Der Wind malt Kinderschatten
Ein Rauschen geht durch alle Kronen,
die Äste neigen sich im Wind.
Dort oben, wo die Vögel wohnen,
dort oben, wo die Träume sind.
Die Wolken sammeln sich zur Wand,
sie werden dunkel, fast wie Nacht.
Ein Kind liegt still an Mutters Hand.
Ein Kind, das ängstlich aufgewacht.
Der Himmel weint ein Klagelied
er öffnet sich und schickt die Flut.
Die Mutter weiß was heut’ geschieht,
die Mutter schützt ihr eigen
Blut.
Es brechen Blitze durch die Luft,
es donnert laut, die Erde bebt.
Ein Gott, der laut nach Opfern ruft,
ein Gott, der jäh nach Rache strebt.
Oh Mutter, gib mich jetzt nicht her,
verlass mich nicht in dieser Zeit.
Doch Mutters Angst, sie wiegt so schwer
Doch Mutters Angst, wird Einsamkeit.
Sie löst die Hand und geht allein,
sie hört ihr Kind so laut im Wind.
Die Schreie werden Wunden sein,
die Schreie, die wie Nesseln
sind.
Sie rettet sich und ist verloren,
kein Gott erhört der Mutter Not.
Ihr Kind, das sie in Schmerz geboren,
ihr Kind, das sie geschenkt dem Tod.
Die Jahre, die sie nun nicht hatten,
verlebt sie ohne ein Gefühl.
Der Wind malt abends Kinderschatten,
der Wind bleibt bei ihr, still und kühl.