Er musste einsehen, das er nicht besser war, als sie. Wie gern hätte er eine Beziehung auf Lebenszeit. Aber es war, wie früher. Ein paar Tage. Maximal ein Monat. Vorbei. Und er wusste nicht, woran es lag. Die Damen machten mit ihm Schluss, wie damals auch schon, bevor er jene Eine kennen und lieben gelernt hatte. Jene, die nicht wirklich zu ihm passte und doch zu ihm gehörte. Tja, wenn die ganzen Neider nicht gewesen wären... Er tat sich schwer, Frauen kennenzulernen. War zu schüchtern. Oft besuchte er nur Websites, wo sich Damen
für eine Nacht anboten. Völlig kostenlos. Es war nicht seine Welt. Aber wenigstens spürte er so, - und wenn es auch nur für wenige Stunden war - , weiche, zarte Frauenhaut. Roch den Duft von weiblichen Körpern. Die Extase war ihm egal. Der Akt war ihm einerlei. Er wollte nur Frauenhaut fühlen und riechen. Jahre vergingen. Jede Beziehung, die er anfing, endete beizeiten. Er wurde depressiv und fing an zu trinken. Schluckte Antidepressiva. Doch nichts half. Die Sehnsucht nach einer Partnerin, mit der er sich verstand und den Rest seines Lebens teilte, wuchs mit jeden Tag. Doch keine wollte sich finden
lassen. Und nachdem er angefangen hatte zu trinken, wurde es noch schwieriger. Doch wie aus diesem Teufelskreis herauskommen? Er betrachtete sich im Spiegel. Sah sein eingefallenes Gesicht. Die Bartstoppeln, die langsam eine graue Färbung annahmen. Er fühlte sich alt. Hatte das Gefühl, das er mit einem Bein schon im Grab steht. Wenn er nicht sofort sein Leben ändern würde, dann konnte er sich auf der Stelle einäschern lassen. Vor kurzem hatte er erfahren, das sich alte Bekannt wieder gefunden hatten. Über sechs Jahre konnten sie sich nicht ausstehen. Wie es zum Riesenstreit kam, wusste keiner mehr so recht. Nachdem
einer sich aufgerafft und den ersten Schritt gemacht hatte, verstanden sie sich wieder prächtig. Waren wieder unzertrennlich. Man hatte sich ausgesprochen. Mehr war nicht nötig gewesen. Was wäre wohl, wenn er seine Ex ausfindig machen und mit ihr reden würde? Wollte er sie überhaupt noch? Schließlich dachte er immer seltener an sie. Was aber auch an seinem erhöhten Alkoholkonsum liegen könnte. Er sah auf seine Hände. Sie zitterten. Was tun? Trinken, damit das Zittern aufhört, oder versuchen, nüchtern zu bleiben. Er hatte erst die Hälfte seines Lebens hinter sich. Sollte die zweite Hälfte genauso aussehen? Nein! Noch
hatte er die Chance seinem Leben eine Wendung zu geben. Wenn er sich selber nur fest genug in den Hintern trat, könnte er es schaffen. Dumm war er ja nicht. Nur stinkenfaul. Und das musste er als erstes ändern. Wie? Ganz einfach. Sich überwinden und seinen ganzen Alkoholvorrat vernichten. Ab in den Ausguss. Danach gleich die Flaschen wegbringen. Es fiel ihm nicht leicht. Aber er schaffte es schon nach dem vierten Anlauf. Sein eiserner Wille siegte. Oft dachte er daran, sich zu betrinken, denn es wollte ihm nicht gelingen einen Job zu finden. Er wollte nichts Besonderes. Nur einen kleinen Nebenjob,
um wieder in die Arbeitswelt einzusteigen. Zu lange hatte er nichts weiter getan, außer gesoffen. Um wieder ein Mitglied der Gesellschaft werden zu können, musste er klein anfangen und sich langsam hocharbeiten. So sehr er sich auch Mühe gab, er fand nichts. Alle Jobs waren vergeben. Oder wollten sie ihm keinen geben? Die Tage zogen sich dahin. Ebenso seine Pechsträhne. Dennoch gab er nicht auf. Raffte sich immer wieder auf. Versuchte nach vorn zu schauen. Hoffte immer wieder aus Neue. Eines Tages würde er es schaffen. Einen Job finden und wieder glücklich werden. Daran glaubte er ganz fest. Auch, das er nie wieder
einen Tropfen Alkohol anrühren würde. Ganz egal, wie sehr ihm das Leben auch mitspielte. Die Hoffnung stirbt zu Letzt, war sein Motto.