Journalismus & Glosse
Nie wieder Prag... - Forumsbattle 34

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"Forumsbattle 34"
Veröffentlicht am 07. September 2014, 20 Seiten
Kategorie Journalismus & Glosse
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Da sich bei Mystorys vieles verändert hat, ist es wohl an der Zeit, auch in meinem Outfit etwas zu verändern. Nun, was gibt es über mich zu sagen. Nein, ich bin kein Katzentier, das schreiben kann, nur mein Kater ist der Schönere von uns beiden und ein wenig eitel darf man doch noch sein, oder? Ich habe nicht den Ehrgeiz von allen verehrt und geliebt werden zu wollen, das klappt sowieso nie. Mir genügt es, wenn man mich nimmt so wie ich bin, ...
Forumsbattle 34

Nie wieder Prag... - Forumsbattle 34

Titel

ENDLICH FERTIG!

Diese Geschichte ist im Großen und Ganzen tatsächlich so passiert, mit einigen Änderungen hinsichtlich des Einbaues folgender Vorgaben. Balken - chillend - feuerwehrrot - Fingernagel - forcieren - Fratzengeballer - friemeln - heldisch - Hupatz - Kaugummi - Lausebengel - Lockenwickler - Remmidemmi – schraffieren - Sitzfleisch - tadellos - ungestüm – waidwund - windig - wundersam


Hannchen und Doris, zwei Damen älteren Semesters wollte sich wieder einmal Prag ansehen. Hannchen war das letzte mal vor 50 Jahren da und wollte noch einmal Erinnerungen auffrischen. Am Tag vorher wollte sie noch zum Friseur gehen, um sich eine annehmbare Frisur verpassen zu lassen. Leider ging dann alles schief und nicht wie es geplant war. Ihr Gatte dieser Lausebengel hatte all ihre Planung zunichte gemacht und nun versuchte sie heldisch zu retten, was zu retten war. Da musste sie sich eben Lockenwickler ins Haar friemeln. Aber vielleicht ging es auch so. Nun war der Tag der geplanten Tagesreise da und früh aufstehen war angesagt.

Sie machte sich einigermaßen hübsch, auch die Frisur saß tadellos und nun konnte es losgehen. Es war zwar schönes Wetter angesagt, aber so früh am Morgen zog ein dichter Nebel seine Schlieren. Zuerst musste sie mit dem Auto nach C, wo sie sich mit Doris treffen wollte und man in den Bus umsteigen musste, der nach Prag fuhr. Sie musste zu einem großen Bezahlparkplatz, wo das Tagesticket sechs Euro kostete. Als sie aus dem Auto ausstieg, war es zwar sehr warm für Anfang September, aber auch windig, so dass ihre wundersam angefertigte Frisur den Geist aufgab und wie immer, wirr im Gesicht herumhing. Dann der nächste Schreck. Als sie in ihre

Geldbörse schaute, hatte sie nur noch vier Euro und einen Fünfeuroschein dabei. Der Parkautomat nahm aber nur Münzen. Also fragte sie eine Frau, die eben auch ein Parkticket lösen wollte, ob sie ihr den Fünfer wechseln könne. Sie konnte. Ein Seufzer der Erleichterung entrang sich ihrer Brust, denn sonst wäre das Parken ihr sicher teuer zu stehen gekommen. Da noch etwas Zeit war bis der Bus kam, mit dem auch Doris eintreffen wollte, zündete sie sich ein Zigarettchen an und sah sich suchend an der Haltestelle um. Inzwischen hatten sich schon eine Menge Leute angesammelt und dann kam auch schon der Bus. Doch von Doris war weit und breit nichts zu sehen.

Ein Mitarbeiter des Reiseunternehmens fragte alle Namen ab und auf einmal klingelte das Handy. Doris war dran: „Sag mal, wo stehst du denn. Ich bin hier am Parkplatz und kann einen Bus sehen. Ist das unserer?“ „Na klar, ich stehe schon hier, warte eine Ewigkeit und der Fahrer wird langsam ungeduldig. Komm schnell!“, rief Hannchen. Dann war Doris endlich da und sie konnten einsteigen. Da Hannchen nicht mehr so gut zu Fuß war, musste sie sich an den Haltestangen hoch hangeln, wobei sie sich einen Fingernagel einriss. Das war nun schon Fauxpas Nummer zwei und ging ja gut

los. Pünktlich um acht Uhr fuhr der Bus los. Man musste gutes Sitzfleisch mitbringen, denn am Grenzübergang gab es eine Stelle, wo bei der Straßenerneuerung geschlampt worden war. Da war ein Hupatz* und wenn man da nicht aufpasste konnte es schon passieren, dass man den Mageninhalt wieder am Gaumenzäpfchen kleben hatte. Da half nur eines - schnell einen Kaugummi kauen. Nachdem man die Berge des Erzgebirges hinter sich gelassen hatte, ging die Fahrt auf ziemlich gerader und ebener Strecke weiter. Links und rechts waren Felder zu sehen auf denen einsame Hopfenstangen standen. Unterbrochen wurde das Bild von kleineren

Ortschaften. Nach zirka einer Fahrstunde gab es eine Pinkelpause. Der Bus hielt nahe einer Tankstelle, die sich auf der anderen Straßenseite befand. Der Fahrer warnte die Fahrgäste höllisch aufzupassen beim Überqueren der ziemlich stark befahrenen Fernstraße. Hannchen hatte große Mühe über die Straße und ohne unter die Räder, zu kommen.

Da im Bus das Weibsvolk an der Überzahl war und es nur eine Toilette gab, herrschte da ziemlicher Andrang. Kostenpunkt fünfzig Cent oder zehn Kronen. Dazu forderte ein Pappschild, das stand auf einem Teller neben den „Pausensnacks“, die von einer jungen Frau mit ziemlich unlustiger Miene

zubereitet wurden, auf. Und das alles für eine ziemlich unsaubere Toilette, allerdings in einer Größe, die man in Tschechien nicht gewohnt war. Na gut, der Preis war vielleicht auf die Größe berechnet. Allerdings musste man sein „Geschäft“ etwas forcieren, weil der Fahrer ja gleich weiter wollte. In Prag angekommen, stieg eine deutsch sprechende Reiseleiterin ein, die die Aufgabe hatte, den Fahrgästen Prags Sehenswürdigkeiten zu zeigen. Als erstes führte sie die Teilnehmer zum Wallensteingarten, den man hinter einer so simplen Stadtmauer gar nicht vermuten würde.




Nachdem Hannchen und Doris den Eingang durchquert hatten, öffnete sich der Blick in einen wunderschön angelegten Garten mit einem künstlichen Teich in der Mitte, in dem große Kois und Karpfen schwammen.





Am Rand sahen sie einen weißen Pfau, eine Rarität im Tierreich. Dass dies auch der noch ruhigste Ort in Prag war, wurde beiden später bewusst, als sie die

Karlsbrücke überquerten. Es herrschte ein unheimliches Menschengewimmel, so dass sie Mühe hatten, die Reiseleiterin im Auge zu behalten, die immer ungestüm mit ihren an einem langen Stab befestigten gelbgrünen Fähnchen schwenkte. Rechts und links hatten sich sogenannte Künstler nieder gelassen, die grellbunte Kunstdrucke von Prag zu einem erstaunlich hohen Preis anboten.



Allerdings gab es auch echte Künstler, die auf Bestellung in kurzer Zeit Porträtzeichnungen oder Karikaturen anfertigten. Das Fratzengeballer auf den Ausstellungstafeln war entsprechend groß. Man konnte ihnen direkt beim Zeichnen und Schraffieren zusehen. Allerdings war die Zeit nun doch recht knapp und die Reiseleiterin drängte zum Weitergehen. Manchmal musste man sich doch recht ungestüm durch die Menschenmassen schieben, um den Anschluss nicht zu verlieren. Für Hannchen und Doris war dieses quirlige Treiben recht anstrengend und sie überlegten schon, sich abzusetzen und

eigene Wege zu gehen. Doch eine Reiseleitung hat ja auch ihr Gutes, zumal diese gute Ratschläge gab, wo man günstig tauschen könne und wo es gutes Essen gab.

Also liefen die beiden weiter in der Truppe mit, Richtung Altmarkt, vorbei am Altstädter


Rathaus mit der berühmten Astronomischen

Uhr, über deren Herkunft viele Mythen in Umlauf sind. Im Reiseführer kann man folgendes nachlesen:

„Jede Stunde erwacht die Uhr zum Leben. Die Darbietung ähnelt einer Horrorfilmszene. Zuerst öffnet sich eine kleine Tür und eine Christus Figur gefolgt von den zwölf Aposteln erscheint. Währenddessen erscheint ein Skelett das den Tod repräsentiert. Das Skelett läutet eine Glocke und schüttelt den Kopf vor der Statue eines Türken. Der Türke ist eine von mehreren Figuren, die die sieben Todsünden darstellen. Dazu gehört Eitelkeit welche ihre Reflexion in einem Spiegel bewundert, Gier, der seinen Geldbeutel fest hält und die Wollust, die Musik und Tanz

genießt und das Leben nicht ernst genug nimmt. Am Ende kräht ein Hahn und die gesamte Prozedur wiederholt sich zu jeder vollen Stunde.“ Leider hatte die Truppe keine Zeit auf das Erscheinen der Figuren zu warten und so ging es weiter zum Altstädter Markt, wo ebenfalls ein buntes Treiben herrschte. Stimmengewirr aus aller Herren Länder erschwerte das Zuhören der Ausführungen der Reiseleiterin. Mitten auf dem Marktplatz war ein Remmidemmi und ein junger Mann sang „Over the Rainbow...“ dazu Gitarre spielend und Hintergrundmusik mit einigen Verstärkern. Ein Bettler saß chillend und etwas verloren wirkend auf einem Balken, darauf wartend,

dass sich einige Passanten erbarmten und Geldstücke in seinen feurwehrroten Hut warfen. Nun hatten Hannchen und Doris genug, großen Hunger und sie setzten sich ab von der Truppe. Sie suchten ein Lokal, wo die Preise noch zivil waren. Allerdings merkten sie, dass man in Tschechien wohl nur am besten Gulasch mit Knödeln aß, denn was sie zu essen bekamen, war nicht das, was sie erwartet hatten für den Preis. Aber zumindest schmeckte das Radler. Danach machten sie sich auf den Rückweg zum Bus über die Pariser Straße. Hier konnte man Gucci, Versace, Boss, Lagerfeld und viele andere Geschäfte mit großen Namen sehen, allerdings schien

niemand dort einkaufen zu gehen, denn man sah dort nur das Personal gelangweilt drinnen stehen. Kunden gab es wohl dort keine, weil die gehobenen Preise nur für Millionäre bezahlbar sind und die sich möglicherweise gerade nicht in Prag befanden. Summa summarum war es für beide ein recht anstrengender Tag. Fünf Stunden Laufen war dann doch nichts für alte Knochen und sie sagten sich am Schluss mit waidwundem Blick: „Mach´s gut du Wunderschöne, aber dem Kommerz erlegene Stadt. Wir vermissten kleine Straßencafés, wo man Palatschinken und regionale Küche genießen konnte. Statt dessen nur Pizzarias und in den Cafés am Markt war der Kaffee

teurer, als bei uns. Darum! Nie wieder Prag – wir haben fertig.“


* Hupatz habe ich entgegen Google nicht mit Wiedehopf in Verbindung gebracht, weil ein Hupatz bei uns im Erzgebirge auch ein Hopser oder Hüpfer ist.>

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Hörbuch

Über den Autor

baesta
Da sich bei Mystorys vieles verändert hat, ist es wohl an der Zeit, auch in meinem Outfit etwas zu verändern. Nun, was gibt es über mich zu sagen. Nein, ich bin kein Katzentier, das schreiben kann, nur mein Kater ist der Schönere von uns beiden und ein wenig eitel darf man doch noch sein, oder? Ich habe nicht den Ehrgeiz von allen verehrt und geliebt werden zu wollen, das klappt sowieso nie. Mir genügt es, wenn man mich nimmt so wie ich bin, manchmal etwas bissig, manchmal ernsthaft, machmal übermütig, aber niemals bösartig.
Diesen Aphorismus kann ich nur ans Herz eines jeden Menschen legen: Sich selbst bekriegen - der schwerste Krieg.Sich selbst besiegen - der allerschönste Sieg! - Friedrich Freiherr von Logau
(1604 - 1655), deutscher Jurist, Satiriker, Epigramm- und Barockdichter, Pseudonym: Solomon von Golaw)

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FLEURdelaCOEUR 

Liebe Bärbel, habe dich damals schon nach Prag begleitet und jetzt im Anschluss an Louis' Pragreise gleich noch mal.
In meinem jetzigen Zustand wäre die stundenlange Lauferei gar nicht möglich, das "Wundermittel" hat da auch nicht geholfen. Habe diesen Monat noch 2 Doc-Termine, mal sehen, was wird.

Liebe Grüße
fleur
Vor langer Zeit - Antworten
baesta Liebe Fleur. Freu mich, dass Du nochmals mit dabei warst. Für mich wäre es jetzt auch nichts mehr.
Nun ja, mit den "Wundermitteln" ist es halt so ´ne Sache. Bei manchen hilft es, bei manchen nicht. Bei mir hilft es , lindert aber auch nur, denn was kaputt ist, das macht es auch nicht wieder ganz.Tut mir leid, dass es bei Dir nicht geklappt hat.

Liebe Grüße
Bärbel

Upps, fast hätte ich es übersehn. Danke auch für die Geschenke
Vor langer Zeit - Antworten
KatharinaK Die Münzen sind für die Geschichte, Bärbel, die mir an sich gut gefallen hat. Einzig das Layout der Seiten finde ich ein wenig "blöd" gelöst. Aber Du hättest ja noch Zeit zum Nachbessern. Ich glaube, eines Tages muss ich mal nach Prag, meine Mutter war "vor meiner Zeit" einmal da...
Viel Glück bei der Schlacht, das Lesen selbst hat Lust gemacht...
Liebe Grüße, Katharina
Vor langer Zeit - Antworten
baesta Liebe Katharina, erst mal vielen Dank, dass Du wieder mal bei mir zu Besuch warst und auch für das "Taschegeld". Das Layout läßt isch leider nicht andes hinbiegen, wenn man Bilder einfügen will. Habe lange damit rumprobiert, aber es geht einfach nicht. Prag sollte man schon mal besuchen, aber halt nicht als Tagestour, wie ich es gemacht habe, d.h. wer gut zu Fuß ist, dem wird auch das nichts ausmachen und wer Menschegwühl nicht zu anstrengened findet.
Nochmal ganz vielen Dank und liebe Grüße
Bärbel
Vor langer Zeit - Antworten
Silbenfaeller Goldenes Prag, Zlatá Praha!
Jeder echte Wiener hat eine böhmische Großmutter oder wie meiner-einer sogar so eine Mutter. Zu meiner Schande hab ich diese Wurzeln viel zu lange nicht gepflegt und erst vor einigen Jahren begonnen das Angenehme mit dem Praktischen zu verbinden. Seit auch die Tschechen in Form der Prager Mannschaften gute AmericanFootball-Teams hervorbrachten, die nicht zu Unrecht sogar in der österreichischen Liga mitspielen, fahren wir eigentlich jährlich hin.
Mit der touristischen Erschließung des Zentrums und der Altstadt hast du schon recht, das hat so funktioniert wie in vielen anderen Millionen-Städten: recht gepflegt und teuer, teilweise sogar für unsere Verhältnisse. Aber auch der Rest der Stadt hat aufgeholt und den alten Ostblock-Charme muss man manchmal schon suchen.

Was ich eigentlich sagen wollte - gelungene Story, aber ohne den Stress einer Reisegruppe hat sich die Stadt das "endlich fertig und nie wieder besuchen" nicht verdient.
Ahoj z Vídne, SF
Vor langer Zeit - Antworten
baesta Naja, so ganz ernst war das auch nicht gemeint. Aber wir waren doch reichlich pflastermüde und die Beine haben mir noch drei Tage lang weh getan. Nichtsdestotrotz ist Prag schon schön, aber wie gesagt, ich hätte mir mehr tschechisches Flair gewünscht und nicht überall Nobelkarossen und Nobelläden.
Danke sehr für den schönen Kommi und die Talerchen.

LG Bärbel
Vor langer Zeit - Antworten
NORIS Dieser mit Humor geschilderte Rundgang durch Prag war sehr informativ. Und Du hast recht, es ist anstrengend ... mir hat unser Besuch damals allerdings viel Spaß gemacht ... wir hatten zwei Tage Zeit ... wirklich sehr sehenswert!
Ich wünsche Dir viel Erfog!

LG Heidemarie
Vor langer Zeit - Antworten
baesta Danke, dass Du hier warst und den netten Kommi dagelassen hast. Man muss tatsächlich mehr Zeit haben, sich Prag anzusehen.

LG Bärbel
Vor langer Zeit - Antworten
Phil_Humor Prag - da kann ich Dir das Interview mit Egon Erwin Kisch empfehlen:

http://www.bookrix.de/_ebook-signe-winter-rudi-ratlos-interviewt-egon-erwin-kisch/

Fünf Stunden zu Fuß unterwegs - anstrengend. Städtetouren haben was Schönes: Man kann sich vorbereiten, hat Ahnung von den Bauten. Und man kann Setting für Story auswählen - als Autor sieht man dann alles unter diesem Aspekt.

LG
Phil Humor
Vor langer Zeit - Antworten
baesta Ja nu, soll ich´s als Tadel oder als Lob nehmen. Bin mir da etwas unsicher (lach).
Danke jedenfalls fürs Lesen und Kommentieren.
LG Bärbel
Vor langer Zeit - Antworten
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