Warum ich gegen Religion bin? Wir haben in dieser Welt viele drängendere Probleme, um die sich zu kümmern lohnen würde, möchte man meinen. Klimawandel, die Gefahr nuklearer Waffen, die Herausforderungen der Energiewende und die zunehmende Destabilisierung des nahen Ostens…
Dies alles jedoch sind Probleme, bei denen wir bereits einen Fuß in der Tür haben, möchte ich meinen. Sicher, sie sind drängend, aber sie sind bereits in unserem Bewusstsein. Jedes Kind lernt heute in der Schule, was Klimawandel ist. Und wir sind in Europa auf einem guten, wohlgemerkt aber nicht perfekten
und auch vielleicht noch zu langsamen, Weg.
Religion stellt in der Liste der Bedrohungen für , insbesondere, die moderne westliche Zivilisation einen Sonderposten dar. Eben weil ihre Gefahr nicht im Allgemeinen Bewusstsein ist. Welches Kind bekommt heute im Religionsunterricht beigebracht, das es den Exodus nie gab? oder das es kein einziges historisches Dokument für die Existenz eines Jesus von Nazareth gibt? Das wäre schließlich nichts weiter als die simple Wahrheit Es liegt jedem Frei ob er diesen Fakten glauben schenkt oder nicht. Aber die gute Sitte würde es verlangen, darüber aufzuklären. Und
wollen wir nicht kritische Denker erziehen? Ja ist es nicht sogar kritisches Denken, das unsere Gesellschaft erst Vorangebracht hat? Ich möchte dafür argumentieren. Das kritische Denken und die daraus resultierende moderne wissenschaftliche Methode, die vor gut 200 Jahren ihren Anfang nahmen , haben unsere Gesellschaft beschleunigt und einen technologischen Schub versetzt, mit dem verglichen der Rest der Menschheitsgeschichte wie eine Schildkröte im Rennen mit einem Überschalljäger wirkt. Und ich möchte auch dafür argumentieren, dass sich viele unserer heutigen Probleme nur durch wissenschaftliches Denken und Arbeit
lösen lassen. Nicht durch Hände falten. Der Klimawandel lässt sich nicht mehr durch das simple Abschalten aller Kraftwerke stoppen, davon, das dies den Zusammenbruch der Gesellschaft, wie wir sie kennen zur Folge hätte. Stattdessen brauchen wir saubere Energieträger, vorrangig Fusions oder sichere Kernenergie, da andere Alternativen noch keinen Konstanten Energiefluss erzeugen können. Solarpanele funktionieren eben nur bei Sonnenschein effizient. Und um Lösungen hierfür zu finden, brauchen wir Ingenieure und Wissenschaftler aller Fachbereiche. Für den gesellschaftlichen Umbruch und dessen Folgen brauchen
wir noch mehr auch neue Denker, Philosophen, Sozialwissenschaftler und auch Autoren, die einen solchen Weg bereiten könnten.
Die Hoffnung, die einzige Hoffnung, die wir im Augenblick haben heißt : Großer Fortschritt. Und es ist keine unbegründete Hoffnung sondern eine, die auf dem endlosen, progressiven Weg aufbaut, den wir schon hinter uns haben. Wissenschaftliches Arbeiten ist es, was dieser begründeten Hoffnung Wirklichkeit verleihen wird und jeden Tag verleiht.
Doch auch das ist nun kein Grund generell gegen Religion vorzugehen, Sollen die, die es für nötig halten doch
die Hände falten und glauben, es werde schon alles gut. Es steht jedem Frei zu Glauben und auch Nicht zu Glauben, was er möchte. Es steht allerdings auch frei diesen Glauben und Nichtlgauben zu kritisieren. Freiheit heißt, dass man über mich Lachen darf. Und das ich zurück lachen darf.
Warum also dann, um zum Punkt zu kommen, diese Vorbehalte meinerseits grade der Religion gegenüber? Ich denke, ich habe klar gemacht, das meine Position eine ist, in der die Wissenschaft und , wichtiger, die unverfälschte Wissenschaft, mit Skeptizismus und Sorgfalt, der eine reale Hoffnungsträger der Menschheit ist. Die
wissenschaftliche Methode ist ein Konzept, das uns voranbringen und durch die Krisen vor uns bringen kann. Und als Konzept, ist sie praktisch nicht angreifbar. Ich habe nur einen Feind kennengelernt, der es schafft, die Wissenschaft zu attackieren und damit auf Dauer Erfolg zu haben. Und ich habe ihn gut kennen gelernt. Die Rede ist von religiösem Fundamentalismus und dem religiösen Literalismus, dem wörtlich nehmen heiliger Schriften.
Ich kenne die Argumente, die Positionen und den Wahnsinn dahinter. Und jeder, der sie auch kennt, wird mir wohl auch sagen, das die wissenschaftliche Elite dieser Welt wohl kaum etwas davor zu
befürchten hat. Die Argumente kreationistischer und anti-wissenschaftlicher Vereinigungen zerplatzen an der simplen Expertise der Fachwelt. Aber es ist auch nicht das Ziel dieser Bewegung. Den Kampf mit der geistigen Elite haben schon ganz andere verloren und fristen ihr Dasein nun leise und beschämt. Von der Parapsychologie über den verschiedensten Esoterik-Unsinn bis hin zur Homöopathie verlieren diese sobald sie sich dem Licht der Wissenschaft stellen, sofort an Farbe. Religiöser Fundamentalismus jedoch, attackiert die Wissenschaft an ihrem schwächsten Punkt. Der Masse. Das Volk. Die Menschheit als Ganzes.
Ist die Elite und jeder wissenschaftlich Interessierte schnell gewappnet gegen Argumente wie das berühmt berüchtigte Argument der DNA -Information oder der angeblichen Ungenauigkeit der Radio-Karbon-Analyse oder auch dem Antiklimawissenschaftlichem Argumenten, das der Sommer ja so kalt war und Klimawandel deshalb nicht stattfände (für den Religiösen Fundamentalisten ist auch unvorstellbar, wie der Mensch auf irgendetwas Einfluss nehmen könnte) steht der Laie solchen Argumenten eben Hilflos gegenüber, wie ich, bevor ich begann, mich intensiver damit auseinanderzusetzen. Und leider ist der Hilflose Mensch dann oft
Autoritätshörig, wie unsere Geschichte immer wieder zeigt. Der verwirrte Laie wird den auf den ersten Blick doch so schlüssig klingenden Argumenten noch gehör schenken. Noch mehr, wenn er bereits eigene religiöse Tendenzen hat und diese hier mehr als nur bestätigt findet. Und das ist das Ziel, das ich der fundamentalistischen Religionsbewegung unterstelle. Es geht nicht darum, wissenschaftlich zu Überzeugen, sondern darum, die breite Masse für sich zu gewinnen. Denn was in Schulen und Universitäten Gelehrt wird, bestimmt am Ende leider nicht die Wissenschaft direkt, sondern nach wie vor der Staat. Und in einer Demokratie lenken die
Wähler den Staat. Worauf spekuliert wird ist also, genug Unterstützung zu sammeln, um eine politische Brechstange an den Grundstein jeder Wissenschaftlichen Karriere ansetzen zu können. Das zunehmende Vermischen von simplen Fakten wie man sie in Biologie, Mathematik und Chemiekursen lernt mit dem Religionsunterricht. Kinder sind Formbar. Wenn hier angesetzt wird, wenn eine Generation herangezogen wird, deren Faktenwissen verwässert und im ,,heiligen“ Sinne verfälscht ist, dann ist die Wissenschaft an sich getroffen worden. Noch mehr, würde eine solche Generation erst einmal von einer weitern und einer weiteren
Gefolgt, so das nun nicht nur öffentliche Ämter sondern auch Lehrstühle an Universitäten und Schulen von ihnen besetzt sind, was dann?
Wenn das fundamentale Denken einer ganzen Gesellschaft nicht mehr auf den über Jahrhunderte erlernten Fakten aufbaut, sondern nur noch, soweit diese Fakten uralten verstaubten Texten nicht wiedersprechen ( Die Bibel gibt den Wert von Pi beispielsweise mit glatten 3,4 an.)dann darf ich sagen, wurde die Wissenschaft effektiv getötet und kaltgestellt als ein funktionierendes Instrument.
Religion ist das einzige, was die Wissenschaft dauerhaft schädigen, gar
zerstören kann. Noch mehr, Wissenschaft und Religion sind die absoluten Gegensätze. Das eine baut auf der beobachtbaren Realität auf, das andere auf den Beistand unsichtbarer Mächte. Das eine baut auf dem Experiment und dem Nachweis auf, das andere auf blindem Glauben in uralte Texte. Das eine baut auf Logik und Rationalität auf, das andere auf simplem Gefühl, wenn überhaupt.
Warum schreibe ich gegen Religion? Weil es ohne Religion eine Gefahr weniger für das einzige funktionierende Konzept zur Wahrheitsfindung gäbe, das die Menschheit jemals hatte.
>