Vorbemerkung
Dies ist ein Randbeitrag zum Forumsbattle 34.
Pauline wehrt sich.
Thema: Endlich fertig
Copyright: G.v.Tetzeli
Cover: dank an Pixabay (CCO)
Montage: Monika Heisig
Die Pflichtworte:
Balken - chillend - feuerwehrrot - Fingernagel - forcieren - Fratzengeballer - friemeln - heldisch - Hupatz - Kaugummi- Lausebengel - Lockenwickler - Remmidemmi
schraffieren - Sitzfleisch - tadellos
ungestüm - waidwund - windig
wundersam
Pauline
Pauline war völlig fertig. Während der Pause, auf dem Schulhof, da hatte sie gespürt, wie alle Augen auf sie gerichtet waren. Manche kicherten, manche zeigten mit dem Finger auf sie. Alle lachten. Sie verlachten sie. So saß sie nun allein, abseits auf einem Balken waidwund und weinte.
Sie hätte es schon gleich ahnen können, wie windig Heinz war. Sie war ganz einfach eine dumme Kuh gewesen. Dass er dauernd Kaugummi kaute, hatte sie anfangs gar nicht gestört. Dass er den kleinen Fingernagel mit feuerwehrrotem Nagellack überzogen hatte, fand er geil,
genauso wie seinen Nasenring. Er sei ein Stier, hatte er sich aufgeplustert. Es dauerte, bis sie erkannte, dass er nur chillend herum fläzte und sonst mit ihm nicht viel los war. Aber mein Gott, er sah halt gut aus. Bei Remmidemmi war er auch immer dabei gewesen. Das kleine Paulinchen-Tussilein verliebte sich damals eben.
Und als er sie zu sich nach Hause eingeladen hatte, da war sie mit glühendem Gesicht Feuer und Flamme gewesen. Sie hatte sich zurecht gemacht – für ihn. Mit Lockenwickler im Haar, Lippenstift. Sie versuchte so gut wie möglich aus zu sehen.
Sie hatte bei ihm geklingelt. Er musste wieder einmal sein Fraztengeballer abziehen, als er
die Türe öffnete. Im Schlafzimmer wollte er die Sache forcieren. War ja klar. Sie hatte es ja auch gewollt.
Und nun das! Er hatte sie heimlich gefilmt. Die Kamera musste irgendwo im Schlafzimmer versteckt gewesen sein. Im Internet konnte sie sich nun nackt sehen. Natürlich sahen es alle anderen auch.
Dieses Schwein!
Schließlich ging ein Ruck durch ihren Körper.
Sie fegte die Nässe aus den Augen.
Nicht mit der guten Pauline!
Sie rannte nach Hause und setzte sich an den Computer.
Ein Bild lud sie hoch. Heinz, wie er Kaugummi kauend auf der Wiese lag.
Dazu schrieb sie:
Seht euch diesen pubertären Lausebengel an. Ich habe alles versucht. Heldisch habe ich meine Brüste vor ihm ausgepackt – könnt ihr ja auf seinem Posting sehen. Sie sind doch tadellos, oder nicht?
Aber es hat alles nichts genützt. Da konnte ich friemeln, wie ich wollte. Er riecht auch ein wenig streng, wie Hupatz.
Das müsste reichen, dachte sie. Da muss ich nichts mehr schraffieren.
Am nächsten Tag war in der Schule wieder alles in Ordnung.
Sogar ihre ärgste Feindin kam auf sie zu und bedauerte sie.
„Das hast du echt nicht verdient, dass der Schlappschwanz sein Sitzfleisch nicht hoch kriegt."
Dabei kicherte sie albern.
„Bei meinem kann ich mich nicht beschweren. Meiner ist sogar ungestüm.„
Nun war sie Mittelpunkt.
Günter und Fritz traten vorsichtig heran.
„Ehrlich Pauline, du kannst dich sehen lassen“, meinten sie. „Wenn da einer versagt, muss es schon wundersam zugehen.“
Ach was war sie glücklich, als sie Heinz allein
auf dem Balken sitzen sah, so gedemütigt.
Jetzt war sie endgültig mit ihm fertig.