Willkommen, ihr Romantiker, Happy-End-Fans, Neugierige und Ich-muss-das-Buch-zuende-lesen-Menschen! Dies ist das Ende, das ich unter anderem auch für mich geschrieben habe.
Enjoy!!!
Das kleine Gepardenbaby zwischen meinen Beinen jaulte begeistert und schlug spielerisch nach der Spritze in meiner Hand. „Nein, Athena, das ist kein Spielzeug!”, schimpfte ich leise. „Kiano, bitte halt sie mal einen Moment fest”, bat ich meinen dunkelhäutigen Helfer, doch gerade als der die kleine Raubkatze im Genick packen wollte, sprang sie auf und rannte neugierig einem neuen Geräusch entgegen. Dieses Geräusch war ein laut brummendes Motorrad, das sich auf der wenig befahrenen Privatstraße näherte, die hier zur Harnas Wildlife Foundation in Namibia führte. Das war seltsam, da wir gar keinen Besuch heute erwarteten und auch ärgerlich, denn meine kleine
Athena war extrem schnell abzulenken. Endlich erwischten wir sie wieder und während sie sich auf den Rücken rollte und sich von Kiano den Bauch streicheln ließ, konnte ich ihr schnell die notwendige Impfung verpassen. Sofort anschließend knuddelte ich sie ausgiebig, aber sie hatte den Piks eh nicht gespürt. Dann schickte ich meinen Helfer mit dem Gepardenbaby wieder zurück ins Gehege und wandte mich dem ungebetenen Gast zu. Der hatte nämlich in unserer Nähe gebremst und machte nun Anstalten, von seiner Karre zu steigen. Das war echt der Nachteil meiner Arbeit hier, dass ich neben den Tieren für meinen Geschmack viel zu viel Kontakt mit Menschen hatte, das lag mir immer noch nicht sooo sehr. Nachdem ich mein Studium auf den Cayman
Islands sehr erfolgreich und schnell innerhalb von vier Jahren abgeschlossen hatte, war ich durch die dortige Verbindung zur Universität von Namibia zu einem dreijährigen Aufbaustudium nach Windhoek gekommen. Und hier hatte mich das Angebot erreicht, als Tierärztin bei diesem Projekt mit zu arbeiten, bei dem es darum ging, Tierwaisen und Tieren auf der Flucht zu helfen, die wegen der menschlichen Eingriffe in ihren Lebensraum keine andere Möglichkeit mehr hatten. Ich war gut, aber ich war auch jung und deswegen nicht zu 'teuer' für das Projekt. Und mir machte diese Arbeit von Anfang an einen Riesenspaß, nun schon fast drei Jahre lang. Da das Projekt sich aber stark über die Beteiligung von zahlenden Freiwilligen finanzierte, hatte ich auch sehr viel Kontakt mit Menschen. Noch immer hatte ich damit
manchmal so meine Probleme, trotz abgeschlossener Therapie; die Tiere waren mir einfach lieber. Doch zum Glück waren die meisten Helfer sehr nett und engagiert. Nur durch die verstärkte Berichterstattung in den Medien häuften sich leider die ungebetenen Besuche, welche in schöner Regelmäßigkeit unsere Abläufe durcheinander brachten, so auch heute. „Was denken Sie sich eigentlich dabei, hier einfach so rumzugurken!” Genervt ging ich ein paar Schritte auf den Mann zu. Und dann traf mich schier der Schlag, als der Fremde seinen Helm abnahm. „Jens!“
Ich keuchte überrascht und auf einmal war es, als würden die letzten zehn Jahre wie im Schnelldurchlauf an meinem inneren Auge vorbei rasen. Mein Abschied damals aus Hamburg, nachdem wir ... Mein Studium auf den Cayman Islands, eine anstrengende, aber auch wunderschöne Zeit. Natürlich wollte ich meinen Retter und Freund auf dem Laufenden halten, aber der Zeitunterschied und seine Auftritte verhinderten irgendwie dauernd, dass ich ihn erreichte. Und schon wenige Wochen nach meiner Abreise wurde der Anruf plötzlich automatisch ins Büro der Plattenfirma durchgestellt, wo mir eine hämische Stimme – ich vermute, es war Gerlinde - verkündete, dass
Herr Rubel auf unbestimmte Zeit mit unbekanntem Ziel verreist und für niemanden erreichbar sei, auch für mich nicht. Das letzte schob sie mit Nachdruck hinterher, wahrscheinlich ihre persönliche Genugtuung. Nein, ich war nicht so naiv, das einfach so zu glauben, aber von Julia erfuhr ich dann, dass Jens tatsächlich kurz nach mir auf Reisen gegangen war und niemandem eine Kontaktadresse hinterlassen hatte. Auch sie, die natürlich wieder Tinkerbell betreute, hatte keine Ahnung, wann er wieder kommen würde. Und dann ... dann kam der Tag, an dem sie mir sagte, Jens sei schon länger zurück und sei inzwischen sogar umgezogen. Natürlich bekam ich von ihr seine neue Telefonnummer. Mit welcher in der Hand ich dann elend lange
auf dem Flur meines Studentenwohnheims an die Wand gelehnt hockte, während mir die Tränen über die Wangen liefen. Jens war also schon länger wieder in Deutschland und abgesehen davon, dass er auf seiner Reise nicht bei mir vorbei geschaut hatte, nein, er hatte es auch noch nicht für nötig befunden, sich bei mir zu melden! So schnell ging das also, aus den Augen, aus dem Sinn! °Was soll ich diese dumme Nummer dann noch behalten!?!°, hatte ich zornig gedacht und das Stück Papier zusammengeknüllt . Mit Schwung beförderte ich es in den Mülleimer, gab mir einen Ruck und stand auf. °Vielleicht besser so°, ging es mir durch den Kopf, °vielleicht wirklich besser ein glattes Ende ohne lange Nachwehen ...°
Von da an konzentrierte ich mich voll auf mein Studium und zog es im Eiltempo durch. Daneben genoss ich auch durchaus meine Freiheit als ungebundene junge Frau! Meine Taktik war nämlich aufgegangen, ich schaffte es, unterstützt von einer kleinen begleitenden Therapie, wahrhaftig, unbelastet mit Männern zu flirten und auch engere Beziehungen einzugehen, selbst wenn diese nicht all zu oft im Bett endeten. Aber es funktionierte und der kindliche Groll, den ich anfangs noch gegen meinen blonden Wohltäter gehegt hatte, wandelte sich über die Jahre in eine tiefe Dankbarkeit. Mit meinen wahren Gefühlen für Jens machte ich allerdings das, was ich von jeher am besten konnte:
Ich sperrte sie tief in meinem Herzen ein! Und jetzt, als er so unverhofft vor mir stand und die Augen ebenfalls voller Staunen aufgerissen hatte, da war es, als würde dieser Kerker in meinem Herzen förmlich explodieren und mir die Liebe, die ich all die Jahre erfolgreich unterdrückt hatte, um die Ohren pfeffern. Das war zuviel! „Jens ...“, brachte ich noch einmal über die Lippen, dann wurde mir schwindelig und ich klappte zusammen. Als ich aufwachte, hielt mich jemand in seinen Armen und auch mit geschlossenen Augen wusste ich, dass es SEINE waren.
Und hatte plötzlich schreckliche Angst, den Verstand zu verlieren. Denn in diesem Augenblick war mir klar geworden, ich würde es nicht noch einmal ertragen ihn zu verlieren … Das hier konnte also nicht gut enden!! Warum war er nur hierher gekommen?! Warum musste er meine Wunden wieder aufreißen?!!! Mir war, als würde ich schon wieder ertrinken, passierte mir das eigentlich immer, wenn ich in der Nähe des großen Blonden war? Selbst hier in der trockenen Savanne?! „Cat, um Himmels Willen”, stammelte Jens aufgeregt und streichelte mein Gesicht, „bist du in Ordnung?!?” Endlich schlug ich die Lider auf und verfing mich sofort im Blick seiner wunderschönen Augen. 'Warum bist du hier?', wollte ich fragen,
doch angesichts dessen, was ich in diesem Blick las, brachte ich keinen Ton heraus. Und plötzlich senkte Jens ohne ein weiteres Wort seine Lippen auf meine, küsste mich wild und ungestüm. Selbst wenn ich gewollt hätte, ich hätte meinen Körper nie im Leben davon abhalten können, darauf mit jeder Faser zu reagieren und voller Leidenschaft auf den Kuss einzugehen. Aber ich wollte es auch gar nicht!! Es war herrlich und gleichzeitig hasste ich mich dafür. Ich umklammerte ihn so fest, dass ihm eigentlich die Luft hätte ausgehen müssen, dafür verloren wir komplett das Gleichgewicht und rollten eng umschlungen durch den Sand. Dort kam ich über ihm zu liegen und stützte mich auf seiner Brust ab. „Jens, du … Ich ...”, bekam ich nur heraus und
riss mich dann zusammen. Sein Kuss war zwar alles andere als rein freundschaftlich gewesen, aber war es vielleicht nur die reine Wiedersehensfreude gewesen? Und dann sah ich wieder seinen Blick. In diesem Blick, das erkannte ich, standen diesmal deutlich seine Gefühle für mich geschrieben, sein wahres Gefühl für mich und das war eindeutig LIEBE! Nein! Das konnte nicht sein, durfte nicht sein! Zu lange hatte ich meine Gefühle für ihn untergraben und geleugnet, weil ich wusste, er erwiderte sie nicht. Eine nochmalige Enttäuschung würde ich nicht verkraften. Aus der Ferne hörte ich Kiano rufen, der sorgte sich anscheinend darum, wie ich mit dem Fremden klar kam (und er konnte uns ja auch nicht sehen, da wir am Boden lagen). Also machte ich Anstalten, mich wieder
aufzurappeln, bevor er noch mit der Elefantenbüchse auftauchen würde! Doch Jens verhinderte das, seine Arme schlossen sich wie zwei Schraubzwingen um meinen Körper und zogen mich wieder auf ihn. In seinem Blick lagen seine altbekannte Entschlossenheit, aber auch ein Hauch - Verzweiflung? Seine Hand hielt nun meinen Hinterkopf fest, so dass ich ihn ansehen musste. „Catherine! Nur damit das klar ist: Ich liebe dich! Und ich habe nicht die Absicht zu gehen, bevor wir das geklärt haben.” „Was geklärt haben?”, keuchte ich im verzweifelten Versuch, Herrin meiner Sinne zu bleiben. „Dass du mich auch liebst”, antwortete er schlicht. Seltsam, er sagte 'dass', nicht
'ob'! Das Getrampel meines Assistenten kam näher und Jens verstand, dass wir jetzt wirklich besser aufstehen sollten. Aber er schnappte im Stehen gleich nach meiner Hand, damit ich nicht weglaufen konnte. „Catherine”, rief Kiano und ich merkte, was für einen Unterschied es machte, wer meinen Namen aussprach und vor allem WIE. „Ist alles in Ordnung?!”, fragte er, als er bei uns angekommen war und den großen blonden Fremden misstrauisch beäugte. „Alles okay”, beruhigte ich ihn, „das ist nur ein alter Freund, der zufällig vorbei gekommen ist. Hrrmpf.” Das Letzte war Jens' schmerzhaftem Händedruck bei 'alter Freund' geschuldet. „Wir fahren jetzt mal in die Lodge. Nimm du doch bitte den Jeep und sieh nach den Wildhunden,
ob sie ihre Impfung gut vertragen haben, ja?!” „Ja gut”, murmelte er und tippte zum Abschied an seinen Hut. Wieder allein steuerten wir wortlos auf Jens' Motorrad zu, wo ich hinter ihm Platz nahm. Eigentlich wollte ich mich an der Seite festhalten, aber Jens nahm meine Hände und legte sie sich eng um seine Mitte. Ich ergab mich der Situation und genoss die kurze Fahrt, indem ich mein Gesicht an seinen breiten Rücken legte. Wir stoppten direkt vor meinem Quartier und ich ging voran in mein einigermaßen kühles Zimmer. Auch Jens entledigte sich erleichtert der hellen, aber schweren Lederjacke. Der Anblick seines T-Shirts, das feucht und sexy auf seinem Oberkörper klebte, gab mir den Rest und ich explodierte. „Warum bist du hier? Nach all der Zeit? Und behauptest dann auch noch, du würdest mich lieben!”, schleuderte ich ihm
wütend an den Kopf. Ich konnte es nicht gebrauchen, dass er mein geregelt-ungeregeltes Leben hier durcheinander brachte! „Das kann doch nicht dein Ernst sein!” Jens fuhr sich durch die verstrubbelten Haare, was mich erst recht verrückt machte und sagte: „Also erstens: Es ist reiner Zufall, dass ich hier bin, aber ich danke dem Universum für diese Vorsehung. Und zweitens: Ich habe noch nie in meinem Leben etwas so ernst gemeint. Ich liebe dich!” Dieses Geständnis überfuhr mich wie ein Schnellzug und ich fürchtete, wieder ohnmächtig zu werden. Zum Glück passierte das nicht, aber mein Körper reagierte trotzdem für mich und ich hörte mich hauchen „Und ich liebe dich!” Nun war es endlich raus und ich konnte es kaum
fassen, dass er das anscheinend erwiderte. Jens' Gesichtsausdruck war einfach unbeschreiblich, als er kurz die Augen schloss und „Oh Gott” seufzte - das hörte man nicht oft bei ihm! Seine Arme schlossen sich erneut um mich und zogen mich an seine Brust, die sich heftig hob und senkte. „Ich habe dich schon immer geliebt”, hörte ich ihn murmeln, „und noch einmal lasse ich dich nicht gehen!” Ganz bedächtig und ungläubig legte ich meine Hände an sein Gesicht. Dann ergriff zum ersten Mal ich die Initiative und küsste ihn. * Der Abendhimmel über der Lodge verfärbte sich bereits rosarot, als wir in meinem Bett erschöpft übereinander sackten. Wir hatten unser Wiedersehen und unsere endlich enthüllte
Liebe intensiv gefeiert, indem wir den besten Sex unseres Lebens hatten. Jetzt lag ich nackt und zufrieden auf Jens' Bauch, spürte, wie seine Hände mich langsam streichelten und er seine Nase in meine Haare drückte. So langsam wurde mein Bewusstsein wieder klarer und sofort kamen viele Fragen auf. „Schatz?”, murmelte ich fragend und glücklich, das endlich mal sagen zu können. „Ja?”, kam es schläfrig zurück. „Du hast vorhin so was gesagt, wie, du hättest mich schon immer geliebt ...” „Richtig”, sagte er und fuhr mit den Fingerspitzen aufreizend über meinen Po. „Und trotzdem hast du damals nichts gesagt, nachdem wir miteinander geschlafen hatten?!” Nun schaute er unheimlich traurig aus, als er schlicht nickte. Mein Herz klopfte heftig. War
seine Liebe zu mir doch nur etwas mehr als bloße Zuneigung, deren Verlust man verschmerzen konnte? Er sprach nun weiter. „So blöd das klingt, ich tat es aus Liebe zu dir.“ „Aus ... LIEBE zu mir?“, wiederholte ich fragend. In einer plötzlichen Anwandlung umklammerte er mich fest, aber wie immer bei ihm machte mir das keine Angst, sondern gab mir Geborgenheit. „Ich ... Es brach mir das Herz, aber ich wusste, ich musste dich ziehen lassen.“ Im Klang seiner Stimme lag so viel Schmerz, dass mir langsam etwas dämmerte. Aber ich brauchte Gewissheit und sagte bittend: „Erklär mir das.“ „Warte.“ Ganz sacht drehte er mich auf den Rücken, beugte sich über mich und sah mir in die Augen, bevor er seinen Mund zu einem Kuss
auf meinen senkte. „So. Jetzt kann ich erzählen. Also ... Ich gebe es zu, anfangs war mein Interesse an dir anders gelagert. Vielleicht vergleichbar mit dem Interesse an einem süßen Streuner, den man von der Autobahn gerettet hat-“ Ich knuffte ihn zwischen die Rippen. „Hey!“ „Aua“, beschwerte er sich, „ich hab doch süß gesagt!“ „Aber auch Streuner!” Etwas ernster sah er mich an und strich liebevoll über mein Gesicht. „Aber das warst du doch auch irgendwie. Einsam, allein und verstoßen. Ich darf gar nicht mehr daran denken, was du alles durch gemacht hast.” Jens schüttelte den Kopf. „Und doch warst du so stark. Mir war auch ohne Tonis Geständnis schon bald klar gewesen, das da auf der Brücke damals war kein Selbstmordversuch. Das hätte nicht zu dir
gepasst.” „Hm. Ich kann mich immer noch nicht erinnern. Aber irgendwie glaube ich, du hast Recht.” „Cat, ich weiß nicht, woher du die Kraft genommen hast. Wenn dein Vater das wüsste, ich bin sicher, er wäre furchtbar stolz auf dich! Wenigstens er muss etwas richtig gemacht oder die richtigen Gene vererbt haben, dass du so einen starken und doch liebenswerten Charakter entwickelt hast.” Mir stiegen die Tränen in die Augen, doch Jens küsste sie zärtlich weg. „Ich mochte dich von Anfang an, auch wenn du so kratzbürstig warst. Ein Teil deiner Seele hatte meine berührt und ich spürte eine seltsame Art der Verbindung zwischen uns. Klar, das gebe ich zu, deine Wehrhaftigkeit hat mich auch ein bisschen amüsiert. Es war wie wenn ein Kind immer wieder versucht, mit einer wütenden Katze zu spielen, auch wenn es dabei
gekratzt wird; ich musste es einfach immer wieder versuchen. Als ich dann mehr über dich wusste hast du mir einen gehörigen Respekt abgenötigt und ich wusste wieder einmal, wie schrecklich privilegiert ich war.” Er seufzte. „Da musste ich mich ganz schön zusammen nehmen, um nicht total wie der Weihnachtsmann mit vollem Sack daher zu kommen, denn du warst und bist nun mal ein stolzer Mensch, der ungern Hilfe annimmt.” „Ist schon besser geworden”, grinste ich, diesmal gab zur Abwechslung ich ihm einen Kuss. „Und du hast es wirklich nicht übertrieben, immer behutsam genug, um den scheuen Streuner nicht zu vertreiben.” „Gut, ähm, das werde ich jetzt wohl noch öfter zu hören bekommen, was?” „Das Bild gefällt mir”, zuckte ich die
Achseln. „Jedenfalls, als du dann bei mir gewohnt hast, das fand ich sehr schön. Weil wir uns auf so vielen Ebenen gut verstanden haben und weil du trotz deines Schicksals so überhaupt nicht verbittert warst.” „War ich nicht?” „Vielleicht ein bisschen resigniert und illusionslos, aber wirklich verbittert, nein.” „Hm.” Das war nett, wie er mich charakterisierte. Ich hätte ihm stundenlang hier so zuhören können, wie er mir die Geschichte aus seiner Sicht erzählte und ich dabei nackt eng an ihn geschmiegt dalag – ohne jede Scheu und Angst, etwas, was mir nur manchmal gelungen war in der Vergangenheit. „Cat, bist du noch da?”, fragte Jens da plötzlich und ich imitierte ein Schnurren. „Aber ja doch! Erzähl weiter,
bitte!” „Naja, wir hatten uns richtig angefreundet und eine Beziehung auf Augenhöhe entwickelt, erinnerst du dich?” Wie könnte ich das vergessen! Diese wunderbare Freundschaft, die zwischen uns gewachsen war ...” Jens fuhr fort „Ich konnte es fast nicht glauben … Und aus dieser eh schon rasch verflogenen Mischung aus Mitleid und Neugier wurde dann echte Zuneigung. Erst Freundschaft, aber so ganz allmählich auch mehr.” „Wahnsinn, ich glaube, es ging mir ähnlich. Woran hast DU es gemerkt? So zuerst?” „Vielleicht an der Art, WIE ich dich vermisste, wenn du nicht da warst … Das Ziehen war, wie soll ich sagen, viel zu nah am Herzen, um nur einer Freundin zu gelten, verstehst du?” Wieder kuschelte ich mich enger an ihn. „Oh
ja!” „Oder wie sich die Angst anfühlte, die ich wegen der bevorstehenden Geburt hatte. Und natürlich, als du entführt wurdest ...” Plötzlich wurde er ganz leise. „Ich dachte ich müsste sterben, wenn dir was passiert!” „Shht”, machte ich und strich über seine Stirn. Das war vergangen und vergessen, sollte es zumindest sein. „Aber ….” „Moment, dazu komme ich noch. Ich war so froh, als du wohlbehalten wieder da warst, aber es war auch klar, jetzt gab es nichts mehr, was dich in deinem Leben blockieren konnte, du warst frei!” Er seufzte. „Damals, als du so cool mit deiner Mutter fertig geworden bist, da ist es mir zum ersten Mal so richtig bewusst geworden.” „Hm, da ist was dran”, murmelte ich. „Ich fiel fast aus allen Wolken, als du mich, du
weißt schon...” „Gebeten habe, mit dir zu schlafen?”, vollendete ich und kicherte. „Ich habe keine Ahnung mehr, woher ich den Mut genommen habe! Im Nachhinein erscheint es mir auch als ziemlich unmöglich.” „Warum hast du es damals getan?” Jetzt war es an mir, die Stimme zu senken. „Dass ich ES mit jemandem probieren wollte, der mir keine Angst macht, war nur die halbe Wahrheit. Auch, aber eben nur die halbe. Vor allem wollte ich es mit DIR tun, weil ich mich in dich verliebt hatte und gleichzeitig sicher war, dass du mich nicht auf Dauer um dich haben wolltest. Der Altersunterschied, meine Geschichte, dein Leben, das doch so anders war. Und du hast ja wirklich nichts gesagt. Bist du sicher, dass du schon damals in mich verliebt warst?”, neckte ich ihn.
Wenn es doch so war, wenn er sich erst später in mich verliebt hatte, so aus der Erinnerung heraus, dann sollte er es ruhig sagen. Der Mann neben mir sah jetzt auf einmal sehr ernst aus. Traurig. „Cat, als wir miteinander schliefen, war ich der glücklichste Mann auf Erden. Ich ahnte, nein, ich wusste, dass du mehr für mich empfunden hast als Freundschaft und … ” Es viel ihm sichtlich schwer, weiter zu sprechen und ich ergriff seine Hand. „Jens, wenn du-” „Also, ich spürte, es wäre ein Leichtes gewesen, dich zu halten, dir meine Liebe zu gestehen. Aber gleichzeitig spürte ich, du, deine Seele, ihr brauchtet Freiheit, keine erneute Fessel. Wärst du bei mir geblieben, wäre das nur eine weitere Art von Käfig gewesen, aus dem du bald darauf mit gebrochenem Herzen
ausgebrochen wärst! Du musstest raus, deine eigenen Erfahrungen machen, ein Leben finden, DEIN Leben finden! ” Aus seiner Stimme war nun wirklich die Liebe zu mir heraus zu hören. Eine Liebe, die anscheinend so groß und selbstlos war, dass ihm mein Wohl wichtiger gewesen war als sein eigenes! „Es mag hochnäsig klingen, aber wären wir zusammen geblieben, wer weiß, du wärst vielleicht auch aus falscher Dankbarkeit mir gegenüber geblieben und dabei erst recht unglücklich geworden. Das hatte eine starke Frau wie du nicht verdient.” Eine starke Frau … Es gab hier viele Leute, die mich tatsächlich so sahen, vielleicht auch hart. Wussten sie doch nichts von den Dämonen, die mich in dunklen Stunden immer noch verfolgten! Jens erzählte weiter. „Du warst fort und
plötzlich hab ich dieses auf einmal so leere Haus nicht mehr ausgehalten! Ich musste mich ablenken und bin dann regelrecht aus Deutschland geflüchtet. Danach komplett umzuziehen, war nur noch die logische Konsequenz.“ „Aber trotzdem, warum hast du dich denn dann eigentlich so gar nicht mehr bei mir gemeldet? Als Freund?“ Ich konnte nicht verhindern, dass ich ein wenig wie ein verletztes kleines Kind klang und Jens nahm schuldbewusst meine Hand in seine, küsste die Innenfläche und legte sie dann auf sein Herz. „So blöd das auch klingt, aber das war reiner Selbstschutz. Ich bin auch nur ein Mensch und der Gedanke, ständig Kontakt mit dir zu haben, OHNE dir meine Gefühle gestehen zu können, war einfach unerträglich für mich. Es tut mir leid, wenn dir das weh getan hat!“
Seine Augen blickten so reuig, dass ich schon wieder leise lachen konnte. Dann fiel mir etwas ein. „Aber du konntest doch nicht wissen, ob du mich dann jemals wieder sehen würdest! Dass wir uns wieder treffen würden!“ „Nein, das konnte ich nicht. Ich habe es in Kauf genommen.“ Jens verbarg nun sein Gesicht in meiner Halsbeuge. „Catherine”, murmelte er dumpf in dieser Aussprache, die mir ins Herz stach und es gleichzeitig hüpfen ließ, „es war das Schwerste, was ich je tun musste und es hat mich lange leiden lassen! Und doch stehe ich noch heute dazu, auch wenn es nie eine Garantie dafür gab, dass wir uns wiedersehen.” Zärtlich hob ich sein Gesicht an und küsste
seine Nasenspitze. „Jens, ich...”, murmelte ich und sah, wie ihm meine Berührung ein glückliches Schimmern aufs Gesicht zauberte. „Und ich dachte, ich wäre nur eine Freundin für dich gewesen. Deswegen habe ich meine Liebe zu dir unterdrückt, aber nie verwunden … Und doch ...” Plötzlich übermannten mich all die Tränen, die ich – das wurde mir jetzt klar – all die Jahre lang zurück gehalten hatte! Es war, als wären sämtliche Schleusen geöffnet und ich hatte das Gefühl, ich könnte gar nicht wieder aufhören. Den Eindruck hatte offenbar auch Jens, der mich hilflos umklammerte und versuchte, mich zu trösten. „Oh Cat, Catherine, meine kleine Kitty, es tut mir so leid! Bitte, du musst mir glauben, ich hielt es damals für das Beste”, stammelte er abgehackt, „bitte, du musst mir
verzeihen!” „A-a-aber du hattest ja Recht”, presste ich hervor und schniefte in einer gewaltigen Anstrengung, den Tränenfluss endlich zu stoppen. „Du hattest Recht, das wäre nicht gut gegangen. Und das war das Selbstloseste, was ein Mensch jemals für mich getan hat!” Erleichtert küsste Jens mir die Tränen aus dem Gesicht. „Selbstloser, als dir ins Wasser hinterher zu springen?!”, scherzte er leise und ich grinste zuerst, sah ihn dann jedoch ernst an. „Gut, dass du mich daran erinnerst. Schon das war sehr mutig von dir gewesen und damit hast du mir die nackte Existenz gerettet. Aber mit dieser Entscheidung, da hast du mir ein Leben geschenkt!” „Ach meine Süße”, stöhnte er und küsste mich. So innig, dass ich spürte, diese 'Absolution'
hatte eine Zwinge von seinem Herz gesprengt. Und nun waren wir frei, dieses Glück des Wiedersehens – oder war es nicht doch Kismet?! - ohne Wenn und Aber zu genießen!!! * Draußen leckten die ersten Sonnenstrahlen am Fenster, als ich erwachte. Erwachte in einer innig verknoteten Position mit IHM. Mit Jens. Ich konnte es in den ersten Minuten gar nicht fassen! Wir lagen uns gegenüber, ich hatte den Arm unter seinen Hals gelegt, während er mich umarmte und sein Bein angenehm schwer auf meinem lag. Es war so ein himmlisches Gefühl, dass ich leise seufzen musste und fast unhörbar „Ich liebe dich”, flüsterte. Doch dieses Mal schlug er
sofort die Augen auf. „Und ich liebe dich!”, raunte er zurück, allerdings mit einem seltsam trotzigen Unterton. „Aber diesmal werde ich dich nicht gehen lassen. Egal, was passiert!” „Egal was passiert? Wie meinst du das?!” Er stützte sich auf seinen Ellenbogen und schob sein Gesicht über meines. „Um es mal genau zu sagen: Ich will mit dir zusammen sein! Ich liebe dich über alles und werde dich nicht wieder fort lassen!” Diese Ansage hatte ja eigentlich fast schon psychopathische Züge, aber sie enthielt alles, was ich hören wollte. Die Worte, nach denen ich mich so sehr gesehnt hatte! „Und das bedeutet?”, hauchte ich. „Das bedeutet, dass ich an deiner Seite sein werde, ganz egal, was du tun willst. Gehst du zurück nach Deutschland, bin ich dein
Handgepäck. Bleibst du hier, niste ich mich in deinem Behandlungszimmer ein!” Unwillkürlich musste ich vor lauter Glück ganz albern kichern. „Mein Behandlungszimmer ist meistens draußen die Natur ...” Plötzlich senkte sich sein Mund auf meinen. Mit den Lippen an meinen raunte Jens heiser „Na, in der freien Natur würd ich mich auch mal gerne von dir verarzten lassen”, und küsste mich intensiv. Als wir den Kuss lösten, hielt ich seinen Kopf fest und sagte leise „Ja.” „Ja was?” „Ja, ich will auch mit dir zusammen sein. Wie und wo, das müssen wir noch schauen, aber-” Jens' Kopf sank auf meine Brust. Mit dem Ohr schien er meinem Herzschlag zu lauschen und machte leise „Ah.” Nach einer kleinen Weile seufzte er laut. „Du machst mich
zum glücklichsten Menschen der Welt, weißt du das?” „Zum glücklichsten Mann”, korrigierte ich, „die glücklichste Frau bin schließlich ich!” ~*~*~ Nachtrag: Natürlich hat sich Jens nicht in einen Käfig hier in Harnas einsperren lassen und ich bin ihm nicht blindlings zurück nach Deutschland gefolgt. Er verfolgt noch immer seine Karriere als Popstar und Fotograf Rollen D. Rubel, mittlerweile in gleich zwei Bands, nimmt sich aber zwischendrin lange Auszeiten, von denen er viele mit mir verbringt. Meinen Bruder habe ich inzwischen auch von
seiner Mutter loseisen können, er ist ein ruhiger, ein wenig introvertierter Teenager, der aber im Großen und Ganzen durch seine Vergangenheit keinen allzu großen Schaden erlitten hat. Er lebt bei uns und ist musikalisch sogar so talentiert, dass Vince ihn inzwischen unter seine Fittiche genommen hat und ihn fördert. Ich selber arbeite nun in deutschen Zoos, meine Erfahrungen als Tierärztin in Afrika sind da sehr wertvoll, sogar dann, wenn ich Jens auf einer seiner Reisen begleite. Er reist aber auch oft alleine, das ist wichtig für ihn und lässt uns das Wiedersehen um so schöner empfinden. Wir brauchen kein sklavisches Aufeinanderhängen, wie wissen nun endlich, was wir aneinander haben und verstehen uns blind und ohne Worte. Denn eines ist klar, das Band, welches zwischen uns geknüpft ist, kann nichts und
niemand mehr zerschneiden! ENDE
Meerjungfrau Eine wundervolle Geschichte, die mich von Anfang an total ergriffen hat und so ein schönes Ende. Ich konnte mich in die Personen hineinversetzen weil alles so gut beschrieben war und mir kamen Tränen des Glücks, weil es so gut ausgegangen ist. Du hast wirklich großes Talent! Ich sage auch DANKE für dieses Buch.... |
LinneaHazel Och man, ich heul gleich. Fantastisches Ende, wirklich. So viel Emotionen und nichts davon is wirklich kitschig. DANKE für dein Buch. :) |
QueenMaud Siehste, deine Zweifel an Teil 31 waren durchaus berechtigt! Es hat mich halt gereizt, ein nicht Happy-End zu schreiben, welches auch für sich stehen könnte, weil es auf der anderen Plattform, wo die Geschichte raus kam, genau diese zwei Fraktionen bei den Lesern gab - die Drama-Fans und die Romantiker :-) Aber du kennst mich, das hier bin halt ich, die Catlady mit der rosa Brille :-D Freut mich total, dass dir das Buch und das Ende so gut gefallen haben! Vielen lieben Dank für's Lesen!!!! LG QueenMaud |