3 ½ Jahre früher - Sommer 2001 Frederik nahm einen Schluck aus seinem Whiskeyglas. Im Hardrock Café war viel los. Üblicher Wochenendbetrieb. Die Bedienungen hatten Probleme, mit den Bestellungen hinterher zu kommen. Die beiden Ärzte ließen deshalb in weiser Voraussicht die Flasche an den Tisch bringen. Nach dem Tag konnte Ethan das gebrauchen. Gute alte Rockmusik füllte seine Ohren und der Alkohol betäubte die Sinne. Im Moment genau das richtige. Auch Brown zauderte nicht mit dem guten Schnaps. Mittlerweile
schenkte er sich zum 6. Mal ein. Das Gesicht war bereits rötlich verfärbt. Nach dem Gespräch mit Hammond waren sie direkt hierher gekommen. Es lenkte von der Tatsache ab, dass zwei Menschen vor ihren Augen ermordet worden waren. Sie hatten nichts tun können. Am Ende waren die Comptons gestorben. Ein Opfer ihrer eigenen Tochter. Unvorstellbar, dass so etwas wirklich passierte. Eigentlich waren solche Dinge Stoff für einen Thriller im Fernsehen. Rain zitterte. Die Gesamtsituation wirkte surreal. Sie war noch ein junges Mädchen. Nicht mal wirklich erwachsen. Er sah auf sein Glas und
seufzte, bevor er den Whiskey hinunterkippte. »Und? Weißt du jetzt, warum ich das Zeug so gerne trinke?«, wollte sein Gegenüber wissen. Ethan nickte nur und goss sich wieder ein. Brown schien mit der Sache besser zurecht zu kommen als er. Er war allerdings auch länger dabei. Er hatte schon aller Hand gesehen und erlebt. Dennoch stellte sich ihm die Frage, ob solche Dinge auch dazugehörten. Sein Kollege warf ihm einen mitfühlenden Blick zu und kratzte sich am Bart. »Wie lange bist du jetzt im Sanatorium Ethan? Etwas über 4 Jahre? Solche Sachen passieren zwar nicht immer, aber
sie passieren. Es ist nicht einfach damit umzugehen, aber sich davon umwerfen zu lassen ist nicht der richtige Weg.« Brown zündete sich eine Zigarette an, und hielt seinem Kollegen die Schachtel hin. Ein Kopfschütteln war die Antwort. »Nur weil ich angefangen habe dieses Zeug in mich hineinzuschütten, heißt das nicht, dass ich all meine Prinzipien vergesse.« »Vernünftig. Was ich aber sagen will, ist: Dieser Job ist nun mal nicht mit den Anderen zu vergleichen. Diese schrecklichen Dinge passieren und meistens können wir nur tatenlos zusehen. Es ist grausam und furchtbar endgültig, aber letztendlich sind wir
dafür da, um zu verhindern, dass sich solche Tragödien wiederholen. Manche unserer Patienten sind eben so Ethan. Sie tun diese Dinge, weil sie keinen anderen Ausweg für sich sehen. Wir sind diejenigen, die stark sein müssen. Wenn wir nicht mehr weiterkämpfen, wer tut es dann?« Der Angesprochene zuckte mit den Schultern und stieß mit seinem Glas an. Die Worte klangen wie Luft in seinen Ohren. Im Moment wollte er nichts davon hören, sondern einfach nur betrunken werden. Das war die beste Art, solche Dinge zu verarbeiten, wenn einem sonst nichts einfiel. Trotzdem schienen sich diese Bilder in sein Gehirn
eingebrannt zu haben. Wie ihre Köpfe rollten und ihre Körper wie Puppen zu Boden fielen. Katherina hatte es nicht gekümmert. Kaltblütig hatte sie die beiden einfach umgebracht. »Manchmal frage ich mich, wie du das schaffst. Diese ganze Scheiße passiert und trotzdem bist du immer noch hier Fred. Wieso?« Sein Gegenüber grinste. »Irgendeiner muss es ja tun. Außerdem sorgt die Arbeit dafür, dass ich meine beiden Frauen nicht 24 Stunden um mich herum habe. Das sorgt für ein gutes Familienklima. Glaub mir. Irgendwann wirst du das auch verstehen. Du bist noch jung Ethan. Dein
Leben hat noch nicht mal richtig angefangen. Lass dich von sowas nicht zerfressen. Es zerstört dich.« Der Schwarzhaarige starrte auf sein leeres Glas. Ihm war, als hätte sämtliche Kraft seinen Körper verlassen. Er konnte sich nicht vorstellen, diese Arbeit über Jahrzehnte hinweg zu verrichten, wenn die Aussicht nur noch mehr Kummer war. Wenn es da draußen noch mehr wie Katherina gab, dann war dies nicht das letzte Mal, dass er solch einen Alptraum hatte mit ansehen müssen. »Und was machen wir jetzt? Das Mädchen ist sicher noch nicht fertig. Wie Hammond schon sagte: Wenn ihre
Kräfte weiter wachsen, dann können wir nichts mehr tun.« Brown leerte den letzten Rest aus seinem Glas und goss beiden neu ein. Mittlerweile war es nach Mitternacht. Draußen schienen die Straßenlaternen und die Lautstärke hatte den entsprechenden Pegel erreicht. »Für’s erste habe ich anonym eine Bombendrohung für die High School zukommen lassen. Da wird kein Unterricht stattfinden und Hammonds Leute überwachen die Klassenkameraden. Für heute Nacht dürften wir unsere Ruhe haben.« Ethan nickte. Dennoch wurde er dieses mulmige Gefühl in seiner Magengegend
nicht so leicht los, wie er angenommen hatte. Das Mädchen und ihr Reiter waren immer noch da draußen und konnten jederzeit wieder zuschlagen. So leicht ließ sich dieser Umstand nicht aus der Welt schaffen. Auch nicht nach 8 Gläsern Whiskey. »Du denkst wirklich an alles.« Sein Gegenüber grinste nur und legte die Hände hinter den Kopf. »So bin ich nun mal. Allzeit vorausschauend. Dennoch müssen wir uns etwas überlegen. Ich habe mir Gedanken über die Fähigkeiten dieses Mädchens gemacht. Wir müssen weiter denken. In welchem Spektrum kann Katherina ihre Kräfte nutzen? Wie
agieren die Figuren, die sie schafft? Anscheinend folgt der Reiter genau ihren Anweisungen. Wie trennen wir diese Verbindung, oder noch besser: Wie erledigen wir diesen Kerl?« Ethan zuckte mit den Schultern und nahm einen Schluck aus seinem Glas. »Frag mich was Leichteres. Wir kommen wohl nicht noch einmal so nahe an sie heran, um das herauszufinden.« Brown zog an seiner Malboro und tippte sich nachdenklich mit dem Zeigefinger gegen die Stirn. Ein herzhaftes Gähnen entkam ihm, ehe er die Glieder von sich streckte. »Wir sollten uns heute nicht mehr darüber den Kopf zerbrechen. Du solltest
nach Hause gehen. Ich hoffe, Carrie ist nicht allzu böse wegen des Kinobesuchs. Richte ihr meine Grüße aus. Und versuch sie nicht direkt mit deiner Whiskeyfahne anzuhauchen. » Er klopfte einmal auf den Tisch und erhob sich. Fred hatte Recht. Für heute Abend genügte es. Außerdem mussten sie sich auf den Fall konzentrieren. Das ging nicht, wenn man einen Kater hatte. Generell bekam Ethan immer schnell Kopfschmerzen nach einer durchzechten Nacht. Brown hatte irgendwie nie Probleme damit. Auch etwas, weswegen er seinen Partner beneidete. Rain hob die Hand zum Abschied. »Wir sehen uns dann. Und lass dir nicht
von deiner Tochter auf der Nase rumtanzen!« Sein Gegenüber streckte Stolz die Brust hervor. »Ha. Der Mensch, der mir auf der Nase herumtanzt, muss erst noch geboren werden. In diesem Sinne: Bis morgen.« Er ging davon und Ethan sah ihm noch einen Moment nach, ehe er den letzten Schluck aus seinem Glas hinunterkippte. Gegenwart - 2005 »AU! Nicht so wild!« Naiomi ließ wieder von ihm ab und rieb sich peinlich berührt am Hinterkopf. Das verspielte Grinsen konnte sie sich
natürlich nicht verkneifen. Carrie saß am Bettende und lächelte. Sie waren gerade erst gekommen und hatten Dwight wieder abgelöst, der im Laufe des Abends noch ein paar Dinge erledigen wollte. Die 16-Jährige ließ sich auf dem Stuhl nieder und schlug die Beine übereinander. »Man Ethan. Da bin ich mal n paar Wochen nicht da, und du wirst direkt zum Krüppel. Auch nicht schlecht. Wenigstens kann ich dich jetzt wieder gesundpflegen. Ist das nicht schön?« Sie lächelte süffisant und wischte sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Seine Frau fand das nicht sonderlich lustig und räusperte sich. Unschuldig sah das
Mädchen zu ihr herüber. »Ach Car. Ich mach doch nur Spaß! Er ist ganz dein, aber in den Arm nehmen darf ich ihn doch, oder? Immerhin hab ich ihn lange nicht gesehen. Wie ist das eigentlich passiert? Hast du dir ne Katze angeschafft?« Ethan schüttelte den Kopf und seufzte. »Du magst zwar gerne deine Nase überall reinstecken, aber es gibt auch Dinge die dich nichts angehen.« »Jaja. Du mich auch Ethan! Und, was krieg ich zu Weihnachten?« »Einen Gratiskurs in Benimmregeln.« Sie lachte und griff zu ihrem Rucksack, aus dem sie sich eine Flasche Wasser hervorholte. Ethans Frau stand auf und
warf sich ihre Jacke wieder über. »Ich komme später noch mal vorbei. Ich will nur nach Sofia sehen und Leah ein bisschen Ruhe gönnen. Lass dir nicht zu sehr von ihr die Laune verderben.« Er schüttelte den Kopf und gab ihr zum Abschied einen Kuss, ehe sie das Zimmer verließ und er alleine mit der ehemaligen B-Patientin zurückblieb. Die trank einen Schluck aus der Flasche, ehe sie sich näher zu ihm beugte und hinter vorgehaltener Hand flüsterte. »Also. Jetzt wo sie weg ist, kannst du mich ruhig küssen.« »Sehr witzig.« Die junge Winchester grinste nur und
bohrte sich in der Nase, woraufhin er nur das Gesicht verzog. Der Arzt ließ sich wieder in sein Kissen zurücksinken und sah an die Decke. »Wie läuft es in der Schule?« »Ganz gut. Ist zwar alles n bisschen kompliziert, aber ich komm klar. Es gibt zwar Idioten, aber das kriege ich auch hin.« »Dein Onkel hat mich vorher angerufen. Du warst in deiner ersten Woche dreimal bei der Direktorin.« Brüskiert stemmte die junge Frau die Hände in die Hüften und schnaubte. »Also bitte. Die Mitchell hat mich doch aufm Kieker. Dämliche alte Vettel. Nur weil ihr Mann sie nicht mehr bürsten
will.« »Naiomi!« »Ist doch wahr. Und dann diese aufgeblasenen Cheerleader. Gott, wie ich diese Hühner hasse.« Ethan grinste nur. »Du machst es ihnen sicher auch nicht einfach. Du musst eben versuchen, sich einzufügen, auch wenn es nicht immer leicht ist. Sieh so: Du hast endlich ein Leben, das du frei bestimmen kannst.« Sie lächelte. »Ja. Ich kann dir nicht oft genug dafür danken. Ohne dich säße ich jetzt wahrscheinlich wieder in der Anstalt. Du bist echt mein Ritter auf seinem weißen Pferd. Zu dumm, dass du
verheiratet und ein Greis bist.« Er verdrehte nur die Augen und schüttelte den Kopf. Was diese Art anging, so hatte sie sich kaum verändert. Wenigstens ging es ihr gut. Das war die Hauptsache. Naiomis Salchlage zeigte ihm, dass nicht alles was er tat umsonst war. Man konnte den Patienten helfen, wenn man nur hart genug kämpfte. Früher, war er noch nicht dieser Auffassung gewesen. Heute allerdings, dachte er anders darüber. Er war weiser und erfahrener als damals. »Also. Raus mit der Sprache Doc. Warum bist du hier?« Sein Blick wurde wehmütig. Er legte die Hände ineinander und starrte einen
Moment lang ins Leere. »Es ist nicht einfach Naiomi. Viel ist passiert, seitdem du weg bist. Es gibt neue Patienten, und die alten machen es einem nicht immer leicht.« »Klingt ja nach nem großen Haufen Ärger. Ich dachte, du hast Dwight der dir hilft, wenn deine Chefin und die alte Foster mal wieder aus der Reihe tanzen. Sind die noch ungenießbarer geworden? Wusste gar nicht, dass das geht.« Er schüttelte den Kopf. »Das wäre nichts, mit dem ich nicht umgehen könnte. Immerhin hab ich ja auch dich ertragen.« »Du mich auch,
Ethan.« Sie stützte das Kinn auf der Faust ab und ließ den Blick einen Augenblick lang durch den Raum schweifen. »Nett hast du’s hier. Wie lange musst du noch bleiben?« Er zuckte mit den Schultern. »Hoffentlich nicht allzu lange. Es gibt viel zu tun. Außerdem stehen die Feiertage vor der Tür. Mit der Verletzung ist das allerdings leichter gesagt, als getan. Der Arzt war ziemlich deutlich, als er sagte, dass ich mit meinem Hintern im Bett bleiben soll.« Sie lachte. »Tja. Schon ein komisches Gefühl, wenn
man von den Kittelträgern untergebuttert wird.« Sie warf einen Blick auf seinen Verband und rutschte näher an sein Bett heran. »Ich hab Carrie und Dwight reden hören. Es heilt nicht, oder? Klingt ganz danach, als ob einer von uns dafür verantwortlich ist.« Zögerlich nickte er. Sie war gut darin, sich Informationen zu erschleichen. Sorge wanderte in ihren Blick, ehe sie aufstand und den Verband ein wenig nach oben schob. Unter dem genähten war noch immer das rote Fleisch zu erkennen. Einzelne Blutstropfen sickerten zwischen den Fäden hervor. Nachdenklich betrachtete sie das ganze
und legte den Kopf leicht schief.Ein Lächeln glitt ihr über die Lippen. »Ich kanns besser machen. Dann blutet es nicht mehr.« Er sah sie fragend an. »Wie soll das denn gehen?« Selbstgefällig legte sie den Kopf in den Nacken. »Schon vergessen? Ich bin großartig!« Damit legte sie ihre Uhr ab. »Deine brauch ich auch und sonst noch alles was du nicht an Metall brauchst.« Skepsis wanderte in seine Züge. Was hatte sie denn jetzt vor? Widerwillig reichte er ihr seine Armbanduhr ebenfalls. Sie hielt beide Stücke in den Händen, bevor sich diese verflüssigten.
Naiomi sah ihn an. »Das wird jetzt ein wenig wehtun.« Sie ließ das flüssige Metall auf die genähte Wunde tropfen. Es war kalt. Er schüttelte sich. Das Mädchen konzentrierte sich, womit die Flüssigkeit begann, durch die Öffnung in seiner Brust zu fließen. Er presste die Zähne zusammen. Ethan musste sich zusammenreißen, um nicht zu schreien, während er spüren konnte, wie sich das Metall unter der Haut wieder verhärtete. Nach ein paar Sekunden war alles vorbei. Zufrieden betrachtete die Rothaarige ihr Werk. »Das wird besser halten. So tritt kein Blut mehr aus. Zumindest, bis wir eine
bessere Lösung gefunden haben. Allerdings würde ich mich an deiner Stelle ab jetzt von irgendwelchen Detektoren festhalten, wenn du die Dinger nicht in die Luft jagen willst! Kannst dich ja mit nem Abendessen bedanken.« Sie zwinkerte ihm zu und trank einen Schluck aus ihrer Wasserflasche. Ein wenig verblüfft zog er den Verband wieder nach oben. Es tat auch nicht mehr so weh, wie noch zuvor. »Danke.« »Keine Ursache. Das ist das mindeste, was ich tun konnte. Und jetzt erzähl: Wie ist es dazu
gekommen?« 3 ½ Jahre früher - Sommer 2001 »Denkst du, dass wir hier wirklich noch etwas finden? Ich glaube nicht, dass Sie hierher zurückkommt, Fred.« Sie waren wieder in die Avenue gefahren. Draußen hörte man das Zwitschern der Vögel. Mittlerweile war das Haus der Comptons ein Tatort und dementsprechend abgesperrt. Kein Hindernis für die beiden. Um diese Uhrzeit war es ruhig. Im Zimmer des Mädchens erinnerte nur eine Kreidebemalung an das Schicksal von Bernhardt. Viele der Bilder fehlten. Dirk
zündete sich eine Malboro an und warf einen Blick ins Regal. Prüfend musterte er die verschiedenen Fotos. Mal eine lachende Katherina. Mal eine, die Grimassen schnitt. Ethans Partner fuhr sich durch das leicht ergraute Haar und seufzte. »Wenn man sich das so ansieht, dann frage ich mich, was schief gelaufen ist. Das Mädchen wurde geschlagen, sagst du?« Er nickte nur und putzte währenddessen seine Brille. Der junge Arzt saß auf dem Bett. Der gestrige Abend hing ihm noch schwer in den Knochen. Dennoch war nicht an einen freien Tag zu denken. Diese Schülerin war irgendwo da
draußen. Jeder Hinweis konnte helfen, sie zu finden. »Sie sagte zwar, dass das erst wirklich anfing, als sie ihre Kräfte entdeckte, aber das halte ich für eine Lüge. Ein paar der Blessuren waren schon älter. An der Zimmertür, da ist ein Riegel. Den Rest kannst du dir zusammenreimen.« Brown schüttelte den Kopf und setzte ein mürrisches Gesicht auf. »Was sind das nur für Leute, die ihrem eigenen Kind so etwas antun? Ich meine, Polly ist manchmal auch schwierig, aber deswegen setze ich kein Vorhängeschloss an ihre Tür. Da ist es kein Wunder, dass Mum und Dad die nächsten waren.
« Er zog an seiner Zigarette und schritt zum Fenster. Es ließ sich jedoch nicht öffnen. Resignierend schnaubte er und legte die Hand ans Fensterbrett. Der jüngere sah ihn an. Gestern war alles viel zu schnell gegangen, um auf solche Details zu achten. Jetzt allerdings ließ sich vieles besser verstehen.Aber warum hatte sie ihn belogen? Sie hätte ihm von Anfang an die Wahrheit sagen können. Hatte sie sich zu sehr geschämt? Er war sich nicht sicher. Hier gab es viele offene Fragen, und es würde sicher einige Zeit dauern, bis sie die Antworten darauf fanden. »Stell es dir selbst mal vor Fred: Du bist
ganz allein, unfähig dich wirklich zu wehren. Wahrscheinlich ging das schon ihr halbes Leben so. Jeden Tag eingesperrt. Immer geschlagen, wenn man nicht spurt. Es ist wie ein Alptraum. Bis man dann plötzlich entdeckt, dass man die Kraft hat, diese Pein zu beenden. Da fragt man nicht lange nach, ob das richtig oder falsch ist. Man will nur, dass es aufhört.« »Du hast Mitleid mit ihr.« Er nickte und setzte seine Brille wieder auf. »Ist das verwunderlich? Niemand verdient so eine Behandlung Fred.« Der Andere schüttelte den Kopf und drückte seine Zigarette in einer
Schublade aus, bevor er den Stümmel in der Tasche verschwinden ließ. »Natürlich nicht. Aber das ist nicht der einzige Grund oder? Du denkst an dich selbst, und an deinen Dad.« Ethan hob abwehrend die Hand. »Das gehört jetzt nicht hierher. Es hat mich nur ein wenig daran erinnert.« Brown ließ sich neben seinem Freund nieder und faltete die Hände ineinander. Eine Weile schwieg er und starrte stumm geradeaus. »Und heute ist dein Vater so etwas wie dein bester Freund. Das hab ich auch nie wirklich verstanden.« »Ich habe ihm vergeben Fred. Das alles ist lange her. Damals war er ein anderer
Mann. Trotz allem ist er immer noch mein Vater.« Fred nickte. »Und jetzt wird sein Gehirn immer Weicher. Wie Kartoffelsalat. Ist wohl Gottes Art ihm zu zeigen, dass er Mist gebaut hat. Nichts für ungut.« »Schon okay. Jedenfalls, als ich klein war, habe ich natürlich auch mal so gedacht: ›Was, wenn er einfach weg wäre?‹ Kat hat das sicher auch oft gedacht. Anders als bei mir, bekam sie die Möglichkeit sich zu wehren. Aber es war nicht richtig. So ein Schicksal verdient niemand. Ich wünschte, wir hätten sie früher gefunden. Vielleicht hätte man das Schlimmste verhindern
können.« Brown zuckte mit den Schultern und warf ihm einen kurzen Blick zu. »Das sagt man immer, aber wissen tut man es nicht. Wenn ich mich so umsehe, glaube ich das nicht. Bernhardt und Rose haben ihr Schicksal schon besiegelt, als sie damit anfingen, ihrem Kind so etwas anzutun. Da hätten wir nichts mehr machen können. Manchmal ist es einfach so, dass unsere Wege schon festgelegt sind. Egal was wir tun, oder versuchen. Was wir jetzt machen können, ist dem Mädchen zu helfen. Wir finden sie.« Er stand wieder auf und griff in seine Manteltasche, aus der er einen
Notizblock holte. Schnell fuhr ein Bleistift über das Papier und kritzelte ein paar Informationen darauf. »Und was machen wir, wenn wir sie gefunden haben? Sie hat den Reiter. Außerdem kann sie jedes beliebige andere Wesen erschaffen.« Brown grinste. »Da habe ich mir schon ein paar Gedanken gemacht. Mal darüber nachgedacht, was passiert, wenn wir zum Beispiel die Bilder zerstören? Dann hätte die Kreatur keinen Entstehungspunkt mehr. Ich glaube nicht, dass ihre Schöpfungen vollkommen unabhängig sind. Jede Kraft hat einen Anker. Wir müssen ihn nur
finden.« Das war leicht gesagt. Sie hatten keinen Anhaltspunkt auf den Verbleib des Mädchens. Das war die Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Dennoch war Aufgeben keine Option. »Was meinst du, wo sie ist? Sie muss doch einen Rückzugsort haben.« Brown zuckte mit den Schultern. »Die Schule ist zu. Wir sollten uns da mal umsehen. Ich rufe Hammond an. Der soll Verstärkung schicken, für den Fall, dass da wirklich was ist.« »Ist da nicht das Bombenräumkommando, wegen deiner Drohung?« »Ethan. Das sind Beamte. Die werden
wohl kaum um 6 Uhr morgens in eine Schule gehen.« Tatsächlich hatte man die Schule von Ann Arbor für heute geschlossen. Nirgends ein Zeichen dafür, dass jemand hier war. Dennoch mussten sie ihr Glück versuchen. Das war die beste Spur die sie hatten. Ein Gefühl sagte Ethan, dass das Mädchen diesen Ort aufsuchte. Er zog seine Jacke enger. Eine kühle Morgenbrise wehte ihm durchs Haar. Brown rauchte eine Zigarette und sah sich um. »Von außen wirken die immer so friedlich. Kaum daran zu denken, dass
hier echte Arschlöcher aufwachsen. Immerhin kann Katherina sich nicht an ihren Mitschülern auslassen. Wahrscheinlich wartet sie irgendwo.« »Denkst du, sie hat von der Drohung etwas mitbekommen?« Der Andere schüttelte den Kopf. »Wie denn? Nein. Ich denke, dass sie warten wird. Wir müssen uns jetzt nur einen Plan überlegen, wie wir sie eintüten und mitnehmen.« »Sie ist doch keine Sammelfigur Fred!« Der Ältere zuckte mit den Schultern und zog an seiner Malboro. »Erinnert aber ein bisschen daran. Das ist wie mit den Schlümpfen damals. Jeder hat eine besondere
Eigenschaft.« »Der Vergleich ist abartig.« »Aber er kommt hin. Was soll’s. Wir teilen uns am besten auf und suchen getrennt.« Er schritt zum Kofferraum seines Wagens und holte ein Betäubungsgewehr daraus hervor. »Hier. Das habe ich besorgt. Für den Fall der Fälle.« »Was glaubst du, was wir hier machen? Das ist keine Nashornjagd!« Ihm gefiel das überhaupt nicht. Protestierend verschränkte er die Arme vor der Brust und sah seinen Partner stirnrunzelnd an. Fred lächelte süffisant und schulterte die Waffe.
»Besser, als mit leeren Händen da rein zu gehen. Ich mag meinen Kopf gerne auf seinen Schultern. Also, sobald wir drinnen sind, suchen wir Korridor für Korridor ab. Pass auf, dass wir uns nicht aus den Augen verlieren.« Und damit betraten sie das Gebäude. Brown knackte eines der Fensterschösser, wodurch sie ins Innere gelangten. Das Klassenzimmer war ruhig und verlassen. Ethan sah sich um. Nichts ließ darauf schließen, dass Katherina hier war. Also ging es weiter hinaus auf den Flur. Ein beißender Geruch drang dem Arzt in die Nase. »Was ist das
denn?« Der Boden war nass und man musste aufpassen, dass man nicht ausrutschte. »Etwas früh für die Putzfrau. Das ist Benzin.« Jetzt sah er die schimmernde Oberfläche. Der ganze Flur war voll davon. Brown runzelte die Stirn und grinste. »Super. Scheint als hat die Kleine eine Grillparty geplant.« Hinter sich hörten die beiden Schritte. Rain wandte sich zuerst um. Katherina stand am ende des Ganges. Neben ihr der Hund, den sie gemalt hatte. Bodo knurrte die beiden an. Fred fuhr sich mit der Hand durchs Haar und seufzte.
»Na das ist doch mal ein Empfang.« Das Mädchen sah sie düster an. Ihre Augen leuchteten in allen Farben des Regenbogens. So etwas hatte Ethan noch nie gesehen. »Ihre Kräfte wachsen« In der Hand hielt sie eine Art Block. Auf der ersten Seite war ein Benzinkanister abgebildet. So hatte sie es also angestellt. Gar nicht so dumm. Das musste man ihr lassen. Dennoch durften sie nicht zulassen, dass sie ihren Plan verwirklichte. Langsam trat der Arzt auf sie zu und hob beschwichtigend die Hände. »Katherina. Wir wollen dir nichts
tun.« Das Mädchen warf einen Blick auf Brown. »Und warum hat der dann ein Gewehr?« Fred sah sie unschuldig an. »Für den Fall, dass dein köpfender Freund auftaucht.« »Der kommt nicht, wenn ich ihn nicht rufe.« Sie wirkte absolut selbstsicher. Ethan und Frederik waren im Nachteil. Wer wusste schon, was sie genau im Schilde führte? Vorsicht war geboten. »Willst du das wirklich tun? Es wird keiner kommen, Katherina. Deine Bemühungen waren umsonst.«, erklärte der Arzt und sah sie dabei mitfühlend an.
Kaum auszudenken, was im Moment wohl in ihr vorging. Sie wirkte so distanziert. Als würde sie nicht kümmern, was sie ihren Eltern angetan hatte, oder was sie im Begriff war zu tun. Ohne Reue. Ethan fragte sich, wie jemand so werden konnte. Er selbst hatte ebenfalls eine harte Vergangenheit hinter sich. Dennoch bekam er die Kurve. Sie konnte das mit Sicherheit auch, wenn man ihr nur den richtigen Weg zeigte. »Waren sie nicht. Alles ist genau so, wie ich wollte.« Perplex sahen beide Männer sie an. Das Mädchen holte ein Feuerzeug aus ihrer Tasche hervor. Brown sah zu
Ethan. »Sie hat uns hierher gelockt. Es ging nicht um ihre Mitschüler. Diese Falle war für uns.« Hinter sich hörten die Männer Hufgetrappel. Der Reiter blockierte den Flur. Vor ihnen stand die Blondine. Sie saßen fest. Ethan hatte Angst. Fred legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Ganz ruhig.« Das Mädchen legte den Kopf schief. Etwas fragendes wanderte in ihren Ausdruck, während sie den alten Mann musterte. »Ganz ruhig? Haben sie denn gar keine Angst?« »Warum sollte ich? Das hier endet nicht
so, wie du dir das vorstellst!« Irgendwo war ein polterndes Geräusch zu hören. Schritte hallten auf dem Boden nieder. Es dauerte nicht lange, bis die ersten um die Ecke kamen. Hammonds Männer. Alle mit Betäubungsgewehren bewaffnet. Inmitten von ihnen stand der Anstaltsleiter. Gefasst wie immer. Väterlich ließ er seine Augen über das Mädchen schweifen und legte die Hände hinter den Rücken. »Du bist sicher Katherina. Mein Name ist Norman. Ich bin hier, um dir zu helfen. Das hier muss nicht so enden, und das weißt du auch. Es muss niemand mehr sterben. Das hier kann
friedlich ausgehen.« Das Mädchen schüttelte vehement den Kopf. »Glauben sie das wirklich? Sie verstehen überhaupt nichts! Ihr urteilt einfach über mich! Ihr seid genau wie die Anderen!« Sie zündete das Benzin an und die Feuerwalze brach los. Just in dem Moment schoss einer der Soldaten und traf das Mädchen mit einem Betäubungspfeil. Sie ging zu Boden. Fred und Ethan wandten sich um, doch der Reiter war immer noch da und stieg von seinem Pferd ab. Die Klinge gezückt. »Scheiße. Er ist außer Kontrolle!« Ethan sah den Reiter an. Hinter sich
spürte er die aufsteigende Hitze. Fred schoss, doch es brachte nichts. Der Kopflose zog den Pfeil aus seiner Schulter und warf ihn achtlos weg. Er holte zum ersten Streich aus und traf den Arzt am Arm. »Hammond! Verbrennen sie den Block!«, brüllte Fred, der sich jetzt der Klinge des Reiters gegenüber sah. Wenige Momente später ließ der dunkle Krieger seine Waffe fallen. Er verharrte in seiner Position, ehe er, genau wie sein schwarzes Ross zu schmelzen begann. Ethan sah zu Hammond. Der hielt den Block in die Flammen. Auch das Feuer verlosch. Mit einem Mal war es still auf dem Flur. Rain seufzte erleichtert auf
und sah zu Brown. Der Blick wurde starr. Der Körper seines Partners lag leblos auf dem Boden. Es war, als würde eine Welt für ihn zusammenbrechen. Der Reiter hatte nur seinen Hals erwischt. Sofort war er an seiner Seite und drehte ihn auf den Rücken. Frederik spuckte Blut und hielt sich die Kehle. »Er hat mich wohl voll erwischt!«, presste er hervor. »Still. Du darfst nicht so viel reden.« Brown grinste. »Ethan. Ich bin nicht blöd.« Er hustete und griff in seine Hosentasche. Die Schachtel Malboro fiel ihm aus den Händen. Der jüngere half
ihm und steckte ihm die Zigarette in den Mund. Sofort verfärbte sich der Filter rötlich. Währenddessen schafften Hammonds Männer Katherina fort. Ethan zündete seinem Freund die Zigarette an. Der ergriff seine Hand. »Weißt du noch, was ich dir über den Job gesagt habe?« Er wurde kreidebleich. Langsam aber sicher, wich immer mehr Leben aus ihm. Ethan hasste sich selbst dafür, dass er sich nicht daran erinnern konnte. Tränen liefen ihm über die Wange. Brown lächelte matt und zog an seiner Zigarette, ehe er erneut hustete. »Lass dich davon nicht zerfressen Ethan. Denk daran: Wenn wir nicht mehr
weiterkämpfen, wer tut es dann?« Und damit fiel ihm die brennende Zigarette aus dem Mund. Fred wirkte friedlich, während er die Augen zum letzten mal schloss. Ethan griff nach der Schachtel Malboro und zündete sich nun selbst eine an. Frederik hatte Recht. Wenn sie nicht mehr kämpften, wer sollte es dann tun? Gegenwart - 2005 Ethan saß im Garten des Krankenhauses und rauchte eine Malboro. Dwight und Naiomi saßen neben ihm. Das Mädchen weinte. Der Afroamerikaner wirkte sichtlich geknickt.
»Kaum zu glauben. Und dann habt ihr sie in die Kammer gebracht?« Er nickte. »Es gab keine andere Möglichkeit. Sie war einfach zu sehr von ihren negativen Gefühlen zerfressen. Das konnte man mit normaler Therapie nicht reparieren. Also taten wir, was wir für das beste hielten. Ihr Gedächtnis wurde gelöscht und neu aufgezogen. Danach war sie die Katherina, die wir kennen. Das liebe nette Mädchen, das gerne Pizza isst und Pandafiguren sammelt.« Der Arzt seufzte und starrte auf das Gras vor seinen Füßen. Der Abend war über sie hereingebrochen. Nur Stille war
zu hören. »Für Fred kam leider jede Hilfe zu spät. Seine Frau hat das nicht verkraftet. Ein halbes Jahr später hat sie sich mit Schlaftabletten das Leben genommen. Polly kam in eine Nervenheilanstalt. Katherina hatte damals mehr Schaden angerichtet, als sie wahrscheinlich wusste. Seitdem arbeitete ich allein. Versuchte weiter zu machen. Das hatte ich ihm versprochen. Manchmal, ist es allerdings einfach zu schwer. Nicht immer findet man die richtige Lösung. Und wenn, dann gefällt sie einem nicht.« Eine einzelne Träne lief ihm übers Gesicht. Lange Zeit hatte er nicht mehr daran gedacht. Es geradezu verdrängt.
Normalerweise hätte er nie wieder einen Partner angenommen, aber Hammond bestand darauf. Deshalb war Dwight gekommen. Er war beinahe so wie Ethan damals und er sah sich in Frederiks Rolle. Er war der Mentor, der dem Studenten den Weg weisen musste. Allerdings wusste Rain selbst nicht, wie dieser im Moment aussah. »Dennoch darfst du ihn nicht vergessen Ethan. Ein Teil von dir lebt immer in ihm weiter«, erklärte Dwight nur und lächelte freundlich. »Und solange wie beide zusammenhalten, kann auch nichts schiefgehen.« »Wie
herzerweichend!« Schockiert wandten sie sich zu einem der Bäume. Katherinas Regenbogenaugen leuchteten ihnen entgegen. Sie sah beinahe aus wie damals. Geschminkt. Schwarze Kleidung. Richtig düster. Nichts erinnerte mehr an das lebensfrohe Mädchen, das sie vorher war. »Eine tolle Geschichte Ethan. Ich wusste gar nicht, dass ich Fred auch erwischt hab. Das erspart mir einiges. Ich hätte es gerne gesehen. Dumm dass Hammonds Männer mich schon vorher betäubt hatten.« »Wo ist Hammond
Katherina?« Sie lächelte matt. »Außerhalb deiner Reichweite.« Naiomi stand auf und stellte sich schützend vor den Arzt. Die Blondine hob die Hand. »Ganz ruhig. Wer bist du eigentlich? Mein Ersatz? Ist ja süß. Ich wusste gar nicht dass du auf jüngere stehst Ethan. Was sagt deine Frau denn dazu?« Die junge Winchester ballte die Hand zur Faust. Dwight hielt sie an der Schulter fest. »Mach jetzt nichts dummes!« Sie schnaubte verächtlich. »Pff. Die Alte verdient gehörig auf die
Fresse!« Ethan schüttelte den Kopf. »Nein. Du kannst sie nicht besiegen Naiomi. Sie ist viel zu stark!« Katherina grinste süffisant und fuhr sich durch das blonde Haar. »Wenigstens einer hat es begriffen. Keine Angst. Ich tu euch nichts. Noch nicht. Du siehst gut aus Ethan. Tut’s noch weh?« Sie deutete auf ihre Brust. »Hätte ja nicht gedacht, dass du danach überhaupt noch laufen kannst.« Sie verspottete ihn. Wahrscheinlich wollte sie, dass sie etwas unüberlegtes taten. Deshalb war es wichtig, dass sie alle drei ruhig blieben. Die Luft war zum
Zerreißen gespannt. Rain konnte nicht sagen, was als nächstes passierte. Dennoch schien sie nicht auf einen Kampf aus zu sein. »Was willst du hier Katherina?« »Ich will nur einen kleinen Plausch halten. Immerhin sind wir doch Freunde, oder? Ich erinnere mich an alles Ethan. Die Zeit in der wir drei rumgezogen sind, und meinesgleichen gejagt haben. Das war schon etwas nettes. Allerdings weiß ich auch, dass du mich einfach im Stich gelassen hast. Sie haben mich in den D-Trakt gesperrt wie ein Tier. All die Wochen lang. Und du hast nichts dagegen getan.« Ihre Stimme klang anklagend. Er hob
beschwichtigend die Hände und stand auf. »Ich konnte nicht Katherina. Mir waren die Hände gebunden.« »Ach. Aber Naiomi Winchester läuft frei herum. Das geht. Nur ich muss in einer Zelle versauern. Schon komisch.« »Bei mir ist eben nicht Hopfen und Malz verloren du krankes Miststück!«, fauchte die Rothaarige. Die Andere lachte. »Witzig. Dabei bist du nicht anders, oder? Genau so krank wie ich. Denkst du echt, dass du jemals richtig frei bist? Sobald du aus der Reihe tanzt, sperren sie dich ein und werfen den Schlüssel
weg.« Naiomi schüttelte den Kopf. »Versuch nur mich gegen die anderen aufzubringen. Das klappt nicht. Ich weiß, wo ich stehe.« »Ist das so? Interessant.« »Das reicht jetzt Katherina. Ich weiß dass du wütend bist, aber das hier ist keine Lösung. Wir können dir helfen, wenn du uns nur lässt. Das habe ich dir schon damals gesagt.« Sie sah ihn an. »Und schon damals klang es ziemlich hohl. Ich kenne das. Ihr macht Versprechungen, die ihr gar nicht einhalten könnt. Ich frage mich, ob ihr eigentlich selbst an das glaubt, was ihr
sagt.« Sie war stur. Keines seiner Worte schien sie zu erreichen. Es war bitter. Wie sollte er ihr helfen, wenn sie sich so von ihm abschottete? Frederik hatte Recht. Manchmal waren die Wege einfach vorherbestimmt, ohne dass man etwas dagegen tun konnte. Katherina musterte ihn. »Warum so traurig Ethan? Ist das nicht ein besonderer Augenblick? Wie in einem schlechten Drama.« »Und in einem schlechten Drama, kriegt das böse Flittchen immer das was sie verdient!«, erklärte Naiomi. »Sicher. Aber nicht heute. Das heben wir uns für später
auf« Sie wandte sich von ihnen ab. Ethan sah sie ernst an. »Ich werde nicht aufgeben Katherina. Nicht bis ich einen Weg gefunden habe, dir zu helfen.« Sie hielt inne. Der Wind wehte ihr durchs Haar, während sie in dieser Position verharrte. Dann schritt sie davon und ließ die Drei einfach zurück. Der Arzt sah ihr nach. Dwight legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Keine Sorge Ethan. Wir helfen ihr. Sie ist eine von uns.« Er nickte. Sie würden einen Weg finden. Er würde das Mädchen nicht einfach ihrem Schicksal überlassen. Es gab
immer eine Lösung und die würde er finden.