz und gar mir, dachte der Mann stolz. Du bist mein Sklave und gut abgerichtet. Seit nunmehr sieben Wochen. Wochen voller Glück und Erregung! Erneut spürte der Mann die Schmerzen in seiner Mitte, wenn er zurückdachte. Aber noch durfte er nicht kommen. Um so länger er den Zeitpunkt der
Erleichterung hinausschob, um so größer war sein Höhepunkt. Es war eine Kunst, die nicht jeder beherrschte. Und die man sich immer wieder neu erarbeiten musste. Langsam fasste Mann nach der Stellkette und ließ sein ganz privates Lustobjekt herab. „Hör auf zu wimmern, du alte Sau!“ stieß der Mann grinsend hervor. „Sei doch ehrlich, dir gefällt es! Ich kenne solche wie dich! Ihr tut so, als würdet ihr vor Schmerzen fast umkommen. Aber eigentlich platzt ihr vor Geilheit! Ich kenne euch alle! Ich weiß, was ihr denkt! Ich weiß, was ihr fühlt! Ihr wollt den Schmerz. Ihr braucht ihn. Er
törnt euch an! Wimmern heißt nichts anderes wie: Mehr, mehr! Ihr seid doch alle gleich! Geboren, um uns zu dienen! Zu etwas anderem ist euer Fleisch doch nicht gut!“ Brutal griff der Mann in die langen Haare des Opfers und riss den Kopf nach hinten. Das Wimmern verstärkte sich. Tränen liefen die schmutzigen Wangen herab und hinterließen eine Spur. In all den Wochen hatte der Sklave sich nur selten waschen dürfen. Und lag oftmals über Tage hinweg in seinem eigenen Kot. Sein Herr wollte es so. Das reizvolle Fleisch war weniger wert als ein Tier. Durch seinen Willen eingesperrt. Das
Recht des Stärkeren. Zu seiner Lust geboren und zum baldigen Sterben verdammt. Ja, frisches Fleisch musste her! Eine Woche mochte es der Jüngling vielleicht noch machen. Danach wäre der Körper so kaputt, dass der ihm keine Befriedigung mehr verschaffen konnte. Aber dies sollte kein Problem sein. Da, wo sein Spielzeug herkam, dort gab es noch mehr von seiner Sorte. Jung, hübsch und von Hormonen nur so berauscht. Überall vor den Toren der Großstadt gab es Discos. Und in der Stadt selbst so viele mehr. Treffpunkt der Heranwachsenden, die ein Abenteuer
suchten. Die von Lust getrieben nicht mehr klar denken konnten. Alkohol und Drogen taten ihr Übriges. Es gab Mädchen und Freier. Lärm und bunte Lichter. Sogar elf- und zwölfjährige hatte der Mann dort schon entdecken können. Nichts für ihn. Diese Körper besaßen keine Ausdauer, zerbrachen zu schnell. Manche Wirte nahmen es wohl nicht so genau. Es war einfach. Immer! Es waren die Betrunkenen, die er suchte. Die Einsamen und Gemobbten. Die Enttäuschten und Ausgegrenzten. Jene, denen man einen Korb gegeben hatte. Oder die, welche sich betranken, um ihren Mut zu
finden. Dann suchten sie Trost. Ein Ohr, dass zuhörte. Und anschließend brachte sie der gute Onkel nach Hause. Nur, dass sie dort niemals ankamen. Manche schliefen schon während der Fahrt ein und bemerkten erst spät, wie ihnen geschah. Anderen war es egal. Oder sie freuten sich auf ein unverhofftes Abenteuer. Einige wenige bereuten sehr schnell ihren Entschluss, zu ihm ins Auto gestiegen zu sein. Entsetzen machte sich dann auf ihren Gesichtern breit. Oh, wie er das liebte! Alles in allem hatte sich seine Beute nie groß gewehrt. Dafür war er zu groß. Schultern so breit! Oberarme, so dick!
Kraft so viel! Jahrelanges Fitnessstudio machte sich eben bezahlt. Dazu kam eine ewig verzerrte Wut in seinem Gesicht, war er doch unglaublich hässlich. Nicht dass er ansonsten auch nur halbwegs ansehnlich gewesen wäre. Keiner würde nüchtern zu ihm in den Wagen steigen! Aber wütend jagte er Angst ein. Und sein starrer stechender Blick erst! Lange vor dem Spiegel geübt und mehrfach erprobt! Er war ein Dom, durch und durch. Nur gab es nicht das Geringste, womit er sich je den Respekt anderer Mensch erarbeitet hätte. Weder durch Taten noch durch Intelligenz. Nur diesen
Schein. Billiges Theater, auf das allerdings überraschend viele Menschen hereinfielen. „Na los, du geile Sau, schleck mich ab!“, schrie der Mann erneut und stieß seinen Schaft in den Mund des Jungen. Der wusste, was zu tun war und saugte sofort. Jede Menge blauer Flecken im Gesicht sprachen Bände für seinen Lehrplan. Speichel floss aus den Mundwinkeln, aber der große Mann würde heute großzügig sein und über diese Sauerei, die ihn abtörnte, mal hinwegsehen. Bestrafen konnte er seinen Slaven immer noch. Vielleicht heute Nacht, wenn er wieder mal nicht schlafen
konnte. „Na, na, stell dich nicht so an!“, brüllte der Dom und gab seinem Jungen eine saftige Ohrfeige. Das Spielzeug hatte sich verschluckt und röchelte schwer. Eigentlich ein Unding, war sein bestes Stück doch gerade mal etwas über elf Zentimeter lang. Und dies auch nur, wenn er gut maß. Der große Mann schnaufte böse. Nur äußerst ungern wurde er daran erinnert. Ein furchtbarer Makel in seinen Augen. Auch wenn der Rest der Welt dies ein wenig anders sah. Ein Dom musste in allem außergewöhnlich sein! So seine
Philosophie. Bei seinem Liebling hatte sich die Natur allerdings einen Scherz erlaubt. Schon einmal hatte sich ein Sub darüber lustig gemacht. Bis er zuschlug. Hart und lange. Die Leiche hatte dann einer der Rotlichtbosse für fünftausend Glocken beiseitegeschafft. Ein Sonderpreis. Für gute Kunden, gewissermaßen. Allerdings hatte der Kerl sich danach ebenfalls noch über seinen Kleinen lustig gemacht! Obwohl doch jeder wusste, dass der Boss sein eigenes Anhängsel hatte vergrößern lassen. Aber da sagte er lieber nichts. Und die Hände steckte er brav in die Hosentaschen. „Was ist denn?“, knurrte der Mann
unwillig. Ein Kratzen, gefolgt von einem fordernden Jaulen, riss ihn aus seiner Erregung. Doch dann huschte ein sanftes Lächeln über sein verzerrtes Gesicht. Schnell zog er seinen Schniepel aus dem feuchten Schlund und streifte sich den Cockring ab. „Ist ja schon gut, mein Liebling“, schnurrte der Mann. Und zog seine menschliche Lustpuppe mit den Ketten wieder stramm nach oben, sodass der Sklave gerade mal mit seinen Zehenspitzen den Boden berührte. Ein Stöhnen entrang sich der wunden Kehle. Gut so, der Dom liebte all diese verschiedenen Töne der
Schmerzen. Doch dies war jetzt unwichtig. Sein Liebling, ein kleiner sabbernder Boxer, verlangte nach Aufmerksamkeit. Es war seine Zeit. Jeden Tag, Jahr um Jahr, ging es in diesem Moment hinaus auf die große Rasenfläche. Um zu schnuppern, zu keuchen, zu wackeln. Und um ungelenk das Bein zu heben. „Warte hier, du Mistsau! Ich bin für heute noch nicht fertig mit dir. Ein paar Schreie hast du doch bestimmt noch für mich übrig! Stimmst?“, schurrte der Mann. Und gab seinem persönlichen Fleisch noch eine saftige Ohrfeige. Mitten rein. Dorthin, wo schon blau angelaufenen,
was ehemals ausgesprochen hübsch gewesen. Dann wandte er sich ab und öffnete die schwere Schiebetür aus Metall. Herein brauste ein Wirbelwind auf vier Pfoten und versuchte nach dem Bein des Leidenden zu schnappen. Der wand sich verschreckt in den Ketten, denn der Köter war stolz auf seine Zähne und schnappte gerne zu. Doch zu seinem Glück wurde der Vierbeiner abgelenkt. Ein paar Blutstropfen waren schuld. Von den Schlägen auf den Rücken, von all den offenen Wunden stammten sie. Überall hatten sie sich verteilt und bedeckten als unregelmäßiges Muster den
Boden.
Der Hund verdrehte ein wenig die Augen und folgte seiner Natur. Zuerst schnüffeln, dann lecken. Blut, ach wie herrlich! Frisches noch dazu. Sein Herrchen verwöhnte ihn doch immer wieder.
Schnaufend schob der Dom die große Verandatür auf. Sie klemmte. Wieder einmal. Da musste wohl ein Fachmann kommen. Mist, verdammter! Der Mann mochte es gar nicht, wenn Fremde über sein weitläufiges Grundstück liefen. Eine ausländische Putzfrau bildete da die Ausnahme. Und auch nur, weil er Sauberkeit so liebte. Selbst für Reinlichkeit zu sorgen allerdings so unsäglich hasste. Einmal pro Wochentag kam die Frau in der Früh. Sie schwatzte nicht, sondern tat widerspruchslos ihre Arbeit. Ohne zu schnüffeln und das verbotene
Kellergeschoss zu betreten. Und so durfte sie bleiben. Aber keiner sonst. Langsam schlenderte der Mann über den belassenen Naturrasen und setzte sich ächzend auf die weiße Bank. Sie war ganz und gar aus Schmiedeeisen und stand schon seit der Zeit seiner inzwischen verstorbenen Mutter unter den drei Birken. Hochgewachsen waren die schlanken Bäume und umrahmten seinen Lieblingsplatz. Der Hund schnüffelte und zerrte. Der Mann gab ihm ein wenig mehr Leine. Dies hier war zwar ein abgeschlossenes Grundstück, aber Leine musste sein. Er hatte keine Lust, seinem streunenden Liebling hinterherzujagen, wenn dieser
wieder mal einen Rappel kriegte. Schon gar nicht, wenn gleichzeitig andere Freuden lockten. Der Hund schnüffelte und scharrte. Mit einem Mal knurrte er und stürzte davon. Bis ihn die Leine stoppte. Der Mann spürte es unsanft im Handgelenk. „Verfluchter Köter! Lass das Viehzeug in Ruhe!“, keifte er verärgert und rief seinen Liebling zurück. Einmal. Beim zweiten Mal mit einem kräftigen Ruck an der Leine. Sein Schoßkind winselte. Aber es gehorchte. Zitternd kam der Vierbeiner zu seinem Herrchen zurück. Und legte sich friedlich schnaufend auf seine Füße. Der Mann grinste zufrieden. So musste
es sein! Und als Belohnung fuhr sanft die große Hand über das borstige Fell. Einen Moment der Einkehr gönnte sich der Mann noch. Dann stand er ächzend wieder auf und schlurfte zurück. An der offenen Verandatür blieb er stehen. Sein Liebling mit ihm, allerdings knurrend und den Stummelschwanz in die Höhe gestreckt. „Ja, ja, die Tür! Ist ja schon gut! Morgen werde ich mich darum kümmern. Vielleicht auch erst übermorgen. Versprochen!“ schniefte er, bückte sich und leinte den Hund ab. Sofort stürzte sein Liebling los. Einmal rutschte der Hund noch lustig auf dem glatten Parkett aus, bevor er in die
Küche verschwand. Es schepperte, gefolgt von einem Winseln. Musst du aber einen Hunger haben, dachte der Mann grinsend. Mit Mühe schob er die defekte Terrassentür wieder zu und klemmte sich dabei den Finger. Er quiekte ein wenig und eine Träne erklomm sein Auge. Toll, ganz toll! Aber er wusste schon, was da helfen würde. Ein frohes Lächeln eroberte sein kantiges Gesicht und die Lust kehrte mit Macht zurück. Geschwind zog er, noch im Gehen, seine grauen Bürohosen aus. Die mussten sein, denn mit seinen knappen SM-Lederhosen Gassi gehen, das ging
gar nicht. Und schon durchquerte er den weitläufigen Wohnraum, hin zu dem Flur, von dem aus die Treppe nach unten führte. Von seinem Liebling hörte er nichts mehr. Der ließ es sich wohl schmecken. Noch bevor er die letzten Stufen hinter sich gelassen hatte, schwoll die Beule in seiner Hose wieder an. Und spätestens, als er die schlaffe Silhouette seines Gespielen in den Ketten sah, war er wieder auf Betriebstemperatur. Was für herrliche Schatten doch dieses schummrige Rotlicht warf! Schatten in furchtsamen Augen und die der Ketten an der Wand!
Gierig ging der Mann vor dem Gefesselten auf die Knie. Er streckte seinen Arm durch dessen leicht gespreizte Schenkel hindurch und stieß seinen verletzten Finger trocken durch die Enge des Spielkameraden. Ein kurzes Quieken brachte sein Blut in Wallung und sein eigenes Fleisch zum Zucken. Genussvoll schob der Mann seine Nase in das dichte Haar. Ach, wie herrlich! Noch so weich und flaumig. Es roch nach Schweiß, Urin und Männlichkeit. Lecker! Sein Unterleib um seine Mitte herum verspannte sich immer mehr. Schon ging die Zunge wie von selbst auf
Wanderschaft. Sie suchte all die Leckereien, die ihn um den Verstand brachten. Schnell wurden sie gefunden, denn nichts konnte entfliehen. Japsend hinterließ er eine feuchte Spur. Von oben bis unten. Und wieder zurück. Bis der Mund etwas Besonderes fand und schmatzend in sich aufnahm. Schade, dass der Begehrte nicht wie erhofft reagierte. Nicht ein einziges Mal, seitdem er hier war, hatte der Bursche gezeigt, dass er Spaß hatte. Selbst all sein Können, garniert mit reichlich Schlägen, brachte nicht den gewünschten Erfolg. Zu schade! Schade um all die Spiele, die er nicht hatte spielen
können. Was war das? Ein Geräusch? Etwas Fremdes? Verdammt, die Tür! Wie hatte er die nur vergessen können! Wenn dem Köter der Blutgeruch zu Kopfe stieg, dann drehte die Töle vollständig durch. War der Hund etwa schon hier unten? Unwillig spuckte der Mann das saftige Fleisch wieder aus und zog den Finger aus dem fremden Körper. Da wurde es dunkel. Schlagartig und ohne Vorwarnung. Mist, verdammter! Das auch noch! Schon lange hatte der Mann dies kommen sehen. Eine 25-W-Glühlampe war einfach zu wenig hier unten. Wenn
die ausstieg, musste man durch den ganzen dunklen Keller hindurch. Das würde Schrammen geben! Und Beulen auch! Verärgert drehte sich der Mann um und richtete sich langsam auf. Da hörte er etwas knacken. Und noch einmal. Ein ekliges Geräusch, zusammen mit einem gefühlten Sirren, als wenn irgendetwas riss. Mehrfach. Dann kam der Schmerz. Und was für einer! Dem Mann blieb die Luft weg. Gerade wollte er sich restlos aufrichten, da brach sein eines Bein unter ihm weg. Als wäre es gar nicht mehr da! Schwer stürzte er auf die Seite und prellte sich die Hüfte. Erst dann durchbrach sein Schrei die Stille.
Und sein Gefangener über ihm stimmte mit ein. Fremde Hände spürte der Mann. Sie berührten ihn. Suchten etwas. Und fanden schließlich seine Handgelenke. Es machte Schnapp! Handschellen! Seine eigenen? Es rasselte an den Ketten. Sein Lustobjekt löste sich und stürzte neben ihm zu Boden. Anschließend wurden seine Arme gepackt und eingehakt. Ein erneutes Rasseln und ein schmerzhafter Zug nach oben. Die Ketten rissen ihn halbhoch, sodass sein Gewicht nunmehr auf dem verletzten Bein lag. Der Schmerz raubte ihm den Verstand. Er konnte sich nicht wehren. Und gegen was wusste er
ohnehin nicht. Und so schrie er und schrie. Bis ihm ein Knebel in den Mund geschoben wurde. Ein ekliges Ding, aus der reichhaltigen Auswahl seiner eigenen SM-Utensilien. Zu seinen Füßen wimmerte der Gefolterte. Er hörte es. Sehen konnte er nach wie vor nicht. „Wie heißt du?“, fragte eine warme mitfühlende Stimme. Keine Antwort. Nur ein Wimmern. „Sag mir deinen Namen. Nun komm schon, er kann dir nichts mehr tun. Nie wieder.“ Das Wimmern verstärkte sich. „Ich weiß, ich weiß. Aber es ist vorbei. Glaub mir. Du bist frei“, tönte die Stimme ruhig und mitfühlend. „Du
kannst mit mir gehen. Ich werde dich wieder zu einem Menschen machen. Oder ich bringe dich gleich zu deinen Eltern. Ganz, wie du willst. Aber jetzt sag mir deinen Namen.“ Der Geschundene zuckte und wand sich. Ein Keuchen löste das Wimmern ab. „Ich verstehe. Das Stück Scheiße hat dich gebrochen. Also muss ich es wohl auf seine Art versuchen. Deinen Namen, sofort!“ Den letzten Satz schrie die Stimme. Sofort verstummte das Keuchen und das entführte Opfer richtete sich ein wenig auf. Ganz so, wie es dem bulligen Mann gefallen hätte. „Sven“, flüsterte eine dünne Stimme.
„Bitte tue mir nichts. Ich will auch ganz artig sein. Bist du jetzt mein neuer Herr?“ „Haija! Sven also, wie nett. Freut mich, dich kennenzulernen. Dein Herr? Nun ja, eigentlich nicht. Hm, vielleicht“, brummte die Stimme unwillig. „Lass uns darüber später reden! Jetzt haben wir noch etwas zu tun! Es wird dir gefallen, Sven, glaub mir. Es wird dich ein wenig heilen. Hier, komm, fass zu! Haija! Aber sei vorsichtig. Es ist scharf. Hier, spürst du das? Es ist ein Griff. Komm, ich helfe dir. Ich führe deine Hand. Hier, ja genau, hier ist es richtig.“ Ein fremder Wille zwang die schlanke Hand des Jünglings, die ein Jagdmesser
umklammert hielt, durch die Dunkelheit. Hin zu den Gliedmaßen des bulligen Mannes, der sich grunzend in den Ketten wand. Hoch und höher. Ganz langsam schabte die scharfe Klinge auf der Haut entlang. „Jetzt, stich zu. Jetzt!“ befahl die Stimme. Und die Hand des Jungen hob sich. Und stach zu. Dorthin, wo die Stimme es befahl. Ohne zu sehen, wonach. Es war weich und roch eigenartig. Ein Körper wand sich unter den Stichen. Das Grunzen wurde zu einem Quieken. „Haija! Gut gemacht!“, lobte die Stimme sanft. „Und jetzt gib mir deine Hand. Ich führe dich. Ja, genau so. Jetzt
schneide! Es ist einfach. Es geht schnell. Ja, gut gemacht. Habe ich dir zu viel versprochen?“ Das ehemalige Opfer zitterte. Der Dom in den Ketten tobte. Blut spritzte aus dem Körper des Mannes und voll über den Jungen, der Sven hieß. Das Zittern des jungen Körpers, der nichts sah und nichts begriff, verstärkte sich. „Ist ja gut“, beruhigte ihn die sanfte Stimme. „Es ist gleich überstanden. Wir haben es gleich geschafft. Gib mir jetzt das Ding, was du in der Hand hast. Ja, gut. Das andere, das weiche aus deiner Linken, bitte auch noch. Warte jetzt ein wenig. Keine Angst, ich bereite es schon für dich
vor.“ Die Ketten rasselten. Ein Körper schlug hin und her. Blut spritzte immer noch. Ein Klopfen in der Nähe ertönte. „Haija! So, alles bereit. Hier, nimm dies. Ja, genau. Das ist ein Hammerstiel. Was ein Hammer ist, weißt du ja wohl, oder? Nun gib mir deine andere Hand und halte dies gut fest. Spürst du das Weiche? Mit dem Nagel darin? Den musst du jetzt einschlagen. Sei vorsichtig. Du wirst nichts sehen. Fang ganz einfach mit kleinen Schlägen an. Du musst den Punkt erfühlen. Wegen den Fingern, du verstehst? Und kümmer dich nicht um das Ding unter dir, wenn es sich bewegt. Schlag einfach weiter. Wenn
etwas daneben geht, auch nicht schlimm. Ich versuch dir zu helfen. Ich halte ihn fest. Bereit? Na dann los!“
Der Hammer traf den Nagel. Dann Svens Finger. Ein Schrei, aber er machte weiter. Leichte und vorsichtige Schläge. Sie erfüllten ihren Zweck. Manchmal ging noch einer in der Dunkelheit daneben und traf eine Hand oder einen Kopf. Doch dann war es geschafft. Der Körper in den Ketten regte sich nicht mehr.
„Mir ist langweilig!“ maulte Sören. Demonstrativ lehnte er sich in seinem Drehstuhl zurück, legte seine Beine auf den Tisch und verschob mit ihnen die zahlreichen Utensilien. Beide Arme hinter dem Kopf, lehnte er diesen zurück. Und schaukelte. Vor und zurück, vor und zurück. Die Augen zur Seite gerollt, beobachtete er durch das große Fenster hindurch die lärmenden Piepmätze auf ihrer Brautschau. „Ich kann doch auch nichts dafür!“, antwortete Andreas Vogel. „Die Arbeit muss eben gemacht werden.“ Etwas genervt musterte er sein
Gegenüber. Sören Kaiser war in dieser Sonderermittlungseinheit sein Partner. Und gleichzeitig sein Freund. Wenn auch ein anstrengender. Es war immer das Gleiche. Wurde die Ermittlungsarbeit langweilig oder zur Routine, dann tickte Sören aus. Nun ja, daran hatte Andreas sich gewöhnt. Sollte er doch, kein Problem! Nur dass er immer alle gleich damit anstecken musste! „Ich wollte, ich wäre ein Spatz!“, träumte Sören weiter. „Den ganzen Tag flattern, betteln, trällern und poppen.“ „Ja, klar. Vor allem poppen!“, schmunzelte Andreas. „Dann würde es bald keine Spatzen mehr
geben.“ „Du nun wieder! Hin und wieder treibe ich es auch mit Frauen. Mit besonderen Frauen. Allerdings ist manchmal auch ein Langweiler dabei! Du erinnerst dich, oder?“ Oh ja, und wie! Nach einer feuchtfröhlichen Grillparty unter Kollegen hatte sein Partner es schließlich doch geschafft, ihn abzuschleppen. Wochen der Vorbereitung hatte Sören dafür investiert. Und dann schlussendlich bekommen, was er wollte. Andreas, den großen Frauenversteher in seinem Bett! Um es klar zu sagen, es war nicht schlecht. Sörens Fantasie unter der
Bettdecke hatte ziemlich schnell sämtliche Hemmungen bei ihm weggespült. Fünfzehn Minuten Formel eins. Es war toll. Überraschenderweise sogar mit einem Mann. Das hieß aber nicht, dass eine Wiederholung für ihn in Betracht käme. Oder er es mit irgendeinem anderen treiben wollte. Allerdings bekam er auch keine moralischen Weinkrämpfe deswegen. Aber diese ewigen Seitenhiebe seitdem nervten! Sein Partner ließ es sich nicht nehmen, ihn fast jeden Tag damit aufzuziehen. Oh, Mann! „Willst du mich schon wieder
anmachen?“ „Ha, ha. Das hättest du wohl gern!“ Was sollte denn das nun schon wieder heißen? Sicher, Sören hatte nie wieder einen Versuch gestartet. War er etwa nicht zufrieden mit ihm? War Langweiler ernst gemeint? Na, das wäre ja wohl das Letzte! Allerdings war Sören danach auch nicht in Freudentränen ausgebrochen. Hm. Er hatte mal mit Sörens Lieblingsstricher vom Bahnhof gequatscht. Einfach so, hatte sich ergeben. Und der meinte, Sex mit Sören bedeutet in der Regel das Zehnfache von fünfzehn Minuten. War er etwa nicht gut im Bett? All die Frauen behaupteten
doch etwas anderes! Oder wollten die nur höflich sein? Hm. „Hör mal, deine Anspielung ...“, grummelte Andreas. „Reg dich ab, Alter. Ich meine doch nicht dich, du Karnickel.“ Ratlose Blicke aus braunen Augen. Dazu ein kleiner Schock. War da doch etwas? „So vergesslich? Deine neue Flamme Eva saugt dir wohl das Gehirn heraus? Na, Alter, denk nach. Und ausnahmsweise mal scharf.“ Sören kicherte und schwang sich sportlich aus dem Drehstuhl. Zweideutigkeiten, er liebte sie. Langsam schlenderte er zu einem der Schreibtische hinüber, der zusammen mit
einem anderen verwaist hinter einer halbhohen Trennwand vor sich hinträumte. Schon hatte er die unterste Schublade aufgezogen und kramte darin herum. „Pass bloß auf, dass Nathalie dich nicht erwischt!“, stöhnte Andreas. „Sonst gibt es wieder Stress! Und jedes Mal, wenn ihr euch zofft, dann bekomme ich auch etwas ab. Aah, warte. Jetzt verstehe ich. Ein Wink mit dem Zaunpfahl? Du meinst Nat? Halt bloß deine Klappe! Letztes Mal hast du dich vor Eva auch schon fast verplappert!“ Nat, eine freundschaftliche Abkürzung für Nathalie Brock. Eine gemeinsame Kollegin, die ebenfalls zu dieser
Sondereinheit gehörte. Allerdings zurzeit ohne Partner. Privat und dienstlich. Sie alle hatten schon wilde Partys hinter sich. Und genauso wilde Bettgeschichten. Nur zu einem Dreier hatte es bis heute nicht gereicht. Vorwürfe und schamhafte Blicke gab es nie, nur Vergnügen. Und die Arbeit litt ebenfalls nicht darunter. Kam ja auch selten genug vor. Kichernd stieß Sören die Schublade mit dem Fuß wieder zu. Und steckte irgendwas in seine Tasche. Er hatte wohl gefunden, was er gesucht hatte. „Komm, lass uns abhauen!“, forderte er. „Ein bisschen Außendienst. Schau nach draußen, Andilein. Ein traumhaftes
Wetter!“ „Wir müssen das fertigmachen“, stöhnte Andreas. „Der Alte killt uns! Der will doch mit dieser Geschichte vor dem Polizeipräsidenten prahlen.“ Andreas war hier in dieser Gruppe der Korrekte. Bis ins Kleinste gepflegt und immer im Markenanzug. Mit Weste, Krawatte und gestärktem Hemd. Natürlich schlohweiß. Dazu bessere Schuhe und reichlich Parfüm. Nur die 1,83, die breiten Schultern und der kurze schwarze Stoppelschnitt erinnerten an den ehemaligen Fallschirmjäger. Was Fernsehserien doch für einen Schaden anrichten
können! Sören war das genaue Gegenteil zu Andreas. Der trug nämlich die Nachwirkungen seiner zerstörten Kindheit offen zur Schau. Andreas wusste nicht viel. Nur, dass sein Partner in der Jugend wohl nicht allzu viel Spaß hatte. Sören war fast zehn Zentimeter kleiner und von ganz normaler Statur. Gut durchtrainiert, gewiss. Aber nicht breit oder schmal, nicht kurz noch lang. Und durch und durch ein Chaot. Dreiundzwanzig Jahre alt. Ziemlich jung für diese Einheit. Böse Zungen behaupteten, er habe einen unbekannten Gönner. Und sehr böse Zungen kleideten
den Verdacht in Worte, dass der smarte Bengel sich nach oben schlafe. Die Erfahrungen und die Ausdauer hierzu solle er wohl allemal mitbringen. So wurde behauptet. Andreas war es egal. Er mochte diesen Rotzlöffel. Sören nervte zwar, aber ohne ihn konnte er auch nicht. Außerdem war der Bengel ein ausgesprochen genialer Bulle. Halblange dunkelblonde Haare, die Ohren bedeckt, ziemlich struppig. Dazu eine Stupsnase mit frechen Sommersprossen, große Augen und volle Lippen. Trug meistens enge Lederhosen oder verwaschene Jeans. Dazu Netzhemden, darüber ewig offene
Oberhemden, nichts in die Hosen gestopft. Markenturnschuhe und immer ein und dieselbe schwarze Lederjacke. Sah schon nicht schlecht aus, sein Partner. Ganz und gar nicht. Nur leider wusste der dies auch. Sören war nicht arrogant oder egoistisch, nein, wirklich nicht. Aber er setzte sein Aussehen als Waffe ein. Um jeden ins Bett zu kriegen, der ihm vor das Visier seiner Flinte lief. Und das waren nicht wenige! Männer und Frauen. Neidische Geister meinten auch so einige andere Sachen. Na ja. Aber meistens waren es Kerle, darunter auch seine Informanten. Unter ihnen gab es nur einen, der fast so etwas wie ein
fester Freund war. Ein strohblonder Junge aus Weißrussland. Einer der wenigen Elitestricher, die sich im Bahnhofsrevier herumtrieben. Meistens jedenfalls, wenn der Superstricher nicht gerade über Sören herfiel. Chaotisch war auch Sörens Ermittlungstätigkeit. Er ging nach Gefühl, fast immer. Und das machte Andreas wahnsinnig. Denn er war genau das Gegenteil. Immer korrekt. Nur die Fakten zählten! Ein Klingeln ertönte und die Fahrstuhltür öffnete sich. Nathalie! Na endlich. Wo mochte sie gewesen sein? Unpünktlichkeit war doch nicht ihr Ding. Eigentlich war sie es doch, die
allen zeigte, wo es langging. Sören stützte sich an der Trennwand ab und öffnet den Mund. Was war das? Ein kleines süßes Hündchen! Allerliebst! Sören fielen fast die Augen heraus. Und genauso viele Fragen verquirlten sich in seinem Kopf. Das Hündchen war ja so was von blond! Schulterlanges Haar, mit Seitenscheitel, glatt, ohne Stufe. Eine Harry-Potter-Brille auf der Nase und wohl noch nicht mal 1,70 groß. Schmollmund, Kindernase, länglicher Schädel. Und erst die Augen! Grau, nicht hell, nicht dunkel. Mit jeder Menge schwarzer Punkte und Linien durchsetzt. Wahrlich, blinkende
Edelsteine. Ohne es so richtig zu wollen, sprang Sören auf. Er war ja so was von weg! Mit nur ein paar Schritten war er den beiden entgegengeschlittert, umarmte den Kleinen ohne Hemmungen und wuselte ihm durchs Haar. „Ich hoffe, du hast ihn nicht festgenommen? Und wenn doch, dann wohl für mich!“, japste er Nathalie an. „Nein, nicht festgenommen! Aber nimm trotzdem die Finger weg!“, keifte seine Kollegin. „Och, ist der süß! Wo hast du den her? Ein Geschenk für mich? Oder ein Zeuge?“ „Nicht doch, weder noch. So lass ihn
doch endlich los! Diesen hier versaust du mir nicht! Diesen nicht!“, schimpfte Nathalie und wurde regelrecht rabiat. Mit beiden Fäusten trommelte sie auf Sörens Hände herum, die sich wie ein Klammergriff um den schmalen Körper gelegt hatten. Und Letzterer wurde so richtig durchgeschüttelt, sodass die Haare von links nach rechts und wieder zurückflogen. Und dann und wann traf den Spacko auch Nathalies Faust. Und die war nicht von Pappe! Nämlich dann, wenn Sören gerade seine Hand einfach in Sicherheit brachte, indem er den gefangenen Körper wegdrehte. „Nun sag schon, wem gehört der Bursche? Ist das dein neuer Lover? Oder
dein Sohn? Kann ich ihn haben? Bitte! Bitte, bitte.“ Im Hintergrund ertönte lautes Gelächter. Ein kurzer Blick genügte, um zu sehen, wie Andreas vor Lachen fast vom Stuhl fiel. „Jetzt reicht es aber wirklich! Du bist das letzte Kind! Und du da hinten lach nicht so viel! Du solltest mir lieber gegen diesen Verrückten helfen!“, krähte Nathalie und hatte Erfolg. Noch immer grinsend stemmte Andreas sich hoch und mit vereinten Kräften schafften sie es schließlich, den Burschen aus Sörens Umklammerung zu lösen. Letzterer zog einen Schmollmund, setzte seinen speziellen Hundeblick auf
und fing an zu greinen. „Ach, hör schon auf! Das glaubt doch ohnehin niemand! Jedes Mal ist es das Gleiche mit dir“, schnatterte Nathalie. Es sollte wohl grimmig klingen. Aber die lustigen Fünkchen in ihren Augen verrieten sie. Schnaufend zupfte sie sich die Jacke wieder zurecht, die bei der Rangelei ein wenig aus der Form geraten war. Während des Dienstes war ein Hosenanzug angesagt. Ungeliebt, aber praktisch. War der Dienst beendet, wurde er sofort gegen ein schmuckes Kleid getauscht. Meistens ein kostbares Dirndl. Und gleich in der engen Besenkammer nebenan, die noch zu
ihrem Großraumbüro gehörte. „Darf ich vorstellen? Peter Riebe. Unser neuer Mitarbeiter und mein Partner. So, und nun macht Platz!“, erklärte Nathalie, schob ihren neuen Partner einfach vor sich her und die anderen beiden Verdutzten zur Seite. „Ernsthaft? Ohne Scheiß?“ Sören fand als Erster seine Stimme wieder. „Ist der nicht noch ein bisschen jung?“, klinkte sich nun auch Andreas ein. „Tja, sieht so aus. Er wurde mir einfach so aufs Auge gedrückt. Jetzt müssen wir wohl mit ihm klarkommen“, sagte Nathalie und schmiss ihre Tasche auf den
Schreibtisch. Andreas und Sören machten große Augen. Und Peter schluckte, mehrfach. „Das glaub ich jetzt wohl einfach nicht. Hat die Polizei etwa solche Probleme, dass wir schon Vorschulkinder nehmen?“, stöhnte Andreas. „Was ist passiert?“, wollte Sören wissen. „Du lässt dir doch sonst nicht die Butter vom Brot nehmen?“ „Hab ich auch nicht“, schnaufte Nathalie. Sie setzte sich hin, drehte den Stuhl und starrte die beiden mit großen Augen an. Ach, war das herrlich! Sie wusste ganz genau, dass es die beiden verrückt machen würde. Man musste die großen
Kinder nur zappeln lassen, dann gab es Spaß. Das machte Nathalie immer, wenn sie etwas gute Laune gebrauchen konnte. „Ihr beide habt aber echt den Verstand von Fliegen. Ratet mal, warum ich zu spät komme. Na, was denkt ihr? Der Balder und ich hatten uns in der Personalabteilung getroffen. Vorstellungsgespräche und so weiter, ihr versteht schon. Und dass hier, was ihr vor euch seht, ist das Einzige, was übrig blieb. Das Einzige, was mit Klasse zu haben war.“ Toll! Den beiden fiel fast die Kinnlade herunter. Während der schmächtige Bursche, der wie ein Häuflein Unglück in der Gegend herumstand, gar nicht
mehr aus dem Schlucken herauskam. „Atmen! Ihr müsst atmen! Nicht, dass ihr mir hier noch umfallt. Aber keine Angst. An dem Kleinen ist mehr dran, als man auf den ersten Blick sieht. Ich habe ihn ausgiebig getestet.“ „Aha. Deine allbekannte Tretmühle also! Und er hat wirklich bestanden?“, schniefte Andreas. „Oh ja, sogar mehr als das“, schmunzelte Nathalie. „Das Bürschchen ist clever. Geistig bringt das Kerlchen mehr auf die Reihe, als ihr beide zusammen in einem Jahr.“ Sören und Andreas schnaubten nun empört. Nathalie lachte. Das Kerlchen bekam einen
Hustenanfall. „Nein, nein. Nur keine Angst. Aber ernsthaft. Wenn mich nicht alles täuscht, dann kann der Bursche einer der besten Profiler werden, der mir jemals untergekommen ist.“ „So, so! Wirklich?“, staunte Sören und himmelte Peter mit seinem Hundeblick von unten her an. Der wurde rot, ziemlich schnell sogar. „Und was ist, wenn er mal irgendeinen festnehmen soll?“, klinkte sich Andreas ein. „Schaut ihn euch doch an! Die harten Jungs spielen doch Tennis mit ihm.“ „Für den Fall bin ich ja da“, plusterte Nathalie ihre Backen auf. „Die ersten
zehn nehme ich.“ „Und wenn es elf sind?“, ließ Andreas nicht locker. „Elf, hm? Naja, um den Elften könnt ihr euch beide dann kümmern. Hört zu, ihr Nullen. Ich weiß auch, dass er nicht ganz das Gelbe vom Ei ist. Aber der Balder will eben mal was Neues versuchen. Also werden wir bei besonderen Einsätzen in Zukunft zusammenarbeiten.“ „So, so. Zusammenarbeiten also. Und wer gibt die Gangart vor? Ich schätze mal du, oder? Da habt ihr beide, der Balder und du, euch ja wieder was Feines ausgedacht“, höhnte Andreas. Sören stand auf und trat vor Peter, der
außer einem Röcheln noch nichts zur Unterhaltung beigetragen hatte. Behutsam schob er ihm die Brille nach oben. „Nein, schaut euch das an! Was für schöne lange Augenbrauen. Und die Wimpern erst!“ Und ehe der Neue sich versah, küsste Sören ihn auf die Lider, links und rechts. „Gib dir keine Mühe“, feixte Nathalie. „Der Junge hat überhaupt keinen Bock auf Sex! Außerdem ist er so was von hetero! Keine Chancen für dich! Nichts, hörst du, nichts wirst du in das Bübchen reinstecken! Oh, wie mich das freut! Da hat das Sexmonster keine Chance! Endlich
mal.“ „Stimmt das, Süßer? Bist du nicht zu haben? Hab ich nicht die geringste Chance?“, strahlte Sören den Neuen an. „Ich. Äh. Aber. Ich. Vielleicht. Ach, ich weiß auch nicht“, stotterte der Gefragte und fing leicht an zu zittern. Sören lachte aus vollem Halse, als er in Nathalies verdutztes Gesicht sah. „Ich habe genug gehört“, tönte er, packte Andreas am Ärmel und zog ihn bestimmt zum Treppenaufgang. „Wir haben noch was zu erledigen. Wartet nicht auf uns.“ „Haben wir?“, flüsterte sein Partner. „Klar doch, vertrau mir“, flötete Sören und zog noch ein wenig
kräftiger.
Andreas seufzte. Er wusste, er hatte keine Chance. Solange er noch saß und sich an seinem Stuhl klammern konnte, schon. Aber hatte ihn sein Partner erst mal am Haken, dann wurde sein Wille ganz klein. So war es schon immer. Und so wurde er schon in so manchen Mist mit hineingezogen.
Ein letzter verzweifelter Blick zeigte ihm eine Nathalie, welche die Stirn runzelte. Und einen jungen Burschen, der immer noch verlegen in der Gegend herumstand, sich die beschlagene Brille putzte und mittlerweile einen Kopf wie eine Tomate hatte.
„Was ist los? Was hast du vor?“, wollte Andreas von seinem Partner wissen. Der ihn immer noch nicht losgelassen hatte und nun weiter mit schnellem Schritt hinter sich herzerrte. Durch das Treppenhaus bis nach unten. Rein in den Eingangsbereich und gleich wieder raus. Mittlerweile waren sie schon auf dem großen Behördenparkplatz, als sich Sören endlich bequemte, ihn loszulassen. „Wir machen eine Pause!“, lautete die Antwort, während er mit seinem Körper zwischen die ganzen Dienstwagen hindurchtänzelte. „Das haben wir uns verdient! Monatelange Observierung. Tag
und Nacht und absolut langweilig. Klar, der Fisch war nicht klein. Aber von dem ganzen Rumsitzen hat sich jeder Muskel in meinem Körper verabschiedet. Absolut jeder, das kannst du glauben! Und jetzt auch noch der ganze Papierkram? Mensch, Alter, da werde ich doch hundertprozentig impotent!“ „Ich weiß nicht“, zierte sich Andreas. „Während der Arbeitszeit? Das gibt doch bestimmt wieder Ärger. Und ich hänge wieder mal mittendrin!“ „Ach, komm schon, Andischatz! Hab dich nicht so“, säuselte Sören. „Keiner wird es erfahren. Ich halte dicht! Ich habe auch keinem erzählt, was für ein Pfund du im Bett bist! Wir recherchieren
einfach ein bisschen. Ein bisschen Nachdenken über den letzten Fall. Ermittlungsarbeit eben. Wer will uns das Gegenteil beweisen? Ist doch nicht das erste Mal.“ „Na ja, hast ja recht. Glaubst du etwa, mir macht es Spaß, Berichte zu schreiben? Aber es muss nun mal gemacht werden. Das weißt du ... Hey, wo willst du denn hin?“ Verdutzt blieb Andreas vor ihrem Dienstwagen stehen. Es war ein alter klappriger und kleiner blauer Ford, gar nicht zu übersehen. „Ich will ein bisschen Spaß haben“, schmunzelte Sören und eilte weiter. „Glaubst du, diese Gurke verschafft mir
Spaß?“ „Diese Gurke hat uns noch nie im Stich gelassen!“, schnaufte Andreas, während er seinem Partner hinterher lief und sich ebenfalls durch die Fahrzeuge schlängelte. Innerlich seufzte er laut. Er wusste ja, dass Sören meinte, dass ihr Chef Erich Balder ihm nur eins auswischen wollte. Er glaubte nämlich fest daran, dass ihn der Alte nicht unbedingt liebte. Die blaue Schüssel war bekanntermaßen das älteste und reparaturbedürftigste Fahrzeug, was sich in der Polizeiflotte auftreiben ließ. Das kleine Auto röchelte und stotterte. Es jammerte und quälte sich. Dennoch mochte Andreas das
kleine Ding wie ein Familienmitglied. Aber vielleicht hatte Sören ja recht. Allzu oft gerieten er und Balder aneinander. Der Alte versuchte seinen Partner wohl zu erziehen. Zu lenken und zu leiten. Warum auch immer. Und weil dies eben ganz und gar nicht einfach war, bekam Sören bei jeder Gelegenheit einen saftigen Zusammenschiss. Gefühlte zehnmal so oft wie jeder andere. „Ich habe uns etwas Besseres organisiert“, trällerte Sören derweil unbeschwert weiter. „Komm schon, da vorne ist das Teil. Beeil dich gefälligst! Oder muss ich erst eine Domina hinter dir
herjagen?“ „Mann! Ist ja schon gut! Warum hast du es denn so eilig? Hast du Angst, dass dir deine Berichte hinterherlaufen und dich in Ketten legen?“ „Wirst schon sehen“, schmunzelte Sören. „Und jetzt, Augen zu! Augen zu, hab ich gesagt! Mach endlich die Klappen dicht, bevor ich austicke!“ Andreas gehorchte. Eine Autotür klappte. Dann wurde er am Kragen gepackt, heruntergedrückt und irgendwo reingeschoben. Erneutes Türenklappen. Ein Motor startete und heulte auf. „Oh Gott“, stöhnte Andreas, als er die Augen wieder öffnete. Da quietschten auch schon die Bremsen
und er wurde in den Sitz gedrückt. Das Auto, ein schwarzer 5-BMW, machte einen Satz und schoss aus der Parklücke. Andreas sah winkende Hände und so manchen erhobenen Mittelfinger. „Eh, Kaiser, willst du mich nicht lieber mitnehmen, als diese Schlaftablette?“, brüllte ein Polizist, der gerade seinen Streifenwagen abschloss. Sören warf ihm eine Kusshand zu und gab dann so richtig Gas. Einmal, nein zweimal, drehte sich der Wagen um sich selbst. Weißer Rauch hüllte ihn ein und es stank nach Gummi. „Oh Gott“, krächzte Andreas und noch einmal: „Oh Gott.“ Gerade noch konnte er sehen, wie einige
Fenster im oberen Teil des Gebäudes aufgerissen wurden, als sie auch schon durch die bewachte Parkplatzeinfahrt zischten. Der Wachhabende war clever, denn er hatte die Schranke vorsorglich schon geöffnet. Ein erhobener Daumen und ein neidisches Grinsen folgten ihnen, als sie auf die Hauptstraße einbogen und kurz darauf die nächste Abfahrt zur Autobahn nahmen. „Du machst Sachen!“, japste Andreas, während er sich sicherheitshalber am Armaturenbrett abstützte. Bei Sörens Fahrstil keine dumme Idee. Denn der war nicht ohne. Ein Grund, warum er im blauen Ford meistens Fahrverbot
hatte. „Du, sag mal, ich kenne doch diese Schüssel!“, schniefte Andreas und öffnete das Handschuhfach. „Mann, bist du wahnsinnig? Das ist die Karre von Nathalie! Oh nein, jetzt weiß ich auch, warum du in ihrer Schublade gekramt hast. Und warum du so schnell weg wolltest.“ Ein kurzer Blick zur Seite zeigte ihm einen Partner, der bis sonst wohin grinste. „Oh mein Gott! Warum tust du mir das an? Sie wird uns grillen! Und vierteilen! Und anschließend noch auspeitschen!“ Weiter kam Andreas nicht. Denn Sören überholte und er krachte unsanft gegen
die Beifahrertür. „Pass doch auf, Blödmann! Wenn wir die Kiste zu Schrott fahren, dann können wir stempeln gehen!“, brüllte Andreas. „Warum tust du mir nur so was immer wieder an? Jetzt hab ich endgültig bei Nathalie verschissen.“ „Entspann dich, Junge! Alles wird gut. Du willst mir doch nicht sagen, dass zwischen euch beiden gerade wieder etwas am Laufen ist? Ich denk, du bist mit Eva zusammen?“ „Ja, schon. Und auch wieder nicht. Ach, ich weiß auch nicht. Nathalie macht es immer so kompliziert.“ „Du willst mit beiden gleichzeitig rummachen?“, staunte Sören und testete
mit Volldampf die erste Spur. „Als wenn das von mir abhängen würde! Bisher hatte Nathalie immer nur entschieden, wann ich was darf und wann nicht.“ „Ooooch“, schniefte Sören und schaute seinen Partner mit vielsagendem Blick von der Seite her an. Und nach einer gefühlten Minute noch einmal: „Ooooch!“ „Was?“, keifte Andreas. „Ich bin nicht so ein Prinz wie du! Ich muss schwer ackern, wenn ich jemanden beeindrucken will. Herrje, pass doch auf! Das Auto!“ „Ja, ja. Schon gut. Ich hab's geschnallt. Nun entspann dich mal und lehn dich
zurück. Was hältst du von einem kurzen Trip an die Ostsee? Mit dieser Schüssel sind wir doch in null Komma nichts da.“ „Fahr langsamer! Jetzt tickst du wohl vollständig aus“, schimpfte Andreas. „Nathalie spricht nie wieder mit mir. Außerdem gibt mein Gehalt so etwas nicht her. Benzinpreise und so, du verstehst? Pass auf! Oh Gott!“ „Trara!“, kicherte Sören und zog triumphierend eine Benzinkarte aus seiner Tasche. „Oh! Oh, mein Gott! Das glaub ich jetzt echt nicht! Ist das ihre? Wir sind tot! Aber so was von tot! Mich wundert nur, dass sie uns noch nicht mit Anrufen bombardiert. Ob sie es noch gar nicht
gemerkt hat? Oder ist dort etwas vorgefallen?“ „Ist doch egal. Jetzt entspann dich mal wirklich. Also gut, keine Ostsee. Aber ein Stückchen weiter, da kenn ich ein echt klasse Restaurant. Mit Terrasse und so. Direkt an der Elbe. Was sagst du?“ „Ja, ja. Wenn ich schon sterben muss, dann lieber mit vollem Magen.“ „Genauso! Das ist mein Andilein! So mag ich ihn. Aber wir sollten unsere Handys ausschalten. Hier, nimm meins und würg es ab.“ „Alles klar. Aber fahr wenigstens langsamer.“ Andreas hatte aufgegeben. Ein paar
Fingerspielereien und die Handys waren tot. Entspannt lehnte er den Kopf zurück, hielt sich gut fest und ließ die Landschaft an sich vorbeirauschen.
„Schön hier“, sagte Andreas und schmiss seine zerknüllte Serviette auf den leeren Teller. Er lehnte sich zurück und strich sich wohlig über den vollen Bauch. Mit zusammengekniffenen Augen, fast schon im Halbschlaf, beobachtete er das friedliche Bild, in dem jede Menge schnatternder Enten eine tragende Rolle spielten. „Das hier ist echt ein Geheimtipp. Das Essen war richtig gut. Hier würde ich gern mal einen ganzen Nachmittag verbringen. Und das eine oder andere Bierchen schlürfen. Du kommst wohl
viel herum, was? Bringst du deine Liebhaber immer hierher?“, fuhr er fort und schaute seinen Partner fragend an. Der sagte nichts. Sondern grinste nur vielsagend zurück. „Nachtisch?“, fragte Sören stattdessen. „Oooooch, ich bin so voll! Aber vielleicht ...“, wollte sich Andreas gerade überreden lassen. „Herr Vogel! Herr Kaiser! Telefon!“, unterbrach da eine laute Stimme den Frieden. Die beiden schauten sich verdutzt an. Und danach neugierig in die Runde. „Herr Vogel! Herr Kaiser! Telefon! Dringend!“, ertönte erneut die Stimme, die zu einem frustrierten Kellner
gehörte. „Der meint uns!“, ließ Andreas seine Intelligenz spielen. „Woher wissen die, wo wir sind. Oder hast du noch ein Ersatzhandy, das du nicht ausgeschaltet hast?“ „Ich Hornochse!“, schimpfte Sören und schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. „Das GPS! Nathalies Schlitten hat einen GPS-Sender! Ich hab ihn nicht ausgeschaltet!“ „Oh mein Gott! Du Trottel! Bist du sicher, dass du Ermittlungsbeamter bist?“, stöhnte Andreas und rollte mit den Augen. „Hast du überhaupt eine Vorstellung, wie sauer sie sein muss, wenn sie eine GPS-Fahndung
einleitet?“ „Mächtig, würde ich sagen“, antwortete Sören leise, nun doch ein wenig mulmig. „Aber sie würde keine Fahndung einleiten, ohne dies mit dem Alten abzusprechen.“ Mit einem Ruck richtete sich Andreas kerzengerade auf. Falten bildeten sich auf seiner Stirn, die sich gerade mit einem leichten Schweißfilm überzog. „Hier sind wir!“, rief er dann kurz entschlossen dem Kellner zu. „Wir rufen zurück.“ Der Kellner verschwand beruhigt. Ganz klar, er hatte noch anderes zu tun. Währenddessen holte Andreas ihre Handys hervor. Er warf Sören dass Seine
zu und gab den Code bei sich ein. „Verdammt noch mal! Du heilige Scheiße! Schau dir das an!“, stöhnte er und hielt seinem Partner das Display vors Gesicht. „Das sind mindestens über zehn SMS und entgangene Anrufe. Da wird aber eine gewisse Dame so richtig sauer sein!“ „Nicht nur eine Dame“, fügte Sören kleinlaut hinzu. „Ich hab fast doppelt so viel Nachrichten wie du. Und die Hälfte davon ist von unserem Alten!“ „Nein! Oh Gott! Tja, dann wollen wir mal sehen, ob wir noch einen Job haben“, schniefte Andreas und wählte Nathalies Nummer aus dem
Kurzspeicher. Ein kurzes Warten, dann folgte ein Ach und ein Oh. Und danach wieder ein Ach. Geschwind schrieb Andreas etwas auf dem Bierdeckel, während er die Stirn krauszog. „Und? Was ist? Sag schon, wie ist sie drauf?“, wollte Sören wissen, als Andreas sein Handy wieder wegsteckte. „Kennst du diese Adresse hier?“, fragte er seinen Partner und schob ihm den Deckel hin. „Hm, ich glaube schon. Ist ziemlich in der Nähe. Wenn ich mich recht erinnere, gibt es dort einen Wald. Da habe ich mal Pilze gesucht. Warum? Will sie uns dort
begraben?“ „Wir haben einen Tatort. Wir müssen los. Und nein, bevor du platzt, sonst hat sie nichts gesagt.“ Kurze Zeit später hatten die beiden bezahlt und saßen im Auto. Es war nicht weit bis zur Autobahn. Dann ein kurzes Stück fast mit Höchstgeschwindigkeit und zwei Ausfahrten weiter ging er schon wieder ab. Ein Dorf ließen sie hinter sich und dann einen Schotterweg ins Grün. Ein kleines Wäldchen kam näher und Sören bremste ab. „Leck mich doch! Was ist denn hier los?“, wunderte er sich. Jede Menge Autos blockierten sich gegenseitig. Polizei, Feuerwehr,
Krankenwagen. Und mittendrin die Presse. Es dauerte eine kleine Weile, bis die beiden einen Parkplatz gefunden hatten, auf denen ihre Räder nicht versacken würden. Aussteigen war eins, unter dem gelben Absperrband mit dem Ausweis in der Hand hindurchklettern ein anderes. Auf dem großen Rasen vor dem Haus ging es zu wie in einem Bienenstock. Beamte wiesen den Weg. Polizeihunde beschnüffelten sie, als sie es endlich bis zur Terrasse geschafft hatten. Auf der ganz mutterseelenallein und verloren Peter saß, die Hände auf die Knie gestützt. „Ah, ich sehe schon“, grinste Andreas
hämisch. „Das Jüngelchen hat wohl ein bisschen vor sich hingekotzt! Na, hoffentlich hast du den Tatort nicht kontaminiert.“ „Doch, hat er“, mischte sich Nathalie ein, die gerade aus der großen offenen Verandatür trat. „Mitten rein und zielgenau. Der Chef von der Spurensicherung ist fast verrückt geworden.“ „Oooch, armes Bärchen“, tröstete Sören den Jungen, während er ihm fürsorglich mit einem Tempotaschentuch die Reste vom Mund wischte. „Wieso hast du ihn eigentlich mitgenommen?“ „Ihr seid nicht da gewesen! Schon vergessen?“, konterte Nathalie spitz.
„Und wenn du jetzt ein bisschen Zeit erübrigen könntest, da wartet nämlich ein Tatort.“ Auffordernd sah sie Sören an, ohne die Kaperung ihres Dienstwagens weiter zu erwähnen. „Übrigens, es tut mir leid, dich damit hineinzuziehen“, flüsterte Nathalie und senkte den Blick. Andreas bekam nichts mit. Aber Peter musterte die beiden argwöhnisch. „So schlimm also, ja?“, seufzte Sören und erhob sich. Gerade wollte er sich in Bewegung setzen, da wurde er steif. Ganz wie vom Blitz getroffen. Eben hatte er nämlich entdeckt, wie ein weibliches Wesen sich
resolut unter die weitläufige Absperrung hindurchschob. Lange Beine, kurzer Minirock. Eine halb offene Bluse, braune Haare, Dauerwelle. Jennifer Kühl! Die hatte gerade noch gefehlt! Starreporterin war sie, beim größten Boulevardblatt der Republik. Sörens Gesicht wurde rot und die Atmung schwer. Dazu entrang sich ein undefinierbares Knurren seiner Kehle. Dieses Gesicht würde Sören niemals vergessen. Zu oft waren die beiden schon aneinandergeraten und hatten sich gegenseitig auf die Füße getreten. „Ist die Oberschmeißfliege von der Presse auch schon wieder hier?“, brüllte Sören über das Gelände und stürzte los,
als gäbe es kein Morgen. „Herr Kaiser, ach wie nett. Sie habe ich gesucht!“, keifte eine helle Stimme und flog ihm entgegen. „Jetzt geht das schon wieder los“, stöhnte Andreas, und lief hinterher, dicht gefolgt von Nathalie. Mittlerweile hatten sich Frau Kühl und Herr Kaiser gefunden. Schwer prallten sie aufeinander. Brust an Brust standen sie und schoben sich hin und her. Mit hasserfüllten Augen brannten die beiden Löcher in ihr Gegenüber und schleuderten sich gegenseitig jede Art von Beleidigung ins Gesicht, die ihnen gerade so einfiel. Inzwischen waren auch Nathalie und
Andreas heran, dazu ein paar der vielen Beamten. Gemeinsam und mit etlichen Flüchen zerrten sie die beiden Streithähne auseinander. „Schafft sie wieder hinter die Absperrung! Und passt auf, dass sie dort auch bleibt“, ordnete Nathalie genervt an. Einen kleinen Augenblick massierte sie sich noch die Oberarme und die Seite, die ein paar Knüffe hatten einstecken müssen, von wem auch immer. Dann packte sie Sören, der noch immer vor Wut zitterte, am Schlafittchen und schob ihn endlich durch die große Terrassentür. „Wieso ist dieses Biest schon wieder
hier? Kannst du die nicht von mir fernhalten?“, keifte Sören. „Ich bin nicht deine Mutter! Du bist ja wohl schließlich groß genug! Außerdem, die war schon hier, bevor wir überhaupt eintrafen.“ „Echt jetzt? Ich kann die Kuh nicht ausstehen! Aber ein Näschen hat sie, das muss ich ihr lassen.“ „Ich habe das Gefühl, es ist mehr als das. Die waren schon fertig, sie und die Fotografen. Das ganze Haus hatten sie unter die Lupe genommen, innen und außen.“ „Das meinst du nicht ernst? Die sind durch das ganze Haus gelatscht? Und haben vielleicht noch Spuren
verwischt?“ Sören schüttelte sich, als Nathalie stumm nickte. Dann fiel sein Blick auf die hellen Fußbodenfliesen, die nur dann und wann von einer kleinen Brücke bedeckt wurden. Blutige Spuren, wohin man sah. Hundespuren, Menschenspuren. In einem eigenartigen Muster miteinander verwoben. „Was zur Hölle war denn hier los?“, wollte er von Nathalie wissen. „Das ist noch gar nichts“, erwiderte diese und schob Sören weiter vor sich her. Hin zum Flur, mit der Treppe in den Keller. Die Spuren wurden nicht weniger, ganz im Gegenteil. Neben den
bereits bekannten sah Sören jetzt auch die Abdrücke von Halbschuhen. Auch ein oder zwei Stiefel waren dabei, dazu ein paar Hackenschuhe. „War das etwa ...?“, schüttelte er sich. „Die Presse? Die Kühl? Ja, waren sie. Aber komm weiter. Wir müssen in den Keller.“ „In den Keller?“ Schlagartig blieb Sören stehen, als hätte er eine Vorahnung. Doch es war nur ein flüchtiger Moment, ein kalter Hauch, der seine Haut streifte. Er gab sich einen Ruck und stieg die Treppe nach unten hinab. Die grellen Scheinwerfer der Spurensicherung blendeten. Es dauerte
eine kleine Weile, bis sich seine Augen daran gewöhnten. Blut, so viel Blut! Wohin er auch sah. Hier ein Andreaskreuz, dort eine Streckbank. Ketten an den Wänden und von der Decke. Kleine Werktische mit Rollen an den Füßen, auf denen sich jede Menge Utensilien befanden, die jedem gehobenen Erotikkatalog Ehre gemacht hätten. Dildos, Plugs, Pumpen. Gewichte, Fesseln, Klemmen. Peitschen, Zangen und Messer. Daneben zwei Kleiderständer, die mit aufreizenden Lederklamotten gut bestückt waren. Und fast in der Mitte des Raumes ein Mann, der halb liegend, aber leblos in Ketten hing. Die Beine gespreizt. Die
Hoden und Oberschenkel ein blutiger Matsch. Der Penis abgeschnitten. Das eine Knie eigenartig verrenkt. Der Schienbeinknochen hatte die Haut durchbohrt. Ein muskulöser Oberkörper. Aber kein Sixpack. Stattdessen ein Schwimmring. Starke behaarte Oberarme und Schultern. Der Kopf war zur Seite gefallen und glasige offene Augen nach oben verdreht. Mit dickem Blut verschmiert. Und auf der Stirn das Glied des Mannes. Ein Nagel durch ihn hindurch bis ins Gehirn. Sören hatte genug gesehen. Er bekam Schweißausbrüche. Ihm wurde abwechselnd heiß und kalt. Dann kam die
Atemnot. „Ich muss hier raus“, flüsterte er und stürzte an den erstaunten Mitarbeitern der Spurensicherung vorbei Richtung Treppe. Zurück auf der großen Terrasse blinzelte er in die Sonne und sammelte sich. Der Druck ließ ganz langsam nach und die alte Last fiel wieder ab. Noch einmal atmete Sören ganz tief durch. Anschließend schlenderte er gemütlich hinüber zu einem der Wagen der Spurensicherung. Ein paar Sätze fielen, dann kramte Sören in einem der Kartons. Er hatte wohl gefunden, was er suchte. Denn schon kurz darauf führte ihn sein
Weg hin zu Peter. Der noch immer benommen und mit bleichem Gesicht vor sich hinstarrte. Sören setzte sich neben den Jungen und stieß aufmunternd mit seiner Schulter gegen die Seine. „Hier, hab ich dir mitgebracht. Zwei Paar Gummihandschuhe. Du solltest immer ein paar dabei haben. Man weiß nie, wann und wo man über einen Tatort stolpert. Und hier, ein paar Plastiktüten. Sind auch recht nützlich. Für Beweismittel und solch Zeugs. Machen sich auch ganz gut als Kotztüten. Probier es ruhig aus!“, grinste Sören und stieß Peter erneut mit der Schulter
an. Dann starrten die beiden wie abwesend vor sich hin. Einvernehmlich, ein jeder hing seinen Gedanken nach. Die vielleicht sogar ähnlich waren. Schließlich stand Sören wieder entschlossen auf und zog den Jungen mit in die Höhe. „Es hilft nichts, Peterli. Wir müssen weitermachen. Auch wenn es uns nicht gefällt. Auch wenn wir kotzen. Es ist unser Job.“ Sören drehte sich um und ging wieder ins Haus. Und Peter folgte wie selbstverständlich. Die beiden sahen Nathalie, wie sie neben einem Polizeibeamten stand, der eine
untersetzte Frau mittleren Alters festhielt. Durch die offene Eingangstür auf der anderen Seite konnten sie Andreas sehen, der sich über eine Krankenbarre beugte, die wohl gerade verladen werden sollte. In der Hand eine Leine, an deren Ende ein blutiger Hund hin- und herschwankte. „Kümmer dich nicht drum“, schnaufte Sören. „Die wissen, was sie tun. Wir beide haben jetzt eine andere Aufgabe.“ Sprach's und steuerte die Treppe an, die hinunter in den Keller führte. Unten angekommen blieb er gleich am Eingang zum Raum stehen. Er spürte Peters schwere Atemzüge in seinem Nacken, während er alle Details des
Tatortes in sich aufnahm. Meter für Meter. Stück um Stück. Als würde er etwas mit seinen Augen scannen. Dann schaute er Peter fragend an, der sicherheitshalber eine geöffnete Plastiktüte vor seinen Mund hielt. „Und? Fällt dir was auf?“, wollte Sören wissen. Irritiert schaute der Junge zurück. Vielleicht auch etwas beschämt. Er sah alles und nichts. Was mochte Sören von ihm wollen? Aber der hatte sich bereits wieder abgewandt und war schon ganz woanders mit seinen Gedanken. Fast wie im Zeitlupentempo schlich Sören durch den Raum. Blieb hier stehen, betrachtete dort etwas. Manches
nahm er in die Hand, ganz so, als wollte er eine Bindung eingehen. „Was ist das alles hier?“, flüsterte Peter. „Nicht jetzt! Jetzt nicht. Ich muss mich konzentrieren. Später. Später erkläre ich es dir. Vielleicht. Vielleicht zeig ich dir auch das eine oder andere.“ Sören ging weiter, etliche Furchen auf der Stirn. Kurz vor der Treppe, konnte Peter Nathalie und Andreas ausmachen. Beide sahen gespannt zu. Genauso wie alle anderen von der Spurensicherung. Als würden sie auf etwas warten. „Jungs, seid doch mal so nett! Schaltet bitte die Scheinwerfer aus. Und das Rotlicht wieder ein“, verlangte Sören
halblaut. Ein lautes Klacken. Die Scheinwerfer verloschen. Rotes Licht erstrahlte und warf beklemmende Schatten an die Wand. Eine unwirkliche Stille machte sich breit. Peter war beeindruckt. Woher wusste sein Kollege das mit dem Licht? Gespannt schaute er weiter zu und vergaß dabei fast seine Tüte. Er sah, wie Sören sich tänzerisch durch das Licht bewegte. Sich an das Andreaskreuz lehnte und über den Bock legte. Werkzeug nahm er in die Hand, spielte mit den Dildos. Verschob einen der Wagen und kroch auf allen vieren im Blut umher. Unter den Ketten, die von
der Decke hingen, verharrte er länger. Den Körper gedehnt, mit ausgestreckten Armen und geschlossenen Augen, die Leiche zu seinen Füßen. „Wer ist er? Herr oder Sklave?“, überlegte Sören laut. „Ich denke, er war wohl der Dominante. Der andere, der im Blut und zwischen seinen Beinen lag, war jung und schmächtig“, erklärte Nathalie. „Der andere? Lag zwischen seinen Beinen? Im Blut?“ „Ja, stundenlang. Wir haben Fotos.“ „Fotos also. Nun ja. Und, lebt dieser andere noch?“ „Tut er. Ist aber nicht vernehmungsfähig. Steht unter Schock.
Wir haben ihn vorhin abtransportiert.“ „War er sein Sub? Und er hat die ganze Zeit in diesem Blut gelegen? Tatzeit?“, warf Sören die Fragen in den Raum. „Sieht ganz so aus. Ob er ein Sub war, ist noch nicht raus. Und gestern, noch vor Mitternacht“, antwortete Nathalie. „Wie hat er es gemacht?“ „Mit einem Hammer. Den hatte er noch in der Hand. Wohl die ganze Zeit.“ „Wo hatte er ihn her? Und diesen Nagel?“ Nathalie zuckte mit den Schultern. „Wissen wir nicht. Im Moment können wir nur raten. Wir haben ein paar freie Stellen auf den Tischen gefunden, wo sie gelegen haben könnten. Der Hammer, das Messer, der
Baseballschläger.“ „Das Messer, mit dem er ihm den Penis abgeschnitten hat?“ Nathalie nickte, während alle anderen gespannt zuhörten. „Ein Baseballschläger also. Das zertrümmerte Knie, denke ich. Oder? Sag, habe ich recht?“ „Ja. Die Scheibe ist kaputt. Auch die Gelenke. Alle Bänder gerissen.“ „Sieh einer an. Das war bestimmt nicht lustig. Aber setzt absolut jeden so gut wie außer Gefecht. War vielleicht sogar gerecht“, murmelte Sören und schaute sich um. „Wo sind sie, die Tatwaffen?“ „Eingetütet und auf dem Weg ins Labor. Tja, während ihr euch einen Bunten
gemacht habt, mussten wir arbeiten. Aber wir haben jede Menge Fotos.“ Sören nickte. Dann schaute er wieder und schaute. „Wo hat er es nur?“, stellte er sich selber die Frage. Während fast alle anderen den Atem anhielten, schaute Peter nur verständnislos in die Runde. Nichts von dem, was hier gerade passierte, begriff er. Und dennoch machte irgendetwas, ganz tief hinten in seinem Hirn, klick. Im Moment aber sah Peter einen Mann, der sich selbst über einer Leiche in die Ketten hing, die Augen dabei geschlossen. Und plötzlich löste sich der Mann aus diesem Bild und ging
zielsicher auf einer der Wände zu. Ein gerahmtes Foto hatte es ihm angetan. Eine glitzernde Peitsche darauf auf dunklem Samt. Zweimal strich Sören über das Foto, dann nahm er es kurz entschlossen ab. Fühlende Finger strichen auf den Fugen der Steine dahinter entlang. Und sie fanden, was sie suchten. Einen der Mauersteine, lose. Schon bald hatten ihn die Finger herausgelöst. Dann noch einen zweiten und dritten Stein. „Da ist es also!“, flüsterte Sören, während er in das Loch hineinlugte. „Seine Trophäen! Jungs, ihr könnt das Licht wieder anmachen!“ „Ja, das ist mein Sören! So kenne ich
ihn. Genau dafür habe ich ihn angefordert“, sagte Nathalie mit Stolz in der Stimme.
Schon seit Stunden lag er auf dem Rücken vor dem Fernseher. Geplante Langeweile, so hieß das in seinem Sprachgebrauch. Einfach mal nichts tun, den Gedanken freien Lauf lassen und sich sinnlos durch die Kanäle zappen. Dann und wann war das eigentlich immer recht entspannend. Nur heute wollte es nicht klappen. Irgendetwas fehlte. Er war ruhelos. Sein letzter Mord war Geschichte. Das Adrenalin verschwunden, die Erregung gewichen. Er fühlte sich so leer. Und
allein. War es das? Langsam glitten seine Finger unter das bereits geöffnete Hemd und begannen seine Brustwarzen zu streicheln. Angenehm, ja das war es. Auf seinem Gesicht machte sich ein Grinsen breit. Das alte Spiel. Er kannte es. Gleich würden sich seine Hände selbstständig machen und das dritte Hirn in seinem Unterleib würde die Kontrolle übernehmen. Gespannt beobachtete er, wie seine linke Hand sich forschend unter den Gürtel zwängte und am oberen Rand seiner Schamhaare entlang strich. Die rechte dagegen kletterte über den Bund der ausgewaschenen Jeans und fand schnell
die Beule, die aus seinem Schritt in Richtung seiner Hüftknochen wuchs. Genüsslich zogen die Finger die Grenzen der Konturen nach. Die Haut unter den weißen Seidenshorts rutschte langsam zurück und befreite das reizbare und feinfühlige Fleisch darunter. Es kribbelte und zwickte, ganz besonders um die empfindliche Hautfalte herum. Das zartfühlende Bändchen und der obere Teil des Schaftes selbst schickten Signale aus, die sich im Körper ausbreiteten und den Modus Geilheit aufriefen. Sein Kopf fing leicht an zu glühen, sackte nach hinten und die Augenlider klappten zu. Jetzt wusste er, was ihm
fehlte! Nein! Nicht jetzt. Entschlossen sprang er auf und sein Körper kühlte ein wenig ab. Der angenehme und fordernde Druck in seinem Unterleib allerdings blieb. Sein noch halb erigierter Dödel scheuerte bei jeder Bewegung an dem Stoff, der ihn gefangen hielt. Mindestens zweimal musste er sich jeden Tag Erleichterung verschaffen. Sonst konnte er schlecht schlafen und war ständig gereizt. Seine Hoden meldeten sich immer schon lange vorher. Sie drückten, sandten Signale in den Unterleib und machten ihn rollig. Man sollte schon auf diese Signale hören, sonst konnte man das klare
Denken vergessen. Doch nicht jetzt! Er war zwar schon über der Zeit, aber jetzt war ein ungünstiger Moment. Sonst würde er nicht tun, was er tun musste! Sexuelle Triebkräfte konnten nämlich auch in bestimmte Handlungen münden. Gut, solange man dies kontrollieren konnte. Und er musste dringend etwas tun, um sein Leben etwas angenehmer zu gestalten. Ja genau, denn dies war ihm gerade eben klar geworden. Er brauchte einen Menschen, mit dem er reden konnte. Der sich stundenlang streicheln ließ und in seinen Armen friedlich einschlief. Natürlich nach jeder Menge Sex. Würde er jetzt seine Hoden
auspressen, dann würde er nur bequem und schläfrig werden. Also, Geilheit als Antrieb. So sei es, damit konnte er dienen. Er schlüpfte in die bereitstehenden Hausschuhe und ging hinüber in sein Arbeitszimmer. Das war mit Elektronik nur so vollgestopft. Und auf den verschiedenen Tischen stand ein Computer neben dem anderen. Aber nur einer war heute wichtig. Vorerst. Er schwang sich in den bereitstehenden Drehstuhl und suchte in einem Stapel von Festplatten nach einer bestimmten Internetpartition. Diese war schnell gefunden. Und schon zeigten die blinkenden LEDs an, dass der PC
hochfuhr. Kurz darauf öffnete er den Browser und änderte seine IP-Adresse. Unentschlossen fuhr er mit dem Mauszeiger über die abgespeicherten Links der verschiedenen Chatrooms. Was wollte er eigentlich? Darüber hatte er noch nicht nachgedacht. Alt, ein mittleres Alter, jung? Es hatte alles seine Vor- und Nachteile. Wenigstens war er auf das Geschlecht festgelegt. Nur Kerle konnten es sein. Der Zwang seiner Kindheit hatte sein Gehirn ein für alle Mal darauf geeicht. Nun gut. Die Älteren hatten Erfahrung. Um so älter, um so mehr Entspannung. Viel Ruhe und Streicheleinheiten. Wenn er an den Richtigen geriet, könnte er
sogar auf der zehnstufigen Orgasmusskala ziemlich weit nach oben klettern. Allerdings waren Ältere auch gefährlich. Sie waren in der Regel kräftiger als er. Und viele wussten, wie man einen Menschen am besten ausnutzen konnte. Dazu übernahmen sie gern das Kommando, betrachteten sein Eigentum als das ihre und langweilten einen mit ständigen Belehrungen. Für das, was er tat, würden sie ein Sicherheitsrisiko bedeuten. Er müsste diese Menschen in sein Leben lassen. Hätte keine Kontrolle mehr. Und vielleicht würden sie über ihn bestimmen wollen. Nein, Ältere fielen
aus. Jedenfalls vorerst. Also Jüngere? Adieu, ihr herrlichen Orgasmen! Hm. Und wenn ja, wie jung? Waren sie nämlich zu jung, unter zwanzig, wussten sie noch nicht viel. Schämten sich für irgendwelche merkwürdigen Dinge, konnten ihre Wünsche nicht ausdrücken. Wollten lieber wochenlang erzählen, als gleich so richtig zur Sache zu kommen. Und dieser falsche Stolz würde sie vielleicht dazu bringen, vor ihren Freunden mit ihm zu prahlen. Das ging ja nun gar nicht! Viel zu gefährlich! Um die fünfundzwanzig wäre vielleicht besser. Allerdings sprangen die meisten von ihnen herum wie die Karnickel.
Adieu Streicheleinheiten. Es war eben nicht einfach. Alles, was er suchte, würde eigentlich nur ein Stricher oder Escort mitbringen. Nur wären die keine Dauerlösung. Nichts zum Kuscheln. Wer schon einmal eine Neun in der Wertung erreicht hatte, wollte immer wieder dahin. Neben Erfahrung brauchte man dafür aber viel Zeit. Hm, was tun? Professionell oder unbedarft? Jung oder alt? Erfahren oder schüchtern? Das Angebot in dieser Großstadt war ungeheuer groß. Warum also nicht zugreifen? Die einschlägigen Viertel fielen natürlich aus. Dort würde er lieber
nicht auf die Pirsch gehen. Irgendjemand könnte sich erinnern. Aber der Bahnhof wäre gut. Dort könnte man alibimäßig die Fahrpläne studieren. Und sein drittes Hirn würde derweil die Lage checken. Heute? Gleich? Nein, nicht heute. Außerdem, mit einem Stricher tagelang kuscheln wäre nicht billig. Mit einem Escort sogar echt teuer. Aber, so schlecht war der Gedanke nun auch wieder nicht. Wenn er Erfahrung suchte, etwas Besonderes wollte, ganz ohne Verpflichtungen, dann sollte er auf die Pirsch gehen. Also gut, der Bahnhof. Der war im Programm für die nächsten
Tage aufgenommen. Blieb noch was fürs Herz. Ja, genau. So konnte es gehen. Man holte sich das, was man brauchte, eben von verschiedenen Leuten. Und vielleicht lief der richtige Mensch einem zwischendurch über den Weg. Ein wenig jünger wäre vielleicht doch ganz gut. Sicherer. Und etwas kleiner sollte der Bursche sein. Dies würde wie immer seinen Beschützerinstinkt aktivieren. Am besten, einer aus einer guten Familie. Einer, der sich nicht traute, sich zu outen. Dann wäre das Ding mit der Geheimhaltung geklärt. Außerdem sollte es vielleicht ein Einzelgänger sein. In seinem Umfeld
gemobbt, keine Freunde. Wäre nicht schlecht. Diese Menschen konnte man immer noch am leichtesten an sich binden. Denn sie sind in der Regel anhänglich. Haben Angst, etwas zu verlieren. Oh je, das wird bestimmt nicht einfach werden! Mit ein paar Klicks grenzte er das Einzugsgebiet ein. Dann startete er einen Suchlauf mit Schlagwörtern und durchforstete die Fotos der Ergebnisse. Bei Zweien schwoll sein Johannes in der engen Hose schlagartig an. Sie mussten die Richtigen sein. Denn sein bestes Stück irrte sich nie. Schnell waren die Links gesichert und die Webseiten für
den Offline-Modus komplett abgespeichert. Aber irgendetwas war an dem einem Bild merkwürdig. Auf irgendeine Art kam es ihm bekannt vor. Er speichert die Grafik ab, kopierte den Dateinamen und googelte ihn. Vielleicht kam ja was dabei heraus, denn Naive gab es auf dieser Welt ohne Ende. Und richtig. Die Suchmaschine meldete Erfolg. Es war ein Jugendfoto von einem bekannten Schauspieler. Na also! Nummer eins verschleiert! Ist demnach eine Falle. Und ist raus aus dem Rennen. Blieb noch das andere Pferd im Stall. Gleiches Spiel, wie gehabt. Einen Eintrag
in einem sozialen Netzwerk. Na also! Mit seinem Fake-Account meldete er sich an. Ein Schüler also. Siebzehn, bald achtzehn. Wenn die Angaben stimmen. Auf einem hiesigen Gymnasium, ganz in der Nähe. Keine Einträge von Freunden. Allerdings auch kein weiteres Bild. Nun ja, da werde ich wohl noch weiter graben müssen, dachte er und schrieb eine Nachricht. Du bist süß! Als ich dein Bild gesehen habe, bin ich sofort heiß geworden. Wenn du Interesse hast, hinterlasse eine Nachricht, schrieb er in das Fenster. Er startete den PC erneut. IP-Adresse wechseln, das alte Spiel. Mal schauen,
was sein eigenwilliger Freund aus Asien für ihn hatte. Er öffnete diese ganz spezielle Webseite, gab seine Passwörter ein und beantwortete eine Sicherheitsfrage, die jedes Mal eine andere war. Auch für die Passwörter hatten sie ein rotierendes System entwickelt. Und schon ging es los. Der Browser schuftete wie verrückt. Fenster öffneten sich, Fenster schlossen sich. Ein Link griff in den anderen. Sein spezieller Freund jagte ihn wohl wieder um die ganze Welt. Wie es ausschaute, heute sogar zweimal. Ist schon besser, dachte er, die Sicherheitsbehörden schlafen
nicht. Irgendwann war er dann endlich auf einer Seite, die sein Geschäftsfreund nur für ihn angelegt hatte. Ein paar Klicks und er öffnete sie im Sandkasten-Modus. Ah ja, es war alles da, was er angefordert hatte. Spezielle Software, von seinem unsichtbaren Freund persönlich programmiert, von ihm mit gutem Geld bezahlt. Schnell startete er den Download. Die neueste Spyware, wie nett. Ein neuer Algorithmus zum Paßwortknacken. Und eine GPS-Verfolgungssoftware. Handys, Autos, und so weiter. Klasse! Der Download war mittlerweile beendet. Schnell schrieb er noch in das
Verschlüsselungsfeld auf Englisch: Brauche noch etwas, womit sich eine Datei selber löscht. Sich anschließend mehrfach schreddert. Zeit muss einstellbar sein. Ebenfalls Interesse an Software, mit der man Webcams von außen ein- und ausschalten kann. Inklusive Ton. Muss aber eigenes Programm sein. Gleicher Ort, gleicher Transfer. Du bist der Größte! Liebe dich, dein Wiesel. Gut. Schnell Verbindung trennen. PC neu starten! Gleich noch mal in den Chatroom gehen. Um zu schauen, ob ich dem Jungen nicht irgendetwas unterjubeln kann. Sieh an, es war schon eine Antwort
da. Meinst du es ernst? Hundert pro! Du siehst echt hübsch aus! So intelligent! Du bist einer, zu dem man Vertrauen haben kann. Dem man alles erzählen kann. Der zuhört und hilft. Ich würde gern ein wenig mit dir quatschen. Wenn du Interesse hast, dann melde dich mal. So geschafft! Fix noch eine der gefälschten E-Mail-Adressen darunter und die Sache wäre angeleiert. Jetzt noch ein wenig scrollen. Vielleicht hat sich ja gerade ein weiterer Prinz eingeloggt! Was ist das? Wie sieht der denn aus? Halb Monster, halb Muskelpaket. Was der
wohl zu sagen hat? Oh, toll, eine ungeschützte Unterhaltung! Dummheit oder Absicht? Manche wollen ja tatsächlich, dass Fremde mitlesen. Um sich interessant zu machen oder um Ahnungslose einzufangen. Wie das Licht die Motten. Ich hab der Ratte dann meine Cola-Flasche hinten reingeschoben, stand da. Und weiter: Wieder und wieder. Hat gequiekt, das Schwein. Hab ihn zuerst die Schneidezähne ausgeschlagen. Hat nichts geholfen. Musste seine Fresse tapen. Eigentlich schade, hätte ihm zu gern noch in den Hals gepisst. War das eine Einliterflasche?, fragte der
zweite Teilnehmer. Nee, leider nicht. Hatte keine dabei. Dafür hat er sie voll genommen. Hat geblutet, die Sau. Hat mir die ganzen Bezüge vorne versaut. Hab ihn dann von der Brücke geschmissen, fuhr der erste Schreiber fort. Jetzt war er alarmiert! Vergessen der Junge im Chat. Vergessen seine Sehnsucht nach Zärtlichkeit. Die Jagd war eröffnet. Irgendetwas klingelte in seinem Kopf. Da war doch was! Stimmt, genau! Die Presse hatte vor zwei Tagen einen Aufhänger. Auf der Titelseite. Aufmerksame Passanten hatten einen Jungen aus der Elbe
gefischt. Grün und blau geschlagen und mit inneren Verletzungen. Nackt, der Schließmuskel total zerrissen. Eine Not-OP rettete ihm wohl das Leben. Mal gerade so. Aber der junge Mann würde nie wieder der Gleiche sein. Sollte er etwa genau diese Ratte am anderen Ende der Leitung haben? So dumm konnte doch wirklich keiner sein! Und wenn doch? Vielleicht wollte der Blödmann ja vor Gleichgesinnten prahlen? Unfassbar! Aber da musste er nachhaken. Schnell schaute er zurück in den Chat. Das Gespräch war beendet. Pech. Aber die beiden hatten sich für kommendes Wochenende im Benito verabredet. Das
war wieder Glück! Den Schuppen kannte er. Die Ratte war also höchstwahrscheinlich ein Einheimischer. Also, die Aktion konnte beginnen. Das Bild. Wieder zuerst das Bild! Viele Menschen benannten ihre Dateinamen nicht um. Google. Na? Treffer! Einmal, zweimal, dreimal! Also, du bist in dem gleichen sozialen Netzwerk, hm? Ins Netzwerk! Das gleiche Bild und ein paar andere dazu. Sie stimmten überein. Du bist also wirklich so klobig, wie du aussiehst, grinste er hämisch und zeigte dem Bild auf dem Monitor den Stinkefinger. Aber weiter. Die Gegenprobe, der zweite
Treffer. Ein Fanklub für den großen Fußballverein dieser Stadt. Alles behaarte und muskelbepackte Klötze. Igitt. Da wurde er doch impotent. Aber egal. Jedenfalls war es wieder der gleiche Typ. Gut. Die Daten werde ich gleich mal auf einen der USB-Sticks schieben, falls ich mich irgendwann mal mit den anderen beschäftigen muss. Wer weiß, vielleicht habe ich ja zufällig in ein Nest gestochen. Was nun? Weiter das Internet abgrasen oder lieber gleich die elegante Lösung? Die hinterließ aber Spuren! Jedenfalls so lange, wie sein Kumpel aus Asien ihm nicht weiterhalf. Riskieren und hoffen,
dass die Software rechtzeitig eintrudelte? Die Finger trommelten nervös auf der Tischplatte. Also gut, ich riskier es, entschloss er sich schon fast widerwillig. Wenn es nicht klappt, muss ich eben einsteigen und die Spuren per Hand beseitigen. Rasch änderte er erneut seine IP-Adresse und öffnete einer seiner Alibiwebseiten, die er zusammen mit Hunderten von E-Mail-Adressen unter falschem Namen angelegt hatte. Jetzt noch fix die alte Spyware gelöscht und die neue upgeloadet. Fertig! Das Spiel konnte beginnen. Neustart. IP, alles klar. Chatroom. Gut, die Ratte war noch on. Geschwind
hetzten seine Finger über die Tastatur und logen, was das Zeug hielt. Hi! Habe mir gerade deine Traumfigur reingezogen. Bin sofort feucht geworden. Würde mich von dir gerne mal durchkneten lassen! So mit allem Drum und Dran. Du verstehst? Deine Peitsche auf meinem Rücken, dein Lümmel massiert mich durch. Wieder und wieder, bis mein Verstand kocht. Wochenende hätte ich frei. Arbeite leider außerhalb. Wenn Interesse, dann mach einen Vorschlag auf meiner Website. Ach, ein paar Bilder von mir findest du dort auch. Bin nur ein halber Hahn, aber ich kann ihn dir blutig blasen, sodass es dich noch tagelang
juckt. Muss jetzt los, dein Sklave. Ha! Jetzt noch der Link und senden! Ganz schön übertrieben, aber darum ging es nicht. Der Fisch sollte anbeißen. Und er würde anbeißen, da war er ganz sicher. Er kannte diese Sorte Ratten! In- und auswendig. Nur in Kleinigkeiten unterschieden sie sich. So, genug gewartet. Chat beenden, PC herunterfahren, Strom weg! Er wechselte den Platz, hin zu seinem Überwachungscomputer. Stecker in die Steckdose, das Teil lief hoch. Alles wie gehabt. Gerade überlegte er, sich etwas für den Durst zu holen, da kam das Signal schon
herein. Die Ratte hat es ja wirklich eilig, grinste er. Na ja, bei einem so saftigen Köder. Wenn er meine Bilder gesehen hat, dann wird er tanzen. So schnucklig und hilflos, wie die Fotos aussehen! Fotos aus einer beliebten Hollywoodserie hatte er online gestellt. Zwei Brüder. Einen davon, dessen Lächeln wohl jeden Dom auf die Bretter schickte. Aber weiter. Jetzt das Fenster mit dem einkommenden Signal. Ein Klick. Na also! Klasse, die neue Spyware hatte sich installiert und arbeitete auf dem ersten Blick fehlerfrei. Ok, schauen wir mal, was wir da haben.
Eigene Dateien zum Anfang ist immer gut. Herrje, was ist denn das? Hat der Kerl etwa alle Schriftstücke und Bilder ungesichert in diesem Ordner gelagert? Ohne Tresor oder sonstiges Sicherheitsprotokoll? Das ist echt schon zu einfach! Seine Finger auf der Maus krümmten sich fast automatisch. Schon längst hatten sie den Download eingeleitet. Den ganzen verdammten Ordner auf einen extra Stick, der gleichzeitig als Sandbox eingerichtet war. Zum Glück hatte der Kerl eine High-Speed-Verbindung. Und Zeit, denn er trieb sich immer noch auf der Webseite herum. Gut, ich habe, was ich brauche. Deine
Nachricht kann ich mir morgen reinziehen. Verbindung trennen! Und, was haben wir denn da so alles? Oh ha, ein Kontoauszug! Da, noch einer. Und was ist das? Deine Autoversicherung, dein Mietvertrag. Urlaubsbuchungen, Beschwerdebriefe, Überweisungen, Lohnabrechnungen, Rentenbescheid. Und so weiter, und so weiter. Verdammt noch eins, das ist dein ganzes beschissenes Leben! Ich kann jetzt mit dir machen, was ich will! Ich kann dich so fertigmachen, dass du nächste Woche unter der Brücke schläfst. Ohne Identität, ohne Geld und von der Polizei
gesucht! Aber, war das klug? Nicht unbedingt. Viele Spuren, viele Unwägbarkeiten. Außerdem würde es keinen Spaß machen. Das hier war ganz eindeutig zu einfach. Das Adrenalin war schon wieder weg. Also gut, kein Aufwand! Die nächsten Tage eine Überprüfung der Zielperson. Und dann, wenn alles seine Richtigkeit hat, ja dann! Ein Ende mit Pauken und Trompeten! Die ganze Szene würde aufschreien. Zufrieden loggte er sich aus und zog den Stecker vom Modem. Die Würfel waren gefallen. Das nächste Opfer gefunden. Er würde sich diesmal wieder
etwas Neues ausdenken. Weiterentwickeln musste man sich, immer weiter! Das erste Opfer hatte er überfahren. Nicht besonders kreativ. Die nächsten beiden starben in ihrem Bett. Mit Observation und Einbruch. Schon anspruchsvoller. Bei seinem Letzten hatte er schon jede Menge Gehirnschmalz investiert. Bei diesem hier war die Vorbereitung aber ein Kinderspiel. Nicht befriedigend! Dafür musste er bei der Ausführung klotzen. Oh, eine Nachricht im Postfach! Der angehende Twen! Ein Bild als
Anhang. Ein Satz: Ich würde dich gerne kennenlernen. Fix den Anhang geöffnet und entpackt. Das Bild vergrößert und geschärft! Oooooch, wie süß. Ein Bursche mit einem Teddy im Arm! Entweder war das Foto älter oder seine Bekanntschaft sah tatsächlich immer noch aus wie sechzehn. Ein weißes T-Shirt und eine gelbe Fußballhose eines weltbekannten Sportklubs. Hoch gezogen. Sehr hoch! Die Geschlechtsteile stachen hervor und etwas Haut blinzelte verschämt ins Licht. Na sauber! Er rutschte auf seinem Stuhl zurück und öffnete den Reißverschluss.
Die Beule sprang aus Jeans und Shorts und blinzelte ihn mit einem Lusttropfen auf der Spitze an. Die Hand fasste die herrlich samtige Haut und begann zu kneten und zu reiben. Hoch und runter stieß sie, während die Augen das Foto auszogen. Nicht mal vierzig Sekunden später, keine eins auf der Skala, da hob er schon seinen Hintern an, drückte den Rücken durch und presste die Beine zusammen. Während etwas Flüssigkeit sein Hemd einweichte.
© 2014 by Aaron Winter jun.
Illustration by Aaron Winter jun.