Was für ein Frühlingstag! Es war kühl, aber immerhin hatte es aufgehört zu regnen und so filmte ich mit meiner nagelneuen Arriflex 300 Videocamera wie Mary unseren Van belud. Seit ich diese Cam gekauft hatte verbrachte ich jede freie Minute damit. Nicht nur Filme in Kinoqualitätließen sich damit produzieren , auch der Ton musste nicht mehr umständlich auf Magnetband parallel aufgenommen werden. „Kannst Du das Ding nicht wenigstens
einmal 5 Minuten weglegen?“ wollte Mary wissen die mit mürrischen Gesichtsausdruck die Campingausrüstung in den Van wuchtete. „Honey, du bist im Bild! Und ich höre Dich“ „Na und? Kann doch jeder wissen das Du lieber filmst statt Deiner „lieben“ Freundin zu helfen und sogar ausschlägst“ ; mit diesen Worten kam sie auf mich zu und öffnete die ersten paar Knöpfe ihrer ohnehin durchsichtigen Bluse; „ihr unter die Arme zu greifen“ Sie baute sich vor mir auf und fing an
rythmische Bewegungen die nur auf eine Sache hindeuten konnten zu vollführen.
„JA Honey mach weiter!“
„Klar!“ sagte sie mit einer Stimmlage die Gänsehaut auslöste. „Aber nur wenn Du das Ding weglegst“
Mary, Sheila und John albern vor unserem Van herum. Sie sind ausgelassen und unbeschwert wie Kleinkinder. John raucht einen Joint. Der wievielte es heute bereits war, vermag ich nicht zu sagen. Vermutlich hatte er aber bereits den 3. oder 4. Trotz das ich filme reichen sie den Joint einmal durch die Runde. Gerade Sheila hatte ich nicht zugetraut vor laufender Kamera zu kiffen. „Willst Du nicht auch einen Zug?“ fragte John der mit dem Joint auf mich
zukommt und ihn mir in die Hand drückt. „Einer von uns muss noch fahren“ lehne ich bestimmt ab. „Spielverderber“ murren die anderen John läd einige Lebensmittel aus deren Wagen in unseren Van um. Die Mädchen umarmen sich innig und witzeln herum wozu sie Männer brauchen. „Wenn das so weiter geht müssen wir uns ein Zelt teilen“ befand John der gerade dabei war deren Campingausrüstung ebenfalls in unseren
Van umzuladen. Einige Minuten wurde noch ausgelassen und immer erotisch werdender herum gealbert. Die Mädchen heizten uns gewaltiug ein. Sie steigen ein und warten auf mich. Ich höre auf zu filmen. Was für ein verrückter Haufen! Wir kannten uns schon seit dem Kindergarten und über Umwege und ettliche Jahre der verwirrung wurden Mary und ich sowie John und Sheila ein Paar. Mary die sich immer als Mauerblümchen gab und eigentlich die Femme Fatal war,
Sheila die es genau umgekehrt hielt und John der liebenswerte Chaot dem man keinen noch so bösen Streich oder unsinniges Verhalten krumm nehmen konnte. Seit der Highschool waren wir nun zusammen und was gab es besseres als das die vier besten Freunde untereinander liiert waren? Wie jedes Frühjahr brachen wir auf zum Camping in die Berge. Das taten wir seit nun rund 5 Jahren immer wieder. Ungeachtet des Kriegsverlaufs in Kambodscha oder dem daraus resultierenden Kennsingten Massakers das erst wenige Tage her war, waren unsere Gedanken frei und beim
Augenblick!
Erste Pause. Ich beginne zu Filmen.
John bastelt sich gleich nachdem wir den Wagen verließen erneut einen Joint. Sheila und Mary suchen eine abgelegene Stelle um pinkeln zu gehen. Ein Streifenwagen der Highwaypatrol fährt vorbei. John macht sich nicht die Mühe den Joint verschwinden zu lassen. Im Gegenteil er gestikuliert das Peacesymbol in Richtung des Streifenwagens. Kurz jaulen die Sirenen auf. Sie fahren weiter. John macht einen Witz.
„Das war der Gegengruß! Peace Brother“ Mary und Sheila kehren zurück. Sie trinken Mineralwasser John deutet an pinkeln zu müssen. Er nimmt unbeobachtet von den beiden Mädchen eine Flasche Wasser , trinkt diese aus und pinkelt hinein, dann stellt er sie wieder hin und ruft die Mädchen herbei. Er habe Bier angefangen. Angeekelt bemerkte Sheila beim ansetzen den Unterschied noch und warf
die Flasche nach John.
Es geht weiter.
Werde angemault die Kamera weg zu legen und beim Zeltaufbau zu helfen statt nur daneben zu stehen. Filme dennoch weiter und gebe Ratschläge zum besseren bzw schnelleren Aufbau. Die Zelte stehen und John deutet mir an ihm zu folgen. Wir gehen etwa 1 Minute in den Wald, die Kamera läuft weiter. Er hat einen Plan die Mädchen zu
erschrecken. Sein T-Shirt zieht er aus , wickelt es sich um den Kopf und sucht sich Äste die er in das T-Shirt um seinen Kopf steckt. Wir lachen jetzt schon, es fällt mir schwer vor lachen die Kamera ruhig zu halten. Seinen Oberkörper beschmiert er mit feuchter Erde. Er sieht wirklich furchterregend aus. Gemeinsam schleichen wir uns zum Lagerplatz
zurück. Die Mädchen rennen kreischend vom Lager weg als er in dieser Verkleidung wild brüllend unvermittelt zwischen ihnen auftauchte. Vor lachen können wir kaum noch, ich kann die Kamera nicht ruhig halten. Wütend und wenig freundlich beschweren sie sich lauthals bei ihrer Rückkehr. Will Batterie sparen und stoppe vorläufig die
Filmerei.
22.5.1970 In der Nacht
Wir sind alle betrunken und albern sehr freizügig herum. Die Bilder sind auch deshalb so wackelig.
Alkohol, zumeist Bier wird aus Dosen getrunken und wir rauchen einige Joints.
Die Stimmung ist gut.
John hat mich geweckt. Er zeigt mir die Schuhe vor den Zelten.
Wir lachen.
Kaum kommt Sheila aus dem Zelt entdeckt sie auch schon Johns neuesten Streich.
Während wir anderen noch geschlafen haben muss er Frösche gefangen haben.
Diese Frösche sind in den Schuhen der Mädchen.
Sheila und Mary werfen sie achtlos fort.
Frühstück wird vorbereitet.
John ist seit dem Frühstück weg. Er wollte zum See hinunter gehen.
Was er da wollte sagte er niemanden.
Wir filmen uns Abwechselnd beim Sonnenbaden
Sheila trägt ihren Bikini , Mary ist komplett nackt.
John ist noch immer nicht vom See zurück.
Die Mädchen haben angefangen zu Abend zu Essen. Ich schwenke durch die Umgebung. Plötzlich kommt John angelaufen, aus einer ganz anderen Richtung als die in der der See liegt. Er ist sichtlich aufgeregt und fragt andauernd „Habt ihr die Harfe gehört?“ Niemand von uns hörte eine Harfe und obwohl wir ihm kein Wort glaubten und es für einen neuerlichen Scherz hielten folgten wir ihm in die Richtung in die er sofort wieder hektisch los
lief. Beim hinterher laufen halte ich die Kamera auf den Boden um schneller laufen und dran bleiben zu können. Wir rufen ihm zu nicht zu schnell zu laufen, aber er rennt immer schneller. Fast wirkt es als wenn er vor uns flieht. Endlich an der Stelle angekommen zu der er mit uns wollte fordert er uns auf zu lauschen. Aber so sehr wir uns auch anstrengen wir hören nichts. Wieder und wieder fordert er uns auf
doch genauer hinzuhören und genauso oft sagen wir ihm das wir nichts hören und er mit dem schlechten Scherz aufhören kann.
Direkt vor der Kamera baut er sich auf und redet eindringlich auf mich ein. Ob wir ihn verarschen wollen oder ob wir wirklich nichts hörten will er von mir Wissen.
Mir fällt auf das er sehr schlecht aussieht.
Schließlich willigt er ein mit zurück zu kommen.
Ausgesprochen früh wachen Mary und ich auf. Sie schimpft weil ich schon wieder filme. John und Sheila sitzen bereits um die Feuerstelle und schweigen. Die folgenden ca. 15 Minuten sprechen nur Mary und ich. John wirkt abwesend und raucht auch nicht. Sheila sagt auch kein Wort auch sie wirkt Nachdenklich. John springt unvermittelt auf und rennt los. Wir schauen uns fragend an und
beschließen ihm zu folgen. Wie bereits am Vortag rennt er wie ein Besessener, diesmal behalte ich die Kamera auf der Schulter um ihn mit dem Sucher folgen zu können. Kurz vor einem Abgrund bleibt er stehen. Wir laufen noch immer hinter ihm her und auf ihm zu. Die Mädchen schreien durcheinander „Blein stehen“ „Was ist los“ „Wo rennst Du hin?“ Bis auf ca. 10 Meter sind wir an ihn heran gekommen. Er dreht sich kurz zu uns um und sagt „Ich gehe zum
Kristallpalast“, dreht sich zurück zum Abgrund und springt Kopfüber in den Abgrund. Kurz halte ich inne. Die Mädchen laufen kreischend hinterher und bleiben am Abgrund stehen. Auch ich laufe hinterher und filme den Abgrund hinunter. Nichts und niemand ist zu sehen. Der Abgrund beträgt etwa 5 Meter. Wenn dort jemand herunter springt und das Kopfüber müsste man so schwer verletzt sein das man dort unten liegen
blieb. Aber dort ist niemand. Ungläubig rede ich mit den nun hysterischen Mädchen, die Kamera weiter den Abgrund hinunter gerichtet. Sie klettern an einer weniger steilen Stelle hinunter. Ich filme alles. Etwa 10 Minuten laufen sie schreiend im Tal umher und suchen nach Spuren. Sie können nichts entdecken. Kurz stelle ich die Kamera aus um ebenfalls hinunter zu
klettern.
Auch ich finde keine Spur von John. Der Boden ist sandig. Man müsste zumindest Spuren finden.
Aber außer unseren Spuren finden wir keine.
Wir haben John seither nicht wieder gesehen.
Die Geschichte beruht auf einer wahren Begebenheit aus dem Mai 1970 in den USA. Namen, Ort und Handlung wurden dramaturgisch nachbearbeitet bzw. verfremdet. Die Protagonisten mussten unter Eid Aussagen und den Amateurfilm aus dem Gedächtnisprotokoll neu vertonen. Aus unerklärlicher Ursache war auf der Tonspur nur ein mechanisches Rauschen, Hinweise auf eine Manipulation konnten von den ermittelnden Behörden nicht gefunden
werden. Auch ein Hinweis auf ein Verbrechen ergab sich aus den vorliegenden Videobeweisen nicht so das lediglich eine Vermisstenmeldung aufgenommen wurde nachdem eine 5 tägige Suche seitens der verbliebenen 3 Personen, der örtlichen Polizei und der Parkranger erfolglos war. Bis zum heutigen Tage tauchte John nirgends wieder auf und Mary sowie der namenlose Hauptprotagonist fahren jedes Jahr um die gleiche Zeit wieder an diesen Ort und suchen nach John bzw den geheimnisvollen Harfenklängen oder dem
Kristallpalast.
Thema und Gegenstand einer Arte-Doku von 1993
Schwanenfeder |
BoeserLordKotz Verehrte Schwanenfeder, ein doch durchaus Aussagekräftiger Kommentar. Es entzieht sich leider gänzlich meiner Kenntnis was ihr damit sagen wollt. Hochachtungsvoll Lord Kotz |
EagleWriter Sehr interessant, eine Found-Fotage Geschichte mal in Buchform zu versuchen. lg E:W |
BoeserLordKotz Verehrter Herr Eagle Wirter, es freut mich das dieses "Experiment" Anklang fand. Hochachtungsvoll Lord Kotz |