Erinner dich!
Ich schaltete den Computer aus und schloss die Haustür ab. Ich putzte mir die Zähne und zog meinen Schlafanzug an. Ich machte das Licht aus und legte mich in mein Bett. Ich kuschelte mich in die Decke ein und schnappte mir meinen Plüschhasen. Das machte Ich eigentlich jeden Abend und es war auch nichts besonderes, doch heute war es anders.
Ich hörte eine Stimme, und Ich war mir sicher, das sie nicht aus meinem Kopf kam. Ich bin nicht verrückt, manchmal nur etwas
paranoid.
Die Stimme sagte: "Hallo."
Ich erwiderte verunsichert: "Hallo?"
"Ah, endlich hab Ich dich gefunden!" meinte die Stimme glücklich.
"Ich verstehe nicht.... wer bist Du?"
Die Stimme klang sanft und beruhigend
und es war auf jeden Fall die Stimme eines Mädchens.
"Erinnerst du dich nicht an mich?!" sagte sie entsetzt und traurig. "Willst Du mich auch noch ausgrenzen?!"
"Nein, Ich würde niemals jemanden ausgrenzen......"
"DAS HOFFE ICH FÜR DICH!" und mit diesem Satz verschwand die
Stimme.
Was ist bloß los mit mir? Warum führe Ich Selbstgespräche? Oder war diese Stimme etwa wirklich?
Diese Stimme, woher kenne Ich sie? Sie wirkt so vertraut. So unschuldig.
Am nächstem Abend war diese Stimme wieder da.
"Erinnerst du dich wirklich nicht mehr
an mich?" sagte sie bedrückt.
"Ähm..... Ich......."
"Schon gut."sagte sie melancholisch."Das wäre nicht das erste Mal, dass du etwas wichtiges vergisst..."
"Kann Ich dich was fragen?"
"Ja."
"Deine Stimme kommt mir bekannt vor, woher kenn Ich dich
bloß?"
Die Stimme fing an zu kichern und verschwand.
Ich nahm an, Ich sollte es alleine herausfinden.
Den nächsten Abend kam Ich der Stimme zuvor und fragte: "Ich höre immer nur deine Stimme, hast du auch einen Körper?"
Sie fing an zu Lachen und meinte nur: "Natürlich, aber wie willst du mich denn sehen, so im Dunkeln."
Da hatte sie
recht.
"Bis Morgen."
Und schon war sie weg.
Das ging so immer weiter, Abend für Abend und jedes Mal, erfuhr ich etwas mehr über sie.
"Sind wir noch befreundet?"
"Ich.........weiß es nicht" sagte Ich leise.
"Wir waren die besten Freunde, ist dir all das jetzt egal?"
"Es tut mir Leid, aber Ich kann mich beim besten Willen nicht mehr an dich
erinnern."
"Dann bist du mein ...... Feind."
"F-feind?! Hallo? Bist du noch da?"
Na toll, sie ist weg.
In der darauf folgenden Nacht kam sie nicht, was mich sehr verwunderte. Aber in der Nacht darauf und es war viel schlimmer als Ich es bisher mit ihr erlebt hatte.
Ich war still nur sie redete:
"Erinnerst du dich an mich? Du kannst die Dinge nicht sehen, die mich zu dem machen, was Ich bin. Du wirst nie
verstehen. Und Ich bleib in Bewegung, du lebst von meinem Schweiß. Bewegung, der Teufel steht hinter mir. Und dies sind die Tage, über die Ich geträumt habe. Und du bist immer da um mich daran zu erinnern, dass du mein Feind bist. Alles was wir hatten ist vergangen. Es gibt Zeiten, die verblassen. Doch du bist trotzdem mein Feind. Der Freund, den du in mir hattest, drehte sich problemlos weg. Ich bin traurig dich gehen zu sehen. Zumindest jetzt weiß Ich: Ich sehe jetzt klar, du wolltest mich bluten sehen. Ich sehe jetzt klar, du wolltest mich
verletzen."
Es traf mich wie der Schlag, diese Zeilen kamen mir so bekannt vor.
"Entschuldigung, aber Ich hab dir doch nichts getan."
Danach sagte sie nichts mehr.
Als Ich am nächsten Morgen aufwachte war Ich echt geschockt. An meiner schneeweißen Tapete stand in blutroter Schrift:
YOU LIE,
YOU WILL
DIE
Ich ging näher heran und sah, dass es echtes Blut war. Damit meine Mutter nicht so geschockt ist, wenn sie in mein Zimmer kommt, klebte Ich ein Pinguin-Poster drüber. Da meine Mutter wusste, dass ich Pinguine mag, fiel es ihr auch nicht weiter auf.
Als Ich an diesem Tag aus der Schule kam, war ich froh, dass meine Mutter nicht da war, weil Ich nun die Möglichkeit hatte, die Schrift etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Als
Ich in mein Zimmer kam, saß sie auf meinem Bett. Sie hatte lange braune Haare und ihre Kleidung sah ziemlich passend zu ihr aus. Sie hatte ein neutrales Lächeln aufgesetzt und rote große Augen, die etwas verstörend wirkten, wenn man sie zu lange ansah. Alles in allem sah sie wie ein unschuldiges hübsches Mädchen aus.
"Miko?"
"Erinnerst du dich doch an mich?" sagte sie spöttisch.
Sie war genau wie ich sie in Erinnerung hatte. Mit einem Unterschied: Sie hatte einen riesigen Teddybären bei
sich.
"Na toll, jetzt brauchst du dich auch nicht mehr erinnern! Es ist zu spät!" meinte Miko und setzte ein hinterhältiges Grinsen auf.
"Dieser Text, es ist der Text unseres Lieblingsliedes!"
"Das hast du aber schnell gemerkt! Ich fand ihn grade ziemlich passend."
"Aber Ich will nicht dein Feind sein, Miko, wir sind doch Freunde!"
"Dazu ist es zu spät."
In dem Moment viel mir wieder der Text
auf meiner Wand ein.
YOU LIE, YOU WILL DIE
Es reimt sich, Miko mochte Reime schon immer. Es hieß übersetzt: DU LÜGST, DU WIRST STERBEN.
Ich sah zur Wand: "Ist das echtes Blut?" fragte Ich verunsichert.
"Theoretisch schon, aber nur du kannst es sehen."
"W-wirklich?"
"Schon vergessen? Ich bin ein Produkt deiner Fantasie."
Ich erinnerte mich. Ich war noch klein und hatte keine Freunde, deshalb dachte Ich mir Miko aus. Aber wo kommt bloß
diese Axt her. So hab Ich sie mir aber nicht ausgedacht.
Als hätte sie gehört, was Ich gedacht hatte antwortete Sie: "Du warst etwas älter und dachtest noch ein letztes mal an mich, als du eine alte Zeichnung fandest, die du von mir gemacht hattest. Du fügtest diesen Teddybären hinzu, weil du es cooler fandest. Der Teddybär schläft nicht wie es aussieht. Er ist hellwach und greift jederzeit an. Aber dass du mich so links liegen gelassen hast, ist unverzeihlich!"
"M-ma-mach keinen Blödsinn, Miko!"
Sie kam immer näher. Sie war ziemlich
nachtragend, was in diesem Augenblick nicht von Vorteil war.
"Jetzt wirst Du spüren, wie man sich fühlt, wenn man einsam und alleine ist!" sagte Miko, während sie den Bären befahl sich auf mich zu stürzen.
"D-das bringt doch nichts, Miko!"
"Oh, doch."
Der Bär traf mich am Rücken, und ich sank zu Boden.
Miko fing an zu kichern und ließ mich zurück.
Ein paar Stunden später, kam meine Mutter nach Hause und ließ glatt die Einkaufstüten fallen, als sie mich so
liegen sah.
Ich wurde in ein Krankenhaus gebracht.
"Er hat keine äußeren Verletzungen, aber er scheint in eine Art Koma gefallen zu sein."
"Aber wird mein Sohn wieder gesund, Doktor?"
"Ich glaube nicht, dass er aus seinem Koma aufwacht."
Da lag Ich, im Krankenhaus. Ich sah schwarz. Ich hörte Mikos Stimme: "Wie
gefällt es dir so einsam?" sie kicherte. "Du wirst jetzt immer und ewig in einer langweiligen Leere gefangen sein. Zu deiner Information, du liegst im Koma. Das denken jetzt deine Mutter und der Arzt. Du wirst jetzt wohl immer so bleiben. Aber ich kann dir einen gefallen tun. Wenn du lieber sterben willst als allein zu sein, sagst nur aber wie ich dich kenne bevorzugst du das Leben selbst wenn es im dunkeln und ganz alleine ist. Da dann Tschau, auf nimmer Wiedersehen." Und schon war sie weg. "Ich bin alleine doch ich muss Leben. Sterbe ich wird meine Mutter am Boden zerstört sein." Am nächsten Tag wurde in meinem Zimmer ein wunderschöner
Blumenstrauß gefunden. Anonym, eine Karte war dabei. Auf ihr stand: Es ist deine Schuld nicht meine!".
Wenn du nicht genauso enden willst, pass auf, niemals deine wahren Freunde zu vergessen. Miko war noch relativ harmlos. Ich habe gehört, es gibt auch imaginäre Freunde, die bringen einen um, wenn man sie zu lang vernachlässigt.
Denk genau nach, hast du einen alten Kindheitsfreund mit dem du noch etwas klären musst? Denk genau nach und vergess deinen alten Freund oder deine
alte Freundin nicht. Niemals. Nimm diese Warnung bitte ernst, sonst wirst du sterben. Hör auf mich. Bitte. Du musst dich unbedingt mit ihr oder ihm versöhnen und sag bloß nicht:"Ich erinnere mich nicht an dich." versuch dich zu erinnern und du wirst leben.