Fantasy & Horror
Anshale - Komplettfassung

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"Anshale - Komplettfassung"
Veröffentlicht am 22. August 2014, 698 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
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Über den Autor:

...Was gibts über mich zu wissen ? Ich schreibe gerne, deshalb bin ich auf der Seite angemeldet. Muss man mehr wissen ?Ich freu mich natürlich immer über konstruktive Kritik und Kommentare zu meinen Texten.Sonst noch was über mich.. Malt und Metalhead und Laborheini mit einem Faible für Philosophie, Pfeifen und Fantasyliteratur. Erwarte also bitte niemand zu viel von mir :-) Oh und mich gibts auch bei ...
Anshale - Komplettfassung

Anshale - Komplettfassung

Einleitung


Anshale ist ein Mann auf der Suche nach seiner Vergangenheit. In einem Land, zerrissen von einem Religionskrieg zwischen der Numen-Kirche und den Geisterbeschwörern der Kal’ban bleibt ihm jedoch kaum Zeit, seine verlorenen Erinnerungen aufzuspüren. Lediglich Grauer ,der mysteriöse Anführer der Kal’ban, scheint etwas über ihn zu wissen. Als dieser ihn bittet , ihm dabei zu helfen , einige Gefangene zu befreien findet er sich plötzlich direkt zwischen den verfeindeten Fronten wieder. Und auf dem alles entscheidenden

Schlachtfeld von Ebenwald offenbart sich ihm schließlich eine Wahrheit, die ihn zur Entscheidung zwingt.

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Prolog


Frost lag in der Luft, aber über Dralyn schien der Himmel selbst in Flammen zu stehen. Die roten Strahlen der untergehenden Sonne mischten sich mit den auflodernden Flammen, die den umliegenden Permafrostboden auftauten. Schnee und Asche fielen gleichzeitig zu Boden und vermischten sich zu einem grauen Schleier. Einem Leichentuch für die letzten Abtrünnigen. Langsam schritt Anehlas zwischen dem halben Dutzend brennender Hütten entlang. Verkohlte Holzbalken, einst mit Ornamenten und kunstvollem

Schnitzwerk versehen, ragten aus mehreren Ruinen heraus. Die zerstörte Kunst konnte ihm keine Träne abgewinnen. Er war zu nah an seinem Ziel. Der rötliche Schein der Glut spiegelte sich in seinen dunklen Augen wieder. Diese waren auch das einzige, was man unter seinem Helm und dem schweren Plattenpanzer erkennen konnte. Ein blauer Umhang fiel ihm über die Schultern. In seinem Rücken bewegten sich weitere Schatten in ähnlicher Kleidung. Einer der Männer stürmte vor und warf eine Fackel auf eines der wenigen noch nicht in Flammen stehenden Dächer. Sofort

begann das Stroh lichterloh zu brennen. Schreie waren von drinnen zu hören, als das Feuer sich durch das Stroh fraß und das gesamte Gebäude in Brand steckte. Die Kälte und der Schnee konnten nur wenig gegen die Flammen ausrichten. Wenige Augenblicke später rannten mehrere Gestalten aus dem rauchverhängten Eingang. Einige sahen sich entsetzt über die Schulter um, als könnte sich noch immer nicht begreifen was geschah. Anehlas zögerte nicht. Die schwere, leicht gebogene Klinge in seiner Hand war rußgeschwärzt. Ruß, der nun jedoch von Blut abgewaschen wurde, als der Stahl ohne Wiederstand

einen der Flüchtigen enthauptete. Die Bewegung war so schnell, das man sie kaum sehen konnte. Anehlas wurde nicht einmal langsamer, als die Gestalt im Aschedurchsetzten Schnee zusammenbrach. Nur ein weiterer toter in einem endlosen Krieg. Ein Kampf, der hier sein Ende finden würde und ihm endlich Frieden bringen sollte. Die übrigen Flüchtlinge rannten jetzt um ihr Leben auf die letzte Bastion des Ortes zu. Ein großer und massiver Bau aus Stein erhob sich ganz am anderen Ende des Dorfs. Das war sie also, die letzte Festung? Er musste sich zurückhalten

um nicht laut loszulachen. Ein paar lächerliche, aufeinandergestapelte Steine. Mit einer Hand bedeutete Anehlas seinen Leuten ihm zu Folgen. Lediglich ein schlichtes Holztor lag noch zwischen ihnen und den letzten der Kal’ban. Ein Pfeil zischte an ihm vorbei, als kurz mehrere Gestalten auf dem Dach des Steinbaus auftauchten. Einer seiner Leute wurde direkt in den Hals getroffen und klappte vor ihm zusammen, lebte aber noch. ,, Unfähiger Idiot.“, knurrte Anehlas lediglich und ließ das Schwert in seiner Hand erneut durch die Luft schnellen. Die Klinge durchbohrte dem Gefallenen Mann das Herz. Er würde sich nicht mit

Verletzten abgeben. Dann richtete er sein Augenmerk wieder auf ihr eigentliches Ziel. Einer der Bogenschützen auf dem Dach legte blitzschnell mit einem Pfeil auf ihn an und ließ die Sehne los. Wiederstand bis zum Ende. Und wofür ? Anehlas schüttelte lediglich den Kopf, während er eine Hand hob und zwei Worte murmelte. ,, Seit Asche.“ Eine Welle aus Dunkelheit löste sich von ihm und raste über das kurze Stück Brachland vor dem letzten stehenden Gebäude Dralyns. Die Bogenschützen zerfielen zu Staub, sobald sie der Schleier aus Nichts einhüllte und die Steine der Festung

selbst zitterten, als ihre Substanz begann sich aufzulösen. Anehlas besah sich sein Zerstörungswerk. Die Tore standen noch… Ohne Eile trat er auf die hölzerne Barriere zu und versetzte ihr einen einzigen Schlag. Was wie stabiles Holz gewirkt hatte löste sich in einer Wolke aus Sägemehl auf, das sich in einer Wolke um ihn und seine verbliebenen Krieger legte. Eine kleine Halle lag vor ihnen, in der sich die Überlebenden des Angriffs gesammelt hatten. Ein erbärmlicher Haufen. Einige letzte verbliebene Kämpfer drängten sich in den Winkeln

der Halle , die Waffen nach wie vor Kampfbereit in der Hand. Aber niemand trat Anehlas entgegen. Er konnte ihre Angst spüren. Mehrere Steinsäulen säumten den mit Verwundeten und verängstigten Menschen angefüllten Saal. Der stechende Geruch von Blut stieg ihm in die Nase. Der Kampf hatte lange genug gedauert. Drei Tage mussten sie sich durch die Berge schlagen, immer wieder attackiert von kleinen Einheiten ihrer Gegner. Aber am Ende… Am Ende obsiegte immer der Stärkere. Ohne die geringste Gefühlsregung trat Anehlas in den Raum, während seine Männer ihm

folgten. Langsam sah er sich nach allen Seiten um. Bevor selbst er reagieren konnte, stürzte sich jemand mit einem Messer auf ihn. Ein Kind, vielleicht zwölf Winter alt. Er wischte das Mädchen mit einem Schlag Beiseite. Dabei verfing sich etwas in seiner Hand. Entschlossenheit selbst bei den Kleinsten. Wenn er etwas nicht leiden konnte, dann war es Idealismus. ,, Lina.“ Ein Mann stürzte aus der Menge an die Seite des gefallenen Mädchens. Anehlas musterte ihn abfällig. Der Fremde trug eine abgetragene Robe, wie sie bei den Priestern in Ekklesia üblich

war. Besorgt beugte er sich über die reglos am Boden liegende Gestalt. Anehlas konnte kein Mitleid für ihn empfinden. Er war ein Verräter, ein Priester der Numen, der sich gegen sie gestellt hatte. Einen Augenblick betrachtete Anshale den Gegenstand, der sich zwischen seinen Fingern verfangen hatte. Ein schlichtes Amulett, geschnitzt aus einem Stück Holz, welches die Filigran gearbeiteten Umrisse eines fliegenden Kolibris zeigte . Ein Geistertotem… Ketzerei mehr nicht. Aber es erklärte, wie das Mädchen hatte so schnell sein können. Achtlos ließ er es fallen und warf einen

letzten Blick in die Reihen der verängstigten Männer und Frauen. Er nickte seinen eigenen Leuten zu. ,, Tötet sie alle.“ ,, Ihr werdet hier und heute niemanden mehr Anrühren.“ Unter seinem Helm verzerrte sich Anehlas Gesicht zu einer Grimasse. Er kannte diese Stimme. Endlich…. ,, Und ihr glaubt etwas dagegen unternehmen zu können ?“ , fragte er, während er sich zu der Stimme umdrehte. Draußen vor dem zerfallenen Tor stand eine einzelne in grau gekleidete Gestalt. Eine Kapuze derselben Farbe verbarg ihre Gesichtszüge. lediglich zwei paar ,wie Saphir funkelnde, Augen

sahen darunter hervor. Der Fremde stützte sich gelassen auf den Griff eines Schwerts. Der Knauf lief in ein sechseckiges Muster aus Metallstreben aus. Auf der Klinge selbst prangten in den Stahl geätzte Symbole. Einer von Anehlas Leuten riss einen Pfeil aus seinem Köcher und schoss diesen in Richtung des Neuankömmlings. Das Projektil verglühte, bevor es auch nur den halben Weg hinter sich hatte. Ein weiterer seiner Männer machte sich zum Angriff bereit, aber Anehlas hob nur eine Hand und Gebot ihm Einhalt. ,, Der gehört mir.“ ,, Anehlas, ihr könnt heute nicht gewinnen.“ , warnte ihn der

Fremde. Statt einer Antwort sprang er lediglich über die Trümmer des Tores und landete mit einem Satz im Schnee, wenige Schritte von seinem neuen Gegner entfernt. ,, Seit Asche .“ Finsternis brach aus Anehlas hervor und hüllte sein Gegenüber komplett ein. Das um sich wütende Nichts verzehrte die spärliche Vegetation um ihren Kampflatz. Ein Baum in der Nähe wurde dürr und verlor alle Blätter und der gesamte Schnee wurde weggeschleudert. Als sich die Schatten jedoch verzogen stand der Fremde nach wie vor, wo er war. ,, Ihr habt hier keine Macht Anehlas.

Nicht über mich und meine Art.“ ,, Wir werden sehen Wanderer.“ Er machte sich zum Angriff bereit. Die Muskeln in seinem Körper spannten sich an, während sein Gegner nach wie vor regungslos dastand. ,, Sicher das ihr das wollt ?“ ,fragte dieser. . ,, Ich hege keinen Groll gegen euch. Eure Taten, eure Fehler, sie bedeuten nichts.“ ,, Eure Vergebung bedeutet mir nichts.“ , erwiderte Anehlas. ,, Denn ich gewähre sie euch nicht.“ ,, Vielleicht nicht euch. Ihr seid nicht zu retten. Aber die vielen, die ihr hingeschlachtet habt schon. Und vielleicht könnt ihr euch ja selbst

vergeben?“ ,, Genug.“ Anehlas sprang vor. Im gleichen Augenblick rührte sich auch der Fremde. Die Schwerter trafen sich funkensprühend in der Luft. Einen Augenblick lang rührte sich niemand, nur das aufeinander schaben von Metall war zu hören. Schließlich war es der Fremde, der einen Satz zurück machte und die Klinge in einer Aufwärtsbewegung führte. Der Stahl raste an Anehlas Kinn vorbei, verfing sich in dessen Helm und riss ihm diese fast vom Kopf. Anehlas ließ sich davon jedoch nicht beeindrucken. Stattdessen nutzte er die Gelegenheit um seinem Gegner die

Klinge ins Herz zu stoßen. Der grau gekleidete Fremde erstarrte. Schwer atmend standen sich die beiden Kämpfer einen Augenblick lang noch gegenüber. Der grau gekleidete Mann musterte die Klinge in seinem Körper mit Unverständnis. Weiße Haare wehten unter seiner Kapuze hervor. ,, Es gab einen anderen Weg für euch wisst ihr ?“ Die Worte waren leise und kraftlos. Anehlas hörte nicht zu, sondern versuchte die Waffe aus dem Körper seines Gegners zu reißen. Nur um festzustellen, dass er es nicht

konnte. ,, Es gab immer einen anderen Weg für euch.“ Panisch zog Anehlas wieder an dem Schwert. Nichts. Als hätten seien Hände nicht die Kraft, sich über den sterbenden Mann vor ihm hinwegzusetzen. Dann versuchte er es loszulassen ebenfalls unfähig dazu. Ein sanfter Lichtschimmer schien die Welt um die beiden Kontrahenten langsam auszublenden. Die Kapuze des Fremden rutsche zurück und offenbarte ein von Wetter und Zeit gegerbtes Gesicht. Das Gesicht eines Wanderers. Anehlas schrie auf als er erneut versuchte seine Waffe zurück zu

bekommen. ,, Ihr werdet sehen.“ , meinte der Mann . Das weiße Licht um sie wurde mittlerweile immer greller und verschluckte die gesamte Umgebung. ,, Es gibt für jeden eine zweite Chance.“ Dann war da nur noch Licht.

Kapitel 1 Erwachen


,, Aufwachen.“ , verlangte eine Stimme. Stimmen. Nach all der Zeit… Zeit ? Was für Zeit ? Er spürte wie ihm alles entglitt, dabei musste er sich doch erinnern. ,, Hey.. äh.. du bist doch nicht etwa tot oder?“ Eine zweite Stimme. Er versuchte seinen Verstand zu fokussieren, was aber nur dazu führte, dass sich alles noch mehr entfernte. Es entglitt ihm. Endgültig. Sein Name… Sein Name war… Unwichtig. Weg, Asche im

Wind. Wer war er? ,, Keine Sorge Celcine. Dem fehlt nichts.“ Wieder die erste Stimme. Mit unsäglicher Mühe zwang er sich die Augen zu öffnen. Offenbar lag er auf dem Rücken. Über sich konnte er Baumwipfel und dazwischen schimmernde Sterne erkennen. ,, Siehst du alte Freundin. Ich habe doch gesagt er wacht auf.“ Ein Gesicht schob sich in sein Blickfeld. Ein älterer Mann, mit silbergrauem, fast weißem Haar. ,, Könnt ihr aufstehen ?“ , wollte dieser wissen. ,, Ich… ich glaube schon. Aber...“ Er hielt eine Hand hoch. Unvertraut. Alles

hier schien Fremd. Die einzige Frage, die ihn noch beschäftigte. ,, Wo bin ich ?“ Und noch viel wichtiger: ,, Wer bin ich?“ ,, Moment, du willst damit sagen, du weißt es nicht ?“ , fragte eine zweite Stimme neben ihm. Er drehte den Kopf und sah in zwei Bernsteinfarbene die sich in einem mit rötlichem Fell besetztem Gesicht befanden. Hatte der Fuchs da grade gesprochen? ,, Das ist zu erwarten Celcine.“ , bemerkte wieder der Mann. ,, Kümmere du dich um ihn. Ich muss nach Ekklesia.“ Die Gestalt des Alten verschwand von seiner Seite. Schneller, als er sich selbst das

zugetraut hatte, hielt er den Fremden am Arm fest. Die grauhaarige Gestalt war vielleicht der einzige, der ihm sagen konnte, was hier grade vorging… ,, Wartet Gefälligst. „, rief er wütend. ,, Ihr werdet doch jetzt nicht einfach…“ Der Grauhaarige schüttelte ihn ohne Probleme ab. ,, Ich kann und ich werde An…“ Der Mann stockte mitten im Satz. ,, Anshale.“ Damit schien die Sache für ihn erledigt und die Gestalt verschwand im Dunkeln. ,, Moment, ihr könnt mich doch nicht einfach hier lassen Grauer.“ Der Fuchs an seiner Seite sprang auf und lief ein Stück dem Fremden Mann her, bis dieser zwischen den Bäumen

verschwand. Dann sah das Wesen zurück zu ihm. ,,Mit… dem da…“ Zu schwach um aufzustehen blieb der Namenlose einfach liegen. Wobei das Namenlos nicht länger stimmte. Anshale…. Der Name hatte etwas Vertrautes, schien aber noch nicht ganz richtig. ,, Möchtest du einfach da liegenbleiben ?“ Mit einem seufzten drehte er erneut den Kopf zur Seite. Da war immer noch der Fuchs, der ihn aus Wachen neugierigen Augen musterte. ,, Hab ich wirklich so hohes Fieber ?“ , fragte er stattdessen. Das war doch alles eine Halluzination…

Statt einer Antwort bekam er einen Tatzenhieb gegen den Schädel. Offenbar doch real. ,, Den hab ich nicht verdient.“ , wollte er wissen, als er sich mit einem gequälten Laut aufsetzte. ,, Ganz sicher sogar. Du weißt es nur noch nicht.“ Wie hatte der Fremde das Wesen genannt? Celcine. Also eine Füchsin offenbar. Oder irgendetwas ganz anderes. Die meisten Tiere an die… Nein er erinnerte sich an keine Tiere. Aber sie sollten nicht sprechen, das wusste er irgendwie instinktiv. Er sah sich langsam um. Weitere

unvertraute Eindrücke. Um ihn herum ragten vereinzelte Mauerüberreste aus dem Waldboden. Bäume und Sträucher hatten, was immer einst hier gewesen war, schon lange zurückerobert. Vorsichtig stand Anshale auf, bis er sich sicher war, das seine Beine ihn auch trugen. Ihm war schwindlig, während er an sich herabblickte. Ein zerfetzter Umhang fiel ihm über die Schultern. Die Farbe war wohl einmal Blau gewesen sah jetzt aber so aus, als sei das Stück Stoff Monatelang Wind und Wetter ausgesetzt gewesen. Für den Rest seiner Kleidung, ein dunkles Hemd und braune Hosen galt das gleiche. Nichts, was ihn auch nur bekannt vorgekommen

wäre. Anshale kam sich einen Augenblick absolut verloren vor. Dann erst wendete er sich wieder dem Fuchs zu. ,, Ich bräuchte grade wirklich ein paar Antworten. Wer war das eben? Wer bist du und…“ Er wurde wütend. ,, Was mach ich hier Verdammt ? Sag mir wenigstens irgendwas.“ ,, Von Höflichkeit hast du auch noch nichts gehört wie ? Lektion eins, lern mal bitte sagen.“ Er zwang sich zur Ruhe, Das plötzliche hochkochen von Wut gefiel ihm selber nicht ganz. ,, Entschuldigung. Ich… ich kann mich nur wirklich an gar nichts erinnern.

Kenne ich dich und den Alten?“ ,, Wir haben dich lediglich hier gefunden.“ ,, Der Mann kannte meinen Namen.“ ,, Grauer ist keiner der gewöhnlichen Art von Mensch.“ , erwiderte Celcine, als sei die Frage damit beantwortet. ,, Grauer…. Heißt er etwa so?“ ,, Wir nenne ihn so.“ ,, Wer ist wir ?“ Anshale bekam keine Antwort. Langsam wurde das ganze wirklich frustrierend. Wenigstens wusste er jetzt etwas mehr. ,, Okay, vergiss das, ich kann ja nach wie vor nicht glauben, dass ich grade mit einem Fuchs diskutieren…“ Er wischte sich mit einer Hand die

Haare aus dem Gesicht. Er stand irgendwo mitten im nichts, ohne eine Erinnerung an irgendetwas und seine einzigen Spuren waren ein alter Mann und ein sprechendes Tier. Und letztere konnte ihn offenbar nicht leiden. ,, Grauer, wie du ihn nennst, hat doch gesagt er wollte irgendwo hin?“ , wollte Anshale wissen. Es war sein einziger Anhaltspunkt. ,,Ekklesia, ja.“ ,, Ist das eine Stadt ?“ Zu seiner Überraschung begann Celcine zu lachen. ,, Ob Ekklesia eine Stadt ist ? Du weißt wirklich gar nichts mehr oder? Du Armer.“ Wieso hatte er das Gefühl, das er grade

verspottet wurde… ,, Kannst du mich hinbringen ?“ Das Wesen vor ihm schüttelte lediglich den Kopf. ,, Der verirrte Mann ohne Erinnerungen fragt einen Geist ob er ihn ins Machtzentrum der Numen bringen kann ? Du hast so ein Glück das ich das auf deinen Gedächtnisverlust schieben kann. Ja ich könnte dich einfach hinbringen. Vermutlich.“ ,, Ein Geist?“ ,, Schon mal ein normales Tier sprechen hören ?“ , erwiderte Celcine. ,, Ich hatte mir Geister immer ganz anders vorgestellt. Glaube ich.“ ,, Und wie vielen bist du schon begegnet

?“ ,, Ähm… Ich könnte mich gar nicht erinnern selbst wenn.“ ,, Dachte ich mir. Also schön. Grauer hat gesagt ich soll auf dich aufpassen. Und wenn du in deinem Zustand in Ekklesia herumläufst, brennst du wohl schneller auf einem Scheiterhaufen als du Wintersonne sagen kannst.“ Er wollte gar nicht anfangen darüber nach zudenken, was das wieder bedeuten sollte. Der Fuchs hingegen stand lediglich auf und trabte irgendwo in die Dunkelheit davon. Dann jedoch blieb die kleine Gestalt stehen und drehte sich wieder zu ihm um. Die Augen glühten leicht im

Dunkeln. ,, Kommst du jetzt oder möchtest du einfach darauf warten, das ein Wunder geschieht ?“ Anshale setzte sich in Bewegung. Seine ersten Schritte waren noch unsicher, während er der rotbraunen Figur durch die Dunkelheit folgte. Lediglich dort, wo die Zweige der Bäume über ihnen Lücken ließen, erhellte das Mondlicht etwas ihre Umgebung. ,, Danke schätze ich mal.“ , meinte er nach einer Weile. Er konnte weder abschätzen, wie weit sie gekommen waren, noch wo sie sich befanden. Irgendein Wald offenbar. In den gewaltigen Baumsäulen die um ihn herum

aufragten lag nichts Vertrautes Uralte schlafende Riesen, denen er keine Antworten abgewinnen konnte. Sie passierten eine kleine Lichtung mit einem weiteren Baumgiganten, der ihm aber ebenfalls nichts sagte. Wie war er hierhergekommen, wenn er nicht einmal den Weg erkannte. Nichts ergab einen Sinn, aber im Augenblick blieb ihm nur, seinem seltsamen Führer nachzulaufen. Und zu hoffen, dass er sich an irgendetwas erinnerte. Die Nachtluft war kalt genug, das ihm schauderte und Anshale zog den zerschlissenen Umhang um sich. Er würde zwar nicht erfrieren, aber der Gedanke bei diesen Temperaturen länger

im freien zu sein… Er begann den Morgen herbeizusehen. ,, Wie weit ist diese Stadt denn von hier entfernt?“ ,, Eine Reise von zwei Tagen. Schaffst du das denn in deinem Zustand?“ ,, Das lass meine Sorge sein.“ , antwortete er. ,, Und wo genau sind wir grade?“ ,, Diese Wälder hatten schon viele Namen. Ich glaube Grauer kennt sie alle, aber ich nur ein paar.“ Sie passierten eine kleine Lichtung, in deren Mitte sich ein einziger großer Baum erhob. ,, Weißt du eigentlich wo du hin läufst

?“ ,, Natürlich weiß ich das.“ ,, Mir kommt das hier ziemlich bekannt vor.“ ,, Heißt das, du erinnerst dich an etwas ?“ , wollte Celcine wissen Anshale trat unterdessen auf den Baum zu. ,, Nein das heißt, wir waren hier schon einmal.“ Er brach ein Stück loser Rinde ab und ließ es fallen. Celcine sah ihn mit Entsetzen zu. ,, Warum hast du das getan ?“ ,, Wenn wir im Kreis gehen werden wir es merken.“ ,, Du kannst hier nicht einfach…“ Weiter kam seine seltsame Begleiterin nicht, als einer der Äste des Baums herabfiel.

Nein, verbesserte Anshale sich, das Ding schlug nach ihm. Er tauchte grade noch rechtzeitig unter dem Armstarken Ast hindurch und machte einen Satz zurück. Aus dem Augenwinkel bemerkte er grade noch rechtzeitig einen weiteren Zweig, der wie eine Peitsche auf ihn herabsauste. Anshale handelte rein instinktiv und wich erneut nur knapp aus. Dann beeilte er sich so weit wie möglich von der seltsam beweglichen und aggressiven Pflanze oder was immer das war wegzukommen. ,, Also gut. Was war das bitte?“ , fragte er, als er sicher war außer Reichweite zu

sein. ,, Du hast ihn wütend gemacht.“ ,, Oh Entschuldigung das ich die Gefühle eines Baums verletzt habe. Und du führst uns im Kreis.“ ,, Und du bist grade ohne Schwierigkeiten davon gekommen.“ ,, Ja… Nein…“ Das Stimmt. Und hatte er nur eine Sekunde zu langsam reagiert, wäre es aus mit ihm gewesen. ,, Können wir einfach gehen ? Das heißt wenn du den Weg jetzt findest?“ Anshale sah zum hinter den Baumwipfeln sichtbaren Horizont. Orangerotes Licht bahnte sich von dort langsam seinen Weg über den Himmel und vertrieb die Sterne und den tief hängenden

Mond. Hoffentlich würde die Sonne bald die nächtliche Kälte vertreiben. Das wäre wenigstens etwas. Nun aufmerksamer geworden folgte er weiter dem Fuchs. Eine wirkliche Wahl blieb ihm anscheinend ohnehin nicht, wollte er nicht auf eigene Faust versuchen einen Weg aus dem ihm endlos erscheinenden Wald hinaus zu finden. Mittlerweile wurde es stetig Heller und die Schatten der Bäume wichen immer weiter zurück. Das es wärmer werden würde erwies sich für Anshale allerdings als Trugschluss. Stattdessen setzte ein ständiger leichter

Nieselregen ein, der schnell seine komplette Kleidung durchnässte und auf dem Boden zu kleinen Eiskristallen erstarrte. Celcine hatte mit der Temperatur offenbar weniger Probleme. Was wohl auch an dem Fell liegen dürfte, überlegte er. Das ließ ihm wenigstens die Option notfalls Handschuhe zu machen, wenn sie ihm wieder auf die Nerven ging. Der Gedanke brachte ihn unwillkürlich zum Grinsen. ,, Hm ? Was gibt’s da zu lachen?“ Das Wesen hatte sich zu ihm umgedreht und musterte ihn als hätte er den Verstand verloren. Was wie er zugeben musste wohl auch teilweise

zutraf. ,, Nichts.“ , erwiderte er lediglich. ,, Absolut gar nichts.“ Die Bäume lichteten sich langsam und gaben den Blick frei auf ein Stück felsigen Bodens, der wenige Meter vom Waldrand entfernt Steil abfiel. Vorsichtig trat Anshale gefolgt von Celcine an den Rand der Klippe. Unter ihnen erstreckte sich eine meilenweit reichende Graslandschaft, die irgendwo in der Ferne mit dem Horizont verschmolz. Bestellte Felder mit Gerste und Weizen rahmten am Fuß des Abgrunds gelegen eine Ansammlung von etwa dreißig Gebäuden ein. Schafe und Hühner liefen

zwischen den Gebäuden frei herum. Endlich ein paar andere Menschen, dachte Anshale. ,, Du weißt nicht zufällig, wie der Ort da unten heißt Fuchs ?“ ,, Das müsste Barsai sein. Und dich habe einen Namen. Du könntest dir angewöhnen ihn zu benutzen.“ ,, Barsai…“ Anshale sah hinab auf die strohgedeckten Dächer. ,, Gehen wir runter.“ ,sagte er schließlich und begann den Hang nach einem Weg hinab abzusuchen. Ein kleiner Pfad zog sich im Osten die Bergflanke hinab.

Kapitel 2 Inquisition


Auf dem Weg ins Tal wurde es merklich wärmer und auch der Regen hörte endlich auf. Der schmale Pfad dem sie folgten viel auf einer Seite steil ab und war lediglich mit einem brusthohen Holzzaun gesichert, der so marode wirkte, das er wohl kaum jemandem am Sturz hindern würde. Ein Wasserfall aus eiskaltem Schmelzwasser von den Berggipfeln weiter oben stürzte zu seiner rechten in einen kleinen

Teich. Anshale hielt kurz an und schöpfte eine Hand voll Wasser. Er war durstig und unsicher, ob er in den letzten Stunden überhaupt getrunken hatte. Sein eigenes Gesicht, das sich im Wasserstrom verzerrt spiegelte kam ihm fremd vor. Dunkle Augen und schwarze Haare. Das bin also ich dachte er und wusste nicht ob er dabei etwas fühlen sollte. ,, Alles in Ordnung ?“ Zum ersten Mal schien Celine nicht mit beißendem Spott zu reagieren. ,, Geht schon.“ , erwiderte er und versuchte dabei ruhig zu klingen, während sie ihren Weg fortsetzten. Das

war immer noch alles etwas zu seltsam. ,, Du erwähntest Ekklesia wäre die Stadt der Numen. Was genau heißt das?“ ,, Ziemlich… unangenehme Leute. Du wirst es früh genug herausfinden. Sei fürs erste froh, dass du nicht weißt wovon ich rede.“ ,, Das ist alles andere als beruhigend.“ ,, Es soll auch nicht beruhigend sein.“ , versicherte ihm Celcine. Mittlerweile hatten die Beiden die ersten Ausläufer der Felder erreicht und ließen den kleinen Bergpfad hinter sich. Anshale für seinen Teil war froh, die schwindelerregenden Höhen hinter sich zu lassen. ,, Wirst du eigentlich nicht auffallen ?“ ,

wollte er von dem Fuchs wissen. ,, Nicht wenn ich ruhig bin.“ ,, Was dir schwer zu fallen scheint.“ Barsai erwies sich wirklich als nicht viel mehr als eine lose Sammlung von einfachen Hütten und einem Backsteinbau vor einem großen offenen Platz, der das einzige massivere Gebäude bildete. Eine Gruppe Hühner rannte aufgescheucht durch Celcine davon. Ansonsten schien es beinahe zu Ruhig. Vermutlich, überlegte er, waren die meisten Leute draußen auf den Feldern. Anshale sah sich nach allen Seiten um, während sie weitergingen. ,, Hey, ihr da Reisender, hierher.“ Ein Mann mittleren Alters winkte ihm aus

einer offen stehenden Tür heraus zu. ,, Was ist de…“ Anshale kam nicht dazu den Satz zu beenden, als ihn der Mann ohne ein weiteres Wort nach drinnen zerrte und die Tür verriegelte. Er bekam grade noch mit, das Celcine es durch den Türspalt schaffte, bevor dieser sich schloss. ,, Seit ihr Wahnsinnig geworden ?“ , fragte Anshale ihn, sobald der Mann ihn losließ. ,, Ruhig.“ , erwiderte der Mann nur und deutete auf ein Fenster. Der Raum in dem sie sich befanden bestand aus nicht mehr als einer strohgedeckten Schlafstelle, einem Tisch mit brüchig wirkenden Stühlen und

einem provisorischen Kamin in einer Ecke der Hütte. Neben dem Mann hielten sich noch drei weitere Personen in dem Haus auf. Eine ältere Frau, die mit trüben Augen aus einem Stuhl aufsah, ein weiterer Mann, der wohl kaum seine zwanzig Winter voll hatte und ein Kind, das ratlos und verängstigt schien. Anshale trat langsam an die angelaufene Glasscheibe heran. Die übrigen Personen schienen sich kaum dafür zu interessieren, was draußen Vorging. Sie versteckten sich… Draußen konnte er den Backsteinbau und den Dorfplatz erkennen. In diesem Moment öffnete sich die Tür des

Gebäudes und ein einzelner grauhaariger Mann trat heraus. Er trug einen purpurroten Mantel der durch eine verzierte Brosche an einen leichten Kettenpanzer geheftet war.. An seiner linken Seite konnte Anshale ein Schwert erkennen. Dem einzelnen Mann folgten zwei weitere in ähnlicher aber schlichterer Kleidung. In der Mitte zerrten sie einen vierten, der lediglich einige Lumpen trug. ,, Wer sind die?“ , fragte Anshale. ,, Inquisition der Numen.“ , hörte er Celcine neben sich flüstern. Niemand schien große Notiz von dem Fuchs zu nehmen. Der zerlumpte Mann wurde vor den

ersten geführt, der einen kleinen Gegenstand in der Hand hielt. Auf Anshale wirkte es wie ein aus Holz geschnitztes Amulett. Die Worte des Inquisitors drangen bis in ihr Versteck vor. ,, Alron von Barsai , ihr seid überführt der Ketzerei an den Numen und der Geisterbeschwörung.“ ,, Ich habe nicht…“ , setzte der Mann an ,, Dann erklärt das hier.“ Wie zur Demonstration hielt der Grauhaarige das Amulett hoch. Und zerdrückte die Filigrane Arbeit zwischen den Fingern. Holzspäne rieselten aus seiner Faust. Das war genug. Der Fremde würde sterben, wenn sie weiter nur zusahen.

Auf der anderen Seite, wusste er nicht, was vor sich ging… Der innere Konflikt dauerte nur seine Sekunde. Nein. Er wusste, was sich richtig anfühlte und das war im Moment alles, worauf er vertrauen konnte. Anshale machte sich auf dem Weg zur Tür, aber der Mann von vorhin stellte sich ihm in den Weg. ,, Wollt ihr denn nichts tun ?“ , fragte Anshale. ,, Alron ist ein Ketzer.“ , meinte der jüngere Mann, so als wäre die Diskussion vollkommen Überflüssig und mit einem Hass in seiner Stimme, der Anshales eigene Wut hochkochen ließ. ,, Tretet beiseite.“ , befahl er mit einer

Autorität, von der er gar nicht wusste, dass er sie besaß. ,, Bist du verrückt geworden ?“ , flüsterte nun wieder Celcine. Keiner schien sich großartig um den sprechenden Fuchs in ihrer Mitte zu kümmern. Alle Aufmerksamkeit war Geteilt zwischen den Geschehnissen in ihrer Mitte und auf dem Platz draußen. ,, Wir müssen etwas tun.“ , erklärte Anshale entschlossen. Er wusste gar nicht, woher dieser Aktionismus kam, aber er war da. Draußen wurde der zerlumpte Alron durch einen Tritt auf die Knie gezwungen. Der Mann der Anshale den Weg versperrte

machte jedoch weiterhin keine Anstalten sich zu Bewegen. Und nicht nur dieser. Nicht nur die vier hier mit ihm im Raum… Er spähte durch das Fenster zu den übrigen Hütten. Wie viele Menschen, die nur zusahen ? Zwanzig, dreißig ? Genug um es zu verhindern, wenn auch nur ein Teil aufstehen würde… ,, Ich werde nicht noch einmal bitten.“ , erklärte er tödlich Leise. ,, Anshale…“ , setzte Celcine an. Zitternd trat der Mann schließlich von der Tür zurück, nicht jedoch ohne hinzuzufügen: ,, Ihr werdet uns alle umringen.“ Anshale trat wortlos an ihm vorbei nach

draußen. Auf dem Platz hatte der Grauhaarige Inquisitor mittlerweile sein Schwert gezogen. Die Klinge schwebte über dem Nacken des Fremden. ,, Stopp.“ Tatsächlich hielt der Inquisitor in seiner Bewegung inne und blinzelte verwirrt in seine Richtung. ,, Wer ist da ?“ Anshale spürte, wie er zu zittern begann. Aber es war keine Angst. Es war ein aufziehender Sturm in seinem Geist, den er kaum noch kontrollieren konnte. Seine Gedanken hingegen waren klar und glatt. Die Mondbeschienene Oberfläche eines Sees. Langsam trat er auf den Platz hinaus und

bis fast direkt vor den Inquisitor. Seine zwei Gefährten stellten sich jedoch abschirmend vor diesen. Der grauhaarige Mann musterte ihn nach wie vor, als wäre er nicht sicher, wer die abgerissen Gestalt vor ihm war. ,, Anehlas ?“ Anshale sah auf: ,, Wer?“ Wie hatte der Mann ihn grade genannt? Allerdings schien sein Zögern dem Inquisitor schon zu reichen. ,, Wieso stört ihr eine offizielle Ermittlung Reisender ? “ , verlangte er zu wissen. ,, Ihr seid keiner von dem Bauernpack hier, das sehe ich.“ ,, Was wird diesem Mann vorgeworfen,

was seinen Tod rechtfertigt ?“ Sein gegenüber sah hinab zu dem nach wie vor am Boden knienden Alron. ,, Dieser Mann beleidigt die großen Götter der Numen.“ , erklärte er. ,, Er hängt altem Aberglauben nach und ruft seine Geister um Hilfe an.“ Der Inquisitor versetzte dem Gefangenen einen tritt in die Seite. ,, Wo sind deine Geister jetzt hm ?“ Offenbar näher als er dachte. Anshale warf einen flüchtigen Blick zurück und entdeckte Celcine, die das ganze hinter einer Häuserwand beobachtete. Ihr konnte er im Gegensatz zu den Dorfbewohnern keinen Vorwurf machen. ,, Ihr werdet ihn gehen lassen.“ , sagte

er ruhig. Der Sturm war da, der erste Regen fiel in den See seiner Seele und schlug Wellen. ,, Männer, dieser Mann ist offenbar verrückt. Treibt ihm das aus.“ , befahl der Inquisitor. Der erste bewaffnete zu Anshales linken holte mit dem Schwert nach ihm aus. Der Schlag würde ihn bei einem Treffer glatt in zwei Hälften teilen. Anshale jedoch tauchte unter der Attacke weg, packte die Hände seines Gegners und riss ihn herum. Die Gelenke verdrehten sich und er musste das Schwert fallen lassen. Seine Augen jedoch wanderten in Anshales Rücken. Angriff von

hinten. Rasch riss er das Schwert seines Gegners an sich und wirbelte herum. Stahl prallte auf Stahl. Der Klang brachte etwas in Anshale zum Schwingen. Totenglocken, aber nicht für ihn. Sein neuer Gegner hatte sich eine gewaltige Blöße mit seinem Angriff gegeben und das Schwert weit über den Kopf erhoben. Anshale stieß ihn zurück und setzte mit der Klinge nach. Der Stahl schnitt durch eine Lücke in der Panzerung des Mannes und drang tief in dessen Brust. Rasch riss er die Waffe wieder aus der Wunde. Eine Bewegung in seinem Rücken und

von links. Der Inquisitor stützte sich auf ihn und der Mann den er entwaffnet geglaubt hatte, hatte einen Dolch Zutage gefördert und wollte ihm diesen in den Rücken rammen. Anshale wurde Wind. Der Dolchhieb ging hinter seinem Rücken ins leere, als er sich Blitzschnell zur Seite drehte und den Angriff des Inquisitors abwehrte. Noch während die Erschütterung der Aufeinanderprallenden Waffen seinen Arm zum Zittern brachte, drehte er sich halb herum und stieß dem völlig Verwirrten Mann mit dem Messer das Schwert in die Kehle. Der letzte Ausdruck in den Augen des Mannes war nicht Schmerz sondern Überraschung,

woher Anshale gewusst hatte, das er da war. Blieb nur noch der Inquisitor, der jetzt seine Chance gekommen sah und ihn erneut attackierte. ,, Zu Langsam.“ Anshale parierte den Schlag, tauchte unter dem noch zum Hieb ausgestreckten Arm seines Gegners durch und versetzte ihm einen Schlag mit dem Schwertknauf gegen den Schädel. Das Nasenbein des Inquisitors brach hörbar. Er ließ seine Waffe fallen. Anshale packte ihn und hielt ihm die Klinge an die Kehle. Er wollte den Mann sterben sehen. Er wollte… ,, Anshale… Nicht.“ Er drehte sich zu der Stimme um.

Celcine kam eilig auf den Platz gelaufen. ,, Er hat den Tod verdient.“ Die aufgerissenen Augen des Inquisitors musterten ihn mit blankem Entsetzen. ,, Niemand hat das Anshale. Niemand. Niemals und du darfst das nicht mal denken.“ Einen Augenblick hing alles in der Schwebe. Die Klinge saß am Hals des Mannes. Eine Bewegung und es wäre vorbei. Schließlich trat Anshale zurück und ließ die Waffe sinken. Der Inquisitor brach zusammen. ,, Was seit ihr ? Ein Dämon ? Ihr habt meine Männer alle getötet.“ ,, Schweigt oder folgt ihnen.“ ,

erwiderte er kalt. Der Sturm flaute nur langsam ab Anshale kniete sich rasch vor dem Mann, der während des ganzen einfach regungslos am Boden gesessen hatte. ,, Geht es euch gut ?“ Der Mann sah auf, aber statt Erleichterung blitzte nun kalte Panik darin auf. ,, Nein, nein, alles nur nicht ihr.“ ,, Hey, es ist alles bestens.“ , verruchte er ihn zu beruhigen. ,, Ich weiß mein Freund hier sieht etwas verwildert aus, aber eigentlich ist er ganz nett.“ , meinte Celcine. Die Augen des Mannes fokussierten sich auf den Fuchs. Er schien sich zu beruhigen.

,, Möge der Wind euch tragen.“ ,, Und euch ebenso Alron von Barsai.“ , erwiderte Celcine. ,, Ihr kennt euch ?“ ,wollte Anshale wissen. ,, Nicht wirklich.“ , räusperte sich Alron. ,, Ich muss mich entschuldigen. Ihr… seht jemanden ziemlich ähnlich dem ich nicht begegnen möchte, das ist alles. Ihr… Ihr habt euer Leben für mich riskiert.“ ,, Das war doch nichts.“ ,, Nichts ? Du hast mehr getan als jeder hier.“ , sagte Celcien entschlossen. ,, Ja ihr Feiglinge, ich weiß das ihr noch da seid.“ , fügte sie laut genug hinzu, dass es in einigen der Angrenzenden Häuser

zu hören sein musste. ,, Da war so viel Schmerz und Hass in diesen Leuten. Sie haben sich nicht einmal umgedreht, nicht einmal hingesehen.“ , sagte er betrübt, während er das Blut von der gestohlenen Klinge wischte. ,, Vergib es ihnen Anshale. Du musst wissen, dass nicht alle so sind.“ , meinte Celcine. ,, Da wäre zum Beispiel ?“ ,, Du. Du bist… offenbar doch ganz in Ordnung Anshale.“

Kapitel 3 Die Mauern von Ekklesia


Nachdem Anshale den Inquisitor in den Backsteinbau verfrachtet und dort eingesperrt hatte, setzten er, Celcine und der Gerettete Alron sich in dessen Hütte zusammen. Das innere bot kaum genug Platz für die Zwei Personen und den Fuchs. Von den Dorfbewohnern zeigte sich nach wie vor niemand. Anshale war mehr als dankbar dafür. Er war sich nicht sicher, was sonst passieren würde. Er spürte wie sich seine Hand um den Schwertgriff

klammerte. Die Waffe in seiner Hand hatte etwas tödlich Vertrautes. Direkt unter der Oberfläche lauerten die Totenglocken. ,, Was wollten diese Männer von euch ?“ , fragte Anshale. ,, Ich bin kein Gläubiger.“ Es klang wie ein Schuldeingeständnis. ,, Die Numen sehen das nicht gerne. Keine Götter neben ihren, ihr versteht Freund?“ Anshale konnte nur den Kopf schütteln. ,, Ich habe Ungerechtigkeit immer gehasst.“ ,, Und das weißt du woher ?“ , wollte Celcine wissen. Er hatte sie fast vergessen. ,, Ich weiß es einfach.“ Es war dieselbe

Art von richtigem Gefühl, das ihn fast gezwungen hatte, sich dem Inquisitor zu stellen. Und es machte ihm Hoffnung. Ein Teil seiner Erinnerungen war noch irgendwo da. Und nicht nur Erinnerungen. Sein Körper schien nicht vergessen zu haben, wer er war. ,, Ich habe selten einen Kämpfer gesehen der es mit drei Gegnern gleichzeitig aufnimmt.“ Anshale antwortete nicht. ,, Kommt ihr denn jetzt zurecht ?“ , fragte Celcine stattdessen. ,,Fürs erste. Ich fürchte aber ihr habt uns keinen Gefallen damit getan. Sie werden mehr schicken. Bis dahin bin ich besser längst

weg.“ Anshale sah auf: ,, Wo wollt ihr denn hin?“ ,, Ich weiß es noch nicht, vielleicht nach Ebenwald und dann weiter nach Dralyn. Nur so weit weg von den Numen wie möglich.“ Celcine musterte Alron nun mit einer Mischung aus Skepsis und Furcht. ,, Ihr wisst von Ebenwald ?“ ,, Ich hätte nichts verraten, da könnt ihr sicher sein.“ Anshale sah lediglich ratlos zwischen dem Fuchs und dem Mann hin und her. ,, Was ist Ebenwald ?“ ,, Eine Zuflucht. Für Leute wie mich. Zumindest war es das bei meinem letzten

Besuch noch. Aber ich war schon eine Weile nicht mehr dort, um nicht versehentlich jemanden hinzuführen. Mir war klar, dass die Inquisition seit einer Weile ein Auge auf mich hatte.“ ,, Wieso seit ihr dann überhaupt noch hier ?“ ,, Ich weiß nicht ob ihr das Versteht. Aber dieses Haus und das dazugehörige Land gehörten meinem Vater, davor meinem Großvater und noch meinem Urgroßvater. Ich lasse mich hier doch nicht von ein paar Idioten in Rüstung vertreiben. Jetzt aber scheint mir kaum eine Wahl zu bleiben.“ Alron sah einen Moment betrübt vor sich hin. ,, Und

wohin seit ihr unterwegs?“ , fragte er schließlich. ,, Ekklesia. Ich… suche dort nach jemanden.“ , antwortete Anshale. ,, Das ist ein Gefährlicher Ort. Vor allem jetzt wo das Blut zweier Inquisitoren an euren Händen klebt. Nicht, das sie es nicht verdient hätten.“ Alron spuckte aus. ,, Aber wenn ich euch irgendwie helfen kann…“ ,, Na ja. Ein paar Vorräte wären nicht verkehrt. Wir haben noch ein Stück Weg vor uns fürchte ich.“ ,, Wenn ihr euch wirklich nach Ekklesia wagt sicher. Ich werde nicht mehr viel brauchen. Alles, was ich entbehren kann, gehört

euch.“ Anshale sah sich unsicher in der kleinen Hütte um. Es gab nicht viel… ,, Danke, aber genug Vorräte für ein oder zwei Tagesreisen sind mehr als genug.“ , erklärte er ruhig und stand auf. ,, Und ich würde gerne weiter. Solange uns noch Tageslicht gibt wäre es verkehrt das nicht zu nutzen.“ Alron nickte ihm zu. ,, Dann kann ich euch nur noch alles Gute wünschen. Und möget ihr finden, was immer ihr dort sucht.“ ,, Das hoffe ich ebenfalls.“ , sagte Anehlas. Ihr Gastgeber wendete sich an Celcine. ,, Passt auf euern Freund hier

auf.“ ,, Keine Sorge, das mache tue ich bereits.“ ,, Nicht, das es mir viel geholfen hätte, als mich einer der Kerle vorhin erdolchen wollte.“ ,, Wenn das so ist, findest du den Weg nach Ekklesia von hier sicher alleine.“ Von der Ansammlung von Hütten, die Barsai bildeten führte ein ausgetretener, nur lose befestigter durch die Umgebenden Felder. Das Korn darauf stand in voller Reife und Sonne Wind und Wolken malten ständig wechselnde Wellenmuster auf der goldenen Oberfläche. Aber neben dem Farbenspiel brachte der

Wind noch etwas anderes, neues. Ein Hauch von Salz. Sie näherten sich dem Meer. Die grauen Wellen brachen sich an den Kaimauern Ekklesias. Der schwarze Stein des Bollwerks war mit Algen überwuchert, die sich wie Adern aus Malachit durch das Gestein zogen. Hinter dem schützenden Wall lag der Hafen der Metropole. Dutzende von Schiffen jeder Größe legten in ständigem Takt an der Kaimauer an oder ab. Dutzende Arbeiter schleppten Kisten hin und her, Händler priesen Waren an und ab und an erhaschte man in dem

durcheinander einen Blick auf eine Gestalt in polierter Rüstung, die alles misstrauisch beobachtete. Hinter dem Hafen schließlich erstreckte sich die Stadt selbst. Haus reihte sich an Haus. Gedrungene wirkende Hütten wechselten sich mit größeren mehrstöckigen Häuser und Villen. Rauch stieg aus den Schornsteinen auf und legte sich in einem Schleier über die Straßen und verlieh dem Himmel beinahe die gleiche Farbe wie das Meer. Regen lag in der Luft. Und über allem thronte auf einem Hügel die Kathedrale der Numen. Der gewaltige Steinbau ragte beinahe wie ein mahnender Finger zum Himmel auf und

die Buntglasfenster wurden von innen von tausenden Kerzen erleuchtet. Kerzen, die von mehreren hundert Händen gehalten wurden, die in dichten Reihen vor dem Altar standen. Gwent Itras musterte das Schauspiel mit einem Ausdruck von Unsicherheit und Abscheu. Wie der Rest hielt auch er eine Kerze in der Hand und wartete. Anders als bei der übrigen Masse blieben seien Augen aber nicht blind am Altar haften. Sie schweiften über die reich verzierten Buntglasfenster, die ihre eigene Geschichte erzählten. Die Geschichte der

Numen. Das erste Fenster zeigte drei hoch aufragende Gestalten umkränz von Licht. Vor diesen wiederum kniete eine Reihe von Menschen mit abgewandten Gesichtern. Die Offenbarung der Götter, überliefert von den Priestern persönlich. Geschichtsbewahrer wie er… Aber wieso konnte er es dann nicht glauben? In der nächsten Szene waren dieselben Männer und Frauen zu sehen, diesmal jedoch umhüllt von einem eigenen Mantel aus Licht. Ihnen gegenüber stand eine zweite Gruppe begleitet von Tieren und einer Gestalt hinter diesen, die komplett in grau gekleidet

war. In den darauf folgenden Bildern wendete sich die zweite Gruppe von den Lichtgestalten ab und in der darauf… Brennende Dörfer und Städte, die vor den in Licht getauchten Gestalten lagen. Das war der einzige Teil, den er Glauben konnte Weil es keine hundert Jahre her war… Das Massaker von Weisfeld. Der Beginn des heiligen Kreuzzuges. Es gab noch Menschen, die von damals berichten konnten. Die die Wahrheit kannten. Hohepriester Ovit war allerdings keiner dieser Männer. Der Mann, der nun langsam hinter den Altar trat trug einen

dunklen Talar seine Hände hatte er an den Fingerspitzen zusammengefaltet. Seine grauen Haare hatte er im Nacken zu einem kurzen Zopf gebunden. Die herabhängenden Augenlieder gaben ihm das Aussehen eines viel älteren Mannes, nicht das von jemand ende vierzig. Gwent wusste genau, was jetzt passieren würde. Die friedliche, beinahe meditative Atmosphäre in dieser Halle würde sich gleich schlagartig ändern. Mit einem Wort der alternden Gestalt würde aus der Masse eine wilde Bestie. Nur aus ihm nicht. Gwent wusste, das jedes Wort, das nun kam eine Lüge war. Oder

schlimmeres. ,, Das Wort der Numen hat alle Winkel der Welt erreicht. Und doch gibt es immer noch einige unter euch, die sich nicht ihrem eigenen Heil beugen wollen. Es ist unsere heilige Pflicht diese verlorenen einzelnen zu finden und ihnen zu helfen. Sonst setzten sie sich selbst dem Feuer aus.“ Und mit helfen meinst du Konvertieren oder töten. Gwent musterte die Gestalt mit zunehmender Abscheu. Und jetzt folgte endlich die größte Lüge von allen. ,, Unsere Verteidigung durch den Wächter Anehlas, unser Kampf ums Überleben steht vor dem

Ende.“ Kampf ums Überleben ? Wer hat dir das Lügen beigebracht Ovit ? Und noch mehr, wer hat diesen Leuten so viel mehr Lügen eingetrichtert, dass sie die schon gar nicht mehr bemerken. Er hoffte nur, dass es bald vorbei war. Ihm blieb nicht viel Zeit seinen Plan umzusetzen und zumindest ein paar Leben vor diesem Wahnsinn zu retten. Und eines, das ihm mehr bedeutete… Eine Bewegung an seiner Seite brachte ihn dazu kurz wegzusehen. Eine Gestalt in grauer Kleidung Drängte sich, scheinbar unbemerkt, durch die Reihen der Anwesenden. Direkt neben ihm kam der Fremde

schließlich zum Stehen und richtete die Augen nach vorne, wie alle anderen. Gwent erhaschte einen Blick auf wettergegerbte Haut und Haare, die von ihrer Farbe fast der Kleidung entsprachen. Die linke Hand des Mannes blieb beständig in der Nähe eines Schwertgriffs mit sechseckigem Knauf. Irgendetwas an dem Fremden war seltsam, doch trotzdem schien ihn niemand wirklich wahrzunehmen. Nur er…. Die Antwort fiel ihm wie Schuppen von den Augen, als er die Gestalt aus dem Augenwinkel betrachtete. Eine durchscheinende Barriere umgab dessen Körper wie eine zweite Haut. Ein

Tarnzauber… Unglaublich mächtige Magie, doch aus irgendeinem Grund hatte der Mann eine Lücke in seinem Schild gelassen. Genau für ihn. ,, Ich habe das Gefühl, ihr sucht nach mir.“ , setzte Gwent an. ,, Ihr habt angeboten zu helfen, das ist mehr als diese Schafe hier je tun würden“, flüsterte der Fremde. Und fügte hinzu, als hätte er seien Gedanken von vorher gelesen: ,, Vergebt es ihnen, sie wissen es nicht besser. Ich bin sicher sie sind ansonsten sehr nette Leute.“ Gwent schüttelte den Kopf. ,, Wüssten sie, das ihr oder jemand wie ihr hier seit, rissen sie euch in Stücke.“ ,

flüsterte er. ,, Sie würden es versuchen.“ , berichtigte der Fremde ihn. Irgendetwas an der Selbstsicherheit in der Stimme des Mannes machte ihn noch unruhiger. ,, Ich bin ein Priester, traut ihr mir denn?“ ,, Um ehrlich zu sein unsere Lage lässt nicht zu, das ich Hilfe ablehne. Und ihr wärt nicht in der Lage mich festzusetzen, glaubt mir.“ Gwent musterte den Fremden gründlicher. Er spürte, wie seine Beine anfangen wollten nachzugeben. Der Mann vor ihm, das seltsame magische Schild, das ihn vor den Augen neugieriger

verbarg… Er stand keinem einfachen Menschen gegenüber. ,, Ihr seid doch nicht etwa…“ Gwent musste sich zwingen leise zu Sprechen. ,, Wieso kommt ihr persönlich hierher , Wanderer ?“ ,,Folgt mir,“ wies Grauer ihn lediglich an, als die Messe endete und sich die Reihen langsam auflösten. ,, Könnt ihr den etwas tun ?“ , fragte Gwent. ,, Vielleicht. Ich warte allerdings noch auf jemanden. Ich würde euch daher bitten, nach einer ganz bestimmten Person zu

suchen…“ Die Morgensonne stand direkt hinter der Stadt und machte es schmerzhaft, längere Zeit hinzusehen Trotzdem musterte Anshale die Silhouette der Metropole mit zunehmendem Erstaunen. Das ganze kam ihm bekannt vor. Zu bekannt. Als hätte er schon einmal oder gar mehrmals an genau der gleichen Stelle gestanden und die Stadt gemustert, die keine tausend Schritte vor ihnen lag. Das Meer dahinter bildete eine farbliche Einheit mit dem in rotes Licht getauchten Horizont. Es war ein Gefühl von… Heimkehr

? ,, Ist etwas ?“ Er war einen Augenblick nicht in der Lage zu antworten. ,, Ich kenne diesen Ort.“ , sagte er dann. ,, Wie in , du warst schon mal hier ?“ ,, Mehr als das. Ich glaube fast… ich habe hier gelebt. Oder… tue es noch?“ Er gab sich einen Ruck. ,, Wir werden es wohl kaum herausfinden, wenn ich hier herumstehe was ? Und du hast keine Ahnung, wieso Grauer hierher wollte?“ ,, Er macht eben immer was ihm Grade in den Kopf kommt. Egal wie dumm das

ist.“

Kapitel 4 Demothi


Das Gefühl des Wiedererkennens verfolgte Anshale auf seinem Weg durch die Straßen Ekklesias. Sobald er die Tore passierte war es, als wüsste er instinktiv, wo er hin wollte. Die breite Straße, die von den Toren wegführte verlief von diesem Ende der Stadt bis fast zum Hafen. Langsam ging er im Strom der übrigen Menschen den Weg entlang. Celcine schien niemand zu bemerken und wer es doch tat wunderte sich wohl kaum über ein in die Stadt verirrtes

Tier. Zielsicher bog er irgendwo zwischen Hafen und Stadtmauer ab und folgte einem gepflasterten Weg, der sich in zahllosen Serpentinen einen Berg hinaufzog. Alles hier war zu vertraut, zu bekannt. Der Weg vor ihm. Er führte…. ,, Hast du eine Ahnung wo du hin willst?“ Anshale hielt an. ,, Das ist der Weg zu den Toten.“ ,, Geht’s auch weniger kryptisch ?“ ,, Ich weiß nicht warum ich das gesagt habe. Die Kathedrale der Numen ist gleich da oben. Und noch etwas anderes… Es ist wichtig und ich sollte

mich erinnern aber… da ist einfach nichts. Nur Bilder die keinen Sinn machen. Ich muss es sehen.“ Mit diesen Worten beschleunigte er seine Schritte den Weg hinauf. Das dicht bebaute Stadtzentrum blieb langsam unter ihnen zurück. Hier oben gab es nur noch wenig Bebauung, einzelne Villen und weitläufige Baumbestandene Flächen, die einen kleinen Wald formten. Und über allem ragte der Turm der Kathedrale. Nicht Anshales Ziel, wie er wusste. Eine niedrige Mauer umgab das Kirchengelände, über die er ohne Überlegung hinwegsetzte. ,, Hey.“ Er ignorierte Celcine. Die Mauer war

für den Fuchs noch ein Stück zu hoch und das war ihm nur mehr als Recht. Was immer hier war... Er war so kurz davor sich zu erinnern. Weisfeld… Anshale rannte unruhig weiter. Die wenigen Leuten, die sich auf dem Platz vor der Kathedrale sahen ihm nach, als sei er verrückt, aber er ignorierte sie. Vor einem kleinen Schmiedeeisernen Tor hielt er an. Dahinter führte ein nur lose befestigter Pfad durch einen Garten, hinaus auf die Rückseite der Kathedrale. Vorsichtig stieß er die unverschlossene Tür auf und trat hindurch. Es war ein Friedhof. Anshale sah sich nach allen Seiten um. Grauer Stein, der halb zwischen verwilderten Blumen und

Büschen verborgen lag schimmerte ihm entgegen. Die meisten der Schiefertafeln waren vom bloßen Alter unleserlich geworden. Zunehmendes wiedererkennen mischte sich mit dem Gefühl, der Antwort so nah zu sein… Unter den Zweigen einer Weide, abseits des halb zu gewucherten Wegs stand eine weitere Reihe Grabsteine. Es waren insgesamt fünf Stück, einer davon in sich zusammengefallen, ein anderer umgestürzt. Es machte nichts. Er erinnerte sich. Er erinnerte sich an die Inschrift auf jedem einzelnen. Und an noch mehr… ,, Wer liegt hier ?“ Er brauchte sich

nicht zu der Stimme umdrehen. Wie auch immer Celcine einen Weg herein gefunden hatte… der Augenblick hätte nicht schlechter gewählt sein können. Anshale überlegte einen Augenblick einfach nicht zu antworten. Aber die Wahrheit war leichter, wenn er sie Aussprach. ,,Meine Familie.“ ,, Du erinnerst dich also ?“ ,, Sie starben in Weisfeld.“ Es musste schon Jahre zurück liegen. Der Zustand der Gräber ließ daran kaum einen Zweifel. Niemand hatte sich seit Ewigkeiten um diesen Ort gekümmert. Und doch war es nun, da die Bilder und Gedanken sich endlich zu etwas konkreten Formten, so, als sei alles

grade erst geschehen. ,, Anshale, Weisfeld liegt ein Menschenleben zurück. Die Numen haben die Stadt vor über 60 Jahren niedergebrannt. Du kannst nicht da gewesen sein. Das ist unmöglich.“ ,,Wir…“ Es fiel ihm schwer, seine verstreuten Gedanken zusammenzusetzen. Es war nach wie vor mehr ein Puzzlespiel, als das er sich klar Erinnern konnte. ,, Wir lebten in der Nähe der Stadt. Das war… nach der eigentlichen Schlacht…“ ,, Davon habe ich noch nie gehört.“ Und wie um es noch einmal zu unterstreichen: ,,Du kannst nicht dort gewesen sein.“ ,, Ich weiß nicht, was passiert ist.“ Er

seufzte. ,, Das ist eine Sackgasse Celcine. Jede Person, an die ich mich erinnern kann ist tot.“ Ein Schatten fiel über ihn, der Anehlas dazu veranlasste aufzuspringen und die Klinge in einer Kreisbewegung gegen den vermeintlichen Angreifer zu führen. Fast zu spät erkannte er jedoch seinen Fehler und brachte die Klinge grade noch vor einem ihn verängstigt musternden Gesicht zum Stehen. Einen Augenblick standen sowohl er als auch der Neuankömmling vollkommen reglos dar. Nur langsam lies Anshale schließlich die Waffe sinken. ,, Euch so an mich heranzuschleichen hätte euch fast das Leben gekostet.“ ,

schalt er den Fremden. Dabei spürte er aber auch Gleichzeitig, wie seine eigenen Hände anfingen zu zittern. Er hatte ohne jede Kontrolle reagiert. Blanke Instinkte, statt Bewusstem handeln. Allein auf die Chance, überrascht zu werden, war er bereit gewesen jemanden zu töten… Der junge Mann vor ihm schien sich wieder zu sammeln und Anshale musterte ihn gründlicher. Er trug einen blauen Priesterornat. Die braunen Haare hatte er kurz geschnitten. ,, Und hatten die Toten irgendwelche Antworten für euch ?“ , wollte der Fremde wissen. Anshale musste ein bitteres Lachen unterdrücken. ,, Ihr verspottet mich.“ ,

stellte er fest. ,, Keineswegs. Wir haben alle jemanden in diesem endlosen Krieg verloren.“ ,, Ein unsinniger Kampf für… so was.“ Anshale deutete auf den über ihnen aufragenden Bau der Kathedrale. ,, Ich bin sicher, einige würden euch da zustimmen. Ich bin übrigens Gwenth.“ Der Mann streckte ihm eine Hand hin. Er zögerte einen Augenblick, bevor er sie Ergriff. ,, Anshale.“ Es war kein misstrauen oder Heimtücke in den Augen des Priesters. Doch trotzdem… ,, Eure Worte sind ziemlich gefährlich für einen Numen-Priester.“ Nach seinem Zusammentreffen mit den Inquisitoren und seinen zurück kehrenden

Erinnerungen war der Mann, der sich als Gwenth vorstellte beinahe zu freundlich. ,, Gefährliche Worte, die aber gesagt werden müssen.“ Anshale nickte. ,, Diese Gräber…. Wisst ihr wie alt dieser Friedhof ist?“ Gwenth schien eine Weile zu überlegen. ,, Wenn ihr ein genaues Datum sucht müsste ich in den Kirchenarchiven suchen aber aus dem Gedächtnis… Hohepriester Ovid ist vor zwanzig Jahren in sein Amt eingetreten. Das Gräberfeld war damals noch nicht da oder wurde zumindest in keinem der alten Pläne erwähnt.“ Das ergab doch keinen Sinn. Und noch mehr: ,, Ihr kennt einen Haufen uralter

Baupläne auswendig?“ ,, Ein Hobby von mir. Aber Generell die alten Aufzeichnungen der Kirche und auch einige der wenigen erhaltenen Kal'ban-Schriften über Naturgeister und dergleichen.“ Er grinste unsicher. ,, Manche würden das wohl Ketzerei nennen.“ ,, Und Weisfeld wurde lange vorher zerstört ? Da seid ihr euch sicher?“ ,, Weisfeld war der Beginn des Kriegs zwischen Numen und Kal'ban. Das ist mehr als sechzig Jahre her.“ ,, Ich habe es doch gesagt, du kannst nicht dort gewesen sein.“ , meinte Celcine. ,, An was du dich auch erinnerst es ist

falsch.“ Gwenth starrte den sprechenden Fuchs einen Augenblick lediglich an, als hätte er einen Geist gesehen. Was wenn man es genauer betrachtete auch Stimmte, überlegte Anshale. Vermutlich hatte er Celcine bis grade eben als besonders zahmen Vertreter ihrer Art oder sogar ein exotisches Haustier gehalten. Anshale seufzte. Nichts wollte passen. Aber die Erinnerungen die er hatte waren echt. Gleichzeitig war er definitiv keine siebzig Jahre alt. ,, Was genau ist damals passiert ?“ Gwenth zuckte mit den Schultern, nachdem er sich von dem kleinen Schock

erholt hatte. ,, Das weiß keiner so genau. Die Numen geben den Kal’ban die Schuld und umgekehrt. Klar ist nur, vor sechzig Jahren ist jeder einzelne Kal’ban in der Stadt getötet worden. Die Kirche sagt, die Kal’ban hätten einen Angriff vorbereitet und man hätte sich nur verteidigt.“ ,, Natürlich behaupten sie das.“ , kommentierte Celcine. ,, Ich bin mir dessen in letzter Zeit auch nicht mehr sicher. Es gibt… mehr als ein paar Wiedersprüche. Und was die Inquisition mit Abtrünnigen macht ist abscheulich.“ ,, Was zu der Frage führt, wieso ihr dann noch den Numen dient.“ , stellte

Anshale fest. ,, Ich habe geglaubt jemanden dadurch schützen zu können. Ein Fehlschluss. Es gibt keine Gnade mehr in dieser Welt. Vielleicht ist ein gemeinsamer Freund von uns aber dazu in der Lage etwas zu ändern.“ Er wurde hellhörig. ,, Ihr kennt Grauer ?“ ,, Seit kurzem wie ich zugeben muss. Er hat mich gebeten nach euch zu suchen.“ , antwortete Gwenth. ,, Das hättet ihr auch einfach gleich sagen können.“ , bemerkte Celcine. ,, Entschuldigt aber ich musste sicher gehen. Worte wie meine oder eure sind in diesen Mauern lebensgefährlich. Und

die Inquisition hat viele Ohren.“ ,, Ich verstehe. Ihr wisst also wo er sich aufhält?“ Gwenth nickte. ,, Folgt mir.“ ,, Gut. Dieser Mann hat mir noch einiges zu erklären.“ ,, Ihr habt eine Rechnung mit ihm offen ?“ ,, So kann man das durchaus nenne, wenn euch jemand ohne Gedächtnis mitten in der Nacht in einem Wald zurück lässt.“ ,, Das klingt nach einer Geschichte, die ich hören möchte.“ ,, So lange ist die eigentlich gar nicht.“ Er fasste die recht kurze und bis auf den Zwischenfall in Barsai ereignislose Reise.

Währenddessen führte Gwenth sie an der Kathedrale vorbei den Berg hinab in die Stadt zurück. Anshale war sich nicht sicher, wieso er dem Mann ohne weiteres vertraute. Aber auf der anderen Seite… Er hatte keine Wahl. Und er war ihm auf eine unbestimmte Art sympathisch. Vielleicht fühlte er sich auch nur schlecht, weil er den Priester vorhin beinahe getötet hätte. Sie passierten ein Ansammlung steinerner Gebäude, die von einer Mauer umlaufen wurden. Die Tore der Anlage standen offen und erlaubten einen Blick auf einen gepflasterten Innenhof. Die meisten Bauten liefen an den Außenmauern

entlang und sahen sich alle ziemlich ähnlich. Nur ein Gebäude am anderen Ende des befestigten Platzes stach hervor. Ein Turm, der ihn entfernt an die Kathedrale erinnerte. Anshale blieb stehen. Wieder dieses Gefühl des Wiedererkennens. Einige dutzend Gestalten in Rüstungen bewachten das Gelände und drehten sich langsam in seine Richtung um. ,, Wir sollten hier nicht bleiben.“ , sagte Gwenth neben ihm leise. ,, Was ist das für ein Ort ?“ ,, Der Sitz der Inquisition und wenn wir länger hier herumstehen, findet ihr es schnell genug selbst heraus.“ Anshale zwang sich weiterzugehen. Es

war nicht das bloße Wiedererkennen von etwas, das er schon einmal flüchtig gesehen hatte, wie beim Anblick Ekklesias selbst. Das hier war mehr. Trotzdem hatte der Priester Recht. Die Inquisition würde ihm kaum irgendwelche Fragen beantworten… Die kleine Gruppe beschleunigte ihre Schritte, als sie die Inquisitionsgebäude hinter sich zurück ließen. Stattdessen führte Gwenth sie in Richtung Hafen. Anshale warf nur einen flüchtigen Blick über den Kai. Dutzende Schiffe mit Flaggen, die ihm nichts sagten und hunderte von Leuten, die Waren transportierten, sich unterhielten oder

einfach nur den ablegenden und anlaufenden Schiffen nachsahen. Eine Gruppe Inquisitoren kam ihnen entgegen, wurde aber kaum langsamer. Gwenth lief unterdessen eine kurze Außentreppe hinauf, die ins Obergeschoss einer der zahlreichen Hütten hier führte. Das Gebäude unterschied sich wenig von den anderen am Hafen. Verwittertes und von der Seeluft angegriffenes Holz, das beinahe schwarz war. Oben angekommen öffnete der Priester eine Tür und trat ins Innere. Schwerer Rauch schlug Anshale entgegen. In einer Ecke des Raums brannte ein Ofen und davor waren drei Lehnsessel aufgestellt

worden. Ansonsten gab es keinerlei Einrichtung, nur einen großen Teppich am Boden. Zwei der Sessel waren leer, nur im letzten saß jemand. Das wettergegerbte Gesicht und die grauen Haare ließen nur wenig Zweifel. Neben ihm am Feuer lehnte ein Schwert. ,, Ihr schuldet mir so viele Antworten alter Mann.“ Grauer sah lediglich einen Moment auf. ,, Ich wusste doch, das ihr hierherkommt.“ , meinte er lediglich. Gwenth hielt sich derweil im Hintergrund und spähte durch ein angelaufenes Fenster auf die Straßen hinunter, bevor er diese mit einem Stück dunklem Stoff

verhängte. Anshale begann sich unruhig zu fühlen. Das hier hatte mehr etwas von einer Verschwörung, als ihm lieb war. Celcine sprang auf die Sitzlehne von Grauer. ,, Ich denke, aber wenn ihr euch schon die Mühe gemacht habt mich hier zu suchen, kann ich eure Fragen beantworten.“ ,, Wie wär’s, wenn ihr mir einmal erklärt, wer ihr eigentlich seid.“ Ein funkeln trat in die blauen Augen seines Gegenübers, das selbst im nur durch die Kaminflammen erhellten halbdunkel kaum zu übersehen war. ,, Ich hatte schon so viele Namen mein junger Freund. Die meisten nenne mich

Grauer, anderen den Wanderer, diejenigen, die mich fürchten den Waldschrat und die wenigsten erinnern sich noch, das ich einmal Demothi von den Kal’ban genannt wurde. “

Kapitel 5 Pläne


Kal’ban… der Name hatte schon als Gwenth ihn benutzt hatte etwas Vertrautes gehabt. Es schien, als kämen seine Erinnerungen nur bruchstückhaft zurück. Was war nur mit ihm passiert, das er selbst solche Dinge noch vergessen konnte… ,, Ihr seid also ein Kal’ban. Einer der Geisterrufer.“ , stellte er fest. ,, Ich sehe ihr habt doch nicht alles vergessen.“ , erwiderte Grauer oder

Demothi. ,, Und wer bin ich ? Ihr kennt meinen Namen. Anshale.“ Und doch immer noch. Etwas stimmte damit nicht. ,, Das kann ich nicht wissen.“ Anshale schüttelte den Kopf. Hatte er von der seltsamen Gestalt wirklich eine klare Antwort erwartet? ,, Das ist keine Antwort alter Mann. Und ich bin nicht hier um Rätsel zu raten. Entweder ihr wisst etwas was mir weiterhilft oder ich bin weg.“ ,, Ich kann es noch nicht wissen.“ , antwortete Grauer und stand auf. Als er sich allerdings halb erhoben hatte, griff er sich mit einer Hand ans Herz und

erstarrte. Sofort kam Gwenth herbeigerannt und stützte den Mann. Grauer wehrte ihn jedoch mit einer Handbewegung ab. ,, Es geht schon. Es geht mir gut.“ ,, Nein geht es dir nicht.“ , erwiderte Celcine. ,, Was ist mit euch alter Mann ?“ ,,Oh nur das Alter.“ Mit diesen Worten stand er endgültig auf und trat in den bis auf die Sessel und den Ofen leeren Raum hinein. Anshale musterte Grauer skeptisch. Zwischen der immer noch vor der Brust verkrampften Hand des Wanderers sickerte langsam Blut hervor. Er war sich ziemlich sicher, dass es

sonst niemand bemerkte. Das hieß bis auf Celcine. Der Fuchs saß immer noch auf der Sessellehne und wechselte Besorgten Blick mit ihm. Es war Gwenth, der das Schweigen schließlich brach. ,, Uns läuft die Zeit davon.“ Grauer drehte sich wieder zu ihnen um und nickte. ,, Das stimmt wohl. Und ihr sagt, ihr könnt helfen.“ ,, Ich habe aber eine Bedingung.“ , ermahnte Gwenth ihn. Anshale sah lediglich einen Augenblick zwischen dem Priester und Grauer hin und her. ,, Was habt ihr vor ?“ ,, Das heißt ihr wisst es noch gar nicht

?“ , fragte Gwenth nun. ,, Ihr habt doch gesagt, ihr wartet auf ihn.“ ,, Für was ?“ , verlangte Anshale zu wissen. ,, Du bist also nicht zufällig hier.“ , stellte Celcine fest. ,, Der Trick ist eben , ein Fuchs zu sein und nicht wie einer zu riechen.“ ,, Hey, das nehme ich persönlich.“ ,, Entschuldigung, ich glaube mir hört hier niemand zu !“ , rief Anshale . ,, Für was habt ihr auch mich gewartet?“ ,, Die Inquisition hat in letzter Zeit damit begonnen noch härter gegen eventuelle Geisterrufer vorzugehen.“ , erklärte Gwenth. ,, Die Gefängnisse der Kirche sind voll mit angeblichen und echten

Abtrünnigen.“ Anshale drehte sich weg, Ihm gefiel gar nicht, worauf das hinauslaufen sollte. ,, Und das die Leute hier sich einfach gefallen ?“ , fragte Celcine. ,, Du hast es doch gesehen.“ Er hätte am liebsten laut gelacht. Wenn die ganze Bevölkerung eines Dorfes zusah, wie drei Männer einen der ihren Töten wollten… Wie konnte es in einem Ort wie diesen viel besser sein? ,, Und ich nehme an, ihr habt vor sie zu befreien ?“ , fragte Anshale. ,, Und ich kann ein zweites Schwert dabei gebrauchen.“ ,, Wieso habe ich das Gefühl, das ihr mich mehr als eine Schachfigur

betrachtet alter Mann ?“ ,, Ich bitte euch nur um Hilfe.“ ,, Und ich weiß nichts über euch. Und ich habe nicht vor mich in einen Krieg zwischen Numen und Kal’ban ziehen zulassen, es mag euch vielleicht entgangen sein, aber ich habe im Augenblick andere Probleme. Worum kämpft ihr überhaupt? “ Grauer sah ihn einen Augenblick unsicher an. ,, Sie glauben an ihre drei Götter und sehen Geister als etwas… böses an.“ Anshale konnte nur den Kopf schütteln. ,, Da gibt es einen Unterschied ?“ ,, Und ob, ich bin real und wenn es Götter gebe müsste ich das ja wissen.“ ,

erklärte Celcine. ,,Und noch wichtiger, ich drohe niemanden mit dem Tod, weil er für sich einen eigenen Weg sucht.“ ,, Was verehren die Numen überhaupt ?“ ,, Die drei Götter.“ , antwortete Gwenth, ,, Lexis , Opes und Nex, die sich vor fast 300 Jahren dem ersten Propheten offenbarten. Sie erschufen die Welt. Lexis gab den Menschen die Sprache, Opes lehrte sie die Schmiedekunst und Nex war es, der ihnen die Seele gab um sie von den Geistern und Tieren abzuheben. Die Geister, sind die Wesen, die mit den Göttern im nichts vor der Welt existierten, aber sich gegen diese Auflehnten. Warum auch immer… Unfähig ihre Brüder und Schwestern zu

vernichten wurden die Geister zur Erde geschickt, wo sie in Tiergestalt gefangen wurden. Und seither versuchen sie die Menschen von ihrem Pfad der Erlösung abzubringen und sie dazu zu bringen, einen Bund mit ihnen zu schließen. Den das ist die Botschaft des Propheten: Erst, wenn die ganze Welt die Worte der Numen hört, kann es Frieden geben und in diesem Moment werden die Götter alles Leid beenden.“ ,, Und rechtfertig das noch mehr Leid ?“ , fragte Grauer. ,, Die Kirche scheint das zu Glauben.“ , meinte Gwenth fast entschuldigend. ,, Dafür müsste es Götter erst einmal geben.“ , bemerkte Celcine

erneut. ,, Ihr scheint euch des Gegenteiles ziemlich sicher zu sein. Dabei gibt es Berichte über den Propheten, die einem zu denken geben. Angeblich hatte dieser Mann die Macht Naturgewalten zu kontrollieren. „ ,, Was ihn am Ende nicht vor dem Tod geschützt hat.“ , merkte Grauer an. ,, Wie dem auch sei , er fand schnell viele Anhänger, die sich rasch über die ganze bekannte Welt verteilten. Damals noch friedlich. Ich meine, bis die Kal’ban und die Numen in Weisfeld aufeinandertrafen gab es kaum Spannungen. Aber ich fürchte, die Geister der Kal’ban haben die Numen

erschreckt. Den Dämonen des Propheten, plötzlich real zu begegnen… Die alten Kirchendokumente haben keine Einträge über größere Konflikte oder ähnliches bis dahin.“ ,, Ihr meint, bis auf die Drohung der Inquisition.“ , sagte Grauer kalt. ,, Das ist…. Eine andere Geschichte.“ ,, Ach ist es das ?“ Zum ersten Mal wirkte der Alte wütend und an seiner Seite sprang Celcine auf. Anshale fühlte sich, als wäre plötzlich ein Gewitter in dem kleinen Raum aufgezogen, eine eigene Sturmwolke, die sich um den grauhaarigen Mann vor dem Kamin sammelte. Das flackende Licht des

Feuers malte Muster aus Schatten auf die Gesichter aller Anwesenden. ,, Die Inquisition ging von Anfang an gegen jeden Abweichler vor. Weil sie es nicht ertragen konnten, dass jemand etwas anderes Glaubt als sie. Was glaubt ihr, wie viele Numen zu uns flohen? Wir waren eine Bedrohung, weil wir die Aufnahmen, die nicht der Doktrin eurer Kirche folgten. Und wir taten es bedingungslos. Die Inquisition hat die Kal’ban anfangs nur ignoriert, weil sie uns nicht für eine Bedrohung für ihren Erlösungsplan hielt.“ ,, Ich habe nie gesagt, dass es perfekt war.“ , antwortete der Priester betrübt. ,, Auch der Prophet hatte seine Fehler.

Die Idee, das die Götter die Menschen in ein großes Zeitalter führen könnten ist doch nicht falsch?“ ,, Oh doch, wen die Bedingung ist, das sich ihnen alle Unterwerfen. Und das tun wir nicht. Nicht so lange noch ein Geistrufer da draußen ist. Unsere Traditionen sind Jahrtausende älter als die euren und ich werde…“ ,,Wie viele habt ihr getötet Grauer?“ , unterbrach Gwenth ihn. ,, Wie viel Numen-Blut klebt an euren Händen ? Demothi schien sichtbar in sich zusammenzusinken. ,, Ich zähle nicht mehr Gwenth. Das ist nichts worauf man stolz sein sollte. Auf Beiden Seiten sind schon zu viele

gestorben.“ Anshale trat entschlossen zwischen den Priester und Grauer. ,, Hört mal, es ist mir egal, wer hier wen umgebracht hat. Grauer, Gwenth ist hier um zu helfen. Wer nun von euch mehr Recht hat sauer auf die andere Seite zu sein ist vollkommen unerheblich. Und Gwenth…“ ,,Nein… Grauer hat auf seine Art recht. Ich muss um Verzeihung bitten.“ Gwenth machte eine kompliziert wirkende Geste mit der Hand. ,, Möge der Wind euch tragen.“ Einen Moment wirkte es so, als hätte der Mann vor, die Geste zu ignorieren. Schließlich gab Grauer sich aber

anscheinend einen Ruck: ,, Und euch Gwenth. Und euch. Wir sind nicht hier um uns zu streiten. Ihr wollt helfen und das heiße ich willkommen. Nur… Nach so vielen Jahren ist es selbst für mich schwierig.“ ,, Hey, versetzt euch mal in meine Lage.“ , meinte Anshale. ,, Ich kenn die ganze Geschichte nicht mal mehr. Ich weiß nach wie vor nur das wesentliche über die Numen und die Kal’ban. Und trotzdem muss ich hier anscheinend die Stimme der Vernunft sein.“ ,, Ich schätze, ihr habt nicht grade die besten Erfahrungen mit den Numen gemacht.“ , meinte Gwenth nach wie vor entschuldigend. ,, Die Inquisition und die

Kirchenoberen, allen voran der Hohepriester sind so auf die Lehren des Propheten fixiert, das sie kaum sehen, das es auch andere Wege gibt. Die traditionelle Kirchendoktrin ist einfach nicht, woran ich glaube. Und das wird mir immer wieder bewusst. Aber es gibt auch gutes darin Anshale.“ Dieser konnte sich einen Moment nicht überwinden zu antworten. Was tat er hier eigentlich? Er saß mit zwei Wildfremden zusammen, die sich über ihre Religion stritten. Eine leise Stimme riet ihm, dass er einfach gehen sollte. Das hier ging ihn nicht das Geringste an. ,, Ich habe bisher nichts davon gesehen.

Aber auf der anderen Seite Grauer, habe ich auch nichts von euch gesehen. Euer Krieg geht mich nichts an.“ ,, Wenn das wahr ist, warum hast du Alron dann gerettet ?“ , wollte Celcine wissen. Dieser Fuchs schien einfach eine Begabung dafür zu haben die falschen Fragen zu stellen. Ode die richtigen. ,, Weil…“ Weil ihn etwas ganz anderes kümmerte. Mochten diese Leute glauben, was sie wollten… ,, Ob ich nun auf eurer Seite bin oder nicht, niemand verdient es für seine Überzeugungen eingesperrt oder getötet zu werden.“ ,, Dann werdet ihr uns helfen

?“ ,, Auch wenn ich das Gefühl habe, das ich das bereuen werde. Ja.“ Gwenth nickte. ,, Danke. Die Gefangenen befinden sich momentan in den Inquisitionshallen. Ich denke, wir sind auf dem Weg hierher daran vorbeigekommen.“ Anshale dachte mit gemischten Gefühlen an den ummauerten Ort zurück. Nur ein Eingang. Und der Großteil der Anlage lag unterirdisch. Das reinste Labyrinth aus Zellen und Verhörräumen. Woher wusste er das? ,, Ich erinnere mich. Bloß werden wir wohl kaum zur Vordertür hereinmarschieren

können. ,, Vielleicht doch. Ich kann uns rein bringen.“ , erklärte Gwenth. ,, Und was genau… habt ihr davon außer einem guten Gewissen ?“ ,, Wie gesagt, ich habe eine einzige Bedingung für meine Hilfe. Meine Familie… teilt meinen Glauben an die Numen nicht. Ich habe sie bisher schützen können aber die Inquisition geht mittlerweile immer brutaler vor. Sie richten jeden hin, den sie für schuldig halten und jeden, bei dem auch nur Verdacht besteht… Die wenigsten verlassen ihre Kerker wieder.“ Anshale seufzte. Natürlich konnte er die Intention des Mannes verstehen,

trotzdem würde das nicht unbedingt einfach werden. ,, Ich sehe worauf das hinausläuft. Über wie viele Personen sprechen wir hier?“ In seinem Kopf ging er durch, an was er sich von der Anlage erinnerte… Aber woher erinnerte? War er einmal dort gefangen gewesen? Es musste einfach so sein. Die andere Alternative gefiel ihm noch weniger. ,, Meine Schwester. Lina.“ Gwenth zog ein aus Holz geschnitztes Amulett aus den Falten seiner Robe und hielt es Grauer hin. ,, Ihr wisst was das ist.“ ,, Ein Geistertotem…“ Der Alte drehte die filigrane Schnitzarbeit einen Augenblick in den Händen. Im Zentrum des Amuletts befand sich der Umriss

eines Kolibris. Der Priester nickte. ,, Es gehörte meiner Mutter. Und die hat es meiner Schwester vermacht. Wohl schon allein wegen meiner… Berufswahl. Wir hatten nicht mehr viel Kontakt.“ Anshale konnte nur den Kopf schütteln. ,, Selbst wenn ich eure Ansichten nicht teilen kann. Die Entscheidung stand euch doch wohl frei.“ ,, Und wie seit ihr dann daran gekommen ?“ , fragte Celcine. ,, Die Inquisition hat sie damit erwischt. Dummes Kind…“ ,, Kind ? Wie alt genau ist Lina?“ ,, Zwölf… Ich .. ach verdammt. Ich hätte einfach aufpassen müssen, dann

wäre das alles nichtpassiert. Ich hätte das Amulett vernichten sollen.“ Anshale konnte nicht anders, als Mitleid mit dem Priester zu haben. Auf der einen Seite stand er einem intelligenten jungen Mann gegenüber, auf der anderen einer zutiefst zerrütteten Gestalt. ,,Euch Trift doch daran keine Schuld.“ ,, Und ob es das tut. Ich hatte die Gelegenheit, ich wusste was passieren konnte und ich habe nichts getan. Und jetzt… muss ich euch bitten nicht zulassen, dass das Blut meiner eigenen Schwester an meinen Händen klebt…“ Celcine sah den Priester nur einen Augenblick fassungslos an. ,, Die Inquisition würde ein Kind hinrichten

?“ Gwenth nickte lediglich. ,, Und wenn du denkst, tiefer kannst ein Mensch nicht mehr fallen, kommt jemand und drückt dir eine Schaufle in die Hand.“ , murmelte Grauer. Anshale drehte sich verwirrt zu dem Alten um. Dessen Saphirblaue Augen blieben die ganze Zeit über auf Gwenth gerichtet.

Kapitel 6 Durch die Kathedrale


Die nächsten Stunden verbrachten sie damit, ihr Vorgehen zu Planen. Gwenths Versicherung, Grauer und Anshale unbehelligt in die Garnisonsgebäude der Inquisition zu bringen war letztlich nur der erste Schritt. Sie mussten die Gefangenen finden, befreien und noch wichtiger, auch wieder mit diesen entkommen. Mittlerweile war es draußen fast völlig dunkel geworden. Anshale hatte die schweren Vorhänge vor den Fenstern zurückgezogen und starrte nach draußen

auf den dunklen, vom Mondlicht beschienenen Hafen. Das Wasser lag so ruhig, wie ein gewaltiger Spiegel vor ihm. Erinnerungsfezen und Bilder, die er nicht zuordnen konnte suchten ihn mittlerweile in Schüben heim. Eine brennende Stadt… Weisfeld. Schatten in den Flammen, die versuchten zu entkommen. Und Feuer, das vom Himmel zu regnen schien… Aber wenn er versuchte, die Erinnerungen festzuhalten, zerfiel alles zu Nebel. Dafür wurden seine Erinnerungen an Ekklesia immer klarer. Er war schon oft hier gewesen. Der Blick auf das Meer bei Nacht hatte ihn immer schon beruhigt. Vor allem

wenn… Wenn er was ? Sein Blick fiel auf das Schwert, das er den Inquisitoren abgenommen hatte. Zusammen mit der Grauers Klinge lehnte die Waffe mittlerweile in der Nähe des Kamins den Knauf des Griffs war eine Rose eingeprägt worden, die im Licht des Feuers beinahe lebendig zu werden schien. In den sich spiegelnden Flammen schien er Häuser und Orte erkennen zu können. ,, Ich gebe es ungern zu, aber es dürfte Schwierig werden , mehrere Dutzend Leute aus der Garnison zu schaffen, bevor uns jemand bemerkt.“ , sagte

Grauer. Anshale schüttelte den Kopf und drehte sich um. ,, Nicht unbedingt. Die Wachen werden ab Mitternacht alle halbe Stunde abgelöst. Wenn wir die Gefangenen finden und es richtig anstellen, können wir die Lücken ausnutzen und die Leute rausschaffen, bevor jemand etwas merkt.“ ,, Woher weißt du das ?“ , wollte Celcine wissen. Während die drei ihre Pläne gemacht hatten, hatte sie vor dem Feuer gedöst. Allerdings bezweifelte Anshale, das das Geistwesen je schlief. Oder ihn eine Sekunde aus den Augen ließ… ,, Ich weiß es weil ich schon einmal

dort war. In den Gebäuden. Ich weiß nur nicht mehr wann… oder wieso.“ Er sah in Grauers Richtung. Der Mann wusste mehr als er zugab, das spürte er. Nicht alles, Aber irgendetwas wusste er. Fürs erste aber, musste er seinen seltsamen Weggefährten wohl vertrauen. Er hatte sich dafür entschieden, diesen Weg fürs erste zu gehen. Wenn die Gefangenen befreit waren, konnte er sich immer noch entschließen, seinen Erinnerungen nachzujagen. ,, Wir haben wohl kaum eine andere Wahl, als uns darauf zu verlassen.“ , meinte Grauer schließlich nach einem Moment der Stille. ,, Wenn sonst alles klar

ist. Gwenth ,, Eine Bedingung muss ich noch stellen.“ ,, Die wäre ?“ ,, Was mit den übrigen Gefangenen geschieht wenn wir erfolgreich sind, ist euch überlassen. Ich will jedoch, das ihr meine Schwester nach Ebenwald bringt.“ ,, Gwenth, ich verstehe eure Sorge, aber wir können unsere Zuflucht nicht gefährden.“ ,, Ich bitte euch nur darum, mehr verlange ich nicht und ihr wollt das ausschlagen ?“ ,, Die Kirche war in letzter Zeit sehr effektiv darin, unsere Enklaven einer nach der anderen auszulöschen. Jetzt

fürchte ich bleiben uns nur noch zwei. Wenn ich jemanden nach Ebenwald bringen soll, gibt es vorerst kein zurück. Versteht ihr das?“ Der Priester nickte langsam. ,, Hauptsache Lina ist sicher. Ist es denn wirklich so schlimm?“ Grauers Gesichtsausdruck bekam etwas Niedergeschlagenes und Abwesendes. ,, Anehlas war gut darin unsere Enklaven aufzuspüren.“ Dieser Name… Anshale hatte ihn schon einmal gehört. Barsai. ,, Wer ist Anehlas ?“ Grauer lachte bitter. ,, Der größte Schlächter der Kirche. Du kannst auf mehrere Art froh sein, ihm noch nie

begegnet zu sein. Ein Monster in Menschengestalt , wenn es jemals eines gab. Die Inquisition untersteht ihm, er ist der Anführer des Kreuzzugs gegen die Kal’ban. Sogar der Hohepriester fürchtet ihn angeblich.“ ,, Er hasst euch wirklich wie ?“ , fragte Anshale. ,, Du hast ja keine Ahnung.“ , antwortete Celcine. Gwenth sah unsicher zwischen Grauer und Anshale hin und her. ,, Ich habe gehört er sei… nicht ganz menschlich.“ ,, Er ist noch sehr viel mehr als nur das. Ich habe ihn ein paar Mal bekämpft, konnte ihn aber nie bezwingen. Selbst einige unserer besten Kämpfer konnten

es am Ende nicht einmal geschlossen mit ihm aufnehmen. Jeder Kal’ban, der sich ihm in den Weg gestellt hat ist jetzt tot.“ ,, Dann können wir wohl nur hoffen, ihm nicht zu begegnen. Wobei ich schätze, eine ganze Garnison Inquisitoren auszutricksen wird auch nicht grade ein Spaziergang werden.“ , gab Anshale zu bedenken. ,, Das überlasst mir. Wenn alles gut geht, werden wir nicht einmal einen einzigen Inquisitor zu Gesicht bekommen.“ ,, Wie das ? Ich verstehe, das ihr uns reinbringen könnt, aber wir müssen dafür nach wie vor durch die Garnisonstore…

oder?“ ,,Nicht unbedingt. Wir gehen durch die Kathedrale.“ Weit nach Mitternacht schlichen sich drei Gestalten, gefolgt von einem vierbeinigen Begleiter über den Platz vor der Kathedrale von Ekklesia. Mittlerweile waren Wolken aufgezogen, die den halbrunden Mond verbargen und alles in tiefste Schatten tauchten. ,, Das ist absolut verrückt.“ , flüsterte Celcine, während die kleine Gruppe vor den geschlossenen Toren der Kirche zu einem halt kam. Anshale konnte ihr lediglich stumm zustimmen. Aber auf der anderen Seite

blieb ihnen kaum eine Wahl. Seine Hand klammerte sich um de unter dem Mantel verborgenen Schwertgriff, während er die Umgebung mit hektischem Blick absuchte. Nichts. Sie waren allein. Trotzdem erschien es ihm seltsam, dass man die Kathedrale nachts so völlig unbewacht ließ. Vielleicht waren die Numen einfach schon derart gefestigt in ihrer Macht, das sie keine Eindringlinge mehr fürchteten. Und auf der anderen Seite… war das hier nur ein Heiligtum von vielen, wenn auch eines der größten. Gwenth hantierte eine Weile mit einem verrosteten Schlüsselbund an der Tür herum, bis diese schließlich mit einem

metallischen Klicken aufsprang. ,, Als Archivar habe ich zum Glück Zugang zu den meisten Räumen.“ , meinte er, während Grauer und Anshale ihm nach drinnen folgten. Der Alte hatte den ganzen Weg hierher geschwiegen und schien auch jetzt nicht unbedingt zum Reden aufgelegt. Anshale sah sich erstaunt um, als sie das finstere Kircheninnere betraten. Die wenigen Strahlen Mondlicht, die ihren Weg durch die Wolkendecke fanden, vielen durch die zahlreichen Buntglasfenster und malten Phantomhafte Schatten auf die Reichen von Sitzbänken. Gewaltige Steinsäulen stützten das Dach des Gebäudes, das sich irgendwo über

ihnen in der Finsternis verlor. Einen Augenblick blieb er vor einem Fenster stehen, das in roten und gelben Glassplittern dargestellt brennende Gebäude zeigte… Gedankenverloren strich er über das kalte Glas. Erinnerungen... Die einfach nicht passten. ,, Wir sollten uns beeilen.“ , wies Grauer ihn an, während Gwenth das Kirchenschiff bereits halb durchquert hatte. In Abständen von mehreren Schritten waren Halter mit erloschenen Kerzen angebracht. Unter der Vierung blieb der Priester stehen und winkte sie nach rechts. Eine weitere Tür führte von dort aus

weiter. ,, Also ich sehe keinen Weg, wie wir von hier zur Garnison gelangen sollen.“ ,, Wir müssen durch die Bibliothek .“ , erklärte Gwenth, während er die Tür öffnete. Dahinter führte eine gewundene Treppe ein Stück weit in die Tiefe und verschwand im Dunkeln. Grauer zog eine Kerze aus einer Halterung und entzündete diese mit einem Fingerschnippen. Eine kleine Flamme sprang aus den Händen des Alten an den Docht, der sofort Feuer fing. Gwenth sah zwischen Grauer und der jetzt brennenden Kerze hin und her. ,, Wie habt ihr….“ ,, Ihr wisst offenbar doch weniger über

die Kal’ban als ich dachte.“ , erwiderte Grauer nur und trat an ihm vorbei in die Dunkelheit. Anshale und der Priester folgten ihm langsam. ,, Ich habe davon gehört, es aber nie selbst gesehen. Magie…“ ,, Das war noch keine Magie , das war ein billiger Zaubertrick. Und zu mehr sind die meisten Kal’ban auch nicht in der Lage. Viel von unserem Wissen ging verloren und noch mehr unserer Geistrufer sind schlicht im Krieg gefallen.“ ,, Aber ihr nicht.“ , meinte Anshale. ,, Oder ?“ ,, Ich bin ein Erwählter.“ , antwortete Grauer. Offenbar war er nicht dazu

aufgelegt, das weiter zu erläutern. Am Ende der Treppe führte ein niedriger Durchgang in eine von Regalreihen durchzogene Halle. Der schwache Kerzenschein bot kaum genug Licht, das Anshale mehr als drei Reihen mit Büchern erkennen konnte. Aber der Raum fühlte sich gewaltig an. Celcine verschwand irgendwo in der Dunkelheit, allerdings hatte sie wohl weniger Probleme sich zurechtzufinden als Anshale oder die anderen. Gwenth führte sie nach rechts, an Buchregal nach Buchregal vorbei. Lose zusammengeschnürte Bündel mit Pergamenten stapelten sich zwischen verstaubten oder abgegriffenen

Buchrücken. Plötzlich jedoch blieb der Priester ohne Vorwarnung stehen. Anshale wäre beinahe in ihn hineingelaufen. ,, Was ist ?“ Er deutete lediglich nach vorne. Zuerst konnte Anshale kaum etwas erkennen, dann jedoch wurde es deutlicher. Ein schwacher Lichtschimmer näherte sich zwischen zwei der Regalreihen. Jemand war hier… Grauer löschte die Kerze die er mitgebracht hatte sofort, währen sich die Anshale und Gwenth in dem gegenüberliegenden Gang zurückzogen. Zwei Gestalten kamen, grade als Anshale zwischen den Büchern

verschwand, um die Ecke. Einer der fremden trug eine Fackel und ähnliche Ordensgleichung wie Gwenth. Der andere einen schmucklosen Talar in dunkleren Farben. Irgendetwas stimmte mit der zweiten Gestalt nicht. Das Gefühl eines aufziehenden Gewitters füllte die Luft. Er konnte spüren, wie sich die Haare an seinen Armen aufstellten. Das gleiche plötzliche Gefühl von Bedrohung und… Macht wie bei Grauer. ,, Wer ist das ?“ , flüsterte er so leise wie möglich, während er weiter die dunkel gekleidete Gestalt verfolgte. Der Mann mit der Fackel war mittlerweile an das Bücherregal direkt vor ihrem

Versteck getreten, so dass der dunkel gekleidete Fremde die Schrift auf den Buchrücken entziffern konnte. ,, Hohepriester Ovit.“ , antwortete Gwenth. Anshales Hand legte sich an den Schwertgriff. Der Mann stand praktisch nur einem einzigen Schritt entfernt. Wenn er jetzt zuschlug… ,, Nicht.“ Zwei im Dunkeln glühende Augen sahen ihn von unter einem der Regale heran. Als hätte der verdammte Geist seine Gedanken gelesen. Wiederwillig ließ er die Hand sinken. Ovit suchte einen Augenblick die Reihen der Schriftstücke ab, bis er eine einzelne Pergamentrolle aus einem Stapel

herauszog und sich umdrehte. Einen Augenblick blieb die Gestalt in der dunklen Robe noch stehen, dann ging sie gefolgt von dem Fackelträger davon. Grauer wartete, bis der Lichtschein des Feuers nicht mehr zu sehen war, bevor er die Kerze wieder entzündete Anshale sah sich sofort nach Celcine um und fand den Fuchs grade an der Grenze des kleinen von der Kerze erzeugten Lichtkegels sitzen. Es schien fast unmöglich, dass der Hohepriester sie nicht bemerkt hatte. Und doch gab es eine dringendere Frage, die ihn beschäftigte. Während Gwenth und Grauer bereits vorausgingen, ließ er sich etwas

zurückfallen. ,, Wieso hast du nicht zugelassen das ich ihn töte ? Auch bei dem Inquisitor in Barsai. Warum ?“ ,, War er eine Bedrohung ?“ ,, Was soll das heißen ob er eine Bedrohung war ? Dieser Mann würde uns alle umbringen lassen, wenn er wüsste, dass wir hier sind und was wir vorhaben. Er verdient den Tod.“ ,, Das Problem wenn man alles in schwarz weiß sieht ist, das einem die ganzen Schattierungen verloren gehen. Denkst du nicht, Ovit würde das Gleiche tun und denken, dabei recht zu behalten?“ ,,Für einen verfluchten Fuchs denkst du

viel zu viel.“ ,, Falsch, ich verabscheue jegliche Art der Anstrengung. Und jemanden zu töten, wenn es nicht nötig ist, ist so aufwendig.“ ,, Erinnere mich in Zukunft, einfach nicht mehr zu Fragen. Das ist dann auch einfacher.“ ,, Ist es nicht.“ ,, Ach plötzlich ?“ ,, Wenn du nicht beizeiten lernst, wer weiß, wo du die einfacheren Wege übersiehst.“ Gwent war mittlerweile an einer Nische zwischen zwei Bücherregalen stehen geblieben und suchte den Boden ab. Ein schwerer Teppich lag darauf. Der

Priester suchte das gestickte Muster ab, bis er plötzlich stehenblieb und den Teppich in einer Staubwolke zurückschlug. ,, Ich habe doch gewusst, dass es hier ist.“ Der Boden der Bibliothek bestand aus grob behauenem Felsen. Das hieß bis auf die Holz-Luke, die eben noch verborgen gewesen war. Gwenth griff nach einem eisernen Ring in der Oberfläche der Luke und zog diese mit einem leisen Knarren auf. ,, Dadurch ?“ , fragte Anshale skeptisch. Eine kurze, vermoderte Leiter führte einen Schacht hinab, der kaum an Anshales Schultern heranreichte. Sie würden sich da unten kaum bewegen

können, falls nötig. ,, Dadurch.“ , bestätigte Gwenth.

Kapitel 7 Erinnerungen


Das Kerzenlicht spiegelte sich in den Wasserpfützen am Boden des Tunnels. Offenbar war seit langer Zeit niemand mehr hier gewesen. Die lose gesetzten Steine, welche die Wände und die bogenförmige Decke des Gangs bildeten waren mit Moos überwuchert. ,, Wie habt ihr diesen Ort gefunden ?“ , wollte Anshale wissen, während er Gwenth durch das Halbdunkel folgte. ,, Finden war der einfache Teil.“ , antwortete dieser. ,, Ich glaube nicht,

das jemand überhaupt weiß, dass es diesen Durchgang überhaupt gibt. Und vermutlich wäre das auch so geblieben. Aber… auf einigen der alten Baupläne der Kathedrale war er noch eingezeichnet.“ ,, Ihr seid mir ein Rätsel, wie ihr den ganzen Tag mit alten Papieren verbringen könnten.“ ,, Man gewöhnt sich daran.“ ,, Wie alt ist dieses Gebäude ?“ , wollte Grauer wissen. ,, Ich schätze, der Grundstein wurde gelegt, als die Numen hier ankamen.“ ,, Stammt deren Volk nicht von hier ?“ ,, Den Geburtsort der Numen bildet die alte Heimatstadt des Propheten. Auf der Insel Madrea. Heute gibt es dort nur

noch Ruinen und einige Pilger, die sich dorthin wagen. Nach dem Tod des Propheten, wurde der Ort schnell verlassen. Innerhalb weniger Jahre verfiel alles.“ ,, Was ist mit diesem Propheten passiert ?“ ,, Ich weiß es nicht. Wenn die Kirchenaufzeichnungen stimmen, wurde er im Kampf mit einem Fremden getötet, einen Mann von jenseits der See.“ Langsam setzten sie ihren Weg durch die Dunkelheit fort. Der Gang begann sich mittlerweile kaum merklich zu neigen und bergab zu verlaufen. Wenn Anshale ihre Position richtig abschätzte, lag die Garnison ein Stück tiefer als die

Kathedrale. Es konnte also nicht mehr weit sein… ,, Mit wie vielen Gefangenen müssen wir rechnen ? Dreißig ? Fünfzig ? Es wird schwierig werden, die alle durch einen derart schmalen Tunnel zu schleusen.“ , meinte Celcine. Gwenth schüttelte den Kopf. ,, Wir kommen nicht auf diesem Weg zurück.“ Der Gang endete wenige Meter vor ihnen an einer Wand. Grauer hielt die Kerze hoch und begutachtete einen Augenblick den massiv wirkenden Stein. ,, Das ist eine Sackgasse.“ ,, Ist es nicht.“ , erwiderte der Priester und trat zu dem Kal’ban. ,, Leuchtet mir

einmal.“ Gwenth begann die Wand nach etwas abzusuchen, bis er innehielt. ,, Aha. Wusste ich es doch.“ Mit einem Klicken löste sich einer der Steine aus dem Mauerwerk. Als Anshale nähertrat, konnte er erkennen, dass sich dahinter lediglich Holz befand. ,, Diese Gänge waren ursprünglich ein Fluchttunnel für die Garnison. Im Fall einer Belagerung konnte man so Leutedirekt aus der Kirche in die Festung bringen.“ , erklärte Gwenth und drückte die Hand gegen die Holzfläche. Mit einem Klicken sprang die vorher so unverrückbar wirkende Mauer eine Handbreit zurück. ,, Das Problem ist,

das hier ist eine… nun ja… Einbahntür.“ ,, Das heißt, wir können nicht zurück ?“ , fragte Grauer. Der Priester nickte. ,, Ich bin sicher, es gab mal einen Öffnungsmechanismus auf der anderen Seite, aber im Gegensatz zu diesem hier ist er wohl dem Zahn der Zeit zum Opfer gefallen.“ Anshale seufzte. ,, Großartig.“ ,, Ihr habt doch gesagt, ihr kennt die Wachpläne.“ ,, Ja , aber…“ Das stimmte allerdings. Das seltsam vertraute Gefühl, diesen Ort zu kennen, stellte sich wieder ein. ,, Bringen wir es einfach hinter uns. Desto früher wir hier weg sind, desto besser.“ Die Wand ließ sich mühelos

zurückschieben, als Anshale dagegen drückte. Die Steine und der Mörtel, der dem ganzem einen massiven Eindruck verliehen hatten, waren lediglich an einer Grundfläche aus Holz befestigt. Trotz der Jahrzehnte, die der Mechanismus schon ungenutzt sein musste, schwang der versteckte Durchgang fast lautlos auf. Anshale trat, gefolgt von den anderen nach draußen. Sie befanden sich in einem nur schlecht beleuchteten Gang, der in zwei Richtungen weiterlief. Lediglich einige brennende Fackeln erhellten das dunkel und füllten die Luft mit dem Geruch von brennendem Pech. Der Fluchttunnel hinter ihnen fiel mit

einem leisen Schlag zu. Der falsche Stein fügte sich fast nahtlos in die umgebende Wand ein. Anshale nahm sich vor, sich die Stelle zu merken. Auch wenn sie keine Möglichkeit hatten, die Tür von hier zu öffnen, im Notfall konnten sie das Holz sicher zerschlagen. Auch wenn der Lärm vermutlich jeden Inquisitor in der Garnison alarmieren würde. Aber wenn sie wirklich einen Grund hätten, fliehen zu müssen, wäre das wohl sowieso der Fall. ,, Wohin ?“ , fragte er an Gwenth gerichtet. Er glaubte es zu wissen. So wie es aussah, waren sie im unterirdischen Teil der Anlage, auch wenn er nicht sagen konnte wo genau.

Die Zellen lagen im Westen, also… ,, Nach rechts. Folgt mir.“ , erwiderte Gwenth und bestätigte damit Anshales Vermutung. Nein es war mehr als eine Vermutung…. Sehr viel mehr. Er nahm im Vorübergehen eine Fackel aus einer der Wandhalterungen. Sie beeilten sich, einen Weg durch die Gänge zu finden. Die Schritte der kleinen gruppe hallten von den Wänden wieder und sie versuchten gar nicht erst, besonders leise zu sein. Ab jetzt war Zeit alles, was wirklich zählte und solange sie niemand sah, würde das Geräusch ihrer Schritte sie nicht verraten. Lediglich an den Stellen, wo mehrere Gänge sich kreuzten, wurde Gwenth

langsamer, um zu lauschen, ob ihnen nicht jemand entgegenkam. Nur einmal musste Gwenth anhalten, weil Anshale stehenblieb. Vom Weg, dem sie folgten zweigte eine Treppe ab, die nach oben führte. Am Ende der Stufen befand sich eine Holztür. ,, Anshale, wir müssen weiter.“ , sagte Grauer leise. Er antwortete nicht. ,, Was ist los ?“ , wollte Gwenth wissen. Anshale schüttelte den Kopf. ,, Gar nichts…“ ,, Das klingt aber nicht nach gar nichts.“ , stellte Celcine fest. ,, Ich… Ich sehe mich nur kurz um.“

Mit diesen Worten stieg er schnell das halbe Dutzend Stufen bis zur Tür herauf und öffnete sie Vorsichtig. Celcine sah resigniert zu Grauer und dem Priester. ,, Ich sehe nach ihm. Sucht ihr weiter. Wir finden euch entweder wieder oder einen eigenen Weg hinaus.“ Grauer nickte. ,, Pass auf dich auf.“ Anshale trat in einen großen, offenen Raum. Die Wände, obwohl aus demselben Stein wie der Rest der Tunnel, waren mit farbigen Decken behängt, so dass der Ort weniger kalt wirkte. Mehrere Öllampen in Wandnischen taten

ihr Übriges. Durch ein einziges vergittertes Fenster am anderen Ende des Raums fiel Mondlicht. In einer Ecke befand sich ein Bücherregal mit abgegriffenen Buchrücken. Kissen und Decken lagen aufgestapelt daneben. Alles in allem sah es aus, als sei der Raum relativ schnell hergerichtet worden. Ein schwerer Tisch mit aufgeschlagenen Papieren nahm hingegen die linke Seite der kleinen Halle ein Rasch trat Anshale an den Tisch und Blätterte die Pergamente durch. Nichts Auffälliges. Kirchengeschichte, Listen mit Sold und Versorgungsausgaben und nichtssagende

Berichte. ,, Was hoffst du hier zu finden ?“ ,, Ich weiß es nicht aber.. ich kenne diesen Ort. Diesen Raum.“ Seine Augen suchten die gesamte Einrichtung ab. Die Bücher, die Decken und die bunten Wandvorhänge. Er war schon einmal hier gewesen. Nur wann ? Selbst die unterirdischen Gänge der Garnison waren ihm vertraut erschienen. Er war kein Gefangener hier gewesen… Aber die einzige Möglichkeit, die blieb machte ihm Angst. Frustriert drehte er sich zu dem Fuchs um. ,, Verdammt, warum kann ich mich nicht erinnern?“ Wenn er die Augen schloss sah er

brennende Gebäude, Schatten in den Flammen, die ihn zu verfolgen schienen… Panik vermischt mit brennender Wut, als wären die Bilder vor seinen Augen echt, machten sich breit. Und auf eine Art waren sie das. Weisfeld. Er war dort gewesen, wie unwahrscheinlich das auch schien. Und aus den Flammen… war ein anderer Mann zurückgekehrt. Was war passiert? ,,Anshale…“ Die besorgte Stimme riss ihn aus seinen Gedanken. ,, Das ist nicht mein Name !“ Anshales Stimme war lauter, als beabsichtigt und seine Worte hallten von den Wänden wieder.

,, Was ist nur los mit dir ?“ ,,Ich.. „ Anshale zwang sich die Bilder abzuschütteln. ,, Warum habe ich das gesagt ? Entschuldige…. In einem Moment ist alles zum Greifen nah und im anderen scheint mir alles zu entgleiten und ich habe Angst davor.“ ,,Wovor ?“ , fragte Celcine. Wieder schien es, fand das Geistwesen einfach die richtigen Fragen. Oder genau die falschen, den sie erlaubten ihm nicht zu schweigen. ,, Vielleicht mich zu erinnern. Mich zu verändern…“ Unruhig sah er sich nach allen Seiten um. Irgendetwas war hier derart nicht in

Ordnung hier, dass er diesen Ort am liebsten sofort verlassen hätte. Und nicht nur diesen Raum. Die Garnison, die Stadt Er war so nah dran sich zu erinnern… und gleichzeitig wollte er es immer weniger. ,, Du kannst nichts werden, das du nicht bist.“ Er hätte am liebsten gelacht. ,, Was bin ich denn? Ich weiß es nicht!“ ,, Was immer du mal warst, ich glaube immer noch, unter allem bist du ganz in Ordnung.“ Ganz in Ordnung Celcine ?“ Diesmal lachte er wirklich und es kümmerte nicht, ob sie jemand entdeckte. ,, Ich kenne diesen Ort… wie meine

Westentasche. Wir beide wissen was das bedeutet und ich bin nicht dumm genug es zu leugnen. Nichts ist in Ordnung.“ ,, Wir wissen gar nichts.“ ,, Nein du weißt nichts. Ich hingegen… weiß woran ich mich erinnere.“ Er schüttelte langsam den Kopf. Es gab eine Erklärung für seine Erinnerungen. Eine Möglichkeit, die er sich eingestehen musste. ,, Ich bin ein Inquisitor.“ ,, Das weißt du nicht.“ Anshale machte eine Handbewegung, die den ganzen Raum einschloss.,, Dann erklär mir das hier.“ ,, Das… kann ich nicht… Ich weiß nur, dass du kein schlechter Mensch bist. Das heißt für jemanden mit ziemlich

kurzer Lebenserwartung.“ ,, Im Vergleich zu ?“ ,, So ziemlich jedem anderen Lebewesen das ich kenne, wenn du so weitermachst. Du rennst einfach los, ohne einmal Nachzudenken, bist direkt der erste, der einfach in einen Konflikt dazwischen geht und sich mit einem Trupp Inquisitoren anlegt und bei all dem bist du nicht mal langsamer geworden. Du machst einfach was du willst Anshale und in der Hinsicht bist du sogar noch schlimmer als Grauer. Und jetzt plötzlich fängst du an dir Sorgen zu machen? “ ,, Ich schätze das stimmt.“ , gab er zu. ,, Aber seine Vergangenheit verlieren… wie würdest du dich den fühlen

?“ ,, Ich hätte sehr viel, das erst einmal Verloren gehen müsste. Also, wir müssen weiter, wenn du nicht herausfinden möchtest, ob dich jemand von der Inquisition wiedererkennt.“ ,, Wenn das so einfach wäre.“ , sagte er. Trotzdem, Celcine hatte recht. Er hatte Puzzleteile. Und die gefielen ihm überhaupt nicht. Aber es war eben immer noch nur das. Einige Scherbe eines Mosaiks, dem immer noch eine Kontur fehlte. ,, Anshale, ob du dich erinnerst oder nicht ist für den Moment nicht wichtig. Es sei denn natürlich das würde dich dazu bringen die Garnison zu alarmieren.

Dann lass das mit dem Erinnern bitte, bis Grauer und ich weit weg sind. Was wichtig ist, ist für was du dich jetzt entscheidest. Und du hast dich entschieden uns zu helfen.“ ,, Was immer auch geschehen ist, ich habe gesehen, was die Inquisition anrichtet. Meine Entscheidung steht seit Barsai. Also schön. Gehen wir.“ Anshale wendete sich von dem Tisch und den Papieren ab. Auf eine Art war es wirklich unwichtig, wer er vorher gewesen war. Er wusste, was er tun wollte. Niemand verdiente es für seinen Glauben eingesperrt oder verfolgt zu werden, egal auf welcher Seite er letztendlich einmal

stand. Als er und Celcine den Raum bereits wieder halb durchquert hatten, hielt er jedoch inne. Das Mondlicht, das durch das kleine Fenster fiel tauchte die Umgebung in silbernes Licht. Etwas war nicht in Ordnung… Anshale ließ den Blick erneut über die Einrichtung wandern. Celcine musterte ihn unsicher. ,, Was ist los ?“ ,, Wir sind nicht allein.“ , erwiderte Anshale leise. Jemand war mit ihnen im Raum.

Kapitel 8 Befreiung


Gwenth starrte mit zusammengekniffenen Augen in die Dunkelheit vor ihm. Die Fackel erhellte eine Treppe, die gewunden noch weiter in die Tiefe führte. Sie mussten fast am Grundgestein der Anlage angekommen sein. Unglaublich, wie weitläufig diese Gänge sein mussten. Wenigstens erlaubte ihren das, sich ungestört zu bewegen. Vermutlich gab es in der ganzen Garnison nicht genug Inquisitoren um alles abzusichern. ,, Die Zellen sollten dort unten sein.“ ,

meinte er unsicher und drehte sich zu Grauer um. ,, Dann lasst uns keine Zeit verlieren.“ , erwiderte dieser lediglich und nahm ihm die Fackel aus der Hand. Mit dem brennenden Holz in der einem und dem Schwert in der anderen stieg der Kal’ban vorsichtig die Stufen hinab. Gwenth folgte ihm auf dem Fuß. ,, Ihr sagtet vorhin, ihr währt ein… Erwählter. Was genau heißt das?“ ,, Haben euch eure Bücher das nicht gelehrt ?“ , fragte Grauer mit ein wenig Spott in der Stimme. ,, Ich habe ein paar Mal davon gehört… aber nie Gedacht, das es noch welche eurer Art gibt.

“ ,, Ich bin einer der letzten. Das, was von der Magie meines Volkes blieb, sind größtenteils Tricks. Wie Tarnzauber,, oder Feuer entfachen.“ ,, Und was genau bedeutet das für euch… ihr habt eure Seele mit einem Geist verschmolzen. Dieser Fuchs , Celcine ?“ ,, Richtig.“ ,, Wieso tuen das nicht mehr ? Ich kenne die Geschichten um die Erwählten Geistrufer. Ein paar mehr von eurem Schlag und die Numen könnten ihre Eroberungspläne vergessen, selbst wenn die Erzählungen nur halb wahr sein

sollten.“ Grauer lachte laut. ,, Ich weiß nicht, was euch erzählt wurde, aber es war definitiv nicht genug. Der Geist sucht sich den Träger nicht umgekehrt. Und Geister binden sich nur in äußerst seltenen Fällen dauerhaft an jemanden. Die meisten von uns können sie für kurze Zeit herbeirufen, das war es dann aber auch schon. “ ,, Warum sollten eure Geister zögern, euch zu helfen ?“ ,, Ich habe nicht gesagt, dass sie das nicht tun. Ihr erlebt Celcine doch. Sie haben lediglich ihre Eigenarten. Und sie fürchten sich.“ ,, Fürchten ? Wovor

?“ ,, Geister sind unsterblich. Einen Bund mit einem Einzugehen bedeutet es ebenso zu werden. Oder fast…“ Gwenth sah ihn mit aufgerissenen Augen an. ,, Wie alt seit ihr ?“ ,, Alt genug für mehrere Menschenleben. Und ich werde es Müde. Aber , wenn ein Erwählter stirbt, vergeht der Geist mit ihm. Könnt ihr euch vorstellen, was für ein Opfer es ist, die Unsterblichkeit aufzugeben, wenn man nie etwas anderes kannte? Und wie schwer es für einen Menschen gleichzeitig ist, damit zu leben ? Es ist ein beidseitiges Opfer.“ ,, Das heißt… sie sind zum Tod verdammt

?“ ,, Es gibt natürlich auch wie bei jeder Regel einen Weg darum herum. Ein Erwählter kann seine Macht weitergeben. Und damit auch die Bindung an den Geist. Aber wie ich schon sagte… es gibt so wenige Geister, die diesen Schritt wagen, und noch weniger Menschen, die dazu in der Lage sind eine solche Bindung zu akzeptieren, dass es nur äußerst selten geschieht.“ ,, Und bei euch…“ ,, Mein Vorgänger war vor mir der Anführer der Kal’ban. Zu einer Zeit, als die Numen noch ein Gerücht von jenseits der großen See waren, die diese Stadt umschließt.“, Grauer schien einen

Augenblick ins nichts zu starren. „Wir hatten bessere Zeiten. Es ist manchmal wichtig, sich dessen zu erinnern.“ ,, Ich gebe zu, hatte wenig darüber Nachgedacht, als ich euch meine Hilfe anbot. Vor allem , weil ich im Gegenzug eure Hilfe brauche. Jetzt jedoch…“ ,, Ihr wollt jemanden retten, der euch etwas bedeutet, daran ist nichts verwerfliches, ob ihr wisst, worauf ihr euch einlasst oder nicht.“ , erwiderte Grauer. ,, Von euch oder jedem anderen in Sorge etwas anderes zu erwarten wäre unfair.“ Sie hatten das Ende der Treppe erreicht. Ein weiterer Gang, der sich nicht groß von den anderen Tunneln unterschied

führte von dort aus weiter. ,, Im Gegenteil. Es wäre nicht Gerecht, weniger von mir zu verlangen. Ich habe nicht darüber nachgedacht, in welcher… Situation ihr wirklich seid. Und jetzt seid ihr hier, mitten im Herzen der Inquisition. Es ist unverantwortlich, das ihr euch wegen mir in Gefahr bringt. Ihr hättet jemand anderen schicken können.“ ,, Gerechtigkeit ist ein Wort von Gut und Böse, das eure Götter verwenden. Aber Gut und Böse, sind Dinge die letztendlich nicht existieren.“ ,, Dann sagt ihr nicht, was die Numen euch Antun sei ungerecht?“ Grauer lachte leise. ,, Es ist unfair.“ ,, Da gibt es einen Unterschied

?“ ,, Den gibt es. Und eines Tages, werden sich hoffentlich mehr wieder daran erinnern. Gerechtigkeit lässt keinen Raum für Gnade.“ Gwenth nickte. ,, Ich glaube… das kann ich verstehen.“ Vor ihnen endete der Gang an einer Tür aus mit Metall beschlagenem Holz. Licht schimmerte darunter hindurch. Grauer machte eine Geste, die Gwenth bedeutete Stehenzubleiben und drückte ihm die Fackel in die Hand. Langsam trat der Kal’ban an den Durchgang und lauschte. Stimmen drangen durch das Holz. ,, Die Zellen sollten sich dahinter

befinden.“ , flüsterte Gwenth der Vorsichtig näher trat. Er nickte nur. Aber was durch die Tür drang war nicht das Geflüster verängstigter Häftlinge. Ohne Vorwarnung stieß Grauer die Tür auf und trat hindurch. Im schummrigen Licht zweier Laternen saßen vier gepanzerte Gestalten vor einem Tisch. Drei saßen mit dem Rücken zur Tür. Nur der vierte Sprang sofort auf, als der Fremde den Raum betrat. Einige Spielkarten fielen ihm aus der Hand, als er nach einem schweren Streitkolben griff. ,, Wer… ?“ , setze der Inquisitor an, stockte aber, all sein Blick auf das

Schwert in der Hand des Mannes fiel, der an einer weiteren Gestalt in der Kleidung eines Numen-Geistlichen vorbei, in den Raum trat. Die anderen Wachen hatten sich mittlerweile ebenfalls umgedreht und die Bedrohung bemerkt. Der erste Inquisitor sprang auf und holte mit einem schweren Streitkolben nach Grauer aus. Die schwere Waffe jedoch traf nur Luft, als dieser sich schneller als Gwenth mit den Augen folgen konnte auswich und seinem Gegner die Klinge in die Seite rammte. Das Schwert drang ohne den geringsten Wiederstand durch die Rüstung des Inquisitors und dieser klappte stumm

zusammen. Die verbliebenen drei Wachen stürzten sich nun ebenfalls in den Kampf. Ein Kampf, der schnell einseitig wurde. Grauer parierten einen Schwerthieb, des ersten Gegners der ihn erreichte. Der Angriff war schlecht gezielt und sein Gegner kam ins Stolpern. Bevor Grauer jedoch zu einem tödlichen Schlag ausholen konnte, griffen die übrigen zwei Inquisitoren an. Drei Schwerter trafen in der Luft aufeinander und das Klirren von Stahl erfüllte einen Moment den Raum. Grauer ließ es nicht zu einem langen Patt kommen. Er trat sofort einen Schritt zurück und stieß dem Inquisitor, der ihm

am nächsten war die Klinge in die Brust. Der dritte Wachmann hatte mittlerweile wieder einen festen Stand gefunden und versuchte den Kampf nun schnell zu beenden und in den Rücken seines Gegners zu kommen. Grauer allerdings bemerkte die Bewegung aus den Augenwinkeln. Während der noch vor ihm verbliebene Inquisitor zu einem weiteren Angriff ausholte. Erneut schneller, als Gwenth es bemerkte oder es überhaupt einen Menschen zugetraut hätte, verschwand Grauer aus der Mitte seiner Gegner und tauchte nun selbst im Rücken einer der verbliebenen Wachen auf. Die beiden Inquisitoren allerdings

reagierten Geschickt und drehten sich sofort um. Allerdings zu langsam für den Mann, der versucht hatte sich in den Rücken des Kal’ban zu gelangen. Er schaffte es grade noch sich so weit umzudrehen, dass er die Klinge auf sich zurasen sah, die wenige Augenblicke später sein Ende bedeutete. Der letzte verbliebene Inquisitor sah einen Augenblick unsicher zwischen seinen Gefallenen Gefährten und dem Fremden hin und her. Dann ließ er die Waffe fallen. ,, Ich ergebe mich.“ ,, Wie oft habt ihr diese Worte selbst gehört ?“ , fragte Grauer lediglich und trat auf ihn

zu. ,, Was… seit ihr ?“ ,, Euer Ende.“ Mit diesen Worten holte Grauer mit dem Schwert aus… und ließ den Knauf gegen den Schädel des Inquisitors krachen. Bewusstlos kippte der Mann zur Seite. Grauer ließ endlich die Waffe sinken und griff sich mit der freien Hand ans Herz. ,, Ich werde zu alt für so was.“ , murmelte er, bevor er zu Gwenth sah, der während des kurzen Kampfs, es war keine Minute vergangen, regungslos in der Tür gestanden hatte. Jetzt jedoch trat er langsam in den Raum und sah sich um. ,, Bei den Götter, was habt ihr getan

?“ ,, Glaubt ihr, die hätten uns einfach vorbei gelassen ?“ , erwiderte Grauer nur ruhig. ,, Nein, aber…“ Grauer musterte Gwenth einen Augenblick. Der Mann… besser der Junge wirkte aufgewühlt. Die dunklen Seiten der Welt stecken eben nur selten in Büchern und Aufzeichnungen, dachten Grauer, bevor er sagte: ,, Dann solltet ihr euch das nicht zu sehr zu Herzen nehmen. Ihr habt sie nicht getötet und wir hätten niemals eine andere Wahl gehabt.“ ,, Sicher.“ , erwiderte der Priester nur

niedergeschlagen. Grauer winkte ihn lediglich weiter. ,, Wir müssen uns beeilen.“ Eine niedrige Tür gegenüber dem Tisch, an dem die vier Wachen gesessen hatten führte weiter in einen schlecht beleuchteten Gang. Lediglich einige Fackeln Spendete Licht, oder hätte das getan, wäre nicht die Hälfte davon erloschen gewesen. Sobald Gwenth in den Raum trat, wusste er jedoch, dass sie am Ziel waren. Zwei Reihen aus Gitterstäben verliefen jeweils Links und Rechts an der Wand. Dahinter konnte er zuerst nur vereinzelte sich bewegende Schatten in der Dunkelheit erkennen. Und doch

beschlich ihn bereits ein ungutes Gefühl. Dieser Ort war auf mehr als eine Art schlicht…falsch. Grauer war es ebenfalls nicht entgangen. ,, Es ist alles in Ordnung.“ , erklärte er in leisen Tonfall und trat an eines der Gitter. Eine einzige, zerlumpt wirkende Gestalt trat aus dem Dunkel. Gefolgt von einer weiteren. Noch eine… Zehn, zwanzig, dreißig… Gwenth hörte auf zu zählen. Es waren einfach zu viele. Viel zu viele… Fassungslos sah er die endlosen Reihen heruntergekommener Gefangener an. Männer und Frauen jeden Alters. Aber ihr alter… schien auch keine Rolle mehr zu

spielen. Die Menschen sahen ihn und Grauer nur mit holen Augen an, als wären sie unfähig zu verstehen, dass jemand hier sei um ihnen zu helfen. Einige flüsterten leise, ohne, dass er viel Verstanden hätte. Außer einem. Angst. ,, Wir sind… hier um zu helfen.“ , sagte Gwenth und spürte selbst, wie Hohl die Worte klangen. Er vermied es, irgendeinen der Gefangenen länger als ein paar Sekunden anzusehen. ,, Grauer… das sind zu viele.“ ,, Und was wollt ihr tun ?“ , fragte dieser. ,, Eure Schwester suchen, euch Umdrehen und wieder weg gehen ?“ ,, Nein… ich…“ Gwenth stockte. ,, Ihr

habt recht Egal wie viele es sind… wir… Wir sollten sie erst einmal rauslassen. Dann sehen wir weiter.“ Grauer bedeutete den Leuten, die am nächsten am Gitter standen zurück zu treten. Dann zog er das Schwert und wurde still. Zu Still. Gwenth seinerseits sah sich soweit er in der Dunkelheit etwas erkennen konnte nach Lina um. Er hätte a liebsten gerufen, aber er wagte es nicht ein Wort zu sagen. Das Schweigen des Kal’ban war beinahe unheimlich. Grauer, der nach wie vor regungslos dastand, umklammerte den Schwertgriff mittlerweile mit Beiden Händen. Die Klinge hingegen lehnte nun an einer der

Querstreben der Zelle. Allmählich begann Rauch davon aufzusteigen und, so plötzlich, das Gwenth es kaum mitbekam, verflüssigte sich der Stahl plötzlich und das Schwert des Kal’ban Schnitt einmal glatt durch das Gitter. Geschmolzenes Metall tropfte zu Boden, als Grauer bereits einen Schritt zur Seite machte und die Klinge erneut durch das Gitter schnitt und so ein Stück, groß genug um bequem hindurchzupassen, aus der Barriere trennte. Der gleiche Vorgang wiederholte sich vor Gwenths staunenden Augen auch auf dem Gitter auf der anderen Seite. Erst dann ließ Grauer das Schwert sinken und stützte sich schwer atmend

darauf. Die ersten Leute traten zögerlich auf den Gang hinaus, während der Priester seinerseits an Grauers Seite lief. Der alte Mann sah blass aus, wehrte eine stützende Hand jedoch ab. ,, Ich brauche nur einen Moment. Magie ohne einen Geist ist… anstrengend.“ Gwenth musterte ihn skeptisch. Viel tun konnte er aber nicht. Grauer wandte sich hingegen an die sich langsam auf den Gang sammelnden Menschen. Eine Gefangene, die nicht weniger mitgenommen als der Rest wirkte trat auf ihn zu. Eine Frau mittleren Alters, die kaum mehr als Haut und Knochen

war. ,, Ihr… Ich kenne euch.“ ,, Dann wisst ihr, das ich hier bin um zu helfen.“ , erwiderte er, der sich langsam zu erholen schien. ,, Möge der Wind euch tragen.“ ,, Und euch.“ , murmelte sie. ,, Wir werden euch nach Möglichkeit alle heute hier rausbringen.“ , sagte Grauer. ,, Aber das wird nicht einfach. Alle bleiben hinter mir. Jeder passt auf die anderen auf. Wenn jemand nicht mehr laufen kann, tragt ihn. Wir lassen absolut niemanden zurück. Ich weiß wie es einigen hier geht, aber wir haben keine Zeit zu verlieren und müssen jetzt los. Es

wird…“ Gwenth hörte ihm nur halb zu. Er suchte nach wie vor die Menge ab. Irgendwo musste sie sein… Ein lauter Ruf riss ihn jedoch aus seinen Gedanken und brachte Grauer dazu, mitten im Satz zu verstummen. ,, Alarm. Eindringlinge. Sie…“ Sofort stürzte der Kal’ban zurück in den Wachraum, wo sich grade der überlebende Inquisitor aufraffte und aus voller Lunge nach Verstärkung rief. Grauer zögerte keine Sekunde, sondern trat auf den Man zu und stieß ihm das Schwert in den Rücken, bevor er richtig auf die Füße kam. Eine Drehung der Klinge und die Wache

verstummte endgültig. Gwenth kam ebenfalls wieder aus dem Kerker heraus und sprach genau Grauers Gedanken aus. ,, Also schön, wenn das nicht jeder Inquisitor in der ganzen Garnison gehört hat, wird sie gar nichts alarmieren.“ Sie mussten weg. Jetzt. Ob mit Anshale oder ohne ihn.

Kapitel 9 Lina


Anshales Augen blieben auf einen der Wandteppiche gerichtet. Die Hand am Schwertgriff trat er langsam darauf zu. Etwas… war damit nicht in Ordnung. Und er fragte sich, wie er es überhaupt hatte übersehen können. ,, Rauskommen, wer immer da ist .“ Einen Augenblick lang tat sich nichts, dann tauchte eine Gestalt blitzschnell unter dem Vorhang auf. Anshale war jedoch darauf vorbereitet und wich genauso schnell zur Seite. Ein ausgestreckter Fuß und der Angreifer

stürzte der Länge nach zu Boden. ,, Was zur…“ Celcine musterte die gefallene Gestalt mit mindestens genau so großer Verwirrung wie er. Das war ein kleines Mädchen. Dieses Rappelte sich wieder auf und sah ihn aus ängstlich aufgerissenen Augen an, bevor sie erneut versuchte an ihm vorbeizukommen. Er reagierte einen Augenblick zu langsam und das Mädchen rannte an ihm vorbei in Richtung Tür. Bis Celcine ihr in den Weg sprang. ,, Ganz ruhig. Wir tuen dir nichts.“ Offenbar zu aufgeregt um sich groß über den sprechenden Fuchs zu wundern drehte sich die Gestalt lediglich wieder

zu Anshale um. ,, Wer seit ihr ?“ Anshale hockte sich halb auf dem Boden umso auf Augenhöhe mit ihr zu kommen. Und hoffentlich etwas weniger bedrohlich zu wirken. Er war mehrere Tage lang durch das Land gestolpert und trug nach wie vor die Sachen, in denen er sich wiedergefunden hatte. Vermutlich sah er bestenfalls aus wie ein Wilder oder Bandit. ,, Ich wollte dich eigentlich grade das selbe Fragen.“ , erwiderte er. ,, Ich bin Anshale und das ist Celcine“ Das Kind schien sich etwas zu fassen. ,, Lina.“ ,, Du bist Gwenths Schwester ?“ , fragte

Celcine und sprach damit lediglich Anshales Gedanken aus. Aber was machte sie hier? Nach einem kurzen Moment nickte Lina lediglich um gleich darauf aufgeregt zu fragen: ,, Ihr kennt meinen Bruder? Wo ist er?“ ,, Es geht ihm gut.“ , antwortete Anshale. ,, Wir sind hier um dich und einige andere hier wegzubringen. Gwenth ist mit einem Freund von mir unterwegs und… sucht eigentlich nach dir.“ Was wieder zu der Frage führte, wie sie hierher kam… Das ergab keinen Sinn. Bevor er sich allerdings groß darüber wundern konnte, hörte er Schritte, welche langsam die Stufen vor dem

Zugang zum Raum heraufstiegen. ,, Verdammt.“ , flüsterte er und sah sich nach irgendeiner Versteckmöglichkeit um. Lina hatte sich vielleicht hinter einem der Vorhänge verbergen können, aber er würde garantiert auffallen. Stattdessen riss er das Schwert hoch. ,, Lina, zurück in dein Versteck.“ ,, Er macht mir keine Angst. Er versucht es, aber tut nichts. Ich glaube… er hat selbst Angst.“ ,, Mutiges Kind.“ , bemerkte Celcine. ,, Wer ?“ , konnte Anshale lediglich noch Fragen, bevor die Tür geöffnet wurde und eine einzelne Gestalt den Raum

betrat. Der Fremde trug eine Rüstung, wie Anshale sie schon bei den Inquisitoren gesehen hatte, lediglich war das Metall dunkler gearbeitet und schein Licht mehr zu schlucken, als es zu reflektieren. Ein halbgeschlossener Helm mit Federbusch ließ lediglich das Kinn und die Augen frei, in denen sich ebenfalls kaum Licht zu spiegeln schien. Ein blauer Umhang mit goldgewebtem Rand fiel der Gestalt über die Schultern und an der Hüfte trug sie ein Schwert, dessen Griff mit in den Stahl geätzten Dornen umrankt war. Der Mann sah an Anshale vorbei, als wäre er Luft und machte sich nicht

einmal die Mühe, den Helm abzunehmen, als er mit wenigen Schritten in die Mitte des Raums trat. Obwohl er ihn nicht wahrzunehmen schien, brachte allein die Gegenwart dieser Gestalt Anshale dazu, einige Schritte zurück zu weichen. Als wäre der ganze Raum plötzlich ein Stück düsterer geworden. Und da war auch wieder dieses Gefühl, wie kurz vor einem Gewitter. Die Luft selbst, die sich zu verdichten schien… Diesen Mann umgab eine Aura aus Macht, die nicht von seiner Statur oder auftreten her herrührte Und doch ignorierte ihn der Neuankömmling vollkommen, obwohl er

direkt neben ihm stand. Verwirrt sah Anshale zu Celcine, die lediglich kaum wahrnehmbar nickte. Der Fuchs schien von einem kaum sichtbaren schimmernden Feld umgeben und wenn er seine eigene Hand betrachtete, so wirkte auch diese aus dem Augenwinkel betrachtete als befände diese sich im Inneren einer Seifenblase. Der Fremde konnte sie nicht sehen…. Nur Lina, die nach wie vor mitten im Raum stand. Anshale legte wieder eine Hand an den Schwertgriff, aber Celcine schüttelte kaum merklich den Kopf. Das kann sie nicht ernst meinen, dachte er. Er würde hier nicht herumstehen und

darauf warten, was passierte. Seine Hand jedoch rührte sich nicht vom Fleck. Was er auch versuchte, er konnte sich nicht bewegen. Als wäre die Luft um ihn herum aus Blei und das Schwert plötzlich so schwer wie ein Berg. Er hätte Celcine am liebsten angeschrien, was das sollte, bekam aber nicht einmal einen Ton heraus und die unsichtbare Barriere, die ihn einschloss machte keine Anstalten nachzugeben. Nach einem Moment gab er auf. Der verfluchte Fuchs wollte ihn anscheinend zum Zusehen verdammen. Und hatte besser eine sehr gute Erklärung dafür. Und wenn der Kleinen etwas passierte… Dann würde er sich aus dem Fell dieser

Kreatur ein Paar neue Handschuhe machen. Der Fremde hatte sich mittlerweile Lina zugewandt. ,, Ich habe kein Interesse , ein Kind zu töten. Das ist der einzige Grund, aus dem du hier bist.“ , sagte er ruhig, aber Anshale konnte die Anspannung in der Stimme des Fremden hören. Und irgendetwas davon kam ihm vertraut vor. Gefährlich Vertraut. ,, Dein Bruder hingegen…“ Der Mann beendete den Satz nicht, aber die Botschaft war angekommen. Lina rührte sich nicht und sagte kein Wort, als wäre sie durch den gleichen Zauber an Ort und Stelle gebannt der Anshale

daran hinderte, irgendetwas zu unternehmen. ,, Und glaub nicht, ich wüsste nichts, von Gwenth oder würde es nicht wagen, einen Kirchenpriester zu… befragen.“ ,, Was… Was wollt ihr?“ Die Worte waren zögerlich, aber klar. Auf eine Art musste Anshale das Mädchen bewundern. Auf der anderen Seite verfluchte er erneut innerlich Celcine. ,, Ich werde töten wer sich mir in den Weg stellt, bis ich ihn habe.“ , antwortete der Fremde. Bis er wen hatte? , musste Anshale sich unwillkürlich fragen. Einen Moment lang, gab er es auf, sich gegen die Barriere, die ihn an Ort und Stelle hielt

anzukämpfen. Es war ohnehin zwecklos… ,, Was weißt du über die Kal’ban ? Wo ist Ebenwald? Sprich endlich und dein Bruder bleibt am Leben! Ich verliere langsam…“ Bevor der Fremden den Satz beenden konnte, war Lina vorgestürzt, ein Messer in der Hand, das Anshale vorher überhaupt nicht aufgefallen war. Der Mann in der Rüstung wich zurück, aber nicht weit genug. Die Klinge erwischte ihn an der, nicht gepanzerten, linken Hand und hinterließ eine tiefe Schnittwunde auf dem Handrücken. ,, Du kleines verdammtes…“ Der Verwundete holte mit der anderen Hand

aus, im selben Moment jedoch stürzte Anshale vor. Die Magie, die ihn Bewegungsunfähig gemacht hatte zerfiel nach einem einzigen Gedanken zu nichts. Bevor er den Mann allerdings erreichte, ließ ihn ein lauter Ruf in der Bewegung innehalten. Auch der Fremde erstarrte und lauschte. ,, Alarm. Eindringlinge in den Verliesen !“ Der Mann riss Lina das Messer aus der Hand und stürmte ohne sich noch einmal umzusehen aus dem Raum. Die Tür schlug er mit lautem Krachen hinter sich zu. ,, Was sollte das ?“ , verlangte Anshale von Celcine zu wissen, sobald er sich

sicher war, das der Inquisitor außer Hörweite war. Diese schien allerdings nicht weniger aufgebracht als er. ,, Wie hast du das gemacht ?“ ,,Was gemacht ?“ Sein Zorn verrauchte ein wenig. Aber nur ein wenig. Rasch sah er sich nach Lina um. ,, Geht es dir gut ?“ ,, Er macht mir keine Angst.“ , erwiderte sie nur. Die gleiche Antwort wie zuvor. ,, Wer war das grade ?“ ,, Das… willst du gar nicht wissen.“ , antwortete Celcine. ,, Und jetzt erklär mir, was du getan hast.“ Anshale schüttelte den Kopf. ,, Ich habe überhaupt nichts getan…“ , zischte er

wütend. ,, Ach nein, du hast meinen Bindungszauber zerstört, als wäre es nichts.“ ,, Und ?“ ,, Du solltest dazu nicht in der Lage sein. Du solltest dazu einfach nicht in der Lage sein…“War das Angst in Celcines Stimme? Anshale war sich nicht sicher und Kratzt sich Gedankenverloren linken Handrücken. Eine weiße Linie zog sich quer darüber. Seltsam… war die zuvor schon da gewesen? Er konnte sich einfach nicht erinnern… ,, Warum hast du das getan ?“ , verlangte Anshale erneut zu wissen. ,, Der Kerl hätte Lina töten

können.“ ,, Er hätte dich ganz sicher getötet.“ ,, Das kannst du nicht wissen.“ , erwiderte er nur. ,, Wir müssen weg.“ , bemerkte Lina. Anshale nickte. Sich jetzt noch weiter zu streiten brachte nichts. Der Alarmschrei war kein Zufall gewesen. Und ganz sicher kein gutes Zeichen… ,, Und wir müssen vorher Grauer und Gwenth finden. Vermutlich können wir vergessen uns jetzt noch einfach aus der Garnison zu schleichen.“ , fügte Celcine hinzu. ,, Einfach Großartig…“ Anshale ging voraus, als sie sich einen

Weg durch das Labyrinth aus Gängen suchten. Anfangs hatte er damit gerechnet, sich zu verlaufen, aber je länger die drei durch die endlosen Tunnel liefen, desto besser schien er sich auszukennen. Mittlerweile zögere er kaum noch, sondern bog Zielsicher an den Kreuzungen ab, die sie hoffentlich zum Gefängnis der Garnison bringen würden. Er war sich sicher, den richtigen Weg zu finden. Er war oft hier gewesen… Seltsamerweise stießen sie trotz des Alarms von vorhin nur einmal auf eine Gruppe Inquisitoren, der sie jedoch ausweichen konnten. Er wollte gar nicht darüber nachdenken, was das bedeuten

könnte. Als sie an eine weitere Abzweigung gelangten blieb Anshale einer inneren Eingebung folgend stehen. Auf der anderen Seite der Wegkreuzung führte eine Tür zu einer Treppe. Die anderen beiden Wege, die sich hier überschnitten konnte er jedoch nicht einsehen. Jedoch hörte er sofort die Schritte. Anshale bedeutete den anderen etwas zurück zu bleiben, während er sich an der Wand entlang schlich, bis er vorsichtig in die anderen beiden Gänge spähen konnte. Und keine Sekunde zu früh. Acht Inquisitoren in voller Panzerung

kamen den Weg hinunter geeilt und vermutlich war es pures Glück, das keiner von ihnen Anshale bemerkte, der sich sofort wieder hinter der Wand in Sicherheit brachte. Der bewaffnete Trupp lief an ihnen vorbei, ohne sie groß zu bemerken und Anshale konnte nur dem Zufall danken, der die Inquisitoren nicht ihren Gang hatte nehmen lassen. ,, Das war viel zu knapp.“ , bemerkte Celcine. ,, Machen wir, dass wir hier wegkommen.“ , antwortete er lediglich und lief rasch , die anderen im Schlepptau, auf die Treppe zu. Bevor Anshale jedoch die Treppe erreichte, tauchten einige tanzende

Schatten auf derselben, denen wenige Augenblicke später bereits eine Gestalt mit Fackel in der Hand folgte. Es war Gwenth. ,, Ich denke, ihr habt das eben auch gehört.“ ,, Das haben wir.“ , antwortete eine ihm bekannte Stimme. Im nächsten kam auch Grauer in Sicht. Anshale konnte erkennen, das sich mindestens zwei Dutzend weitere Personen auf der schmalen Treppe zusammendrängten. ,, Gwenth ?“ Der Priester sah auf, als er seinen Namen hörte. ,,Lina! Allen Göttern sei Dank.“ Er

drängte sich an Anshale vorbei, er gar nicht erst die Zeit hatte beiseite zu treten, als Gwenth auf die Knie ging um seine Schwester zu umarmen. Grauer trat derweil neben Anshale und Celcine. ,, Wie ich sehe, habt ihr gefunden was ihr gesucht habt.“ ,, Ich habe nicht nach ihr gesucht.“ , antwortete Anshale. Er hatte so viele Fragen, aber für den Moment schien das warten zu müssen. Stattdessen betrachtete er die umstehenden Gestalten. Zerlumpte Männer und Frauen, manche schrecklich Unterernährt, andere lediglich...

ausgebrannt… Wie viele würden Überhaupt noch mal ein normales Leben haben? Er fühlte lediglich eine vertraute Wut in sich aufsteigen. Das war seine Bestätigung. Was auch immer er einmal gewesen war, das hier war gegen alles woran er glaubte. Gegen alles, was er Gerecht nennen konnte. Und es gab nur eine Antwort darauf… ,, Weißt du denn, was gerecht ist Anshale ?“ Wieder schien der Fuchs seine Gedanken gelesen zu haben. Er hatte weder gesprochen, noch glaubte er, das man ihm seine Gedanken so offen ansehen konnte. ,, Es ist unfair.“ Gab er

zurück. Damit war Celcine offenbar zufrieden, zumindest schweig sie daraufhin. Gwenth holte derweil das kleine Holzamulett aus seiner Tasche und hängte es Lina um. Der geschnitzte Umriss eines Kolibris wirkte zerbrechlich genug, um bei einem Windhauch zu zerfallen ,, Das gehört dir aber… trag es in Zukunft nie wieder offen.“ Erst dann stand er wieder auf. ,, Ebenwald, ich habe nach wie vor euer Wort ?“ ,, Ich werde tun was ich kann.“ , entgegnete Grauer. ,, Doch jetzt müssen wir erst einmal hier heraus

kommen.“

Kapitel 10 Flucht


Sie hatten mittlerweile einen Weg hinaus aus den unterirdischen Gängen der Garnison gefunden. Mit den fast dreißig Gefangenen wäre es normalerweise fast unmöglich gewesen unbemerkt zu bleiben. Eigentlich. Aber egal, wo sie hinkamen, Anshale konnte nirgends auch nur einen einzigen Inquisitor entdecken. Als hätten die sich einfach alles spontan entschlossen, die Garnison zu verlassen. Im Moment konnte ihm das nur recht sein, aber es war kein gutes Zeichen,

irgendetwas ging hier vor und er wollte gar nicht herausfinden was. Nach dem Alarmruf hätte es eigentlich vor Wachen wimmeln müssen. Eine gewundene Holztreppe führte von den Tunneln aus hinauf in die eigentlichen Garnisonsgebäude. Hier waren die Decken höher, der Boden bestand aus mit Teppichen ausgelegten Holzplanken und einige zur Stadt gewandte Fenster ließen den ersten rötlichen Schein von Tageslicht herein. Anshale blieb nur kurz stehen und musterte die Straßen und Gebäude, die noch im Schatten am Fuß des Hügels

lagen. Sie würden sich beeilen müssen, wollten sie die verbliebene Dunkelheit ausnutzen um aus der Stadt zu kommen. Vorausgesetzt, niemand hatte die Tore verriegelt… ,, Anshale, wir müssen weiter.“ , hörte er Grauer neben sich. Er nickte lediglich, bevor er sich vom Fenster abwendete und sie ihren Weg durch die Stillen Hallen fortsetzten. Nach einer Weile kam die Grupp in lang gezogener Gang, dessen Decke von mehreren Säulen getragen wurde. Uneinsichtig und sie würden kaum Platz haben, wenn dreißig Leute sich gleichzeitig in den Flur

drängten. Aber am anderen Ende lag eine Tür, durch die rötliches Licht hereinschimmerte. Ein Ausgang. Wenn die Inquisition ihnen eine Falle stellen wollte, dann wohl genau hier. ,, Ich gehe vor.“ , sagte Grauer und zog das Schwert. ,, Gwenth, ihr und Lina haltet euch in der Mitte bei den anderen. Anshale…“ ,, Ich sichere uns den Rücken.“ , antwortete er. Grauer nickte und trat, das Schwert in einer Hand und Celcine an seiner Seite in den Gang. Die ersten befreiten Gefangenen folgten ihm zögerlich. Anshale sah derweil den Gang zurück,

den sie gekommen waren, während die Häftlinge an ihm vorbeiströmten. Die Nervosität des Wartens machte ihm bereits nach wenigen Minuten zu schaffen, während Grauer die Leute vorsichtig weiterführte. Als der alte Kal’ban grade die Tür erreichte hatte, geschah es. Im Gang hinter ihnen bewegte sich etwas. Rasch schickte Anshale die letzten Gefangenen an sich vorbei, während Grauer sich an der Tür zu schaffen machte. ,, Wir bekommen Besuch.“ , rief er diesem zu. Grauer sah auf. ,, Die Tür ist

verschlossen, das dauert einen Moment.“ ,, Großartig.“ Anshale spähte wieder den Gang hinab, wo jetzt mehrere Gestalten in Panzerung auftauchten. Er zählte mindestens ein Dutzend, aber vermutlich würden es noch früh genug mehr werden, jetzt wo sie einmal entdeckt waren. Er trat langsam zwischen zwei der Säulen im Gang zurück. So könnte ihm wenigstens niemand in den Rücken fallen. Dann zog Anshale das Schwert und wartete. Der erste Inquisitor, der ihn erreichte holte mit einem schweren Zweihänder nach ihm

aus. Er wich ein Stück beiseite, so, dass die Klinge an ihm vorbeizischte und sich lediglich ins Holz des Bodens bohrte. Dann setze er selber nach und stieß dem Angreifer das Schwert in die Brust. Oder hätte das getan, wäre die Klinge nicht wirkungslos vom Brustpanzer seines Gegners abgeprallt. Der Stoß brachte den Mann aber dazu, einige Schritte zurück zu stolpern und erlaubte ihm, nach einer Schwachstelle in dessen Rüstung zu suchen. Anshale stieß erneut zu und diesmal bohrte sich das Schwert in die Lücke zwischen zwei Panzerplatten am Hals und Schulter seines Gegners. Mit einer

Drehung riss er die Klinge wieder zurück und sein Gegner brach schlagartig zusammen, als der Stahl eine Schlagader durchtrennte. Viel Zeit sich über den Sieg zu freuen blieb Anshale jedoch nicht. Sofort rückten zwei weitere Inquisitoren an die Stelle des einen Gefallenen. Aber solange er keine Lücken in der Panzerung seiner Gegner fand, blieb ihm kaum etwas anderes übrig, als Hiebe abzuwehren und zurück zu weichen. ,, Dauert das noch lange ?“ , rief er über die Schulter Grauer zu, während er sich unter einem Hammer wegduckte, der eine der beiden Säulen neben denen er stand

zertrümmerte. Dafür jedoch konnte er seinen Gegner mit einem Tritt aus dem Gleichgewicht bringen. Dessen Rüstung erledigte den Rest und der Inquisitor fiel scheppernd zu Boden. Viel Spaß beim Aufstehen, dachte Anshale, während allerdings bereits der nächste Gegner auf ihn zustürmte. Ein lauter Schlag hinter ihm brachte sowohl Anshale als auch die verbleibenden Inquisitoren dazu inne zu halten. Was immer Grauer auch getan hatte, es hatte die Tür aus den Angeln gesprengt und einen Teil der Mauer gleich mit. Sofort strömten die Flüchtlinge nach

draußen. Anshale wehrte den letzten Schlag eines Gegners ab, dann rannte auch er los. Zum ersten Mal war er dankbar dafür, dass seine Gegner allesamt schwere Rüstungen trugen. Keiner der Männer war wirklich in der Lage ihn zu verfolgen. Lediglich ein schlecht gezielter Armbrustbolzen sauste weit an ihm vorbei und bohrte sich kurz vor dem Ausgang in den Holzboden. Und schon stürzte Anshale den anderen nach ins Freie und kam grade noch zu einem Stolpernden Halt. Sie waren erledigt. Wohin Anshale auch sah, überall um die

Grupp standen Gestalten in den typischen Panzerungen der Inquisition. Rasch drehte er sich wieder in Richtung der Tür um, aus der sie eben noch entkommen zu sein glaubten. Die Inquisitoren, die sie Verfolgt hatten blockierten jedoch mittlerweile den Rückweg. Vor ihnen Inquisiten und hinter ihnen auch. Und um sie herum die Aufragenden Mauern der Garnison, deren Wehrgänge bereits von den ersten Sonnenstrahlen beschienen wurden. ,, Das war’s dann.“ , meinte Gwenth kopfschüttelnd. Anshale konnte ihm innerlich nur zustimmen. Aber kampflos aufgeben

würden sie nicht. Wenn sie Aufgaben wären sie ohnehin tot. Nur das er sterben musst, ohne sich zu erinnern… das war etwas, das er bedauern konnte. ,, Sie werden Lina nicht töten.“ , versuchte er wenigstens Gwenth etwas aufzumuntern. ,, Sie haben es auch vorher nicht getan.“ ,, Wenn ihr nur recht habt…“ Anshale erwiderte nichts. Seltsamerweise nahm Grauer ihre Situation mit stoischer Gelassenheit zur Kenntnis. Und auch keiner der Inquisitoren hatte bisher Anstalten gemacht, sich zu bewegen. Ruhig Schritt Grauer an den befreiten gefangenen vorbei, bis er aus der Menge

hervortrat und so zwischen ihnen und der kleinen Armee aus Soldaten stand. Dann rammte er sein Schwert mit der Klinge vor sich in den Boden. Celcine trat leise neben ihn, aber die Augen aller waren ohnehin auf den grauhaarigen Mann gerichtet, der die Inquisitoren musterte, als würde ihn der Anblick der Bedrohung eher amüsieren als Sorge machen. ,, Ihr wisst , wer ich bin.“ , sagte er ruhig, aber laut genug, das es auf dem ganzen Hof zu hören sein musste. ,, Ich bin Demothi, Erwählter der Kal’ban.“ Leises Gemurmel setzte in den Reichen der umstehenden Soldaten ein. Einige wenige wichen sogar zurück, wurden

aber sofort von den anderen wieder vorgeschickt. So leicht ließen sie sich nicht Angst machen. Das war die Elite der Kirche. Jeder dieser Männer zählte zu den besten Kämpfern die es noch auf der Welt gab. Was erhoffte Grauer sich hiervon? Anshale musterte ihn misstrauisch. Die Zuversicht des Kal’ban war nicht gespielt…. Wie hatte er sich genannt? Einen Erwählten ? ,, Ich gebe jedem hier ein Versprechen. Jeder, der es wagt mich herauszufordern stirbt heute.“ Mit diesen Worten zog er die Klinge wieder aus dem Boden und wartete. ,, Die Märtyrer unter euch mögen den ersten Schritt machen.“ Einen Moment lang rührte sich niemand.

Vor allen einige Gestalten in den hinteren Reihen wurden erneut Unruhig. Männer, die nicht die polierten Rüstungen der Inquisiten trugen, sondern schlichte oder zusammengewürfelte Ausrüstungsstücke. Söldner und Glücksritter, die die Numen-Kirche zwar bezahlte, aber niemals in den Rand der Elite erhob. ,, Da sieht man wahren Glauben.“ , spottete Grauer. Offenbar war das für die meisten genug. Was auch immer sie gehört haben mochten und warum auch immer sie den Mann vor ihnen so fürchteten, in diesem Moment vergaßen sie es schlicht. Die ganze erste Reihe der Inquisitoren stürmte zeitgleich auf die kleine Gruppe in ihrer Mitte zu. Und den

unsicheren Söldnern und Landsknechten blieb kaum etwas übrig, als mit loszustürmen, wollten sie nicht von der Lawine aus Stahl, die hinter ihnen folgte zermalmt werden, als auch die übrigen gepanzerten Krieger sich in Bewegung setzten Grauer schloss einen Moment die Augen. ,, Celcine.“ , flüsterte er. ,, Ich könnte jetzt etwas Hilfe gebrauchen.“ ,, Immer mit dem Kopf durch die Wand diese Narren.“ , erwiderte der Fuchs nur. Vor den Augen der sich unter dem Ansturm der Inquisitoren zusammenkauernden Gefangenen löste sich das Geistwesen an seiner Seite in

einer lodernden Wolke auf, die sich um die Klinge in Grauers Hand legte und dann seinem Arm hinauf verschwand. Oder nicht ganz verschwand. Die Augen des alten Mannes glühten rötlich im Halbdunkel. Die geätzten Totem-Symbole um das Schwert des Kal’ban schienen en Eigenleben zu entwickeln und von innen zu brennen. Grauer holte den ersten Inquisitor, der ihn erreichte mit einem einzigen Streich von den Füßen. Die Rüstung des Mannes bot keinerlei Schutz, als sich die Klinge einfach durch das Metall brannte und nur glühende Ränder und den Gestank von verbrennendem Fleisch zurückließ. Gleichzeitig löste sich eine Linie aus

Feuer aus dem Schwert, als hätte die Luft selbst Feuer gefangen. Im nächsten Moment krachte der Flammensturm in die Reihen der Soldaten und dutzende gingen schreiend und brennend zu Boden. Andere wurden von der schieren Wucht des magischen Angriffs niedergestreckt. Einige wenige, die es dennoch bis zu ihrem Gegner schafften ereilte innerhalb von Sekunden das Gleiche Schicksal. Einer Schlug nach grauer, der den Angriff jedoch mühelos parierte. Sein Schwert brannte sich einfach durch den Stahl seines Gegners und danach in dessen Körper. Der Ansturm der Inquisition geriet

schnell ins Stocken, als die überlebenden Krieger ihre Kameraden einen nach dem anderen Fallen sahen, entweder durch die Klinge des Kal’ban oder durch die zerstörerische Magie, die dieser entfesselte. Anshale selbst konnte nur Fassungslos zusehen, wie die kleine Armee immer weiter zurückweichen musste und sich die Siegesgewissheit von zuvor in nackte Panik vor dem Dämon in ihrer Mitte verwandelte. Grauer ließ die Klinge erst sinken, als sich keiner der verbliebenen Soldaten mehr in seine Nähe wagte. Anshale war klar, was er soeben gesehen hatte. Die Macht eines

Geistrufers. Im selben Moment löste sich eine glühende Wolke von ihm und formte sich wieder in die Gestalt eines Fuchses, der lediglich die Reihen demoralisierter Inquisitoren musterte. Die einsetzende Stille wurde plötzlich von einem Geräusch unterbrochen. Schwere Stiefelschritte. Die Reihen der Inquisitoren traten Beiseite, um einer einzelnen Gestalt Platz zu machen. Ein Mann in Rüstung und einem halbgeschlossenen Helm. Dunkle Augen schimmerten darunter hervor und musterten das Chaos aus brennenden Körpern und den grau gekleideten Mann

kalt. Das war der Mann, dem Anshale schon bei Lina begegnet war… ,, Wie ich sehe , alter Mann, habt ihr eure Tricks noch nicht ganz verlernt.“ Die Stimme hallte verzerrt über den Platz. Grauer sah beinahe traurig zu der Gestalt auf. ,, Anehlas. Habt ihr heute nicht genug Männer verloren?“ Er machte eine ausladende Handbewegung, als wollte er damit den Kreis aus Asche und Leichen einschließen, der ihn umgab. Das war also Anehlas. Der Anführer der Inquisition, die rechte Hand des Hohepriesters. Anshale konnte spüren, wie sehr selbst die Inquisitoren die

Gestalt fürchteten. Noch mehr als den Kal’ban-Zauberer.. Und auch wenn der Panzer des Mannes das Morgenlicht eigentlich wiederspiegeln sollte, so schien seine ganze Ausstrahlung es eher zu schlucken. Ein Schatten, der unter den lebenden wanderte. Statt einer Antwort an Grauer zog Anehlas lediglich langsam das Schwert. Die Spitze der Klinge kam neben seinem Fuß zur Ruhe. Die behandschuhten Finger schlossen sich fest um den Griff. Grauer seufzte. ,, Dann soll es so sein.“ Anshale trat neben Grauer. Dieser jedoch lächelte nur, aber auf eine abwesende und kalte Art,, DU kannst ihn nicht besiegen. Keiner von euch kann

das.“ ,, Es ist nicht so, dass wir eine Wahl hätten.“ , antwortete Gwenth. Grauer hob seine eigene Waffe wieder. ,, Die habt ihr.“ Mit diesen Worten löste sich Celcine an seiner Seite erneut auf. Grauer richtete die Klinge ohne Eile auf die Soldaten zu seiner Rechten. Eine Flammenwand baute sich aus dem Nichts vor dem Kal’ban auf, bevor sie in die Reihe aus Kriegern raste und alles in ihrem Weg zu Asche verbrannte. Erst die Mauernd er Garnison bremsten den Zauber, als das Feuer begann sich durch den Stein selbst zu brennen. Nach wenigen Sekunden war alles vorbei. Wo eben noch eine massive Wand gewesen

war, klaffte jetzt eine gut zwei Meter breite, rußgeschwärzte Lücke im Mauerwerk. ,, Lauft. Ich hole euch später wieder ein.“ Anshale zögerte, aber als die befreiten Gefangenen ihren Fluchtmöglichkeit sahen, rannten sie alle los und ihm blieb kaum etwas anderes übrig, als mit zu laufen. Diese Leute würden Hilfe brauchen, wenn sie es aus der Stadt schafften. Grauer…. Grauer würde zurechtkommen, versuchte er sich selbst zu beruhigen, während er einen Blick zurück zur Garnison warf. Vor sich konnte er Gwenth erkennen, dessen Kopf ein wenig über die der

restlichen Flüchtlinge ragte und Lina, die dieser auf dem Arm trug. Selbst wenn ihn das langsamer machte. Anshale beeilte sich zu dem Priester aufzuschließen, während sie die ersten Häuserreihen jenseits des Kathedralen-Hügels erreichten. Der Tumult war nicht unbemerkt geblieben, aber die meisten Bürger Ekklesias, die sich verschlafen an den Fenstern zeigten mussten wohl glauben noch zu Träumen, als rund dreißig abgerissenen Gestalten durch die Straßen der Numen-Hauptstadt flohen. Hinaus zu den Stadttoren, deren verdutzte Posten Anshale mit wenigen Schwerthieben niederstreckte oder

entwaffnete. Dann waren sie endlich aus der Stadt. Und fürs erste in Sicherheit. Zumindest, solange die Leute in Bewegung blieben. Aber Bewegung wohin ? Anshale warf einen Blick zurück auf Ekklesia. Er wusste nicht, wohin mit diesen Leuten…

Kapitel 11 Konfrontation


Grauer sah gelassen zu, wie Gwenth, Anshale, Lina und die Gefangenen einer nach dem anderen verschwanden. Einige Inquisitoren wollten den Fliehenden nachsetzen, aber auf ein stummes Handzeichen von Anehlas blieben sie stehen, wo sie waren. Langsam machte Anehlas einen Schritt zur Seite. Grauer tat es ihm gleich, so dass sie auf Augenhöhe blieben. ,, Was ist das, für ein Trugbild, das euch da begleitet hat ?“ , fragte sein Gegenüber kalt. ,, Ein weiterer eurer Zauber ? Ihr solltet langsam wissen,

dass es Zeit ist Aufzugeben.“ ,, Wie lange kämpfen wir jetzt Anehlas ?“ ,, Lange Genug, das ich eure Tricks satt habe. Oder ist es möglich…“ Ein dunkles Grinsen breitete sich auf Anehlas Gesicht aus. ,, Er wird euch persönlich umbringen, wenn er die Wahrheit erfährt.“ ,, Wir werden sehen.“ Ohne Vorwarnung stürmte Anehlas auf den Kal’ban zu. Dieser wehrte den Hieb jedoch mit Leichtigkeit ab. Sofort setzte Grauer zu einem Gegenstoß an, dem Anehlas aber seinerseits ohne Mühe auswich. Ein sich in die Läge ziehender

Schlagabtausch war die Folge, in der keiner der beiden Kontrahenten dem anderen auch nur eine Schnittwunde beibringen konnte. Die Inquisitoren mochten die Elite der Numen sein, gegen einen Geistrufer hatten sie keine Chance, wie Grauer bewiesen hatte. Lediglich ihr Oberster war dem alternden Magier mehr als gewachsen. Das Geräusch von Stahl, der auf Stahl prallte erfüllte die Luft. Anders wie bei den Rüstungen und Waffen der Inquisitoren konnte Grauer das Schwert seines Gegners nicht einfach durchschlagen. Lediglich Funken sprangen jedes Mal hin und her, wenn die Klingen in der Luft

aufeinandertrafen. Dann jedoch trat der Anführer der Inquisition nach Grauer, der darauf antwortete, in dem er die freie Linke auf seinen gepanzerten Gegner richtete. Eine Flammenlanze brach daraus hervor, die jedoch kurz vor Anehlas auf ein unsichtbares Hindernis prallte und verlosch. Anehlas und Grauer standen sich einen Augenblick wortlos gegenüber, jeder darauf wartend, das der andere wieder angriff, doch während sein gepanzerter Gegner kaum erschöpft schien atmete Grauer schwer. Er hatte vorhin bereits zu viel Energie im Kampf mit den Inquisitoren verbraucht. Kraft, die ihm

jetzt fehlte, während sein Gegner ausgeruht war. Und Jünger. Auch wenn, wie er mit einem schwachen grinsen überlegte, keiner von ihnen nach rein menschlichen Standards noch Jung zu nennen war. Anehlas wurde das Warten zu viel. Er sprang wieder vor, die Klinge angewinkelt um sie dem Kal’ban in die Brust zu rammen. Dieser machte erst gar keine Anstalten, sich zu Verteidigen. Was zur… Anehlas kam stolpernd zum Stehen, als sein Schlag lediglich Luft traf, wo eben noch Grauer gewesen war. Mit einem wütenden Schrei fuhr er herum, aber dort war niemand mehr. Nur die verdutzt schauenden Reihen der

Inquisitoren. ,, Sollen wir ihn suchen Großmeister ?“ , fragte eine mutige Seele in Rüstung in die anschließende Stille hinein. Anehlas atmete schwer. Schon wieder. Schon wieder war er so nah am Ziel gewesen… Er bemerkte den Inquisitor der Vortrat und seine Frage wiederholte anfangs gar nicht. ,, Nein, er ist Weg, der Feigling.“ , sagte er, beherrschte seine aufkochende Wut aber nur mühsam. ,, Er läuft davon. Seit 70 Jahren läuft er davon!“ Anehlas schleuderte das Schwert von sich, das wenige Schritte von den Reihen der Inquisitoren und Söldner im Boden stecken blieb. ,,

Aber ich werde ihn finden und wenn es bis ans Ende der Welt jagen muss.“ Hört ihr mich alter Mann! Bis ans Ende der Welt!“ ,, Sollen… sollen wir die Flüchtlinge verfolgen ?“,, Verfolgt sie mit ein paar Männern . Wenn ihr sie einholen könnt, gut. Wenn nicht…“ Anehlas winkte ab. Sein Ziel war weg. Was kümmerten ihn die paar Gefangenen. Ovit würde es nicht gefallen. Aber was Ovit gefiel war ihm reichlich egal. Es war es nicht Wert, einigen Narren hinterherzujagen, die sich nicht belehren

ließen. Graue hörte Anehlas sogar sehr gut. An der Außenwand der Garnison kauernd, hatte der alte Magier den Kopf in die Hände gestützt und jedes der Worte des Inquisitors traf ihn. Er jagte ihn. Nur ihn. Und wenn Anehlas ihn hatte… was würde ihn dazu treiben, weiter die Kal’ban zu verfolgen? Er musste es sich eingestehen, er fürchtete den Tod. Und dabei war das vielleicht der Schlüssel zum Frieden. Grauer wischte sich Schweiß und Asche aus dem Gesicht. Als er seine Handfläche

betrachtete, war sie Schwarz von Ruß. Und vor wenigen Minuten war dieser Ruß noch das Leben dutzender Inquisitoren. Verblendete und Fanatiker, ja…. Aber war er einmal besser gewesen? Er verdiente den Hass dieses Mannes… Anehlas mochte Wahnsinnig sein, zerfressen von etwas, das noch dunkler war als sein bloßer Hass. Aber was Grauer getan hatte um dessen Zorn zu wecken, hätte jeden zerstört… ,, Es war nicht deine Schuld.“ , sagte Celcine kleinlaut. Die Füchsin saß wenige Schritte vor ihn und musterte ihn mitleidig. ,, Und wessen ist es dann ?“ , fragte er

leise, während er Aufstand. Grauer stützte sich auf sein Schwert um einen sicheren Stand zu haben. Der Kampf und der Fluchtzauber hatten ihm die letzten Kräfte gekostet. Und auch das Verschmelzen mit einem Geist forderte rasch seinen Tribut. Die ungebändigte Macht verbrannte einen langsam innerlich, wenn man nicht Vorsichtig war. Aber sparsam mit seinen Kräften umzugehen, das konnte sich keiner der noch lebenden Erwählten mehr leisten, wollten sie dem Ansturm der Kirche standhalten. Aber vielleicht gab es einen kleinen Funken Hoffnung. Wenn er recht hatte. Wenn er sich in Anshale nicht

täuschte. ,, Geh voran.“ , sagte er an Celcine gerichtet ,, Finde Gwenth und Anshale und bring sie nach Ebenwald. Ich treffe euch dort.“ ,, Ich werde nicht…“ ,, Und ich werde nicht darüber diskutieren.“ , entgegnete Grauer, bevor sie den Satz beenden konnte. Er sah einen Moment auf die Silhouette Ekklesias hinaus. Eine schöne Stadt. Auch die Kathedrale über ihm auf dem Hügel hatte im Morgenlicht etwas Magisches. Würde all dies nicht für so viel Leid stehen… ,, Geh.“ Wortlos trottete Celcine an ihm vorbei, die Straße hinab und verschwand bald

außer Sicht. Grauer wusste, dass sie Anshale einholen würde. Niemand versteckte sich vor einem Geist. Oder konnte einem entkommen… Und sein persönlicher böser Geist wartete hinter den Mauern der Garnison und fluchte… Anshale sah Besorgt auf die zwei Dutzend zusammengesunkener Gestalten, die sich um mehrere Feuer gescharrt hatten. Die Kälte der Nacht drang schneidend durch seinen Umhang und die Kleidung. Im angrenzenden Wald hinter ihrem

provisorischen Lager gab es zwar genug Holz, das niemand würde erfrieren müssen, aber etwas anderes machte ihm Sorgen. Sie hatten nichts. Keine Vorräte, nicht einmal irgendwelche Ausrüstung… Und die Leute waren nicht grade im besten Zustand. Die Euphorie der meisten der Befreiten hatte sich schnell gelegt, als auch das den meisten klar geworden war. Und jetzt, zwei Tage nachdem sie aus Ekklesia entkommen waren, hatten sie einen absoluten Tiefpunkt erreicht. Anshale war sich unsicher, wie lange sie so weitermachen konnten. Vielleicht noch Morgen und dann… Dann würde es die ersten Toten geben, fürchtete er.

Mittlerweile waren es nur noch er und der Priester, die die Leute zum Weitergehen antrieben. Aber wohin… Vor dem Wald, wo sie sich niedergelassen hatten erstreckte sich das endlose von Hügeln durchzogene Grasland, das so typisch für die Gegend um Ekklesia schien. Anshale glaubte, immer noch das Meer riechen zu können, sicher konnte er sich da aber nicht sein. Gwenth saß einige Schritte von ihm entfernt an einem erlöschenden Feuer und schnitzte an einem Weidenast, den er wohl beim Feuerholz sammeln gefunden hatte. Lina saß ihm gegenüber am Feuer und

hörte offenbar irgendeiner Geschichte zu, die ihr Bruder im Flüsterton erzählte. Anshale konnte nur die Hälfte verstehen, während er zu Gwenth herüberlief. ,, Nein Lina, ich glaube nicht , das die Numen… böse sind. Du kannst doch Götter nicht dafür verantwortlich machen, was ihre Anhänger tun.“ ,, Aber dann sollten sies verhindern. Und wenn sies nicht verhindern, dann wollen sie auch, dass Menschen verletzt werden“ , erwiderte die Kleine trotzig. Offenbar verlief das Gespräch schon eine Weile in der Richtung, den Gwenth sah plötzlich verlegen in die Flammen. Als Anshale sich am Feuer niederließ, hatte Gwenth begonnen mit einem

Messer einen breiten Stoffstreifen aus seinem Gewand zu schneiden. Den Entstehenden Faden verband er mit den zwei Enden des Stocks an dem er gearbeitet hatte. Das Ergebnis war ein stabiler, aber primitiver Bogen, den Gwenth vorsichtig beiseitelegte, um an einem Pfeil zu arbeiten, an dessen Spitze er , in Ermangelung einer Klinge, eine Aussparung für das Messer freiließ . Anshale konnte das Geschick mit dem der ihm sonst leicht Weltfremd vorkommende Mann die Waffe fertigte nur bewundern. Vielleicht lernte man doch etwas mehr aus Büchern, als er Glauben

wollte. ,, Ob das hält…“ , meinte Anshale trotzdem skeptisch. ,, Es ist besser als nichts. Und wenn ihr nicht damit „ , er deutete auf Anshales Schwert, ,, Wild nachsetzten wollt fürchte ich, haben wir kaum eine andere Wahl.“ Anshale nickte. ,, Ich muss zugeben, ich hätte nicht erwartet, das ihr wisst, wie man einen Bogen baut. Das bringt scheint nicht zu den Dingen zu gehören, die einem die Kirche beibringt.“ ,, Vater war Ekklesias Bogner.“ , antwortete Lina mit einem plötzlichen Anflug von Traurigkeit in der Stimme. Und auch Gwenths Augen schienen einen

Moment trübe, bis er verbissen weiterarbeitete. ,, Ich bin sicher, Anshale, ihr hättet ihn gemocht.“ , meinte Gwenth. ,, Er hat meine Entscheidung zur Kirche zu gehen nicht gut geheißen, aber… Ich habe wirklich geglaubt sie schützen zu können.“ Die Hand des Priesters ballte sich plötzlich zur Faust und zerbrach den als Pfeil vorgesehenen Ast. Wortlos nahm Gwenth einen neuen von einem kleinen Stapel neben sich und fing von vorne an. Es war Lina, die das nur vom Schabend es Messers unterbrochene Schweigen wieder brach. ,, Wer sind denn deine Eltern

?“ ,, Ich weiß nicht, ob ich noch eine Familie habe, ehrlich gesagt. Die an die ich mich… erinnere sind tot. Und das woran ich mich nicht erinnern kann…. Ich könnte ein Inquisitor sein.“ ,, Wieso sagt ihr so was ?“ , erwiderte Gwenth, der den ersten fertigen Pfeil bei Seite legte. ,, Ich habe euch doch auf der Flucht gesehen, ihr habt uns gedeckt, bis wir auf den Hof entkommen konnten und euer Leben riskiert. Ihr seid keiner dieser Fanatiker.“ ,, Ich glaube, in einer Gewissen Weise, macht es einem automatisch zu einem Fanatiker, sein Leben für etwas zu riskieren.“ , sagte Anshale . ,,Die Frage

ist nur, ist es das auch Wert.“ ,, Diese Leute verdanken euch ihr leben.“ , antwortete Gwenth. ,, Noch nicht.“ Plötzlich sprang Lina ohne Vorwarnung auf und starrte in die Nacht. Die Schatten zwischen den Bäumen des nahegelegenen Walds waren jedoch zu dicht, das Anshale oder Gwenht etwas hätten erkennen können. ,,Was ist los ?“ Das Mädchen antwortete nicht, lediglich das Geistertotem an ihrem Hals schwang in einer Windbriese hin und her. Wind, den Anshale nicht fühlen konnte… ,, Da ist… jemand…“ , sagte Lina leise und deutete zwischen die

Bäume. ,, Woher weißt du das ?“ ,, Ihr Amulett.“ , antwortete Gwenth. ,, Aber ich wusste nicht, das Mutter dir gezeigt hat wie…“ Der Priester verstummte mitten im Satz, als sich ein kaum Zeigefinger großer Kolibri aus der vom Lagerfeuer aufsteigenden Glut formierte und wie ein heller Pfeil im Wald verschwand. Dort löste er sich in einem kleinen Funkenregen auf, dessen Licht die Umrisse einer kleinen Gestalt auf Vier beinen enthüllte. Anshale musste den Kopf schütteln, als er einen Fuchs erkannte. Aber nicht

irgendeinen… ,, Wie lange stehst du schon da Celcine ?“ Und eine wichtigere Frage. ,, Wo ist Grauer ?“ Statt zu Antworten sprang die Füchsin mit mehreren Setzen ans Feuer und fasste Lina einen Augenblick ins Auge. ,, Wie hast du das gemacht Kleine ?“ Der durchdringende Blick des Geists würde wohl jeden Nervös werden lassen. Lina jedoch blieb ganz ruhig und erwiderte den Bick des Wesens vor ihr. ,, Ich weiß nicht es... geschieht einfach.“ Celcine sah schließlich als erste Weg. ,, Ihr Menschen werdet mir immer unheimlich, wenn ihr so leichtfertigt

Kräfte benutzt von denen ihr nichts versteht.“ ,, Viel wichtiger ist, aber immer noch, was macht ihr hier und wo ist Grauer ?“ , wiederholte Gwenth Anshales Frage. ,, Grauer will euch in Ebenwald treffen.“ , erwiderte sie. ,, Wenn einer von uns wüsste, wie man dorthin gelangt, würden wir längst nicht mehr durch die Wildnis stolpern.“ , meinte Anshale spottend. ,, Aber Grauer hat ja schon zuvor so ein Geheimnis darum gemacht.“ ,, Genau deshalb bin ich hier.“

Kapitel 12 Bewährung


Anshale waren die Fackeln bereits am Abend aufgefallen, als Celcine zurückgekommen war. Anfangs hatte er die unsteten Lichter noch für Täuschungen seiner Übermüdeten Augen gehalten. Nun jedoch gab es keinerlei Zweifel mehr. Celcine hatte sie von den offenen Hügellandschaften der Küste weggeführt in die dichten Nadelwälder des Kernlandes. Standen die Bäume anfangs noch weit

auseinander und ließen viel Licht auf den mit Blättern und Nadeln übersäten Boden dringen so wurde es mit jedem Schritt düsterer, bis Anshale grade noch erkennen konnte, wer neben ihm ging. Die Dunkelheit und die kühlen Schatten machten ihm jedoch wenig aus. Während er die Nervosität in den Gesichtern der anderen erkennen konnte, fühlte er unter den Zweigen der umstehenden Nadelbäume eine Ruhe, die ihm unvertraut war. Doch im Zwielicht des Walds vielen ihm auch die Lichter, die den Flüchtlingen in einiger Entfernung folgten sofort auf. Es waren gut zwei Dutzend, die sich in einer Linie auf sie zu bewegten.

Es konnte auch nicht sonderlich schwer sein, ihnen zu Folgen. Dreißig ausgehungerte und erschöpfte Menschen hinterließen im Unterholz eine Spur, der selbst ein Blinder hätte folgen können Celcine blieb stehen, als sie bemerkte, das Anshale langsamer wurde. ,, Was ist ?“ Gwenth und Lina schlossen zu ihnen auf, während sich auch die befreiten Gefangenen langsam um Anshale und den Geist scharrten. Der Priester nahm derweil angesteckt durch die allgemeine Nervosität den Bogen von der Schulter und einen seiner improvisierten Pfeile zur

Hand. Zu Anshales Verwunderung hatte es Gwenth tatsächlich geschafft, in den letzten zwei Tagen vier Rehe zu erlegen, was ihre praktisch nicht vorhandenen Vorräte zumindest etwas Aufstockte. Aber ob der Mann die Waffe auch gegen einen Menschen gebrauchen würde, wenn es nötig war… ,, Wir werden verfolgt.“ Anshale sah noch einen Moment zurück ins Halbdunkel. ,, Und das fällt dir jetzt auf ? Wir

werden verfolgt, seit wir Ekklesia verlassen haben.“ , erwiderte Celcine. ,, Sag bloß, du hättest nicht damit gerechnet ?“ ,, Nein, aber die sind mir schon viel zu nah. Wie weit ist es noch bis Ebenwald?“ ,, Wenn ich das richtig sehe, sind wir in der Nähe von Lian.“ , sagte Gwenth. Anshale kam der Name bekannt vor. Endlich erinnerte er sich zumindest immer mehr an Allgemeine Dinge. Die Stadt lag am Ufer des Gleichnamigen Lian-Sees, mehr ein Tümpel, in dem sich aber genug Fische hielten, um einen Teil des Wohlstands der Siedlung zu stellen. Aber noch wichtiger, die Stadt stellte die Grenze zum schon sicher von den Numen

beherrschten Gebiet dar. Dahinter gab es noch freie Siedlungen und Städte, in denen die Kirche noch keinen festen Stand hatte selbst wenn der bewaffnete Wiederstand so gut wie gebrochen war. Und weiter dahinter… die gewaltigen Berge und Höhen des Falkenaug-Gebirges. Dahinter mochte es noch freie Länder geben, aber nur wenige würden sich über die Pässe und Steilhänge wagen und noch weniger ihren Mut überleben. Wie dem auch sei, sie waren der Grenze nahe. Und das hieß… ,, Es ist nicht mehr weit“ , erklärte Celcine. ,, Wir können es schaffen, bevor sie uns

einholen.“ ,, Dann sollten wir uns aber beeilen.“ , sagte Gwenth. Anshale nickte lediglich, bevor er die Leute zum Weiterlaufen antrieb. ,, Okay, Bewegung jetzt, das gilt für alle.“ Er selbst sah erneut zurück zu den Lichtern. Mittlerweile waren ihre Verfolger nahe genug, das er gelegentlich Wappenröcke und Stahl zwischen den Bäumen hindurch schimmern sah. ,, Wenn die Inquisitoren zu nahe kommen, müssen wir diesen Leuten den Rücken freihalten.“ , sagte er an Gwenth gewandt. ,, Ich will aber, das ihr euch aus dem Nahkampf raushaltet, wenn es

so weit kommt.“ Anshale bezweifelte zwar ohnehin, das die selbstgemachten Peile des Priesters viel gegen die Rüstungen ihrer Gegner ausrichten würden, aber so könnte ihm wenigstens jemand den Rücken freihalten. ,, Kann es sein, das du wirklich einfach nur Versuchst möglichst jung zu sterben ?“ , fragte Celcine. Anshale antwortete nur mit einem dunklen grinsen. ,, Kann ich mich auf euch verlassen ?“ Gwenth sah unsicher zu Boden. Lina war es, die schließlich für ihn antwortete: ,, Er darf nicht töten.“ ,, Und ich will es auch nicht.“ ,

erwiderte der Priester. ,, Tiere sind eine Sache, aber das…“ ,, Nun, das ist der Inquisition aber reichlich egal.“ , gab Celcine zu bedenken. ,, Schon gut. Erst mal müssen sie uns einholen und wenn das passiert…“ Er wollte lieber nicht darüber nachdenken. In Barsai hatte er das Überraschungsmoment auf seiner Seite und in der Garnison den Platz. Hier hingegen, so unwegsam die Wälder auch sein mochten, würde ihn nichts Schützen. Gwenth keuchte, als er beinahe über

einen umgestürzten Baumstamm gestolpert wäre. Er konnte kaum sehen, wohin er lief und ohnehin nicht die Zeit sich zu orientieren. Lediglich der rote Pelz des Fuchses blitzte ab und an aus dem Halbdunkel auf und zeigte ihm so, dass er und die übrigen Flüchtlinge noch auf dem richtigen Weg waren. An der einen Hand hielt er Lina in der anderen den Bogen und zwei Pfeile. Sein Vater hatte ihm gezeigt wie man über die Pfeilspitzen zielen musste, um ein Ziel zu treffen und wie er die Entfernungen am besten Einzuschätzen lernte. Heute jedoch war das kein Spiel, kein Zeitvertreib. Zum ersten Mal sah er

das schlichte Stück geschliffenen Holzes in seiner Hand als wirkliche Waffe an. Gwenth konnte die schweren Schritte im Unterholz hinter sich bereits hören. Ein Mann wie ein Baum brach aus ein paar Büschen hervor und stellte sich ihm in den Weg. Die silberne Rüstung des Inquisitors und zahlreiche scharlachrote Schärpen zeichneten ihn als einen hochrangigen Offizier aus. Vielleicht sogar der Anführer der Soldaten, die sie jagten. Mochten die Geister wissen, wie der Mann darin laufen konnte. Die goldgestickten Insignien der Kirche glänzten in den wenigen Sonnenstrahlen, die ihren Weg durch die dichten Nadeln

der Bäume fanden. Zögernd wich Gwenth zurück, als sein Gegner mit einem schweren Streitkolben nach ihm ausholte. Die Waffe sauste durch die Luft, traf aber nur einen nahegelegenen Stamm, der unter der Wucht des Aufpralls erzitterte. Jetzt jedoch hatte der Inquisitor Mühe, die Dornen der Waffe wieder aus dem Holz zu befreien. Gwenth schubste Lina hinter sich, während er langsam den Bogen hob und einen Pfeil auf die Sehne legte. Den halben Tag lang hatten sie es geschafft, ihren Verfolgern noch auszuweichen, doch trotz Celcines Beteuerung, bald am Ziel zu sein gab es

nach wie vor kein Zeichen, das sie sich irgendeinem bewohnten Ort näherten. Und jetzt hatte sie die Inquisition endgültig eingeholt… Waren die Flüchtlinge vorher wenigstens halbwegs geordnet ihnen gefolgt, brach spätestens jetzt das reine Chaos aus. Gwenth hatte im Zwielicht Probleme überhaupt noch zu unterschieden wo ihre Leute waren und wo sich die Inquisition befand. Manche der befreiten Gefangenen hatten es offenbar auch Aufgegeben, Celcine zu folgen, sondern versuchten sich in alle Richtungen abzusetzen. Anshale hingegen war irgendwo hinter ihm und lieferte sich ein Katz und Maus Spiel

mit ihren Verfolgern. Gwenth war mehr als einmal über die Leichen getöteter Inquisitoren gestolpert. Doch das alles interessierte Gwenth für den Moment nicht mehr. Was wichtig war, war der Bewaffnete Ritter vor ihm. Er bezweifelte zwar, das ein normaler Pfeil den Stahl der Panzerung seines Gegners durchschlagen würde, aber viel blieb ihm ohnehin nicht übrig. In seinem Rücken lauerten lediglich noch mehr Inquisitoren und der vor ihm versperrte ihm den Weg. ,, Lauf, sobald er abgelenkt ist „ , sagte er zu Lina. ,, Ich werde nicht weglaufen…“ Gwenth seufzte. Er hatte kaum Zeit jetzt

zu streiten. ,, Das war keine bitte.“ , sagte er lediglich Ernst und spannte den Bogen. Der Inquisitor hatte es mittlerweile geschafft, seine Waffe aus dem Holz zu befreien und kam deutlich zu langsam auf ihn zu. Vermutlich wusste er, das Gwenth ihm kaum gefährlich werden konnte. Trotzdem konzentrierte der Priester sich weiter auf sein Ziel. Der Pfeil würde wirkungslos abprallen. Aber an der Schulter überlappten sich zwei Stahlplatten bei jeder Bewegung seines Gegners. Wenn er den richtigen Zeitpunkt abpasste… Der Inquisitor war mittlerweile schon

gefährlich nah und holte erneut mit dem Streitkolben aus. Gwenth zielte und ließ die Sehne los. Bereits, als der Pfeil von der Sehne schnellte, wusste er, dass er sich verschätzt hatte. Der Pfeil würde ein gutes Stück neben der Lücke in der Panzerung aufkommen und so nah wie sein Gegner jetzt war… Plötzlich erstarrte dieser jedoch, als die Messerklinge an der Spitze des Projektils seine Schulter durchschlug Er musste eine Schwachstelle in der Rüstung getroffen haben oder die Rüstung des Inquisitors war allgemein schwächer als sie aussah. Jedenfalls hatte der Pfeil das Metall mühelos

durchschlagen. Der Mann stolperte zurück. Als Gwenth Lina neben sich leise Lachen hörte, wusste er jedoch, dass er nicht nur Glück gehabt hatte. Was hatte Celcine gesagt… Es war unheimlich wenn Menschen Magie nutzen. Für einen Moment konnte er dem nur zustimmen. Selbst wenn die Magie der Kal’ban und ihrer Geister am Erlöschen war, in Lina schiene in Teil davon erhalten, der selbst ihm Angst machte. Es war nichts, verglichen mit der Macht, die er bei Grauer gesehen hatte, aber das ein Kind so etwas tun konnte… Ein schwacher Windhauch ließ einen Moment einige Tannennadeln

aufwirbeln, die in seinen Augen die Form eines Kolibri annahmen. Aus der Schulterwunde des Inquisitors stieg jetzt rauch auf und mit einem Aufschrei versuchte der Mann, den Pfeil aus seiner Schulter zu ziehen, der sich glühend durch sein Fleisch fraß. Die schmerzerfüllten Schreie des Ritters waren Lina offenbar zu viel. Schweißperlen standen dem Mädchen auf der Stirn. Der Rauch verflog und damit offenbar auch das Feuer, das den Mann verbrannt hatte. Schwerfällig richtete sich dieser nun wieder auf und fasste voller Hass Gwenth ins Auge. Offenbar hielt er ihn für den Zauber verantwortlich. Der

Priester konnte die Augen des Inquisitors hinter dessen Visier glitzern sehen. Im nächsten Moment stürzte jedoch eine weitere Gestalt aus den Schatten, ein Schwert in der Hand und stellte sich ihrem Gegner in den Weg. Anshale sah alles andere als gut aus. Er war offenbar nur knapp einem Schwertstreich entkommen, der seinen Mantel zerfetzt hatte und aus zwei Oberflächlichen Wunden an seinem Rücken und dem linken Arm sickerte Blut, das den Stoff von Blau zu fast violett färbte. Beinahe beiläufig stieß Anshale dem Inquisitor das Schwert in die Wunde an der Schulter, drehte die Klinge herum und schlug dann noch einmal zu. Das

Schwert drang direkt in den Übergang zwischen Helm und Nackenpanzer und drang tief in den Hals des Mannes. Dieser hielt sich nur noch einen kurzen Augenblick aufrecht, bevor er zur Seite kippte und schwer auf dem Boden aufschlug. ,, Alles in Ordnung bei euch zwei ?“ , fragte Anshale, während er rasch die Klinge an den Schärpen des gefallenen Inquisitors säuberte. ,, Ich glaube schon.“ , entgegnete Gwenth. ,, Das war verflucht knapp.“ Lina nickte nur zustimmend und wirkte erschöpft. ,, Und es wird nicht besser.“ , antwortete Anshale. ,, Ich habe ein paar

erwischt, aber der Rest ist keine fünf Minuten hinter mir.“ Ohne lange zu zögern liefen sie nun zu dritt weiter. Trotzdem schloss die Inquisition langsam zu ihnen auf. Immer näher konnte Gwenth die gepanzerten Gestalten zwischen den Bäumen sehen. Den zweiten Pfeil, den er noch von dem Kampf mit dem Offizier übrig behalten hatte, schickte er wenig gezielt gegen einen weniger gut Gerüsteten Söldner, der zu nahe kam. Das Projektil traf ihn ins Bein und er stolperte. Gwenth grinste, als er den verdutzten Ausdruck des Gefallenen sah. Er wollte nicht töten. Das Leben schwer machen konnte er den Inquisitoren aber

jederzeit. Als sie eine kleine Lichtung zwischen den Bäumen erreichten, sah Gwenth jedoch, das Anshale stehen geblieben war. Einer nach dem anderen traten ihre Verfolger zwischen den Baumstämme hervor und bildeten einen kleinen Halbkreis. ,, Wir müssen weiter, jetzt.“ , rief Gwenth, aber Lina zog ihm lediglich am Ärmel seiner Robe. ,, Lass ihn.“ ,, Was ?“ Der Priester konnte lediglich entsetzt zusehen, wie Anshale nur dort stand und scheinbar… nichts tat. Eine Hand ruhte ruhig auf dem Heft seines

Schwerts, die andere hatte er angewinkelt. Was sollte das nur werden… Langsam trat Anshale den Inquisitoren entgegen, die ihren Gegner ebenfalls abfällig musterten, als sei dieser schlicht Verrückt geworden. Als kaum mehr zehn Schritte zwischen ihm und den Soldaten lagen, flüsterte Anshale zwei Worte. Worte allerdings, welche der unsicheren Stille ein Ende machten. ,, Seit Asche.“ Die Welt um den einzelnen Krieger verschwand in einer Welle aus Dunkelheit, die alles mit sich riss.

Kapitel 13 Asche


Tote Blätter und Nadeln rieselten von den umstehenden Bäumen zu Boden. Als er die Hand nach einem Stamm ausstreckte, zerbröselte die Borke unter seiner Hand. Das Gras um ihn herum schien jegliche Farbe verloren zu haben und der Boden brüchig. Bar von Leben. Anshale sah auf zu den Reihen der Inquisitoren. Oder das, was davon übrig war. Diejenigen, die das Pech gehabt hatten in seiner Nähe zu stehen, waren

von den Schatten erfasst worden. Verrostete Panzer, die langsam zur Seite kippten und Staub. Mehr war nicht geblieben. Sobald die nun leeren Rüstungen auf dem Boden aufschlagen zerfielen auch diese zu nichts. Was hatte er getan? Er wusste es nicht, aber als er sich zu Gwenth und Lina umdrehte konnte er den Schrecken in ihren Augen sehen. Diejenigen Inquisitions-Soldaten, die Überlebt hatten wichen langsam vor ihm zurück zwischen die Bäume. Sie mussten den einzelnen Mann, der sich ihnen in den Weg gestellt hatte für einen Dämon oder noch gefährlicheres halten. Und vielleicht, überlegte Anshale, stimmte

das sogar. Was hatte er getan? Die Frage kehrte erneut zurück. Er verstand es nicht. Es war die Selbstsicherheit gewesen, die ihn plötzlich hatte innehalten lassen. Das Wissen, das ihn keiner seiner Gegner auch nur ansatzweise Gewachsen war. Und nun Verstand er warum. Magie… Aber er besaß nicht die Macht eines Geists er war… menschlich. Oder ? Langsam trat er vor und stellte fest, dass seine Füße ihn kaum trugen. Schwäche. Was immer er getan hatte, es hatte das bisschen Kraft, das nach der Flucht und den Kämpfen in den Wäldern noch übrig gewesen war endgültig aufgebraucht. Und Gleichzeitig waren da Erinnerungen,

unzusammenhängende Bruchstücke. Er konnte sich erinnern. An eine Welt aus Feuer, durch die er stolperte. Dichter Rauch, der ihn zu ersticken drohte… Anshale kam stolpernd auf die Füße. Flammen schlugen ihm entgegen, ohne das er Verstand, was vor sich ging. Brennende Strohfetzten segelten vom Dach über ihm herunter, in dem ein gewaltiges Loch klaffte. Zum Feuer gesellte sich Nieselregen. Zu wenig um dem tobenden Inferno Einhalt zu Gebieten. Er kämpfte sich einige Schritte weiter durch den dichter werdenden Rauch, als sich über ihm ein Dachbalken löste und

mehrere weitere Holzstreben mit sich riss. Was war passiert? Wurde die Stadt angegriffen? Alles war so furchtbar schnell gegangen… Er konnte die Tür sehen, die nach draußen und hoffentlich in Sicherheit führte. Dann könnte er nach seiner Familie sehen, dann könnte er sicherstellen, dass jemand den Brand löschte… Aber noch konnte Anshale nicht gehen. Rasch setzte er über den brennenden Dachbalken hinweg in einen zweiten Raum, den das Feuer offenbar noch nicht erreicht hatte. An einer Wand hing ein Spiegel aus poliertem Metall. Anshale

warf nur einen flüchtigen Blick hinein. Er trug ein schlichtes Kettenhemd und ein Wams mit Kircheninsignien, das aber vom Feuer bereits schwarz gefärbt wurde. Einige Angesengte Haarsträhnen hingen ihm wirr ins Gesicht, aber er achtete kaum darauf. Belynia würde ihn dafür schelten, wie er aussah, egal ob grade die Stadt abbrannte oder nicht. Der Gedanke brachte ihn trotz der Situation zum Schmunzeln. Und vermutlich würde sich sein Vater noch auf ihre Seite schlagen. Er konnte ihre vorwurfsvolle Stimme geradezu hören, während er zu einer kleinen Holztruhe vor dem Spiegel herüberlief. ,, Muss ich mir als Frau des

Hauptmanns der Stadtwache noch sagen lassen, ich könnte nicht mal dafür sorgen, dass er sich ordentlich kleidet.“ Er hatte definitiv die richtige Frau gefunden und er war dankbar dafür, dass sie grade nicht im Haus war. Sie war in Sicherheit… Vermutlich war Belynia eine der ersten gewesen, die die Leute alarmiert hatte, als das Feuer anfing. Anshale öffnete den stabilen Holzkasten. Auf einem Samtpolster lag ein Schwert. Der Griff war mit gewundenen Dornen und Rosen verziert. Ein Familienerbstück, das er erhalten hatte, als er zum Wachhauptmann befördert worden war. Eigentlich mehr ein

Paradeschwert als eine Waffe für den Kampf, die Ornamente würden sonst schnell beschädigt werden, aber die Klinge war scharf geschliffen. Solange er nicht wusste, was genau vor sich ging, ging er lieber auf Nummer sicher und er wollte die Waffe auch nicht den Flammen überlassen. Sobald er das Schwert in der Hand hatte, rannte er zurück, und trat durch die Tür ins Freie. Kühlende Nachtluft schlug ihm entgegen, als er auf das Steinpflaster Weisfelds hinaus trat. Alles schien in orange-rotes Licht getaucht. Nicht nur aus seinem Haus schlugen Flammen, der gesamte Straßenzug schein in Flammen zu stehen

und zwischen den tanzenden Schatten lagen zusammengekrümmte Gestalten am Boden. Anshale ließ das Schwert fallen und kniete sich neben einen der Männer, den er im unsteten Licht des Feuers wiedererkannte. Avent. Sein halbes Gesicht schien von etwas verbrannt worden zu sein, vielleicht bei der Flucht aus einem der brennenden Gebäude. Aber in seiner Brust klaffte eine gewaltige Wunde. Jemand mit viel Kraft oder jede Menge Wut hatte mehrmals auf den Unbewaffneten eingestochen. Er atmete nicht mehr. Anshale hatte ein paar Mal mit dem Mann zu tun gehabt.

Ein Stadtbekannter Taugenichts, der der Stadtwache immer wieder Probleme bereitet hatte. Anshale hatte ihm aber nie der Inquisition ausliefern wollen. Das hätte das Problem zwar gelöst, aber das brutale Vorgehen der Kirchenritter gefiel ihm überhaupt nicht. Seit dem Angriff auf die Kal’ban herrschte eine allgemeine Angst in den Straßen der Stadt und die Präsenz der Numen-Aufseher hatte stark zugenommen. Die Gerüchte von einem Krieg gegen die Andersgläubigen hatten zum ersten Mal wie Realität geklungen. Und das hier… Anshale ließ die Leblose Gestalt los und stand auf. Er hatte sich selbst nicht an

dem Vorgehen der Inquisition gegen die Kal’ban beteiligt. Auch wenn die Kirchenritter der Stadtwache Befohlen hatten, sie zu unterstützen, er würde sich nicht an einem feigen Mord beteiligen. Und das war es für ihn, egal was die Krieger in ihren Schärpen und Panzern für Anschuldigungen vorbrachten. Sie hatten hier Jahrzehnte mit den Kal’ban in Frieden gelebt und auch wenn er ihre Rituale nicht Verstand, so hatte er sich selbst in Gegenwart ihrer Geistrufer nie bedroht Gefühlt. Doch das alles war längst nicht mehr wichtig. Wichtig war, was hier passiert war. Die Zerstörung um ihn herum sah

aus, als wäre eine Armee durch diesen Teil von Weisfeld gezogen. Richtung Stadtplatz…. Alle Überlebenden würden sich dort sammeln… Er rannte los. ,, Anshale. Hey, hört ihr mich? Anshale ?“ Gwenth schnippte vor seinem Gesicht mit den Fingern. ,, Es geht mir gut.“ Anshales sah blinzelnd auf, während er antwortete. Soweit er das sehen konnte, war die kleine Lichtung jetzt vollkommen verlassen. Die Inquisition hatte sich offenbar endgültig zurückgezogen. Freuen konnte er sich darüber jedoch nicht wirklich. Er hatte sich erinnert… ,, Wir sollten weiter.“ , sagte er

lediglich. Was von den getöteten Inquisitoren geblieben war, wurde langsam vom Wind verweht. Außer ihm, Gwenth und Lina konnte er niemanden mehr sehen oder hören. Die meisten Flüchtlinge hatten sich verstreut, als der Kampf begonnen hatte und wo es Celcine hin verschlagen hatte… Hoffentlich hatten es wenigstens ein paar geschafft. Ihnen hingegen blieb nur übrig entweder umzudrehen oder weiter in die Richtung zu gehen, in die sie zuletzt geflohen waren. Langsam machten sie sich auf den Weg. Die dicht stehenden Tannen lichteten sich in diesem Teil des Walds etwas und ließen ausreichend

Sonnenlicht durch die Zweige fallen, das sie ihre Umgebung erkennen konnten. Doch noch immer lauerten überall Schatten, die kaum einsehbar waren. Anshale bezweifelte jedoch, dass die Inquisitoren ihr Glück noch einmal versuchen würden. Nicht, nachdem was er getan hatte. Er verstand es immer noch nicht, wie sehr er auch darüber nachdachte, während die kleine Gruppe ihren Weg schweigend fortsetzte. Doch wenigstens schien er jetzt zu wissen, wer er war. Anshale, der Wachhauptmann von Weisfeld. Er erinnerte sich an das Feuer, an den toten Avent auf dem Straßenpflaster… Aber was war danach passiert? Das lag nach

wie vor im Nebel. Eine Bewegung in den Bäumen ließ ihn innehalten und riss Anshale aus seinen Gedanken. Das Rascheln in den Zweigen kam nicht vom Wind… Auch Gwenth und Lina waren stehengeblieben. Das Amulett der Kleinen schwankte in einer unsichtbaren Strömung. Langsam zog Anshale das Schwert und sah sich um. Verschwimmende Schatten bewegten sich um sie herum, aber nur aus den Augenwinkeln konnte er sie wirklich erkennen. Mindestens vierzehn wenn nicht mehr. Gwenth nahm den Bogen von der Schulter. Wusste aber nicht worauf er

zielen sollte. Anshale hingegen ließ die unnatürlich lebendigen Schatten nicht aus den Augen. ,, Kommt raus.“ , rief er und hoffte dabei selbstsicherer zu Klingen als er war. Mit den Schatten war da auch wieder dieses Gefühl eines aufziehenden Sturms. Zu seiner Überraschung trat eine einzelne Gestalt zwischen den Bäumen hervor. Eine Frau in grüner Wald-Kleidung, über der sie eine bronzefarbene Rüstung trug. Selbst ohne den Tarnzauber schien sie noch immer fast mit der Umgebung zu verschmelzen. Eine große Eule ließ sich auf ihrer Schulter nieder. Das Tier

musterte Gwenth mit einem, wie Anshale fand, abwertenden Blick. Eine Hand ruhte auf dem griff eines gebogenen Schwerts, die andere machte eine kurze Geste und auch überall um die kleine Gruppe herum tauchten ähnlich gekleidete Gestalten auf, Bögen mit gespannter Sehne auf sie gerichtet. Eines musste Anshale den Kal’ban lassen, sie wussten, wie man einen Hinterhalt vorbereitete. ,, Wen haben wir den hier ? Ihr seht mir weniger wie Flüchtlinge aus.“ ,, Dann haben es einige hierher geschafft ?“ , fragte Gwenth. ,, Ich habe eine zuerst Frage gestellt.“ , berichtigte ihn die Frau.

,, El, dieser da ist ein Numen-Priester.“ , rief ein Mann und richtete den Bogen auf Gwenth. Die als El angesprochene nickte. ,, Ihr tragt die Robe eines Kirchenmanns. Andererseits, wärt ihr wohl kaum so dumm, darin hier zu erscheinen.“ ,, Ich…. Ich habe nichts mehr mit der Kirche zu schaffen.“ , erwiderte Gwenth unsicher. ,, Und ihr und die Kleine ?“ , wollte sie an Lina und Anshale gerichtet wissen. ,, Sie ist meine Schwester.“ , antwortete der Priester für ihn. ,, Wir suchen nur Schutz.“ ,, In den letzten Stunden sind viele hier

vorbei gekommen, die um das selbe gebeten haben. Aber ihr fallt aus dem Rahmen.“ ,, Hört einmal… El.“ , setzte Anshale an. ,, Wir sind hier, weil Grauer uns geschickt hat. Ihr kennt diesen Namen, das weiß ich.“ Tatsächlich ließen die umgebenden Schützen die Waffen bei Erwähnung des Kal’ban ein Stück sinken. ,, Grauer ist auch der Inquisition mehr als bekannt. Aber ich glaube, ich habe euren Namen noch nicht gehört.“ Zu Anshales Überraschung war es die Eule auf der Schulter, die sprach. Er würde sich wohl nie richtig daran gewöhnen. Ein Geist… Plötzlich erklärte sich auch

das Gefühl von Elektrizität, das von El ausging. ,, Anshale.“ , antwortete er und versuchte dabei ruhig zu bleiben. Die starrenden gelben Augen des Vogel-Geists schienen noch durch ihn hindurch zu sehen. ,, Interessant.“ ,, Was ?“ Er sah den Vogel verwirrt an. Die Eule schwieg. ,, Ihr müsst Ela entschuldigen.“ , meinte El lediglich. ,, ich glaube manchmal, sie sit nicht mehr ganz richtig im Kopf.“ Die Eule beantwortete das nur mit einem genervt klingenden Ruf. El und Ela. Anshale fragte sich, wie Geister zu ihren Namen kamen oder ob

das doch nur Zufall war. ,, Nun wissen wir aber immer noch nicht, ob wir euch trauen können. Ihr werdet verstehen, wenn ich skeptisch bin. Noch dazu wenn eine Truppe Inquisitoren durch diese Wälder zieht.“ ,, Von denen ist nicht mehr viel übrig.“ , flüsterte Anshale. Jetzt war es an El und dem Geist unverständig auszusehen. Bevor allerdings noch jemand etwas sagen konnte, trat eine vertraute rot-braune Gestalt zwischen den Reihen der Schützen hindurch. ,, Alles in Ordnung, Diese drei sind wirklich Grauers Gäste.“ , sagte Celcine. Sofort senkten alle die Waffen und

Anshale konnte Gwenth merklich aufatmen hören. Lina war offenbar wenig beeindruckt oder nahm zumindest nur wenig Notiz von der Aufregung. Wie eigentlich von allem, wie es schien… Manchmal wirkte die geistige Abwesenheit des Mädchens verstörend. ,, Verzeiht. Wir mussten nur sichergehen.“ , antwortete El, bevor sie bei Seite trat. ,, Schon gut. Ich denke, das kann ich verstehen.“ , erwiderte Anshale. Wenn das dutzend Krieger die er hier sah, alles war, was Ebenwald an Wachen abstellen konnte, dann war diese Vorsicht sogar mehr als Gerechtfertigt. ,, Kommt Grauer möchte euch

sprechen.“ Anshale konnte nur den Kopf schütteln. Wie hatte es der alte Mann fertiggebracht, vor ihnen hier zu sein? Besser war es wohl, er fragte erst gar nicht.

Kapitel 14 Madrekai


Das Licht, das durch die Buntglasfenster der Kathedrale fiel, wurde heute nicht von Kerzenschein begleitet. Das große Kirschenschiff war vollkommen verlassen als Anehlas zwischen den Gebetsbänken hindurch trat. Lediglich an der Tür hatte sich einer seiner Leute postiert. Seine schweren Schritte hallten von den steinernen Wänden wieder, als er sich dem Mann am Altar näherte. Ovit hatte ihn bereits bemerkt, machte sich aber

nicht die Mühe auch nur von seinen Schriftrollen aufzusehen. Drei weitere Männer in Roben standen bei dem Hohepriester, die dieser jedoch mit einer Handbewegung wegschickte, als Anehlas näher kam. ,, Ihr seid entlassen.“ , meinte er und vertraute einem die Schriftrollen an. Dieser nahm sie an sich und verabschiedete sich mit einer kurzen Verbeugung. Die Schriften der Kirche reichten Jahrhunderte zurück, auch wenn Anehlas nicht sicher sein konnte, wie viel davon stimmte. Er und der alternde Priester wussten vielleicht als einzige um die volle Tragweite der Wahrheit. Auch wenn Ovit sie sich schön zu reden

schien. Vielleicht glaubte er auch bereits selbst, was er predigte. Wie er die stumme Überheblichkeit dieses Mannes zweitweise verabscheute… Und es war noch schlimmer, wenn er den Mund öffnete, dachte Anehlas. Als Großmeister der Inquisition war es an ihm, das Schwert des Nox auf der Welt zu sein. Und selbst jetzt spürte er das dunkle Brodeln dicht unter der Oberfläche seines Geistes. Ein Gedanke reichte aus… Doch Ovits Begabungen lagen in einem anderen Bereich. Wenn der alternde Mann sprach, so schien es Anehlas manchmal, müsste er selbst einen Wilden Berglöwen einreden können, ein Schaf zu

sein. Ein braves Schaf, das genau tat, was der Bote des Lexis ihm einflüsterte. ,, Ihr habt über dreißig Gefangene Ketzer entkommen lassen.“ , meinte der Hohepriester betont langsam. Wenn er eine Entschuldigung oder gar Ausflüchte erwartete, hatte Ovit wieder einmal vergessen, mit wem er es zu tun hatte. ,, Der Wanderer war wichtiger.“ ,, Was soll uns ein alter Zauberer kümmern ?“ , erwiderte Ovit beinahe unbekümmert. ,, Unsere Truppen haben die Kal’ban bereits weit aus ihren einstigen Kernlanden zurückgetrieben. Von Ekklesia bis zu den Bergen hinter Lian kontrollieren wir jede große Stadt. Und was die paar Unbelehrbaren in den

Dörfern angeht… wir werden sie finden.“ Wenn Anehlas nicht gut genug gewusst hätte, das diese Worte darauf abzielten, er hätte sich einlullen lassen. Beschwichtigung. Beteuerungen, dass alles nach wie vor einem Plan folgte, dessen Fäden alle in Ovits Händen zusammenliefen. Ihre Armeen waren seit über einem Jahr ungeschlagen. ,, Grauer kümmert mich.“ , erwiderte er scharf. ,, Ach ja, eure… Fehde mit diesem Besessenen. Lehrt nicht schon der Prophet, dass es gegen die von den Numen gewollte Ordnung verstößt, sich mit Geistern einzulassen. Aber seine

Seele auch noch mit einem vereinen… Er ist nur ein weiterer Verdammter, der früher oder später Fallen wird.“ Heuchler, dachte Anehlas nur. ,, Ihr unterschätzt diesen Mann und zu was er fähig ist. Wie ihr die Erwählten immer unterschätzt. Wie ihr mehr als einmal unter Beweis gestellt hat.“ Anehlas sah auf und stellte zufrieden fest, das zum ersten Mal so etwas wie Unsicherheit in dessen Zügen auftauchte. Er wusste genau, wo er ohne ihn, wo er ohne das Schwert und das Blut der Inquisition wäre. Einer Elite, die Anehlas zu dem gemacht hatte, was sie war. ,, Aber auch der Zauberer ist euch entkommen.“ , konterte der Hohepriester

und Griff damit seine Anschuldigung gegen ihn wieder auf. ,, Noch dazu hat er einen große Zahl Inquisitoren getötet. Wie ist es möglich, dass ein solcher Mann unbemerkt diese Stadt betreten, sich in die Garnison eures Ordens schleichen und ein solches Chaos anrichten kann?“ Die Worte schienen ein eigenes Gewicht zu haben, als Ovit sprach. Normalerweise hätte Anehlas das Ganze mit einem Schulterzucken abgetan, aber zu sehr spürte er jetzt den verborgenen Sturm, der auch einen Teil des Wesens des Hohepriesters ausmachte. Doch darauf hatte er nur gewartet. ,, Dieser krieg ist bald vorbei und dann

ist auch Grauer Geschichte.“ Anehlas gab dem Mann an der Tür ein Zeichen, worauf dieser sie Aufzog und eine einzige Gestalt eintrat, die ebenfalls die Rüstung und Insignien der Inquisition trug. Allerdings war der Panzer des Soldaten, der nun bis an den Altar vortrat. ,, Die Herren.“ Er verbeugte sich kurz, bevor Anehlas wieder das Wort ergriff. ,, Ich habe euren ach so wertvollen… Gefangenen einige meiner Leute hinterhergeschickt. Leider sind viele dabei gestorben. Jedoch glaube ich zu wissen, wo sie hinwollten.“ Zeit seinen ersten Trumpf auszuspielen. ,,

Ebenwald.“ Ovit schien ein Lachen unterdrücken zu müssen. ,, Ebenwald ist ein dummes Gerücht in die Welt gesetzt von verzweifelten Ketzern. Die Kal’ban sind vernichtet, sie haben keine gemeinsame Zuflucht mehr, von der wir wüssten. “ ,, Seit ihr euch da so sicher ?“ Anehlas nickte dem Inquisitor zu. ,, Erzählt, was ihr gesehen habt.“ Der Mann sammelte sich kurz, bevor er begann. ,, Wir hatten die Flüchtigen bis in die Wälder des Kernlands verfolgt, fast bis auf Höhe von Lian. Als wir sie schon eingeholt hatten, wurden wir Angegriffen.“ ,, Von den Flüchtlingen ?“ , wollte Ovid

wissen. ,, Verzweiflung lässt manche Menschen ungewohnt handeln.“ Der Inquisitor schüttelte jedoch entschieden den Kopf. ,, Es war nur ein einzelner Mann, aber er hat mindestens acht meiner Brüder getötet. Aber bei ihm und den Flüchtlingen habe ich immer wieder einen Fuchs gesehen.“ Nun lachte der Hohepriester. ,, Ihr wart in einem Wald, wie ihr selbst erklärt habt.“ ,, Grauer.“ , erwiderte Anehlas nur. ,, Der Geist mit dem er sich Verbunden hat nimmt die Gestalt eines Fuchses an. Der alte Mann hätte seine Schäfchen nicht ohne Führung in die Wildnis geschickt. Und nicht ohne guten

Grund.“ ,, Das sind nur annahmen.“ , sagte Ovit. Anehlas gab ein weiteres Zeichen mit der Hand. ,, Und wenn ich recht habe, ist Ebenwald dort irgendwo.“ Erneut wurde die Tür zur Kathedrale kurz geöffnet und eine weitere Gestalt trat in Begleitung von zwei weiteren herein. Alle trugen sie gleichförmige, offene Gewänder, deren Ärmel und Saum mit Silberblech beschlagen war. Darunter zeichnete sich in dunklem Leder eine leichte Panzerung ab. Die Füße steckten in schweren Stiefeln und die Hände blieben in den Ärmeln der offenen Roben verborgen. Über der Schulter jedes der Männer ragte ein runder Schwertgriff,

dessen Knauf in einem Schlangenkopf endete. Alle hatten sie pechschwarze, wohl gefärbte, Haare. Ein Seltsamer Geruch wie von Räucherstäbchen ging von den Fremden aus. Nur der Mann in der Mitte der drei Unterschied sich in seiner Kleidung. Eine offenbar ebenfalls aus Silber bestehende Kette fiel ihm auf die Brust. Und darauf prangte ein Symbol, das Ovit seit Jahrzehnten nicht mehr gesehen hatte. Es war das Dreieckssymbol von Madrea. Diese Männer kamen direkt aus den Ruinen der heiligen Stadt, dem Ort an dem der Prophet lebte und starb. Wenn die Kirche den Pilgern gegenüber behauptete, die Insel sei heute komplett

Unbewohnt, sprach sie damit nicht ganz die Wahrheit. Die drei Männer vor Ovit waren mehr als Beweis genug davor. Sie waren die inoffiziellen Wächter des heiligen Orts. Madrekai. Selbst in den Reihen der Inquisition schimpfte man sie Fanatiker. Freilich nur, wenn kein Madrekai in der Nähe war. Etwas, dem man sich nie sicher sein konnte. Sie unterstanden weder der Oberhoheit der Kirche noch der Inquisition und handelten, wie sie sagten direkt nach der Stimme des Gottes Opes, die zu ihnen sprach. Ovit musste sich eingestehen, dass die meisten wohl schlicht verrückt waren. Außerhalb der zwei Pilgermonate war

Madrea praktisch verlassen und simple Einsamkeit hatte schon ganz andere in den Wahnsinn getrieben. Nur wie Anehlas das Kunststück fertig gebracht hatte, drei dieser seltsamen Gestalten für seine Zwecke zu Gewinnen… Selbst er war sich unsicher ob man einem Madrekai mit bloßen Worten von etwas überzeugen konnte. Vermutlich nur mit viel Glück, wenn die ewig Quälenden Stimmen in ihrem Verstand mit dem Gestellten Auftrag übereinstimmten. ,,Die Jünger des toten Gottes entsenden euch ihre Grüße.“ Der Mann in der Mitte der kleinen Delegation verbeugte sich flüchtig und Ovit konnte ein

unheimliches Funkeln in den grauen Augen des Fremden erkennen. Auf ihre Art, waren die Madrekai Häretiker. Götter starben nicht, doch für sie, war der Gott der Macht gestorben. Nur sein Flüstern suchte noch die Ruinen der einstigen Stadt wieder und damit auch seine dort lebenden Anhänger. Was für eine lächerliche Vorstellung… Und doch würde der Hohepriester nicht den Fehler machen, das dem Mann vor sich ins Gesicht zu sagen. Sie waren kein Teil der Kirche, den er kontrollierte. ,, Sie werden Ebenwald finden, wenn es dort ist.“ , meinte Anehlas düster. Wie zur Bestätigung nickten die drei beinahe zeitgleich. Unter anderen

Umständen hätte die fließende Bewegung vielleicht lächerlich gewirkt. So jedoch wirkte sie gefährlich. Schnell, wie das Zuhaken eines Raubvogels. ,, Ihr wisst, wo ihr zu suchen habt. Findet die Kal’ban. Dann erstattet mir Bericht.“ Die drei verbeugten sich erneut, bevor sie einer nach dem anderen die Kathedrale wieder verließen. Ovit konnte nicht anders, als ihnen mit Erleichterung nachsehen, als die Tür wieder hinter den drei Madrekai geschlossen wurde. ,, Was habt ihr getan um diese… Menschen…„ , der Hohepriester musste innehalten. Menschen. Nein, so waren sie ihm weniger vorgekommen. ,, auf eure Seite zu

bringen?“ ,, Sie sind nicht auf unserer Seite.“ , erwiderte Anehlas kühl. ,, Aber so wahnsinnig einige von ihnen sein mögen… auch für sie gibt es Angebote, die sie nicht ablehnen können.“ ,, Was habt ihr ihnen geboten ?“ , fragte Ovit mit unterdrückter Wut. Was dachte Anehlas sich dabei, Häretikern einfach irgendwelche Versprechungen zu machen? Langsam musterte er den Großmeister der Inquisition von oben bis unten. Vielleicht waren die Jünger Madreas nicht die einzigen Wahnsinnigen in diesem Raum. So Ruhig Anehlas auch wirkte, unter der Oberfläche des Mannes brannte ein Feuer, das nicht durch

bloßen Glauben genährt wurde. Zunehmend erschien es Ovit, das er die Kontrolle über Anehlas verloren haben könnte. Und was hatte dieser Mann nicht für einen steilen Aufstieg in den Reihen der Inquisition hingelegt. Als er vor all diesen Jahren mehr aus dem nichts aufgetaucht war, aus einer toten Stadt, aber mit dem Segen eines Gottes gewappnet… Einer toten Stadt wie Madrea. Ovit zwang sich, sich zu sammeln. Seine Gedanken glitten ins Irrationale ab. Anehlas war Stratege, das war alles. ,, Ich bot ihnen Hoheitsrecht über ihre heilige Stadt. Madrea gehört Offiziell der Kirche, doch wenn wir Erfolg haben,

werdet ihr den Grund an die Madrekai abtreten. Sobald der letzte Kal’ban tot ist gehört ihnen die Insel.“ ,, Das ist eine Entscheidung, die ich und das Konzil der Geistlichen zu treffen haben nicht eure.“ , erwiderte er. Anehlas lachte. ,, Es ist nur ein Stück Ödland mit ein paar Ruinen darauf.“ Nur ein Stück Ödland… Auch Anehlas schien klar zu sein, das er damit möglicherweise zu weit gegangen war. Aber zeigte sich auch nur eine Spur von Besorgnis auf dem Gesicht des Großmeisters? Nicht einmal ein zucken, nur Unsicherheit, wie Ovit reagieren würde. War der Mann vielleicht zu schnell zu

mächtig geworden? Er hatte den Großmeister nie gefürchtet. Einen gesunden Respekt musste er vor dem Mann haben, dessen Geschick den Aufstieg der Kirche so gewaltig beschleunigt hatte. Aber es schien langsam genug des Respekts. Und fürchten würde er ihn nicht. Er war immer noch der Hohepriester der Numen-Kirche, der mächtigste Mann von hier bis zu den ersten Ausläufern der Falkenaug-Berge. Wenn Anehlas glaubte, so ohne seine Zustimmung verfahren zu können, hatte er seine Schuldigkeit vielleicht einfach getan. Er sollte ihn loswerden. Aber dazu brauchte er einen guten Grund… Ein

paar entkommene Gefangene waren nichts. Und selbst die toten Inquisitoren waren zwar ein Ärgernis, aber sie würden ersetzt werden. ,, Sicher. Ich werde das… mit dem Konzil besprechen.“ Irgendeinen Vorwand musste er finden. Und wenn nicht… Er musterte den in Stahl und dunkelblauen Stoff gekleideten Krieger. Anehlas konnte nicht ewig Siegreich bleiben. Selbst die Macht, die ihm die Götter verliehen hatten würde irgendwann einmal nicht ausreichen. ,, Ich werde mich entfernen. Ihr erhaltet als erstes Bescheid, wenn es etwas zu berichten gibt.“ Mit einer mehr angedeuteten Verbeugung entfernte sich

der Großmeister. Sollte er sich in Sicherheit wiegen. Seine Macht würde nicht ewig halten. Aber… was bedeutete das für seine eigene?

Kapitel 15 Ebenwald


Vor ihnen lag ein Tal, das bestimmt an ein dutzend Meilen breit war. Der Kontrast der Schatten des Waldes zu den grünen, sonnenbeschienenen Wiesen blendete Anshale kurz. Noch vor einem Moment, hatte er geglaubt einer optischen Täuschung zu unterliegen. Sie waren Celcine und einer Gruppe von Kal’ban-Wachen bestehend aus El und drei Bogenschützen, die ständig in ihrem Rücken blieben. Der Eulengeist…. Ela flog irgendwo über ihnen und erhielt von dort alles im Blick. Warum hatte diese

sich eigentlich so für seinen Namen interessiert? Ein weiteres Rätsel. Für den Augenblick blieb ihm, Gwenth und Lina ohnehin nur übrig, ihren Bewachern und Celcine zu folgen. Trotz der Worte des Fuchsgeists wollte wohl niemand ein Risiko eingehen. Anshale verstand das zwar auf der einen Seite, auf der anderen hatte er ständig das Gefühl jeden Moment einen Pfeil in den Rücken bekommen zu können. Blut tropfte immer noch langsam von der Wunde dort und von seinem Arm herunter, aber wenigsten schienen die Verletzungen, die er sich bei den Kämpfen mit den Inquisitoren zugezogen hatte nur

Oberflächlich. Als sie eine kleine Lichtung erreichten, verschwand El plötzlich ohne Vorwarnung. Anshale verlor sie nicht aus den Augen, sie war einfach weg. Von einem Schritt auf den anderen schien die Kal’ban wie vom Erdboden verschluckt. Anshale zögerte weiterzugehen. Er hörte dir drei Bogenschützen in seinem Rücken leise lachen, ob über seine Vorsicht oder über etwas anderes konnte er jedoch nicht sagen. Wenigstens verstummten sie sofort, als er sich umdrehte. ,, Alles in Ordnung.“ , meinte Celcine und wie zur Bestätigung lief sie voraus… und

verschwand. ,, Lina ?“ , fragte Gwenth leise. Anshale wusste mittlerweile, dass das Mädchen ein Gespür für Magie hatte. Und um das musste es sich hier handeln. Er konnte sie ebenfalls lächeln sehen. Als Anshale zu Boden sah, glaubte er sogar, den Zauber zu durchschauen. Lichtsprenkel bedeckten das Laub, obwohl die Bäume um sie herum und vor ihnen jeglichen Lichteinfall ausblenden sollten. Es war zu hell. Wie kam das Sonnenlicht auf dem Boden, wenn um sie nur dichter Wald lag… Die Sonnenstrahlen fielen in beinahe rechtem Winkel scheinbar aus dem nichts herab. Und endeten genau so abrupt wieder in

einer leicht gebogenen, doch klar erkennbaren Linie. Anshale trat direkt an die Stelle, wo das Licht verschwand. Und dann noch einen Schritt weiter. Es war ein Tarnzauber, aber keiner der kleinen, die er bisher gesehen hatte. Hinter sich konnte er wie durch eine Seifenblase Gwenth, Lina und die drei Kal’ban erkennen. ,, Das hat ja gedauert.“ , sagte El, offenbar ungehalten über die Verzögerung. ,, Ihr hättet uns sagen können, was vor sich geht.“ , erwiderte Anshale, während Gwenth und die anderen ihm durch die Barriere

folgten. ,, Hätte ich, aber euer Gesichtsausdruck war viel zu dämlich.“ Das saß. Langsam sah Anshale sich um. Der Wald grenzte einen großen Talkessel ein, in dem nur noch vereinzelt Bäume standen. Die meisten schienen aber uralt zu sein. Gewaltige Eichen, die, Monumenten gleich, wohl leicht so hoch wie die Kathedrale in Ekklesia waren. Ihre Rinde war tiefschwarz, so als hätte sie Feuer verbrannt oder einfach nur die bloße Zeit so gefärbt. Ebenwald…. Der Name passte, befand Anshale. Mehrere Bachläufe schlängelten sich zwischen den uralten Wurzeln der Bäume

hindurch. Hinter den Reihen aus schwarzen Baumriesen stieg Rauch von dutzenden von Hütten auf, manche waren lediglich Baracken, andere feste Steinbauten. Die Siedlung, soweit Anshale das erkennen konnte beschrieb einen Halbkreis um einen niedrigen Hügel, auf dessen Spitze sich eine Burg erhob. Oder zumindest das, was davon übrig war. Ranken hatten die Reste von Mauern überwuchert, die aber selbst auf die Entfernung hin einen immer noch Imposanten Eindruck machten. Holzbauten ergänzten Lücken im Stein. Hinter der Wehranlage wiederum konnte er kleinere Felder und das sich drehende

Rad einer Windmühle erkennen. Es wirkte auf den ersten Blick alles so unglaublich Friedlich. Aber Anshale brauchte nur zu seiner bewaffneten Begleitung zu sehen, um sich vom Gegenteil zu überzeugen. Hier hatte sich vielleicht etwas friede erhalten, doch für den Rest der Welt war daran schon lange nicht mehr zu denken. Die kleine Gruppe entfernte sich vom Waldrand, und machte sich auf den Weg durch das Tal. Bald schon konnte Anshale die schwarzen Bäume aus nächster Nähe betrachten. Selbst die Blätter waren von einer dunklen Farbe, die unnatürlich schien. Waren die Bäume am Ende mit Asche

gefärbt? Er konnte noch El etwas rufen hören, als er die Hand ausstreckte und sie auf die dunkle Borke einer Eiche legte. Nichts. Keine Farbe oder Asche. Aber was konnte… ,, Seit ihr Wahnsinnig ?“ , rief El und riss eine Hand in die Luft. Bevor Anshale wusste, was geschah, wurde er von einer unsichtbaren Faust getroffen und von dem Baum weggerissen. Er landete ein paar Schritte weit entfernt. Erde und Staub brannten sich in die Wunde an seinem Rücken. ,, Das hat weh getan.“ , murmelte er, während er sich langsam aufsetzte. ,, Sollte es auch.“ , erwiderte El

gelassen. ,, Ihr hattet grade unglaubliches Glück.“ Offenbar war sie nicht geneigt, das weiter zu erläutern. Anshale schloss sich einfach wieder den anderen an, aber jetzt ließ ihn die Bedeutung der Bäume keine Ruhe mehr. Der Wind, der durch die Blätter des Waldes fuhr schien eine ganz eigene Qualität zu haben. Das Rascheln der Zweige kam ihm fast wie Worte vor. Flüstern, das er nicht verstehen konnte. Wenn er aber näher hinhören würde… Celcine schien seine Gedanken gelesen zu haben. ,, Ich würde nicht zu lange zuhören, wenn ich du wäre.“ ,, Das sind keine einfachen Bäume oder ? Das ist… wie der Baum, den ich Verletzt

habe, als ich dir und Grauer begegnet bin, oder? ,, Es sind die Verlorenen.“ , erwiderte Celcine nur. ,, Das ist so was von keine Antwort.“ Er würde es schon noch herausfinden. In der Zwischenzeit fragte er sich, wie es jetzt weitergehen sollte. Eigentlich schien alles vorbei. Die Gefangenen waren in Sicherheit, Gwenth und Lina waren ebenfalls hier und in Sicherheit. Da blieben nur noch er und die immer noch gewaltigen Lücken in seinem Verstand, die ihm keine Ruhe ließen. Vielleicht konnte Grauer ihm helfen, ein paar weitere Puzzleteile zu finden. Sie hatten mittlerweile das Ende des

Walds erreicht und folgten einem ausgetretenen Pfad, der zwischen Kornfeldern auf die Siedlung und die Burg zuführte. Einige Leute arbeiteten auf den Feldern und grüßten die Gruppe kurz. ,, Möge der Wind euch tragen.“ , rief ein Mann , der einen großen Strohhut trug. Anshale hätte ihn fast nicht erkannt. ,, Alron, seit ihr das ?“ Jetzt bemerkte der Mann aus Barsai ihn offenbar auch. ,, Anshale ?“ Alron stellte die Hacke mit der er den Boden bearbeitet hatte beiseite und trat zu ihnen. El wirkte über die erneute Verzögerung ungehalten, aber was interessierte das Anshale. Die große

Eule, die ihr ständiger Begleiter zu sein schein ließ sich erneut auf ihrer Schulter nieder. ,, Also darf ich annehmen, das man wegen euch die Wachen an den Grenzen der Barriere verstärkt hat?“ ,, Vermutlich. Wegen mir , dreißig Flüchtlingen und einem Trupp Inquisitoren auf meinen Fersen.“ ,, Klingt nach einer Geschichte, die ich hören möchte, aber vielleicht…“ Er sah zu El. ,, Wenn ihr grade Zeit habt.“ ,, Und was macht ihr hier ?“ , fragte Anshale ,, Feldarbeit.“ , erwiderte Alron. Vor seiner Brust hing ein Amulett, wie Anshale es nun schon ein paar Mal gesehen hatte. Ein zerbrechlich

wirkendes Holzgeflecht ,das in diesem Fall einen Bären zeigte. ,, Wir tuen alle, was wir können. Magie kann ich vergessen, das bisschen simples Zauberwerk, das ich beherrsche ist bestenfalls Feuerwerk, aber wie man ein Feld bestellt, da macht mir keiner etwas vor. Und Vorräte brauchen wir hier mehr als alles andere. Heimlich aus den Städten genug hierher zu bringen würde auffallen.“ ,, Wie viele Menschen leben denn hier ?“ Es wäre wohl kaum möglich, heimlich Nahrung für hunderte von Leuten herbeizuschaffen. ,, Mit den Flüchtlingen, die es hergeschafft haben… etwas über 500

Bürger und etwa halb so viele Kämpfer.“ , meinte El. , Können wir jetzt weiter?“ Anshale nickte. ,, Wir sehen uns hoffentlich noch.“ , meinte er zu Alron. Dieser machte sich mit einem Schulterzucken wieder an die Arbeit. Es dauerte nicht mehr lange, bis sie die ersten Häuser erreichten. Strohgedeckte Holzhütten wechselten sich mit älter wirkenden Steinbauten ab. An anderen Orten gab es eingefallene Gebäude, die offenbar im Moment niemand bewohnte. Eine der Ruinen an denen sie vorbeikamen, war sogar fast vollständig von Ranken überwuchert. Dazwischen gab es auch immer wieder Häuser, die offenbar erst vor kurzem errichtet

worden waren. Rote Dachziegel und polierter Stein glänzten in der Sonne. Einige Leute waren auf der Straße und grüßten Anshale und die anderen Flüchtig. Allerdings konnte er auch die Blicke im Rücken spüren, die man ihnen nachwarf. Ein gepflasterter Weg zog sich an der Seite des Hügels im Kern der kleinen Stadt nach oben zur Burg. El blieb stehen und deutete lediglich den Weg herauf. ,, Ihr findet den Weg von hier alleine nehme ich an ?“ ,, Ihr begleitet uns nicht ?“ , fragte Gwenth. ,, Entschuldigt, aber ich habe für den Moment genug damit zu tun, dreißig ausgehungerte Flüchtlinge irgendwo

unterzubringen.“ Mit diesen Worten drehte El sich um und verschwand, die drei Kal’ban-Wachen im Schlepptau in den Straßen. ,, Nette Persönlichkeit.“ , bemerkte Gwenth, während sie sich an den Aufstieg machten. ,, Ihr solltet sie nicht vorschnell verurteilen.“ , antwortete Celcine. ,, El leistet gute Arbeit, aber die Aufgabe eine unserer letzten Verstecke zu schützen… Das würde jeden Belasten.“ ,, Ist sie eine Erwählte ?“ , fragte nun Anshale. Der unsichtbare Schlag, den sie benutzt hatte um ihn von dem seltsamen Baum wegzuschleudern schmerzte noch immer. Wie konnte man sich gegen so

etwas verteidigen? Aber… eigentlich hoffte er, das nie zu müssen. ,, Mit Grauer, eine der letzten.“ , bestätigte die Füchsin. Sie erreichten das Ende des steilen Pfads. Ein kleiner von einem verfallenen Wall umgebener Platz rahmte das Tor der Burganlage ein. Die großen Flügel-Tore standen offen, so das Anshale einen Blick auf einen mit Pflanzen bewachsenen Innenhof werfen konnte. Hölzerne Wirtschaftsgebäude lehnten Windschief an den Mauern. Ein gutes Dutzend Gestalten sah von einem großen Wachturm neben dem Torhaus zu der geschrumpften Gruppe hinab, als sie auf den Hof traten. Zu seiner rechten konnte Anshale einen Stall erkennen,

daneben weitere Gebäude, diesmal jedoch aus Stein errichtet, die sich zu einem großen Komplex zusammenschlossen. Im Gegensatz zum Rest der Anlage wirkte der Bau Neu oder zumindest gepflegt. Vermutlich mangelte es den Kal’ban schlicht an Ressourcen, die restlichen Wehranlagen in Schuss zu halten, dachte Anshale. Allein die Steine für die neuen Häuser aufzutreiben musste ein Problem darstellen, denn soweit er das hatte sehen können, gab es im ganzen Tal keinen Steinbruch. Lina sah sich stumm um, während sie auf das große Gebäude zugingen. Zwei Männer in Kettenhemd hielten vor dem einzigen sichtbaren Eingang

Wache. ,, Ist Grauer hier ?“, fragte Anshale, als sie näher kamen. ,, Ihr seid Anshale ?“ Er nickte, woraufhin der Wachmann beiseitetrat. ,, Ihr findet ihn oben.“ Anshale trat an den Wachen vorbei in eine offene Halle. Eine Treppe führte am anderen Ende weiter nach oben, während links und rechts Türen in zwei Säle führten. Im ersten befand sich lediglich ein gewaltiger Tisch, der fast die ganze Länge des Raums einnahm. Der zweite war verschlossen, Eine schwere Holztür mit Gitterfenster versperrte den Weg. Durch das Gitter konnte Anshale eine Waffenkammer erkennen. Kettenhemden,

die bronzefarbenen Rüstungen der Wachen vor der Barriere, einfache Lederpanzer und dutzende Schwerter waren aufgereiht an Haken oder Waffenständern. Anshale wendete sich wieder der Treppe zu. Was auch immer Grauer nun von ihnen wollte, fürs erste könnte es wohl wirklich einmal besser statt schlechter werden. Und vielleicht hatte der Zauberer endlich ein paar mehr Antworten für ihn…

Kapitel 16 Erwählt


Das obere Stockwerk bestand aus mehreren Räumen, die vom Ende des Treppenhauses abzweigten. Aber nur eine Tür, die in einen großen Saal ähnlich dem im Erdgeschoss führte stand offen. Karten lagen verteilt auf einem Tisch in der Mitte der Halle und einige verglaste Fenster erlaubten einen Blick über das ganze Tal von Ebenwald und die Stadt am Fuß der Burg. Grauer stand am Fenster und sah hinaus, musste aber ihre Schritte gehört haben. Sobald Anshale den Raum betrat drehte sich der alte Kal’ban zu ihm

um. ,, Ihr seht… erschöpft aus.“ , meinte Grauer freundlich und musterte sowohl Anshale als auch Gwenth langsam. Celcine setzte sich lediglich ruhig an seine Seite. ,, Und jemand sollte sich um eure Verletzungen kümmern.“ , fügte er hinzu und deutete auf Anshales Arm. Anshale war klar, dass er mittlerweile wirklich nur noch einen abgerissenen Eindruck machen konnte. Blut tränkte seine Kleidung und Dreck und Zweige taten ihr Übriges. Sobald er die Gelegenheit dazu bekam, würde er sich neue Sachen besorgen und sich ordentlich Waschen. Gwenth ging es auch nicht besser. Die

Robe die er trug war während ihrer Flucht mehr als einmal an irgendwelchen Ästen hängegeblieben und zerrissen. Lina musterte Grauer ihrerseits neugierig. ,, Das ist nichts.“ , erwiderte er. ,, Wie viele haben es noch hergeschafft ?“ ,, Ich glaube fast alle.“ , antwortete Grauer. ,, Jetzt stehen wir nur noch vor dem Problem, alle irgendwo unter zu bringen. Aber das sollte das Geringste unserer Probleme sein“ ,, Was werdet ihr jetzt tun ?“ , wollte Gwenth wissen. Grauer wendete sich wieder dem Fenster zu, von dem man die Siedlung und das Tal der schwarzen Bäume überblicken

konnte. In der Ferne, weit hinter dem sie umgebenden Wald, ragten einzelne Berggipfel Meilenweit in den Himmel. Der alte legte eine Hand auf sein Herz, als hätte er schmerzen. ,, Ich habe lange gezögert. Es gibt nicht mehr viele Erwählte in dieser Welt, da erzähle ich euch nichts Neues. Und dennoch, ein paar von uns sind noch da draußen und beschützen ihre Enklaven. Ich habe vor, sie alle hierher zu rufen. Die letzten Jahre haben uns ausgeblutet und jeder von uns alleine ist kaum in der Lage noch etwas gegen die Vorstöße der Kirche auszurichten.“ Anshale nickte. ,, EL meinte, ihr habt weniger als dreihundert Kämpfer übrig.“

,, Es ist nicht so, dass unsere Situation ein Geheimnis wäre.“ , Grauer lächelte traurig, ,, Ich will ehrlich sein, auf uns alleine Gestellt und getrennt , glaube ich nicht, das die Kal’ban das Frühjahr noch erleben. Ebenwald mag etwas länger durchalten, aber auch der Zauber der Schattenbäume wird uns nicht ewig schützen.“ Er drehte sich wieder zu ihnen um. ,, Wir müssen uns zusammentun und unser Vorgehen beraten. Gemeinsam können wir vielleicht erneut Wiederstand leisten. Die Inquisition ist unter Anehlas stark geworden, aber auch die Armeen der Kirche haben Verluste erlitten. Selbst

wenn es nicht so aussieht, sie sind verwundbarer, als es den Anschein hat. Zahlen allein werden diesen Krieg noch nicht entscheiden.“ Anshale wollte ihm gerne glauben. Aber so überzeugt Grauer auch klang… die leichte Unsicherheit, die Lüge, konnte er nicht verbergen. Zahlen entschieden diesen krieg vielleicht am Ende nicht, aber es waren auch nicht allein Zahlen, die ihren Gegnern erlaubt hatten, so mächtig zu werden. Ihren Gegnern…. Er wurde leicht unruhig bei dem Gedanken. Ohne es zu wollen, war er nun auf eine Seite in diesem Kampf geraten. Aber er bereute es nicht, was er gesehen hatte sprach

gegen die Numen-Kirche. Gegen alles, wofür sie standen… ,, Wenn ich helfen kann, sagte es.“ , meinte Anshale entscheiden. ,, Ich hoffe nicht darauf zurück kommen zu müssen. Ihr habt genug getan. Und ihr sucht nach wie vor nach Antworten…“ ,, Ich muss herausfinden, was mit mir passiert ist.“ Aber vielleicht hatte das Zeit. Er hatte sich immer wieder an Bruchstücke erinnert. Vielleicht war alles was er brauchte etwas Zeit und Ruhe. ,, Und ich werde euch nicht davon abhalten.“ , erwiderte Grauer. ,, Wenn ihr jedoch eine Weile bleiben möchtet, seid ihr

Willkommen.“ ,, Neue Kleidung und etwas Wasser würden mir für den Anfang schon genügen.“ Grauer nickte. ,, Ich bringe euch noch zurück auf den Hof. Ich bin sicher, wir finden etwas.“ Gwenth hatte dem Gespräch nur halb zugehört. Zu viel beschäftigte ihn im Augenblick. Der Bogen über seiner Schulter kam ihm schwerer vor, als noch heute Morgen. Sie hatten es geschafft… aber wohin nun? Er würde sich um Lina kümmern

müssen, dachte er. Dazu hatte er das ganze ja auf sich genommen. Hierbeleiben schien fürs erste eine gute Idee. In irgendeiner anderen Stadt würde er sich zwar vielleicht ebenfalls vor der Inquisition verbergen können, aber würde das auch seine Schwester schaffen? Beinahe verträumt folgte Lina Anshale und Grauer. Seltsam, dass das Mädchen instinktiv Vertrauen zu dem alten zu fassen schien. Aber auf der anderen Seite… Manchmal hatte er das Gefühl, sie sah so viel mehr in anderen Menschen als er. ,, Gwenth, würdet ihr noch kurz bleiben

?“ Der Priester drehte sich zu Celcine um, die nach wie vor an ihrem Platz, direkt vor dem Fenster saß. Niemand schien zu bemerken, dass er zurück blieb. ,, Was ist denn ?“ , fragte er unsicher. ,, Wir sollten uns unterhalten. Über Lina.“ ,, Ich weiß, sie ist nicht wie die meisten anderen Kinder in ihrem Alter. War sie nie. Aber es ist in Ordnung. Glaubt mir, sie macht keine Schwierigkeiten.“ Celcine sprang auf den Tisch in der Mitte des Raums um wenigstens halbwegs auf Augenhöhe mit ihm zu sein. ,, Ihr habt keine Ahnung, oder

?“ Irgendetwas an der Art, wie der Fuchsgeist das sagte, machte Gwenth nervös. Wovon hatte er keine Ahnung? Lina war nur ein Kind, nicht mehr. Eines, das alles, was ihre Familie noch von der Magie der Kal’ban besaß aufgesogen hatte wie ein Schwamm, aber ein Kind. Und gleichzeitig wusste er natürlich, dass das nicht stimmte. ,, Sie ist nicht gefährlich, Celcine, wenn ihr darauf hinauswollt.“ Er musste an die Worte Alrons denken, dem sie auf dem Weg durch die Felder begegnet waren. ,, Es ist größtenteils Feuerwerk.“ Die Füchsin schüttelte den Kopf. ,, Sie wird vielleicht Erwählt

werden.“ ,, Was ?“ ,, Es tut mir leid, aber die Zeichen sind klar. Ihre Magie ist um vieles stärker, als sie sein sollte. Wie ihr wisst.“ ,, Ihr rede als ob sie gar keine Wahl hätte“ , erwiderte Gwenth heftig. Er wusste nicht ob er sich um Lina Sorgen machen musste… aber der Gedanke machte ihm in jeden Fall Angst. ,, Sie hat eine Wahl.“ ,, Natürlich hat Lina die. Es würde nicht funktionieren, ohne eine freie Entscheidung. Ich verstehe eure Sorge… aber es gibt nur noch sehr wenige von uns…“ ,, Wer von euch ist es ?“ , fragte

Gwenth lediglich leise. ,, Ihr habt ihn schon gesehen.“ Der Priester nickte nur. Beim Feuer… und dann Schemenhaft im Wald. Ein Kolibri… ,, Zeigt ihr euch alle so ungern ? Ich habe im ganzen Tal bisher nur noch Ela gesehen.“ ,, Geister binden sich ungern länger an jemanden.“ ,, Ja das weiß ich schon.“ , erklärte er und trat langsam an dem Tisch und Celcine vorbei in Richtung Fenster. ,, Das Amulett, das eure Schwester trägt ist ein Totem. Es… stellt einen einfachen Weg dar, die Gunst eines Geistes zu nutzen. Aber es ist nichts gegen die Macht eines Erwählten. Woher hat Lina

ihres?“ Gwenth wurde einen Augenblick still und bemühte sich nicht zu Celcine zu sehen. Er konnte er nicht verhindern, dass ihm ein paar Tränen in die Augen traten. Er konnte sich das nicht mehr erlauben. Er hatte… Verantwortung. Grade er sollte stark bleiben. ,, Es gehörte unserer Mutter.“ , zwang Gwenth sich schließlich zu antworten. ,, Ich glaube… ich glaube sie hat es auch gewusst.“ ,, Würde Lina ablehnen, wenn es soweit ist Gwenth?“ , wollte der Fuchs wissen. ,, Nein… vermutlich nicht. Sie ist viel zu gutherzig dafür. Und ich bin sicher ihr werdet ihr auch nicht grade das

Gegenteil einreden wollen… “ ,, Ich werde überhaupt nicht mit ihr sprechen Gwenth. Wenn der Moment kommt, dann ist ihre absolut freie Wahl. Es muss so sein. Und ich würde euch bitten, dasselbe zu tun.“ Der Priester drehte sich wieder zu Celcine um. ,, Verdammt , ist den alles Falsch, was ich jemals gelernt habe?“ ,, Was hat man euch denn gelehrt ?“ ,, Das Geister böse sind, Dämonen, die nur versuchen Menschen für ihre Zwecke zu nutzen und jetzt lasse ich mich von einem beschwatzen. Ich wusste, dass die Kal’ban nicht böse sind…“ Celcine schien aus irgendeinem Grund

unzufrieden. ,, Hat man euch denn nur Hass gelehrt?“ ,, Natürlich nicht.“ , verteidigte er sich. ,, Ich halte auch die Numen nicht für böse. Unsere… Ihre Lehre hat viel Gutes. Wir sind verpflichtet einander zu helfen, wo wir können, das Reich der drei Götter schon zu leben… Das Töten ist das abscheulichste, was man tun kann. Auch wenn wie Ovit versichert, die Inquisition uns nur verteidigt.“ Gwenth lachte bitter. Lügen… Er hatte jetzt gesehen, vor was sie angeblich beschützt werden mussten. Ein Haufen abgerissener Bauern und eine Hand voll Soldaten, die grade noch ausreichten, eine Stadt zu

sichern… ,, Ich glaube, die Numen haben mit bestimmten Dingen einfach recht. Und wenn sie recht haben…“ Celcine ließ ihn nicht ausreden. ,, Dann behaltet euch das in eurem Herzen. Aber nur weil ein Teil einer Lehre euch gut erscheint, muss das nicht für den Rest gelten. Kein Mensch sollte sich jemals an ein Dogma binden lassen, nur weil er die paar guten Fragmente darin liebt. Das wird dem Guten darin nicht gerecht. Von allem, was euren Wiederspruch verdient solltet ihr euch eigentlich ohne zu zögern lossagen. Alles andere ist unehrlich gegenüber euch selbst. Denn diese wenigen guten Fragmente sind genauso

auch in euch Gwenth.“ ,, Nette Predigt.“ , erwiderte er nur. Aber auf der anderen Seite… Sie hatte Recht. Er konnte sich aussuchen, an was er glaubte. Und wenn das nicht mit dem Vereinbar war, was ihm Beigebracht wurde… dann war es vielleicht an der Zeit damit aufzuräumen. ,, Dafür bin ich doch da.“ ,, Aber eines muss ich euch noch fragen. Ihr sagt jemand, der Erwählt werden kann beherrsche Magie besser. Auf der Flucht hierher, als wir euch aus den Augen verloren haben… Anshale hat etwas getan, das ich einfach nicht verstehe.“ Celcine wurde neugierig. ,, Was ist

passiert.“ Gwenth versuchte das ganze so gut wie möglich wiederzugeben. ,, Die Inquisition hatte uns eingeholt und… er ist Anfangs einfach stehen geblieben. Ich habe zuerst gedacht, wir sind Erledigt, aber dann… Er hat sie alle getötet Celcine.“ ,, Anshale hat auch schon vorher einmal ein paar Inquisitoren besiegt, das ist nichts neues…“ , meinte Celcine, aber er konnte die Unruhe in ihrer Stimme hören. Gwenth schüttelte den Kopf. ,, Das meine ich nicht. Er hat sie mit einer einzigen Handbewegung getötet.“ Er fasste alles zusammen, an das er sich erinnerte. Die plötzliche Welle aus

Finsternis, welche die Soldaten einhüllte, die verrosteten und verlassenen Rüstungen, die zurück blieben und das unbestimmte Gefühl, das grade etwas schreckliches geschehen war, das niemals hätte passieren dürfen. Mit jedem Wort verfinsterte sich Celcines Blick, das konnte er sehen. Und als er seine Erklärung schließlich beendet hatte, sah der Fuchs doch tatsächlich zu Boden. ,, Das ist Magie, die ich nur bei einer anderen Person jemals gesehen habe. Ihr müsst euch irren.“ ,, Was ?“ ,, Wie ich schon sagte, das ist absolut unmöglich. Er

sollte…“ ,, Er sollte was ?“ ,, Nichts. Es ist schlicht so, das ihr euch geirrt haben müsst.“ , erwiderte der Fuchs nur. Gwenth glaubte ihr kein Wort. ,, Ihr wisst viel mehr darüber wer er ist, als ihr Zugebt.“ ,, Ich weiß überhaupt nicht wer er ist. Das… muss sich nämlich erst noch zeigen.“ ,, Verdammt will ich sein, wenn ich eure Ränkespiele verstehe, ihr wisst, wer er ist, ihr und Grauer wisst es beide, aber enthaltet es ihm vor. Warum ?“ Celcine sprach leise, als sie schließlich antwortete: ,, Wenn ich es dir sagen

würde Gwenth, würdest du es verstehen. Du würdest ihm aber auch nie wieder vertrauen, nicht einmal den Rücken zuwenden. Das ist nicht der Sinn einer zweiten Chance.“ Der Priester wusste nicht, was er davon halten solle. ,, Schön… ihr werdet es ihm nicht sagen. Und wen ich jetzt zu ihm gehe werdet ihr alles abstreiten ja?“ ,, Ihr würdet diesen Raum nicht verlassen Priester.“ Es war keine Drohung, nur eine Feststellung und die eiskalte Ruhe mit der Celcine das sagte, ließ ihn jedes Wort glauben. Jetzt glaubte er den Geschichten der Kirche doch. ,, Ich bin nicht euer Feind Gwenth und ich will es auch nicht sein, aber für den

Moment ist es besser für alle wenn Anshale nicht erfährt, wer oder was er ist. Noch nicht.“ Als wäre nichts geschehen sprang der Fuchs vom Tisch und landete direkt neben den Füßen des Priesters. , Kommt, sehen wir uns nach einer Unterkunft für euch und Lina um.“ Gwenth blieb kaum etwas anderes übrig, als ihr zu Folgen und leise vor sich hinzufluchen. Wo war er hier bloß grade reingeraten?

Kapitel 17 Schicksal


Anshale schloss die Augen, als er sich im warmen Wasser zurücklehnte. Staub tanzte in einem Lichtstrahl, der durch eine Lücke in der Decke des Verschlags in dem er sich befand fiel. Einige Schritte von dem Badezuber entfernt lagen neue Sachen auf einem Stuhl. Er wusste, schon allein wegen seiner Erinnerungslücken, nicht mehr wann er sich das letzte Mal auch nur kurz entspannt hatte. Skeptisch musterte er den langen Schnitt

an seinem Arm, der mit einem weißen Leinen umwickelt und mit einem Faden genäht worden war. Die Wunde am Rücken würde wohl etwas länger zum Heilen brauchen, aber wenigstens blutete Anshale nicht mehr. Die letzten Stunden erschienen ihm mehr wie eine verschwommene Abfolge von Sinneseindrücken, als eine Zusammenhängende Erinnerung. Mit einem seufzten stand er aus dem Wasser auf und zog sich an. Ein simples Hemd aus grün gefärbtem Stoff, ein paar erdfarbene Hosen und Stiefel, die wohl passen würden. Er würde nicht barfuß herumlaufen um nach einem neuen Paar zu fragen. Grauer hatte sich außerdem

die Freiheit genommen, ihm eine Scheide und einen Gurt für seine Waffe zu geben. Das Geschirr wurde einfach über seine Schulter und die Hüfte gelegt, so dass die Silberklinge ein Stück über seine Schulter hinausragte und leicht greifbar war. Ein halblanger ebenfalls grüner Umhang, der von blauen Fäden durchzogen wurde verbarg die Waffe teilweise. Als Anshale die Fäden näher begutachtete stellte er fest, dass sie die Umrisse eines Rabens bildeten. Auf dem Gürtel für das Schwertgeschirr befand sich dasselbe Symbol… Anshale tat es mit einem Schulterzucken ab. Er hatte wohl wichtigere Fragen, als die warum Grauer ausgerechnet dieses

Symbol für ihn gewählt hatte. Vermutlich bedeutete es nicht und der alte Kal’ban hatte einfach zufällig Ausrüstung aus den Waffenkammern genommen. Als er ins Freie trat schien ihm die Sonne warm ins Gesicht. Der Burghof war so gut wie verlassen. Lediglich zwei Kal’ban standen am Tor Wache und hielten alles im Blick. Und einige Schritte von ihm entfernt saß El vor dem Eingang zum steinernen Haupthaus und schnippte eine Münze in die Luft. Das funkelnde Metall drehte sich einen Augenblick in der Luft und blitzte in der Sonne, dann fing sie es wieder auf. Die große Eule, Ela, saß auf einem Fenstersims des Gebäudes und sah, offenbar kaum

interessiert, zu. Anshale zögerte einen Moment, dann lief er zu ihr herüber. ,, Ich wollte mich nur noch einmal fürs herbringen bedanken.“ , meinte er. ,, Und das ihr euch um die Flüchtlinge kümmert. Ich weiß das ist nicht…“ Er hörte auf zu reden. El schien ihn vollkommen zu ignorieren, sondern schnippte lediglich erneut die Goldmünze in die Luft. ,, Hallo ?“ ,, Ihr werdet Probleme machen. Ich weiß es jetzt schon.“ ,, Grauer scheint nicht dieser Meinung zu sein.“ El lachte. ,, Grauer ist ein verdammter

Idealist.“ ,, Auch wenn du ihm das niemals ins Gesicht sagen würdest.“ , ergänzte Ela und landete mit wenigen Flügelschlägen auf ihrer Schulter. ,, Nein…“ ,, Habe ich so einen schlechten Eindruck gemacht ?“ ,, Ihr habt dreißig völlig fremde Leute hier angeschleppt, die hier alle Zuflucht suchen wollen. Und alle sind momentan nicht in der Lage zu arbeiten. Habt ihr eine Ahnung, wie schwer es werden wird, die alle mit durchzufüttern?“ ,, Soll das heißen ihr würdet sie wegschicken ?“ Statt zu antworten warf Sie lediglich

erneut die Münze. ,, Nein.“ , sagte sie, sobald das Goldstück wieder in ihrer handruhte. ,, Es wird nur… schwierig. Verzeiht, ich kann euch keine Vorwürfe machen. Ich habe die Pflicht, diesen Ort zu schützen. Manchmal ist es eine Belastung, aber was ist ein Erwählter Wert, der nicht einmal seine eigenen Leue schützen kann.“ ,, Wenn ich helfen kann, helfe ich.“ El lachte. ,, Ihr seht nicht grade wie jemand aus, der sich lange mit Feldarbeit zufrieden gibt. Und das ist momentan auch das einzige, wofür wir mehr Leute brauchen.“ Die Münze sprang erneut in die Luft. ,, Ich glaube langsam ich

verstehe wieso Kor das Einsiedlerleben vorzieht…“ Den letzten Teil sagte sie mehr zu sich selbst, aber Anshale hörte es trotzdem. ,, Was? “ ,, Nichts.“ Sie fing das Geldstück wieder auf. Einen Augenblick besah sie sich das Gold. . ,, Ich habe diese Münze jetzt fünfzig Mal geworfen. Jedes Mal Kopf. Wie stehen die Chancen, was meint ihr?“ ,,Ist das ein Test?“ , fragte Anshale. Es schien keinen Sinn zu machen, wenn er darüber nachdachte. Es sei denn, es gab einen Trick dabei. ,, Vielleicht und vielleicht auch nur ein Rätsel, das mich eine Weile beschäftigt. Ist das Schicksal oder Zufall? “ Sie warf

die Münze erneut, diesmal fing Anshale sie jedoch aus der Luft. Wie er gedacht hatte. ,,Wenn es Schicksal ist, so fälscht ihr es.“ , erwiderte er und drehte das Goldstück in der Hand. Beide Seiten zeigten das gleiche Symbol, ein Dreieckiges Symbol mit dem Schriftzug,, Madrea“ darunter. Seltsamerweise kam ihm das Zeichen bekannt vor. ,, Vielleicht ist unser aller Schicksal nur eine Fälschung. Ein Fehler, der irgendwo gemacht wurde und uns auf unsere jetzige Bahn geschleudert hat.“ , erwiderte Ela. ,, Ich glaube, das könnte die Lösung

sein.“ ,, Du glaubst es ?“ , fragte El. ,, Du hast mir dieses blöde Rätsel doch aufgegeben. Und kennst die Antwort nicht?“ ,, Auf manche Fragen gibt s mehrere Antwortmöglichkeiten.“ El drehte sich wieder zu ihm um und zuckte die Schultern. ,, Sie liebt Rätsel und ich muss mich mittlerweile schon fünfzig Jahre damit herumschlagen…“ Fünfzig… Anshale musste sich erst wieder ins Gedächtnis rufen, wie lange Erwählte lebten. Gwenth hatte ihm zwar erzählt, was er von grauer erfahren hatte, aber wirklich Glauben konnte er es nicht. Es schien einfach so unglaublich viel Zeit. Offenbar war ihm aber

anzusehen, was er dachte. ,, Schaut nicht so, nur weil ich mindestens zwanzig Jahre jünger aussehe .Grauer ist weit über hundert. Und wenn die anderen hier eintreffen… Einer von uns ist älter als die Numen-Kirche.“ ,, Ich kann mir nur nicht vorstellen, so lange zu Leben.“ ,, Ich mir auch noch nicht. Aber damit habe ich wenigstens genug Zeit, mir um die seltsamen Rätsel einer Eule Gedanken zu machen.“ , erwiderte sie und warf die Münze erneut. ,, Das eben war eure Lösung. Jetzt muss ich meine finden. Als Ela zu mir kam war der Krieg mit den Numen schon im vollen Gange. Ich habe nicht einmal damit gerechnet, die ersten

Monate zu Überleben. Aber…“ Sie streckte eine Hand aus und ein kleiner Wirbelsturm aus Blättern und Staub erhob sich vor ihren Füßen. ,, Wir können uns verteidigen. Und das haben wir.“ ,, Und was haltet ihr von Grauers Plan ?“ ,, Wenn es schief geht, wenn wir die übrigen Erwählten nicht dazu bringen, Seite an Seite zu kämpfen, dann fürchte ich, werden wir uns alle sehr bald an den Seelengestaden wiederfinden.“ ,, Wieso sollte sie das nicht tun ? Auch ihr Leben hängt davon ab.“ ,, Vielleicht versteht ihr es nicht, aber wir sind nicht so geeint, wie ihr euch

das vorstellt Anshale. Die meisten Erwählten die ich kennenlernen durfte sind tot und die die übrig sind haben schon genug Mühe, nur unsere verbliebenen Rückzugsorte gegen die Numen zu verteidigen. Und jetzt will grauer sie dazu auffordern, ihm Truppen für einen Feldzug zu geben… ich weiß ja nicht mal selbst, ob mir der Gedanke gefällt, von den wenigen Kriegern die mir hier geblieben sind auch noch welche Fort zu schicken.“ , Also bezweifelt ihr, das ein Gegenangriff noch etwas nützen würde.“ EL schüttelte den Kopf und ließ die Münze in einer Tasche verschwinden. ,, Nicht, wenn wir nicht sehr viel Glück

haben. Die letzte Schlacht, wenn man das so nenne kann ist jetzt ein Jahr her und hat uns fast unsere ganzen Reserven gekostet. Aber ich habe es statt hier herumzusitzen.“ ,, Ich verstehe es nicht. Ich habe Grauer kämpfen gesehen. Wie konnte die Inquisition euch jemals so weit zurück drängen?“ ,, Auf der einen Seite wohl ebenfalls Glück... Das und zahlenmäßige Überlegenheit. Die meisten Städte in diesem Land sind erst nach der Ankunft der Numen entstanden, wohingegen wir nie besonders viele waren. Die ersten ihrer Priester und Siedler, die hier von Madrea aus ankamen waren schon mehr

als in unseren größten Siedlungen lebten. Und ich schätze, der momentane Großmeister der Inquisition hat sein Übriges getan.“ ,, Anehlas, richtig ? Ich bin ihm in Ekklesia begegnet. Er hätte Lina, da bin ich mir sicher, die kleine, die uns hierher begleitet hat, getötet da bin ich mir fast sicher.“ ,, Ist sie…“ ,, Gwenths Schwester.“ Die Kleine war Grauer gefolgt, aber er musste sich wohl kaum Sorgen um sie machen. El nickte. ,, Der Priester. Wird er Probleme machen?“ Anshale lachte. ,, Ihr kennt ihn noch nicht lange genug, sonst würdet ihr diese

Frage nicht stellen. Nein, Gwenth ist harmlos. Aber ziemlich gut mit dem Bogen und er hat einiges im Kopf.“ Vermutlich, die halbe Bibliothek der Kirche, dachte Anshale, bevor er sich verabschiedete. Die Sonne stand mittlerweile nur noch eine Handbreit über dem Horizont und er wollte die Gelegenheit nutzen, sich in der Siedlung umzusehen. Sein erster Eindruck bestätigte sich nur. Die Gebäude die hier standen waren alle unterschiedlich alt. Manche bestanden aus dem gleichen verwitterten Stein wie die Burg, die das Tal trotz ihres verfallenen Zustands beherrschte. Die meisten Gebäude befanden sich in einem

Bogen vor der nördlichen Flanke des kleinen Bergs und sammelten sich dort um einen kleinen Platz, in dessen Mitte ein Baum stand. Allerdings keiner der dunklen Riesen, die das Tal in einem weiten Kreis umschlossen. Das hier war eine ganz normale Birke unter der sich die Bewohner der kleinen Stadt sammelten. Einige unterhielten sich, andere warfen dem neuen Gesicht, das sie passierte neugierige Blicke nach. Das einzige, was die meisten der Leute von denen in irgendeiner beliebigen anderen Stadt unterschied, waren die Holzamulette, die viele trugen. Filigrane Figuren innerhalb eines geschnitzten Rahmens, die scheinbar nur von Luft

zusammengehalten wurden. Er fragte sich, wer wohl für das Anfertigen dieser Talismane verantwortlich war. Es musste unendliche Geduld erfordern, die fast lebensechten Figuren in das dünne Holz zu schnitzen, ohne es dabei zerbrechen. ,, Anshale.“ Er drehte sich zu der Stimme um und entdeckte Gwenth, der mit Grauer und Celcine im Schatten einer halb zu gewucherten Hauswand saß. Lina stand ein Stück Abseits und musterte offenbar fasziniert einen simplen Stein… Allerdings wusste er ja, dass offenbar Lina etwas mehr sah als normale Menschen. Als sie ihn allerdings ebenfalls bemerkte, ließ sie den Stein

fallen und gesellte sich zu den anderen. Grauer trat derweil aus den Schatten heraus auf die Straße. ,, Ich habe mir die Freiheit genommen, eine Unterkunft für euch zu finden. Das Haus ist etwas älter und schon eine Weile verlassen. Wundert euch also nicht, wenn es durchs Dach regnet.“ , meinte er scherzhaft. ,, Das heißt, wenn ihr uns nicht doch verlassen wollt Anshale ?“ Er schüttelte sofort den Kopf. ,, Nein.“ Er hatte vielleicht kurz darüber Nachgedacht aber wenn er irgendwo antworten bekam, dann immer noch eher hier. Er wüsste nicht, wo er sonst hin sollte, ganz ohne jede Spur. ,, Ich wird wohl erst einmal hier bleiben. Vielleicht

erinnere ich mich ja an etwas, das mir weiterhilft.“ ,, Das bleibt zu hoffen.“ , erwiderte Grauer, ,, Ich muss zurück zur Burg. Es wird noch ein paar Tage dauern, bis die ersten unserer Gäste hier eintreffen, bis dahin habe ich einiges zu tun.“ ,, Und ihr glaubt wirklich, das euch ein Feldzug etwas bringt ?“ , fragte Anshale. Grauer lachte, bevor er zwischen den Leuten auf dem Platz verschwand. ,, Ihr habt mit El gesprochen richtig ?“ Celcine folgte ihm jedoch nicht, sondern blieb an ihrem Platz. ,, Tja… hier wären wir.“ , meinte Gwenth, allerdings klang er unsicherer, als Anshale das gewohnt war, während

er sich zu dem Haus umdrehte. ,, Sieht von außen eigentlich ganz nett aus.“ ,, Was habt ihr jetzt vor ?“ , fragte Celcine derweil. ,, Ich für meinen Teil bin glücklich damit aus dem ganzen hier fortan rauszuhalten.“ , erwiderte Gwenth wütend. ,, Ich sollte lernen, meine Nase nicht mehr in Dinge zu stecken, die mich nichts angehen.“ Celcine zuckte lediglich mit den Ohren anstatt etwas zu erwidern. Anshale konnte einen Augenblick nur zwischen dem Numenpriester mit dem Bogen auf der Schulter und dem Fuchsgeist hin und her zu sehen. Warum hatte er das Gefühl, irgendetwas

Wichtiges verpasst zu haben? Er würde Gwenth später fragen. Für den Anfang wusste er jedoch, was er vorhatte. ,, Ich für meinen Teil werde Alron besuchen.“

Kapitel 18 Vergebung


Anshale wischte sich den Schweiß aus dem Gesicht, als er das Bündel Gerste absetzte. Einen Moment nahm er den schlichten Strohhut vom Kopf, der ihn vor den Strahlen der Sonne schützte. Langsam begann er sich nach dem Meer und Ekklesia zurück zu sehnen. Wenigstens hätte das nahe Wasser dort die Hitze etwas gelindert. Die letzten drei Tage hatte er weder Grauer noch Celcine gesehen. Die meiste Zeit verbrachte er damit, Alron zur Hand zu gehen um sich nicht vollkommen

nutzlos zu fühlen. Er war ein Schwertkämpfer, kein Bauer, soviel stand für ihn fest. Trotzdem genoss er die Arbeit auch auf eine Weise. Es lenkte ihn von seinen ganzen Gedanken ab. ,, Ihr werdet doch nicht etwa Müde Anshale ?“ , fragte Alron, der einige Schritte entfernt ebenfalls sein Bündel absetzte. Sie hatten einige Stunden damit zugebracht, Reste die von der Ernte vor einigen Tagen auf den Feldern übrig geblieben waren zusammenzulesen. Erstaunlich, wie viele Halme den Sicheln der Sensen und den Händen der Sammler entkommen waren und nun als Stroh für die wenigen Tiere hier Verwendung

finden würden. Die Sonne hoch am Himmel spiegelte sich im Flusslauf, der am Rand der Straße zwischen einigen der schwarzen Bäume Ebenwalds hindurchlief. ,, Nein ich…“ Einen Moment hatte er geglaubt eine Gestalt hinter den dunklen Baumriesen gesehen zu haben. Einen Schatten im halblangen Mantel Aber vermutlich hatte er sich getäuscht oder es war nur einer der Bewohner Ebenwalds, der sich nicht zeigte. Obwohl nur wenige hundert Leute in dem Tal lebten, war es schwer sich aus dem Weg zu gehen, wenn alles sich in der Siedlung um die verfallene Burg drängte. Manche nutzen wohl einfach die offenen

Wälder aus Schwarzeichen, um etwas Ruhe zu haben. Trotzdem fühlte er sich plötzlich Unwohl. Sein Schwert hatte er in dem Haus zurück gelassen, das Grauer ihm und Gwenth zur Verfügung gestellt hatte. Der Priester hatte die letzten Tage ungewöhnlich still verbracht, als würde er sich über irgendetwas Sorgen machen, aber wenn Anshale fragte, übte er sich nur weiterhin im Schweigen. Heute Morgen hatte sich den Gwenth auf dem Weg hinauf zur Burg begeben. Was immer er auch dort wollte… ,, Kommt ihr, oder wollt ihr weiter dort herumstehen ?“ Statt zu Antworten schulterte Anshale

wieder das Bündel Stroh. Gwenth sah dem Kampf gespannt zu. Schritte wirbelten Staub von den Pflastersteinen des Burghofs auf. El lieferte sich ein Duell mit einem Kal’ban-Soldaten, aber noch schien es keinen eindeutigen Sieger zu geben. Der Mann führte einen Hieb gegen den Kopf seiner Gegnerin. Selbst mit den Holzschwertern könnte das eine ernsthafte Verletzung verursachen. ,, Vorsicht.“ , rief Gwenth , aber El hatte längst reagiert. Die schwere Übungsklinge aus Holz sauste nur wenige Zentimeterüber ihren Kopf hinweg.

Sofort stieß die Kriegerin ihrem Gegner die eigene Waffe unsanft in die Rippen. Dieser keuchte und taumelte zurück. Schweißperlen standen dem Mann auf der Stirn, während El immer noch ruhig atmete. ,, Wäre diese Waffe echt, wäre eure Lunge jetzt durchbohrt.“ , erklärte sie kalt, während der Kal’ban sich schwer atmend an der Mauer der Burg abstützte. Einige Zielscheiben waren entlang dieser aufgestellt worden und mehrere Halterungen für die Übungswaffen. Auf dem ganzen Hof hatten sich weitere Kampfpaare gebildet. El wies sie mit einer Handbewegung an, ihre Duelle einzustellen. ,, Achtet das nächste Mal gefälligst

etwas auf eure Deckung. Und das gilt für euch alle. Ihr attackiert keinen Gegner, wenn ihr ihm dadurch einen Vorteil bietet. Und nicht auf den Kopf. Die Inquisition trägt Plattenpanzer, alles was ihr mit einer Klinge anrichten könnt, ist ihnen einen gehörigen Brummschädel verpassen. Das war’s aber auch. Ihr wollt die Schultern oder die Kniegelenke, da ist die Panzerung durch die Gelenke am dünnsten oder sogar offen.“ Der Kal’ban schien sichtlich in sich zusammenzusinken. Gwenth verstand die Kritik nicht wirklich. Er hatte dem Kampf stumm zugesehen, während er darauf wartete mit El sprechen zu können.

Grauer mochte auch in der Lage sein, ihm weiterzuhelfen aber im Moment ging er ihm oder Celcine lieber aus dem Weg. Die unverhohlene Drohung es Fuchsgeistes machte ihm weniger Angst, als das sie sein Vertrauen in den Erwählten erschüttert hatte. Es ging hier um mehr als nur Anshales Identität, da war er sich sicher. Genau so war er sich aber auch sicher, das Celcine ihre Worte ernst gemeint hatte… Und offenbar hatte El in Ebenwald ohnehin das Kommando. Diese und ihr Gegner, ein kleingewachsener aber flinker Kal’ban hatten sich einen Minutenlangen

Schlagabtausch geliefert, bevor sie den entscheidenden Treffer gelandet hatte und zumindest aus Gwenths Sicht hatte sich der Mann ganz gut geschlagen, selbst wenn El ihm klar überlegen war. Er hatte es immerhin geschafft eine ganze Weile einen Treffer zu vermeiden. Die Erwählte warf die Übungswaffe einem neben Gwenth wartenden Mann zu. ,, Ihr beide übt weiter bis heute Abend und wenn ich dann sehe, das einer von euch immer noch seine Verteidigung vernachlässigt, übt ihr mit stumpfen Klingen weiter. Die blauen Flecke vergesst ihr nicht so schnell.“ ,, Ihr seid zu hart zu ihnen.“ , meinte Gwenth entschieden. ,, Jeder hier hat

sich gut geschlagen.“ El fuhr zu ihm herum und ihm war klar, dass die Bemerkung vielleicht nicht grade klug gewesen war. Sie schien wirklich wütend auf ihre Leute. Die Eule, die sie ständig begleitete saß auf einem Fenstersims der umliegenden Wirtschaftsgebäude und musterte alles aus trägen Augen. ,, Wollt ihr es vielleicht als nächster Versuchen Numen-Priester?“ , fragte sie gereizt. Gwenth konnte aus den Augenwinkeln erkennen, wie sich einige der Leute auf dem Hof um ihn und El scharrten. Es schien, er wurde die letzten Tage von Pech verfolgt. Er lachte nervös.

,, Ich glaube ich verzich….“ Bevor er den Satz beenden konnte bekam er allerdings schon von dem Mann, den El eben geschlagen hatte eine Übungswaffe in die Hand gedrückt. ,, Das ist alles andere als Gerecht.“ , beschwerte er sich, während El sich ebenfalls eine Waffe nahm. Er hatte offenbar nicht wirklich eine Wahl. ,, Verbieten euch eure Lehren den eine Waffe zu heben ?“ Ihm war klar, dass sie versuchte ihn zu verspotten. Sollte sie ruhig. Er konnte doch nur verlieren… Gwenth hatte Anshale kämpfen sehen und so wenig er auch über Schwertkampf wusste, El war

ihm mindestens ebenbürtig. Und ihm weit überlegen. ,, Sie verbietet das Töten oder verletzen eines anderen.“ , antwortete er mit feste Stimme und lies das Übungsschwert fallen. ,, Und das ist etwas, an das ich glaube“ Er würde einen Kampf in jeden Fall verlieren, aber er würde sich nicht verspotten lassen. El trat einige Schritte zurück und die umstehenden Zuschauer machten ihnen Raum. Seine Worte schienen ihre Laune nicht wirklich gebessert zu haben. ,, Euer Selbstgerechter Pazifismus bedeutet mir nichts. Ihr tötet hunderte von uns, wie passt das damit

zusammen?“ ,, Dafür bin ich nicht verantwortlich. Ich…“ ,, Stimmt, ihr seid nicht verantwortlich. Eure Lehre ist es, die sie tötet.“ El schlug ohne Vorwarnung zu und er wäre selbst mit einer Waffe kaum in der Lage gewesen sich noch zu verteidigen. Ein schwerer Schlag in seine Seite ließ ihn zusammenzucken. ,, Das ist nicht wahr.“ Er zögerte, etwas zu tun, die Waffe vielleicht wieder aufzuheben… El hatte diese Sorge offenbar nicht. Blitzschnell trat sie wieder vor, doch diesmal war Gwenth etwas besser vorbereitet. Er parierte den ersten Hieb,

bekam aber sofort das Holz gegen die Schulter. Der nächste Schlag traf ihn in die Kniekehle und er sackte halb in sich zusammen. Dabei fiel sein Blick allerdings auf die Zielscheiben im Hof. ,, Wäre das ein Ritter, wäre er jetzt tot.“ , meinte El, ,, Vielleicht versteht ihr es jetzt Priester. Ich bilde diese Leute für einen Feldzug aus, von dem viele nicht zurückkehren werden, wenn überhaupt jemand. Ich kann gar nicht hart genug zu ihnen sein. Worte ändern hier nichts.“ ,, Der Mann eben hat sich gut geschlagen.“ , beharrte er. ,, Ich habe ihn ein paar potentielle Treffer erspart.“ , erwiderte sie leise. ,, Was

?“ ,,Ich kann meine Leute ja schlecht völlig demoralisieren. Ich hatte 50 Jahre, diese Leute hier… 10 im besten Fall. Und den meisten bleiben nochmal 10 oder bestenfalls 20 bis sie zu alt sind. Wenn sie so lange Leben.“ , sagte El immer noch leise, doch zum ersten Mal hörte er etwas anderes als Wut in ihrer Stimme. Echte Sorge und Mitgefühl. ,, Ihr…“ Er war sich nicht sicher, ob er sie Verstand oder verstehen wollte. El schickte die umstehenden Zuschauer mit einer Handbewegung wieder an ihre Arbeit. ,, Ich werde nicht wegen eurer seltsamen Bedenken das Leben von

Menschen riskieren. Möglicherweise haltet ihr mich für grausam oder gar Ungerecht Gwenth, aber ihr habt mich vor meinen Leuten hinterfragt. Vielleicht solltet ihr euch einmal überlegen, was eure Lehre in der Realität wert ist. Auf einem Schlachtfeld.“ El lächelte zum ersten Mal und auf eine Art musste Gwenth sich eingestehen, dass er sie vielleicht falsch eingeschätzt hatte. Sie war launisch, das merkte er, aber ihre Launen schienen Methode zu haben… ,, Ich respektiere Menschen, die zu ihren Überzeugungen stehen, aber eure sind Potentiell tödlich. Nicht für euch, aber für andere.“ ,, Wie meint ihr das

?“ Sie antwortete nicht sofort, sondern streckte den Arm aus. Gwenth musste sich unwillkürlich fragen, ob ihr Zynismus normal war oder ob ein derart langes Leben das einfach mit sich brachte. Andererseits schien Grauer alles viel weniger Düster zu sehen, also war es wohl einfach ihr Charakter. Ela flog von ihrem Platz am Fenster und landete auf der Faust der Erwählten. ,, Ihr habt eine kleine Schwester ,oder ?“ , wollte El von ihm wissen, während der Vogel ihn nur ruhig musterte. Er nickte. ,, Lina. Viel mehr ist von meiner Familie nicht übrig geblieben.“ ,, Und doch hegt ihr keinen Groll gegen

eure Kirche ?“ , fragte nun Ela. Gwenth musterte die Eule nun seinerseits. So undurchsichtig die trüben Augen des Geistes auch wirkten, die Neugier die dahinter schimmerte, konnten sie nicht verbergen. ,, Nein das… Ich hasse was sie tun.“ , erklärte er heftig. ,, Ich sehe es und hasse es, aber das ist etwas anderes. Die Antwort auf Gewalt kann doch nicht nur noch mehr Gewalt sein. Irgendwann muss irgendeine Seite der anderen alles vergeben können, sonst geht es alles so weiter. Selbst wenn euer Feldzug Erfolg hat, wann wir das hier Enden? Wenn Ekklesia in Trümmern liegt, oder der letzte Kal’ban stirbt? Wir kämpfen seit

über siebzig Jahre El… Es muss irgendwann enden und wenn das nicht die Vernichtung einer Seite sein soll, dann bleiben uns nur Worte, keine Schlachten.“ ,,Wenn man euch so sprechen hört, könnte man fast glauben, es gäbe keinen Versuch eurer Kirche uns alle auszulöschen. Schlicht für das was wir sind. Warum sollten wir nicht das Gleiche tun? Ihr, eure Kirche braucht nur um Frieden zu bitten. Wir haben keine andere Wahl als ihn zu akzeptieren. Aber das tun sie nicht.“ ,, Das ist genau was ich meinte. Wenn die Situation vertauscht wäre, ihr würdet genau gleich handeln, wenn ihr das sagen

hättet? Ihr würdet Menschen wegen ihrer Überzeugungen töten!“ Gwenth konnte sehen, das ihr seien Worte diesmal zusetzten. Er hatte den Kern des Problems gefunden ,, Nein ich…“ Sie sah weg. ,, Ich will , dass das Sterben aufhört Priester. Nur das. Ich habe schon zu viel davon gesehen.“ ,, Dann hört auf damit.“ EL schüttelte entschieden den Kopf. ,, Wie könnte ich. Ich habe diese Leute hier zu beschützen, aber uns nur zu verteidigen wird uns nicht retten. Und hier sprecht davon, selbst das noch aufzugeben.“ ,,Nein.“ , erwiderte Gwenth. ,, Ich bin

mit mir im reinen, wenn ich mich verteidige, das ist etwas anderes.“ ,, Eines Tages werdet ihr euch entscheiden müssen, ob ihr nur mit Worten dabei steht oder ob ihr anfangt zu handeln.“ , sagte Ela leise. ,, Und es wird euch nicht gefallen.“ Gwenth verneinte. ,, Das klingt, als wüsstet ihr mit Sicherheit, das das passieren würde.“ Einen Augenblick fürchtete er, dass dem tatsächlich so sein könnte. Was wusste er wirklich über Geister? Konnte das Wesen vor ihm tatsächlich in die Zukunft sehen? Aber das war Blödsinn, selbst wenn es ein interessantes neues Licht auf Els Zynismus werfen

würde. ,, Manche Dinge sind Sicher, weil sie immer passieren werden.“ , meinte Ela. ,, Die wenigsten Ideale überleben einen Krieg.“ ,, Nun ihr werdet aber verstehen, wenn ich bis dahin auf meinem Standpunkt beharre. Ich werde mich verteidigen, das ist das gute Recht jedes Menschen, aber das war’s auch.“ ,, Könnt ihr das denn ?“ , wollte El nun neugierig wissen. Gwenth deutete zu den Zielscheiben. ,, Wie viele Schritte sind das ?“ ,, Ich schätze hundert.“ , erwiderte sie. ,, Wieso ?“ ,, Macht daraus 200. Und wie groß sind

die Sichtschlitze in einer Inquisitions-Rüstung?“ ,, Die Mitte des Ziels sollte in etwa… Ihr seid ja Verrückt.“ , sagte sie aber mit einem Ton von Respekt. Gwenth lächelte triumphierend. Er würde bekommen was er wollte. Und gleichzeitig El schlagen. ,, Gebt mir ein Stück gutes Holz und etwas Werkzeug. Morgen demonstriere ich euch, wie undurchdringbar eine solche Panzerung ist.“

Kapitel 19 Das Wettschießen


Gwenth machte sich praktisch sofort an die Arbeit, als er das kleine Haus am Platz mit der Birke erreichte. Die Werkzeuge neben sich auf einer kleinen Bank vor der Hütte zögerte er kaum. Er hatte ohnehin geplant, seinen alten Bogen zu ersetzen und jetzt hatte er auch gleich die Gelegenheit, ihn auf die Probe zu stellen. Ihm wurde etwas unwohl bei dem Gedanken. Entweder, es klappte oder er blamierte sich… 200 Schritte und ein Ziel nicht größer als die schmalen Sehschlitze im Helm eine Rüstung… Aber

er konnte es schaffen. Konzentriert suchte er zuerst die Jahresringe des Holzes ab. Die Waffe, die er zuvor gefertigt hatte, war billig und schnell entstanden. Hier jedoch wollte er Präzisionsarbeit leisten. Langsam begann Gwenth damit, die grobe Breite des späteren Bogens aus dem Holz zu arbeiten. EL hatte ihm eine Auswahl an Messern und Feilen zur Verfügung gestellt, mit denen er ohne Eile die ersten Umrisse herausarbeitete. Lina setzte sich still neben ihn auf die Bank. Gwenth hielt in der Arbeit inne. Er konnte nicht verhindern, dass ihm wieder Celcines Worte durch den Kopf gingen. Aber mochte der verdammte Geist

glauben was sie wollte, es war keine freie Entscheidung. Nicht wenn Lina von nichts wusste Er konnte sich doch nicht einfach darauf verlassen, das sie schon verstehen würde… ,, Es ist schön hier.“ , meinte sie. Gwenth sah auf und über den Sonnenbeschienenen Platz hinweg. Die Häuser und die in der Ferne aufragenden dunklen Bäume schienen in Gold getaucht. ,, Das ist es.“ ,, Du machst dir Gedanken.“ Er nickte. ,, Es gibt… Dinge die ich nicht wissen wollte, aber jetzt weiß ich nun mal davon. Und jetzt muss ich damit leben.“ ,, Anshale

?“ ,, Unter anderem.“ , antwortete Gwenth. Er zögerte, eine Frage zu stellen. Lina sah manchmal so viel mehr in den Menschen, als mit bloßem Auge zu erkennen sein sollte. Was Celcine über Anshale gesagt hatte, oder besser, was sie nicht gesagt hatte, sollte ihm eigentlich Angst machen. Aber nein, er würde nicht plötzlich dem Mann misstrauen, der ihn, Lina und alle anderen gerettet hatte. Nicht, bis er Grund dazu hatte… Trotzdem musste er Gewissheit haben. ,, Sag mir… was siehst du in ihm ?“ ,, Er ist nett.“ , antwortete Lina einsilbig. Gwenth atmete erleichtert auf.

Das war eigentlich alles, was er wissen musste. Dann jedoch fuhr Lina fort: ,, Aber er hat die Augen eines alten Menschen. Ich glaube, auch er weiß Dinge, die er nie wissen wollte. Oder hat es gewusst. Vielleicht will er sich ja deshalb einfach nicht erinnern.“ ,, Was willst du damit sagen, er will sich nicht erinnern ?“ Lina schüttelte den Kopf. ,, ich glaube er hat ein wenig Angst davor, das er finden könnte. Ich… Als er mich gefunden hat, hat er sich mit Celcine gestritten. Er meinte er sei ein Inquisitor. Aber er ist doch keiner von denen, oder Gwenth? Er würde doch niemanden verletzen... Nicht wie….

“ Lina stockte und eine einzelne Träne rollte ihre Wange hinunter. Gwenth wollte sie in den Arm nehmen, sie sprang jedoch auf. ,, Die haben Papa mitgenommen und… Warum hast du das nicht verhindert?“ ,, Ich konnte es nicht.“ , sagte er leise. ,, Ich war nicht in der Lage sie zu schützen… Weder Mutter noch Vater. Und dabei habe ich es doch versucht.“ ,, Warum ?“ Linas Stimme war nicht mehr Vorwurfsvoll, sondern von der gleichen Erschöpfung und späten Trauer gezeichnet wie seine. ,, Es war zu spät. Ich… Ich habe Ovit angefleht, ihn gedroht, versucht ihm

klarzumachen, dass er sich irrt. Und alles, was er mir entgegenhält ist dein Amulett. Dieses verfluchte Stück Holz… Erst danach habe ich nach den Kal’ban gesucht und um Hilfe gebeten. Ich hätte es früher erkennen müssen. Ihr hättet alles aus Ekklesia gemusst, vielleicht hierhin, vielleicht nur in irgendeine andere Stadt, die nicht so stark von der Kirche kontrolliert wird. Aber das kommt jetzt alles zu spät. “ Lina schwieg statt zu antworten. Sie hob die Hand und einige Holzspäne, die von Gwenths Arbeit an seinem Bogen übrig geblieben waren wirbelten auf. Für Gwenth fühlte es sich so an, als Stünde die Umgebung plötzlich kaum

wahrnehmbar unter Spannung. Das Sägemehl tanzte einen Augenblick durch die Luft, bevor es von einer echten Windböe erfasste und verteilte. ,, Wie machst du das ?“ Weißt du das?“ , wollte er wissen. ,, Es geschieht.“ , antwortete Lina, als würde das die Frage beantworten. ,, Ich weiß was ich tun muss.“ ,, Den Leuten kann so etwas Angst machen.“ ,, Dir macht es Angst.“ , erklärte sie. Es hatte kaum einen Zweck es zu leugnen. ,, Ja. Ich mache mir dabei aber Sorgen um dich. Du sagst du weißt was du tust, aber… Ich sehe es doch, du bist die ganze Zeit viel zu still. Ich muss

nur wissen ob du wirklich damit glücklich bist. Etwas anderes kümmert mich nicht.“ Er würde Celcine nicht auf die Probe stellen, aber er konnte durchaus Wege um die Wahrheit herum finden. ,, Ich bin was ich bin. Das ist doch Glück. Es wäre schlimm, würde ich versuchen etwas anderes zu sein. Oder ?“ ,, Manchmal bist du ziemlich Weise für dein Alter.“ ,, Ich dachte jeder würde das Wissen.“ ,, Und ich wünschte, das wäre so Lina. Ich wünschte es wirklich. Aber es gibt Leute, die das nicht akzeptieren, die wollen dass die Leute genau wie sie sind

und sie selbst.“ ,, Die Numen ?“ ,, Viele von ihnen. Entweder war ich zu Blind das von Anfang an zu sehen oder ich wollte es nicht, aber ja. Aber ich fürchte nicht nur die.“ Lina lächelte, ein seltenes Bild. ,, El ist auch nett. Aber sie hat glaube ich genau diese Gedanken. Vielleicht solltest du ihr auch sagen, was du weißt.“ ,, Das habe ich heute Versucht, deswegen mache ich ja den Bogen. Sie hat es noch nicht richtig Verstanden.“ , erwiderte Gwenth und machte sich zeitgleich wieder an die Arbeit. ,, Weißt du, ich glaube ich könnte dafür sorgen, dass er besser

trifft.“ ,, Nein.“ , lehnte er ab. ,, Bitte nicht. Ich werde ihn morgen ausprobieren aber ich will es alleine schaffen. Alles andere wäre nicht ehrlich.“ Lina setzte sich wieder neben ihn. ,, Aber ich darf zuschauen ?“ Gwenth nickte nur. ,, Das wird wie früher. Weißt du noch, wie Vater es uns erklärt hat?“ ,, Das wichtigste ist das richtige Holz. Das zweitwichtigste ist jemand mit Erfahrung. Aber das alles könnt ihr vergessen, wenn ihr nicht auch mit dem Herzen dabei seid.“ Er musste lachen. ,, Genau das.“ Aber ihm gefiel nicht, was dabei herauskam,

wenn er diesen Leitspruch auf die Kirche übertrug. Sie waren auch mit dem Herzen dabei. Ob das für alle Kal’ban galt würde sich hingegen erst noch herausstellen müssen. Als Anshale sich dem Haus näherte, entdeckte er bereits Gwenth, der vor der Tür der Hütte saß und an etwas schnitzte. Vor ihm auf dem Boden und der Bank auf der er saß lagen verschiedene Werkzeuge, Hobel, Messer und Feilen verteilt. Er sah auf und legte den halbfertigen Bogen beiseite, als er Anshale bemerkte. Lina, die neben ihm saß winkte sobald

sie ihn ebenfalls entdeckte. Anshale hob die Hand und winkte zurück, während er sich einen Weg über den in den frühen Abendstunden überlaufenen Platz suchte. Die meisten Einwohner der Ebenwald-Siedlung schienen sich genau hier zu versammeln um Neuigkeiten auszutauschen oder auch Geschäfte zu machen. Allerdings gab es außer der Burg auch keine weiteren öffentlichen Plätze. ,, War euch der alte Bogen nicht mehr gut genug ?“ , wollte Anshale wissen, sobald er das Haus erreichte. ,, Zum einen. Zu anderen fürchte ich, habe ich Morgen eine Verabredung mit dem Schicksal.“ , erwiderte Gwenth gut

gelaunt. Aber ganz nahm Anshale ihm die gute Laune nicht ab. ,, Ihr versteht es euch Freunde zu machen, wie ?“ ,, Nicht ganz.“ Gwenth fasste kurz das Zusammentreffen mit der Anführerin von Ebenwald zusammen. ,, Ich habe vor zu Gewinnen.“ ,, Wenn ihr das schafft… Ich glaube ich kannte mal jemanden, der die Lücken in einer Plattenpanzerung auf hundert Schritte treffen konnte.“ ,, Ihr erinnert euch also ?“ , wollte Gwenth wissen. Er schüttelte den Kopf. ,, Einzelne Episoden und Gesichter. Tonar. Das war der Mann. Er war der Legat von

Weisfeld für die Inquisition. Das heißt, während es die Stadt noch gab.“ ,, Ich bestehe darauf, ihr könnt unmöglich dort gewesen sein. Vielleicht bringt ihr etwas durcheinander? Die Zerstörung Weisfelds ist über siebzig Jahre her.“ ,, Das ist mir klar.“ , erwiderte Anshale nur. Aus den Augenwinkeln hatte er etwas bemerkt. Eine Gestalt auf dem Dach des Hauses. Sobald er jedoch den Blick hob, war der Schatten verschwunden. Dennoch war er sich sicher, sich nicht getäuscht zu haben. Jemand beobachtete ihn. Es war zwar nicht das plötzliche Gefühl von Bedrohung, wie draußen in den Feldern,

aber Anshale war sich unsicher, ob er sich darüber freuen konnte. Schlimmstenfalls wurde er von zwei Seiten verfolgt. Und wer immer es war, war gut darin, sich nicht sehen zu lassen. Am nächsten Morgen schien sich halb Ebenwald auf dem Burghof eingefunden zu haben. Menschen drängten sich sowohl auf den Mauern, al auch auf dem Platz, den diese einschlossen. Gwenth wurde leicht mulmig zumute, als er , gefolgt von Anshale und Lina, durch das Tor trat. Den Bogen und einen Köcher Pfeile trug er über der Schulter. Er war

nicht mehr dazu gekommen, die Waffe wirklich zu erproben. Nun musste sich auf Anhieb zeigen, ob es die Mühe wert gewesen war. Die ohnehin bis zur Unkenntlichkeit zerlumpte Robe hatte er gegen ein helles Leinenhemd, ein paar Hosen und stabile Stiefel eingetauscht. Aber das so viele Leute anwesend waren…. Er meinte, sogar Grauer in der Menge zu erkennen. Die Menschen hier schienen kaum Scheu vor ihm zu haben, aber trotzdem stach er hervor. Jeder war darauf bedacht, zumindest etwas Abstand zwischen sich und dem Erwählten zu halten. Lediglich Celcine konnte er nirgends entdecken. ,, Ich schätze, die Zuschauer verdanken

wir euch ?“ , fragte Anshale, als El aus der Menge trat. Auch sie hatte einen Bogen dabei, allerdings wohl einen au den Waffenkammern der Burg. Sie zuckte nur mit den Schultern. Die Eule, die sie ständig begleitete flog ein Stück über ihren Köpfen und zog Kreise. Gwenth musterte alles angespannt. Am anderen Ende des Hofs hatte man eine Zielscheibe aufgestellt, eingerahmt von der Rückwand eines verlassenen Pferdestalls und einem Küchengebäude. Und daneben, auf einer Stange, stand der Helm einer Rüstung. Die feinen Metallstäbe, die das Visier bildeten waren auf die Entfernung kaum zu erkennen. Das war nicht ausgemacht

gewesen… ,, Das hier sollte sich doch auf eine Zielscheibe begrenzen.“ , beschwerte er sich. ,, Habt ihr etwa Angst, Priester ?“ Er konnte El ansehen, das sie auf einem Rückzieher seinerseits hoffte. Sie war sich selbst nicht sicher, auch nur eines der Ziele treffen zu können…. Der Gedanke war auf eine Art erleichternd. ,, Ihr zuerst.“ , sagte Gwenth langsam und deutete auf die Zielscheibe. ,, Erst das normale Ziel und dann der Helm.“ El grinste Selbstsicher und trat vor. Den Bogen in der Hand blieb sie einen Augenblick regungslos stehen und

schätzte die Entfernung. Dann zog sie einen Pfeil aus dem Köcher und spannte die Sehne. Ein Moment atemloser Stille verging, in dem selbst das Gemurmel der Menge kurz aussetzte. Dann ließ El die Sehne los. Gwenth konnte die Luft um den Pfeil zwischen hören, bis dieser mit einem Ruck in seinem Ziel einschlug. Von den Zuschauern ertönte Applaus und Rufe, die Gwenth aber ausblendete. Das Projektil steckte im dunklen Kreis im Zentrum der Strohscheibe, aber nicht genau in der Mitte, wie Gwenth feststellte. Der Pfeil war etwas zu weit nach links

geflogen. El war dieser kleine Fehler aber offenbar egal. Sie glaubte bereits gewonnen zu haben. ,, Ihr seid dran.“ , meinte sie und tat einen Schritt bei Seite um ihm Platz zu machen. Gwenth machte sich nicht die Mühe, lange Entfernungen zu schätzen. In aller Ruhe spannte er einen Pfeil auf den Bogen und legte an. Es war vollkommen Windstill und erneut setzten selbst die leisen Gespräche der Bewohner Ebenwalds aus. Nichts erschütterte die Luft. Alles hier lag hing allein von seinem Können ab. Es gab kein Schicksal. Er hatte den Bogen gefertigt und die Pfeile. Er war nervös ja, aber

Angst zu versagen hatte er keine. Wenn er jetzt Verlor dann hatte er nie eine Chance gehabt. Eine Lektion in Demut. Wenn er gewann, würde er selber eine Lektion erteilt haben .Er konnte El aus den Augenwinkeln erneut siegessicher grinsen sehen. Aber eine Spur Unsicherheit war da doch in ihrer Mine. Hochmut kommt vor dem Fall. Er ließ die Sehne los. Einen kurzen Moment lang gab es nur ihn und das Geräusch des fliegenden Pfeils. Gwenth brauchte eigentlich nicht hinsehen. Er wusste, dass er gesiegt hatte. Der Pfeil durchbohrte das Heu direkt in der Mitte der Zielscheibe und bohrte sich noch

halb in das Holz dahinter. Der Priester ließ den Bogen sinken. Kurz schweig alles. Dann brache der Jubel der Menge über ihn herein. Er hatte getan, was keiner erwartet hatte. Aber eine Herausforderung blieb noch. ,, Der Helm.“ , meinte El kühl, nickte ihm aber respektvoll zu. ,, Das heißt, wenn ihr es noch wagt. Ihr seid gut Gwenth, das habe ich grade gesehen. Aber auch ihr schafft das nicht. Ich gebe auch so offen zu, das ihr mich geschlagen habt.“ Wenn sie jetzt Aufgaben, würde es ein Patt bleiben. Nein, das hier wäre dann zu Ende, wenn er sich endgültig Bewiesen

hatte. Ohne ein weiteres Wort legte er den nächsten Pfeil auf die Sehne. Kurz sah Gwenth sich nach Lina um. Sie nickte. Irgendwie bedeutete ihm ihr Zuspruch mehr, als ein eventueller Sieg. Er tat das richtige. Das Helmvisier war kaum zu erkennen und es brauchte mehr als nur Glück, hindurch zu treffen. Wenn die Pfeilspitze im falschen Winkel auf das Gitter vor dem Sehschlitz traf würde er einfach abprallen. Aber das wiederum war nichts, dass er Beeinflussen konnte. Selbst bei einem perfekten Schuss war es eine fünfzig zu fünfzig Chance. Diesmal musste er sich doch auf das

Schicksal verlassen. Noch einmal ziele Gwenth. Dann ließ er die Sehne erneut los. Als der Pfeil auf das Metall des Helms traf gab es einen Glockenhellen Ton, der über den ganzen Hof hallte. Die Spitze war nicht abgeprallt. Erst die Fütterung und das Metall an der Innenseite des Kopfschutzes hatten das Projektil gestoppt. ,, Wäre das ein Ritter gewesen, wäre er jetzt tot.“ , sagte Gwenth ruhig, während er den Bogen runter nahm ,, Es scheint so.“ El gab ihm einen Knuff in die Seite. Gwenth wurde nach wie vor kaum schlau aus ihr. Im einen Moment freundlich konnte das im nächsten

Moment scheinbar in ungezielte Wut umschlagen. Oder umgekehrt. ,, Das war gut. Ihr werdet mir erklären müssen, wer euch zielen gelehrt hat.“ Er zuckte unsicher mit den Achseln. ,, Vielleicht wenn ihr…“ Weiter kam er nicht, denn in die Menge kam plötzlich Bewegung. Das Geräusch von Hufen, die auf Pflaster schlugen kam den Weg zur Burg hinauf. Im nächsten Moment galoppierte ein Mann in abgetragener Botenkleidung auf den Hof. Er suchte die Menge ab, bis er Grauer entdeckte. ,, Herr, Nevis ist soeben eingetroffen. Er und seine Gefolgschaft sind auf dem Weg

hierher.“ Anshale hatte sich an den Menschen vorbeigedrängt, die vor dem Reiter zurück gewichen waren. ,, Wer ist Nevis ?“ , wollte er wissen.

Kapitel 20 Nevis


Der Fremde , der wenige Minuten später auf den Hof der Burg von Ebenwald galoppierte, brachte sein Pferd grade noch rechtzeitig zum Stehen, als er die ganzen Menschen bemerkte. Das Tier auf dem er saß war fast komplett schwarz. Lediglich an der linken Flanke wies es einen weißen Fleck auf. Der Mann selbst trug einen weißen Mantel, dessen Ärmel eisblau gefärbt waren. Darunter konnte Anshale das funkeln eines Harnischs aus poliertem Stahl erkennen, in den einige Symbole

eingekerbt waren. Ein Gürtel mit dutzenden von mit drei Klingen bewährten Messern zog sich über die Brust des Neuankömmlings und an der rechten Seite trug er einen Degen. Linkshänder, dacht Anshale. Im Kampf war das nicht zu unterschätzen, da man sich erst an die neue Angriffsrichtung gewöhnen musste. Ein kleines, in Silber geschlagenes Buch hing von einer Kette im Waffengurt. Der Mann selbst hatte blonde Haare, die Wirr in alle Richtungen abstanden und einen Spitzbart, der angesichts der sonst ungepflegten Haare fehl am Platz wirkte. Ein Lächeln umspielte seine Lippen, als würde er jeden Moment laut loslachen

wollen. Blaue Augen, hinter denen sich ein seltsames funkeln zu verbergen schein, suchten die umstehende Menge ab, die rasch eine Gasse für den Fremden bildete. An der Seite des Pferds, das der Mann ritt schritt langsam und anmutig ein schneeweißer Luchs mit roten Augen. Dem ersten Reiter folgten weitere Soldaten. Im Gegensatz zu diesem trug der Gardetrupp allerdings einfachere Ausrüstung, die mit weißem Pelz ausgepolstert wurde. Kettenpanzer und Hüte in Weiß vervollständigten die Uniformen. Eisblaue Umhänge wehten

hinter der Truppe, als sie auf dem Platz Aufstellung nahmen. Insgesamt zählte Anshale fünfzig Reiter. Mit einer eleganten Bewegung sprang der erste Reiter vom Pferd und verneigte sich einmal. Dabei konnte Anshale sehen, das das schwache Lächeln zu einem breiten Grinsen wurde. ,, Nevis Ordbrand von Dralyn.“ , sagte er schwungvoll. ,, Ihr habt gerufen?“ ,, Nevis, wenn ich eines nicht vermisst habe, dann euch.“ , rief El kalt, die mit Grauer aus den Reihen der Schaulustigen vortrat. Das Bogenduell von eben schien vergessen. ,, Charmant wie immer“ Immer noch lächelte Nevis verschmitzt, als gäbe es

ein Geheimnis, das nur er kannte. Grauers Mine schien sich ebenfalls aufzuhellen. ,, Willkommen alter Freund. Schön zu sehen, das es euch gut geht.“ Langsam sah er sich zwischen den Reitern um. ,, Wo ist Keltor ?“ Zum ersten Mal verlosch das Lächeln auf Nevis Gesicht. ,, Ihr wisst es noch nicht ?“ ,, Er ist tot oder ?“ , fragte der Kal’ban betrübt. ,, Er und Ires sind schon letzten Winter gefallen. Auch wir entrichten unseren Blutzoll an die Numen. Und wenn der irre Kor nicht wäre, wären es noch mehr. Seinen Zorn fürchten selbst die Hohen Herren in Ekklesia noch.“ Der Luchs trat

langsam an Nevis Seite. Anshale konnte nur raten. Aber wenn Grauer alle Erwählten nach Ebenwald berufen hatte, dann musste der Mann dort vor ihnen einer sein. Und die Namen der Gefallenen… Wie konnte man etwas so mächtiges, wie einen Geistrufer denn überhaupt töten? Grauer schein sich wieder zu fassen. ,, Es ist gut wenigstens euch und Winter hier zu wissen. Die anderen, die ich gerufen habe, hätten schon vor Tagen hier sein sollen….“ El sah ihn besorgt an. ,, Ihr fürchtet das schlimmste ?“ ,, Ich weiß es nicht, vielleicht wurden sie nur aufgehalten.“ , erwiderte er. ,,

Und vielleicht bin ich nur zu Alt für all das… Kommt, wir haben einiges zu besprechen.“ Er drehte sich zu Anshale. ,, Ich werde euch rufen, wenn es so weit ist. Ich möchte, das ihr dem Treffen der Erwählten beiwohnt.“ Anshale konnte nur nicken, während er selbst die sich langsam zerstreuende Menge nach Gwenth und Lina absuchte. Erneut fühlte er sich beobachtet und als er diesmal aufsah erhaschte er bei den Ställen einen Blick auf rotes Fell. Anshale hörte auf, nach Gwenth zu suchen. Jetzt galt es erst einmal herauszufinden, wer ihn verfolgte und warum. Und er wusste auch schon,

wie. Anehlas Schritt vor den Reihen seiner Inquisitoren auf und ab. Die Panzer der Männer glänzten in der Sonne. Sie würden nicht lange sauber bleiben, wenn es nach ihm ging. Er wartete jeden Tag auf Nachricht von den Madrekai. Vielleicht hatte er die Launen der wahnsinnigen Verehrer des toten Gottes ja unterschätzt. Ihr Wahnsinn machte sie unberechenbar, aber wenn man wusste wie, konnte man diesen Fanatismus in nützliche Bahnen lenken. Er wendete seine Aufmerksamkeit wieder den Soldaten zu, als er das Ende des

Garnisonshofs erreichte. Noch immer zeichnete Asche den Boden an einigen Stellen schwarz. Der alte verfluchte Magier hatte gewaltigen Schaden angerichtet. Fast hundert Inquisitoren und bestimmt nochmal so viele Söldner waren den Flammen zum Opfer gefallen. Letztere hatte er erst gar nicht gezählt. Aber ihre Reihen füllten sich schnell wieder. An der ihm gegenüberliegenden Seite des Hofs, dort wo Grauer ein Loch in die Mauer gerissen hatte, standen zwei große Metallsäulen in einem Gittergerüst. Aber dazu würde er später kommen. Der Hauptmann von Anehlas persönlicher Garde gab ein Kommando und in einer

fließenden Bewegung drehten sich alle gepanzerten Gestalten nach rechts. Sie mussten lernen, sich in den Schweren Rüstungen zu bewegen. Zwar machten diese sie ihren meist nur leicht Gerüsteten Gegnern überlegen, aber das nützte nichts wenn diese einfach weglaufen konnten, weil ungeübte Anfänger kaum drei Schritte unter der Last des Eisens machen konnten. Die Söldner waren Kanonenfutter, seine Inquisitoren nicht. Die schweren Panzer waren ihr einziger aber auch größter Vorteil. Die meisten Kämpfer der Kal’ban verließen sich auf Geschwindigkeit und pure Fechtkunst aber die nützte ihnen wenig, wenn ihre

Gegner Wände aus Eisen waren. Lediglich gegen die Magie der Erwählten schützten auch die besten Panzer nicht. Er hatte oft genug gesehen, wie Flammenpeitschen und Lanzen aus Eis den Stahl durchtrennten, als sei er nichts. Die einzige Möglichkeit hier war Zahlenmäßig weite Überlegenheit und genau dafür hatten sie ja die Söldner. Egal wie gut die Erwählten kämpften, gegen einen Angriff von allen Seiten konnte auch ein Magier nicht ewig bestehen. Die andere Möglichkeit, einen Erwählten zu bezwingen war, für ihn selber einzugreifen. Der Garde-Hauptmann drehte sich zu ihm um. Die

kurzgeschorenen Haare wurden von einem Federhut bedeckt. Statt dem Vollpanzer der übrigen Ritter trug er zwar einen Stahlharnisch und Handschuhe, ansonsten bestand seine Rüstung aber aus leichteren, ineinander verflochtenen Kettensegmenten. Die Insignien der Kirche und seine Rangabzeichen prangten auf zwei Schärpen, die er lose um die Schulter trug. Hauptmann Alexei war vielleicht einer der wenigen Menschen, mit denen Anehlas so etwas wie eine lose Freundschaft verband. Die meisten hielten seinen ernst als Kommandanten für pure Gehässigkeit, nur Alexei schien

wie er die Notwendigkeit von Disziplin zu verstehen. Eine Armee war die Erweiterung für die Gedanken ihres Heerführers. Das galt aber nur, solange sie als Einheit funktionierte. Für Einzelkämpfer gab es bei der Inquisition keinen Platz, davon fanden sich genug bei dem Haufen Söldner, der die Hauptstreitmacht der Numen-Kirche bildete. Grobe Haudegen, um die es wenig Schade war, den sie wucherten praktisch wie Pilze aus dem Boden. Glücksritter, denen egal war, für was sie kämpften. Vermutlich, überlegte Anehlas amüsiert, würden sie sogar für die Kal’ban kämpfen, wenn diese sich dazu herabließen, sie

anzuwerben. ,, Ihr wirkt besorgt.“ , meinte Alexei. Anehlas wendete sich dem Hauptmann zu. ,, Ich sehe einen Haufen Anfänger.“ , erwiderte er. ,, Anfänger, welche die letzte Festung unserer Feinde erstürmen sollen, sobald wir wissen wo sie liegt.“ ,, Haben wir den eine Ahnung was uns in Ebenwald erwarten könnte ?“ ,, Was immer es ist, ich habe nicht vor ein Risiko einzugehen.“ Er bedeutete einem Soldaten, der bei den großen Metallsäulen auf der anderen Hofseite stand, deren stützen wegzuschlagen. Wenige Augenblicke später schlugen die schweren Stahlrohre auf dem Boden auf. Eine weiteres Handzeichen und die

Inquisitoren auf dem Platz wichen bis zu den Mauern und den Garnisonsgebäuden zurück. Zumindest die Grundregeln der Disziplin waren den neuen Rekruten in den letzten Tagen und Wochen eingeprägt worden, stellte Anehlas zufrieden fest. Trotzdem mangelte es ihnen durch den unerwarteten Angriff des verdammten Wanderers an Veteranen. ,, Was ist das ?“, wollte der Hauptmann wissen, während der Großmeister zu den Rohren herüberging. ,,In den Archiven der Kirche verbergen sich viele Geheimnisse.“ , antwortete Anehlas ihm,. ,,Hohepriester Ovit hält die meisten unter Verschluss, das hier

aber hat er mir ausgehändigt.“ Sie hatten die Röhren aus Stahl erreicht, aus der Nähe konnte Alexei jetzt auch erkennen, das an den Enden jeweils kleine Schnüre befestigt waren. Irgendetwas kitzelte ihn in der Nase und es dauerte einen Moment, bis er es wiedererkannte. Schwefel. Der einzige Vulkan, von dem er wusste lag auf Madrea. Was bezweckte Anehlas damit ? So viele Jahre er den Mann jetzt kannte, schlau geworden war er aus ihm nie. Manchmal schien er von einer fanatischen Rücksichtslosigkeit ihren Feinden Nachzustellen, dann wieder ließ er lohnende Ziele außer Acht, fast wie aus einer Laune. Oder als würde er

etwas suchen, von dem Alexei nichts wusste…. Doch was immer er tat, der Hauptmann konnte sich nicht erinnern, das Anehlas je eine Schlacht verloren hatte. Manchmal war er versucht, nach der Vergangenheit seines Vorgesetzten zu fragen, aber diesen direkt darauf anzusprechen… Er hatte Geschichten und Gerüchte gehört, dass der Großmeister tatsächlich von den Göttern berührt worden war. Und das er leben mit einem Gedanken auslöschen könnte. Letzteres war definitiv kein Gerücht, wie der Hauptmann aus Erfahrung wusste. Der Großmeister besaß eine Macht, die viele nur als Unheimlich empfunden

hätten. Alexei hingegen war geehrt unter einem Mann zu dienen, der nicht nur fähig war, sondern offenbar von den Numen selbst gesegnet. Manche murmelten auch von Zauberei, aber das war Verrat. Selbst wenn er Anehlas Beweggründe nicht kannte, die Götter würden alles lenken. Anehlas rief einen Befehl und ein Mann in Kettenpanzer brachte eine Fackel heran. Bevor der Hauptmann richtig Verstand, was vor sich ging, wurden die Schnüre am Ende der Metallrohre entzündet. Einen Moment geschah nichts. Alexei wollte schon fragen, was nicht stimmte, als ein gewaltiger Donnerschlag ihm die

Stimme versagen ließ. Flammenzungen jagten aus den Mündungen der Rohre und etwas, das zu schnell war, als das er es richtig sehen konnte, jagte an ihm vorbei. Aber die Luft konnte Alexei hören, sie pfiff geradezu um das Geschoss, das mit unglaublicher Gewalt in den Wall auf der anderen Seite des Garnisonshofes aufschlug. Steintrümmer und Mörtel wurden Meterhoch geschleudert. Trümmer und kleinere Splitter regneten über den ganzen Platz. Anehlas sah zufrieden, wie die Reihen der gewappneten Inquisitoren zusammenzuckten. Selbst ihm dröhnte der Lärm der Kanone in den Ohren, aber

zumindest war er darauf gefasst gewesen. Die Mauer lag in Trümmern. Auf einer Breite von zwei Dutzend Schritten stad kein Stein mehr auf dem anderen. Er lächelte. ,, Das wird uns den Sieg schenken, egal wie viel die Kal’ban noch in Reserve haben mögen.“ Der Geruch von verbranntem Schießpulver stieg ihm in die Nase. Es hatte eine Weile gedauert, denn die Aufzeichnungen über die Waffe waren ungenau, schließlich aber hatte er die richtige Mischung gefunden. Der arme Tropf, der das Pulver zusammengemischt und ausprobiert hatte, war darüber wohl weniger Froh. Es hatte ihn getötet und fast die

Kirchenarchive zum Einsturz gebracht. ,, Riecht wie das Portal zum Seelenschlund selbst.“ , bemerkte Alexei, der nach wie vor nicht die Augen von der Zerstörung wenden konnte. Wenn man eine solche Waffe gegen eine geschlossene Schlachtformation einsetzte… der Schaden wäre unvorstellbar. ,, Es wird unsere Feinde endgültig zum selbigen schicken.“ , antwortete Anehlas kühl. ,, Ihr kennt den Kodex der Inquisition , wie er vom Propheten verfasst wurde ?“ Alexei nickte. ,,Das Schwert der Götter. Die Hand der Gerechtigkeit , der Schild für die Schwachen und das Urteil der

Wahrheit.“ ,, Ab heute, sind wir das Urteil des Feuers.“ ,, Ist es das, was wir tun Großmeister ? Die Schwachen schützen?“ Skeptisch musterte der Hauptmann die neuen Waffen. Die Gerüchte die man sich über Anehlas erzählte bekamen zum ersten Mal etwas Wahres für ihn. Was er grade gesehen hatte schien gradewegs den wirren Gedanken eines düsteren Geistes entsprungen. Anehlas blickte einen Augenblick nachdenklich auf die neu entstandene Lücke in der Mauer. ,, Ja.“ , antwortete er schließlich.

Kapitel 21 Schattenbäume


Nevis ließ sich einfach auf einen Stuhl fallen, sobald die kleine Gruppe, bestehend aus ihm, Winter, El, Ela und Grauer den Raum im oberen Geschoss der Burg betrat. Durch ein großes Fenster konnte er fast das ganze Tal überblicken. Wie lange war er nicht mehr hier gewesen…. Sein Körper fühlte sich nach der Tagelangen Reise wie zerschlagen, sein Geist jedoch war so klar wie sonst nur selten. Am liebsten hätte er darüber gelacht. Welche Wirkung dieser Ort doch

haben konnte… Ein sicherer Hafen in einer Welt, die nur noch aus Unwetter zu bestehen schien. Obwohl das Gebiet zwischen Dralyn und Ebenwald noch halbwegs sicher war, hatte seine Sturmgarde die Reise nicht ohne Verluste überstanden. Als sie die Pässe nach Lian herabgekommen waren, hatte ihnen dort eine Abteilung Inquisitoren aufgelauert. Die Kirche hielt die Wege ins Gebirge seit Monaten besetzt, aber er hatte Gedacht mit wenigen Leuten durchbrechen zu können. Offenbar hatte er sich verschätzt. Dafür zierten nun ein Dutzend weitere eingefrorene Ritter den schwierigen Pfad hinauf nach Dralyn. El musterte ihn skeptisch, er konnte die

Last ihres Blickes spüren. Sollte sie nur. Offenbar hatte sich ihre Laune seit ihrem letzten nur verschlechtert. ,, Ich hatte schon gedacht ihr habt es geschafft euch töten zu lassen.“ , sagte sie. Er antwortete mit einem süffisanten Lächeln. ,, Ich habe noch keine gute Gelegenheit gefunden.“ ,, Nu, es ist schön wenigstens euch hier zu wissen.“ , erwiderte Grauer. ,, Nun ich will die Feier ja nicht verpassen. Trotzdem bin ich gespannt, zu hören was ihr vorhabt. Es ist schon ein paar Jahre her, das wir einmal Boden gewonnen hätten.“ ,, Vielleicht. Aber vielleicht wird dieser

ganze Krieg auch bald zu Ende sein. So oder so.“ ,, Und mit dem einen so meint ihr, das wir dann alle tot sind.“ Nevis Sprang ohne Vorwarnung wieder von seinem Platz auf. , und das andere so bedeutet, ein Kräftemessen mit der Kirche. Nicht, das ich mich nicht darauf freuen würde, ein bisschen was zurück zu zahlen. Im Frühjahr hat sich wieder eine Expedition in die Berge gewagt. Die haben mein Haus abgefackelt, dafür bekommt der Hohepriester in Ekklesia von mir noch eine Rechnung.“ El schüttelte nur den Kopf. ,, Ihr ändert euch nie oder ?“ Vermutlich nicht.“ , antwortete Nevis

lachend. ,, Ich hatte ein Jahrhundert dazu Zeit. „ Wer war das vorhin auf dem Burghof?“ , wollte Winter Wissen. Der Luch hatte bisher geschwiegen, trat jetzt jedoch neben Nevis, der dem Tiergeist eine Hand auf den Rücken legte. ,,Das war Anshale.“ , antwortete Grauer. Nevis kam der Name entfernt vertraut vor. ,, Wer ist er ?“ ,,Ich glaube, das weiß er selber noch nicht.“ ,sagte Ela und landete auf dem Tisch in der Mitte des Raums. ,, Ist das eines eurer Rätsel ?“ , fragte Nevis und warf erneut einen Blick aus dem Fenster. Der Kal’ban antwortete

nicht. Seltsam. Irgendjemand fehlte doch in der Runde dachte er. Grauers Geist… Wie hieß der Fuchs noch gleich? Celcine. ,,Alter Geheimniskrämer.“ Nevis wendete sich von dem Fenster und der Aussicht ab. ,, Wenn ihr mich jetzt entschuldigen würdet, meine Leute brauchen noch ein Quartier.“ Grauer nickte nur. ,, Wir warten noch einen Tag auf die anderen. Wenn dann niemand mehr eintrifft…“ Er brachte den Satz nicht zu Ende und der in Weiß und Eisblau gewandete Nevis trat ohne ein weiteres Wort aus dem Raum und schloss die Tür hinter sich. ,, Ihr wisst, das niemand mehr kommt.“

, sagte El düster. Grauer wirkte auf einmal müder als zuvor. ,, Einer lebt noch.“ , sagte er halblaut. ,, Kor ist wahnsinnig, das wisst ihr. Selbst wenn er eure Nachricht erhalten haben sollte…“ Der alte Kal’ban winkte ab. ,, Ich weiß. Aber ich werde seine Hilfe vor dem Ende noch einmal brauchen…“ Anshale wanderte zwischen den dunklen Bäumen Ebenwalds hindurch. Normalerweise standen diese weit auseinander, hier jedoch hatten sie einen kleinen Hein gebildet. Totes Hol und

abgebrochene Äste, die unter seinen Schritten nachgaben, bedeckten den Boden. Wenn ihn jemand Verfolgte, würde dieser jemand sich hier zwischen den Schatten und Wurzen sicher fühlen. Und sich hoffentlich zu nah wagen. Er hatte die Siedlung bereits vor einer ganzen Weile hinter sich gelassen. Die Sonne hatte bereits die Hälfte ihre Wanderung richtig Horizont hinter sich gebracht, als er schließlich die ersten der Baumriesen erreichte. Unter den Schatten der äste flossen vereinzelte Bäche hindurch, welche die vereinzelten Sonnenstrahlen, die ihren Weg zum Boden fanden brachen und reflektierten. Als er die Wiesen und Felder um die

Burg durchquert hatte, war es fast vollkommen Windstill gewesen. Nur hier in diesem Hein schein es rauschte ständig der Wind durch die Zweige. Ein seltsamer, lang gezogener Laut, der an den Nerven zerrte und die Luft unter Spannung zu setzen schien. Und manchmal glaubte er sogar Stimmen im Wind zu erkennen. Einzelne Worte, manchmal Satzfetzen… Anshale schüttelte den Kopf. Da war nichts, er bildete sich das ein… Aber da waren tatsächlich Worte im Rauschen der Zweige. ,, Du hört es oder ?“ Wieso überraschet es ihn so wenig, als zwischen den Wurzeln der umstehenden

Bäume plötzlich Celcine erschien… ,, Also hast du mich verfolgt.“ , stellte er ruhig fest. ,, Ein Auge auf dich gehabt.“ , korrigierte sie ihn. Er seufzte. ,, Hat es einen besonderen Grund, das du mir hinterherspionierst oder ist das nur eine schlechte Angewohnheit ? Du solltest übrigens wirklich daran arbeiten, ich habe dich zweimal gesehen.“ Celcine trat endgültig unter den Schatten der Bäume heraus. Wohl eine schlechte Angewohnheit.“ , Warum nur glaubte er ihr kein Wort? , dachte Anshale. Er ließ sich auf einem gestürzten Baumstamm nieder. Die

Oberfläche war fast so schwarz wie der Nachthimmel. Und sobald er das Holz berührte, spürte er etwas, das ihn an ersterbende Glut erinnerte. Dieser Baum war einst mehr als Holz gewesen und etwas davon brannte noch in seiner Tiefe, selbst jetzt wo er entwurzelt war. Plötzlich schien auch das Flüstern des Winds in den Zweigen eine völlig neue Qualität zu haben, es wurde verworrener und Vielschichtiger. ,, Die Bäume hören zu Anshale.“ , sagte Celcine, als würde sie wieder einmal seine Gedanken erraten. Er musste lachen. ,, Mit Bäumen habe ich schlechte Erfahrungen gemacht.“ ,, Was würdest du tun, wenn dir jemand

Wildfremdes einfach die Haut abzieht ?“ ,, Ich hoffe, dass ich das nie herausfinden muss. Aber vielleicht kannst du mir eine Frage beantworten? Was sind diese Bäume überhaupt?“ Celcine sah sich langsam zwischen den dunklen Baumstämmen um. ,, Die Schattenbäume“, sagte sie, ,, Halten die Seelen toter Geister.“ ,, Wie kann ein Geist sterben ?“ ,, Indem er einen Menschen erwählt.“ , antwortete Celcine. ,, Wenn der Mensch stirbt, vergeht auch der Geist, wenn er sich nicht an jemand Neues bindet. Manche fürchten das. In ihrer Angst binden sie sich an alles, was in Reichweite ist, wie Bäume.

Aber…“ ,, Was geschieht mit ihnen ?“ ,, Das siehst du hier. Sie sind Gefangen, für alle Ewigkeit. Einige werden darüber Wahnsinnig. Andere erlangen mit Zeit tiefe Weisheit. Darauf sollte man lauschen und wieder einige schützen uns auch durch die Jahrtausende hinweg noch. So bleibt dieser Ort überhaupt erst Verborgen. Kein einzelner Magier könnte einen solchen Tarnzauber erschaffen.“ Anshale sah sich in dem Hain um. Es waren mindestens ein Dutzend Schattenbäume allein hier. Und im Tal standen mehrere hundert davon. ,, Es sind also viele Erwählte hier gestorben

?“ ,, Ebenwald war vor vielen Jahren der Schauplatz der ersten großen Schlacht zwischen der Inquisition der Numen und den Kal’ban. Siebenunddreißig Erwählte fielen hier, aber sie nahmen genug Inquisitoren mit, dass sich die Kirche bis heute nicht ganz von diesem Schlag erholt hat. Nur diesen Ort haben sie wohl über die Jahrzehnte wieder vergessen.“ Anshale hatte einen abgefallenen Ast aufgehoben und stocherte damit in der Erde. ,, Traditionell werden aus dem toten Holz der Schattenbäume auch Totemamulette

hergestellt.“ ,, Und da sagst du mir, ich wäre gemein zu Bäumen.“ ,, Wir benutzen nur Äste und Zweige, die von selbst herunterfallen. Auch ein Baum mit einem geist lebt nicht ewig.“ ,, Allerdings stehen hier auch viel mehr als siebenunddreißig Bäume.“ , stellte Anshale fest. ,, Einige dieser Bäume sind Gefängnisse. Wie der, den du bei deiner Ankunft hier berührt hast.“ Er sah auf. Ihm war klar, dass er die Frage bereuen würde. ,, Gefängnisse für was ?“ ,, Geister, was sonst ?“ ,, Wieso braucht ihr Gefängnisse für

eure Art ?“ Celcine lachte bellend. ,, Wir sind nicht alle so nobel und freundlich, wie es den Anschein erweckt. Tatsächlich eher selten genau das. Aber es gab einige unter uns, die… schlimmer waren. Weißt du, wie diese Welt ihren Anfang nahm?“ Anshale konnte nur den Kopf schütteln. ,, Da sind wir schon zwei. Die Geister sind alt, aber auch wir waren nicht schon immer da. Aber wir wandelten schon auf dieser Erde, als deine Art nicht einmal existierte. Ich werde nicht versuchen, dir den Zeitraum begreiflich zu machen de zwischen damals und heute liegt, und ich bezweifle, dass selbst Grauer es ganz erfassen könnte.

Aber eines Tages erschient ihr auf der Bildfläche. Jahrhunderte, Jahrtausende lang und mehr gab es nur uns und die Tiere. Und diese sind… bestenfalls langweilig. Doch da waren plötzlich Menschen. Intelligente, bewusste Menschen. Aber eure Leben sind so kurz verglichen mit dem Zeiträumen, die ein Geist überblicken kann, ihr seid wie Tau auf einer Wiese, ihr seht die Sonne vielleicht kurz, aber den Mittag erlebt ihr nie. Einige von uns hatten Mitleid mit euch, andere waren Neugierig. Die ersten Bündnisse konnten so nicht lange auf sich warten lassen, aber wie groß war der Schrecken anderer, als sie feststellten, welchen Preis sie dafür

zahlten. Sterblichkeit. Die Geister waren plötzlich mit einem Problem konfrontiert. Zum ersten Mal erlebten wir… Angst. Und dadurch entstanden jene, die in euch eine Potentielle Bedrohung sahen… oder gar Sklaven. Du weißt, zu was wir fähig sind, aber die Grausamkeit, die wir heute an den Tag legen können ist nichts mit dem was damals geschah, der Ahnenkrieg. Ein Krieg zwischen den Geistern, dem ersten Konflikt, den diese Welt je erlebte. Es war ein langer Kampf, aber einen Geist, der an niemanden gebunden ist kann man nicht töten oder auch nur lange aufhalten. Also wurden unsere Gefallenen Brüder und

Schwestern in die Bäume gezwungen. “ Anshale schwieg einen Augenblick. Er konnte sich wirklich nicht vorstellen, von welchem Zeitraum Celcine sprechen musste. Zumindest aus seiner Sicht war doch alles immer wie jetzt gewesen, oder? ,,Wieso bist du eigentlich ein Fuchs ?“ , fragte er schließlich. Das ist eins ziemlich seltsame Frage. Wieso ist deine Haut weiß und nicht so dunkel wie die der Menschen der Inseln? Ich bin mir allerdings recht sicher, dass ich meine Erscheinung ändern könnte.“ , antwortete sie. ,, Warum tust du es dann nicht ?“ ,, Vielleicht weil es mir so gefällt,

vielleicht habe ich mich daran gewöhnt oder vielleicht weil ich normalerweise nicht einfach alles tue um das man mich bittet. Und möglicherweise solltest du lernen, weniger Fragen zu stellen.“ ,, Fragen sind etwas Gutes.“ , beharrte Anshale. ,, ich habe genug davon und wenn ich sie einfach ignorieren würde, wie sollte ich je herausfinden, wer ich bin ?“ ,, Ich glaube du stellst die falsche Frage Anshale. Es geht nicht darum, wer du bist. Es geht darum, ob du noch immer derselbe bist, wenn du dich erinnerst. Oder wird es dich verändern? Könntest du ertragen am Ende jemand zu sein, der du nie werden wolltest?

“ Er schüttelte den Kopf. ,, Es ist nicht wichtig, ob ich das kann. Ich werde mich dem stellen müssen und was immer meine Vergangenheit aus mir machen würde, es wäre nach wie vor ich, der sich entscheidet es hinter sich zu lassen, oder einen alten Pfad wieder aufzunehmen. Wie immer dieser dann auch aussähe.“

Kapitel 22 Die Nachricht


Anshale erkannte die Gestalt, die an die große Birke Ebenwalds gelehnt auf ihn wartete. Ein wenig schien der Mann in seiner weißen Kleidung mit dem Baum zu verschmelzen. Lediglich das fast glühende Blau seiner Augen und die Waffen stachen hervor. Ein harter Gegensatz zu dem rotäugigen Luchs, der ruhig neben ihm kauerte. Unwillkürlich fragte Anshale sich, ob er mit Ärger rechnen musste, wenn Nevis voll bewaffnet hier erschien. Andererseits… er kannte den Mann nicht und hatte bisher nicht ein Wort mit ihm

gewechselt. Er drehte sich nach Celcine um, konnte den Fuchsgeist aber nirgendwo mehr entdecken. Verdammt, fluchte er innerlich. Auf der anderen Seite, überraschte es ihn wirklich? Vermutlich war sie längst zurück bei Grauer, oder beobachtete ihn schon wieder heimlich… Verstohlen sah er sich um, während er, Nevis kurz grüßend, auf den Baum zutrat. Nichts. Die langen Schatten, welche die Gebäude warfen waren leer und auch die Dächer verlassen. Nevis lächelte das seltsame Lächeln, das ihm so zu Eigen zu sein schien, während er ihm eine Hand hinstreckte. ,, Nevis Ordbrand.“ , stellte er sich vor. ,, Ich

glaube wir sind uns noch nicht begegnet ?“ In den Augen seines Gegenübers blitzte so etwas wie Neugier auf, aber Anshale war sich nicht sicher, was er davon halten sollte. ,, Anshale…“ , antwortete er nur. ,, Und was verdanke ich eurem Besuch ?“ ,, Grauer macht ein ziemliches Geheimnis um euch und das heißt meist, das man ein Auge darauf haben sollte. Das letzte Mal, als der Alte mir etwas verschwiegen hat, bin ich Hals über Kopf in ein Lager voller Inquisitoren gestolpert.“ ,, Ja, das kenn ich, bei mir war es allerdings eine ganze Garnison.“ , erwiderte

Anshale. Nevis lachte, ein ehrliches Lachen, das Anshale fast dazu gebracht hätte mitzulache. ,, Ich sehe er ändert sich nicht mehr. Er spielt nur mit höherem Einsatz. Und diesmal will er aufs Ganze gehen. Wenn die Lage nicht so verzweifelt wäre, wäre ich fast geneigt ihm zuzutrauen damit Erfolg zu haben.“ ,, Ihr wisst schon, was er vor hat…“ ,, Er will mich für einen Feldzug gegen die Numen gewinnen. Von den zwei Zufluchten, die uns geblieben sind mag Ebenwald die größere sein, aber Dralyn hat die meisten Kämpfer übrig. Ihr werdet verstehen, dass ich mich vorrangig um meine eigenen Leute

Sorgen muss. Ich wünschet, es wäre anders.“ ,, Müsst ihr euch ihm nicht beugen, wenn er etwas Befiehlt ?“ ,, Ich sehe, ihr versteht unsere Politik nicht. Grauer mag offiziell der Anführer der Kal’ban und unsere gemeinsame Stimme sein, aber am Ende ist jeder Erwählte immer noch nur sich selbst verpflichtet. Das geht mit einer Macht wie der unseren Zwangsläufig Einher. Man kann einen Erwählten nicht wirklich kontrollieren, ich glaube das ist der Hauptgrund, aus dem uns die Kirche überhaupt hasst. Alte Männer , die in ihren Gemäuern sitzen und gerne hätten, dass sich die Welt nach ihren Wünschen

dreht. “ ,, Das heißt, ihr werdet nicht helfen ?“ Nevis schüttelte den Kopf. ,, Ich schulde Grauer einiges. Ich werde ihm zuhören und wenn er nach meiner Hilfe bittet, werde ich mit ihm ziehen. Aber ich kann genau so wenig Krieger, wie Ebenwald das kann. Selbst die fünfzig, die ich hier hergebracht habe werden uns fehlen und wir werden den Preis dafür in Blut zahlen, wenn es der Inquisition gefällt, ausgerechnet jetzt ein Vorstoß auf die Falkenaug-Berge zu wagen.“ Anshale konnte den Mann verstehen. Unter der unbeschwerten Maske des Erwählten lag die tiefe Sorge um die Leben seiner Leute, waren es Soldaten

oder einfache Männer und Frauen. Wie bei El. Vermutlich, überlegte er, war in einem derart langen Leben ihre Heimat die einzigen Konstante. ,, Ich denke ich kann….“ Anshale brach mitten im Satz ab. Etwas hatte ihn aufmerksam werden lassen. Ein Geräusch nur, das nicht in die Allgemeine Szenerie passte und ihm das Blut in den Adern gefrieren ließ. Das metallische Schaben einer Klinge, die gezogen wurde und der entfernte Duft von Räucherstäbchen… Beltanras von den Madrekai sah unruhig zu seinen beiden Gefährten, die im Schatten hinter ihn lauerten. Sie hatten

das geheime Tal schon vor einer Weile gefunden. Ein unaufmerksamer Klotz, wie diese Inquisitoren wäre vermutlich einfach daran vorbeimarschiert, aber die Lichtmuster auf dem Boden des dichten Waldes hatten die Späher aufmerksam werden lassen. Und was sie hier gefunden hatten… Beltanras konnte die verderbte Magie riechen, die diesen Ort umgab. Sie brachte die leisen Stimmen in seinem Kopf zum Schreien. Ketzerei sondergleichen. Er und seine Brüder hatten den Ort so gut es ging ausgespäht und nun hielt sie eigentlich nichts mehr hier. Ihr Auftrag war erfüllt und Madrea wartete auf sie. Eine Belohnung zum Ruhm des toten Gottes. Vielleicht würde

er dadurch ruhiger schlafen und die Quälenden Stimmen zurück nehmen… Aber nun bot sich eine neue Gelegenheit. Der Mann in Weiß dort unter dem Baum strömte das seltsame Gefühl von Elektrizität aus, das er so hassen gelernt hatte. Und es war nicht das schwache Flackern das alle Kal’ban in sich trugen, der Lebensfunken, den jeder Mensch besaß. Dieser Mann badete in Macht. Es war auf höchste weiße Wiedernatürlich, das er auch nur auf dieser Erde wandelte. Der ganze Platz schien bis auf den Mann in Weiß und den anderen, den er in den Feldern gesehen hatte leer zu sein. Sie konnten hier und jetzt ihren Ruhm noch vergrößern, für den toten

Gott… Seine Hand fuhr über seine Schulter und umklammerte den griff der Waffe. Anshale sprang grade noch Rechtzeitig beiseite um den Schlag zu entgehen. Ein Dolch raste nur knapp an seinem Hals vorbei und bohrte sich neben dem Kopf des Erwählten in den Stamm der Birke. Sofort wirbelte er herum, die Hand selbst am Griff seiner Waffe. Nevis reagierte ebenfalls sofort und hatte den Degen innerhalb von Sekunden in der Hand. Drei Gestalten standen wie aus dem Boden gewachsen auf der anderen Seite des Platzes. Alle drei trugen die

gleichen, offenen Gewänder unter denen sich dunkel ein Kürass abzeichnete. Über der Schulter trug jeder der Männer ein Schwert, dessen griff in einem Schlangenkopf auslief. Auf der Brust des Mannes in der Mitte lag ein schweres, dreieckiges Amulett. Anshale hatte es bereits einmal irgendwo gesehen. Auf Els Münze…. Der Mann mit dem Amulett trat vor und zog wortlos die Klinge von seinem Rücken. Anshale wich zurück. Drei gegen zwei. Es könnte besser stehen… Nevis lächelte jedoch nur versonnen. ,, Die Herren sind den ganzen Weg von Madrea nur zum Tanzen gekommen ?“ ,

fragte er und machte ebenfalls einen Schritt nach vorne. Die drei stürzten sich fas zeitgleich auf ihn, bevor Anshale dazwischen gehen konnte. Stahl schlug in einem rhythmischen Takt auf Stahl, als Nevis den Schlägen seiner Gegner auswich oder blockte. Obwohl sie zu dritt waren gelang es ihnen nicht, den Erwählten in Bedrängnis zu bringen. Mit fast stoischer Gelassenheit parierte dieser weiter Hieb um Hieb. Dann jedoch konnte er eine Klinge nicht mehr ganz ablenken. Der Stahl schrammte an seiner Wange entlang und hinterließ einen blutigen Kratzer. Nun endlich stürzte sich auch Anshale in den Kampf und drängte einen

von Nevis Gegnern mit einer Reihe schwerer Schläge zurück. Der Mann war gut, besser noch als die Inquisitoren, die wenigstens den Fehler machten sich zu sehr auf ihre schützenden Rüstungen zu verlassen. Sein jetziger Gegner hingegen kämpfte mit einer Entschlossenheit, die es ihm fast unmöglich machte, einen Treffer anzubringen. Nevis wehrte derweil die übrigen zwei Angreifer ab, die ihn jeweils von Links und rechts angriffen und wohl hofften, so endlich ihrem Gegner zuzusetzen. Und tatsächlich schien er Erwählte etwas an Selbstsicherheit zu verlieren. Er strauchelte und in genau diesem Moment stürzte der Gegner zu seiner Linken vor.

Ein Schrei erklang, als sich Stahl in Fleisch bohrte. Selbst. Anshales Gegner erstarrte kurz. Nevis stand teilnahmslos dar. Dann zog er die Klinge aus seinem Gegner, der tot in sich zusammenbrach. Wie hatte er das gemacht? Anshale war sich sicher gewesen, das Nevis verlieren würde… Ein Täuschungsmanöver, aber so echt, das es selbst ihn hereingelegt hatte. Der kurze Moment des Schreckens hielt jedoch nicht lange. Anshale musste einen heimtückischen Schlag seines Gegners abwehren, bevor er noch ganz den Kopf von dem Toten Angreifer abgewendet hatte. Die Klingen trafen sich in der Luft. Anshale löste sich

sofort aus dem Patt anstatt sich auf ein langes Kräftemessen einzulassen. Er konnte das entsetzte Einatmen seines Gegners hören, als sein Schwert dessen Brust durchbohrte. Nevis sprang derweil über einen Hieb seines verbliebenen Gegners einfach hinweg und verpasste ihm mit dem Korb seiner Waffe einen Schlag ins Gesicht. ,, Ist das alles, was ihr könnt ?“ , fragte er amüsiert. ,, Weißt du Junge, ich habe ein paar Jahrzehnte mehr Kampferfahrung als du.“ Mit diesen Worten schlug er seinem Gegner die Waffe aus der Hand. Der Mann sah einen kurzen Moment unschlüssig nach seinen zwei toten

Gefährten um. Dann gab er Fersengeld. Fast im selben Moment stürzte Gwenth, den Bogen und einen Pfeil in der Hand aus dem Haus gestolpert. Mit einer Geste bedeutete er Lina im Eingang stehen zu bleiben. ,, Was ist hier passiert ?“ , fragte er und sah dem flüchtenden Angreifer nach. Er war zu langsam offenbar noch benommen vom dem Schlag, dem Nevis ihm versetzt hatte. ,, Erschießt ihn.“ , sagte dieser und deutete auf den Flüchtigen. ,, Wenn er entkommt…“ Zögerlich hob Gwenth den Bogen. ,, Anshale….“ Es blieb keine Zeit lange zu diskutieren.

Nevis hatte Recht. Wer immer ihre Angreifer waren, sie waren nicht ihre Freunde. Und wenn sie wussten wo Ebenwald lag… Er hasste sich selbst dafür. Jemanden in den Rücken zu schießen hatte nichts ehrenhaftes, selbst wenn es ums bloße Überleben ging. ,, Wir haben keine Wahl.“ Gwenth sah ihn einen Augenblick entgeistert an. ,, Es tut mir leid.“ , flüsterte er ruhig. Und ließ den Bogen fallen… ,, Aber es gibt eines, das ich nicht tun werde und das ist töten.“ ,, Dann habt ihr uns alle Verdammt.“ , sagte

Nevis. Die Regenwolken am Himmel über Ekklesia verhießen nichts Gutes. Der Wind hatte von der See ehr aufgefrischt und trieb meterhohe Wellen gegen die Kaimauern der Stadt. Händler und Seefahrer waren gleichermaßen in Eile, den Hafen vor dem anrückenden Sturm zu sichern. Die Segel der Schiffe wurden eingeholt und fest vertäut, während dutzende von Arbeitern sich beeilten, die letzten Teile der Schiffsladungen von Bord zu bringen. Ein Kaufstand wurde von einer Böe umgeworfen und die dort aufgestapelten Lebensmittel verteilten

sich über den Boden. Die ersten Regentropfen fielen… Von all dem bekam man auf dem Kathedralenhügel der Stadt nur wenig mit. Die Buntglasfenster des gewaltigen Steinbaus schienen von innen her zu leuchten, so als könnte sich das schwache Licht der Kerzen sich der Anrückenden Finsternis noch in den Weg stellen. Hunderte von Menschen hatten sich im inneren der großen Hallen versammelt um Ovids Worten zu lauschen. Den Worten vom Ende des Krieges. Es würde bald vorbei sein, das wollte jeder hören. Doch nun war die Zeit der Worte vorbei, dachte Ovit, als er einen Blick aus den

Fenstern warf. Gesang stieg von der Menge auf, ein Choral, der grade durch das Zueinanderfinden der hundert verschiedenen Stimmen eine ganz eigene Schönheit bekam. SO als könnte er wie das Licht der Kerzen gegen die Finsternis gegen das Heulen des Sturmes bestehen. War der Gesang eines der wenigen Dinge, die sein Herz noch erreichten. Und in solchen Momenten… In solchen Momenten fand er Frieden und ein versteckter und seit langem Toter Teil seines Gewissens meldete sich. Vielleicht war die Welt nicht ganz so schwarz und weiß, wie er das

Glauben gelernt und gelehrt hatte. Vielleicht war er auch nur alt. Was wenn er statt Worten von krieg von letzten Schlachten die von Frieden wählte? Aber das wäre Verrat an allem, was er je getan hatte. An allem was die Numen lehrten. Er verbannte die Gedanken aus seinem Kopf. Nein. Ihr Pfad war lange Bestimmt. Das abrupte Ende des Chorals riss ihn endgültig zurück in die Realität. Die Türen zur Kathedrale waren aufgestoßen worden. Köpfe in der Menge drehten sich… Eine einzelne dunkel gekleidete Gestalt trat durch die Reihen der Gläubigen. Der Regen hatte den Geruch von Räucherstäbchen weggespült, doch

trotzdem war unverkennbar, wer zurückgekehrt war. Einer von drei. Immer noch besser als nichts. Nun also würde sich ihr Schicksal endlich erfüllen. Eine Welt in der die Numen der Herzen aller Lebenden beherrschten

Kapitel 23 Kriegsrat


,, Ebenwald liegt genau hier.“ Der überlebende Madrekai legte den Zeigfinger auf die Karte. Ein Ort irgendwo inmitten der Wälder des Kernlands. Anehlas musterte die Karte stirnrunzelnd. Ovit hatte den Madrekai direkt zu ihm in die Garnison gebracht und nun standen sie in einem großen Kartenraum im zweiten Stock des Hauptgebäudes. Ein Inquisitor in voller Rüstung bewachte die Tür. Der Boden bestand aus schweren Eichendielen, die bei jedem

Schritt knarrten, irgendwie empfand Anehlas dieses Geräusch immer als beruhigend. Sofern irgendetwas seinen brennenden Geist Ruhe bringen konnte. ,, Was könnt ihr mir über den Ort sagen ?“ , wollte er wissen und beugte sich über den großen Tisch, der fast ein Drittel des Raums einnahm. ,, Das ganze Tal ist ziemlich offen, ihr könnt euch also kaum unbemerkt mit einer Streitmacht nähern. Außerdem ist es durch einen Zauber geschützt, der es von außen mit den Wäldern verschmelzen lässt. Achtet einfach auf den Lichteinfall und ihr erkennt, wenn ihr richtig seid. Ziemlich in der Mitte gibt es eine Siedlung, ein paar dutzend Häuser, Holz

und Steinhütten. Nichts, was man zur Verteidigung nutzen könnte. Euer einziges großes Hindernis dürfte die Burg über der Siedlung sein. Aber ich habe die Anlage gesehen… Die Steine verwittern und das Holz der Tore ist alt. Alles in allem sind sie nicht darauf vorbereitet, angegriffen zu werden. Und…“ Er brach ab und sein Blick fokussierte sich auf Ovid. ,, Ich kann annehmen, das ihr euer Versprechen halten werdet ?“ ,, Ich habe es euch dreien geschworen. Madrea gehört euch.“ , sagte Anehlas. Ovid hätte am liebsten dagegen aufbegehrt, aber etwas riet ihm zu schweigen. Geduld. Mit etwas Glück würde sich das Problem Anehlas noch

früh genug selbst erledigen…noch früh genug selbst erledigen. ,, Die Erwählten halten ein Treffen ab. Es sind mindestens drei von ihnen dort, darunter der Wanderer selbst. Wenn ihr sofort zuschlagt, könnt ihr sie alle auf einen Schlag vernichten.“ Anehlas Gesicht wurde plötzlich düster. ,, Darauf habe ich fast siebzig Jahre gewartet.“ Er wendete sich an den Posten an der Tür. ,, Macht alle Truppen bereit.“ ,, Herr ?...“ , setzte der Mann an. ,, Alle. Und wenn ich alle sage meine ich auch wirklich alle. Jeden einzelnen Soldaten, jeden dreckigen ungewaschenen Söldner, jeden Bauer der

hier ankommt und weiß, an welchem Ende er ein Schwert packen muss. Sie sollen auf dem Hof Aufstellung nehmen und marschbereit sein. Ich will morgen da sein. Und ihr Madrekai werdet uns führen. Dann habt ihr euch eure Insel wirklich verdient.“ ,, Ihr Narr.“ Grauer klang nicht tadelnd oder enttäuscht. Auf eine Art schien es Gwenth… War das etwa Stolz in der Stimme des Alten? Ein Tag war vergangen, seit er den Spion hatte entkommen lassen. Einen Madrekai, einen Fanatiker… Nevis, Anshale, er, Lina und El hatten

sich bei grauer eingefunden, der sie alle in die Burg bestellt hatte. El war wegen Grauers halbherziger Schelte für den jungen Priester offenbar enttäuscht, sagte aber nichts. Das Obergeschoss des Wohnhauses der Burganlage wirkte düster. Der Abend hatte Wolken gebracht, welche die restlichen Sonnenstrahlen fast vollständig verdeckte. Grauer ließ sich am schweren Tisch nieder und stützte den Kopf in die Hände. ,, Sie sind bereits auf dem Weg hierher.“ , erklärte Nevis. Trotz der allgemeinen Anspannung blieb der Herr von Dralyn ruhig. ,, Das spüre ich in den

Knochen.“ Winter neben ihm nickte. ,, Sie sind nahe.“ , war alles, was der Luchs zu sagen hatte. ,, Also, was tun wir ?“ , wollte El wissen. ,, Wir haben nur die Möglichkeit zu fliehen oder uns zu stellen.“ ,, Können wir die Leute denn alle Sicher rausbringen ?“ , wollte Anshale wissen. ,, Vielleicht, aber sie nach Dralyn zu schaffen wird der schwierigere Teil.“ , erklärte Nevis. ,, Die Berge sind selbst in den wärmsten Sommertagen kein Terrain um dort hunderte von Menschen durchzuschleusen.“ Das ständige Lächeln war von seinen Lippen verschwunden. ,, Wenn wir…“ , setzte Gwenth an, als

die Tür zum Raum geöffnet wurde. Allerdings war es kein Mensch, der den Raum betrat. Ein gewaltiger weißer Wolf, der Gwenth fast bis an die Schultern reichte trat durch die Tür. Das Fell des Tieres, wenn es überhaupt eines war, war gesträubt. Anshale konnte seinerseits spüren, wie Nevis sich neben ihm anspannte. Er trug nach wie vor den Messergürtel und den Degen. ,, Kor ?“ , fragte Grauer. In seiner Stimme klang so etwas wie Hoffnung und… zum vielleicht aller ersten Mal seit Anshale ihn kannte Angst mit. Der Wolf sah zu dem alten Kal’ban herüber. ,, Kor kümmern eure kleinen

Streitigkeiten nicht. Er ist nicht bereit seine Meditation für solche Belanglosigkeiten zu unterbrechen.“ ,, Belanglosigkeiten ?“ Nevis war aufgesprungen, seine Handruhte am Griff seines Schwerts. ,, Sagt diesem Narren auf seinem Berg, wenn er zu abgehoben ist um mit uns zu sprechen, prügle ich ihm gerne bei nächster Gelegenheit wieder etwas Vernunft ein.“ ,, Nevis.“ , rief El. ,, Nein verdammt. Ich werde….“ Grauer brachte ihn mit einer Handbewegung zum Schweigen. ,, Ihr wisst doch, das er es nicht so meint. Kor ist… anders.“ ,, Ich habe diesen Namen jetzt schon ein

paar Mal gehört. Wer ist das?“ , fragte Anshale. ,, Ein Erwählter.“ , knurrte Nevis und musterte den Wolf, als wollte er das Tier mit Blicken töten. ,, Der älteste von uns und er hat seinen verdammten Berg seit Beginn des Kriegs nicht mehr verlassen. Warum auch immer… Aber er tötet zumindest jeden Inquisitor, der dumm genug ist zu Versuchen über die Pässe nach Dralyn zu gelangen. Und leider kehren auch viele unserer eigenen Boten erst gar nicht zurück.“ ,, Er ist einfach völlig verrückt.“ , erwiderte El. ,, Von ihm hätten wir ohnehin keine Hilfe zu erwarten.“ ,, Ich werde sicherstellen, dass er eure

Gedanken erfährt.“ , sagte der Wolf und trottete seelenruhig davon. Anshale konnte der Kreatur nur einen Augenblick nachsehen. Schweigen senkte sich über die Runde. Draußen zogen sich nur noch mehr Sturmwolken zusammen. Worauf warteten sie eigentlich? ,, Also keine Verstärkung.“ , stellte Gwenth fest und brach damit endlich das schweigen. Nevis schüttelte den Kopf. ,, Was haben wir ?“ El lachte düster. ,, Ihr meint, was wir einer Armee entgegenzusetzen haben ? Wenn ich alle Kampffähigen Leute zusammenrufe vielleicht dreihundert oder knapp vierhundert Krieger. Und dazu

weitere fünfzig Reiter der Sturmgarde.“ ,, Und wo steht die Inquisition ?“ , wollte Nevis wissen. ,, Ich habe nichts dagegen mich ihnen zu stellen , auch wenn ich nicht sehe, wie wir das Gewinnen sollten.“ Wie zur Antwort ertönte plötzlich ein Donnerschlag. Anshale sah aus dem Fenster. Der Sturm war noch weit weg und das war nicht das dumpfe Grollen eines Gewitters gewesen… Ein gewaltiger Schlag erschütterte den ganzen Saal, als irgendetwas die Scheibe des Fensters durchschlug. Gesteinssplitter wurden über die ganze Länge des Raums verteilt und Anshale konnte grade noch einem schweren

Wandteppich ausweichen, der Aufgrund der Erschütterung herabrutschte. Was war grade passiert? Langsam richtete er sich wieder auf. ,, Sind alle in Ordnung ?“ , wollte Nevis wissen. ,, Sieht aus, als hätte die Kirche sich einen besonderen Spaß bis zuletzt aufgehoben.“ Aus einer Wunde an der Stirn des Erwählten sickerte langsam Blut, das auf seinen weißen Umhang tropfte. ,, Was war das ?“ , fragte Gwenth, der Lina schützend beiseite genommen hatte. ,, Was wohl ?“ , erwiderte El grimmig, die sich ebenfalls wieder aufrappelte und den Schaden begutachtete. Was immer die Burg getroffen hatte, die Rückwand

des Raumes fehlte fast vollständig. Dort wo eben noch eine massive Wand gestanden hatte, war jetzt nur noch ein Abgrund, der hinab auf den Burghof führte. Regenwasser vom ebenfalls zerfetzten Dach strömte in Bächen herein und durchtränkte den kompletten Saal. Grauer sah mit zusammengekniffenen Augen über das Tal hinweg in Richtung Waldrand. ,, Ruft jeden zusammen, der bereits ist Ebenwald zu verteidigen.“ ,wies er El an. ,, Alle anderen sollen sich sofort in die Burg zurück ziehen. Ich fürchte unsere Zeit ist abgelaufen.“ ,, Was kann ich tun ?“ , fragte Nevis. ,, Wir brauchen Zeit.“ , erklärte Grauer. ,, Soviel wie ihr uns geben könnt. Wenn

El die Truppen versammelt hat, unterstelle ich sie eurem Kommando. Die Inquisitions-Armee muss direkt am Waldrand lagern. Wenn wir sie frontal angreifen und überraschen….“ ,, Und ihr lasst das Land um die Siedlung ganz außer Acht ?“ , fragte Anshale. ,, Wie meint ihr das ?“ , fragte El. ,, Sie rechnen genau damit. Mit einem Frontalangriff gegen ihre Hauptstreitmacht. Und wenn ich da drüben das sagen hätte, würde ich einen kleinen Truppenteil abkommandieren und Ebenwald damit umgehen. Dann könnte ich einem eventuellen Angreifer von zwei Seiten in die Zange nehmen.“ ,, Sie sind uns Haushoch überlegen, das

ist euch klar ?“ , fragte El. ,, Sie haben keinen Grund, sich aufzuteilen.“ ,, Und grade, weil ihnen das klar ist werden sie es tun.“ , antwortete er scharf. Es erschien ihm einfach so logisch. Und wenn El auf einen reinen Angriff bestand… dann würden sie gewaltige Verluste hinnehmen müssen. ,, Und seit wann wisst ihr, wie die Inquisition denkt ?“ ,, ich weiß es einfach. Hört zu, wenn es uns gelingt, diesen zweiten Trupp abzufangen, werden sie das ziemlich schnell merken. In dem Fall werden sie ganz sicher Boten schicken um befehle zu übermitteln und zu erfahren was los

ist.“ ,, Und ?“ , fragte Nevis neugierig. ,, Wenn wir dieser habhaft werden können, dann können wir das blanke Chaos auslösen. Wir ersetzen die Boten und streuen neue Befehle. Diesmal aber unsere eigenen.“ ,, Das ist völlig verrückt.“ ,, So verrückt, das es funktionieren könnte.“ , sagte Nevis. ,, Mit eurer Erlaubnis Grauer, El kann ihren Leuten befehlen was sie will, aber meine Sturmgarde steht euch zur Verfügung Anshale.“ Grauer nickte. ,, In diesem Fall“ , sagte er und zog die Klinge. ,, Werde ich gehen und ihren Angriff schon einmal

etwas hinauszögern.“ ,, Das könnt ihr ?“ ,, Achtet auf die Flammen.“ , war alles was er sagte, bevor er aus dem Raum trat. Anshale sah ihm nur Ungläubig nach. ,, Ich weiß nicht, aber ich fange an diesen Mann zu hassen.“ Celcine blieb kurz stehen, bevor sie Grauer folgte. ,, Wir reden in ein paar Jahrhunderten ja ?“ ,, Erst einmal müssen wir diesen Tag überstehen.“ , erwiderte El. ,, Nun gut. Wenn ihr und Nevis es schafft, diesen zweiten Trupp aufzuhalten Anshale, werde ich den Kämpfern von Ebenwald befehlen sich auf die Hauptstreitmacht

zu konzentrieren. So gewinnt ihr Zeit und wir stiften zusätzliche Verwirrung wenn wir plötzlich an zwei Fronten kämpfen. Ich werde derweil alle Zivilisten in die Burg bringen. Und ihr Gwenth werdet mir dabei helfen. Wen die Armee der Numen durchbricht und das werden sie, will ich so viele Schützen wie möglich auf den Mauern. Wenn ihr schon nicht selbst kämpft, dann könnt ihr ihnen wenigstens Anweisungen geben.“ Der Priester nickte, bevor er sich an Lina wendete. ,, Du bleibst hier, was immer auch passiert, Verstanden

?“ Anshale zog den letzten Riemen der Panzerung fest. Die Waffenkammern von Ebenwald waren erstaunlich gut gefüllt. Vermutlich war das eher den Umstand zu verdanken, das ihnen schlicht hunderte von Kämpfern fehlten…. Er hatte den Schwertgurt mit dem Rabenemblem, das Grauer ich geschenkt hatte angelegt. Darunter trug er hellblaue und weiße Kleidung, wie der Rest von Nevis Sturmgarde. Ein Kettenhemd, Armschienen und mit Stahlstreifen verstärkte Stiefel und Beinschienen aus Leder rundeten seine Ausrüstung ab.

Trotz des zusätzlichen Gewichts der Rüstung fiel es ihm erstaunlich leicht, sich darin zu Bewegen. Er zog die Klinge und überprüfte kurz die Schneide. Der Stahl war immer noch so scharf wie an dem Tag, an dem er sie von einem aufgebrachten Inquisitor gestohlen hatte. Die Waffe nach wie vor in der Hand verließ er die Waffenkammer und trat nach draußen auf den Burghof. Der Regen hatte das Gelände in eine aufgewühlte Schlammwüste verwandelt, in der sich Alte, Frauen und Kinder zusammenkauerten. Manche saßen unter den schützenden Dächern der Wirtschaftsgebäude, andere starrten apathisch zum Himmel, als könnte ihnen

etwas dort eine Antwort geben. Und noch immer strömten mehr Menschen durch die offenen Tore hinein, angetrieben von El, die sie immer wieder zur Eile ermahnte. Der einzige ruhige Fleck in dem ganzen durcheinander waren Nevis und seine Reiter. Der Herr von Dralyn, den Luchs Winter neben sich, grüßte ihn flüchtig, sobald er ihn erkannte. Er führte zwei Pferde am Zügel, von denen eines für Anshale bestimmt wäre. Ohne weitere Worte schwangen sich beide in den Sattel. ,, Also dann meine Herren.“ , wendete Nevis sich an die versammelte Sturmgarde. ,, Willkommen zu eurem eigenen Begräbnis. Unsere Aufgabe für

die nächsten Stunden lautet, eine zweite Streitmacht des Feindes auswendig zu machen und dann aufzuhalten. Obwohl dieser Trupp deutlich kleiner sein dürfte, als ihre Hauptarmee im Wald können wir davon ausgehen, dass sie uns immer noch deutlich überlegen sind. Möchte mir also jetzt jemand mitteilen das er Angst vor dem Tod hat ist jetzt die letzte Gelegenheit dazu.“ Schweigen war die Antwort. ,, Nun in diesem Fall“ ,Nevis zog das Schwert und schwang es in einem Bogen demonstrativ über den Kopf, ,, geben wir unseren Feinden Gelegenheit ihre Furcht vor dem Tod neu zu entdecken.“

Kapitel 24 Die Schlacht um Ebenwald


Anshales Gedanken rasten, als er einen Hieb abwehrte, der seinem Bein gegolten hatte. Er hatte letztlich Recht behalten. In der Ferne konnte er sehen, wie sich einige Reiter aus der noch immer tobenden Schlacht lösten und sich auf den Weg machten, die Boten abzufangen. Wenn es gelang… Dann konnten sie vielleicht sogar auf einen Sieg hoffen. Nachdem er, Nevis und dessen Sturmgarde die Siedlung Ebenwalds und die ersten Felder hinter sich gelassen hatten, hatte es nicht lange gedauert, bis

sie den etwa hundertfünfzig Mann starken Trupp gepanzerter Soldaten bemerkten. Allerdings blieb ihnen auch nicht erspart, dabei selber entdeckt zu werden. Die flachen Ebenen rund um die Burg boten kaum Schutz. Nevis gab seinen Leuten den Befehl auszufächern, als sie ihre Gegner fast erreicht hatten. Im nächsten Moment krachten die Reihen der Bewaffneten auch schon ineinander. Anshale wehrte eine Lanze ab, mit der jemand nach ihm stach. Im gleichen Moment jagte ein Pfeil an seinem Kopf vorbei. Er konnte den Schützen versteckt hinter einer Wand aus Pikenträgern sehen, die sich dem Ansturm von Nevis Gardisten noch

entgegenstellten. Auf eine Art bewunderte Anshale die Inquisitoren für ihre Disziplin. Obwohl die Reiter ohne langsamer zu werden in die Reihen der Soldaten geritten waren und bestimmt ein dutzend sofort getötet hatten wurde niemand panisch. Stattdessen bildeten die schwer gepanzerten Krieger einen Kreis, den die Sturmgarde nicht durchbrechen konnte. Und der Tot jagte ihnen in Form von Pfeilen und Armbrustbolzen nach. Anshale konnte das Blut auf den weißen Uniformen von Nevis Garde erkennen. Und nur ein Teil davon stammte von ihren Gegnern. Immer wieder suchte er eine Lücke in der Formation zu finden, musste aber

feststellen, dass es sinnlos war. Nevis war offenbar zu dem gleichen Schluss gekommen. Auf ein Handzeichen hin zogen sich die Reiter von der Formation aus Soldaten zurück. Stattdessen war es nun der Erwählte allein, der keine hundert Schritte von den Soldaten entfernt wartete. Ein schwaches Lächeln lag auf seinen Lippen, als er die Hand hob. Winter, der sich die ganze Schlacht über dicht an der Seite des Herrn von Dralyn gehalten hatte löste sich in blauen Dunst auf, während Nevis weiter zu der langsam unruhig werdenden Phalanx herübersah. Ein Bogenschütze tauchte zwischen den Speerträgern auf und feuerte einen Pfeil direkt in Nevis

Richtung. Dieser hob nur eine Hand und das Projektil gefror mitten im Flug. Harmlos zerplatzte es am Brustpanzer des Mannes. ,, Ich biete euch an euch zu ergeben.“ , rief Nevis laut genug, das ihn alle verstehen mussten. ,, Tötet den Hexer.“ , war die Antwort und ein Dutzend weitere Böge, die gespannt wurden. ,, Dann sei es so.“ Anshale konnte nur entsetzt zusehen, wie Nevis seinem Pferd die Sporen gab, und direkt auf die Formation aus Soldaten zusetzte. Bevor er die Soldaten erreichte, flogen die ersten Pfeile. Einige verfehlten ihn knapp, aber drei fanden doch ihr Ziel

und bohrten sich in den Körper seines Pferds. Nevis sprang sofort aus dem Sattel, mittlerweile viel zu nah an den Reihen aus Bewaffneten, das ihn noch jemand aufhalten konnte. Mit einem Satz war er übe den Köpfen der Sperrträger hinweg und mitten unter den Bogenschützen. Ruhig richtete er sich auf, während diese ihn umstellten. Statt den Bögen hatten die meisten nun Kurzschwerter mit breiter Klinge gezogen. Ein wenig erinnerten sie Nevis an Schlachtmesser… Unelegante Waffen, die nicht für einen Klingentanz geeignet waren, dachte er. Die ersten drei Schützen griffen ihn fast zeitgleich an. Nevis wehrte die erste

Klinge mit dem Degen ab, duckte sich unter der zweiten Weck und stieß dem dritten Angreifer die Faust in die Brust. Der Schlag ließ den Mann in der Bewegung erstarren. Eis breitete sich von dem Treffer her aus und zog langsam das Leben und die Wärme aus dem Körper des Soldaten. Alles wich nun von dem Zauberer zurück. ,, Zu spät.“ , sagte er ruhig, ,, Ich habe euch die Gelegenheit zum Rückzug geboten.“ Mit diesen Worten wirbelte er herum. Sein Schwert beschrieb einen Kreis in der Luft, die sofort erstarrte. Ein scharfkantiger Ring aus Eis entstand, der ohne jede Stütze mitten in der Luft schwebte. Nevis setzte die Klinge ab und

im nächsten Moment splitterte der Kristalline Ring auf und raste in die Reihen der Inquisition. Keine Panzerung und keine noch so dicke Schicht aus Stahl hielten den magischen Projektilen stand. Sobald ein Eispfeil einen der Krieger trafen flogen sie einfach ungebremst weiter und durchtrennten dabei Knochen Haut und Stahl. Ale es endlich vorbei war standen neben Nevis nur noch ein halbes Dutzend Inquisitoren. Alle anderen waren verletzt, tot oder kurz davor. Anshale hatte dem Zerstörungswerk mit einer Mischung aus Faszination und entsetzen zugesehen. Unglaublich, dass ein einzelner Mann über eine solche

Macht verfügen sollte… ,, Sammeln.“ , befahl Nevis und die Reitergarde scharrte sich um ihn. Jemand brachte das Pferd eines gefallenen heran und der Erwählte schwang sich auf dessen Rücken. ,, Und jetzt ist die Hauptstreitmacht dran.“ , sagte er kalt. ,, Wenn euer Plan aufgeht Anshale, werden wir sie völlig unvorbereitet erwischen.“ Hauptmann Alexei beobachtete das Schlachtfeld. Nur knapp vierhundert Kämpfer stellten sich auf dieser Seite der Burg ihrem Ansturm entgegen. Aber das verbissen und Hartnäckig. Durch ein

Fernglas beobachtete er vom Waldrand aus die Schlacht. Sie hatten fast fünftausend Mann aufgeboten. Es war nur eine Frage der Zeit, bis sie siegten. Doch immer wieder flackerten Flammen zwischen den Reihen seiner Soldaten auf, die dutzende Kämpfer in einem einzigen Augenblick verschlangen. Irgendwo dort unten kämpfte ein Erwählter der Geisterbeschwörer. Vielleicht ja sogar der Wanderer selbst… Bei dem Gedanken packte ihn eine entfernte, abergläubische Furcht. Nein, die Numen würden sie schützen. Heute war ihr Tag… Hinter ihm in den Schatten der Bäume ruhten auf schweren Holzplattformen vier Kanonen. Kleine Blech-Deckel

schützten die Zündschnüre der Waffen vor dem niederprasselnden Regen. Sie hatten die Waffen bereits für einen ersten Angriff auf die Burg benutzt, aber solange ihre Soldaten dicht an dicht mit den Kalban kämpften konnten sie die schweren Geschütze nicht einsetzen Sie würden mehr Schaden anrichten als nützen. Wo bloß Anehlas steckte, fragte er sich. Er hatte den Großmeister bei Beginn der Kämpfe aus den Augen verloren. Aber Anehlas konnte sich selbst durchaus verteidigen. Viel mehr Sorgen machte ihm, das auch der Madrekai der sie geführt hatte verschwunden war. In einem wahren Gewaltakt war es ihnen

gelungen, innerhalb eines einzigen Tages mit alle Truppen hier anzukommen. Anfangs hatte Alexei sich noch Sorgen um den Zustand der Soldaten gemacht, aber der spielte bei der Übermacht kaum eine Rolle. Und wenn jetzt ihre Reservetruppen aus dem Hinterhalt auftauchten wäre das Schicksal der kleinen Kämpferschar im Tal unter ihm besiegelt, Wanderer hin oder her. Er hatte bereits vor einer halben Stunde einen Boten losgeschickt, der nachfragen sollte, was sie aufhielt. Er musste bald zurückkommen. Hufschläge bestätigten ihm schließlich seine Vermutung. Ein Mann näherte sich über die Felder fernab des eigentlichen

Schlachtfelds. Er trug die Kleidung eines Feldboten, lediglich ein weiß-blauer Umhang, der ihm über die Schultern fiel wich von der Uniform ab. Alexei nahm sich vor den Mann dafür später zu Tadeln. Es gab einen Grund für einheitliche Kleidung und Farben. Sie mussten einander doch erkennen können. Irgendwie machte ihn der Gedanke unruhig, als wäre ihm etwas entgangen… Bevor Alexei weiter darüber nachdenken konnte, war der Bote jedoch schon heran. ,, Nachricht vom zweiten Verband Herr.“ ,, Lasst hören.“ ,, Sie Rücken auf die Burg vor, sind jedoch dort auf Wiederstand gestoßen.

Nichts womit sie nicht fertig werden, trotzdem solltet ihr eure Truppen aufteilen.“ ,, Aufteilen hm ?“ , fragte er. ,, Ihr habt Anehlas nirgends gesehen oder ?“ Der Bote strich sich nervös durch die Haare. Sie waren Schweißnass. ,, Nein Herr.“ ,, Gut. Gebt Nachricht an den linken Flügel. Er soll aus sich aus dem Gefecht mit den Kal’ban zurückziehen und dem zweiten Verband zur Hilfe kommen.“ Der Bote nickte, dann gab er dem Pferd die Sporen und galoppierte davon. Jetzt mussten sie ihre Kräfte schon komplett anders aufteilen. Aber es war egal. Solange die Kal’ban keine Verstärkung

bekamen…. Er stutzte. Hinter der Burg im Zentrum es Tals war eine Schar weiß gekleideter Gestalten aufgetaucht. Alexei setzte sofort das Fernglas wieder ans Auge. Es waren wohl knapp fünfzig Reiter, die sich Rasch den Schlachtreihen näherten. Den Reihe aus denen grade der linke Flügel ausschwenkte und versuchte sich neu zu organisieren…. Oh verdammt…. Alexei hätte am liebsten eine Warnung geschrien, aber auf die Entfernung konnte ihn ohnehin niemand hören. Der erste weiße Reiter, ein Mann mit blondem Haar und Spitzbart hob nur den Arm, als er mitten zwischen die Reihen der Inquisition galoppierte. Um

ihn herum gingen die Männer Scharenweise nieder. Einige froren in der Bewegung ein, andere schafften noch ein paar Schritte…. Im Selben Moment flackerte in der Mitte des Schlachtfeldes erneut Feuer auf, das eine ganze Abteilung Inquisitoren verzehrte. Wie viele Magier hatten die verdammten Geisterrufer noch? Alexei hatte nicht vor, es herauszufinden. ,, Ladet die Kanonen, zielt auf die weißen Reiter.“ Anshale war euphorisch zumute, als er mit Nevis und den anderen durch die Reihen der Inquisition brach. Es konnte

klappen. Als er aufsah hatte Nevis sich schon weit abgesetzt, eine Spur aus gefrorenen Körpern hinter sich lassend. Sein Gesicht wirkte angespannt und ausgehärmt, als er schließlich anhielt um die Reiter zu sammeln. ,, Alles in Ordnung bei euch ?“ , wollte Anshale wissen, als er zu dem Erwählten aufschloss. ,, Geht schon.“ , sagte er und grinste breit. ,, Wir schaffen es. Ich hatte nicht damit gerechnet aber….“ Ein gewaltiger Schlag ließ ihn verstummen. Kurz pfiff etwas durch die Luft, bevor der Boden unter ihnen Weggerissen zu werden schien. Der ohnehin von tausenden Füßen

aufgewühlte Grund wurde hochgeschleudert, als ein einziges Geschoss mitten in die Reihen der Sturmgarde krachte. Nevis wurde aus dem Sattel geschleudert und auch Anehlas Pferd knickte ein, als Trümmer und Erde über ihnen niedergingen. Er schlug hart auf dem Boden auf und blieb einen Moment regungslos liegen. ,, Anshale, hoch mit euch.“ Hände zerrten ihn auf die Füße. Nevis. Um sie herum lagen gestalten in Weiß auf dem Boden. Anshale versuchte abzuschätzen, wie viele sie verloren hatten. Zwanzig ? Mehr ? Und das mit einem einzigen Angriff… Auf eine Art konnte er grade

verstehen, wie sich die Inquisition den Magiern der Kal’ban gegenüber fühlte. ,, Wir müssen da hoch.“ Nevis deutete auf den nahen, zu einem Hügel ansteigenden Waldrand. Auf hölzernen Gerüsten lagen dort mehrere Stahlrohre. Aber zwischen ihnen und diesen befanden sich praktisch keinerlei Gegner mehr. Anshale nickte. In seinen Ohren klingelte es. Und Nevis schien es kaum besser zu gehen. Er hinkte leicht, überspielte das aber mit einer seltsam anmutenden Eleganz. Anshale setzte sich schleppend in Bewegung und folgte der weiß gewandeten Gestalt den Weg zum Waldrand hinauf. Noch immer trieb

Rauch aus den Mündungen der großen Waffen, die dort warteten. Wer baute so etwas? Ein versprengter Inquisitor in halb zertrümmerter Rüstung stellte sich ihm in den Weg. Den dazugehörigen Helm hatte er offenbar ebenfalls verloren und die Haare standen ihm wirr vom Kopf ab. Kurz empfand Anshale Mitleid mit dem Mann. Dieser schwang jedoch einen Kriegshammer nach Anshale, der sich jedoch geschickt darunter hinwegduckte und dem Mann das Schwert in den Hals rammte. Am Waldrand schließlich standen ein gutes Dutzend Soldaten bei den Geschützen Wache. Söldner, keine der

gepanzerten Elite-Soldaten der Inquisition. Ein Mann, der die Abzeichen eines hochrangigen Offiziers trug brüllte Befehle, dass man die Waffen wieder einsatzbereit machen sollte. Einen Augenblick lang sah er nur verwirrt zu ihnen herüber. ,, Was zur… Anehlas ?“ , fragte er offenbar verwirrt. Anshale hielt inne. ,, Ich bin nicht….“ Nevis ließ ihm jedoch keine Zeit, auszusprechen oder dem Offizier Gelegenheit zu bieten, seinen Fehler zu erkennen. . Der Herr von Dralyn stürzte vor und schleuderte dabei drei Messer in die Reihen der Inquisitoren. Jede der Klingen fand ein Ziel. Die erste drang in

den Hals des Offiziers, der nur noch einige Schritte zurück taumelte, bevor er zusammenbrach. Die anderen beiden trafen zwei der Wachen in die Brust. Die anderen wichen vor dem Zorn des Erwählten zurück. Eis bildete sich in einem kleinen Umkreis um Nevis Füße, als er, die übrigen Söldner ignorierend, auf die Kanonen zutrat. Anshale folgte ihm mit Abstand und behielt dabei die überlebenden Soldaten im Blick. Unten im Tal wurde die Schlacht weiterhin mit gnadenloser Härte weitergeführt. Aber wenn er sich nicht irrte… Eine Flammenzunge neben ihm unterbrach alle Gedanken. Unten in den Reihen der Inquisitoren brach Panik aus, als eine

Kanonenkugel ihre Phalanx zerlegte. Dutzende in Stahl gekleideter Gestalten segelten durch die Luft. Sofort ergriffen die Kal’ban die Gelegenheit und preschten in die Lücke vor. ,, Was habt ihr getan ?“ , fragte Anshale. ,, Den Kampf für uns entschieden.“ , meinte Nevis. ,,Die anderen drei sind noch geladen. Helft mir kurz sie auszurichten…“ Eine Bewegung im Wald ließ Nevis im Satz innehalten. ,, Sieh einer an. Was für seltsame Zufälle es doch gibt. Nevis Ordbrand. Ihr seid so etwas wie eine Legende unter meinen Soldaten. Und ihr…. Grauers neueste Schachfigur, nehme ich an. “ ,

sagte Anehlas.

Kapitel 25 Els letztes Gefecht


El starrte über die Mauerzinnen hinweg auf das Schlachtfeld. Sie schnippte eine, selbst in der zunehmenden Dunkelheit noch strahlende, Goldmünze in die Luft und fing sie wieder. Gwenth stand ein gutes Stück entfernt auf einem Turm und wies eine Gruppe Bogenschützen ein. Auch wenn sie es nicht zugeben wollte, er machte seine Sache gut, besser als sie ihm das je zugetraut hätte. Trotzdem machte sie sich keine großen Hoffnungen, während sie die Mauern entlangeilte, den Blick immer auf das Schlachtfeld gerichtet.

Aber es gab einen kleinen Lichtblick. Vor wenigen Augenblicken hatten Nevis Reiter eine ganze Abteilung der Inquisition angegriffen und der Herr von Dralyn selbst hatte eine Spur der Verwüstung in ihren Reihen hinterlassen. Nevis konnte grausam sein wenn es nötig war, egal wie abwesend oder gar unernst er manchmal wirken mochte. Bevor sie jedoch genau wusste, was geschah erleuchtete das aufflackern einer Kanone den Waldrand. Die in Weiß gekleideten Reiter wurden zu Boden gerissen, als eine Kugel ihre Reihen durchbrach und etliche blieben Regungslos im Schlamm liegen… El wendete sich ab. Unten auf dem Hof

rannten grade die letzten Bewohner Ebenwalds zum Tor hinein. Ein bunter Haufen Gestalten. Ein Mann in einer seltsamen dunklen Robe lief neben einigen aufgeschreckten Frauen und Kindern , daneben hatte jemand doch tatsächlich ein Fuhrwerk den Berg hinauf gebracht… Aber der Mann in der dunklen Robe stach heraus. Auf dem Rücken trug er ein Schwert, wie El es bisher noch nicht gesehen hatte. Hatten nicht alle Kämpfer Befehl, sich auf dem Schlachtfeld zu sammeln ? Gut hundert Menschen drängten sich mittlerweile auf der aufgewühlten Fläche und warteten auf ihr Schicksal. Wie

immer das auch aussehen mochte, dachte El und musste daran denken, wie das Kanonenfeuer eben Nevis Reiter zerschlagen hatte. Wieder erfüllte Donner die Luft, als die Geschütze erneut feuerten. Diesmal jedoch riss das Projektil eine Bresche in die geschlossene Formation der Inquisitions-Soldaten. Was ging da nur vor sich? Entweder ein Versehen oder…. ,, Ein Fernrohr los.“ , rief sie einem Bogenschützen zu, der in ihrer Nähe stand. Sobald sie das Gerät in Händen hatte, richtete sie es auf den Waldrand, wo die Todbringenden Waffen der Inquisition stehen mussten. Zwischen Blättern und Zeigen konnte El kurz die

Umrisse zweier Gestalten in weiß erkennen. Sie lächelte zum ersten Mal seit Beginn des Kampfes wieder. ,, Ela.“ Die Eule kreiste in einiger Entfernung über den Burgmauern und kam nun herüberflogen. ,, Ich träume doch nicht oder ?“ Der Geist in seiner Vogelgestalt hatte bessere Augen als sie. , Anshale und Nevis.“ , sagte sie nur. Es geschahen doch noch Zeichen und Wunder… Schreie vom Hof ließen sie jedoch schnell in die Wirklichkeit zurück finden. Was ging jetzt wieder vor sich… Der seltsame Mann, der eben mit den restlichen Flüchtlingen aus der Siedlung eingetroffen war hatte die Klinge

gezogen und einen Flüchtling niedergestreckt. Sie schloss die Hand um die Goldmünze und zog selbst das Schwert. Gwenth konnte nur entsetzt zusehen, als er sich nach den Rufen umdrehte. Mitten auf dem Hof unter den unbewaffneten Siedlern stand ein Madrekai… Er konnte das dreieckige Symbol erkennen, dass diese um den Hals hängen hatte. Hatte sich dieser Irre etwa einfach unter die Flüchtlinge gemischt? Wie betäubt griff er zum Bogen, während die übrigen Schützen auf dem Wall bereits auf den Feind in ihrer Mitte anlegten. Die Leute standen zu dicht beieinander,

schreckensstarr. Sie konnten nicht auf den Mann schießen. Und Lina war da unten… ,, Niemand feuert, bevor ich es nicht sage.“ , rief Gwenth und zu seiner Erleichterung senkten fast alle Schützen den Bogen. ,, Ich fordere eure Hexer heraus.“ , rief die dunkel gekleidete Gestalt ihrerseits und hielt die Klinge demonstrativ an die Kehle eines Flüchtlings. Egal wie schnell der Mann war, wenn ein Pfeil ihn sofort tötete… Im Kopf überflog er die Entfernung. Es war zu schaffen. Aber konnte er das? Er hatte es einmal nicht geschafft, das Leben eines Menschen zu nehmen.

Ela landete neben ihm. ,, Kannst du ihn töten ?“ , fragte sie. Also würde sich die Vorhersage des Geistes heute Bewahrheiten, dachte Gwenth. Er zögerte nach wie vor. Gwenth würde sich jetzt entschieden müssen. Der Mann da unten hatte mehr getan, als sich zu verteidigen, mehr als einen Bewaffneten zu attackieren. Er hatte mindestens einen Unschuldigen und völlig wehrlosen Menschen getötet… Und er würde hier nicht aufhören, das wusste Gwenth. Wieder schätzte er die Entfernung. Der Regen hatte die Sehnen der Bögen aufgeweicht. Die Federnd er Pfeile waren schwer. Er musste sicher

gehen. Er musste näher ran… El ihrerseits sprang mit einem Satz von der Mauer und rollte sich auf dem aufgeweichten Grund ab. ,, Das wäre dann wohl ich.“ , sagte sie entschlossen. Der Madrekai betrachtete sie einen Augenblick, dann lachte er. ,, Eine Frau ?“ Er stieß den Flüchtling, den er als menschliches Schild genutzt hatte Beiseite. ,, Seit ihr so verzweifelt, das ihr euren Weibern jetzt schon Schwerter in die Hand drückt ?“ El ließ die Beleidigung über sich ergehen. ,, Ich hoffe ihr seid bereit euch eines Besseren belehren zu lassen

Wahnsinniger.“ ,, Euer Tod bietet keine Ehre.“ , erwiderte der Madrekai ruhig. Einen Augenblick schien die Welt den Atem anzuhalten. In ihrem Fanatismus waren die Madrekai gefährlicher als selbst die schlimmsten Inquisitoren. Ihre Leben bedeuteten ihnen nichts. El spannte sich an und konzentrierte sich. Sie könnte den Irren mit einem Zauber auslöschen, ein Gedanke reichte… Eine eisige Kälte, die plötzlich nach ihr zu greifen schien machte diese Idee zu Nichte. Es war der Tod, der nach Ebenwald gekommen war. Und nun hatte er einen ihrer Brüder geholt… Sie spürte es, wenn ein Erwählter starb. Grauer…

Es war dumm gewesen, das der Alte Kal’ban sich entschieden hatte selbst in vorderster Front zu kämpfen. Sie fasste wieder ihren Gegner ins Auge. Jemand würde dafür büßen… Sie holte nach dem Madrekai aus, der sofort zurücksprang. Ihre Schwerter trafen sich in der Luft. El trat nach dem Fanatiker, so dass dieser erneut gezwungen war zurückzuweichen. Mit einer Reihe rascher, aber ungezielter Schläge brachte sie ihren Gegner noch weiter in Bedrängnis. Er wusste ja nicht, mit wem er sich eingelassen hatte. Und der Zorn eines Erwählten kannte keine Gnade… Mit einer Bewegung stieß El das Schwert ihres Gegners Beiseite, der

plötzlich keine Verteidigung mehr hatte. ,, Das ist für Grauer.“ , flüsterte sie und holte zu einem letzten Schlag aus, der dem Madrekai den Kopf vom Rumpf trennen würde. Plötzlich stürzte der Mann jedoch wieder vor. Sie stolperte zurück. Von irgendwo her hatte eine erstaunliche Menge Blut ihr Hemd durchtränkt. Schmerzen hatte sie keine. Noch nicht…. Der Madrekai stand, ein selbstzufriedenes Lächeln auf den Lippen da, nach wie vor einen blutigen Dolch in der Hand. ,, Wie ?“ Ihre Beine wollten sie nicht mehr tragen… Ihre Hand öffnete sich und die Goldmünze landete mit ihrem

Schwert auf dem Boden. ,, Ich habe von euren Brüdern gelernt. Das war für meine Gefährten.“ Gwenth rannte die gewundenen Stufen des Turms hinab. Ela segelte neben ihm die Treppe hinab, doch als er grade den letzten Absatz erreichte, erstarrte der Geist plötzlich im Flug und prallte gegen die Steinwand. Sofort ließ der Priester sich auf ein Knie neben der gestürzten Kreatur nieder. ,, Was ist los ?“ Vorsichtig und unsicher hob er den kraftlosen Vogel auf und hastete weiter die Stufen

hinab. ,, El…“ ,, Was ist mit ihr ?“ Der Geist antwortete nicht mehr. Verdammt… Er sprang die letzten Stufen geradezu hinab. Er landete auf den Füßen, schwankte aber einen Moment unsicher bevor er auf den Hof hinaus trat, den Bogen und einen Pfeil in der einen Hand und den geschwächten Geist in der Beuge des anderen Arms. El lag am Boden, der Madrekai hingegen stand, ein Messer und ein Schwert in der Hand über ihr. Vorsichtig bettete Gwenth die Eule auf den Erdboden. Er brauchte beide Hände. Gwenth zögerte diesmal nicht. Sein

Geist wurde ruhig, sobald er den Pfeil auf die Sehne spannte. Er konnte den Kopf des Madrekai zu ihm herum schnellen sehen und der Ausdruck darauf zeigte ihm, das er Verstand. Es war vorbei. Er würde hier sterben. Gwenth ließ die Sehne los. Der Pfeil schnellte vom Bogen. Schnell wie ein Blitz riss der Madrekai die Klinge hoch. Das war doch unmöglich…. Der Pfeil traf genau auf die Breitseite des Schwerts und prallte im hohen Bogen davon ab. ,, Ein guter Versuch.“ , knurrte der Madrekai, während er auf Gwenth zutrat. ,, Aber euer letzter.“ Mit einem Aufschrei stürzte sich sein Gegner auf

ihn. Innerlich hatte Gwenth mit dem leben abgeschlossen. Instinktiv riss er den Bogen hoch um damit zumindest den ersten Hieb des Madrekai abzuwehren. Das Holz würde kaum standhalten… Nichts geschah. Gwenth senkte langsam den Bogen. Was war passiert? Der Madrekai war in der Bewegung erstarrt. Im nächsten Moment wurde er in die Luft gerissen und blieb dort schweben. ,, Was…“ Weiter kam er nicht, als ihn eine unsichtbare Kraft bereits gegen die Mauern der Burg schleuderte. Der Mann viel zu Boden und blieb regungslos liegen. Hinter ihm stand Lina, eine Hand erhoben. Ihr Amulett schien in einer

unsichtbaren Windböe zu tanzen. ,, Du tust keinem mehr weh.“ , sagte sie. Gwenth konnte erkennen, dass das Mädchen fast weinte. ,, Nie mehr.“ Ein großer, verwitterter Steinblock löste sich aus dem Mauerwerk und begrub den Körper des Madrekai unter sich. Gwenth musste den Kopf abwenden, aber das Geräusch, als sämtliche Knochen im Körper des Fanatikers zerquetscht wurden konnte er nicht ignorieren. ,, Lina ?“ , flüsterte er. Sie nickte lediglich und im gleichen Moment setzte sich ein kleiner Kolibri auf ihre Schulter. ,, Lina ?“ , wiederholte Gwenth nur. ,, Es…

Ich…“ ,, Es ist ok.“ , sagte er und löste sich aus seiner eigenen Erstarrung. ,, Alles ist in Ordnung.“ Natürlich wusste er, das das eine Lüge war. Gwenth musste sich kurz zwingen, seine Schwester in die Arme zu schließen. Hatte er Angst? Kurz ja. Aber er würde sie nicht fürchten… Niemals würde er das. Er hatte heute gesehen, zu was die Angst die Menschen trieb. Das ganze Massaker vor den Toren der Burg und der Kampf hier. Er hatte genug davon und schleuderte den Bogen von sich, sobald er Lina losließ. El…. Rasch sprang er an die Seite der verwundeten Kriegerin. Sie blinzelte

träge, so als könnte sie ihn nicht richtig erkennen. Ela hatte sich mit einigen schwachen Flügelschlägen an ihre Seite geschleppt. ,, Ihr… habt euch entschieden.“ , sagte El schwach. ,, Das ist gut.“ ,, Ruhig.“ Er betrachtete die erstaunliche Menge Blut, welche den Boden trotz des Regens rot färbte. Das konnte nicht sein… Aber gleichzeitig musste er der Wahrheit ins Gesicht sehen. Es war ein Wunder, das sie überhaupt noch atmete… ,, Ihr werdet euren Weg finden. Ich fürchte meiner Endet hier.“ Gwenth wurde wütend. Sie konnte doch nicht einfach aufgeben, das

war…. ,, Ihr werdet jetzt nicht einfach….“ Lina trat stumm an seine Seite. ,, Gwenth…“ El hatte aufgehört zu atmen. Einen Augenblick schien es still auf dem Hof zu werden. Die Leute, die sich bei Beginn des Kampfes so gut wie möglich versteckt oder zurückgezogen hatten, kamen langsam wieder heran. Ela sah noch einmal kurz zu Gwenth auf. Fast meinte er, der Geist würde nicken. Dann löste sich die Gestalt der Eule in einem Funkenregen auf. Gwenth erhob sich langsam. Die Leute um ihn herum schwiegen. Selbst die Schützen auf den Burgmauern hatten sich umgedreht und

sahen zu ihm herab. Als würden sie auf etwas warten… ,, Ich bin kein Mann der Worte.“ , sagte er ruhig. ,, Oder zumindest habe ich das immer geglaubt. Ich bin nicht wie ihr. Ich bin kein Kal’ban. Aber ich verstehe, wofür El gekämpft hat. Ich glaube, ich habe es Begriffen.“ Ein Goldener Schimmer im Schlamm zog seine Aufmerksamkeit auf sich. Vorsichtig hob er die Münze auf. ,, Obwohl ich ein Priester der Numen bin wurde ich hier freundlich aufgenommen. Obwohl sie mich hasste hat El das nicht zum Anlass genommen, gegen mich vorzugehen. Keiner von euch hat das. Ich denke, die Kirche könnte das auch verstehen. Aber

sie tun es nicht. Nein, sie haben ihren Pfad gewählt. Und alles, was uns übrig bleibt, ist uns dagegen zur Wehr zu setzen. Meine Brüder haben ihren Weg verloren. Aber die Kal’ban noch nicht. Und ich hoffe, dass sie ihn eines Tages wiederfinden. Vielleicht mit eurer Hilfe. Aber heute bleibt uns nur eines. Heute werden wir ihnen zeigen, dass wir uns nicht beugen. Das wir alle, ich genauso wie ihr, zu unseren idealen stehen. Und das selbst ein Gottesbefehl dem nichts entgegenzusetzen hat. Es wird mehr als nur die Krieger Ebenwalds brauchen um uns zu retten. Aber wenn wir fallen, dann in dem Wissen, das wir unseren Weg gegangen sind. Nach bestem Wissen

und Gewissen. Wer kommt mit mir?“

Kapitel 26 Die Wahrheit


Nevis musterte den Mann in der dunklen Rüstung. Ein blauer Umhang wehte um seine Schultern und ein schwerer Helm verdeckte sein Gesicht. Die Klinge in seiner Hand war schwarz gefärbt. Er konnte die verborgene Macht spüren, die sein gegenüber ausstrahlte und er erschauerte darunter. Anshale schien es nicht besser zu gehen. Er machte ein paar unsichere Schritte zurück. Nevis ordnete seien Gedanken. Er war ein Kal’ban, ein Erwählter seines Volkes. Er würde nicht vor dem Mörder von

tausenden zurückweichen. Er würde ihn stattdessen zur Rechenschaft ziehen. Vorsichtig löste er das kleine, mit Silber beschlagene Buch von seiner Hüfte. ,, Das sind die Worte eures so großen Propheten.“ , sagte er mit nicht ganz dem alten Maß an Selbstsicherheit. ,, Jene, die sich euch nicht beugen müssen dem Willen der Götter nach fallen. Eine Welt in der ein Herz schlägt, das nicht vom Licht der Numen berührt wurde ist eine finsterere Welt.“ Er schleuderte das Buch von sich. ,, Nun hier stehe ich, Anehlas. Ein Herz das nicht für eure kranken Götter schlägt. Ihr könnt gerne versuchen es anzuhalten“ Nevis zog den Degen. ,, Sollen wir tanzen

?“ Er konnte Anshale neben sich spüren, der ebenfalls die Waffe zog und sich bereit machte. Anehlas hingegen schwieg noch immer. Seine Augen, soweit Nevis diese unter dem Helm erkennen konnte waren auf Anshale fixiert. Er nickte. ,, Seit Asche.“ Der Angriff kam überraschend. Eine Welle aus alles verzehrender Dunkelheit raste auf Nevis und Anshale zu. Nevis hob die Hand. Eine schimmernde Barriere bildete sich vor den beiden Kämpfern. Der Sturm aus Nichts teilte sich daran und verpuffte wirkungslos. Jegliche Vegetation, die von der

Finsternis berührt wurde starb. Ein großer Baum verrottete, bevor er stürzen konnte zu Staub. Aber als sich der Nebel lichtete stand Nevis grinsend dar. Unverletzt. ,, Ist das alles was ihr könnt ?“ , fragte er spöttisch . Schweißperlen standen ihm auf der Stirn und seine Hand zitterte. Anshale zögerte. Der Angriff des Großmeisters der Inquisition ließ ihn innehalten. Was war das für Magie? Und schlimmer… Welche Worte hatte Anehlas verwendet? Seit Asche… Ihm blieb kaum Zeit länger darüber nachzudenken, denn plötzlich stürzte

Anehlas vor, das Schwert erhoben. Nevis wehrte den Schlag ab und Anshale sah nun seine Chance gekommen. Zwei gegen einen. Egal wie mächtig dieser Mann war, er würde nicht siegen, dachte er. Das war, bevor Anshale herumwirbelte und seinen Angriff mühelos parierte. Wie hatte er so schnell sein können…. Nevis und Anshale griffen Gleichzeitig wieder an. Anehlas wich ein paar Schritte zurück. Nevis Hiebe verfehlten ihn nur knapp, aber er bewegte sich wie ein Tänzer zwischen dem fliegenden Stahl hindurch, während er jeden Schlag von Anshale blockte. Und dabei kam er nicht einmal außer Atem. Er spielte mit ihnen, dachte Anshale entsetzt. Was hielt

der Großmeister bloß alles zurück? Nevis prescht allein vor und führte einen Streich, der Anehlas Kopf gegolten hatte. Anehlas reagierte, indem er sich zur Seite drehte und dem Herrn von Dralyn den Knauf seiner Waffe gegen den Kopf schlug. Nevis knurrte gereizt. ,, Hört auf zu spielen.“ , sagte er und schlug erneut nach seinem Gegner. Dieser sprang sekundenschnell zurück. Nevis setzte nach und riss eine Faust hoch. Eine scharfkantige Scheibe aus Eis raste auf Anehlas zu. ,, Wie vorhersehbar.“ , kommentierte dieser nur und zerschlug das Geschoss, kurz bevor es ihn erreichte. Eisscherben zerstäubten in der

Luft. Anshale hatte sich derweil in den Rücken des Großmeistes geschlichen. Wenn er ihn Überraschen konnte… Er hob das Schwert um es Anehlas in den Rücken zu rammen. Dieser drehte sich jedoch urplötzlich um. Anshale war klar, dass er seien Verteidigung völlig außer Acht gelassen hatte. Er würde sterben, alles was der Großmeister der Inquisition zu tun brauchte, war zuzuschlagen. Stattdessen jedoch versetzte er ihm einen Schlag in die Magengrube, der ihn fast zehn Schritte weit schleuderte. Anshale landete mit dem Rücken im Schlamm. Nevis hatte derweil seine letzten Messer nach Anehlas geschleudert. Dieser wich

in einer eleganten Bewegung den Projektilen aus, die Wirkungslos im Wald verschwanden. Nevis stand schnaufend da, während Anehlas ruhig und gleichmäßig atmete. Er war erschöpft und zu lange schon mit Winter verschmolzen. Er konnte spüren, wie das Eis des Winters nach ihm griff und statt ihm Kräfte zu verleihen sie langsam verzehrte. ,, Ihr habt ehrenhaft gekämpft. Belasst es dabei.“ , sagte Anehlas warnend. ,, Es wäre eine Schande euch hier töten zu müssen.“ ,, Ein Schande ist es, das ihr auf dieser Erde wandelt Mörder.“ Nevis stürzte vor. Stahl schlug funkenschlagend auf

Stahl, so schnell das Anshale den Bewegungen kaum folgen konnte, als er versuchte, sich wieder aufzurappeln. Die Klingen verkeilten sich einen Augenblick in einander. Mit einer Drehung der Hand hebelte Anehlas Nevis seinen Degen aus der Hand. Die Waffe flog in weitem Bogen davon. Nevis sah verständnislos auf seine plötzlich leere Handfläche. Dann durchbohrte ihn Anehlas Schwert… Einen Augenblick hielt er sich noch aufrecht, dann brach er in sich zusammen. ,, Ein letzter Tanz.“ , flüsterte er, bevor sein Blick brach und er regungslos liegen blieb. Die Welt schien einen Augenblick den Atem

anzuhalten. Kälte raste in einer Welle über Anshale hinweg. Anshale versuchte aufzustehen, Anehlas setzte ihm jedoch einen Fuß auf die Brust. ,, Was seit ihr ?“ , fragte er ruhig. Anshale versuchte sich irgendwie zu befreien. ,, Was seit ihr das ihr mir gegenüberstehen könnt ? Ein Trick ?“ ,, Wovon redet ihr.“ Anshale rollte sich blitzschnell zur Seite und kam wieder auf die Füße, das Schwert in der Hand. Mit Seelenruhe schlug Anehlas es ihm aus der Hand. ,, Ihr wisst es nicht ?“ , fragte er unsicher. Seine freie Hand löste den

Riemen seines Helms. ,, Dann solltet ihr es wohl erfahren.“ Anehlas nahm den Helm ab und Anshale war, als würde er in einen Spiegel blicken. Nein. Völlig unmöglich. Wie…. Er erinnerte sich…. Tonar lag umgeben von den Leichen von acht Inquisitoren am Boden. Etwas war mit unvorstellbarer Gewalt durch die Tore von Weisfeld gebrochen. Die brennenden Holzteile waren über die ganze Straße verteilt worden. Anshales Schritte waren schleppend, als er sich auf den Stadtplatz schleppte. Die Straße

war gesäumt mit Toten und Feuer. Die Häuserreihen zu Anshales Seiten brannten lichterloh, aber niemand kam angelaufen um sich um das Feuer zu kümmern, besitz zu retten oder auch nur wegen einem Anflug von morbider Neugier…. Und noch schlimmer war die Stille. Nichts durchbrach das knisternd er Flammen. Kein Ruf, keine Schreie. Nichts. Als wäre die Welt tot… Er zwang sich weiterzugehen. ,, Belynia!“ Seine Worte verhallten unbeantwortet zwischen den brennenden Gebäuden. Auf das unausweichliche zu. Der Stadtplatz schwamm in Blut. Anshale musste sich wegdrehen, als er die Körper sah. Aber doch.. er brauchte Gewissheit,

er musste weiter und sei es nur wegen der schwachen Hoffnung… Belynia lag fast in der Mitte des Platzes. Seine Beine gaben nach, als er die Vertraute Gestalt erkannte. Nein… Nein… Wer hatte das getan? Wer würde… Seine Hände zitterten, als er eine Bewegung im Rauch wahrnahm, der mittlerweile ganz Weisfeld einzuhüllen schien. Erstickender Qualm, der vielleicht das schlimmste noch vor seinen Augen verbarg. ,, Wer ist da ?“ , fragte er mit einem Anflug aufkommender Hoffnung. ,, Hier. Bitte. Jemand muss noch Leben.“ Die letzten Worte flüsterte er fast. Aber es war keine vertraute Gestalt, die aus dem

Duns trat. Es war ein Mann mit angegrauten Haaren. In der Hand hielt er eine Klinge mit darauf eingeätzten Symbolen und einem Knauf, der in ein sechseckiges Muster aus Metallstreben auslief. Er spürte es kaum, als ihm der Mann ohne ein Wort die Klinge in die Brust rammte. Lediglich ein seufzten stahl sich über seine Lippen, begleitet von einem Blutstrom. Er sackte in sich zusammen, direkt neben Belynia. Warum nur ? Sein sterbender Verstand hatte keine Antwort, während sein Mörder, der Zerstörer Weisfelds wieder im Nebel verschwand. Das Ende war hier… Er ertappte sich dabei, wie er Belynias Gesicht musterte.

Selbst im Tode noch schön. Jemand hatte ihr die Augen geschlossen. Jemand hatte di Augen aller toten hier geschlossen… Warum ? Ihn überkam eine kalte Wut, während sein Leben verrann. Es war nicht fair… ,, Nichts im Leben ist fair.“ Anshale musste Halluzinieren. Eine gewaltige Krähe landete neben ihm im Blut. Seinem Blut… ,, Es gibt nur Gerechtigkeit.“ ,, Was…“ Die Worte waren leise, ihm fehlte die Kraft für mehr. Doch das seltsame Wesen schien ihn Verstanden zu haben. ,, Sagt mir was würdet ihr tun Anehlas ?“ Das war nicht sein Name! Anshale wollte aufbegehren, fand aber, das ihm

die Kraft fehlte. ,, Was würdet ihr tun, wenn ich euch anbiete, die Toten zu rächen.“ Was war diese Kreatur? Als hätte er seine Gedanken gelesen antwortete der Rabe: ,, Ich bin Nox. Ich bin der Tod. Und als solcher Frage ich euch, geht ihr weiter… oder richtet ihr den Mann, der hierfür verantwortlich ist?“ Er konnte nur noch schwach nicken…. Danach wurde alles schwarz… Anshale erinnerte sich. Und mit dieser Erinnerung stürzte die Flut über ihn herein. Das war völlig unmöglich… Er sah auf, sah sich selbst in die Augen. Es konnte nicht

sein… ,, Sterbt, was immer ihr auch seid.“ Anehlas holte mit dem Schwert aus, mit dem Schwert seiner Familie, getauft im Blut von Weisfeld… Die Klinge raste auf ihn zu. Diesmal wäre alles vorbei, dachte Anshale. Bevor das Schwert ihn jedoch erreichte, sprang eine Gestalt zwischen ihn und den Großmeister der Inquisition. Stahl prallte auf Stahl. Grauer stand ruhig da, während Anehlas einen Schritt zurück machte. ,, Sucht ihr mich ?“ , fragte der alte Kal’ban und hob drohend das Schwert. Die Klinge die Anshale fast getötet hatte. Die Klinge die Anehlas fast getötet

hatte… Anshales Kopf schien sich zu drehen. ,, Ihr werdet hier sterben.“ , rief Anehlas lediglich. ,, Ihr und euer…“ Er verstummte, als ein Schlachtruf vom Feld vor der Burg bis zu ihnen drang. Sowohl Grauer, Anshale als auch Anehlas drehten fast zeitgleich die Köpfe. Das gab es doch nicht. Trotz seiner rasenden Gedanken konnte Anshale sich ein Lächeln nicht verkneifen. Gwenth führte eine bunte Schar aus Bogenschützen und mit Sicheln oder Sensen bewaffnete Männer und Frauen. Der Kampf zwischen den Fronten aus Kal’ban und Inquisitoren kam kurz zum Erliegen. Die Formation

der Inquisitoren wankte, als die seltsame Verstärkung in ihre Reihen brach. Und zeitgleich nahmen auch die Krieger Ebenwalds wie de den Kampf auf. Anehlas sah entsetzt zu, wie seine Kämpfer Stück für Stück zurückweichen mussten. Die ersten fielen zu Boden, während sich Verwirrung breitmachte. Sie hatten geglaubt, den Feind so gut wie geschlagen zu haben und plötzlich erhielt dieser erneut Verstärkung. Ihre eigen Geheimwaffe hatte sie beschossen und eine Schar von vielleicht fünfzighatte ein halbes Bataillon ausgelöscht, während ihre zweite Abteilung ausgeblieben war . Anshale wusste, dass die Moral der Männer wohl am Ende war. Aber

offenbar entging das auch Anehlas nicht. ,, Zurück.“ , rief er aus vollen Lunge. ,, Rückzug.“ Die Söldner waren die ersten, die diesem Befehl nur zu gerne nachkamen. Nur um von einer Pfeilsalve niedergemäht zu werden. Gwenth hatte die Bogenschützen auf einer kleinen Anhöhe versammelt und von dort zielten sie auf alles, was keine Plattenpanzer trug, der die Pfeile abhalten konnte. Anehlas sah sowohl Anshale als auch grauer wütend an. ,, Ihr gewinnt heute Zauberer. Und was immer ihr auch für eine Täuschung seid,“ , er deutete auf Anshale. ,, Kommt mir nie wieder in die Quere ihr billige Kopie.“ Er drehte sich

ruckartig um und verschwand zwischen den Bäumen. Die ersten Inquisitoren rannten an Anshale und grauer vorbei, zu beschäftigt ihr Leben zu retten, als das sie sich um die zwei Felsen in der Strömung scherten. Anshale spürte, wie seine Beine nachgaben. ,, Grauer… Was bin ich?!“

Kapitel 27 Enthüllung


,, Antwortet mir alter Mann.“ Kalter Wind umwehte Anshale, als er vom Pass aus zurück auf die Wälder des Kernlandes sah. Zwei Tage waren seit der Schlacht vergangen. Zwei Tage, die sich Grauer in Schweigen gehüllt hatte. Zwei Tage voller Trauer und auch Hoffnung. Ebenwald war nicht länger sicher, doch war es noch zur letzten Ruhestätte für Nevis und El geworden. Der Herr von Dralyn war von seinen überlebenden Reitern in einem rasch

angelegten Hügelgrab beigesetzt worden. El Hingegen nach Tradition der Kal’ban von Ebenwald in den Wäldern rings um das Tal gebracht worden. Wo sich ihre Ruhestätte befand wusste nur das halbe Dutzend Kal’ban, die sie bestattet hatte. In Ebenwald konnten sie nicht bleiben, jetzt wo die Inquisition wusste, wo es sich befand. Sie hatten die Schlacht vielleicht gewonnen, aber darauf zu hoffen, den Ort halten zu können wäre Wahnsinn. So war ihnen nichts anderes übrig geblieben, als unter der Führung von Nevis Überlebenden Gardisten die Flucht in Richtung der Berge anzutreten. Dralyn war nun der letzte sichere Ort, der ihnen blieb. Und so drängten sich

nun, am Beginn des Winters fast vierhundert Menschen über die schmalen Bergpfade. Grauer hatte während der ganzen Reise geschwiegen, ob Anshale ihn nun angeschrien oder bedroht hatte. Er kannte die Wahrheit längst, aber er musste sie hören. Seine Hände zitterten und das nicht nur Aufgrund der Kälte hier oben. Schon als sie die Stadt Lian passierten, hatte er gezögert, den Tross aus flüchtigen Kal’ban weiter zu begleiten. Alles kehrte langsam zurück. Sein Leben als Anehlas… Aber das war nicht alles oder? Ein kleiner Kolibri, der an ihm vorbeizischte riss ihn aus seinen zunehmend finsterer werdenden

Gedanken. Lina schien die einzige zu sein, die nicht fror. Gwenth hatte ihm erzählt, was die Kleien getan hatte. Eine Erwählte… Jemand, der seine Seele mit einem Geist verbunden hatte. Was machte das aus ihm? ,, Die Numen sind keine Götter.“ , flüsterte er halblaut. Zum ersten Mal seit zwei Tagen sah Grauer ihm wieder in die Augen. Neugier vermischt mit einer verborgenen Furcht schimmerte darin. Und selbst Celcine wich ein Stück zurück. Als rechneten sie damit, dass er jeden Moment zum Schwert griff. ,, Was ?“ ,, Ich… Anehlas… Verdammt das ist verwirrend…“ Obwohl er es längst

besser wusste, versuchte er nach wie vor zwischen Anshale und Anehlas zu differenzieren. Es als Zwei Teile von ihm zu sehen machte es einfacher, aber die kalte Wahrheit war, dass es hier nur eine einzige Person gab. Einen Verantwortlichen…. Schloss Anshale die Augen konnte er die Feuer Tausender Schlachtfelder vor sich sehen. ,, Ich bin ein Erwählter.“ Celcine trat einige Schritte auf ihn zu. ,, Wie bitte ?“ ,, Anehlas ist ein Erwählter. Ein Erwählter von Nox. Und Ovit…“ Er hatte die versteckte Macht bei beiden gespürt. Sowohl bei seinem alten selbst, als auch bei seiner kurzen Begegnung mit dem

Hohepriester. Aber er hatte sie nicht einzuordnen gewusst. ,, Es sind keine Götter. Die Numen sind Geister Celcine.“ ,, Das ist unmöglich. „ , erwiderte sie. ,,Ich würde es merken, wenn hier ein Geist anwesend wäre… Und vor allem würden wir ihn sehen.“ Anshale schüttelte den Kopf. ,, Und wenn sie verschmolzen blieben ?“ ,, Das würde einen töten, spätestens nach ein paar Stunden. Oder ? Ein menschlicher Körper kann eine solche Macht nur begrenzte Zeit beherbergen, bevor er Schaden nimmt. Nevis wusste das und er…“ ,, Ich konnte ihn nicht retten. Und gleichzeitig habe ich ihn getötet….“ Er

sah zu Grauer. ,, Antwortet mir endlich. Was bin ich? Und Wer ?“ Der alte Kal’ban drehte sich weg und sah einen Augenblick über die Berge, die vor ihnen zu den Wolken anstiegen. ,, Die Wahrheit ist, das ich es nicht weiß. Du bist so sehr Anehlas, wie das einer anderen Person als ihm möglich ist. Aber du bist auch Anshale, der Mann, der uns allen mehrfach geholfen hat.“ Konnte der alte Mann nicht einmal aufhören kryptisch zu sein. ,,Weisfeld…. Ihr wart dort oder? Ihr habt die Stadt vernichtet und ihr habt euren eigenen Dämon erschaffen Grauer. Ihr habt dem Fluch Anehlas erst Leben gegeben. Und damit

mir.“ ,, Mich trifft die gleiche Schuld wie ihn an unserem Untergang wenn eure Worte wahr sind. Und das sind sie.“ ,, Ihr…“ Anshale legte eine Hand aufs Schwert. ,, Ihr habt jeden dort getötet. Ihr habt meine Freude getötet, meine Familie, mein…“ Grauer ließ ihn nicht ausreden. ,, Ihr kennt die Wut Anshale. Das Massaker an meinen Leuten in den Mauern Weisfelds… Ich habe zeitweise den Verstand verloren fürchte ich. Und ich habe es ihnen heimgezahlt, Seele für Seele. Es ist nichts auf das ich stolz bin Anshale, aber auch nichts, für das ich um Vergebung bitte. Wenn euer Hass auf

mich alles ist, was euch antreibt, wenn Anehlas nichts gelernt hat, dann bitte…“ ,, Ich hasse euch nicht Grauer. Ich bin über Hass längst hinaus. Ich verabscheue euch und euresgleichen, das ich es nicht mehr in Worte zu fassen vermag und doch…“ Er schwieg und sah über den Zug der Flüchtlinge hinter ihnen hinweg. ,, Und doch verdienen diese Leute meinen Zorn nicht. Ich habe euch gejagt und dabei tausende vernichtet. Und ich kann niemanden um Vergebung bitten. Aber wie ist das möglich? Wie kann ich hier stehen und gleichzeitig Anehlas sein?“ ,, Zeit ist wie alles in der Natur mit der Magie verwoben. Ihr habt eine zweite

Chance erhalten Anshale.“ Er lachte bitter. ,, Weder kann ich euch töten, noch euch verzeihen. Ich kann diese Leute nicht hassen, aber gleichzeitig kann ich sie nicht retten. Ihr habt mir keine zweite Chance gegeben Grauer. Ich habt mich endgültig verdammt!“ Es gab so viele gute Menschen hier. Gute Laut, die er hatte kennenlernen dürfen…Vielleicht verdiente Grauer den Tod. Für den Rest jedoch… ,, Bin ich nur Anehlas Schatten ? Eine verkrüppelte Kopie ?“ ,,Du bist mehr als Anehlas, Anshale, mehr als er je sein könnte, ich wusste, dass du dich erinnerst, als mir Gwenth von deiner Magie erzählt hat, aber… du

solltest es nicht so herausfinden.“ , sagte Celcine. ,,Du redest über ein und dieselbe Person .“ , sagte Anshale düster. ,,Nein, schon lange nicht mehr. Dein Weg war frei in dem Moment, wo du erwacht bist. Wer hatte dich lenken können? Zugegeben, ich habe hier und da etwas nachgeholfen aber… du bist du. Der letzte Beweis dafür ist, du erinnerst dich. Und trotzdem hast du noch nicht versucht uns zu töten.“ Grauer nickte. ,, Du bist jemand völlig anderes. Wie langweilig wäre die Welt immerhin, wenn unser Schicksal in Steins stünde. Doch von der Sekunde an in der ich die zurück geschickt habe hast

du dich von Anehlas entfernt.“ ,, Und wer sagt mir das Anehlas nicht zurück kommt ?“ Seine Hände zitterten nach wie vor. ,, Ich könnte von einer Sekunde auf die andere entscheiden, das es mir doch besser gefällt, euch alle Tod zurück zu lassen. Und wer würde mich aufhalten?“ Er hob eine Hand. Eine Aura aus Finsternis tanzte um seine Fingerspitzen. Die Macht in seinem Inneren war zum Greifen nah… ,, Ich werde gehen.“ , sagte er entschieden. Wenn ihr das wünscht. Ich werde euch nicht aufhalten. Aber…“ Grauer zog einen kleinen Gegenstand aus seiner Tasche. ,, Ich frage mich, ob es eine letzte Antwort für euch gibt. Anshale

konnte den Gegenstand grade noch auffangen, als Grauer ihm diesen zuwarf. Es war ein länglicher, blau schimmernder Kristall. ,, Was ist das ?“ Der Stein war klar wie Wasser und wies keinerlei Einschlüsse oder auch nur Bearbeitungsspuren auf. ,, Ein Schlüssel. Was er öffnet… Das kann ich euch nicht sagen.“ ,, Mehr Rätsel ?“ , fragte Anshale. ,, Diesmal nicht mein Freund. Diesmal kann ich euch nur alleine auf den Weg schicken. Oder ihr wählt euren eigenen. Aber wenn ihr eine letzte Antwort haben wollt… „ Grauer deutete auf einen der fernen Berggipfel. Dort oben lebt ein Mann namens Kor. Ich kann euch nur

noch raten, ihn aufzusuchen. Aber seit vorsichtig, entscheidet ihr euch für diesen Weg. Wenige haben in den letzten Jahren versucht ihn zu sehen… und überlebt.“ ,, Und ihr glaubt, ich erhalte dort Antworten ?“ ,, Ich weiß es nicht.“ , gestand der Kal’ban. ,, Aber wenn… dann von Kor.“ Anshale sah selbst auf zu den Berggipfeln. Dann nickte er langsam. Etwas sagte ihm, dass er Grauer vertrauen konnte. Egal wie groß der fremde Hass für ihn war… ,, In diesem Fall, sehen wir uns entweder in Dralyn oder an den Seelengestaden wieder.“ Er streckte

Grauer eine Hand hin und dieser ergriff sie. ,, Auf das es Dralyn ist.“ , meinte der alte Kal’ban. Anshale drehte sich lediglich weg. Er würde Vorräte brauchen, wenn er den Aufstieg auf zu den Bergen wagen wollte. Und so viel warme Kleidung wie möglich. Es war Wahnsinn, wenn er genauer darüber nachdachte. Aber die Welt schien generell grade dem Wahnsinn zu verfallen… Grauer wendete sich an Celcine, sobald Anshale außer Sicht war. ,, Geh mit ihm.“ ,, Du wirst meine Hilfe brauchen, wenn die Inquisition Dralyn erreicht. Und du

weißt, sie werden nicht lange zögern.“ ,,Vertrau mir. Ich weiß genau was ich zu tun habe. Und ich bin schon viel zu lange davor weggerannt. Anshale mag sich geändert haben. Aber für Anshale gibt es nur eine Heilung.“ ,, Du wirst sterben.“ Grauer nickte. Er hatte den Schlaf zu lange aufgeschoben. ,, Ihr habt versagt. Diese Verluste sind inakzeptabel.“ Ovit bebte vor Wut. ,, Ihr wart ihnen zehnfach Überlegen. Und ihr kommt zurück mit grade einmal einem Bruchteil der Männer, die ihr mitnahmt?“ Anehlas ließ der Zorn des Hohepriesters kalt, während er auf dem kalten

Steinboden in der Kathedrale von Ekklesia kniete. ,,Wir müssen sie verfolgen.“ , sagte er entschieden. ,, Die Kal’ban werden nicht so dumm sein, in Ebenwald zu bleiben. Aber so bleibt ihnen nur noch eine einzige Zuflucht. Dralyn liegt hoch im Gebirge. Sie werden müde sein von der Flucht. Ausgehungert und verzweifelt. Wir…“ ,, Wir haben genug Leute bei diesem Debakel verloren.“ , erwiderte der Hohepriester. ,, Die Kal’ban sind längst geschlagen und euren Berichten Zufolge, sind die letzten ihrer Erwählten jetzt alle Tod, den Wanderer ausgenommen. Wofür sollte ich Truppen riskieren?

Wisst ihr was ich glaube Anehlas. Es ist Zeit für ein paar Veränderungen. Wie lange dauert dieser krieg jetzt? Siebzig Jahre ? Es ist genug. Die Inquisition hat ausgedient.“ Anehlas sprang auf. ,, Ihr Narr. Ich kenne jetzt den Mann, der sie in der Schlacht um Ebenwald geführt hat. Und ich werde ihn nicht unterschätzen, versteht ihr mich ihr kranker alter Mann?“ ,, Ihr wagt es.. Ich bin wie ihr von den Göttern berührt. Ihr werdet… Anehlas lachte. ,, Ihr seid nicht von irgendwelchen Göttern berührt und das wisst ihr so gut wie ich.“ ,, Ketzer. Dafür werdet ihr brenn…“

Ovit blieben die Worte im Hals stecken, als Anehlas vorstürtzte und den Kirchenfürsten das Schwert in den Körper rammte. ,, Offenbar“ , sagte er ruhig. ,, Habt ihr schon eure eigenen Lügen geschluckt. Dann erstickt daran.“ Mit diesen Worten drehte Anehlas die Klinge herum und Ovit stürzte, in einer Lache seines eigenen Blutes zu Boden. Er versetzte der Leiche des toten Hohepriesters einen tritt. Verfluchter Narr. Anshale verließ die Kirche mit Eiligen Schritten. Er musste die verbliebenen Truppen wieder marschbereit machen.

Kapitel 28 Kor


Der Schnee stand ihm fast bis zur Hüfte, als Anshale sich einen weiteren Schritt vorankämpfte. Wie lange war er schon unterwegs? Er wusste es nicht. Die Kälte war schneidend trotz des schweren Pelzmantels, der ihm über die Schultern fiel und sein Atem gefror vor ihm in der Luft. Schnee peitschte um ihn herum, als versuchten die Naturgewalten ihn zu Boden zu drücken. Celcine hingegen schien die Kälte kaum zu spüren, auch wenn der Schnee dem Fuchs natürlich noch mehr zu schaffen

machte. Die Spur, welche die Beiden Reisenden in der weißen Landschaft hinterließen blieb kaum eine Minute erhalten. Langsam begann Anshale zu fürchten, dass sie sich hoffnungslos verirrt hatten. Ein weiterer Schritt und sein Bein knickten ohne Vorwarnung unter ihm weg. Der gesamte Hang, den er sich eben noch heraufgekämpft hatte geriet in Bewegung, als die Schneemassen unter ihm wegrutschten. Er schlug auf dem Boden auf, und wurde von dem losgelösten Brett aus Eis und Schnee mitgerissen. Rasch versuchte Anshale sich wieder aufzurichten, nur um mit dem Kopf hart gegen den gefrorenen Grund zu schlagen. Ihm

wurde kurz schwarz vor Augen. Als Anshale die Augen wieder öffnete, war er allein. Der Schnee war erneut zur Ruhe gekommen. UM ihn herum ragten dutzende von Eiskristallen aus dem gefrorenen Boden. Eine Meilenweite Hochebene aus Eis. Sonst war nichts zu sehen. Langsam stand er auf und klopfte sich den Schnee aus den Kleidern. Irgendetwas an diesem Ort beunruhigte ihn, ob es nun die Leere oder die Stille war. Wo war bloß Celcine geblieben? Er hatte ohnehin nicht Verstanden, wieso sie darauf Bestand ihn zu begleiten. Was immer er hier finden mochte und im Moment standen die Chancen gut das es der Tod war, dachte er bitter, es würde

weder ihr noch grauer nützen. Oder ? Wieder hatte er das Gefühl nur eine Schachfigur für den alten Kal’ban zu sein. Aber diesmal eine Freiwillige. Was immer ihn erwartete… Er zog das Schwert, nur um sich sicherer zu Fühlen. Die Klinge war in der Mitte durchgebrochen… Einfach großartig, dachte er frustriert. Die Waffe hatte seien gesamte Reise bis zu diesem Augenblick überstanden. Und nun hatte sie ausgerechnet en Geist aufgegeben… Er warf das zerbrochene Stück Metall weg, während er sich weiter durch die gefrorene Landschaft schleppte. Seltsam… Einer der großen Eiskristalle

erinnerte ihn entfernt an die Umrisse eines Menschen und als er näher trat… Das gefrorene Wasser war klar, wie der Kristall, den Grauer ihm gegeben hatte und unter seiner Oberfläche ruhte die Gestalt eines Mannes in Inquisitions-Panzerung. Rasch ging Anshale zum nächsten. Das gleiche Bild. Genauso bei dem Eiszacken danach. Eine ganze Armee der Inquisition eingefroren in der Bewegung wie es schien… ,, Wer wagt es meine Berge zu betreten ?“ Die donnernde Stimme schien aus keiner bestimmten Richtung zu kommen, sondern von überall her. ,, Noch ein verfluchter Inquisitor ? Oder seid ihr einer der wenigen Narren, die zu dumm

sind eine klare Warnung zu verstehen ?“ Anshale wich zurück, bis er mit dem Rücken an eine der Eissäulen stieß. Hecktisch suchte er mit den Augen die Umgebung ab. Ein einzelner Mann trat aus dem Schneegestöber heraus. Weiße Haare, in denen Schnee glitzerte umwehten seinen Kopf. Eine weiße Robe fiel ihm über die Schultern, besetzt mit Kristallen, die nur Eis sein konnten. Ein gewaltiger, weißer Wolf trat an seine Seite. ,,Also ? Wer seid ihr, das ihr es wagt hier zu erscheinen? Ich bin der Älteste der noch lebenden Erwählten. Ich habe an der Seite eurer legenden gefochten und mit euren Märtyrern

gerungen.“ Anshale tastete unter seinem Pelzmantel nach dem Eiskristall, den Grauer ihm gegeben hatte. Langsam hielt der das Amulett hoch. ,, Ich bin hier, weil ich Antworten suchte.“ Die eisblauen Augen seines Gegenübers blieben kalt, während er den Kristall in Anshales Hand musterte. ,, Mutig Junge. Ich weiß wer ihr seid. Aber ihr scheint euch noch nicht entschieden zu haben? Also, verratet mir euren Namen, Lautet er Anehlas oder Anshale?“ ,, Ich suche noch danach.“ , erwiderte Anshale. ,, Dann sucht dort.“ Kor deutete auf einem freien Pfad zwischen den

gefrorenen Toten hindurch. ,, Aber seit gewarnt. Was immer ihr findet, es ist gefährlich.“ ,, Was genau ist dort ?“ , fragte Anshale, während er Kors Blick folgte. In der Richtung, die der Erwählte wies, hob sich eine steile Felswand in den Himmel, welche die Hochebene begrenzte. Kor antwortete jedoch nicht. ,, Also ich soll es selbst rausfinden, richtig ? Na schön.“ Er setzte sich langsam auf die Felswand zu in Bewegung. Der Kristall in seiner Hand schien wärmer zu werden, während er sich der Bergflanke näherte. In den Felsen waren überall Symbole geritzt

worden. Zechen, wie er sie bisher nicht einmal bei den Kal’ban gesehen hatte. Was war das für ein Ort? Er ging an der natürlichen Mauer entlang. Die Symbole umrundeten eine etwa drei Meter große Lücke, in der der Fels blank belassen worden war. Der Stein den grauer ihm gegeben hatte glühte mittlerweile regelrecht und er musste sich zwingen, ihn nicht fallen zu lassen. Ohne Vorwarnung schnellte der Kristall aus seiner Handfläche und hinterließ dabei einen langen Schnitt. Er prallte gegen den blanken Felsen und…. Schlug direkt durch diesen hindurch. Langsam breiteten sich Risse im Stein aus, die breiter wurden, bis ein Teil des

unbearbeiteten Steins in sich zusammenfiel. Die schweren Felsbrocken schlugen mit Getöse auf den vereisten Grund. Dahinter lag ein in Dunkelheit gehüllter Durchgang. Anshale trat unsicher darauf zu. Weiter als ein paar Meter konnte er nicht in die Finsternis des entstandenen Eingangs sehen. Und Kor war ebenfalls verschwunden. Er war vollkommen allein. In den grob behauenen Wänden des Tunnels steckten zwei Fackeln. Rasch durchsuchte er seine Taschen nach einem Feuerstein und Stahl und entzündete diese. Das Licht brannte unstet, gab aber genug Helligkeit ab, dass er sich orientieren konnte.

Vorsichtig trat Anshale weiter in die Höhle hinein. Der Boden verlief leicht abschüssig und ging bald in eine aus dem Fels gearbeitete, gewundene Treppe über. War der Weg anfangs noch weit und bot mehr als genug Platz, rückten die steinernen Wände immer näher, so das ihm am Ende kaum noch Raum blieb um überhaupt vorwärts zu kommen. Schließlich jedoch wichen die Wände erneut zurück und die Treppe endete in einer weiteren Höhle. Oder zumindest glaubte Anshale, das es sich um eine handelte. Das Licht der Fackel reichte nicht aus, alles zu erhellen. UM ihn herum lagen Gesteinsbrocken und Schutt über den

Boden verteilt. Vorsichtig schritt er weiter ins Dunkel. ,, Lasst das Licht.“ , hörte er plötzlich eine leise Stimme. Aber im ewigen Schwiegen des Steins war sie klar zu verstehen. Anshale hob langsam die Fackel in der Hoffnung den kleinen Lichtradius um ihn etwas zu vergrößern. ,, Wer ist da ?“ Er machte ein paar unbeholfene Schritte in die Richtung, dass der die Stimme gekommen sein musste. Ein steinerner Thron erhob sich mitten zwischen den Steintrümmern. Und darauf saß eine einzelne Gestalt. Eine zerschlissene Robe mit der Farbe von Staub umhüllte den eingefallenen Körper. Haare, die von

alter und Steinstaub grau gefärbt waren rahmten ein ausgezehrtes Gesicht fast wie ein Schleier ein. Lediglich zwei paar Wache, intelligente Augen blickten darunter hervor. ,, ich sagte kein Lich.“ Der Mann machte eine einzige Handbewegung. Ein plötzlicher Luftstrom ließ die Fackel in Anshales Hand erlöschen. Aber die kleine Demonstration hatte ihm gezeigt, was der Mann vor ihm war. Seltsamerweise konnte er dessen Magie nicht spüren… Er fragte sich kurz ob das gut oder schlecht war. Aber wenn er hier unten war… Eingesperrt, denn das war der Fall, dann konnte Anshale gar nicht vorsichtig genug

sein. ,, Das Feuer brennt in meinen Augen nach all der Zeit.“ , erklärte der Alte, als ein sanfteres, bläuliches Licht aus seiner Handfläche auftauchte. Es war nicht besonders grell, leuchtete aber die komplette Höhle aus. Bis auf den Steinthron auf dem der Mann saß war alles leer. ,, Wer seit ihr ?“ , fragte Anshale. Er wusste nach wie vor nicht, was das alles zu bedeuten hatte ,, Ich kenne euch.“ , sagte der Mann lediglich, ohne seine Frage zu beantworten. ,, Denn wenn ich euch sehe, dann sehe ich mich. Vor langer

Zeit.“ ,, Das ist so was von keine Antwort.“ ,, Würde es euch helfen zu wissen, wer ich bin ? Ihr seid hier um eine Frage zu stellen. Ihr seid hier, weil ihr Antworten sucht. Seit ihr Anshale… oder Anehlas oder am Ende beide ?“ Der Mann sah nicht so aus, als hätte er diesen Ort vor einiger Zeit verlassen. Wie konnte er das wissen? Anshale beschloss es fürs erste dabei zu belassen. ,, Ich hatte lange Zeit über das geschehene Nachzudenken. Ich beneide euch Anshale… oder Anehlas, wie ihr auch genannt werden möchtet ist noch offen. Ihr habt eine zweite Chance.“ ,

sagte er. Anshale schüttelte entschieden den Kopf. ,, Es gibt nichts zu beneiden. Glaubt mir.“ ,, Nicht ?“ , fragte der Alte interessiert. ,, Ich würde sagen, diejenigen die heute noch unter meiner Stimme leiden, dem Flüstern, das diese Hallen verlässt würden euch da nicht zustimmen.“ ,, Von wem redet ihr ?“ ,, Jene auf ihrer Insel. Die ihr Madrekai nennt.“ Anshale wich instinktiv zurück. Der Alte stand jedoch blitzschnell auf. ,, Jene Wahnsinnigen sind das einzige Fenster in die Welt das mir blieb. Seit Kor es nicht über sich gebracht hat mich zu töten. Ich bin Keldrian .Ich bin der

Prophet der Numen.“ Anshale wollte wegrennen. Entweder war der Mann vor ihm völlig Wahnsinnig… oder er sagte die Wahrheit. Er wusste nicht welche Möglichkeit erschreckender war. Er war jedoch unfähig sich auch nur zu bewegen. ,, Anshale… lernt aus meinen Fehlern, macht nicht die gleichen Fehler wie ich. Ich habe zugelassen, das Machtgier meine Taten bestimmte. Für mich gibt es kein zurück. Aber für euch.“ Der Prophet stand jetzt direkt vor ihm, eine Hand erhoben. ,, Ihr werdet vielleicht sterben, aber es muss sein.“ Mit diesen Worten legte er ihm eine Hand

auf die Stirn. Anshale glaubte ihm sofort. Im selben Moment, wo ihn der seltsame Alte berührte strömte Schmerz in jeden Winkel seines Körpers. Als würde jede Faser einzeln darin zerrissen…. Anshale stürzte zu Boden. Dort jedoch, wo er gewesen war blieb ein Schatten zurück, der in sich zusammenzufließen schien, bis er die Gestalt eines großen Raben annahm. Nur um sich dann in einem Funkenregen aufzulösen. Schwer atmend setzte er sich wieder auf. ,, Was habt ihr getan ?“ Keldrian schwieg als er auf seinem Thron zusammensackte. Anshale trat vorsichtig und nach wie vor zitternd an

den Propheten heran. Er atmete nicht mehr… Statt Antworten schein es, hatte er nur ein weiteres Rätsel gefunden… ,, Anshale, bist du hier ?“ Und gleich noch eines. ,, Ich bin hier Celcine.“ , rief er nur. Mochten andere Geister wissen, wie der Fuchsgeist ihn wiedergefunden hatte…

Kapitel 29 Anehlas Fall


Dralyn brannte als Anshale sich dem Ort näherte. Zwischen den umliegenden Bergen eingekeilt wurde die letzte Bastion der Kal’ban nun Opfer des Feuers. Die Flammen schlugen hoch in den rauchverhangenen Himmel. Anshale setzte über eine zusammengefallene Barrikade hinweg. Der Inquisitoren in voller Panzerung saßen vor den Stufen eines geplünderten Hauses, als sie ihn jedoch bemerkten, stand einer der Männer auf. ,, Anehlas ? Was macht

ihr…“ Anshale ging einfach an ihm vorbei. Sollte jemand versuchen, ihn aufzuhalten. Der Mann war zum Glück nicht so dumm, es zu versuchen. Er starrte ihm lediglich mit einer Mischung aus Unverständnis und Angst nach. Er kam vielleicht zu spät…. Der Gedanke brachte Anshale dazu, seine Schritte zu beschleunigen. Und auch Celcine wurde unruhig. ,, Was ist los ?“ , fragte er, während sie an weiteren ausgebrannten Gebäuden und provisorischen Verteidigungswerken vorbeihasteten. ,, Grauer.“ Am Ende der Siedlung befand sich ein

einzelner, noch intakter, Steinbau. Und davor… Grauer stand mit dem Rücken zu ihnen, ruhig auf den griff seines Schwerts gestützt. Anehlas hingegen trat grade aus den zerschmetterten Türen des Gebäudes und musterte Grauer mit einer Mischung aus Hass und Misstrauen. ,, Genug.“ , rief er und stürzte sich, die Klinge erhoben auf den Kal’ban. Dieser parierte den Schlag und führte dann seine eigene Waffe in einer Aufwärtsbewegung gegen Anehlas Kiefer. Das Schwert verfing sich im Helm des Großmeisters der Inquisition, der sich dadurch jedoch nicht beirren ließ. Er nutzte den kurzen Augenblick um

Grauer die Klinge in die Brust zu stoßen. Eine Welle aus Licht fegte über den Platz, als der Kal’ban zusammenbrach. Anehlas wurde von der plötzlichen Druckwelle zurückgeschleudert, während Anshale an die Seite des gefallenen Magiers stürzte. Celcine kauerte sich neben den Kopf des tödlich Verwundeten. ,, Und wer bist du ?“ , fragte Grauer matt und zog sein Schwert zu sich heran. ,, Ich bin Anshale.“ , antwortete er. ,, Dann weißt du… was du zu tun hast.“ Mit einer letzten kraftvollen Bewegung drückte ihn der Kal’ban die Klinge in die Hand. Dann wurde er

still… Anshale sah langsam zu Celcine. Grauer war grade gestorben. Warum… ,, Ich wusste immer du bist eigentlich ganz in Ordnung.“ , meinte der Fuchsgeist und trat neben ihn. Er spürte das Feuer, das plötzlich durch seine Adern zu strömen schien. Neue Kraft, die ihn die letzten Tage des Herumirrens im Schnee und der Flucht durch die Berge vergessen ließ. Celcine löste sich in einer Flamme auf, die seinen Arm hinauf wanderte und dann verschwand. Aber nicht endgültig. Es war fast, als könnte er ihre Gedanken hören. ,, Willst du hier noch lange herumsitzen oder es zu Ende bringen

?“ Er lachte und erhob sich. ,,Du schon wieder.“ Anehlas rappelte sich grade im Schnee wieder auf. ,, Was immer der alte vorhatte, es ist gescheitert.“ Wieder musste Anshale lachen. Das alles hierfür ? ,, Ich bin hier oder ? Es ist nicht gescheitert. Es endet hier Anehlas.“ ,,Dein Leben sicherlich.“ , erwiderte dieser wütend. ,, Meine Erinnerungen sind zurück. Ich fühle den gleichen Schmerz, den du fühlst, den gleichen Zorn. Anehlas. Aber du hast zugelassen, dass der Schmerz dich bestimmt. Ich mache nicht

denselben Fehler zweimal. Ich habe etwas, das du nie gekannt hast. Jeder dieser Menschen hier ist besser als du. Sie haben Werte. Sie haben Träume. Sie haben Ziele. Und ich kann dich nur bemitleiden.“ ,, Dann bemitleide dich selbst.“ Anehlas stürzte sich mit einer Blitzschnellen Bewegung auf ihn. Lächerlich. Anshale sprang Beiseite und führte einen Hieb gegen den Schädel des Großmeisters. Der Helm wurde seinem Gegner vom Kopf gerissen und landete mehrere Schritte entfernt im Schnee. Anehlas seinerseits attackierte ihn mit einer schnellen Abfolge von Schlägen. Anshale musste etwas zurückweichen,

wich dabei aber zur Seit weg und ließ die Klinge auf den Hals seines Gegners zurasen. Anehlas parierte den Hieb im letzten Augenblick und schlug nach seinem Schwertarm, nur um festzustellen, das Anehlas längst ausgewichen war. Keiner konnte die Oberhand gewinnen. ,, Das ist lächerlich.“ , rief der Inquisitor. ,, Du kannst mich nicht besiegen, ich kann dich nicht verletzen. Was soll das werden, du und ich im Zweikampf bis zum Ende der Zeit?“ Anehlas griff ihn erneut an und Anshale wehrte jeden Hieb ab, kurz bevor er ihn erreichte. Er… ich habe recht, dachte er grimmig.

Selbst wenn ihre Beweggründe jetzt nicht mehr verschiedener sein könnten… Jeder hatte genau die gleiche Kampferfahrung. Das gleiche Training. Die gleichen Schlachten… Er musste das eine tun, zu dem weder Anehlas noch Grauer je in der Lage gewesen waren. Anshale löste sich aus dem Kampf und ließ sein Schwert sinken. Anshale grinste lediglich schwach. ,, Bist du völlig verrückt geworden ?“ , fragte er ,, Kämpfe gefälligst.“ Anshale schüttelte den Kopf. ,, Es ist vorbei. Gib jetzt auf und ich erlaube dir und den restlichen deiner Männer einen sicheren

Rückzug.“ Anehlas sah ihn lediglich ohne Verständnis an. ,, Dann stirb eben so.“ Mit einem Aufschrei ging er auf Anshale los, das Schwert auf dessen Brust gerichtet. Im gleichen Moment jedoch trat Anshale zur Seite und durchbohrte Anehlas. Der Großmeister der Inquisition erstarrte, als der Stahl sich durch seinen Körper fraß. Fast im selben Moment ließ Anshale die Klinge los. Anehlas hingegen stürzte auf die Knie. ,, Wie ?“ , brachte er hervor. ,, Ich habe das eine getan, zu dem du niemals in der Lage wärst. Das du nicht verstehst. Ich habe mir verziehen. Ich

habe… aufgehört zu kämpfen und es akzeptiert.“ ,, Ich begreife nicht…“ Blut lief Anehlas aus dem Mundwinkel ,, Natürlich nicht. Du bist nicht ich.“ ,, Und vielleicht hast du damit recht… Aber auf eine Art habe ich mich immer gefragt was wohl geschehen wäre, wenn alles anders gekommen wäre. Belynia wartet im Licht auf mich….“ ,, Ich werde euch nicht so schnell folgen. Es gibt viel zu tun.“ ,, Aber du würdest es.“ Anehlas lachte laut, bevor er reglos in sich zusammensackte. Die restlichen Inquisitoren, die sich noch in Dralyn befanden standen regungslos

auf dem Kampfplatz. In der Tür zum Steinbau drängten sich die Überlebenden Kal’ban. Anshale zog die Klinge aus dem Körper des Toten, der sich im selben Moment in Rauch auflöste. Es gab nur noch ihn. Er richtete die Waffe auf die wartenden Inquisitoren. ,, Flieht. Und setzt nie wieder einen Fuß auf das Land der Kal’ban. Bleibt an eurer Küste, sagt das auch euren Oberen. Ansonsten werde ich kommen um sie zu holen.“ Die ersten entfernten sich, langsam Rückwärts stolpernd. Anshale suchte die Grüße der auf den Platz strömenden Kal’ban ab und entdeckte Gwenth und

Lina. Er winkte ihnen halbherzig zu. Aber etwas hatte sich heute geändert. Er drehte sich um und sah über die Reihen der verbrannten Häuser dem Rückzug der Inquisition zu. Es war vorbei…. Und doch hatte er das Gefühl, es könnt grade erst begonnen haben. ,, Anshale ?“ Gwenth trat neben ihm. ,, Das ist mein Name.“ , erwiderte er ruhig. ,, Dessen bin ich mir ganz sicher.“

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abschuetze FERTIG - uff - Kommentar dazu in deinen PN.
Die Story ist klasse. Hab 's gern gelesen.

LG von ANtje
Vor langer Zeit - Antworten
abschuetze Ich bin noch dabei, keine Sorge, dass ich aufgegeben hätte;) aber ich lese gerade auch ein echtes Buch, wo man die Seiten unter den Fingern spürt :))

LG Antje
Vor langer Zeit - Antworten
EagleWriter  Klar, die sind natürlich immer noch etwas schöner zu lesen ^^
lg
E:W
Vor langer Zeit - Antworten
abschuetze Seite 75 : ... sagte Anehlas(?)
Seite 76: ... mache tue ich ....
Seite 90: "Wie in, du warst schon mal hier?" (?)
Noch ein Tipp: Fragenzeichen immer gelich an den letzten Buchstaben des Wortes, genau wie Punkt und so, adnn erscheint das auch nicht so einsam auf der nächsten Seite^^
Vor langer Zeit - Antworten
EagleWriter Danke für den Hinweis :-)
lg
E:W
Vor langer Zeit - Antworten
abschuetze Seite 13: gleiche Buchstaben - anderer Name?
Ansonsten ... außer "jeder Menge" Rechtschreibefehler (ich lese wie imer drüber hinweg^^) .... es wird wahrscheinlich wieder einer dieser spannenden Geschichten, die ich bis zum Ende lesen muss.
Fängt ja gleich mal knallhart und brutal an.
Ich nehme an Anehlas und Anshale sind ein und der selbe.
Wenn Grauer ihn mit Anehlas angesprochen hätte, wäre ihm das bekannt vorgekommen?
Vor langer Zeit - Antworten
EagleWriter Ins schwarze getroffen. Deshalb wäre es wohl alles andere als Gesund, ihn daran zu erinnern ;-)
Und ja die liebe Rechtschreibung. Die meisten Fehler fliegen bei mir leider erst bei der Generalüberholung raus ^^

lg
E:W
Vor langer Zeit - Antworten
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