Die Engelbecken und der Kanal
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Und hier wieder mit meinen Augen ;)
Grau in grau ragt er in den Himmel, der Silberne, richtig edel sieht er vor den grauen Wolken aus, als wäre heute ein besonderer Tag.
Doch meine Tour führt mich zu den
Engelbecken und dem Luisenstädtischem Kanal.
Der Bus hält direkt gegenüber und ich habe einen Blick über das Becken und hinter mir reckt sich die Teilruine der Sankt-Michael-Kirche in den blauen Sommerhimmel.
Gigantische Wolken lassen sich vom Wind treiben.
Ein Park in einem ehemaligen Kanal. Ich drehe erst einmal eine Runde, vorbei an den Becken, hin zu dem einladenden Rosengarten mit noch vereinzelnden duftenden Blüten.
Mauern der alten Kanalanlage säumen ihn zur Straße hin ab und junge
Lindenbäume lassen den Duft ihrer Blüten erahnen. Rechts und links befinden sich Rankhilfen, an denen sich wilder Wein, Klematis, Heckenrosen und Blauregen empor und hinunter ranken und den Parkbesuchern Schatten spenden und eine Art Laubengang bilden.
An den „Außenwegen“ finde ich zahlreiche Bänke zum verweilen. Eine niedrige Hecke grenzt die „Innenwege“ ab und bietet den Rasenflächen und vielfältigen Rosenpflanzen einen schönen Rahmen.
Großstadtlärm wird vom rauschen des Indischen Brunnens, in dessen Nähe ich
Platz genommen habe, begleitet. Spatzen „duschen“ unter den Fontänen.
Wo kein Grün die alten Kanalmauer bedeckt, wird sie von mehr oder weniger schönen Graffiti verziert.
Langsam wende ich mich wieder den Becken zu, die ebenso wie der Kanal von Mauern und Rankhilfen umsäumt sind. Nun fällt der Blick auf das Café, das zum Teil von Schilf verdeckt ist und rechts und links stehen Weiden.
Dahinter sieht man die Reste der Sant-Michael-Kirche. Trotz der vielen Besucher finden sich noch stille Ecken und Plätzchen.
Dafür ist das Café an den Schilfplätzen
voll belegt. Kein Wunder. Gemütlich aussehende Sessel laden an kleinen Tischen zum Wohlfühlen ein. Kaffeeduft steigt mir in die Nase.
Rund um das Becken ist die Bebauung gemischt. Hier finden sich neue Häuser neben Plattenbauten und alten architektonisch wunderschönen Häusern. Ornamente und Figuren verzieren Eingänge und Balkone.
Die Michaels-Kirche ist eine Teilruine.
Teils noch nutzbar, doch der Rundgang zeigt, dass hier nur Sonntags Eintritt gewährt wird. Rund herum stehen alte Kastanien und Schwarzerlen. Neue Bepflanzung zeigt, dass hier ein Stück Grün in der Stadt gepflegt und erhalten
wird. Auch hier stehen den Spaziergängern unter Linden und Erlen teils sogar neue Bänke zur Verfügung.
Schmetterlinge und Hummeln tummeln sich auf der mit Klee bewachsenen Rasenfläche. Trotz des Straßenverkehrslärms herrscht hier städtische Spätsommerstille.
Nochmals gehe ich am Café vorbei, doch da sich dort Menschen und Wespen ein Stelldichein gönnen, verkneife ich mir für heute die Einkehr. Vielleicht fehlt aber auch einfach der Mut :) Ich entschließe mich, bis zum Oranienplatz zu laufen, doch nur nach wenigen Laufminuten hat die Idylle im Kanalgarten ein jähes Ende.
Die nun nur noch spärlich vorhandenen Parkbänke waren von Obdachlosen und jungen Junkies besetzt.
Ich verlasse die Parkanlage und nehme den normalen Fußweg. Dabei entdecke ich die kleine alte Markthalle, die inzwischen als Café dient, aber leider geschlossen hat. Liebevoll haben Anwohner Studenten und Sonnenblumen am Rand des Fußwegs angepflanzt. Ein Blickfang und Tummelplatz für Schmetterlinge.
Wenn ich in den Park blicke, sehe ich alte Bäume und aus Findlingen errichtetet Steinmauern.
Der Oranienplatz ist überbevölkert. Mit Menschen und Tauben. Ich nehme Reißaus, weiß das ich nur wenige Meter zur nächsten Bushaltestelle habe. Doch bevor ich die Straße überqueren kann, kommt der Bus und fährt mir vor der Nase davon.
Ich schaue mich um. Café to go. Das wäre es jetzt. Ein Blick in das kleine Bistro verrät mir, dass es leer ist und mir eine angenehme Atmosphäre bietet um mich von der anfliegenden Panik zu „retten“.
Ein großer Latte Macchiato und ein Stück Kuchen habe ich mir verdient. Preis – erschreckend preiswert – doch
beides gut, frisch und lecker.
Mit Kunstleder bezogene Bänke laden an großen, mit orangen Filzblüten verzierten Tischen zum Ausruhen ein. Das Orange der Wände und bunt bemalte Keilrahmen runden alles ab. Draußen im Garten zwei alte Pflaumenbäume, deren lilafarbenen großen Früchte Appetit auf frisches Pflaumenmus machen.
Die Vielfältigkeit der Sprachen und das aussehen von einkehrenden Gästen, macht mir noch einmal bewusst das ich mitten in Kreuzberg stecke.
Am Nebentisch ein Gast mit Laptop. Ich hole ganz altmodisch Stift und Zettel hervor. Vervollständige meine Notizen.
Für heute habe ich genug und beschließe meinen nächsten Besuch bei den Engelbecken am Segitzdamm zu beginnen, um mich dann dort am Wasser zu entspannen.
An der Bushaltestelle mache ich noch Bekanntschaft mit einer Touristin. Eben noch die Bestellung mit Handzeichen aufgegeben, ist nun meine Stimme wieder da und ich kann sogar helfen. Sie bedankt sich mit den Worten „sie sind ein Engel“ und ich muss lächeln. Ja, von da komme ich gerade her.
Im Bus bemerke ich ihre zunehmende Unsicherheit und bin schon verzweifelt ob ich sie verwirrt habe. So frage ich sie, ob sie wieder zurück müsse nach
Kreuzberg und wir kommen nochmals ins Gespräch. Sie will zum Alexanderplatz und als ich ihr vom Bus aus den großen Silberling zeige beginnt sie wieder zu lächeln.
Am Ostbahnhof finden wir auch gemeinsam den passenden Bus für sie. Und nochmals darf ich helfen. Junge Studenten aus Stuttgart suchen den Bus und wir können gemeinsam ordentlich lachen, weil einer von ihnen statt nach 240 immer nach 210 fragt.
Mit neuen Eindrücken von dieser bunten, lauten und voller Überraschungen steckenden Stadt mache ich mich auf den Heimweg.
Ein Sommertag im
August.
Geschenk des Lebens.