Romane & Erzählungen
Lebensretter - Teil 29

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"Da ging plötzlich ein Ruck durch meinen Körper. Das hier musste enden!!"
Veröffentlicht am 30. August 2014, 22 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
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Über den Autor:

Bin Mitte 40, habe in Bonn Theologie studiert, arbeite aber jetzt was ganz anderes :-) Verheiratet ohne Kinder, habe aber trotzdem weniger Zeit zum Schreiben, als ich möchte. Trotzdem habe ich es geschafft, ein ganzes Buch zu schreiben, DIN A4 doppelseitig bedruckt immerhin 240 Seiten. Und jetzt habe ich den Schritt gewagt und es als reines E-Book auf Amazon veröffentlicht ( ...
Da ging plötzlich ein Ruck durch meinen Körper. Das hier musste enden!!

Lebensretter - Teil 29

Kleine Anmerkung



So, wir befinden uns auf der Zielgeraden. Mit diesem sind es noch vier Kapitel - wobei es sogar die Möglichkeit gibt, nur bis Kapitel 31 zu lesen ...



Aber davon ein anderes Mal mehr!

Teil 29

Was mir allerdings nicht erspart blieb und scheinbar unausweichlich war, war ein Zusammentreffen mit meiner Mutter. Denn eines Tages – ich hatte inzwischen gemerkt, dass ich Teil einer netten kleinen Freundes-Familie war, denn abwechselnd brachten mich entweder Jens, Julia, Vince oder Pfanni zum Präsidium und holten mich auch wieder ab! - stand sie einfach da auf dem Vorplatz und wartete auf mich. Erschrocken blieb ich stehen, so dass prompt Vince, der heute 'Dienst' hatte, auf mich auf lief. „Was ist?”, fragte er und ich deutete mit dem Kinn auf die hagere, aber nichtsdestoweniger recht attraktive Frau vor

uns. „Das ist meine Mutter.” „Du meinst ...”, begann er, bevor ihm anscheinend die ganze Tragweite dieses Treffens bewusst wurde. Auch er und die anderen wussten inzwischen Bescheid darüber, dass die Rolle von Cornelia in dieser Sache eine äußerst unrühmliche gewesen war … Sie machte jetzt ein paar Schritte auf uns zu und auch Vince bewies, dass er einen ausgeprägten Beschützerinstinkt hatte, denn er schob sich halb vor mich und fragte, ob wir nicht besser gehen sollten. Einen Moment war ich versucht, oh ja, aber dann zuckte ich mit den Achseln. Ich hatte schon so viel Scheiße durchgestanden bisher, da würde ich das hier auch noch schaffen. Irgendwann mussten wir ja miteinander reden, da konnte es auch gleich heute

sein. Also atmete ich einmal tief ein, sagte „ist schon in Ordnung”, hob dann die Schultern um mich zu straffen und ging ihr entgegen. „Kätchen, mein Kätchen!”, säuselte meine Mutter laut und kam mit geöffneten Armen ebenfalls auf mich zu. Da blieb ich erst mal sofort wieder stehen wie abgeprallt, denn als Anrede hätte sie sich nichts schlimmeres einfallen lassen können. Mein Name hatte im Lauf meines Lebens schon erstaunlich viele Varianten erfahren, Kitty, Cathy, Cat, sogar die 'Trine' meines Vaters war okay gewesen, aber diese Verballhornung in 'Kätchen' hatte ich schon immer gehasst. Und ich bin sicher, Cornelia wusste das. „Alles klar?”, ich fühlte Vince' Hand auf meinem

Rücken, „Wir können immer noch umkehren ...” Verlockender Gedanke. Kurz drehte ich mich zu ihm um. „Ich schaff das, keine Sorge. Bleib einfach in der Nähe, ja?” Er nickte und trat ein Stück zu Seite, wo er sich mit seinem Handy zu beschäftigen vorgab, uns dabei aber unter seinem schrägen Pony hervor nicht aus den Augen ließ. Also gut, vorwärts! „Ach Katrin” - sie sprach meinen Namen lieber deutsch aus, aber immer noch besser als dieses Kätchen - „ist das schön, dich endlich wieder zu sehen!” Sie kam mit weit geöffneten Armen auf mich zu und wollte anscheinend auf heile Welt machen, doch ich ignorierte das. „Hallo Cornelia”, antwortete ich steif und sie ließ die Arme sinken. „Ach Kind, wie nennst du mich denn?” „Ganz sicher nicht 'Mama'!”, eröffnete ich die Runde lieber gleich und man sah ihrer Miene

an, dass sie verstanden hatte und deshalb rasch die Arme sinken ließ. „Ah, ich sehe, du hast dich dazu entschlossen, die Lügen zu glauben.” „Ähm, welche Lügen bitte?” Meine Neugier war nicht vorgetäuscht! „Na, die man dir hier sicher bei der Polizei erzählt hat.” „Oh, keine Sorge! Die einzige Lüge, die hier kursiert, ist die, ich trüge eine Mitschuld daran, von Toni vergewaltigt worden zu sein!” „Oh, ähm, ja ...” „Und sie stammt von deinem Lebensgefährten persönlich.” Ich staunte selber über die Energie, welche mich plötzlich erfasst hatte und die es mir ermöglichte, aufrecht und ruhig vor meiner Mutter zu stehen. Nicht einmal meine Stimme zitterte. Ihre Gesichtszüge dagegen verzogen sich und

sie schnaubte. „Naja, du hast ihn ja auch mit deinem kindlich-naiven Charme oder was du dafür hieltst versucht zu becircen. Wie eine kleine Lolita. Da muss sich ein Mann ja geschmeichelt fühlen, der Ärmste! Du hast dich aber auch nuttig angezogen!” Neben mir hörte ich ein weiteres Geräusch des Unwillens, es kam wohl von Vince. Mir selber war selbst ein verächtliches Schnauben erst mal im Hals stecken geblieben. Unfassbar! Abgesehen davon, dass ich wirklich kein Fan von Miniröcken oder dergleichen gewesen war, ich hatte seine Nutten gesehen – um so rumzulaufen, musste sich eine Frau schon sehr anstrengen! „Du erzählst vollkommenen Quatsch! Wie kommst du nur auf so was?!!“, japste ich. „Ständig lag er mir in den Ohren, wie süß du doch seist und was ich für eine hübsche Tochter hätte. Und du hast dich in seiner

Bewunderung gesonnt!” „Ah ja, und das war dann Grund genug für dich, mich diesem Ungeheuer auszuliefern? Zu dulden, dass er mich im Keller einsperrt und sich brutal an mir vergeht?!?!!” Das Entsetzen in ihrem hübschen Gesicht konnte man ihr fast glauben, diese Kunst der Verstellung hatte sie wohl noch aus ihrer früheren Karriere mitgenommen. „Was für eine grässliche Lüge!”, rief sie laut aus. „Wer hat dir das eingeredet, etwa dieser gemeine blonde Mann, der mich nicht zu dir gelassen hat?” „Da muss ich dich enttäuschen. Es war dein Anton persönlich, der mir das verraten hat.” Plötzlich ließ sie ihre Maske fallen und war mit zwei unglaublich schnellen Schritten bei mir und ich musste Vince mit einem raschen Blick auf Abstand halten.

Sie baute sich drohend mit verzehrtem Gesicht vor mir auf. Diesen Ausdruck kannte ich bei ihr nur zu gut: Pure Eifersucht! „Er hat mich immer seltener angesehen, geschweige denn angefasst. Ich war kurz davor, ihn zu verlieren, was hätte ich denn machen sollen?!“ Meinte sie die Frage ernst? Fassungslos fragte ich mit rauer Stimme „Und da hast du mich ... einfach geopfert? Bist du dir im Klaren darüber, was du da sagst? Was du gerade zugibst?!!“ „Ja und?“, höhnte Cornelia da, „was soll schon passieren? DU wirst mich sicher nicht verraten. Nicht, wenn-“ „STOPP!“, sagte ich scharf. Ich wurde mir

plötzlich dessen bewusst, dass wir uns hier auf dem Platz vor dem Polizeipräsidium befanden, auf dem Präsentierteller sozusagen. Und da wir uns wie zwei Duellantinnen gegenüber standen, ernteten wir bereits einige neugierige Blicke ... „Bevor du dich weiter rein reitest, schlage ich vor, wir gehen in das Café da drüben. Zu viele neugierige Ohren hier.“ „Wenn du meinst“, zuckte sie betont lässig mit den Achseln und zupfte ihren hässlichen Persianer zurecht, folgte mir dann in das Lokal. Wir gaben unsere Bestellung auf und irgendwann, nachdem wir in feindseligem Schweigen gewartet hatten, stand ein heißes Getränk vor mir, in dem ich achtlos herum rührte. Vince hatte am Nebentisch Platz genommen, er schien wie auf glühenden Kohlen

zu sitzen, machte sich aber gar nicht erst die Mühe so zu tun, als würde er weg hören. Das war mir nur recht, meine Mutter sollte wissen, dass es einen Zeugen gab! „Also, was wolltest du mir sagen, Cornelia?“ °Sie sollte die Augen nicht immer so zu diesen kleinen Schlitzen verengen, das macht sie nur unattraktiv°, schoss es mir durch den Kopf, als sie mich nun so verkniffen ansah. „Na, das dürfte dir doch wohl klar sein, du kleines Flittchen. Ich beobachte dich ja schon länger, dich und deine kleine Männerriege“, sie wies beiläufig auf Vince, „wenn ich deinen lieben kleinen Bruder bringe und abhole ...“ Ich unterdrückte den Ärger über die implizierte Unterstellung, ahnte aber, worauf das hier hinaus laufen würde. Und richtig, sie fuhr fort: „Der Kleine ist so glücklich, dich wieder zu haben ... Es würde ihm wahrlich das Herz

brechen, wenn ich ihm sagen müsste, dass du schon wieder verschwunden bist … oder ihn nicht mehr sehen willst ...“ Auch nach meinem Herz griff jetzt eine eiskalte Hand. „Und warum solltest du dich gezwungen sehen, das plötzlich tun müssen?“ „Na wenn du zum Beispiel nicht diese lächerliche Anklage fallen lässt-“ „Das kann ich nicht, Mutter, und das weißt du auch. Das wird im öffentlichen Interesse vom Staat verfolgt.“ „Jaja, aber du könntest da erheblichen Einfluss drauf nehmen”, wischte sie meinen Einwand wie eine lästige Fliege fort. „Indem du zum Beispiel zugibst, dass diese erste Geschichte erstunken und erlogen ist ..“ „ZUGIBST!?“, fragte ich und schnappte nach Luft. „DU weißt, dass das keine Hirngespinste sind. Und du hast ihm geholfen!“

„Beweis es! Aber wenn du es auch nur versuchst … dann steht Wort gegen Wort und dir kleinem verschrecktem Mädchen wird man DAS bestimmt nicht glauben! Ich bin doch deine Mutter.” Ihre Stimme triefte vor Ironie und ich schreckte zurück. Das waren so ungefähr dieselben Gedanken, die ich vor kurzem gehabt hatte. Oh Gott, würde ich vielleicht auch irgendwann so werden wie meine Mutter? Die jetzt mit einem unfassbar diabolischen Grinsen vor mir saß und sich auf der Siegerstraße wandeln sah, wenn es sein musste, über die Leiche ihrer Tochter hinweg?! Oder auch über die ihres Sohnes. Würde sie das wirklich tun, ihn als Druckmittel benutzen? Sie drohte mir mehr oder weniger offen damit, Niels von mir fern zu halten. Und das nach

allem, was ich durchgemacht hatte … Wo ich doch quasi nur wegen Niels überhaupt in dieser Stadt geblieben war! Und nun wollte sie wieder einen Keil zwischen uns treiben, wollte mich dazu erpressen, auf das Mindestmaß an Gerechtigkeit zu verzichten. Und wer weiß, was sie sich noch alles einfallen lassen würde, es dauerte schließlich noch lange, bis Niels volljährig wurde ... Da ging plötzlich ein Ruck durch meinen Körper. Ja, ich liebte meinen Bruder. Ich liebte ihn abgöttisch und könnte heulen bei dem Gedanken, ihn nicht mehr wieder zu sehen. Aber ich konnte auch nicht den Rest meines Lebens in Angst leben! Immer fürchten, dass seine Mutter mich aus einer Laune heraus mit etwas trietzen und erpressen würde, nur weil

ich emotional abhängig war. Nein, das musste enden. Es gab sicher einen Weg, sich Niels' Anwesenheit zu versichern, aber dieser Weg war es nicht. Ich konnte nicht den Rest meines Lebens in duckmäuserischer Abhängigkeit von den Launen eines abgebrühten Monsters stehen! Ich musste frei sein!! „Katrin? Hast du mir zugehört?” „Ma-” Nein, dieses Wort nicht, nie wieder! Ich richtete mich so gerade wie nur möglich auf und setzte noch einmal an. „Cornelia”, meine Stimme war rau, aber fest, „jetzt hörst du mal mir zu: Wage es nicht, noch ein einziges Mal zu behaupten, ich sei an der Vergewaltigung selber Schuld! Wage es ja nicht, mir noch ein einziges Mal unter die Augen zu kommen!!

Und wage es um alles in der Welt nicht noch einmal, meinen kleinen Bruder als Druckmittel gegen mich zu verwenden!!!” Sie versuchte zwar, sich nichts anmerken zu lassen, zuckte aber doch mit dem Oberkörper zurück. Ihre Stimme klang jedenfalls beeindruckt von der unheilvollen Ruhe, mit der ich die Worte hervorgebracht hatte, als sie nun fragte: „Ach ja, und was sollte mich davon abhalten?” Jetzt war es an mir, maliziös zu grinsen und ich staunte selber über mich, wie ruhig ich sprechen konnte, obwohl es in mir brodelte. „Na, das hast du doch eben selber angedeutet. Ich KANN Einfluss auf das Verfahren nehmen und ich werde alles tun, dass dieses Monster hinter Gitter kommt. Und jetzt stell dir mal vor, wie lange er sitzen müsste, wenn noch

versuchter Mord dazu käme ...” Sie keuchte entsetzt. „Das … das wäre ein Meineid!” Ich lehnte mich über den Tisch und sah ihr wütend in die Augen. „Ach wirklich?! Und wenn schon, unterschätze nicht, wozu ich fähig wäre! Abgesehen davon, bin ich davon überzeugt, dass Toni mich dieses Mal abmurksen wollte. Und ich wäre mir an deiner Stelle nicht so sicher, ob denn niemand glauben würde, dass du mit drin steckst ...” Okay, das war hoch gepokert. „Du hast also die Wahl, Cornelia, entweder hältst dich bedeckt und siehst den einzigen Mann, der dich noch attraktiv findet, in ein paar Jahren wieder – oder du läufst Gefahr, ihn für lebenslänglich im Knast verschwinden zu sehen oder sogar selber im Frauengefängnis zu landen! Wofür entscheidest du

dich?!?” Oh, dieses Mienenspiel in ihrem Gesicht! Dieser Ablauf von Wut, Hass und Erkenntnis, ich wünschte, ich hätte eine Videokamera dabei gehabt. Nein, in Wirklichkeit saß ich mit einem unterdrückten Zittern da, beschwor alle Mächte des Universums, doch wenigstens dieses Mal auf meiner Seite zu stehen und ein Einsehen zu haben. Die Spannung an unseren beiden Tischen konnte man beinahe mit den Händen greifen, denn auch Vince neben mir schien zu vibrieren. Endlich holte Cornelia tief Luft und hob ihre Kaffeetasse zum Mund. Als sie diese absetzte, fragte sie in einem ganz gewöhnlichen Plauderton „Und, wann passt es dir das nächste Mal? Ich meine, wann wollt ihr Niels das nächste Mal

sehen?” „Ähm, äh”, stammelte ich überrumpelt durch diese seltsame Art der Kapitulation, „wie wäre es mit morgen? Jens wird ihn wie immer abholen.” Sie schien einen Kloß hinunter schlucken zu müssen und in ihren Augen flackerte für einen Moment Angst auf. „Ja gut.” Plötzlich hatte sie es eilig, sprang auf und flüchtete förmlich aus dem Lokal. Ungläubig starrte ich erst ihr hinterher, sah dann Vince an. Hatte ich jetzt gewonnen?!?

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Hörbuch

Über den Autor

QueenMaud
Bin Mitte 40, habe in Bonn Theologie studiert, arbeite aber jetzt was ganz anderes :-) Verheiratet ohne Kinder, habe aber trotzdem weniger Zeit zum Schreiben, als ich möchte.

Trotzdem habe ich es geschafft, ein ganzes Buch zu schreiben, DIN A4 doppelseitig bedruckt immerhin 240 Seiten. Und jetzt habe ich den Schritt gewagt und es als reines E-Book auf Amazon veröffentlicht ( http://www.amazon.de/Verrat-und-Vertrauen-ebook/dp/B007OH3DXI/ref=sr_1_1?s=digital-text&ie=UTF8&qid=1332863393&sr=1-1 ), vielleicht interessiert es ja den einen oder anderen ... Eine Leseprobe von "Verrat und Vertrauen" findet ihr auch in meiner Bücherliste.

Ansonsten gebe ich zu, eher einen Hang zum Happy-Ending zu haben, aber auch nicht immer, wie die Leser meines "Klassentreffen" sicher bestätigen können :-)

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QueenMaud Nicht vergessen, Gesamtfassung unter
http://www.mystorys.de/b113998-Romane-und-Erzaehlungen-Lebensretter--Vorlaeufige-Gesamtausgabe.htm
;-)
LG
QueenMaud
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