Lieber Leser!
Nachfolgendes Werk entstand zur Themenvorgabe „Endlich fertig“ im Rahmen eines Wettbewerbs, auch zu finden unter Forumsbattle 34 im Forum der Homepage: http://www.mystorys.de. Man kann von 20 Vorgabewörtern so viele verwenden, wie man möchte. Sie sollten bezüglich der Übersichtlichkeit fettmarkiert werden.
Hier kommen alle 20 vor.
Viel Spaß beim Lesen!
Dein Andyhank
Graf Karl Hubart von Balken wollte mal wieder so richtig fein speisen. Er schnappte sich seine Hildegard, die seinem Ansinnen natürlich nicht ablehnend gegenüberstand, und fuhr mit ihr ins beste Lokal der Gegend. Das heißt, es dauerte noch etwas, bis seine Hildegard mit ihrem Aufputz fertig ward. Das kennt man ja: Erst einen Fingernagel schraffieren, dann den nächsten vornehmen. Die Lockenwickler müssen auch aus den Haaren gedreht werden – ziehen geht nicht, zumindest ist das nicht so einfach. So wird immer ein Remmidemmi im Bad inszeniert, dass man sich im Salon wähnen könnte, wenn man nicht genau wüsste, dass nur Hildegard drin wäre.
Aber Karl Hubart gönnt ihr das Hobby.
Sie ihm das seine ja auch. Er muss ja auch ständig am Handy friemeln, sämtlichen Hupatz runterladen und ungestüm fluchen, wenn ein Video nicht tadellos abgespielt wird.
Nun denn, Hildegard ist bereit! Da es draußen windig ist, schlüpft sie flugs ins Auto. Nichts passiert. Zum Glück. Dann geht es los. Wobei - erst noch das Navigationsgerät forcieren, zwei Kaugummi für danach einstecken und dann geht es tatsächlich los.
Trotz dem Umstand, dass das Lokal gut gefüllt ist, bekommen sie einen Tisch für Zwei.
Würde man sich nun auf die Nebensächlichkeiten der Beschallung reihum konzentrieren, käme ein Brodem an Klängen heraus: Zwitschernd, schmatzend, chillend, hustend, lachend, klirrend und all die anderen Nebengeräusche, die eine Wohlfühlatmosphäre erst so richtig behaglich machen.
Dann kommt auch schon der Kellner mit zwei Speisenkarten. Er steht etwas geneigt und in scheinbar devoter Haltung und erwartet die Bestellungen, die aber nicht kommen, weil sich Karl Hubart und Hildegard nicht entscheiden können. So schaut er hierhin und dahin, vor allem dahin – denn ein
Lockenwickler steckt noch im Haarputz von Hildegards Kopf.
Der Blick ist so wundersam intensiv, dass Hildegard ihn förmlich spürt. Sie dreht sich um. Und wird feuerwehrrot im Gesicht, als ihr der Kellner die Peinlichkeit beibringt. Hildegard zupft ungestüm am lästigen Gegenstand des Übels herum. Der Kellner kratzt sich verlegen am Sitzfleisch, was natürlich Karl Hubart nicht entgeht. Er würde dem Lausebengel von Ober am liebsten Fratzengeballer anbieten – lässt sich aber äußerlich nichts anmerken, schließlich will man ja noch öfters in diesem Etablissement speisen. Aber am Trinkgeld wird wohl heute gespart werden …
Endlich, und so wie man es eigentlich gewohnt ist, bekommen Karl Hubart und seine Hildegard ihre leckeren Speisen, also die, die jeder für sich bestellt hatte. Rein zufällig fiel ihre Wahl auf das gleiche Gericht: Patate con olive nere (Kartoffeln mit schwarzen Oliven).
So sitzen sie und schlemmen vergnügt. Nun ist es aber so, dass die schwarzen Oliven nicht entsteint auf dem Teller liegen. Karl Hubart bekommt eine in den Mund und spuckt den harten Fiesling auf die Gabel, um mit ihm dann den Rand seines Tellers fein säuberlich auszuschmücken. Hildegard dagegen findet es nicht heldisch, etwas wieder auszuspucken, vor allem nicht in der
Öffentlichkeit. Sie überlegt und überlegt und überlegt. Derweil kaut sie um das steinerne Übel herum und schaufelt weiter Kartoffelstückchen in sich hinein.
Schluck … - Huppsi …!
Kartoffeln weg! Stein weg! Problem gelöst! In etwa zumindest ... Und während Karl Hubart die Abartigkeiten auf seinem Tellerrand vertieft, schluckt Hildegard brav jeden Stein hinunter und hofft inbrünstig, dass die ansonsten sehr leckere Olivenflut bald vorüber ist, weil sich ihre Kehle vom vielen Schlucken schon ziemlich waidwund anfühlt. Zumindest empfindet sie es so.
Dann ist es geschafft!
Hildegard schlürft erleichtert den Rest ihres Weines. Karl Hubart ist auch fertig. Er legt sein Besteck auf seinen Teller, auf dem die Olivensteine wie eine Perlenschnur aufgereiht liegen. Dann schaut er auf ihren Teller.
Und fragt verwundert:
„Du, … sag mal …, hattest du keine Steine in den Oliven drin …???“
Hildegard faltet derweil eine Serviette und legt sie fein säuberlich auf ihren Teller:
„… Nööö …“