Krimis & Thriller
Ein tödliches Geheimnis

0
"Ein tödliches Geheimnis"
Veröffentlicht am 30. August 2014, 36 Seiten
Kategorie Krimis & Thriller
© Umschlag Bildmaterial: Leo - Fotolia.com
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

16 Jahre, Spaß am Schreiben, Lesen, Sprachen lernen. Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen meiner Werke und freue mich über (hilfreiches) Feedback :)
Ein tödliches Geheimnis

Ein tödliches Geheimnis

Als Linus an diesem ersten Tag des Schuljahres das Schulgelände betrat, spürte er sofort, dass etwas anders war. Über ihm zogen sich am Himmel dunkle Wolken zusammen und dichte Nebelschwaden bahnten sich ihren Weg in seine Richtung. Er hörte das Lachen und freudige Durcheinandergerede der anderen Schüler, die sich gegenseitig von ihren Ferienerlebnissen berichteten und trotzdem sprang die gute Laune nicht auf ihn über. Denn Linus fühlte, wie sich das Unheil bereits anbahnte. Seit Beginn der Ferien hatte er eine

böse Vorahnung. Seit es passiert war. Doch er schüttelte die düsteren Gedanken erst einmal für einen Moment ab und machte sich auf die Suche nach vertrauten Gesichtern. Ungeduldig drängelte er durch Knäule aus aufgeregten Schülern, konnte sie, die er suchte jedoch nirgendwo erkennen. Dabei brauchte er Evas Rat jetzt so dringend, wie noch nie. Er musste ihr erzählen, was in der ersten Ferienwoche geschehen war. Gerade wollte er schon ins Schulgebäude gehen, um dort weiterzusuchen, als ihn von hinten

jemand umschlang und seine Augen zuhielt. Linus musste grinsen. So kleine Hände besaß niemand außer... „Eva!“, rief er laut. Lachen ließ sie ihn los und umarmte ihren Freund überschwänglich. „Na Kumpel, wie waren deine Ferien? Lange nicht gesehen würde ich sagen.“ „Wer von uns beiden war denn die ganze Zeit in Schweden?“, meinte Linus gespielt empört. Eva verdrehte die Augen und sagte: „Du weißt nicht, wie öde es ist, jedes Jahr sechs Wochen in einem Haus mitten im kleinsten Dorf der Welt festzusitzen. Umgeben von Bäumen, Steinen und... noch mehr Bäumen.

Gefangen im Wald zusammen mit der lieben Familie. Ich bin wirklich nicht der Meinung, dass wir Oma jedes Jahr dort besuchen müssen!“Linus lächelte sie an. „Keine Angst, in drei Jahren bist du volljährig. Dann kannst du tun und lassen, was du willst.“ Sie zuckte mit den Schultern. „Drei Jahre sind noch eine lange Zeit. Und selbst dann werde ich Oma wohl kaum so schnell loswerden.“ Sie lachte amüsiert auf. „Und, wie war dein Urlaub mit Cousin Patrick und seiner Familie in den Bergen?“ Linus zuckte zusammen und wollte gerade etwas

erwidern, als ein Junge mit wehenden blonden Haaren auf sie zugestürmt kam. „Ole!“, schrie Eva und Ole umarmte seine beiden Freunde freudig. „Schön, euch wiederzusehen“, grinste er. „Kommt ihr mit ins Schulgebäude, unser neues Klassenzimmer suchen?“ Linus und Eva stimmten zu und machten sich auf zum Eingang der Schule. Im Flur des großen Gebäudes, sah Linus sich vorsichtig um. „Alles klar bei dir?“, fragte Eva ihn, doch ihr Freund nickte nur. Ole blieb vor einer grünen Stellwand stehen und deutete auf ein Blatt Papier, das

mit Tesafilm daran befestigt war. „Hier, das ist der Plan mit den Klassenzimmern. Seht ihr, wir sind Zimmer Nummer 117. Geht doch schon mal vor. Ich geh noch eine Runde pinkeln.“ Linus grinste, als Ole sich davonmachte. Er mochte seine direkte Art, Dinge zu sagen. Doch das Lächeln gefror dem Jungen mit einem Mal auf den Lippen, als er bemerkte, wer neben ihm an der Wand lehnte. Patrick. Er war alleine und seine Augen starrten Linus immer noch mit demselben Vorwurf an, wie vor fünf Wochen. Schnell packte er Eva am Arm und zog sie mit sich den

Gang entlang. „Hey, Linus, was ist denn auf einmal los mit dir? Ist irgendetwas passiert?“, wollte sie mit ernstem Gesicht wissen. Linus schloss die Augen und erwiderte: „Ja, schon... Es war... Ach nein, vergiss es. Es ist nichts Ernstes.“ Eva fragte nicht weiter nach. Sie sah, dass ihr Freund nicht reden wollte. Er hatte auch ein Recht auf Geheimnisse. Vor ihrem Klassenzimmer blieben die beiden stehen und Linus ließ sich kraftlos auf den Boden sinken. Seine Laune hatte so plötzlich umgeschlagen, dass Eva begann, sich Sorgen zu machen. Sie kannte

Linus nur als lebensfrohen und immer gutgelaunten Jungen. So ernst hatte sie ihn noch nie erlebt. Vielleicht würde Ole ihn ja wieder aufmuntern können. Schweigend saßen sie nebeneinander und warteten auf die Ankunft des neuen Klassenlehrers. Wer es wohl sein mochte? Eva hatte sich die ganzen Ferien darüber den Kopf zerbrochen und das Lächeln auf ihrem Gesicht wurde noch größer, als sie Herrn Jolsen auf sich zueilen sah. Er war der lustigste und entspannteste Lehrer von allen. Er öffnete der Klasse mit seinem

stetigen Lächeln die Tür und lud sie mit einer Handbewegung ein, einzutreten. Eva stupste Linus an, half ihm hoch und ließ sich im Klassenzimmer auf einen der Stühle in der letzten Reihe plumpsen, wo sie am besten so wenig wie möglich auffallen würden. Linus setzte sich neben sie und Eva meinte: „Hier neben mich kann sich Ole hinsetzten aber warte mal... wo ist der überhaupt?“ Linus schrak aus seinen Gedanken auf. „Verdammt!“, fluchte er und sprang von seinem Stuhl auf. „Herr Jolsen?“, fragte er. „Ja, Linus?““Ich müsste noch einmal auf die Toilette. Ich weiß,

dass ich damit etwas spät dran bin aber...“ „Geh schon“, meinte Herr Jolsen gutmütig und wandte sich dem Rest der Klasse zu. Linus aber eilte begleitet von Evas verwirrten Blicken durch die langen Gänge der Schule auf die Schultoilette zu. Er betete zu Gott, dass das, was er vermutete nicht eingetroffen war. Eine gefühlte Ewigkeit rannte er so, bis er endlich vor der Toilette stand. Er schluckte und nahm den Türgriff in die Hand. Was würde er vorfinden? Furcht kroch in ihm hoch und breitete sich rasend schnell in

seinem Körper aus. Linus wollte die Tür nicht öffnen, wusste aber, dass er keine andere Wahl haben würde. Er holte tief Luft und drückte die Klinke herunter. Sie fühlte sich eiskalt in seiner Hand an, als er die Tür langsam aufschob. Erleichtert holte der Junge Luft, als er nichts Bedrohliches erkennen konnte. Aber als er sich noch einmal genauer umsah, gefror ihm das Blut in den Adern. Aus einer der Klokabinen floss etwas Dunkelrotes hervor, das Linus als nichts anderes als Blut identifizieren konnte. Er unterdrückte den Brechreiz, nahm all seinen Mut

zusammen und öffnete zögerlich die Tür der Kabine. Erschrocken und den Schock ins Gesicht geschrieben stolperte er rückwärts wieder hinaus und übergab sich auf den weißen Fliesen, die den Boden bedeckten. Zitternd fiel er auf die Knie und vergrub das Gesicht in den Händen. „Nein!“, schrie er, so laut er konnte in die Welt hinaus. Das alles war seine Schuld. Hätte er nur nicht geschwiegen. Patrick hatte ihm doch gedroht, dass etwas passieren würde. Die beiden hatten sich noch nie gemocht. Linus, der sportliche Musterschüler und Patrick, der langweilige Loser. Aber

dass er so weit gehen konnte... Kraftlos kroch er auf allen vieren zurück in die Kabine und strich mit dem Zeigefinger durch Oles Haar. Sein Körper lag leblos zusammengekrümmt auf dem blutbefleckten Boden. So sehr Linus auch versuchte, ihn wachzurütteln, Ole regte sich nicht. Linus fühlte den Puls. Es war keiner vorhanden. Ole war tot. Linus riss sich noch einmal zusammen und suchte nach der Wunde, aus der noch immer zähflüssiges Blut quoll. Ole war durch einen Messerstich in die Seite getötet worden. Er war

verblutet. Und das alles war seine Schuld. Schluchzend sank Linus neben dem reglosen Körper zu Boden. Das Bild verschwamm vor seinen Augen. Er war nicht mehr imstande, klar zu denken. Sein Körper bebte und er wollte nur noch weg von hier. So weit wie möglich. Doch dann auf einmal fasste er sich wieder. Nicht nur Ole war in Gefahr gewesen. Auch andere waren es und konnten auf einen Schlag zu Opfern werden. Er musste sich jetzt zusammenreißen! Vollgepumpt mit Adrenalin sprang Linus auf, stürmte aus dem Klo und

rannte durch die ganze Schule. Er musste seine Schwester finden! Sie würde die nächste sein, wenn keiner Patrick aufhielt. Fluchend bemerkte Linus, dass er ihr neues Klassenzimmer nicht kannte. Also machte er kehrt und rannte zum Schuleingang. Auf dem Zettel, der die Raumeinteilung bekanntgab, bemerkte er verzweifelt, dass er nicht einmal ihre Klasse wusste. 6a? 6b? oder doch 6c, d oder e? Plötzlich legte jemand von hinten die Hand auf seine Schulter. Linus schrie erschrocken auf, doch die Stimme, die ihm ein leises „pscht!“

ins Ohr flüsterte, kam ihm bekannt vor. „Eva!“ Linus atmete erleichtert auf. „Linus, was ist passiert? Man hat dich bis in unser Klassenzimmer schreien gehört! Herr Jolsen hat mir erlaubt, dir zu folgen.“ „Eva, du musst sofort nach Hause gehen, hörst du? Du bist in großer Gefahr! Ich... ich kann es dir nicht erklären, es ist zu...““Schrecklich?“ „Ja!“ „Linus, warum hast du geschrieen? Ich bewege mich keinen Meter, ohne eine Antwort!“ „Ole... Er...“ „Was ist mit

Ole?“ „Er ist tot! Erstochen“, stieß Linus hervor und musste ein erneutes Schluchzen unterdrücken.“ „Wie... tot?“ „Es ist keine Zeit, das zu erklären. Es wird weitere Opfer geben, wenn ich nicht... Bitte geh!“, flehte der Junge verzweifelt. Aber seine Freundin schüttelte stur den Kopf. „Was auch immer hier vorgeht, ich werde dich nicht im Stich lassen. Behalte dein Geheimnis für dich, aber lass mich dir wenigstens helfen. Weißt du, wer der Mörder sein könnte?““Ich weiß, wer es ist“ „Wer,

Linus?“ „Es ist... es ist... Tut mir leid, ich kann es einfach nicht!“ Eva nickte. „Ist schon gut. Aber was wirst du als nächstes tun?“ „Ich brauche das Klassenzimmer meiner Schwester, weiß aber nicht, in welche Klasse sie geht. Sie braucht meine Hilfe!“ „Dann lass uns suchen. Wir fragen einfach in jeder sechsten Klasse nach ihr.“ Erleichtert nickte ihr Freund. Er folgte Eva durchs Schulhaus. Keuchend erreichten sie als erstes das Klassenzimmer der 6b. Eva klopfte und trat ohne auf eine

Antwort zu warten ein. Frau Schweitzer, eine freundlich Lehrerin sah ihnen entgegen. „Ähm... ist meine Schwester Lara zufällig in ihrer Klasse? Ich muss unbedingt mit ihr reden!“, sagte Linus so ruhig er konnte. „Du bist doch Linus, oder? Du möchtest sie sicher wegen der Beerdigung abholen.“ Linus und Eva warfen sich verwirrte Blicke zu. „Äh... ja, genau“, meinte Linus unsicher und Frau Schweitzer antwortete prompt: „Keine Sorge, dein Cousin Patrick war bereits da. Er hat sie mitgenommen.“ Von Linus kam nur noch ein

flüchtiges „Danke“, da war er schon aus dem Klassenzimmer gestürmt. Eva konnte ihm kaum folgen, als er planlos durchs Schulhaus rannte. „Linus!“, rief sie ihm hinterher. „Was ist los? Was für eine Beerdigung?“ „Es gibt keine Beerdigung“, keuchte Linus. Eva erwiderte daraufhin nichts. Schweigend eilte sie ihrem Freund hinterher, bis die beiden sich auf dem Schulhof wiederfanden. Eva wollte gerade eine weitere Frage stellen, als Linus vor ihr zusammenklappte. Erstaunt sah Eva sich um. Der Atem stockte ihr, als sie es entdeckte. Mitten auf dem

Hof lag eine Leiche. Während Linus noch immer die Fassung nicht gefunden hatte, trat das Mädchen näher. Ein spitze Aufschrei entfuhr ihr, als sie den Toten identifiziert hatte. Vor ihr lag mit blutverschmierten Kopf Herr Müller, ihr ehemaliger Mathelehrer. Es war Linus Lieblingslehrer gewesen. „Linus, was hat das zu bedeuten?“, fragte sie mit zitternder Stimme. Das einzige, was der Junge herausbrachte war: „Patrick! Lara... in Gefahr... er wird... töten!“ „Ist... Patrick der

Mörder?“ „Ja.“ „Warum?“ Linus schwieg. Eva kam zu ihm zurück und streckte ihm die Hand entgegen. „Wir werden sie finden!“ Ihr Freund nickte. Er ließ sich hochziehen und Eva führte ihn, so schnell sie konnte ins Schulgebäude zurück. Lange mussten sie nicht laufen, als plötzlich eine dunkel gekleidete Gestalt vor ihnen auftauchte. Angsterfüllt wich Linus zurück. Gerade wollte er fliehen, als eine gebieterische Stimme ertönte. „Halt!“ Noch nie hatte Eva Linus´ Cousin so kalt erlebt. Er war

immer ein freundlicher Junge gewesen. Irgendetwas musste in den Ferien mit ihm und Linus passiert sein. Etwas, das so furchtbar war, dass ihr Freund es nicht erzählen wollte. Er hatte sonst noch nie Geheimnisse vor ihr gehabt. Patrick zog etwas aus einer kleinen Seitentür mit dem Schild „Abstellkammer“ hervor. Linus schrie auf, als er erkannte, dass es Lara war, die Patrick fest am Arm hielt. Die Arme waren ihr mit Kabelbinder auf den Rücken gebunden und sie war mit einem alten Lappen geknebelt worden. In

ihren eisblauen Augen stand die pure Angst geschrieben und sie schien bitterlich geweint zu haben. Linus schluckte. Er hatte Lara kein Wort von den Ereignissen in den Ferien erzählt. Linus schob sich langsam vor Eva. Patrick lachte, als er seine angsterfüllte Miene sah. „Hast du meine zwei Opfer bereits gesehen, Cousin? Sie wurden allein für dich getötet. Na, wie fühlt sich das an? Nun bist du schon der Mörder von drei Personen.“ Er sah, wie Eva hinter ihm zusammenzuckte. „Linus...?“, flüsterte sie leise. „Ich habe deine Schwester nicht getötet.

Sie ist verunglückt, das weißt du genau. Du suchst dir doch nur jemanden, dem du die Schuld geben kannst!“, schrie Linus verzweifelt. In Patricks Gesicht stand die blanke Wut geschrieben, als er zurückbrüllte: „Du warst der Einzige, der bei ihr war! Wer sonst soll sie vom Felsen gestoßen haben?“ „Sie ist gefallen. Keiner hat sie gestoßen! Ich habe ihr gesagt, sie solle nicht dort hoch klettern, aber sie wollte mir nicht zuhören. Dann ist sie auf der Felsspitze balanciert und... gefallen. Ihr Kopf ist auf dem Boden aufgeschlagen! Ich habe

versucht, die Blutung zu stillen, aber es war zu spät!“ „Das ist nicht wahr! Sie wäre nie so töricht gewesen, auf diesen Felsen zu steigen. Du hast sie dazu überredet und dann gestoßen!““Ich habe nichts getan, das mußt du mir...“ „Schweig!“, fuhr Patrick ihn an und Linus gehorchte tatsächlich. „Ich glaube dir kein Wort. Du wolltest sie umbringen. Und allein deshalb mussten auch Ole und dein Mathelehrer sterben.“ „Ich weiß, du hast Ole getötete, weil... weil mir etwas an ihm lag. Du willst mir wehtun, Rache üben.

Aber warum musste Herr Müller sterben?“ „Oh“, Patricks Mund verzog sich zu einem Lächeln, „es war dein Lieblingslehrer. Und Antonia hat ihn gehasst.“ „Er musste sterben, weil deine tote Schwester ihn nicht mochte?““Und weil du ihn mochtest“. „Du bist ein Monster, Patrick! Du kommst nicht über das hinweg, was du ohnehin nicht ändern kannst und machst andere dafür verantwortlich...“ „Vielleicht ist es so. Und wennschon... Ich werde meine Rache an dir nehmen. Zwei Opfer

gibt es bereits. Und du darfst entscheiden, wer die Nummer drei werden soll. Ich schlage dir deine Schwester im Tausch gegen deine kleine Freundin vor.““Ich soll... Eva opfern?“ Patrick lachte laut und gehässig auf. „Ja, du sollst am eigenen Leib erfahren, wie ein Verlust sich anfühlt. Und schuld, die Schuld hast du bereits auf dich genommen. Du hast das Leben dreier Menschen ausgelöscht.“ Linus schloss verzweifelt die Augen. Alles in ihm wollte nur eines: Patrick auf der Stelle vernichten. Er hatte Ole und Herrn

Müller getötet. Sie waren unschuldig gewesen, so wie es Lara und Eva waren. Hätte er nur nicht so lange geschwiegen. Hätte er nur jemandem von den Vorfällen im Urlaub und von Patricks Drohung erzählt, ihm alles mit dem gleichen Schmerz heimzuzahlen. Eva berührte ihn an der Schulter. Es tröstete Linus etwas, dass er nicht alleine war. Trotzdem wusste er, dass er wohl entweder sie oder Lara opfern müsste. „Töte mich, Patrick, nicht die Mädchen“, sagte er matt. Eva fasste ihn erschrocken an beiden Schultern. „Nein, Linus“, protestierte sie, „ich werde mich

opfern. Lara ist noch so jung... sie soll leben! Ich... ich würde alles für dich tun!“ Aber Linus schüttelte den Kopf. „Ich bin nicht bereit, dich sterben zu lassen“, meinte er leise. „Es muss einen anderen Weg geben.“ Lara schaute ihn noch immer verzweifelt an und Eva zitterte am ganzen Leib, auch wenn sie es mit aller Mühe zu verbergen versuchte. Linus fasste einen Entschluss. Er sah, wie Patrick das Messer in der Hand hielt. „Ich habe mich entschieden“, sagte Linus mit fester Stimme. Drei Augenpaare richteten sich voller

Hoffnung, Verzweiflung, Angst und Belustigung auf ihn. Doch es kam keine Antwort von ihm. Noch während er so redete, hechtete Linus nach vorne und versuchte seinem Cousin das Messer zu entreißen. Mit aller Kraft zog und zerrte er daran. Patrick jedoch kämpfte wie ein Bär. Er entriss seinem Cousin die Waffe und streckte ihm die lange Klinge entgegen. Als Linus keinen anderen Ausweg mehr sah, fasste er diese und zog daran, so fest er konnte. Die scharfe Klinge drang tief in seine Haut ein. Vor Schmerz schrie der Junge fast auf, kämpfte aber

verbissen weiter. Und auf einmal ließ Patrick das Messer völlig unerwartet los und Linus hielt es alleine in der Hand. Verwirrt sah er sich um. Neben ihm stand Björn, ein Junge, der in Linus Klasse ging, den er jedoch nicht weiter kannte. „Ich komme von der Toilette. Herr Jolsen hat mich geschickt, um euch beide zu suchen. Ich habe es gesehen. Er hat Ole getötet, richtig?“, fragte Björn und verpasste Patrick, der neben ihm zu Boden gesunken war einen Tritt in die Seite. „Ich habe ihm ordentlich eine verpasst, der dürfte so schnell nicht mehr aufwachen.“ Eva nickte

nur erschöpft, während ihr Freund ins Taumeln geriet und auf die Knie sank. Blut rann seine Hand hinunter. Björn reichte dem Mädchen ein Stofftaschentuch und sie nickte ihm dankbar zu. Er wirkte ruhig, auch wenn Linus sah, wie er am ganzen Körper bebte. Eva begann, seine Hand sorgfältig zu verbinden, während Björn sich daran machte, Lara aus ihren Fesseln zu befreien. „Ich habe sie nicht getötet!“, war das Einzige, was Linus seiner Freundin sagte. „Ich weiß.“ „Es ist meine Schuld, dass sie tot

sind, richtig? Ich... ich hätte es jemandem sagen müssen. Patrick hat mir gedroht, nachdem seine Schwester in den Ferien von einem Felsen gestürzt ist. Ich war dabei. Er denkt noch immer, ich war es. Er hasst mich jetzt! Patrick... Er hat mir noch direkt danach gedroht. Oh warum nur habe ich es keinem gesagt?““Du hattest eben ein Geheimnis, das dich belastet hat, mehr als du es aushalten konntest. Du dachtest, nicht darüber zu reden, wäre das Beste. Du konntest schließlich auch nicht wissen, ob jemand, der über die Drohung Bescheid weiß und mit Patrick

aufhalten wollte, nicht auch in Gefahr gewesen wäre. Vermutlich hättest du es mir nach Oles Tod sagen sollen. Es wäre besser gewesen. Aber du hättest nichts mehr von dem, was geschehen ist ändern können. Selbstzweifel machen das alles nicht besser. Es ist geschehen, weil Patrick es so wollte. Nicht, weil du geschwiegen hast. Dich trifft keine Schuld!“ Tränen der Befreiung stiegen Linus in die Augen. Er nickte schwach und versank dann in eine tiefe Ohnmacht.

0

Hörbuch

Über den Autor

Kimmern
16 Jahre, Spaß am Schreiben, Lesen, Sprachen lernen.
Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen meiner Werke und freue mich über (hilfreiches) Feedback :)

Leser-Statistik
52

Leser
Quelle
Veröffentlicht am

Kommentare
Kommentar schreiben

Senden
RaptickWrath Wirklich großartig geschrieben und dabei noch so jung, ich bin wirklich beeindruckt. Ich konnte mir wirklich jedes einzelne Detail vorstellen und mich hat deine kleine Geschichte sofort mitgerissen. Wirklich wirklich Großartig, mach weiter so, du bist sehr talentiert :)
Vor langer Zeit - Antworten
Kimmern Vielen lieben Danke für deinen supernetten Kommentar!
Vor langer Zeit - Antworten
Frettschen Total klasse geschrieben!
Vor langer Zeit - Antworten
Kimmern Vielen, vielen, vielen lieben Dank!!!!!!!!
Vor langer Zeit - Antworten
Zeige mehr Kommentare
10
4
0
Senden

117779
Impressum / Nutzungsbedingungen / Datenschutzerklärung