Kapitel 7
Lucana
Ich schob denn Wagen mit dem Essen vor mich her. Zwei der Wachen öffneten mir die Türe zum Essaal und ich trat ein. Ich sah mir die neuen Sklaven an und Mitleid kam in mir hoch. Es waren sechs Hexen, drei Frauen, zwei Männer. Und ein kleines Mädchen. Ich stockte und fiel fast über meine eigenen Füße. Das Mädchen hatte noch keine zehn Winter gesehen und musste jetzt schon hier sein. Die Wut die in mir aufkochte, ließ meine Hände um den Wagen verkrampfen und ich biss die Zähne fest zusammen. Ich sah Jonas etwas abseits
sitzen. Auch er wirkte nicht grade fröhlich, aber er würde nie etwas gegen seinen Vater sagen oder tun.
„Lucana, beeil dich verdammt noch mal. Oder muss ich nachhelfen?“ fauchte Luna. Ich schluckte meine Wut runter. Wenn Luna was bemerkte würde ich unter der Peitsche landen. Als setzte ich stattdessen ein lächeln auf und hoffte nebenbei das keiner merkte, das es mehr als Zähne fletschen gedacht war.
„Tut mir Leid, Luna. Wird nicht wieder vorkommen, ganz sicher.“ Luna kniff die Augen zusammen.
„Pass nur auf Liebes. Heute bin ich vielleicht mit den Neuen beschäftigt, aber morgen hab ich frei. Das heißt ich
hab ganz viel Zeit, um dir Manieren beizubringen.“ Angesichts der Drohung verkrampfte ich mich innerlich. Na toll, ich konnte einfach nicht meine Klappe halten. Selber schuld. Ich nahm mit zittrigen Händen die Schüsseln vom Wagen und stellt sie auf den Tisch. Mit der Arbeit in der Küche, hatte ich wenigstens immer genug zu Essen. Was nicht alle Hexen behaupten konnte. Als ich die Teller vor die anderen setzte, spürte ich einen Blick auf mir. Die drehte leicht den Kopf. Nichts auffälliges an ihm hätte mich auf ihn aufmerksam gemacht. Nicht dieser große gutgebaute Körper oder dieses hübsche Gesicht mit den hellbraunen
Haaren. Es war diese eine Kleinigkeit, die meinem Blick auf ihm gerichtet ließ. Das Silber seiner Augen. Dasselbe Silber wie bei mir. Ich hatte immer angenommen das es keine anderen Mondhexen mehr gab. Ich hatte nie eine andere als mich gesehen. Und an seinem Blick erkannte man, das er dasselbe gedacht hatte.
„Du kannst jetzt gehen Lucana.“ Mit einer ungeduldigen Handbewegung scheuchte Luna mich weg. Ich drehte den Wagen ruckartig um und verließ schnellen Schrittes den Raum. Noch eine Mondhexe. Hier. Das war ja fast zu schön um wahr zu sein, wenn man die Umstände unter denen wir uns getroffen
hatten, ausblendete. Seine Augen hatte gestrahlt. Dieses Strahlen hatte mich an meine Augen erinnert bevor ich hier gelandet war. Und ich hatte es sofort erkannt. Er war mächtig, vielleicht sogar mächtiger als ich. Ich bezweifelte das das Armband bei ihm funktionierte und wen dem so war konnten wir vielleicht abhauen. Ich schloss die Augen und atmete tief durch.
Bleib ruhig und bilde dir nicht zu viel ein. Vielleicht hast du dich auch verguckt. Ja, das würde es sein. Keiner konnte Lunas Zauber trotzen. Wahrscheinlich der Älteste, aber der scherte sich einen Dreck um mich. In der großen Küche stellte ich das
restliche Geschirr zurück in die Schränke. Maja warf mir über die Kücheninsel einen fragenden Blick zu. Ich schüttelte den Kopf. Wenn alles gut lief konnte ich ihr alles nachher erklären.
kapitel 8
Kai
Ich rührte das Essen nicht an. Nicht wenn Luna anwesend war. Wer weiß was die damit angestellt hatte. Allerdings war ich wohl auch der einzige der sich darüber Gedanken machte. Alle anderen schlangen das Zeug nur so runter als hätten sie Tagelang nichts gehabt. Was vermutlich sogar so war. Ich stocherte mit der Gabel auf dem Teller rum und überlegte wie ich mich am besten mit Lucana unterhalten konnte. Ihre Kräfte waren definitiv blockiert. Ihre Augen waren noch Silber, aber sie strahlten nicht
mehr, was sie so kurz nach Vollmond eigentlich tun mussten. Aber dennoch ließ sie sich brechen. Sie hatte sich mit Luna angelegt obwohl sie wusste keine Chance zu haben, nur um zu zeigen, das sie ihnen nicht gehörte.
„Was ist los Kai? Keinen Hunger?“ fragte Luna mit einem schiefen Grinsen, obwohl ihr Blick Leute zu Stein hätte erstarren lassen können.
„Tut mir leid, ich passe.“
„Aber wie sollst du den Arbeiten wenn du nichts isst?“ Ich zuckte mit den Schultern. Sie sagte genau das was ich wollte. Sie würde mich zum Küchendienst schicken, wenn ich mich weigerte zu Essen. Und in der Küche
arbeitete auch Lucana.
„Ich werde nichts Essen, Luna.“ Ich hoffte das sie weiter drauf einging.
„Du kannst nicht verhungern Kai, das ist dir bewusst oder? Dein Hunger wird einfach immer stärker bis du so schwach bist, das du nicht mal mehr reden kannst.“ Ich zuckte wieder mit den Schulter und musste gewaltsam ein Grinsen unterdrücken. Jahrelanger Flucht und Kampfinstinkt sagten mir jetzt mit dem Provozieren aufzuhören, aber noch ging es nicht.
Luna lehnte sich in ihrem Stuhl zurück und kniff die Augen zusammen.
„Ich glaube ich steck dich in Küche. Mal sehen wie lang du dann im
Hungerstreik bleibst.“ Sie schenkte mit ein schiefes Grinsen, während ich meins verstecken musste. Bingo, Liebes. Stattdessen zuckte ich gespielt zusammen.
„Wachen!“ rief Luna und deutete dann auf mich. „Bringt ihn zur Küche. Ich bin mir sicher die können noch Hilfe gebrauchen. Die anderen kommen mit mir.“ Zwei Vampire kamen auf mich zu und automatisch verkrampfte sich mein Körper und ich spürte die Energie durch meine Adern jagen. Sie flehte darum rausgelassen zu werden, wollte diesen Blutsaugern das selbstgefällige Grinsen aus dem Gesicht prügeln. Es viel mir wirklich schwer, das Verlangen zu
unterdrücken. Und noch schwerer war es mich von den beiden am Arm packen zu lassen und richtung Küche ziehen zu lassen. Ich meine ich konnte den beiden auf den Kopf spucken, verdammt! Der Flur sah aus wie alle anderen auch. Lange Cremefarbene Gänge mit vielen Bildern von toten Leuten. Vor einer der zahlreichen Türen blieben wir stehen und einer der Wachen klopfte an.
„Was ist?“ rief eine kratzige Stimme von innen.
„Wir bringen neues Personal.“ antwortete der Wache. Kurz herrschte Ruhe, dann meldete sich die Stimme wieder.
„Bringt es rein!“ Die Wachen öffneten
die Tür und schubsten mich rein. Wieder durchzuckte mich Wut und ich brauchte all meine Kraft meine Augen nicht wie flüssiges Silber aufglühen zu lassen. Schnell wand ich den Kopf ab. Weder die Wachen, noch einer der anderen hatte das aufleuchten bemerkt. Wohl aber eine gewisse schwarzhaarige Hexe, die mich mit Hoffnungsvollem Blick ansah.