Eintrag 1 - 01.10.2014 „Herzlich Willkommen auf twoface.tumblr.com“
Hallo zusammen, ich bins Danny. Viele von euch sollten mich noch von der Seite saywhatyouthink.com kennen. Für alle die mich nicht kennen ich bin ein Blogger und Psychologiestudent, dass heißt in meinem Einzimmerapartment findet man zwischen vielen Lehrbüchern, Fast Food, Dosenravioli und zugestopften Aschenbechern auch Geschichten von mysteriösen Mordfällen, menschlicher Anatomie, sowie satirische Bücher über erbärmliche Todesfälle. Ich interessiere mich sehr für menschliche Abgründe und alles was ich bei meinen
Touren durch die menschliche Unterwelt entdecke poste ich auf eben genannten Blog. Gut. Jetzt wo wie die Begrüßung hinter uns haben und ihr einen kleinen Eindruck von mir gewinnen konntet, möchtet ihr sicherlich wissen warum ich einen zweiten, also diesen Blog hier eröffnet habe, richtig? Die Antwort ist ganz einfach, ich wurde mit einer Geschichte konfrontiert, die etwas zu lang und zu komplex ist um sie neben den anderen Kleinigkeiten zu stecken. In twoface.tumblr.com möchte ich euch eine Geschichte erzählen über die Wichtigkeit sich in dieser egoistischen Welt in der wir leben sich niemals selbst zu verraten. Aber eins nach den anderen. Begonnen
hat alles damit, dass ich vor ungefähr zwei Monaten an meinem Lieblingskiosk stand und die neusten Ausgaben der Zeitschriften durchblätterte, die über Verschwörungstheorien schrieben. Ich war gerade völlig vertieft in einen Artikel als ich hinter mir eine Stimme vernahm. „Ich muss dir was von Nate erzählen“ Ich schenkte der Stimme keine Beachtung. „Ich muss dir was über Nate erzählen“, klang es wieder an mein Ohr, gefolgt von einem auffordernden Ziehen an meiner Jacke. Etwas verwirrt drehte ich mich in die Richtung des Gesagten um. Ich blickte in das Gesicht eines wirklich hübschen Mädchens. Leider wirkten ihre braunen Augen müde und
leer. Ihre blonden Haare standen ihr ab und ihr weißes Abendkleid, welches sie trug, war verschmiert. Es sah wie eine Mischung aus Scheiße und Blut aus. „Ich muss dir was über Nate erzählen, Danny“, wiederholte sie ihre Aufforderung diesmal aber bestimmter. Mir lief es eiskalt den Rücken herunter. Woher wusste der Zombie wie ich hieß? Verunsichert fragte ich sie, woher sie meinen Namen den kenne. Als Antwort bekam ich ein Kopfschütteln und die Aussage, dass es völlig unwichtig sei. Ich legte die Zeitschrift aus der Hand und steckte sie in den Zeitungshalter zurück. „Also gut“, begann ich vorsichtig, „Erzählst du mir auch, wie du
heißt?“ „Louisa“, sagte sie ohne lange darüber nachzudenken, „Du kannst mich Lousia nennen“ Ich nickte. „Du musst mir unbedingt zuhören, Danny. Du bist der einzige der mir glauben wird“ Sie legte einen wissenden Blick auf: „Ich habe deinen Blog gelesen“ „Schön und gut, aber woher weißt du, dass ich Danny bin?“ Zu meiner eigenen Sicherheit, hatte ich auf meinen Blog weder Foto noch Adressdaten angegeben. „Unwichtig“ entgegnete sie mir und nahm mich an die Hand. „He Moment mal!“, protestierte ich und versuchte ihren Griff zu lösen. Sie aber war schneller und drückte ihre Finger um mein Handgelenk. „Aua“, rief ich. Doch
das kümmerte sie nicht. Ich seufzte. „Wollen wir nicht wenigstens ins Krankenhaus. Du siehst nicht gut aus“ Ohne sich nach mir umzudrehen antwortete sie: „Das ist unwichtig. Ich bin schon Tod.“ Ich seufzte erneut. Irgendwas sagte mir, dass „Unwichtig“ zu ihren Lieblingswörtern gehörte. Sie zog wieder an meinem Handgelenk.
Eintrag 1 - 01.10.2014 Teil 2
„Ich muss dir was zeigen“, sie verstärkte den Druck auf mein Handgelenk und wieder protestierte ich, dass es weh tue. Wieder ignorierte sie meinen Einwand. „Vielleicht hörst du mir dann zu“ Sie zog an mir und ohne darüber nachzudenken, setzten sich meine Beine in Bewegung. Bei aller Liebe die ich für merkwürdige Dinge und seltsame Situationen habe und bei all der Faszination die diese Dinge auf mich ausübten. Ich wusste, dass das alles was hier grad geschah definitiv einen Schritt zu weit ging und ich mich wohl lieber hätte wehren sollen, als auch noch brav mitzugehen. Das Problem war
allerdings, dass mir diese ganze Sache ziemlich unwirklich vorkam und ich der Meinung war gleich jeden Moment aufzuwachen. Doch ich tat es nicht. Stattdessen ging ich mit dieser Fremden mit. Und ich wusste ich sollte es nicht. Ich sollte nicht mit einem fremden Zombie mitgehen, der mich überrascht hat und mich nun hinter sich her zog. Sie würde mich bestimmt in irgendeine Ecke ziehen und mich dann fressen oder sowas. Zum Glück tat sie es nicht. Sie führte mich durch die ganze Stadt. Vorbei an Läden und Werbeschildern. Vorbei an hektischen Leuten, die auf ihr Smartphone glotzten und vorbei an einem Autounfall. Louisa blieb kurz stehen, ich
war gezwungen es ihr gleich zu tun. Sie starrte kurz auf das Opfer, ein Junge, dessen Körper sich leider ziemlich unglücklich in die Räder des Wagens verfangen hatte, der ihn überfahren hatte. Ich drehte mich schnell ab. Der Anblick war grausam. Als letztes kamen wir in einen Bereich der Stadt wo wir an verlorenen Seelen und Abfall vorbei gingen. Irgendwann blieben wir vor einem Hochhauskomplex stehen. Einer dieser grauen Plattenbauten, die man in jeder größeren Stadt fand. Im Hintergrund hörte ich Geschrei und spielende Kinder. „Folge mir, sie schaute mich ernst an, „und zwar unauffällig. Vermeide auf jeden Fall jeglichen
Augenkontakt und ignoriere einfach alles ,was um dich herum passiert“ „Okay“ antwortete ich, „Keinen Blickkontakt und pure Ignoranz. Geht klar“