Fantasy & Horror
NUR EIN MÄDCHEN - -Prolog

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"Sie hatten praktisch versagt... aber eine allerletzte Chance blieb ihnen noch!"
Veröffentlicht am 03. September 2014, 64 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
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Über den Autor:

Eigentlich ist es so wie es ein Landsmann von mir treffend beschrieb: 'Mit den Riesen habe ich keine Probleme; nur die Windmühlen machen mir echt zu schaffen!'
Sie hatten praktisch versagt... aber eine allerletzte Chance blieb ihnen noch!

NUR EIN MÄDCHEN - -Prolog

Prolog

Es war eine sternenklare Nacht. Nintjanaj erstrahlte leuchtend hell am Himmel, während Ischdhäe in ihrer abnehmenden Phase war, aber noch genug hell leuchtete, damit ein Reisender auch ohne Hilfsmittel seinen Weg finden konnte. Nur Serptaia hielt sich wie gewohnt verborgen. Zielgerichtet durchquerten drei Personen einen weitläufigen Hain. Eine einzigartige Ruhe lag über den Ort, dessen rasenbedeckte, offene Flächen durch verspielte Bächlein und wild wuchernden Blumengärten unterbrochen wurden. Schwer hing der Geruch nach

herrlich duftendem Araleana-Lavendel in der Luft und vermischte sich stellenweise mit dem frischer Freesien. Ganze Wolken von Leuchtkäfern trieben pulsierend durch das herrschende Zwielicht. Hier war es auch, wo sich mehrere imposante Eichen wie uralte Wächter zu den Sternen hinauf erhoben. Und selbst der schmucklose Gebäudekomplex im Zentrum der Anlage wurde überwiegend von einer riesigen Trauerweide verdeckt, die ihr Geäst schützend über dessen Bauten hielt. Hierhin waren die drei Elfen unterwegs. Derjenige an der Spitze, trug seine khakifarbenen Wildlederstiefel in der

rechten Hand. Barfuß schritt er über die Grünfläche und schien dabei förmlich über den Boden zu schweben. Waldfrost Bärenherz blühte sichtlich auf. In vollen Zügen genoss er jeden einzelnen Atemzug. Er konnte das Flüstern und Singen der Bäume riechen, verstand die uralten Sagen und Geschichten über die sich diese allzeit unterhielten, sowie die Hinweise welche sie sich gaben und die zeitlosen Ratschläge an welche sie sich erinnerten, während sie immerfort darum bemüht waren, sich alle nötigen Ressourcen zu erarbeiten um für den kommenden Winter gewappnet zu sein. Wobei er immer noch Mühe damit hatte,

dass nur er und dieser Granitkopf von Steinwolf - möge Thunra ihn an ihrer Tafel fürstlich speisen lassen - in der Lage waren... gewesen waren, die Stimmen der Pflanzen zu deuten. Scheinbar konnten das wirklich nur Elfen, die im Herzen der Dunkelwälder zur Welt kamen. Durch die Fußsohlen konnte Waldfrost das Pulsieren im weitläufigen Wurzelwerk unter sich spüren, wie sich die Bäume streckten und reckten und sich gegenseitig brutale Fehden lieferten, um Zugriff auf die heiß begehrte Haarpracht der beharrsamen Erdhüter zu bekommen, für die die rundohrigen Omoes den bizarren Begriff ‚Pilze‘

geprägt hatten. Das klang für ihn, als würde man auf den Boden spucken... was wohl auch die allgemeine Einstellung der Omoes den vielfältigen Erdhüter gegenüber wiederspiegelte. Ob diese ‚Menschen‘ die mächtige, uralte Magie, welche diesen Ort beschützte und vollumfänglich vom Rest der Stadt abriegelte, auch als ein äußerst erfrischendes Prickeln auf der eigenen Haut wahrnahmen? Wohl eher weniger… denn er hatte zu seinem Bedauern bereits erleben dürfen, wie unfähig die Mehrheit der Omoes in jeglicher Hinsicht der Wunder der Magie gegenüber

waren. So war sich Waldfrost absolut sicher, dass diese wohl auch niemals den vielschichtigen Gesang Mutter Lemjehlaillas vernehmen würden. Denn was die uralte Wächterin vor ihm zu berichten hatte, war ziemlich einschüchternd. Wie sehr hatte sie wohl um den Tod des Archonten getrauert, aus dessen Blut sie erwachsen war? Hatte sie jemals Kontakt mit einem Dämonen gehabt? Wie waren wohl die legendären Olhim gewesen und wie hatten sich diese ihr gegenüber benommen? Was hatte diese beeindruckende Weide wohl alles miterlebt, was Omoes, Nanoos

und Nomoos ihr und den ihrigen durch die Jahrtausende an Schandtaten angetan hatten? Wenn Waldfrost den Umgang der Omoes mit den Bäumen bedachte, müsste Mutter Lemjehlaillas eigentlich von blankem Hass erfüllt sein… Und dennoch sang sie weiterhin ihr ewiges Lied und hielt ihre Arme schützend über Ischdhäes rechtmäßigen Kinder, deren Lebensspanne für sie eigentlich wohl kaum mehr war, als ein kurzes Strecken eines Astes. Es schien sogar so, als ob Mutter Lemjehlaillas Zuneigung zu diesen kurzlebigen Geschöpfen empfand… Und das, genau im tiefsten Herzen

Am’Aos, dem ‘Karbunkel des Südens‘. Er hätte nie gedacht, dass seine unerwartete Odyssee ihn jemals an einen Ort wie diesen führen würde… Waldfrost atmete tief durch und folgte dabei mit dem Blick einem herrlichen Smaragdkäferbullen, der suchend durch die Nacht navigierte. Im Licht Nintjanajs funkelte dieser wie ein einzigartiger Edelstein. In Gedanken wünschte Waldfrost ihm Erfolg und Glück bei seiner anstrengenden Suche nach einem paarungswilligen Weibchen. Wären Meister Semersjo und er nicht in einer solch prekären und verzweifelten Lage… es wäre ihm eine absolute Ehre gewesen, Mutter Lemjehlaillas das Lied

der Erinnerungen seines Volkes vorzutragen und ihr von der einzigartigen Pracht und der Herrlichkeit der Dunkelwälder zu berichten. In der nicht ganz uneigennützigen Hoffnung, dass vielleicht ein Akkord davon in ihre ewige Gesänge einfließen könnte… kurzerhand begann er leise vor sich hin zu summen. Die hochgewachsene, schlanke Gestalt hinter ihm folgte nur wortlos; in Dunkelheit gehüllt und die Kapuze seines Umhangs aus dunkler Seide tief ins Gesicht gezogen, aus der ein turmalingrünes Glühen erstrahlte. Sie wirkte seltsam unberührt von den Geschehnissen um sie herum. Der grämlich wirkende Elf am Ende der

Gruppe schließlich, dessen Gang auch über eine unebene Wiese erhaben wirkte, sah sich dafür um so mehr unschlüssig und nervös um. Semersjo Daumantjan konnte sich einfach nicht daran gewöhnen, dass genau im Herzen der ‘Stadt des blutenden Goldes‘ ein Ort existierte, der derart natürlich war und nur so von unkorrumpiertem Leben pulsierte… ein noch aktiver Götterschrein, der unter dem direkten Schutz der Göttin Feejalha stand. Und wie es sich für ein derartiges Refugium gehörte, konnte es nur von wenigen Auserwählten betreten werden. Praktisch waren nur von den Göttern

berührte oder von diesen Erwählte in der Lage, den Eingang hierhin zu finden. So wie man es ihm geschildert hatte, sah ein ‚Unberührter‘ den Eingang zu diesem Heiligtum nur als eine kleine Nische, in der ein unscheinbarer, goldener Holunder neben einem Abfluss mehr schlecht als recht um sein Überleben kämpfte. Nun, es war ihm völlig klar, dass sie beide - als vom gesegneten Rat der Erhabenen erwählte Ysskjorer - keine Probleme damit gehabt hatten, diese Weihestätte zu finden. Wobei er bei diesem Gedanken stets einen gewissen Trost empfand, dass vielleicht doch nicht alle Götter sie im Stich gelassen

hatten. Aber wieso hatte der Assassine vor ihm absolut kein Problem gehabt, hierher zu finden und vor allem... hinein zu kommen? Und das bei einem aktiven Schrein Feejalhas, der Göttin der Geburt und des Lebens an sich, sowie der Familie in jeder Hinsicht. Semersjo schüttelte verunsichert den Kopf. Es behagte ihm einfach nicht, dass es sich bei diesem hageren Nagel - der mehr von einem Tier, als von einem Elfen hatte - um ihre absolut letzte Chance handeln sollte. Stimmte überhaupt, was man sich über ihn

erzählte? Nun, wenn nur schon ein Zehntel von all diesen ‚Heldengeschichten‘ wahr war, die er von dieser Kreatur aus den Labors Ninjindiras gehört hatte - dem letzten Assnje-Krieger aus Thunras Klinge, der Ritterakademie, welche auf kaiserlichem Geheiß vor Jahren komplett geschliffen worden war - dann hatten sie vielleicht wirklich eine Chance. Aber konnte man so etwas noch einen Elfen nennen? Konnte man ihm überhaupt trauen? Wie hatten sie bloß so tief sinken können… Eine Schar Nussspinnen - kleiner eichelförmiger Früchte mit harter, holziger Schale und jeweils vier

winziger, verholzte Wurzelstummel, die sie wie Beinchen benutzten - kreuzten auf ihren Weg zu einem anderen Baum ihren Weg. Dabei machten alle einen riesigen Bogen um Wolf. Einige flohen sogar zu Waldfrost. Es lag vielleicht an der angenehmen Melodie, der dieser gerade summte… aber wohl mit Sicherheit an der unbestimmbaren, bedrohlichen Aura, die Wolf wie eine zweite Haut umgab. Abgekämpft sah Semersjo zur Turmspitze des Cheros-Sakralbaus Am’Aos hinüber, dessen mächtiges Wachfeuer auch in der finstersten Nacht noch gut zu sehen war. Ein Lichtsignal für all die verlorenen Seelen der Toten,

die noch nicht ihre ewige Ruhe gefunden hatten. Wann würde wohl Cheros Wachfeuer für sie brennen? Es hatte ihm das Herz gebrochen, als sie die Leichname Steinwolfs und Zarmons zurücklassen, sowie den der lieblichen Seelenha hatten einäschern müssen… nachdem sie es nicht mehr rechtzeitig hierher geschafft hatten. Aber vor allem schmerzte ihm die Tatsache, dass sie bei Seelenha nicht rechtzeitig zur Stelle gewesen waren. Sie hätten schneller sein müssen. Sie hätten es noch rechtzeitig schaffen müssen! Sie hätten… Mutter Lemjehlailla, die ewige Hüterin,

hatte ihr schließlich nicht mehr helfen können. Dabei war ihm, als verweile die stolze Kriegerin immer noch unter ihnen, als stünde sie manchmal praktisch neben ihm. Mehrfach hatte er sich deswegen schon verunsichert umgesehen... Mit Seelenha waren auch seine Hoffnungen gestorben. Jetzt blieben Semersjo Daumantjan nur noch seine Würde und der verbitterte Gedanke, zumindest ehrenvoll im Kampf sterben zu dürfen. Manchmal wünschte er sich, dass auch Hochwohlgeborenen wie ihm diese feminine Gabe der männlichen Omoes gegeben wäre, weinen zu können. Vielleicht würde dies

wirklich eine gewisse Erleichterung bringen, wie sie behaupteten… Und das alles wegen dieser verdammten grünen Ritter. Wie bei T'Ashrit waren diese überhaupt hierhergekommen? Und wieso trugen sie als Elitekrieger des Gottkaisers das heilige Siegel des Rates der Erhabenen? Inzwischen war er sich ziemlich sicher, dass sie als Ysskjorer weder an den Herausforderungen der Mission noch an der Anzahl Feinde scheitern würden, sondern sehr wahrscheinlich an einem billigen Verrat aus den eigenen Reihen. Es häuften sich immer mehr Hinweise, dass einer des Rates der Erhabenen schon vom Anfang an falsch spielte.

Aber wieso? Was bezweckte dieser? Wieso hatte er dann überhaupt ihrer Weihe zu Ysskjorer zugestimmt? Weil er schon von Anfang an damit rechnete, dass sie scheitern würden? Er als Hochwohlgeborener würde es vielleicht verstehen… es lag einem Hochelfen im Blut, zu intrigieren und stets alle nötigen Ränke zu schmieden - für die eigenen Zwecke sogar über Leichen zu gehen. Aber weder Waldfrost noch die Erstblutige hatten ein solches Schicksal verdient. Semersjo rieb sich müde die Schläfen. Aber was ihm am meisten Mühe machte, war die endgültige Konsequenz, die er

ziehen müsste, falls sie wirklich scheitern sollten... würde er es übers Herz bringen, die Erstblutige zu töten, damit sie nicht ein weiteres Mal dem Feind in die Finger falle? Während er in Gedanken vertieft den anderen folgte, erreichte Waldfrost die Trauerweide und schob vorsichtig einen Teil deren extrem dicht wachsenden Seitenzweige beiseite, ließ seine Begleiter in den geweihten Kreis eintreten. Dann entschuldigte er sich mit aller gebotenen Höflichkeit bei Mutter Lemjehlaillas und schob vorsichtig den Pflanzenvorhang hinter sich wieder zu. Es war, als wäre die Zeit stehen geblieben, während in der Luft ein

undefinierbares Aroma von angenehmen, beruhigenden Düften hing und man im herrschenden Zwielicht jegliches Zeitgefühl verlor. Innerhalb des Schutzkreises des uralten Baumes, war der verdeckte Teil der Tempelanlage vollkommen von schwach phosphoreszierendem Efeu überwuchert, der die Kuppel aus den Seitenzweige der Weide in ein mystisches, feierliches Licht hüllte. Vereinzelte, formvollendete Schwertlilien blühten hier und strahlten in einem hellen dunkelviolett, als erst jetzt vor dem knorrigen und imposanten Stamm des wohl ältesten Bewohners Am'Ao ein kunstvoll angelegter Teich auszumachen

war. Die marmornen Teichwände schienen zwar mit allerlei alten Inschriften und Verzierungen geschmückt, aber die meisten Stellen davon waren schon längst von Moos, Schwanenblumen und vereinzelten Hakenlilien überwuchert worden. Im Teich trieb ein kunstvoll geflochtener Weidekorb, in dem scheinbar jemand schlief. Neugierig trat Wolf vor. Bis ihm der Atem stockte. Denn zwischen dem Weidekorb und dem imposanten Wurzelwerk der Weide blühte im Wasser eine einzigartige Blüte, deren weiße Blätter in einem faszinierenden

Licht gleißten. Unzählige Insekten und andere Kleinstlebewesen - darunter auch funkelnde, winzige Schmuckfrösche - hatten sich darauf und darum versammelt und wirkten, als wären sie im Rauschzustand. Unsicher fuhr Wolf zu Waldfrost herum, der sich mit einem ehrfürchtigen Nicken zu ihnen gesellte. „Ja, es ist die Blume des Lebens! Die wohl wundersamste Gabe des Pflanzenreiches an uns Sterbliche… denn es heißt, dass so lange sie blüht, sie die einmalige Gabe besitzt, jegliches Leben wiederherzustellen und jegliche Krankheit zu heilen. Egal ob es sich dabei um ein unscheinbares Insekt oder einen ausgewachsenen Drachen

handelt!“ Ehrfurcht war in seinen Augen zu erkennen, bis… „Nur die Toten kann sie nicht zurückbringen!“ ihn Semersjo mit gequälter Stimme unterbrach. Wolf warf sich die Kapuze zurück, kniete sich vor den Teich und zog den Weidekorb heran. Erstaunt zog er dabei eine Augenbraue hoch. „Sie?“ Semersjo nickte. „Wie Ihr seht, handelt es sich nur um ein Mädchen.“ Nur mit halbem Ohr zuhörend schob Wolf unschlüssig die kunstvoll gewobene, seidene Decke beiseite, welche die zusammengekauerte Person

einhüllte. Es war wirklich nur ein Mädchen. Eine junge Elfe von höchstens vierzehn oder fünfzehn Lenzen. Von blasser, porzellanener Hautfarbe und zierlichem, schon fast ätherischem Körperbau. Ihr wunderschönes, schlafendes Gesicht wies aristokratische Züge auf. Möglicherweise eine Hochelfe… Sie schien sich in einem sehr tiefen Regenerationsschlaf zu befinden, aus dem sie ohne fremde Hilfe wohl nicht mehr erwachen würde - wobei unzählige Verbände Rumpf und Gliedmaßen überzogen, an denen ganze Platten verkrusteten Blutes zu erkennen waren. Wolf hob seine Hand ans Gesicht und

roch daran. Das belebende Prickeln war einmalig und drang bis tief in die Lungen hinein. Schon fast schmerzhaft erfüllte es diese mit einem aufputschenden Feuer, das sich rasch durch den ganzen Körper ausbreitete. Der ganze Korb war mit dem Wasser des Teiches getränkt. Und auch den Körper des Mädchens überzog ein dünner Flüssigkeitsfilm. So wie sie im Moment atmete, hatte die Blume des Lebens inzwischen all ihre Wunden geheilt. Sobald sie also erwachen würde, würde sich diese Elfe wie Wiedergeboren fühlen. Sie war wohl einem Sklavenhändler in die Finger

gefallen. Nun, er kannte einige reiche Geschäftsleute, die ein solches Stück elfischen Frischfleisches in Gold aufwiegen würden. Aber selbst deren Privatarmeen waren kein nachvollziehbarer Grund, weswegen der Rat der Erhabenen mehrere Ysskjorer - die von den Göttern berührte, absolute Elite ihrer Streitkräfte - ans andere Ende Limhaers schicken würde... Der fragende Ausdruck seines Gesichtes spiegelte sich im ruhigen Wasser des Teiches wieder. Nicht einmal einer anerkannten Tochter Aneron Eyraldeshs, dem Obersten des elfischen Rates der Erhabenen, würde

man eine solche Ehre zukommen lassen. Trug diese hier vielleicht eine elbische Machtglyphe an sich? Aber auch dann hätten wohl zwei Ysskjorer genügt. Die hätten es locker mit mindestens einem ganzen Bataillon des Heeres des Großreiches der fünf Winde aufnehmen können. Die Rechnung ging irgendwie nicht auf… Wieso brauchten sie dann seine Hilfe? Wolf konnte ihre Verzweiflung und Müdigkeit riechen, spürte trotz ihrer gespielten Selbstsicherheit den massiven Zweifel, der an den beiden Ysskjorer hinter ihm nagte. Sie waren sich absolut sicher, dass sie es ohne seine Hilfe nicht überleben würden… das Elfenmädchen es

nicht überleben würde - denn es war offensichtlich, dass beide mit ihrem Leben bereits schon abgeschlossen hatten. Was war so verdammt besonders an ihr? Aus den Augenwinkeln fiel ihm eine Unregelmäßigkeit an ihrer Hand auf. Und während er jetzt die Decke weiter beiseite schob, hielten die zwei Männer hinter ihm die Luft an. Die kleine, zierliche Hand, mit der sich das Elfenmädchen den Verband an den Unterleib presste, hatte sechs Finger, zwei gegenüberliegende Daumen… Wolf schoss wie von der Tarantel gestochen hoch und wich einige Schritte

zurück. „Nein!“ war seine Reaktion. Wie zur Bestätigung trat nun Semersjo Daumantjan mit der Präsenz eines erhabenen Würdeträgers an ihn heran und sprach mit eindringlicher Gewissheit. „Als wir trotz aller Widrigkeiten Am'Ao endlich erreichten, kostete es uns einiges, um in Erfahrung zu bringen, dass sie als Sklavin bei dem Blutfürsten persönlich gelandet war und im inneren Kreis seines Harems gefangen gehalten wurde…“ Wolf sah ihn mit seinen schwach glimmenden Augen durchdringend an. „Ja, das ‚Schmuggelgut‘ bei dem Ihr uns helfen sollt, ist sie! Unsere Mission, bei

der wir mit unserem Leben und unserer Seele einstehen, ist es, die Erstblutige heil wieder an den Hof der Erhabenen zurück zu bringen!“ Semersjo atmete tief durch und versuchte mit seiner charismatischen Präsenz auf Wolf Eindruck zu machen. „Unverzüglich machten wir uns auch daran sie zu befreien. Denn seit sie vor ziemlich genau drei Monaten aus ihren Gemächern im Elfenbeinpalast verschwunden war, waren wir ihr noch nie so nahe gewesen. Und erstmals schien es auch, als würden wir nicht nur einem Phantom nachjagen!“ „Aber das war wohl Absicht… denn wir hatten nicht damit gerechnet…“

überdeutlich schwangen nun Zweifel und Ressentiments in der Stimme Semersjos mit, verlor er beim Reden einiges von seiner Zuversicht, „waren nicht darauf vorbereitet… dass uns in den Privatgemächer des Söldnerfürsten eine Handvoll grüner Ritter erwarteten!“ „Eine Handvoll?“ wiederholte Wolf eingeschüchtert. „Die darüber hinaus das heilige Siegel des Rates der Erhabenen trugen!“ Meldete sich kurz Waldfrost zu Wort und kassierte dafür einen vernichtenden Blick seines Begleiters. „Es war offensichtlich ein geplanter Hinterhalt, der wohl dafür hätte sorgen sollen, dass unsere Mission hier ihr

endgültiges Ende fände und die Erstblutige auf Lebzeiten in Am'Ao verschollen bliebe. Aus welchen Gründen auch immer… irgendjemand im Rat der Erhabenen - mit zu guten Verbindungen zum Gottkaiser - will wohl verhindern, dass sie an den Hof zurückkehrt. Und es scheint mir, als wäre unsere ganze Mission schon von Anfang an eine Farce gewesen!“ Zustimmend nickte Wolf, als sich der jüngere Elf mit grimmiger Miene erneut zu Wort meldete. „Zwischen den grünen Ritter und der goldenen Garde rieben sie uns förmlich auf. Und ihr Plan wäre fast aufgegangen!" Nervös fuhr er sich kurz über die

Schläfe, über einer Stelle unter seiner silberblonden Mähne, auf der momentan nur Stoppeln auf der Kopfhaut wuchsen. Die Wunde musste bis auf den Knochen offen gewesen sein... "Das wir überhaupt lebend raus kamen, grenzt an ein Wunder. Zwar wurde die Erstblutige dabei mehrfach verletzt, aber es waren Steinwolf Bergstolz, Zarmon Kraymoon und,“ kurz versagte ihm die Stimme, „Seelenha Fayblut, die sich für ihr Überleben opferten!“ Waldfrost hatte Tränen in den Augen. „Seelenhas Leichnam konnten wir erst vor Stunden bergen. Nur dank ihr gelang uns überhaupt die Flucht, als sie sich alleine unseren Verfolger stellte - damit

die Erstblutige noch rechtzeitig hierher gebracht werden konnte. Doch für sie reichte es nicht mehr…“ Langsam schüttelte Wolf den Kopf. Er klang unbeeindruckt. „Das ist eine Lîhl-Elfe!“ „Ja, wie es sie in jeder Generation unter allen Elfenvölker Limhaers nur ein einziges Mal gibt," antwortete Semersjo mit schulmeisterlichen Ton, „in Körper und Seele eine echte Elbe… und somit der einmalige Schlüssel zu den Geheimnissen jenes Volkes, von dem alle Elfen abstammen und das einst sogar den Göttern das Fürchten lehrte!“ „Und das Volk der Gnome in einem einzigartigen Genozid fast vom Angesicht

Limhaers tilgte…“ Die beiden Ysskjorer sahen Wolf unschlüssig an. „Euch zwei ist klar, dass ihr für die Dauer dieser Odyssee sowohl die goldene Garde, wie auch die grünen Ritter an den Hacken haben werdet... und das jeder machthungrige Möchtegernherrscher versuchen wird, dieses Mädchen in die Finger zu bekommen - da sie in der Lage ist, jegliche Schatz- und Waffenkammer der Elben zu öffnen. Waffen, mit denen man Drachen töten, ganze Armeen ausradieren und Imperien errichten kann, wie es ja der Gottkaiser jeden Tag zelebriert…“ Wolf setzte ein gequältes Grinsen auf.

„Und glaubt ja nicht, dass sie es nicht erfahren werden. Wer für seine politischen Intrigen bereit ist, Ysskjorer sinnlos zu verheizen; wird auch vor einem möglichen Bürgerkrieg nicht Halt machen. Ihr könnt euch also sicher sein, dass sie sehr schnell Wind von ihr bekommen und bald jede Menge skrupelloser, machthungrige Fanatiker versuchen werden, euch eure heißgeliebte Lîhl-Elfe abzujagen - oder zu töten, damit Niemand anders von ihr profitieren kann…“ Er verschränkte die Arme über seinem schwarzen Leinenhemd mit verschnörkelten Kunststickereien. „Und abgesehen davon… ist euch zwei

Träumern eigentlich bewusst, dass im Moment die ‚Unerschütterliche‘ zusammen mit der restlichen kaiserlichen Flotte vor Am'Ao ankert,“ er wies in Richtung des Meeres, „dessen Kapitän auch gleichzeitig der Admiral der Flotte ist?“ Wolfs Stimme bekam einen zynischen Unterton. „Mock der Einäugige, hat nie einen Hehl daraus gemacht hat, jedem der es nicht wissen wollte, zu zeigen, wie sehr Limhaer Elfen braucht… es gibt einen sehr guten Grund, weswegen auf der ‚Unerschütterlichen‘ nur Gnome und Zwerge dienen.“ Auf die fragenden Blicke seiner

Gegenüber räusperte er sich kurz. „Nun… der Admiral der Kaiserlichen Flotte ließ einmal einen elfischen Jüngling an den Hauptmast nageln, weil dieser ihn nicht richtig gegrüßt hatte, während er dagegen einen Gnomen bloß zu einer Stunde Deckschrubben verdonnerte, der ihn angespuckt hatte.“ Seine turmalingrün phosphoreszierenden Augen verengten sich. „Und in Zarainom äscherte er kurzerhand das Zollgebäude mit Kanonenschüsse ein, als er herausfand, das dort nur Skyrtaner – wie ihr die ‚Halbelfen‘ nennt - angestellt waren und es weder Gnome noch Zwergen gab, mit denen er hätte verhandeln können. Die wenige, die es

überlebten ließ er schließlich von Scharfschützen töten!" Wolf legte den Kopf schief. „Bei der hierauf folgenden Anhörung, ließ er sich einzig zu einem ‚er hätte wohl ein wenig überreagiert‘ hinreißen. Und obwohl er zu einer ziemlich gepfefferten Strafzahlung verdonnert wurde, ist er immer noch Admiral der Kaiserlichen Flotte des Gottkaisers…“ „Der selber Skyrtaner ist.“ Meinte Semersjo trocken. Wolf nickte. „Weswegen er wohl nur schriftlich oder über Mittelsmänner mit ihm kommuniziert und bisher jegliche Belobigung direkt aus seinen Händen verweigert hat. Nun… Mock der

Einäugige würde Am'Ao in Schutt und Asche legen, bevor er eine Lîhl-Elfe lebend hier rauskommen ließe. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass es irgendetwas gäbe, dass ihn daran hindern sollte, den ultimativen Inbegriff von allem was auch nur entfernt Elbisch ist, vom Angesicht Limhaers zu tilgen! Er wäre wohl sogar in der Lage, dieses Heiligtum hier zu schleifen, wüsste er, dass jemand wie sie hier ist!“ „Das können sie nicht…“ brach es aus Waldfrost heraus, „das dürfen sie nicht!“ „Mock dem Einäugigen wäre selbst der Zorn eines Gottes egal, wenn er seine Generation von so etwas wie eine

Lîhl-Elfe erlösen könnte!“ Wolf atmete tief durch und trat einen weiteren Schritt zurück. „Ich glaube nicht, dass es sehr hilfreich war, dass ihr euch mit der goldenen Garde, aber vor allem mit dem Söldnerfürsten Am’Aos angelegt habt. Denn inzwischen wird auch die kleinste Gilde der Blutsöldner auf der Suche nach euch sein, wohl zusammen mit den Ascheblutern.“ Er zuckte mit den Schultern. „Wohl jeder dabei in der Hoffnung, damit in der Gunst des Fürsten aufzusteigen. Es ist unmöglich, dass ihr die Stadtgrenze erreicht, ohne zuvor aufzufliegen…“ Nachdenklich sah Wolf zu dem

schlafenden Mädchen im Teich hinüber. „Wobei ich nicht weiß, um was ihr euch mehr Sorgen machen müsst… um die grünen Ritter, die goldene Garde, den Blutsöldnern oder Mock dem Einäugigen. Denn früher oder später wird er es erfahren. Und dann wird es hier verdammt ungemütlich werden... und ich spreche nur davon, aus der Stadt heraus zu kommen…“ Wolf zog die Kapuze wieder an und wandte sich ab. „Tut mir leid… ich kann nicht sagen, dass es mich gefreut hätte, euch kennengelernt zu haben. Es ist zwar klar, dass ihr blind seid gegenüber einer solch unüberwindbaren Übermacht. Aber nicht mit mir. Denn was ihr vorhabt, ist

ein reines Himmelfahrtskommando. Das einzige was euch hierbei wirklich gewiss ist, ist ein Stammplatz in der Nähe von Thunra an ihrer Tafel!" Höfflich verneigte er sich. „Aber zumindest wünsche ich euch, dass ihr dabei in Würde sterben mögt!“ Während nun Waldfrost völlig entgeistert Wolf anstarrte, trat Semersjo Daumantjan entschlossen einen Schritt vor und packte dessen Arm. „Bei Baijahl, Ihr seid doch selbst ein Elf! Auch Ihr schuldet den Frieden unseres Volkes dem Rat der Erhabenen und seid mit Eurem Leben dafür in ihrer Schuld… es ist Eure Pflicht uns zu helfen!“ Wolfs Augen glühten wie Flammen, als

er zornig den Hochelf anstarrte. „Lass los… wenn du deine Hand behalten willst!“ Semersjo lockerte kurz den Griff, ließ aber nicht los. „Dann tötet uns doch… und auch sie… wenn Ihr für uns keine Chance sieht!“ Unschlüssig griff Waldfrost zu seinem silbernen Armband, in das ein pulsierender, daumengroßer Edelstein eingelassen war. „Ich…“ An der gegenüberliegenden Wand öffnete sich plötzlich im dichten Efeu ein bisher unsichtbarer Durchgang und eine zierliche elfische Geweihte trat zusammen mit einer Amazone in die

Kuppel aus den Seitenzweige der Weide. Während die Priesterin in den für sie typischen langen Gewändern aus bunt gefärbter Baumwolle gehüllt war, schien die einen Kopf größere, athletische Menschenfrau bloß mit einem Kettenhemd bekleidet zu sein, dass ihr knapp über die Hüfte reichte. Ihre kupferrote Mähne trug sie offen, während sie barfuß unterwegs war. Und obwohl sie für Waldfrosts Geschmack eine Spur zu muskulös war, hatte sie alle Rundungen an den richtigen Stellen - obgleich ihre Oberweite einiges fülliger ausfiel, als er es von all den Elfenmädchen her kannte, die er jemals angehimmelt hatte. Vor allem das Wippen

unter dem Kettenhemd empfand er augenblicklich als äußerst faszinierend. Und diese Beine… „Ja, der ganze Tempel steht hier und heute tief in Eurer Schuld!“ Sprach währenddessen die Geweihte weiter, bis sie sich der Situation innerhalb des geheiligten Kreises bewusst wurde, „und auch ich persönlich bin Euch überaus dankbar für diese einzigartige Meisterarbeit. Bitte, seid unser stets willkommener Gast und stärkt euch an…“ Abrupt blieb die Priesterin stehen und die Szenerie gefror, als sich alle Anwesenden gegenseitig irritierte Blicke

zuwarfen. Bis auf eine… „Wolf!“ Brüllte die Amazone voller Freude, legte die Entfernung zwischen sich und den drei Männern in wenigen Sätzen zurück und warf sich dem schlanken Elf an den Hals. Noch während dieser sie auffing, küsste sie ihn bereits leidenschaftlich. „Bei N'athu, dich hätte ich hier am wenigsten erwartet! Was treibt dich, du verrückter Griesgram, an diesen Ort der Ruhe und des Friedens?“ Als Wolf die Menschenfrau vorsichtig wieder auf ihre Füße stellte, grüßte diese knapp die anderen zwei Elfen - von denen Waldfrost das Blut ins Gesicht

geschossen war. Sie trug unter ihrem Kettenhemd wirklich nur einen hauchdünnen Lendenschurz und ihre Kehrseite war auch für seinen Geschmack einfach nur perfekt… Darüberhinaus roch sie momentan nach Schweiß und Zufriedenheit, auf einer natürlichen und unverkrampften Art und Weise, die reine Lebensfreude ausstrahlte. Wie hatte er das in letzter Zeit vermisst. Aber da war noch was anderes. Eine ganz besondere Note, wie er sie nie zuvor bei einer Frau wahrgenommen hatte - nach Erde... aber vor allem nach Erz. „Wow, so viele Spitzohren auf einen

Haufen habe ich seit damals gegen Oughz und seine Heerscharen nicht mehr gesehen! Oh… was treibt vor allem einen Grauen hierher?“ Sie verneigte sich respektvoll vor Semersjo Daumantjan und vollführte eine perfekte Begrüßung, der dieser instinktiv erwiderte. Dem hierbei hinter ihr stehenden Waldfrost quollen dabei förmlich die Augen über. Doch noch bevor jemand reagieren und überhaupt etwas sagen konnte, sah sie sich bereits neugierig um - als ihr Blick auf den Weidekorb im Teich fiel. „Wer ist denn das?“ „Nicht…“ Semersjo schoss zwar blitzartig vor und wollte die Frau

zurückhalten, wurde aber von Wolf abgefangen, der seine Hand mit eisernem Griff packte. Derart, dass der Hochelf sogar kurz vor Schmerzen zusammenzuckte. Gleichzeitig kniete sich die Amazone vor den Weidekorb und zog vorsichtig die Decke der Elfe beiseite. Sie wirkte bestürzt - als sie fürsorglich deren Wunden kontrollierte und ihre Atmung überprüfte. Die Geweihte war inzwischen an ihre Seite getreten. „Als man sie in unsere Obhut brachte, war sie zwar halbtot, aber unter dem fürsorglichen Schutz Lemjehlaillas sollte sie bald vollkommen wiederhergestellt sein!“ meinte

diese. Nachdenklich deckte die Menschenfrau die Elfe wieder zu und erhob sich, wandte sich dabei direkt Wolf zu. „Seid ihr wegen ihr hier?“ „Wir müssen sie so schnell wie möglich aus der Stadt bringen… lebend!“ Antwortete Waldfrost wie aus der Kanone, als ihn Semersjo erbost ansah. Er kämpfte immer noch mit Wolfs Griff. „Wo liegt das Problem?“ meinte hierauf die Frau neugierig. Bei diesem Satz kniff Wolf verzweifelt die Augen zu und hob das Gesicht wie zu einem Gebet gen Himmel. Niemand reagierte… Also seufzte er resigniert und sah der

Frau direkt in ihre atemberaubenden, türkisblauen Augen. „Der Söldnerfürst persönlich und wohl deswegen auch alle Blutjäger dieser Stadt sind hinter ihr her. Zusammen mit einer unbestimmten Anzahl mit Drakhiire gerüsteter Elitekrieger. Und falls Mock der Einäugige Wind von ihr bekommt… nun, dann ist wohl Am'Ao und dieser Ort hier nur noch Geschichte.“ Während nun die Geweihte nach Wolfs Ankündigung schockiert die drei Männer anstarrte, überlegte die Amazone neben ihr nur kurz. „Verstehe… in Am'Ao ist sie in Lebensgefahr…“ „Ja!“ Sie lachte nun Wolf umwerfend an und

zuckte dann mit den Schultern. „Na dann… wir schlagen uns so bald wie möglich durch die Prachtstraße durch und sind aus Am'Ao raus, noch bevor sie es wirklich realisiert haben. Mit dem richtigen Timing lassen wir ihnen keine Chance! Das, ist jetzt wohl wirklich der kürzeste Weg…“ Während Wolf kurz trocken schluckte und sich dann ein Grinsen kaum verkneifen konnte, reagierten die anderen zwei Elfen völlig entrüstet. „Das ist… das kann nicht klappen… es ist… das ist absoluter Wahnsinn! Das können wir nicht… das ist nicht ihr Ernst, meine… äh... Dame.“ Der Hochelf rang nun sichtlich - wohl

zum ersten Mal in seinem Leben - mit den Worten. „Ich meine, es ist doch bekannt dass… die Prachtstraße Am’Aos führt doch direkt am Hafen entlang! Und damit höchst wahrscheinlich der ‚Unerschütterlichen‘ unter der Nase vorbei. Wenn nur ein Bruchteil von dem stimmt, was ihr Freund hier erzählt hat, wird dieser bescheuerte Gnom der Stadt praktisch den Krieg erklären um uns zu töten. Darüber hinaus patrouillieren dort ständig mehrere Luftbarken der Stadtwache und mindestens zwei bis drei Streifen der Blutsöldner. Das ist Selbstmord, damit liefern wir uns ihnen auf dem Präsentierteller aus!“ Gelassen folgte die Amazone den

Erläuterungen und nickte dabei zustimmend. „Ja, durchaus! Aber sie werden es nicht erwarten, werden absolut nicht darauf vorbereitet sein und werden sich wohl - wenn ich Wolf richtig verstanden habe - mehr gegenseitig behindern, als gezielt gegen uns vorgehen zu können. Was bei jeder anderen Alternative wohl früher oder später der Fall sein würde, nicht?“ Auf ihren fragenden Blick fiel jetzt den zwei Elfen keine brauchbare Erwiderung mehr ein. „Niemand wird damit rechnen. Darauf können sie nicht vorbereitet sein... und wenn wir schnell genug handeln, erwischen wir sie allesamt auf den

falschen Fuß. Da ihr als Ysskjorer nicht gerade Leichtgewichte im Kampf seid, sollten wir schließlich die kurze Strecke schneller bewältigen als ihr euch überhaupt vorstellen könnt!“ „Woher wisst ihr, dass wir Ysskjorer sind?“ fragte Waldfrost verunsichert, während Semersjo aufgebracht nur ein „Wir?“ zischte. Die Amazone wies mit einem verspielten Lächeln auf den jüngeren der Elfen. „Der kleine mit dem Prachtskolben zwischen den Beinen hat euch ja die ganze Zeit seinen Drakhiir entgegengestreckt, als ihr euch gegenseitig an den Hals wolltet." Sie strahlte Waldfrost verführerisch an.

„Sollte ich die Zeit finden, würde ich die Gunst gerne erwidern, die gewisse Teile von dir mir gegenüber zum Ausdruck bringen!“ Während der Elf nun knallrot anlief, wandte sich die Amazone den anderen zwei Männern zu und setzte eine viel ernstere Miene auf. „Ich weiß auch schon, wo ich einen dafür geeigneten Wagen besorgen kann… und auch die richtigen Pferde… ich denke, wir werden Baahtles benötigen!“ Semersjo, dem es endlich gelungen war, sich aus Wolfs Griff zu lösen, ging sofort dazwischen. Es war ihm anzusehen, dass er verzweifelt nach einem Argument suchte,

mit dem er die ganze Gruppe von der Wahnsinnsidee abbringen konnte, die immer konkretere Formen annahm. „Aber wie kommen wir durch das Haupttor am Ende der Prachtstraße?“ „Mit euren Armbändern!“ Meinte Wolf trocken, worauf er fast ein bösartiges Knurren vom Elf kassierte. Gleichzeitig erklang Waldfrosts fragende Stimme. „Sind Baahtles nicht dafür bekannt, dass sie regelmäßig ihre Reiter anfallen und auffressen?“ Keiner ging darauf ein. „Nein, ich meinte…“ Semersjo ruderte förmlich mit den Armen, „das Haupttor lässt sich doch magisch versiegeln. Und darüber hinaus, soll dort doch eine

Einheit von Füsiliere stationiert sein, für die wir in der Luft kinderleichte Ziele wären. Und selbst wenn wir trotzdem darüber kämen - obwohl wir jeweils höchstens eine Person mitnehmen könnten - was machen wir im Dschungel ohne Reittiere…“ Nachdenklich blickte währenddessen Wolf mehreren Leuchtkäfern nach, die sich von der Weide gelöst hatten und verspielt die Amazone umkreisten, welche wie ein junges Mädchen völlig fasziniert nach ihnen griff. Dann streckte er den Rücken durch und wandte sich entschlossen Semersjo zu. Seine Stimme hatte einen seltsamen Unterton absoluter Gewissheit. „Nicht,

wenn ich dafür sorge, dass sich die Besatzung des Haupttores um anderes kümmern muss!“ „Wie zum Beispiel?“ fragte dieser spöttisch. „Ihr Leben!“ Das Glühen in Wolfs Augen war derart einschüchternd, dass Semersjo für einen Augenblick die Amazone aus den Augen verlor. „In knapp fünf Stunden ist Sonnenaufgang. Bis dahin bin ich mit dem Wagen und den Reittieren zurück - Surkjaam, der Färber schuldet mir auch noch was... trefft ihr schon mal die nötigen Vorkehrungen!“ Meinte diese, als sie den Schutz der Weide verließ und verschwunden

war. Semersjo sah zuerst Waldfrost zornig an, der immer noch was von hungrigen Reittieren faselte und fuhr dann zu Wolf herum. Doch dieser hatte inzwischen seine Kapuze wieder zurück geworfen und wirkte ziemlich nachdenklich. „Ich habe noch einige Dinge zu erledigen und ebenfalls zumindest ein Versprechen einzuziehen. Wie Hundra schon sagte… wir treffen uns in knapp fünf Stunden wieder hier.“ „Wieso? Ich…“ „Ihr helft uns!“ unterbrach Waldfrost Semersjo völlig überrascht. „Ja.“ Meinte Wolf trocken, als er sich

umdrehte. Auch Semersjo war erstaunt, als er sich verwirrt an der Schläfe kratzte. „Wie diese... Meinungsänderung? Wer ist überhaupt… Hundra? nie gehört…“ Wolf sah ihn kurz an und grinste dabei wölfisch. "Für einen Grauen, würde ich noch einiges an eurer Artikulation arbeiten! Hundra? Es überrascht mich überhaupt nicht, dass ein Elf noch nie was von ihr gehört hat. Nun, sie ist nur ein Mädchen... dem ich jederzeit blind mein Leben und Schicksal anvertrauen würde!“

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Lobezno
Eigentlich ist es so wie es ein Landsmann von mir treffend beschrieb:

'Mit den Riesen habe ich keine Probleme; nur die Windmühlen machen mir echt zu schaffen!'

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