Späher? Was bitte war ein Späher? Bevor ich die Frage allerdings Laut stellen konnte, antwortete Kerian. Dieses Gedanken lesen war echt nervig und ich wusste noch nicht mal was Dämonen sonst noch konnten. Aber ich wollte es auch gar nicht wissen. „Späher sind Menschen, die ihre Seelen verkaufen. Aber im Guten Sinne. Sie geben ihre Seele an einen Engel weiter, der einem Mensch einen Platz im Himmel sichert, wenn besagter Mensch, dem Engel einen Gefallen tut. Meistens ist es Gabriel, den Namen hast du bestimmt schon mal gehört, oder?“ Ja,
hatte ich. Er war einer der Erzengel. Also nickte ich ungeduldig und deutete mit der Hand, das er weiter reden sollte. „Naja, offensichtlich hatte Jacks Körper eine Abmachung mit einem Erzengel. Denn nur diese können dir einen Platz da oben sichern. Gabriel hat sozusagen im Himmel das Sagen und ist einer der mächtigsten Engel, wenn nicht der Mächtigste. Aber mit ihm zu verhandeln ist schwer, weil seine Forderungen oft sehr schwer und kompliziert sind. Ich hab auch schon von einem Fall gehört, da hat ein Mensch, einen Dämon...“ Bei diesen Worten warf Kerian James einen eindringlichen Blick zu. „gerufen und ihn gebeten ihn mit in die Hölle zu
nehmen, damit er aus der Abmachung raus war. Deals mit Engel hören sich zwar Verführerisch an, aber da kommt man genauso wenig raus, wie bei einem Dämon. Nur das der Dämonen einen in die Hölle schleift, wenn man es nicht einhält. Engel sind da etwas, naja sagen wir, kreativer, was ihre Bestrafung angeht.“ Ich bekam eine Gänsehaut. So wie er das sagte, traute ich mich nicht weiter zu fragen. Dann warf ich James einen Blick zu. „Du hast echt jemanden mit in die Hölle genommen?“ Sollte mich eigentlich nicht wundern. James war ganz anders als Kerian. Wie anders wollte ich nicht wissen. Ich runzelte die Stirn. Der
Gedanke brachte mich noch auf einen anderen Frage. „Wieso bist du eigentlich hier, James?“ Auf seinem Gesicht breitete sich ein grässliches Grinsen aus. Das passte einfach nicht zu Jacks Gesicht, auch wenn ihm James Look besser stand als sein eigener. „Naja, ich weiß was Jack für eine Abmachung mit Gabriel gemacht hat. Und wenn ich dich töte, verstoße ich gegen diese Abmachung. Ich bin vielleicht Mächtig, aber nicht dumm. Ich leg mich nicht mit einem Erzengel an, besonders nicht mit diesem Erzengel. Gabriel würde mich in der Luft zerreißen und damit seinen Grill
anzünden.“ Ich runzelte die Stirn, ebenso wie Kerian. James wusste etwas, was er uns nicht sagen wollte. „Und was für eine Abmachung haben die beiden? Wenn du mich nicht töten darfst hat es ja auch was mit mir zu tun oder?“ James schnaufte. „Wow, Melodie. Eins plus Eins, ich bin beeindruckt.“ Er schüttelte den Kopf, sagte aber nichts. Ich setzte zu einer Antwort an, aber Kerian kam mir zuvor. Er machte einen Schritt auf seinen Bruder zu, der sich aufrecht hinstellte und seinen Bruder so ansah, als erwartete er das er ihm an die Kehle ging. Was nicht mal so weit hergeholt wirkte. Ich kannte den kalten,
Gefühlslosen Blick schon von Aleks, aber Kerian hatte ihn Perfektioniert. Sein Blick hatte Lava gefrieren lassen und er sah nicht aus als wäre er zum Spaßen auserlegt. James merkte es wohl auch und wich einen Schritt zurück. „Ich werde deine Spiele nicht mitmachen, James. Entweder du sagst was du weißt oder du haust ab.“ Sein Knurren wurde von Wort zu Wort rauer, bedrohlicher, sodass ich ihn am Ende kaum verstanden hatte. James ließ seinen Blick nicht los, aber man sah das er sich unwohl fühlte. Ich rieb mir die Arme, als ein kalter Windzug durch den Flur ging. Mich ließ das Gefühl nicht los, das eine Gänsehaut jetzt zu meinem
Alltag gehörte. James wich einen weiteren Schritt zurück. „Ich will nur klarstellen, das ich euch nicht helfe weil, ich euch mag. Weder dich, noch dich. Aber ein Krieg steht grade nicht auf meiner To-do Liste. Der Späher, also Jack hatte die Aufgabe, zusammen mit einigen anderen hier, ein Auge auf die Tochter von Gabriel zu werfen.“
„Das ist unmöglich. Engel paaren sich nicht mit Menschen.“ warf Kerian dazwischen, während ich sprachlos von einem zum anderen sah. Ich konnte nicht glauben was er da sagte. Er musste lügen. So musste es einfach sein. Ich konnte unmöglich die Tochter von Gabriel, eines Erzengels, sein. Bis vor kurzen hast du auch nicht an Dämonen geglaubt, schaltete sich eine Stimme in meinen Kopf ein. Nervös wickelte ich eine Haarsträhne um meinen Finger und zupfte daran, bevor ich sie wieder fallen ließ und das ganze wiederholte. Kerian schien meine
Nervösität zu spüren, denn er hörte auf James mit Blicken zu töten, kam auf mich zu und begann meine verkrampften Finger zu lösen. Dann sah er mir in die Augen. „Keine Angst. Er lügt. Das tut er immer.“ Beruhigend strich er mir die Haare aus dem Gesicht. Wäre es so schlimm für dich? Wieder diese Stimme. Ich hatte schon oft ein sehr aktives Unterbewusstsein gehabt, aber das war mir neu. Vielleicht drehte ich jetzt durch. „Ja genau, Bruder. Ich mach das immer so, weißt du? Ich laufe zu Mädchen und erzähle ihnen das sie die Tochter von Gabriel ist, damit er mich irgendwann
umbringen kommt. Scheiße, jetzt hast du mich erwischt“ James Stimme triefte vor Sarkasmus und er sah uns abschätzend an. Kerian presste die Lippen zusammen und ich spürte das er wusste, das sein Bruder die Wahrheit sagte. Ich sah es in seine Augen und meine Hoffnung, das James log zerbrach. Ich kniff kurz die Augen zusammen, um die langsam kommenden Kopfschmerzen zu Unterdrücken. „Und wenn Jack einer meiner Aufpasser war, wieso hast du dir dann seinen Körper genommen? Gibst es da nicht irgendeine Regel?“ Ich stellte die Frage leise, war mir aber sicher das James sie hörte. Meine Stimme klang sehr
Unsicher, aber ich wollte einfach nicht wie ein Depp dastehen, weil ich keine Ahnung hatte. James sah mich mit einem ironischen Lächeln an und meinte: „Glaubst du echt ich führe Logbuch, wer mit welchem Engel einen Deals hat? Sorry, ist mir leider entgangen.“ Kerian wand sich wieder an seinen Bruder. „Also willst du mir sagen, das Gabriel dich hier einfach so herumlaufen lässt und nichts sagst? Quatsch.“ schnaufte Kerian. James verdrehte die Augen. „Natürlich nicht. Ich bin ja nicht blöd. Klar wollte Gabriel mich nicht so laufen lassen. Ihr könnt euch bei ihm bedanken das ich überhaupt hier bin. Naja und weil
ich kein Bock auf Krieg hab.“ Ich sah auf und blickte zu James. Das mit dem Krieg hatte er eben schon erwähnt, aber da hatte ich das nicht so realisiert. Auch Kerian schien es erst jetzt wahrzunehmen. „Wieso Krieg? Was weißt du noch James?“ James seuftze und sah seinen Bruder so an als würde er das offensichtliche Übersehen. Kerian zuckte unbeholfen mit den Schulter und James verdrehte die Augen. „Überleg doch mal. Hades und Gabriel sind die einzigen die einem Dämon oder Engel in ein anderes Reich gehen lassen können. Jetzt stell dir mal ein junges Mädchen vor, das keine Ahnung von
irgendetwas hat, mit den Fähigkeiten Gabriels? Und was passieren würde wenn Hades sie in die Finger bekommt?“ Kerian erbleicht, weil er offensichtlich wusste, was James meinte. Ich verstand wiedermal nur Bahnhof. Jetzt sah James mich an. „Er würde dich zwingen ein Portal zu öffnen und die Dämonen würde in die Menschenwelt kommen. Und nicht körperlose wie wir sondern, so richtig grässlich, hässliche Gestalten. Gabriel würde versuchen sie aufzuhalten und BOOM“ Er deutet mit seiner Hand eine Explosion an. „Krieg. Einen Krieg den kaum ein Mensch überleben würde. Und genau das will Hades. Aber wenn es
keine Menschen mehr gibt bin ich bis in alle Ewigkeit körperlos, also nein danke.“ Kerian sah immer mitgenommen aus und zupfte an seiner Unterlippe. „Und was jetzt?“ fragte er schließlich. Wieder ein kalter Windzug, der meine Haare in mein Gesicht wehte. Das war komisch, alle Fenster waren zu, die Türe ebenfalls. James grinste als er meine Verwirrung bemerkte, aber er wirkte auch angespannt. „Denn Rest kannst du mit deinem Vater besprechen.“ sagte er zuckersüß und keine Sekunde später trat er durch die Tür.