Humor & Satire
Polyphem Kritikaster

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"Polyphem Kritikaster"
Veröffentlicht am 01. September 2014, 6 Seiten
Kategorie Humor & Satire
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Über den Autor:

Hum... Ich habe Troja brennen sehen...soll ich noch mehr sagen? Aber nachdem der Rauch sich verzogen hatte, musste ich die langen Jahrhunderte standesgemäß hinter mich bringen und so gewöhnte ich mir an, viele gute und auch mal weniger gute Bücher zu lesen, Musik zu hören und zu machen, im Garten zu pütschern, zu schreiben...Jau, das wär's dann mal.
Polyphem Kritikaster

Polyphem Kritikaster

Die bekannteren Kyklopen, denen Odel Dysseus auf seiner Irrfahrt durch das Mittelmeer begegnete, waren die Söhne des Poseidon. Poseidon war, wenn ich mal wieder zart an meine Familiengeschichte erinnern darf, einer der Götter, die sich ganz frech in unsern Knatsch mit den Dödel-Hellenen eingemischt haben. Besser bekannt unter dem Pseudonym Trojanischer Krieg. Aber das mal nur so am Rande dahin gekritzelt.


Wo war ich? Ach ja, Kyklopen. Ihr erinnert euch, der Polyphem, das war der Dotsch, der ein kreisrund Äuglein auf der dumpfen Nicht-Denkerstirne trug. Forscher mutmaßen, dass Gorillas oder embryonale

Fehlentwicklungen (Zyklopie) oder Funde von Elefantenschädeln in Nordafrika oder auf den Mittelmeerinseln die Legende von den einäugigen Riesen begründeten. Sie nehmen an, dass die große Nasenöffnung des Schädels fälschlicherweise als eine einzelne große Augenhöhle interpretiert wurde. Das nun hält eure Principessa für eine sehr nette Hypothese, denn wie man weiß, denken ja manche Leute durchaus mit der Nase, gell? Warum sonst sagt ihr Teuten über Zeitgenossen, die ihr net leiden könnt, ihr könntet sie nicht riechen? Quod erat demonstrandum, wie der große Denker Dieter Bohlen stets zu kommentieren pflegt, wenn er ein Nachwuchs- Trällerchen mal wieder sanft runterbürstet.


Oh, ich kann förmlich an euren Gesichtern ablesen, wie ihr euch erstaunt fragt: Was will Hoheit uns mit dem Fisternöll denn bloß sagen??? Nun, nichts anderes, als dass der Einäugige zwar König im Reich des Blinden ist, aber, und da merkt gut auf, aber im Reich der Zweiäugigen ist er ein--- Ärgernis! Sehr schön hat dies ein gewisser junger Mann aus Judäa einmal auf Aramäisch ausgedrückt:


"Wenn aber dein rechtes Auge dir Anstoß gibt, so reiß es aus und wirf es von dir; denn es ist besser für dich, dass eins deiner Glieder umkomme, als dass dein ganzer Leib in die Hölle geworfen werde."


Und wen, fragen wir uns, meinte dieser Hochbegabte damit? Richtig. Ich sehe, wir verstehen uns. Er meinte den Kritiker. Den Prüfenden, den Beanstander, den Bemängler. Den, der es selber oft zu nur kleinem Ruhm, wenn überhaupt, im Riesenreich der Kunst gebracht hat. Den, der munter keult, aber selber aufjault, wenn seine Wange gestreift wird... Dessen Auge nur auf die Stellen stiert, die ihm aus welchem Gründlein auch immer missfallen, und der seine Krallen am Wetzstein der Ideologie schärft.


Wie schreibt noch mein lieber Freund Wolle G. in den „Xenien“:



Treibet das Handwerk nur fort, wir können's euch freilich nicht legen,

Aber ruhig, das glaubt, treibt ihr es künftig nicht mehr.


Das war doch mal ein schönes Versprechen...

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Über den Autor

cassandra2010

Hum... Ich habe Troja brennen sehen...soll ich noch mehr sagen? Aber nachdem der Rauch sich verzogen hatte, musste ich die langen Jahrhunderte standesgemäß hinter mich bringen und so gewöhnte ich mir an, viele gute und auch mal weniger gute Bücher zu lesen, Musik zu hören und zu machen, im Garten zu pütschern, zu schreiben...Jau, das wär's dann mal.

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pekaberlin Da bin ich dafür, Cassy!
Äh ... also das mit dem rechten Auge ...
Iss ja eh blind!
Also, was soll der Geiz? Weg damit!
Was weg ist, kann man nicht repa- ...äh ... operieren!
So werden wir goldenen Zeiten ... na, du weeßt schon!
Liebe Grüße
Peter
Vor langer Zeit - Antworten
kiki79 Schapöle!
kiki
Vor langer Zeit - Antworten
socalledbu 
aha
ja
danke

LG
Bu
Vor langer Zeit - Antworten
cassandra2010 

Wenn du eine Prämisse für Ideologie halten magst... why not

Denke ich nicht...denk an Platon, Heraklit...

Klar!!! Da ich ja schon oben war... hab aber meinen Pompeldur hingehängt~~~


So, gezz aber mal lüften, es riecht wat streng

(*.*)
Vor langer Zeit - Antworten
cassandra2010 www.zeno.org
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Gotthold Ephraim Lessing

Der Rezensent braucht nicht besse machen zu können, was er tadelt

Tadeln heißt überhaupt, sein Mißfallen zu erkennen geben.

Man kann sich bei diesem Mißfallen entweder auf die bloße Empfindung berufen, oder seine Empfindung mit Gründen unterstützen.

Jenes tut der Mann von Geschmack: dieses der Kunstrichter.

Welcher von ihnen muß das, was er tadelt, besser zu machen verstehn?

Man ist nicht Herr von seinen Empfindungen; aber man ist Herr, was man empfindet, zu sagen. Wenn einem Manne von Geschmack in einem Gedichte oder Gemälde etwas nicht gefällt: muß er erst hingehen, und selbst Dichter oder Maler werden, ehe er es heraussagen darf: das gefällt mir nicht? Ich finde meine Suppe versalzen: darf ich sie nicht eher versalzen nennen, als bis ich selbst kochen kann?

Was sind die Gründe des Kunstrichters? Schlüsse, die er aus seinen Empfindungen, unter sich selbst und mit fremden Empfindungen verglichen, gezogen und auf die Grundbegriffe des Vollkommnen und Schönen zurückgeführt hat.

Ich sehe nicht, warum ein Mensch mit seinen Schlüssen zurückhaltender sein müsse, als mit seinen Empfindungen. Der Kunstrichter empfindet nicht bloß, daß ihm etwas nicht gefällt, sondern er fügt auch noch sein denn hinzu. Und dieses denn sollte ihn zum Bessermachen verbinden? durch dieses denn müßte er grade des Bessermachens überhoben sein können.

Freilich, wenn dieses denn ein gutes gründliches denn ist, so wird er leicht daraus herleiten können, wie das, was ihm mißfällt, eigentlich sein müßte, wenn es ihm nicht mißfallen sollte.[331)

Aber dieses kann den Kunstrichter höchstens verleiten, einen Fingerzeig auf die Schönheit zu geben, welche anstatt des getadelten Fehlers da sein könnte und sollte.

Ich sage verleiten: denn verleitet wird man zu Dingen, zu welchen man nicht gezwungen werden kann, und zu Dingen, welche übel ausschlagen können.

Wenn der Kunstrichter zu dem dramatischen Dichter sagt: anstatt daß du den Knoten deiner Fabel so geschürzet hast, hättest du ihn so schürzen sollen; anstatt daß du ihn so lösest, würdest du ihn besser so gelöset haben: so hat sich der Kunstrichter verleiten lassen.

Denn Niemand konnte es mit Recht von ihm verlangen, daß er sich so weit äußerte. Er hat seinem Amte ein Genüge geleistet, wenn er bloß sagt: dein Knoten taugt nichts, deine Verwicklung ist schlecht, und das aus dem und dem Grunde. Wie sie besser sein könnte, mag der Dichter zusehen.

Denn will er ihm helfen, und der Dichter will sich helfen lassen, und geht hin, und arbeitet nach den Anschlägen des Kunstrichters um: es ist wahr, so ist ihm der Dichter und der Leser Dank schuldig, wenn die Umarbeitung gelingt; – aber wenn sie nicht gelingt?

So fehlt auch nicht viel, die ganze Schuld fällt auf ihn allein. Und nur in diesem Falle dürfte er, um seine Meinung zu rechtfertigen, genötigt sein, den Pfuscher von der Staffelei wegzustoßen, und selbst Pinsel und Pallet in die Hand zu nehmen.

»Glück zur Arbeit! Eben hier haben wir dich erwartet, guter Mann! Wenn du fertig bist, alsdenn wollen wir vergleichen!«

Und wer glaubt nicht, vergleichen zu können!

Wehe ihm, wenn er nur schlecht und recht verbessert hat; wenn er es genug sein lassen, Fehler zu vertilgen; wenn es ihm nicht gelungen, uns für jeden mit einer ganz neuen, ganz unerwarteten Schönheit zu überraschen!

Was für ein Arzt, der einen Blinden bloß sehen macht, und ihm nicht zugleich, statt der matten grauen Augen, die ihm die Natur bestimmte, schöne blaue oder feurige schwarze Augen erteilt![332)

»War das der Mühe wert? An jenen Fehler waren wir schon gewohnt: und an die Verbesserung sollen wir uns erst gewöhnen.«

Vielleicht hätten wir den Fehler auch gar nicht bemerkt, und die Verbesserung hat ihn uns zuerst bemerken lassen. Wir werden unwillig, wenn wir finden, daß uns das, was uns so lange gefallen hat, nicht hätte gefallen sollen.

Kurz, wenn der Kunstrichter durch Tadeln beleidigt, so beleidigt er durch Bessermachen doppelt.

Mache es besser! ist zwar die Ausforderung, welche der getadelte Schriftsteller an ihn ergehen läßt, aber nicht in der Absicht, daß sie angenommen werden soll. Es soll ein bloßes Stichblatt sein, die Stöße des Kunstrichters abglitschen zu lassen.

Nimmt sie der Kunstrichter an, und er ist unglücklich: so ist ihm das Handwerk auf einmal gelegt.

Nimmt er sie an, und er ist glücklich – Aber wer wird es ihm zugestehen, daß er glücklich ist? Kein Mensch in der Welt. Weder die Künstler, noch seine Kollegen in der Kunstrichterei.

Unter jenen ist es dem Getadelten nicht zuzumuten: und den übrigen – keine Krähe wird der andern die Augen aushacken: die Reihe könnte auch an sie kommen.

Diese aber verdammen ihn des bösen Exempels; er hat sich seines Rechts vergeben; nun wird man das Bessermachen von ihnen allen fordern; dafür muß er gestraft sein!

Und überhaupt sind die Kunstrichter die einzige Art von Krähen, welche das Sprichwort zum Lügner machen.
Vor langer Zeit - Antworten
Brubeckfan Ich glaube, Dein Text stellt jedem frei zu entscheiden, wer Kritiker, wer Kritisierter sei. Also ich würde es ... so herum lesen.

Warum nur kann ich mir diese ganze Götterblase nicht einprägen?
Gerd
Vor langer Zeit - Antworten
cassandra2010 
Weil es halt ne Blase ist, gell? Ich lese ihn wiederum ganz anders. Yessir!!!

Satirische Grüße

Cassy die Große


Vor langer Zeit - Antworten
DoktorSeltsam Ja, vielen Dank für die Widmung erst mal. In der Tat bin ich ein Freund der Bomben, ein Freund der Arschbomben allerdings - im wortwörtlichen wie im übertragenen Sinne. Ich weiß nicht mehr genau, wer das gesagt hat, aber eines meiner Lieblingszitate lautet: "Wer sich nicht in Gefahr begibt, der kommt drin um." Ich glaube, dass es durchaus hilfreich, sowohl für die eigene als auch für andere Befindlichkeiten, ist, gelegentlich mal das Maul aufzureißen und Dinge auszusprechen, die ansonsten Schluckauf verursachen würden. Ich könnte die Sache natürlich auf die Spitze treiben, in dem ich meinem Bruder Peter seinen richtigen Hinweis auf die Beliebtheit Putins in Russland kontere, dass sich auch in Deutschland seinerzeit ein Politiker großer Beliebtheit erfreute, den im Nachhinein als Anti-Christen zu bezeichnen glatter Euphemismus wäre. (Ein wenig schöner Beweis dafür, dass die Urteilskraft der Masse noch bedeutend schwächer ist, als die des Individuums!) Doch solche Vergleiche verbieten sich in der Tat von selbst, da sie einen völlig schiefen historischen Kontext erzeugen würden. Gleichwohl bin ich dankbar für jeden, der sich kollegial mit mir streiten möchte, ist doch diese Kunst, wie so viele andere schöne Künste, in unseren digitalisierten Zeiten allmählich im Niedergang begriffen.

Ich danke Cassy, meinen Eltern, meiner Frau, meinem Manager, den Kindern, Bill Murray und Wolfgang Neuss, der auch fünfundzwanzig Jahre nach seinem Tod nie um einen kessen Spruch verlegen ist.

Doktor Faust (Ja, der...)
Vor langer Zeit - Antworten
cassandra2010 
Hoi oioi... übrigens drollig, wie schnell ihr beiden Kämpen euch wieder lenorisiert habt... wat wohl der gute Bollnow dazu zu sagen hätte?

Winke winke
Cassy Bernhardt



Die Diamanten passen sehr schön zu meinem Kapuzenmantel... merci

Vor langer Zeit - Antworten
DoktorSeltsam Es ist albern und peinlich, wenn sich zwei alte Männer in aller Öffentlichkeit prügeln. Ich werde ihn nicht mehr ändern, und er mich nicht. Er hat seine Überzeugungen, und ich die meinen. Das mein Appell im Übrigen ungehört verklungen ist, beweist mir leider mein guter Gerd, dem zu Satire auch nicht mehr einfällt, als mich zu belehren, dass "Sowjet" nicht Mensch heißt. Wie schön. Hab ich doch gleich wieder was gelernt. Aber ich will mich nicht ausheulen.

Beste Grüße

Wild Bill (Der verdammte Jack McCall hätte mich nie erwischt, wenn ich nicht mit dem Rücken zur Tür gesessen hätte.)
Vor langer Zeit - Antworten
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