Wie konnte alles so schrecklich schief gehen… Ich wünschte ich könnte sagen, ich weiß, das trotzdem noch alles gut werden wird. Ich wünschte es wirklich. Doch im Augenblick sehe ich wenn ich den Kopf hebe… Asche. Flammen, die eine ganze Stadt zu verzehren drohen. Geschürt durch unsere eigene Ignorant und würde mir der Gedanke nicht so bitter sein ich würde sagen, wir haben es verdient. Als sich unsere ältesten Prophezeiungen
erfüllten, dachten wir da wirklich, es gäbe Hoffnung? Am Ende war auch dies nur eine Lüge. Und nun Ich kann nicht einmal darauf hoffen mich lange zu halten, noch weniger hier wieder raus zu kommen, aber… ich werde tun was ich kann. Was vor uns liegt ist keine Schlacht mehr. Nur der Tod. Mit etwas Glück wird es eine Rettungsaktion. Aber eigentlich geht es jetzt nur noch um die Ehre. Jeder ist sterblich. Jeder ein Werkzeug. Und diese Worte wird niemand jemals lesen. Und wenn doch… Es tut mir leid. Es tut mir leid, dass ich die Waffe gegen jene erheben muss, die ich schützen sollte. Aber wir alle müssen uns irgendwann
unserem Schicksal stellen.
- Halb verbrannte Notiz gefunden in den Straßen Helikes
Bildquelle :Uta Herbert / pixelio.de
Jiy trat auf den Balkon der Villa hinaus. Kalte Nachtluft schlug ihr entgegen und sorgte sofort dafür, dass ihr Atem als kleine Dampfwolke sichtbar wurde. Niemand wagte sich sonst hierher was ihr ermöglichte, den überfüllten Hallen kurz zu entkommen und das ständige Stimmengewirr der Versammlung hinter sich zu lassen. Kellvian oder überhaupt irgendjemanden da drinnen zu finden war ein Ding der Unmöglichkeit, dachte sie. Nur noch einzelne Wortfetzten drangen durch die geöffneten Türen hinaus, ansonsten aber war es fast gespenstisch
ruhig. Die Gejarn konnte nur schätzen, wie spät es war. Unten in den Gärten um die Villa leuchtete eine Unzahl von Laternen und dahinter schimmerten die Straßen und Gebäude Varas in der Dunkelheit. Kein einziger Stern und nicht einmal der Mond zeigten sich am Himmel. Nur ein durch nichts unterbrochener, schwarzer Samtteppich. Jiy lehnte sich an das niedrige Holzgeländer, welches die Plattform umlief. Das war schon ein seltsamer Abend gewesen, dachte sie. Erst Fenisin und Cyrus und dann hatte es wohl noch einen Zusammenstoß zwischen Lord Immerson und Eden gegeben, wenn sie das Gemurmel der Adeligen richtig
verstanden hatte. Jiy konnte nur hoffen, das niemanden etwas passiert war. Alles schien mittlerweile zunehmend schneller zu passieren. Noch vor wenigen Wochen hatte alles so weit weg gewirkt. Die Versammlung genau so wie die Clans und jetzt waren sie mitten drin. Und wenn sie einen Fehler machten… wie viele konnten dadurch verletzt werden… Jiy seufzte. Als ob du das nicht alles gewusst hättest, sagte sie sich und lehnte sich an das Geländer der Terrasse. Unter ihr glitzerten die vereinzelten Lichter in den Straßen Varas als wollten sie die fehlenden Sterne am Himmel ersetzen. Eine Weile stand die Gejarn so da und betrachtete den
langsam zu Ruhe kommenden Ort. Vor einem halben Jahr war sie aus der Stadt geflohen, it dem Gefühl betrogen worden zu sein. Und nun kehrte sie zurück mit dem Gefühl der Angst, an dem aller Zuspruch Kellvians nichts ändern konnte. Wer waren diese Leute da drinnen den, das sie meinten über ihr beider Leben so leichtfertig urteilen zu können? Mit einem Wort könnten sie alles zerstören. Jiy drehte sich um, als sie Schritte auf dem Holzparkett hinter sich hörte. Kellvian duckte sich, ein Silbertablett in der Hand unter dem schweren Wandteppich hindurch, der mittlerweile die Tür zum Außenbereich verhängte. Ein schwaches Lächeln huschte über die
Züge des Mannes ,,Ich hab was zu essen besorgt. Hungrig ?“ ,, Und wie.“ , erklärte sie, konnte aber die besorgten Gedanken nach wie vor nicht abschütteln. ,, Ich habe gehört, was passiert ist…“ Kell nickte. ,, Ich glaube, das hat mittlerweile jeder. Du brauchst dir keine Sorgen machen. Mit Andre werde ich fertig.“ Jiy war klar, dass er sie nur beruhigen wollte. Und auch, das es nicht funktionierte. Er stellte das Tablett auf dem Boden ab und sie ließen sich auf den Holzdielen nieder. Die Kälte störte keinen von ihnen. Es war nach wie vor besser,
als sich weiter mit dem Adel Cantons herum zu schlagen. ,, Es ist…schön hier.“ , meinte Kellvian und ließ den Blick einen Moment über die Stadt schweifen. Mit einer Hand Schnitt er Käse und Brot in Streifen. ,, Vor allen Dingen Ruhig.“ ,erwiderte die Gejarn. ,, Das war ein seltsamer Abend oder ? Kell lachte, aber es klang betrübt. ,, Und ob. Ich habe mir einen der mächtigsten Fürsten Cantons zum Feind gemacht. Und du ?“ Jiy schüttelte den Kopf. ,,Man kann dich ja auch keine Sekunde aus den Augen lassen, Kellvian Belfare.“ , erwiderte sie, ebenfalls lachend. Jiy griff nach einem
Käsestück auf dem Tablett und besah es einen Moment skeptisch. ,, Die Gejarn kennen Käse oder ?“ ,, Natürlich, aber normalerweise stellen die Clans das nur her, wenn nicht mehr genug Tiere zum schlachten verbleiben. Die meisten mögen es nicht aber…“ Jiy nahm einen bissen. ,, Schmeckt gar nicht so übel.“ ,, Ich werde einen zweiten Koch einstellen müssen, wenn ich auf dem Thron lande.“ , bemerkte er scherzhaft. ,,Und wenn das unser geringstes Problem wäre, Kell… Könnte ich nicht glücklicher sein.“ ,,Ich bin offenbar ganz gut darin mir feinde zu machen,“ , fuhr er fort. ,, Ich
wünschte nur, ich wäre halb so gut darin, auch Verbündete zu finden. Bisher habe ich deinen alten Freund Fenisin… und Melchior sicher auf meiner Seite.“ ,,Moment… „ Jiy sah auf. ,,Melchior ist hier?“ ,, Ich habe ihn vor ein paar Minuten getroffen. Keine Ahnung was er hier sucht, er verrät ja nie was, bis es ohnehin zu spät ist. Und ob ich ihm glaube, dass er tatsächlich seine Vision verloren hat… Dieser Mann spielt immer sein ganz eigenes Spiel und ich habe Angst davor, was es diesmal sein könnte.“ ,,Er ist ein Freund, oder ?“ ,,Verdammt Jiy ich weiß es nicht.“ ,
erklärte er heftiger als gewollt. ,, Ich habe keine Ahnung, wem ich trauen kann. Nicht die geringste… Und wenn ich nur einen Fehler mache…“ Kellvian war aufgestanden und hatte beide Hände auf das Geländer des Balkons gestützt. ,,Ich kenne dich so gar nicht Kell.“ Jiy trat vorsichtig zu ihm und legte eine Hand auf seine. ,, Was ist los ? Ich habe selbst Angst vor Morgen, aber… das ist nicht alles oder?“ Kell seufzte. Er konnte nichts vor ihr verbergen, oder? Den anderen mochte es nach wie vor nicht auffallen, aber Jiy bemerkte die schleichende Veränderung. Vor allen anderen war es die Gejarn, die
gar nicht übersehen konnte, was in ihm vorging. ,,Ich… Ich bin ein Leben auf das hier vorbereitet worden Jiy.“ Kellvian wollte sie nicht noch weiter beunruhigen. ,, Offenbar ist ein Teil von Tyrus Ausbildung hängen geblieben. Das ist alles.“ Die Gejarn verschränkte lediglich die Hände vor der Brust. Ihre Blicke trafen sich einen Moment. Er seufzte. ,,Ich kann dich nicht anlügen, wie ?“ ,,Nicht so plump zumindest.“ , erwiderte sie mit einem schwachen Grinsen. ,,Ich bin auf einem Weg, den ich nicht gehen will. Und doch bleibt mir nur
weiter, einen Fuß vor den anderen zu setzen oder alles zu verlieren. Und das kann ich nicht. Nicht mehr.“ Es war zumindest ein Teil der Wahrheit, einer den sie bereits kannte. Aber er fürchtete sich zu sehr, vor der ganzen Bedeutung. Was das alles aus ihm machen könnte. Dagian Einher suchte sich übel gelaunt einen Weg zwischen den schwatzenden Gästen hindurch. Der Abend war alles andere als gut verlaufen dachte er. Was Kellvian anging, machte er sich längst keine Hoffnungen mehr. Es war vorbei. Selbst wenn ein Wunder geschah, das dem Mann zum Kaiser machen würde… Und er konnte nur dabei stehen.
Konstantin war auf seine alten Tage genau so von der Bahn abgewichen, wie sein Sohn schon jetzt. Er schuldete es Canton, das er so jemanden nicht dulden durfte. Und doch waren ihm für den Augenblick die Hände gebunden. ,,Ein offener Kampf, Tamyra, glaubt ihr wirklich, das wird ihm irgendjemand hier verzeihen ?“ , wollte er von seiner Adjutantin wissen, die ihm in einigem Abstand folgte. Wie hatte sie schon gesagt. Es gab niemanden außer Kellvian. Und was folgen mochte, wenn der Mann den Thron für sich beanspruchte war noch nicht abzusehen. ,, Dafür war ja wohl nicht Kellvian verantwortlich.“ , erklärte die rothaarige
Frau entschieden. Sie hatte offenbar getan um was er sie Gebeten hatte. Den Streit am Morgen vergessen. ,,Nein, aber wir haben ein dutzend Beschwerden bei der Garde bekommen, das man einen bewaffneten Gejarn hier rein lässt. Als Kell Gast. Hätte diese Eden Erfolg gehabt, hätte das wie ein geplanter Anschlag ausgesehen. Allerdings hätte ihm das wenigstens etwas Respekt verschafft.“ Jemand drängte sich durch die Reihen der bunt gekleideten Gestalten bis zu ihnen durch. Dagian erkannte einen grauhaarigen Mann, der einen violetten Umhang trug. Im folgten im Abstand einige Diener, die sich durch ihre
dunklere Kleidung etwas von der Masse abhoben. ,,Lord Andre de Immerson, oder ?“ , wollte Dagian wissen und hoffte, das der Mann sich nicht persönlich bei ihm Beschwerde einlegen wollte. Immerhin war er beinahe Ziel eines Attentats geworden. Er war es müde, sich mit Politikern herumzuschlagen. ,,Bitte sagt mir das wir uns nur Zufällig über den Weg laufen.“ ,,Ihr habt also schon davon gehört“, stellte der Adelige aus Silberstedt scheinbar zufrieden fest. ,,Gehört trifft es ganz gut, Ihr müsst das alles Entschuldigen Herr. Kellvian weiß ab und an nicht, was er tut, fürchte ich.
Und zunehmend häufiger.“ ,, Das habe ich bemerkt. Ich bin ehrlich gesagt kurz davor, abzureisen, nachdem euer Herr meint, mir vorenthalten zu müssen, was rechtmäßig mein Besitz wäre. Macht diesen Narren ruhig zu eurem Kaiser. Aber erwartet nicht, das ich dabei ruhig zusehe.“ Dagian seufzte. ,,Da seit ihr nicht der einzige, wie mir scheint. Ich glaube nicht, dass er eine große Chance hat. Und noch mehr, das das zu unser aller besten ist.“ Er nickte Tamyra zu, sie alleine zu lassen und Lord Andre folgte dem Beispiel des Hochgenerals und entließ seine Diener. ,, Ich kann euch sicher etwas zu trinken
anbieten, General ?“ , wollte der Mann wissen, während er einem seiner Bediensteten zunickte, der rasch verschwand. ,, Branntwein. Die Götter wissen, den habe ich nach heute nötig.“ Wenige Augenblicke später kehrte der Diener auch schon mit einem Tablett zurück, auf dem mehrere Gläser und eine Flasche standen. Andre nahm das Gefäß entgegen und füllte zwei der Kelche bis zum Rand. Ohne etwas zu verschütten hielt er Dagian eines der versilberten Gläser hin, und nahm selber das zweite an sich. Der Hochgeneral besah sich den tief Bernsteinfarbenen Inhalt einen Moment, bevor
er den Kelch in einem Zug leerte und zurück auf das Tablett des Dieners stellte. Andre winkte ihm zu, ihm zu folgen. Das eigene Glas hielt der Adelige, nach wie vor kaum angerührt, in der Hand. ,,Ihr müsst verzeihen, das ich vorsichtig bin.“ , meinte der Lord, als sie einen Winkel des Saals erreichten. Hier waren weniger Gäste und es wäre wohl schwerer ihr Gespräch zu belauschen. Aber wer sollte sie schon belauschen? Und selbst wenn, es gab nichts zu besprechen, das Gefährlich wäre. Zumindest im Moment noch nicht. ,,Vorsichtig ?“ , wollte Dagian wissen. Die Worte machten ihn schließlich doch
unruhig. Durch ein Fenster konnte er hinaus auf die Gärten um die Villa blickten. Die meisten Lichter draußen waren mittlerweile gelöscht worden. Auch wenn der Abend noch nicht zu Ende war, die Stadt schlief jetzt. ,, Kellvian hat nicht viele Freunde, aber es gäbe wohl wenige, die sich… direkter gegen ihn stellen würden.“ ,, Ihr redet von Verrat.“ , zischte Dagian und verfluchte sich, das er keine Waffe trug. ,, Wollt ihr, das ich euch gleich hier an die Wachen ausliefere ?“ Lord Andre jedoch blieb überraschend ruhig. ,, Eine Leere Drohung, General. Hören wir beide mit dem Spiel auf. Wir beide wollen nicht, das Kellvian die
Krone Cantons für sich beansprucht. Wir haben aber sehr wenig Zeit das zu verhindern. Bis Morgen, wenn wir Glück haben.“ ,, Er hat kaum Anhänger. Ich glaube nicht, dass wir uns deswegen Sorgen machen müssen. Kellvian Belfare hat keine Chance zum Kaiser ernannt zu werden.“ ,,Und da seit ihr euch ganz sicher ?“ Andres Augen funkelten einen Moment, während er seinen eigenen Kelch leerte und die beiden Gefäße wieder auffüllte und verteilte. ,,Ganz sicher.“ , erklärte der Hochgeneral überzeugt. ,, Und zumindest für den Moment werde ich auch nicht
zulassen, das ihr etwas gegen ihn unternehmt. Kellvian wird sich von alleine erledigen. Wir brauchen nur Warten.“ ,,Und dann ?“ , fragte Andre ,,Was dann ?“ Dagian zuckte mit den Schultern. Andre de Immerson grinste düster ,,Nun , irgendjemand wird Kaiser werden müssen, nicht? Wird Kellvian nicht gewählt, habe ich mehr als nur ein paar Unterstützer in der Versammlung. Es wäre gut zu wissen, dass wir dann auf der gleichen Seite stehen… Hochgeneral. Das wäre ratsam…“ ,,Und warum sollte ich grade euch unterstützen
?“ Andre erwiderte nichts, sondern nahm einen langsamen Schluck von seinem Branntwein. ,, Nun ich kann euch versichern, das ihr euren Posten behalten dürft. Und seien wir ehrlich… wenn ihr und damit das Militär, nicht auf meiner Seite steht und ich gewählt würde, wäre das der Auslöser für einen Bürgerkrieg. Das will doch keiner von uns. Also was meint ihr? Können wir uns aufeinander verlassen?“ Der Mann streckte ihm die Hand hin. Dagian Einher zögerte einen Moment. Das wäre der letzte Schritt, sich endgültig gegen das Haus zu stellen, dem
er einmal die Treue geschworen hatte. Aber er hatte ihnen nicht die Treue geschworen um dieses Reich in den Untergang zu führen. Die Entscheidung war schon gefallen, als er Konstantin erschossen hatte. Er ergriff die Hand seines gegenübers.
EagleWriter Und gleich in Schwierigkeiten ^^ lg E:W |
abschuetze Was habe ich verpasst? Eben noch der Prolog und jetzt Kapitel 14? :)) |
EagleWriter Gar nix, da kann ich dich beruhigen. Die anderen 13 Kapitel hatte ich nur schon vor ein paar Monaten veröffentlicht und nehme die jetzt grade erst wieder auf :-) Den Prolog hingegen hatte ich einfach nochmal etwas überarbeitet und deshalb noch mal veröffentlicht. lg E:W |
abschuetze Uff... |
EagleWriter Hihi ^^. Man liest sich noch :-) lg E:W |