Keine Religion für Pazifisten
Damit ich einer Religion anhängen kann, muss ich der Überzeugung nachgehen, dass die Welt durch den entsprechenden Glauben ein besserer Ort ist. Daraus ergibt sich gleichzeitig auch, dass die Welt ein geradezu ideeller Ort oder gar ein Paradies wäre, wenn alle darin meinen Glauben teilen würden. Das ist grade der Grundanspruch und die Grundbedingung einer missionarischen Religion wie die der der drei großen abrahamitischen Monotheisten. Ihre Existenzgrundlage wenn man so möchte.
Wäre die Welt ein besserer Ort, wenn
jeder Christlich Leben würde? ( Und zwar im biblischen Sinne christlich)
Für den gläubigen, überzeugten Christen muss die Antwort Ja lauten. Damit geht aber auch einher, dass plötzlich alles gerechtfertigt ist. Eine PERFEKTE Welt hat KEINEN Preis mehr, der zu hoch wäre. Der Christ hat also keine Ausrede zum friedlich sein .
Das schlimmste Dilemma für den pazifistischen Christen kommt jedoch erst noch, mit der Offenbarung des Johannes. Dieses von einem luziden Träumer im Rausch verfasste Werk macht eines ganz klar: Es MUSS Krieg und Zerstörung geben. Und zwar im
wahrhaft apokalyptischen Ausmaß. Gott will es so. Erst danach kann die perfekte Welt (Himmel) erreicht werden. Damit ist also grade zur Pflicht geworden: Das HERBEISEHNEN eines Weltvernichtenden Konflikts. Das absolute FEIND sein allem normalen Leben gegenüber. Um es einfach zu sagen ,, Halleluja, die Bomben sollen fallen“ muss der Wahlspruch eines bibelgläubigen Christen sein.
Und es wird noch schlimmer. Denn wer nicht getauft ist, ist für alle Ewigkeit verloren und wird ohnehin ewige Schmerzen leiden. Ist es also nicht besser, die Ungläubigen mit
vorgehaltener Waffe zum Taufbecken zu bringen? Und wenn dabei ein paar sterben, was ist schon dabei? Sie haben ja nichts verloren, ihr Leben ist ohne Gott ja ohnehin wertlos.
Das Christentum des Mittelalters war dem heutigen derart Voraus, das es sich dieses Dilemmas Bewusst war und es beantwortet hat, anstatt es zu Verleugnen.
Wenn das Endergebnis der christlich-biblischen Brutalität eine perfekte Welt nach GOTTES höchstem Plan ist, muss die Antwort für den echten Gläubigen, für den Gotthörigen, einfach JA lauten. Das ganze Evangelium schreit danach,
mit Blut erfüllt zu werden. Blut ist letztendlich auch die einzige Bedeutung, die es hat. Erst das Blut des selbsternannten Messias, dann das der ganzen Welt im Tausch dafür, wie die Offenbarung verkündet.
Und hier liegt das Problem. Vor dieses Wahl gestellt, Gottes wahres Königreich, das nicht ohne Blut, Krieg, Tot, Zerstörung für seine Entstehung auskommt, das macht die Offenbarung ganz klar, oder Pazifismus und Humanität, werden die meisten Christen sagen: NEIN. Ich bin in erster Linie Mensch und erst in zweiter Christ.
Daraus ergibt sich das größte Dilemma
der selbsternannten Erlösungsreligion: Die Erlösung ist gar nicht gewollt, nicht mal von denen, die sie eigentlich herbeisehnen sollten. Der Fanatiker aber wird dadurch zum Grundzustand, zum einzigwahren Gläubigen. Alle, die nicht Fanatiker, nicht Kriegstreiber und Entführer in Christo sind, sind keine wahren Gläubigen.
Jeder Christ, der nicht die Kinder seiner nichtchristlichen Nachbarn mit vorgehaltenem Messer und unter Zwang zum Taufbecken bringt, ist kein wahrer Christ. Den er hat sie , seinem eigenen Glauben nach, ein für alle Mal verdammt und den Händen seines imaginären Teufels überlassen. Was kein Akt der
Nächstenliebe sein kann.
Und jeder Christ, der nicht das Ende und den größtmöglichen Krieg und die größtmögliche Zerstörung herbeisehnt, ist kein wahrer Christ. Denn er ignoriert immerhin das Schlusskapitel der Bibel.