10 Jahre Früher - Herbst 1995 „Nein Gladdis. Das ist alles. Notieren sie alles für den Termin morgen“, erklärte Norman der Informationsdame während er sich am Kopf kratzte. Der heutige Tag war eigentlich ganz angenehm gewesen. Die Patienten waren zwar etwas unruhig wegen der ständigen Unwetter, aber ansonsten war alles ruhig. Es war mittlerweile Nachmittag und er hatte gerade seinen Rundgang beendet. „Sir. Doktor Harkin hat nach ihnen geschickt. Es geht um den nächsten
Gesprächstermin mit Viktor Waslow. Er würde ihn gerne auf 14 Uhr morgen verschieben.“ Er nickte nur und warf einen Blick auf die Unterlagen. In letzter Zeit ging es Waslow nicht so gut. Der 18-Jährige war einer seiner schwereren Fälle. Die drei Jahre die er jetzt schon hier war gab es immer wieder neue Überraschungen. Nicht nur die Kräfte des Jungen waren gefährlich, sondern auch die Ansichten die er vertrat. Ein unheimlicher Kerl. Bei dem Gedanken daran musste der Doktor sich schütteln. „In Ordnung. Ich werde mich später damit befassen. Ich muss mich jetzt um die Neuaufnahme kümmern. Ist er schon
da?“ „Ja. Sie kamen vor Zehn Minuten. Ich habe sie solange ins Gesprächszimmer geschickt.“ „Gut. Das wäre dann alles Gladdis.“ Damit verließ er die Eingangshalle und schritt den Flur entlang. Heute bekam Willows Creek Neuzuwachs. Ein junger Mann Namens Albert Wilkins. Er hatte selbst angerufen und einen Termin vereinbart, da er von normalen Therapeuten keine Hilfe mehr bekam. Hatte ihm erklärt er könnte 'Dinge' tun die sonst keiner konnte. Was genau das war musste Norman noch in Erfahrung bringen. Dann konnte er entscheiden ob das Sanatorium ein Platz für Albert war.
So klopfte er an die Tür zum Sprechzimmer und trat ein. Der Raum besaß einen Tisch mit drei Stühlen. Auf dem Tisch stand eine Lampe. In einer Ecke stand eine kleine Anrichte auf der eine Kaffemaschine und ein Wasserkocher standen. Am Tisch saß ein junges Paar. Ein junger Mann mit kurzen Haar und blauen Augen. Er trug einen Wintermantel und schwarze Handschuhe. Ein dreitage-Bart zierte seine Gesichtszüge. Die Frau war jung und wunderschön. Schwarze Haare die bis zur Hüfte hingen. Ein hübsches Ding. Beide lächelten als der Doktor den Raum betrat.
„Guten Tag. Mein Name ist Norman Hammond. Wir hatten telefoniert. Sie müssen Albert sein.“ Der Angesprochene erhob sich und nickte. Dann schüttelte er dem alten Mann zur Begrüßung die Hand. „Ja das stimmt. Das ist meine Freundin Eva. Sie ist mitgekommen. Sie ist die einzige die sonst noch von meinen...Talenten weiß. Ich war schon überall und habe nach Hilfe gesucht, aber bis jetzt hat man mich immer abgewiesen.“ Er klang ein wenig verzweifelt. Wahrscheinlich hatte er jeden Psychater im Umkreis abgeklappert. Das Problem
war nur dass diese mit solchen Dingen eben keine Erfahrung hatten. Es gab Facetten auf dieser Welt mit denen nicht jeder zurecht kam. Das war nun mal so. Dafür gab es Anstalten wie Willow Creek in der man sich um solche Leute kümmerte und versuchte ihnen zu helfen so gut es ging. Sicher würde Norman auch für Alberts Problem eine Lösung finden. „Nun, es freut mich dass sie ihr Wohlergehen in unsere Hände legen. Ich bin mir sicher dass wir ihnen helfen können. Wir in Willows Creek sind damit vertraut mit Menschen wie ihnen umzugehen und ihnen dabei zu helfen mit ihren 'Kräften' zu leben. Dürfte ich
erfahren, was sie können?“ Albert wirkte ein wenig unsicher. Hammond sah ihn durch seine Hornbrille an. Anscheinend schämte er sich. Das war vollkommen normal. Wenn man anders war, dann distanzierte man sich natürlich weil man dachte dass man seltsam war. Er schämte sich anders zu sein. Diese Furcht musste Norman ihm nehmen. Seine Freundin Eva legte ihm eine Hand auf die Schulter und lächelte. „Ist schon in Ordnung Schatz. Ich bin mir sicher dass du dem Arzt vertrauen kannst. Er kann dir vielleicht wirklich helfen.“ Der junge Mann zögerte, doch als diese junge Frau ihm Mut zusprach, schien ihn
das ein wenig von seiner Unsicherheit zu nehmen. Sie musste wirklich wichtig für ihn sein. Dass sie überhaupt zu einer Beziehung gekommen waren, war erstaunlich. Wenn Albert wirklich eine Fähigkeit besaß. Solche Fälle gab es, aber nicht oft. Meistens war es so dass die Partner durch die Kräfte der Betroffenen irgendwann zu Schaden kamen oder sich aus Angst von ihnen distanzierten. Hier schien es allerdings so dass die Freundin ihn unterstützte. Das war gut. Solchen Halt konnte er gebrauchen. Nun galt es allerdings erst mal festzustellen welche Art von Gabe er besaß. So ließ sich Norman auf dem freien Stuhl gegenüber der beiden nieder.
„Nun Albert. Ihre Freundin hat Recht. Ich bin hier um ihnen zu helfen, aber dafür müssen sie mir vertrauen. Hier sind sie unter Menschen die ebenfalls verschiedene Fähigkeiten besitzen. Sie müssen sich nicht fürchten.“ Wilkins nickte. Er schloss die Augen und begann sich zu konzentrieren. Erst geschah nichts. Dann begann das Licht im Raum zu flackern. Als nächstes begannen die Elektrogeräte verrückt zu spielen. Der Wasserkocher schien sich von alleine zu betätigen. Ebenso wie die Kaffeemaschine. Hammond überlegte während er fasziniert das Schauspiel um sich herum betrachtete. Dieser Mann war
wohl fähig irgendwie die Elektrizität um sich herum zu manipulieren. So etwas hatte er noch nie zuvor gesehen. Schließlich stoppte der junge Mann sein Schauspiel und die Elektronik im Raum kam wieder zur Ruhe. Einen Moment lang hielt Norman inne. „Danke Albert. Das ist wirklich beeindruckend. Ich bin mir sicher, dass wir einen Weg finden werden damit sie lernen mit ihren Kräften umzugehen.“ Unsicher sah sein Gegenüber ihn an. „Sind sie sicher?“ Er nickte. „Natürlich. Sie haben eine besondere Gabe. Wir von Willows Creek werden unser bestes tun um ihnen im Umgang
damit zu helfen.“ Jetzt lächelte er. Das schien ihn beruhigt zu haben. Sicher, es würde einiges an Zeit kosten um zu sehen in welchem Spektrum seine Fähigkeit funktionierte, aber sicher würde Hammond eine Möglichkeit finden damit er mit ihr leben konnte. Er würde dabei natürlich auch Eva nicht auslassen. Albert brauchte diese junge Frau in seinem Leben. Sie war ein wichtiger Halt für ihn. Das war deutlich. „Danke Doktor. Ich weiß gar nicht wie ich ihnen danken kann.“ „Das müssen sie nicht Albert. Willkommen in Willows
Creek.“ Gegenwart – Herbst 2005 Der Regen prasselte unentwegt gegen die Fenster des Wagens. Inzwischen waren Hammond und Ethan auf dem Weg zum Westhills Kraftwerk, während sich die anderen um die übrigen kümmerten. Eines dieser drei war das Ziel von Wilkins und sie hatten keine Ahnung welches davon. Es ähnelte ein wenig der Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Die Zeit spielte gegen sie. Es waren noch beinahe 2 Stunden bis die Überladung stattfinden würde. Allerdings war nicht sicher was Albert
damit bezweckte wenn er ihnen verriet wie sie das ganze aufhalten konnten. Das war merkwürdig. Vor allem aber schien es dieser Mann auf Norman abgesehen zu haben. Alle anderen waren ihm überhaupt nicht wichtig. Dies war eine Herausforderung an ihn. Es stellte sich nur die Frage nach dem Warum. „Was ist zwischen ihnen und Albert vorgefallen? War er schon immer so?“ Der Anstaltsleiter schüttelte den Kopf und seufzte. Die ganze Situation schien ihn wirklich sehr zu beschäftigen. Das konnte man ihm ansehen. Es war als hätte man einen alten Geist der Vergangenheit wieder wachgerüttelt. Ethan konnte das verstehen. Jeder hatte
irgendwelche Dinge in seiner Vergangenheit erlebt über die er nicht gerne sprach. Jedoch war es in diesem Fall wichtig so viel wie möglich über Wilkins zu erfahren, um ihn besser zu verstehen. Auch wenn es Hammond vielleicht nicht leicht fiel darüber zu sprechen. Es musste sein. Vielleicht konnte man irgendwie in der Vergangenheit etwas finden was ihnen helfen konnte gegen ihn vorzugehen. „Ganz und gar nicht. Wissen sie Ethan. Albert kam damals im Herbst 1995 zu uns nach Willows Creek. Er war ein ängstlicher junger Mann der sich vor seinen Kräften fürchtete. Seine Freundin Eva hat ihn damals unterstützt und
bekräftigt. Seine Fähigkeit war etwas besonderes. So etwas hatte ich noch nie zuvor gesehen wissen sie? Diese Manipulation war etwas neues von dem wir selbst kaum eine Ahnung hatten. Es war damals noch nicht einzuschätzen wie gefährlich diese Fähigkeit war. Es mussten viele Tests gemacht werden. Ich habe viel Zeit darin investiert Albert zu helfen und naja wir wurden Freunde. Er war mir wie ein Sohn. Ihm konnte ich vieles über diese Welt beibringen. Über die Vielschichtigkeit von Fähigkeiten, ihren Ursprung und ihre Wirkung. Die Zusammenarbeit mit Wilkins hat auch dazu geführt dass er und ich ein Team bildeten. Auch damals
gab es schon jene die ihre Fähigkeiten da draußen nutzten um anderen zu schaden. Albert und ich suchten sie und brachten sie in die Anstalt. Ähnlich wie das heute bei ihnen mit Katherina ist, nur mit dem Unterschied dass Wilkins bei voller geistiger Gesundheit war. Überaus intelligent. Er war ein Genie. Er verstand seine Fähigkeit manchmal besser als ich es tat.“ Kaum zu glauben dass Hammond von dem Mann sprach der sie jetzt mit seinen perversen Spielchen traktierte. Das hatte Ethan nicht gewusst. Albert und Norman waren Freunde. Das erschwerte die Sache natürlich. Er konnte sich gar nicht vorstellen wie das
sein musste ihn jetzt zu jagen. Davon abgesehen dass niemand wusste wie die Geschichte ausgehen würde. Würde der Anstaltsleiter seinen alten Freund im Notfall töten können? Ein grausamer Gedanke. Der 32-Jährige überlegte wie er in einer ähnlichen Situation reagieren würde. Wenn zum Beispiel Katherina außer Kontrolle geriet. Daran wollte er gar nicht denken. Das ganze war schon schwierig genug für sie alle. Es stand so viel auf dem Spiel. „Was ist passiert Norman? Warum hasst Albert sie so?“ Hammond seufzte und schüttelte den Kopf. Er setzte die Brille ab und wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel.
„Ich...ich werde ihnen das erzählen wenn wir die Situation hier überstanden haben. Jetzt ist es wichtig dass wir schnell zum Kraftwerk kommen um das schlimmste zu verhindern.“ Das ganze ging ihm nah. So hatte er seinen Vorgesetzten noch nie zuvor gesehen. Natürlich hätte der 32-Jährige zu gerne gewusst was zwischen den beiden Männern vorgefallen war. Wieso sich Wilkins so verändert hatte. Er schien ganz das Gegenteil von dem Mann zu sein von dem Hammond hier sprach. Ethan konnte sich nur vorstellen dass seine Kräfte irgendwann zu groß geworden und außer Kontrolle geraten
waren. Eine andere Erklärung gab es nicht. Im Augenblick war das auch nicht so wichtig. Norman hatte ihm versprochen ihm später mehr darüber zu erzählen. Jetzt galt es sich erst einmal um die Situation am Kraftwerk zu kümmern. Sie hatten es fast erreicht. Vom weiten konnte man schon sehen wie die Elektrizität zwischen den Spulen pulsierte. Kaum vorzustellen was passierte wenn das Kraftwerk außer Kontrolle geriet. Zum Glück war nicht viel los. Auf dem Gelände herrschte ein wenig Unruhe. Ein paar der Arbeiter standen vor dem Kraftwerk. Die beiden Ärzte stiegen aus dem Wagen. Zielsicher schritten sie auf die Männer zu.
Hammond war der erste der das Wort ergriff. „Guten Tag die Herren. Mein Name ist Hammond und das ist mein Kollege Mr. Rain. Wir sind von der Aufsichtsbehörde. Gibt es ein Problem?“ Einer der Anwesenden nickte nur und paffte an einer Zigarette. Er machte nicht gerade den gepflegtesten Eindruck, aber das war im Augenblick eher Nebensache. „Ja. Jetzt wo sie es sagen. Die Spannung spielt seit ein paar Stunden total verrückt. Wir haben versucht der Sache auf den Grund zu gehen. Im Transformatorraum haben sind wir dann auf etwas gestoßen. Irgendjemand hat da
rumgespielt und eine Art Gerät installiert. Ich hab den Jungs gesagt sie sollen die Finger davon lassen. Sowas ist noch nie vorgekommen. Wir können das Kraftwerk auch nicht runterfahren. Irgendwas stimmt nicht.“ Treffer. Es war davon auszugehen dass Albert dieses Kraftwerk als sein Ziel ausgewählt hatte. Sie hatten noch etwas über eine Stunde Zeit um die Konstruktion zu aktivieren damit die Überladung verhindert wurde. Es war noch Zeit übrig. Er griff zu seinem Handy und wählte Fosters Nummer. Besser er informierte sie direkt so dass sie sich nicht die Sorge machen mussten weiter nach dem richtigen Kraftwerk zu
suchen. Es meldete sich allerdings nur die Mailbox. „Eileen. Hier ist Ethan. Hammond und ich sind am West-Hills Kraftwerk. Scheint als wären wir am richtigen Ort. Kommt hierher wenn du das abhörst. Wir versuchen derweil die Überladung zu verhindern.“ Von den Spulen draußen sprühten Funken. Das würde nicht mehr lange dauern. Auch in der Ferne konnte man sehen wie immer wieder der Strom ausfiel und wieder hoch fuhr. Die Sache begann aus dem Ruder zu laufen. Sie durften keine Zeit mehr verlieren. Die Arbeiter führten die beiden ins Innere. Hier herrschte reges Treiben. Das
Personal lief aufgeregt durch die Gänge. Ein paar Unterhielten sich über die Probleme mit der Spannung. Nervosität lag in der Luft. Kein Wunder. Diese Leute konnten froh sein dass sie nicht wirklich wussten was los war. Das würde wahrscheinlich eine Panik auslösen und die konnten sie im Augenblick nicht gebrauchen. Besser man behandelte das ganze in Ruhe und diskret. Der Transformator befand sich im hinteren Innenhof. Ein riesiges Gerät. Immer wieder sprühten die Funken. Kleine Blitze zuckten an den Kabeln entlang. Nicht wirklich ein angenehmer Ort.
„Hier ist es Sir.“ „Gut. Gehen sie. Schicken sie die Leute weg. Wir kümmern uns darum.“ Gesagt getan. Es war besser wenn die Unbeteiligten den Schauplatz verließen damit keiner von ihnen zu Schaden kam und sie in Ruhe ihre Arbeit tun konnten. Die Konstruktion war schnell gefunden. Allerdings hatte Ethan keine Ahnung von solchen Sachen. Es war eine Art Tafel mit mehreren leuchtenden Punkten in vier verschiedenen Farben. Die Punkte waren immer von A-D markiert. Vier Ecken waren ebenfalls farblich unterteilt. Der 32-Jährige kniete sich davor nieder und stutzte.
„Haben sie eine Ahnung was das ist?“ Der alte Mann setzte die Brille ab und lehnte sich ein wenig nach vorne. Die Punkte auf der Tafel waren an verschiedenen Punkten aufgestellt. Das ganze wirkte beinahe wie eine Art Spielbrett. Der Anstaltsleiter drückte auf einen der Punkte der mit einem A beschriftet war. Jetzt leuchteten auf einmal alle A-Punkte. Hammond drückte auf ein Feld neben dem Punkt. Er bewegte sich nach rechts. Gleichzeitig bewegten sich alle anderen A-Punkte in die entgegengesetzte Richtung. „Das ist ein Rätsel.“ Großartig. Ethan sah auf die Uhr. Sie
hatten nicht mal mehr ganz eine Stunde und jetzt setzte Wilkins ihnen ein weiteres Spiel vor. „Die Farbigen A-D Figuren müssen in die jeweils farblich passenden Ecken gebracht werden. Jedes mal wenn wir einen Punkt bewegen, dann bewegen sich auch die anderen des gleichen Buchstabens in die entgegengesetzte Richtung.“ Er bewegte zwei weitere Punkte um zu überprüfen ob seine Theorie stimmte und tatsächlich lief alles so ab wie der Anstaltsleiter es erklärt hatte. Ethan war überhaupt kein Fan von solchen Sachen. Seine Frau Carrie war eher eine Rätselfreundin. Ihn hatte das nie
sonderlich interessiert. „Kennen sie sich damit aus?“ „Es wird etwas dauern aber ich denke ich kann das Rätsel lösen. Geben sie mir etwas Zeit.“ Er nickte und setzte sich in den Schneidersitz auf den Boden. Es war besser Hammond nicht zu stören und ihn in Ruhe arbeiten zu lassen. Für ihn bedeutete das jetzt abzuwarten. Nicht gerade seine Stärke. Wer wusste schon was Albert in der Zwischenzeit plante, oder was er den Mädchen antat? Er hatte Holly und Katherina immer noch in seiner Gewalt. Ethan hoffte natürlich dass es ihnen gut ging und er sich an sein Wort hielt ihnen kein Leid
zuzufügen. Natürlich aber auch nur solange wie sie seine Fragen beantworteten. Erneut warf der 32-Jährige einen Blick auf die Uhr. In 40 Minuten würde Wilkins sie wieder anrufen und seine nächste Aufgabe stellen. Dann hätten sie die nächsten Zahlen für die Adresse. Er hoffte dass alles glatt gehen würde. Sie durften einfach nicht scheitern. Das war keine Option. Jemand der so gefährlich war wie Albert musste einfach aufgehalten werden. Das Glück musste hierbei auf ihrer Seite stehen und ihnen erlauben dieses Böse zu bezwingen, bevor es größeren Schaden anrichten könnte.
8 Jahre früher – Sommer 1997 „Bist du dir wirklich sicher Albert?“ Hammond wirkte besorgt. Eva schien ebenfalls nicht sonderlich begeistert. Sie standen in einer der leeren Hallen der Anstalt. Überall war elektrisches Gerät und Spulen aufgestellt worden. Wilkins stand an einem Computer und gab dort ein paar Daten ein. Sein Haar war mittlerweile etwas länger. Außerdem ließ er sich einen Kinnbart stehen. Heute trug er ein einfaches Schwarzes Shirt und eine schwarze Jeans. Seine Frau war in der gleichen
Farbe gekleidet. Hammond trug den für sich üblichen Arztkittel. „Keine Sorge Norman. Ich habe die erlektromagnetischen Impulse unter Kontrolle. Die Tesla-Spulen werden die Elektrizität in eine sichere Bahn lenken. Hier kann absolut nichts passieren. Mach dir keine Sorgen.“ Er zwinkerte ihm zu und zündete sich eine Zigarette an. Er wirkte wirklich zuversichtlich. Das ganze war auf der Frage entstanden wie weit seine Kräfte reichten. In den letzten zwei Jahren hatte er eine große Gabe im Umgang damit bewiesen. Das ganze hatte ihn sehr viel selbstbewusster gemacht. Er war jetzt gar nicht mehr dieser nervöse
junge Mann den er kennen gelernt hatte. Er war außerdem ein guter Freund. Norman machte sich einfach nur Sorgen. Sein Ehrgeiz hatte in letzter Zeit kaum Grenzen gekannt. War er sich der Risiken die ein solches Experiment haben konnte wirklich bewusst? Hatte er wirklich alles richtig berechnet? Der Anstaltsleiter warf einen Blick auf den Monitor und überprüfte die Daten. Albert legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Keine Angst. Es wird klappen. Das weiß ich. Und dann wissen wir endlich wie viel Energie ich speichern und weiterleiten kann. Das wird
funktionieren.“ Eva wirkte unentschlossen. Sorge spiegelte sich in ihren Gesichtszügen wieder. Sie nahm ihren Mann beim Arm. „Schatz. Ich weiß dass dir das viel bedeutet, aber ist das wirklich gut? Was wenn etwas schief geht? Ich will dich nicht verlieren.“ Er streichelte ihr über die Wange und küsste sie sanft. „Mach dir keine sorgen Eve. Es wird funktionieren.“ Damit griff er nach einer Art Helm an dem mehrere Elektroden angebracht waren. Außerdem noch Handschuhe die genau so bestückt waren. Beides zog er an und marschierte in die Mitte der
Halle, wo mehrere Kabel auf dem Boden lagen. Die Enden waren mit Klemmen versehen. Albert begann jetzt damit nacheinander die Kabel an die Punkte auf den Handschuhen anzubringen. Hammond brachte alles am Kopf in richtige Position. Noch immer hatte er Zweifel. Tagelang hatte er schon versucht seinem Freund das hier auszureden. Ohne Erfolg. Er ließ sich einfach nicht überzeugen. Albert hatte die Idee dass wenn er Energie über längerem Zeitraum speichern und aufrecht erhalten konnte, es sicher dafür auch einen Nutzen im Bezug auf den Rest der Welt gab. Er wollte die Zivilisation verbessern. Ein edler Traum,
nur die Risiken...Hammond war sich einfach nicht sicher. Immerhin sprach Wilkins davon mehrere 1000 Volt durch seinen Körper zu jagen. Hier gab es berechtigte Zweifel. Väterlich legte er dem Blonden eine Hand auf die Schulter. „Albert. Ich weiß wie viel dir das bedeutet...aber bist du dir wirklich sicher dass du das tun willst? Was wenn etwas schief geht? Wenn dir etwas passiert? Ich könnte mir das nie verzeihen. Und denk an Eva. Du wirst bald Vater. Du hast eine Familie Albert. Was wenn dir etwas passiert?“ Der andere schüttelte nur lächelnd den Kopf. Es stimmte. Eva war schwanger und in ein paar Monaten würde sie einen
gesunden Sohn zur Welt bringen. Natürlich stellte sich hierbei auch die Frage ob Wilkins seine Fähigkeiten weiter vererben würde. Alles Dinge die man später noch herausfinden musste. Allerdings wollte er momentan nur dafür sorgen dass sich sein Freund nicht wegen irgendeiner Idee umbrachte und seine Frau zur Witwe machte. Der Blonde legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Doktor. Ich weiß was ich tue. Haben sie keine Angst. Mir wird nichts geschehen. Wenn das hier vorbei ist, dann sind wir auf dem besten Weg die Welt etwas besser zu machen. Das war auch ihr Traum. Wir können gemeinsam
viel erreichen. Das weiß ich. Der heutige Tag wird viel verändern. Glauben sie mir.“ Diese Zuversicht. Der Enthusiasmus mit dem er Sprach. Er war vollkommen davon überzeugt. Es hatte keinen Zweck dagegen anzugehen. Albert würde sich nicht überzeugen lassen seine Meinung zu ändern. Er würde das Experiment trotzdem durchführen. Egal was Norman dagegen zu sagen hatte. So nickte der alte Mann nur und trat zum Kontrollpult. Eva stand neben ihm. Seine Hände zitterten. Wilkins zwinkerte ihm zu und nickte. „Okay. Fangen sie mit 500 Volt an.“ Damit schob der Arzt einen Regler nach
oben. Die Spulen begannen zu leuchten. Blitze stoben zwischen ihnen hin und her. Die Elektrizität wanderte durch die Kabel direkt in Alberts Körper. Er stand einfach nur da, schien beinahe erschlagen davon. „Doktor...Das ist unglaublich...Dieses Gefühl...“ „Ist alles in Ordnung Albert?“ „Aber ja. Ich fühle mich gut. Keine Sorge. Gehen sie jetzt auf 2000!“ Er zögerte. War das wirklich gut? Sie hatten noch nie eine so hohe Ladung ausprobiert. Das ganze Experiment war schon heikel genug. Er wollte kein Risiko eingehen. Dennoch schob er den Regler weiter nach oben. Albert begann
ein wenig zu zittern, wirkte aber sonst in Ordnung. Es schien ihm gut zu gehen. Eva betrachtete das ganze unsicher und nahm den Doktor bei der Hand. Sie machte sich Sorgen. „Keine Angst. Er weiß was er tut.“ Er klang nicht wirklich selbst von sich überzeugt. Hoffentlich wusste Albert das wirklich. „Weiter auf 5000...“, befahl er nur. Norman tat es. Langsam aber sicher schienen sich erste Wirkungen bei dem Blonden zu zeigen. Er begann zu schwitzen. Er verzog das Gesicht. Da stimmte etwas nicht. „Albert ist alles in Ordnung?“ Er nickte einfach nur und kniff die
Augen zusammen. „Ja....weiter...8000...“ „Bist du sicher?“ „Tun Sie's!“ Wilkins sprach mit einer Stimme die keinen Widerspruch duldete. Hammond zögerte. Er wollte ihn nicht verletzen. Ganz langsam schob er den Regler weiter nach oben. Das erste mal ging Albert in die Knie. Funken Stoben aus den Kabeln und Spulen. Seine Nase und die Ohren begannen zu bluten. Eva war verzweifelt. „Norman bitte. Helfen sie ihm!“ „Nein! Ich kann noch. Weiter! Auf 10.000!“ Das war Wahnsinn. Der Doktor
schüttelte den Kopf und tat einen Schritt auf seinen Freund zu. „Bitte Albert. Hör auf! Das kann sie töten! Ich bitte dich!“ Der andere zwang sich wieder in den Stand. Man konnte ihm die Anstrengung deutlich ansehen. Dennoch wirkte er entschlossener denn je. Auch unter Schmerzen verfolgte er weiter sein Ziel. „Nein...Norman...du hast gesagt du hilfst mir...also tu es auch verdammt!“ Funken stoben jetzt aus seinen Händen. Er war angespannt. Der Anstaltsleiter betrachtete das ganze nachdenklich. Konnte er das wirklich tun? Was wenn ihm etwas passierte? Eva würde ihn das Kind großziehen müssen. Konnte man
das verantworten? Hatte Albert wirklich alles unter Kontrolle? Wusste er was sein Körper wirklich aushielt? War er nicht vielleicht schon über die Grenze gegangen? Der Patient lächelte jetzt zuversichtlich. „Mir geht es gut. 10.000 Volt.“ Langsam schritt Hammond wieder zum Kontrollpult. Er zögerte und tauschte mit Eva nervöse Blicke aus. Ihr Freund ließ sich nicht davon abbringen. Langsam bewegte er seine Hand zum Regler und schob ihn bis zum Anschlag. Dies war die höchste Stufe die möglich war. Albert schrie und sank zu Boden. Funken stoben jetzt sogar aus dem Pult. Der ganze Körper des Blonden schien
unter Strom zu stehen. Er schrie vor Schmerz. Norman bewegte den Regler zurück. Von überall stoben Funken in alle Richtungen. Blitze zuckten durch den Raum. Aus Alberts Körper hinaus. Mehrere auch in ihre Richtung. Dann wurde es dunkel im Raum. Hammond war in die Knie gegangen. Wilkins kauerte auf dem Boden. Blitze züngelten über seinen Körper. Seine Augen glühten förmlich. Schnell war der Anstaltsleiter bei ihm. „Albert? Alles in Ordnung?“ Er wollte ihm auf die Beine helfen, aber sein Freund schob sich von ihm weg. „Nein...nicht anfassen...ich hab...ich habs...Der Strom ist in
mir...“ Er hatte starke Schmerzen und Probleme zu sprechen. Das ganze war zu weit gegangen. Der Blonde kam langsam auf die Beine und sah sich im Raum um. Dann erblickte er etwas dass ihm den Schock ins Gesicht trieb: Eva lag neben dem Pult auf dem Boden. Sie rührte sich nicht. Ihre Augen lagen offen und starrten in seine Richtung. Sofort waren Hammond und Albert bei ihr. Der alte Mann fühlte den Puls der jungen Frau....und schüttelte den Kopf. Tränen liefen ihm übers Gesicht. „Alber...oh mein Gott...sie....sie ist
tot...“ „Nein...Nein!“ Er beugte sich über seine Freundin und legte seine Hände auf ihre Brust. „Ich kann sie retten!“ Und damit schickte er langsam Stromstöße durch ihren Körper. Eva zuckte immer wieder auf. Am langsam waren es nur leichte Stöße, aber je aussichtsloser es schien desto mehr Strom jagte Wilkins durch ihren Körper, ehe er zu weinen begann und über ihr zusammen brach... Gegenwart – Herbst 2005 „Ich
habs.“ Gerade rechtzeitig hatte Hammond es geschafft das Rätsel zu lösen. Die Konstruktion aktivierte sich. Die Elektrizität schien sich langsam wieder zu beruhigen. Tatsächlich. Sie hatten verhindert das Albert das Kraftwerk überladen konnte. Sie hatten die Situation gelöst und vielen Menschen das Leben gerettet. Gerade noch rechtzeitig bevor die Zeit abgelaufen war. In diesem Augenblick trafen auch Dwight und die anderen beiden ein. „Habt ihrs?“ Ethan nickte zufrieden und zündete sich eine Zigarette an. Erleichterung kam in ihm auf. Sie hatten es wirklich
geschafft. Das Kraftwerk war jetzt sicher. Hammond wischte sich den Schweiß von der Stirn und seufzte erleichtert. Der Anstaltsleiter hatte es wirklich hinbekommen und sie alle gerettet. Die Freude blieb allerdings nur von kurzer Dauer, denn sogleich klingelte Ethans Handy. Wilkins rief an. Er zögerte einen Augenblick lang. Das nächste Rätsel wartete auf sie. Wieder war es soweit dass das Leben eines der Mädchen auf dem Spiel stand. Der 32-Jährige nahm den Anruf an und schaltete den Lautsprecher ein. „Ich nehme an Norman hat mein kleines Rätsel gelöst. Ich habe es nicht anders erwartet. Gut gemacht. Sie sind wirklich
beeindruckend.“
Hammond schüttelte nur den Kopf.
„Albert. Hören sie auf. Noch ist es nicht zu spät.“
Der andere lachte nur.
„Oh doch das ist es. Für mich ist es seit Jahren zu spät. Sie haben mir alles genommen was ich liebte. Jetzt werde ich ihnen alles nehmen was ihnen lieb und teuer ist Doktor. Danach werden sie mich auf Knien anwinseln ihrer lächerlichen Existenz ein Ende zu bereiten. Es dauert nicht mehr lange. Dann werde ich das tun das ich vor 10 Jahren hätte tun sollen Norman. Das Spiel ist noch nicht vorbei! Am Ende werden sie alles verlieren!“