Forumbattel 34
Zum Thema: Endlich fertig, wurden folgende Wörter vorgegeben:
Balken - chillend
feuerwehrrot - Fingernagel
forcieren - Fratzengeballer
friemeln - heldisch
Hupatz - Kaugummi
Lausebengel - Lockenwickler
Remmidemmi - schraffieren
Sitzfleisch - tadellos
ungestüm - waidwund
windig - wundersam
Dirk hätte man als einen gemäßigten Lausebengel bezeichnen können, vor allem dann, wenn seine Freunde bei ihm zu Besuch waren und mit ihm gemeinsam, die Sau heraus ließen.
Das war weiter nichts Schlimmes, aber für seinen Vater war dieser Tatbestand schon erfüllt, wenn die Musik die Lautstärke erreicht hatte, dass er sie mit den "Füßen hören" konnte.
Es war für ihn nicht einfach, dem Remmidemmi, Einhalt zu gebieten, weil die Bengels vorgaben, ihn auf Grund der Lautstärke, nicht zu verstehen. Daher war eine diesbezügliche Diskussion auch
überflüssig - bis er einfach zum Rekorder ging und die Austaste betätigte – ab dann ging es auch leiser.
Aber Freunde waren an diesem Samstagnachmittag nicht angesagt, obwohl sich das angeboten hätte, weil seine Eltern zu einem Geburtstag eingeladen waren.
Chillend und Kaugummi kauend lag Dirk auf seinem Bett und überlegte sich, wie er die sturmfreie Bude, für sich, am besten nutzen konnte. Es wollte ihm aber nichts zufriedenstellendes einfallen und bis dahin waren es noch einige Stunden, als plötzlich sein Vater – der für sein
schlechtes Sitzfleisch bekannt war und immer etwas zu tun haben musste - das Zimmer betrat und meinte:“So mein Sohn, es ist soweit, wir können anfangen!"
Verständnislos schaute sein Sohn ihn an und fragte: „Und womit können wir anfangen?“
Sein Vater schnaufte: „Das ist wieder mal typisch! Wenn es um etwas Wichtiges geht, dann hörst Du einfach nicht zu. Gestern Abend haben wir beschlossen, dein Zimmer mal wieder auf Vordermann zu bringen, weil es nicht nur unansehnlich geworden ist, sondern ich
bilde mir ein, es stinkt auch. Kann es sein, dass dein Hamster zu einem Hupatz geworden ist, weil du seinen Käfig nicht oft genug reinigst?“ Schmollend meinte Dirk: „Ich dachte ja nicht, dass das heute sein sollte … und was ist denn überhaupt ein Hupatz? „Wenn ich dir das sage, dann hast Du es morgen schon wieder vergessen. Daher empfehle ich dir, einmal danach zu gogglen, das ist viel einprägsamer“, schmunzelte sein Vater. „So, nun lass uns beginnen. Die alte Tapete muss herunter und wenn dir deine Poster lieb sind, dann solltest Du sie vorher abnehmen.“ Dabei
fiel sein Blick wieder auf ein Poster, was ihm schon immer ein Dorn im Auge war - oder was dem noch näher kam; ein ausgewachsener Balken.
Dirk nahm zur Kenntnis, dass sein Vater ihm beim Abnehmen der Poster behilflich sein wollte. Nur erschien es ihm sehr
wundersam, dass er ausgerechnet an den Ecken des besagten Posters anfing zu friemeln und er konnte sich eines kleinen Aufschreis nicht erwehren, als sein Vater es in der Mitte durchriss.
Ob er das mit Absicht getan hatte, oder nicht, das ließ er offen. Aber er kam sich heldisch vor, dieses widerliche Poster zerrissen zu haben.
„Aber Papa! Protestierte Dirk, „das war eins meiner lieblings- Poster.“
Entschuldigend hob sein Vater beide Hände: „Tut mir leid mein Sohn, aber ich verstehe nicht, was Du daran so besonderes findest. Was soll es denn
überhaupt darstellen?“
Blitzartig erkannte Dirk seine Chance, sich für den Hupatz zu revanchieren und er sagte nur: „Fratzengeballer“.
Seine Rechnung ging auf, in der Annahme, dass sein Vater damit nichts anfangen konnte und dieser fragte auch prompt: „Fratzengeballer? Das habe ich ja noch nie gehört, was heißt das denn genau?“
„Aber Papa, das sieht man doch und wenn dir das nicht genügt, was Du siehst, dann musst Du googlen. Das ist zudem auch viel einprägsamer, wie Du selbst gesagt hast."
Die Antwort war ganz schön pfiffig und windig, dachte der Vater insgeheim. Aber er amüsierte sich über die Schlagfertigkeit seines Sohnes und er erkannte sich selbst in ihm wieder.
Als er nun Anstalten machte, das Poster zu zerknüllen, stürzte sich Dirk ungestüm und wie ein waidwund geschossener Wolf auf ihn und meinte: „ Aber das kann ich doch wieder zusammen kleben“. „
Na gut“, meinte sein Vater gutmütig, „wenn Du dich davon nicht trennen kannst ...“
Von diesem Disput angelockt, steckte auch die Mutter den Kopf zur Tür herein. Sie war gerade dabei, sich für die Geburtstagsfeier zu stylen und ihre Frisur war alles Andere als tadellos. In ihren Haaren befanden sich Lockenwickler und auf den feuerwehrrot angepinselten Fingernägel war der Lack noch nicht getrocknet, weswegen sie ständig in der Luft herum fuchtelte, bis auch der letzte Fingernagel getrocknet war.
„Ich dachte wir wollten zum Geburtstag gehen“, meinte sie vorwurfsvoll an ihren Mann gerichtet.
Er beruhigte sie und versprach ihr, die
Arbeit so zu forcieren, damit er rechtzeitig fertig sei. "Und wenn nicht, so schlimm wäre das auch nicht," brummelte er vor sich hin und meinte weiter: "Andernfalls könnten wir auch morgen noch hingehen. Vielleicht könntest Du aber auch etwas mithelfen und die Tapete einkleistern!?"
„Das hättest Du mir auch vorher sagen können“, maulte sie etwas aufgebracht. „Dafür hätte ich mich nicht extra fein machen müssen."
"Ich konnte doch nicht wissen, wann Du damit anfängst", war die etwas spöttische Antwort.
Nach der kleinen Auseinandersetzung war Mann/Frau sich einig und es ging zügig voran. Ruckizucki war die alte Tapete von der Wand abgelöst.
Die Mutter, die ihrem Mann nicht zum ersten Mal beim Tapezieren zur Hand ging, hatte schon die Bahnen zurecht geschnitten und einige waren auch schon eingekleistert, während Dirk damit beschäftigt war, das ramponierte Poster zu renovieren. Nach ein paar Stunden schauten sich die beiden ihr Werk an und Ihr Sohn, der sich ins Wohnzimmer verkrümelt hatte, kam hinzu und fragte: „Na, endlich fertig?“
"Fix und fertig", antwortete sein Vater lächelnd, " und jetzt müssen wir nur noch googlen."
Aber da hatte die Mutter auch noch ein Wörtchen mitzureden: "Nun komm endlich, es wird höchste Zeit!", drängelte sie.
"Aber Schatzi, zuvor möchte ich nur noch schnell duschen und es wäre schön, wenn du mir den Rücken schraffieren ... eh, ich meine, massieren könntest."
"OH NEIN, DIESER MANN!!!" rief seine Frau empört, "eines Tages bringt er mich noch um".