Religion & Glaube
Agnus Dei

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"Auf der Suche nach Nahrung"
Veröffentlicht am 06. September 2014, 12 Seiten
Kategorie Religion & Glaube
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Über den Autor:

Im April 1960 erblickte ich die Welt. Bin hier auf der Durchreise, und versuche - einfach gestrickt - mein Bestes zu geben. Leise Musik ist mir lieber als laute Worte ...
Auf der Suche nach Nahrung

Agnus Dei

Agnus Dei


Ein beladener Esel ist auf der Suche nach Nahrung...


Gerne lade ich Dich ein, nach dem Lesen der Geschichte die Augen zu schliessen und die Musik von Wolfgang Amadeus Mozart zu geniessen: KV 317 Agnus Dei




Bild:

http://www.thegiftofmusic.com/acatalog/info_CDG1163.html

Agnus Dei

Dunkel ist die Nacht, wolkenverhangen der Himmel. Georg liegt im Bett. Seine Gedanken kreisen und wollen nicht weichen. Er schickt sie weg und schon sind sie wieder da. Es ist zum Verrücktwerden. Das Affengeschnatter im Kopf hört nicht auf. Ihm wird kein Schlaf gegönnt, obwohl er todmüde ist. Er wälzt sich hin und her. Weder auf der linken noch auf der rechten Seite fühlt er sich wohl. Einen Moment bleibt er auf dem Rücken liegen und drückt seinen Kopf in den Nacken. In diesem Augenblick spielt sich eine surreale Begegnung ab; aus der Finsternis lächelt

ihm ein Greis entgegen, der sogleich wieder verschwindet.


Ein kleiner Junge ist mit diesem alten Mann im Garten. Die Sonne lacht vom Himmel, überall grünt und blüht es. An den Bäumen hängen bereits die ersten reifen Äpfel. Georg bestaunt seinen Grossvater und überhäuft ihn den ganzen Nachmittag mit Fragen: „Warum wachsen Pflanzen? Wieso gibt es Schnecken? Warum riechen Blüten? Was denkt ein Mistkäfer?“ und vieles mehr. Wilhelm ist sehr geduldig und hat immer Antworten parat, die aber meistens gleich wieder neue Fragen aufwerfen. Eine davon ist für den Grossvater von

zentraler Bedeutung: „Was ist Nahrung?“ Darauf geht er ausführlich ein. Er erklärt seinem Enkel, dass alle Lebewesen verschiedene Bedürfnisse haben. „Das spürst du, wenn du Hunger hast“, gibt er ihm ein Beispiel. „Ganz wichtig ist Nahrung für Jungs wie dich, damit sie wachsen und gross und stark werden.“ „Stark bin ich doch schon und wachsen werde ich sicher noch“, meint Georg etwas beleidigt. „Schau mal Opa!“ Mit aller Kraft hebt er einen Stein auf und lässt ihn gleich wieder zu Boden plumpsen. Wilhelm legt den Arm um die Schultern seines Enkels und bekennt: „Wow, jetzt hast du mich überzeugt, du bist ja stark wie ein

Bär!" Dann schaut er ihm lächelnd in die Augen und erklärt: „Noch viel wesentlicher als gross und stark zu sein, ist der Einklang mit dir selbst und dem Universum. Dafür brauchst du Seelennahrung. Ich verrate dir ein Geheimnis: Wenn du irgendwann in deinem Leben nach solcher Nahrung suchst, ist Mozart ein wunderbarer Freund!“

Der Junge versteht gar nichts und durchlöchert seinen Grossvater mit weiteren Fragen. Aber die einzige Antwort darauf ist: „Mein lieber Kerl, es kommt der Tag, an dem du es begreifen wirst.“


Georg macht das Licht an. Die grünen Ziffern des Digitalweckers zeigen 0:27 Uhr an. „Wenn Mozart wirklich so ein guter Freund ist, kann er auch meinen Hunger stillen.“ Mit diesen Gedanken nimmt Georg sein Smartphone, tippt auf die YouTube App und sucht nach Mozart. Die Auswahlliste ist gross, er scrollt bis ans Ende und drückt auf weiter. Das macht er einige Male, bis er einfach auf einen Titel klickt. Schon die ersten Töne bewegen ihn tief und berühren sein Herz. „Agnus Dei…“


Ein 10-jähriger Ministrant steht neben

dem Priester am Ambo und hält stolz den goldenen Kerzenleuchter. Der Kaplan schlägt das grosse Buch auf und liest aus dem Matthäus-Evangelium. Georg blickt verträumt in die Flamme und hört nur mit einem Ohr zu. „Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken.“ Dieser Satz lässt den Knaben aufhorchen. Er sieht einen Esel vor seinen Augen, dem man eine schwere Last aufbürdet. Damit ist er nicht einverstanden: „Menschen sind doch keine Esel, die beladen werden! Und was soll denn schon mühselig sein?“ denkt er sich. „Erquicken“ findet er so lustig,

dass er beinahe laut auflacht. Noch nie hat er dieses Wort gehört. „Tönt wie piksen. Ich lass mich doch nicht kneifen“, schwirren seine Gedanken durch die Kirche… Nach der Abendmesse schreitet er zusammen mit dem Kaplan nach Hause – Georg wohnt in der Nähe des alten Pfarrhauses. Hochwürden freut sich aufs Abendessen. „Wollen wir mal schauen, was die Köchin zubereitet hat“, schnaubt der kleine, rundliche Mann. Seine Lieblingsspeise ist Spaghetti, das weiss Georg ganz genau. „Ist das die Seelennahrung, von der Opa gesprochen hat?“ schiesst es ihm durch den Kopf. Selbstverständlich getraut er diese Frage

dem Kaplan nicht zu stellen…

Georg richtet sich auf, lehnt sich an die Bettrückwand und schmunzelt übers ganze Gesicht. 

„Agnus Dei und kommt her zu mir passen so wunderbar zusammen.“ 

Gerne nimmt er die Einladung an und lüftet im Gedenken an seinen wundervollen Grossvater und den liebenswürdigen Herrn Kaplan das Geheimnis der Seelennahrung. Noch einmal drückt er die Wiederholungstaste und lauscht den himmlischen

Klängen. Nun weiss er, was mühselig heisst und wer der beladene Esel ist – aber auch wo dieser Nahrung findet und sich „erquicken“ lassen kann.


Dona Nobis Pacem. (Gib uns Deinen Frieden)

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Hörbuch

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Luap
Im April 1960 erblickte ich die Welt.
Bin hier auf der Durchreise, und versuche - einfach gestrickt - mein Bestes zu geben.
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Hiob2punkt0 War gefesselt von der Geschichte. Die zu einen mit einen Schmunzeln und tiefgreifende Gedanken versehen hat. Das ist auch mein Lieblingszitat aus der Bibel: "Kommt her alle die ihr mühselig und beladen seid." Sehr gerne gelesen.
Vor langer Zeit - Antworten
Luap Vielen Dank Markus!
Das freut mich sehr. In der Geschichte stecken einige Erinnerungen... die mich geprägt haben...

Liebe Grüsse
Paul
Vor langer Zeit - Antworten
barmari Ich kann nur sagen Danke. Erstmal die geschichte und dann auch noch Mozart. Dieses Agnus Dei habe ich als Sängerin selbst in guten Zeiten gesunge. Das ganze Paket, Daumen hoch.
Liebs grüßle von mir zu Dir.
Vor langer Zeit - Antworten
Luap Vielen Dank Barbara. Mein Dank kommt etwas spät, aber von Herzen!

Liebe Sonntagsgrüsse
Paul
Vor langer Zeit - Antworten
NORIS Eine wundervolle und sehr meditative Geschichte ... dazu Mozart ... ich mag Mozart gerne hören ... Dein Text hat mir viel Freude bereitet.

Liebe Grüße
Heidemarie
Vor langer Zeit - Antworten
Luap Vielen Dank Heidemarie!
Und Dein Kommentar bereitet mir viel Freude...

Liebe Grüsse
Paul
Vor langer Zeit - Antworten
NORIS Danke für das Geschenk und liebe Sonntagsgrüße
Heidemarie
Vor langer Zeit - Antworten
Novalis63 Ich gehe gern auf Heavy-Metal-Konzerte, aber zu Hause höre ich Mozart.
Ohne seine Musik ist für mich Leben undenkbar !
Vor langer Zeit - Antworten
Luap Und ich ziehe zu Hause die Lederjacke an... :-)))
Spass bei Seite, dem ist natürlich nicht so, ich bin ein ganz treuer Mozart-Fan, obwohl so ab und zu ein bisschen Rock-Musik auch ganz gut tut...
Vor langer Zeit - Antworten
MarieLue Sehr gut zu wissen, wo die eigenen Rückzugsorte sind!
Eine schöne Geschichte!
Herzliche Grüße
Marie Lue
Vor langer Zeit - Antworten
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