vorwort
Die Liebe ist so unproblematisch wie ein Fahrzeug. Problematisch sind nur die Lenker, die Fahrgäste und die Straße.
Franz Kafka
Über dich und mich und die liebe
Das Wochenende ist vorbei und du bist wieder nach Hause gefahren. Nach Hause zu deiner Familie. Welche Erklärungen du für deine Abwesenheit geben wirst, weiß ich nicht. Ich bin nicht traurig, aber auch nicht glücklich. Ich bin zwar allein, aber deshalb nicht einsam, obwohl ich nicht mit jemandem zusammenlebe.
Sehr oft wandern meine Gedanken zu dir, denn ich denke viel über dich und mich nach. Ich sehe dich im Leben stehen, so wie ich dich kennengelernt
habe. Ich fühle mit dir, wie dich dein augenblickliches Leben quält. Jene Heimlichtuerei, die wir beide so verschmähen, die uns aber auch unsere Standpunkte verändern lässt. Vielleicht. Du ringst um deine Familie – vielleicht. Ich ringe um dich, um deine Liebe. Und das weißt du. Und dieser Prozess ist so schmerzvoll, weil es uns schwer fällt, unsere Liebe zueinander zu bekennen. Und weil du weißt, wie sehr ich dich liebe. Vor allem, weil du dich davor fürchtest, unsere Liebe vor deiner Familie zu offenbaren. Doch es fällt mir schwer, dieser Wahrheit ins Gesicht zu sehen.
Ich bin nicht glücklich und ich bin auch nicht traurig. Aber ich bin feige. So halte ich mich an dem Glauben fest, dass ich für dich kein Spielzeug war und dass du für mich kein Spielzeug bist. Dass wir einer für den anderen nie Spielzeug sein wollen und sein werden. Denn kein Mensch kann einen anderen Menschen je besitzen wie Spielsachen. Nicht ein Partner den anderen, nicht Eltern ihre Kinder oder umgekehrt.
Gerade wird mir bewusst, dass sich Menschen einander nur schenken können, sei es je für eine begrenzte Zeit, sei es unter glücklichen Umständen für immer. Und dennoch bleibt jeder
Mensch stets er selbst, geht nie in einem anderen auf. Es sei denn, er gibt sich in einer katastrophalen Lage selbst auf.
Nach meinem Empfinden bist du ein Juwel für mich und deshalb behandle ich dich als solches. Ich hoffe, dass ich dasselbe auch für dich bin und du mich ebenso siehst und behandelst. Ich glaube, dass wir uns beide unseres Wertes wohl bewusst sind und als Spielzeuge füreinander zu schade.
Ich glaube, dass die Liebe ein Wunder ist und kein Inferno, in dem man untergeht. Ich glaube, dass die Liebe
eine Himmelsmacht ist und kein loderndes Feuer, denn es könnte auch ein Strohfeuer sein. Ich glaube, dass die Liebe ein Geschenk ist und Geschenke kann man nicht einfordern.
Und wenn du die Liebe eines Tages genau so verstehst, dann wirst du eine klare Entscheidung treffen können. Denn der einzige Mensch, der meiner Liebe wirklich wert ist, wird sich mir in Freiheit selber schenken.
Ob du das sein wirst, weiß allein die Zukunft.
©HeiO 22-09-2014