Nachdem sie grade der Sklaverei entkommen ist und dabei unfreiwillig den jüngsten Spross einer mächtigen Adelsfamilie entführt hat, findet sich Eden nach einigen Wirren in der Crew des grausamen und berüchtigten Piratenkapitäns Vance Livsey wieder. Dieser besitzt den Schlüssel zu einem unvorstellbaren Schatz. Eine unberührte Stadt des legendären alten Volkes, die sich auf einer Insel weit draußen im unerforschten Weltmeer befinden soll. Mit dem Erlös der gefundenen Artefakte, könnte Eden sich selbst freikaufen.
Doch sie sind nicht die einzigen, die von der Insel wissen. Der mächtig Sanguis-Orden, die Gemeinschaft der Zauberer Cantons, ist ihnen dicht auf den Fersen.
Coverbild : Wolfgang Pfensig / pixelio.de
Vance versetzte dem Skelett auf dem Thron einen Stoß. Die Knochen rutschten polternd beiseite und verteilten sich über den Boden. Ein Geräusch, dass sie alle zusammenzucken ließ. Als Eden sich zu dem Kapitän umdrehte, hatte er bereits die Krone auf dem Kopf und lies sich auf den nun freien Thron nieder. „Ich bin der glücklichste Mensch der Welt, Eden.“, meinte er und lachte laut. Die Gejarn stimmte einfach mit ein. „Wir würden Tage brauchen um das
hier alles rauszubringen.“, gab sie schließlich zu bedenken. „Zeit, die wir nicht haben. Wir machen uns die Taschen und Rucksäcke voll und verschwinden dann hier, bevor der Orden auftaucht. Aufgeteilt wird alles auf der Windrufer.“ Überall im Saal hatten Vance Piraten bereits damit begonnen, verschiedene Teile des Schatzes nach den wertvollsten oder schönsten Stücken zu durchsuchen. Der ganze Saal schimmerte sanft im Licht, das von Gold und Juwelen reflektiert wurde. Nach wie vor war es ein Anblick, der einen schlicht sprachlos machte. „Klingt nach einem Plan.“ „Sicher, aber die Jungs werden die
Hälfte erst mal verstecken, da kenn ich sie gut genug. Egal… das hier ist mehr als genug für Tausend von uns.“ Eden wanderte zwischen den aufgestapelten Schätzen hindurch. Sie wollte sich nicht mit Kunstgegenständen abmühen, auch wenn diese sicher mehr wert waren. Stattdessen ließ sie nur einige Goldmünzen in ihren Taschen verschwinden. Die Prägung sagte ihr nicht viel. Die offiziellen Münzen des Kaiserreichs zeigten alle das Doppelbanner des Reichs, im Gegensatz dazu waren diese hier praktisch blank. Nur ein einziges verschlungenes Schriftzeichen war auf Rück- und Vorderseite geprägt. Die Münzen waren
so schwer, dass sie vermutlich selbst die vom Kaiser ausgegebenen, reinen Goldmünzen verblassen ließen. Und davon war schon jede einen ganzen Bauernhof wert. Zachary sah sich, nach wie vor, mit leuchtenden Augen um und hob nur hier und da mal einen Gegenstand auf, um ihn näher zu betrachten. Eden grinste unwillkürlich. Es war tatsächlich so gut wie geschafft. Während sie noch nach einigen weiteren Münzen griff, lag auf einmal der Geruch von Rauch in der Luft. Was war jetzt los? Die Gejarn wirbelte herum und sah grade noch, wie ein Teil der aufgestapelten Schriftrollen in Flammen
aufging. Lucien zog sofort einen weiteren Feuerkristall aus der Tasche und trat zum nächsten. „Was bei allen Geistern, tut Ihr da?“ „Weswegen ich hier bin.“, erklärte der kaiserliche Agent schlicht und warf den zweiten brennenden Stein in die Papiere. Die Schriften brannten, nach all den Jahrhunderten in ihrer Gruft, wie Zunder und fast ohne Rauch. Lucien schenkte ihnen keine Beachtung, sondern trat sofort an die nächste Wand mit Aufzeichnungen heran. „Ihr könnt doch hier drinnen kein Feuer legen.“, rief Vance. „Ich kann die ganzen Papiere, aber auch schlecht erst nach draußen
schaffen. Beeilt Euch eben ein bisschen, wenn es euch zu warm wird. Gold brennt nicht. Und der Raum ist groß genug.“ Als er den vierten und letzten Stapel mit Aufzeichnungen erreichte, war der erste bereits zu Asche zerfallen. Bevor er jedoch dazu kam, das Feuer zu entzünden, wurde er durch Schritte unterbrochen. Jeder im Thronsaal hielt in der Bewegung inne. „Das ist nicht gut….“ Eden lauschte wieder. Da waren tatsächlich Schritte. Schwere Militärstiefel auf blankem Fels, die sich rasch in ihre Richtung bewegten. Verdammt… es gab nur den einen Ausgang.
„Sieh mal einer an, Gäste.“ Vance stand von seinem Platz auf dem Thron auf. „Na los Leute, etwas Bewegung. Sieht aus, als könnten wir den Orden doch noch willkommen heißen.“ Noch während er sprach, hechteten die ersten Gardisten die Stufen hinab in die Schatzkammer und wurden von einer Kugelsalve aus den Pistolen der Matrosen begrüßt. Einer der Uniformierten wurde getroffen. Blutige Flecken blühten auf seiner Kleidung auf, bevor er zusammenbrach. Die übrigen Männer warfen sich, hinter den Säulen beim Eingang in Deckung und erwiderten das Feuer. Weitere folgten ihren Kameraden in
schnellem Schritt. Eden verlor rasch die Übersicht, wie viele Gardisten es genau waren. Zu viele, meinte eine leise Stimme in ihrem Kopf. Und dann blieb ihr auch schon keine Zeit mehr, sich darüber Gedanken zu machen. Schüsse hallten durch den steinernen Saal. Das Echo der Gewehre und Pistolen wurde von den Wänden zurückgeworfen und erzeugte eine Geräuschkulisse, als tobe eine ausgewachsene Schlacht, zwischen zwei Armeen. Es gab kaum Deckung, von den Goldstapeln einmal abgesehen und so waren die Piraten um Vance schnell gezwungen, zurückzuweichen. Eden duckte sich selber hinter eine der
tragenden Steinsäulen. Eine Kugel schlug direkt neben ihr, mehrere Splitter aus dem Fels. Das Schrapnell hinterließen einige blutige Striemen auf ihrem Gesicht, aber sie schenkte dem kaum Beachtung. Rasch lehnte die Gejarn sich aus der Deckung und zielte auf den Schützen. Dieser bemerkte zu spät, dass er nicht mehr rechtzeitig weg kam. Eden drückte ab und das Projektil traf den Soldaten direkt in die Brust. Neben ihr sprang einer von Vance Piraten vor und stürzte sich auf einen Gardisten, der sich zu weit in die Halle vorgewagt hatte. Mit einem raschen Säbelhieb, erledigte er den Mann und
war schon drauf und dran, sich dem nächsten Gegner zuzuwenden, als ihn plötzlich ein Lichtblitz traf. Der Energiebolzen brannte sich einmal durch den Oberkörper des Mannes und trat am Rücken wieder aus. Zusammen mit weiteren Gardisten trat ein, in türkisfarbene Roben gekleideter Mann, auf die Stufen hinaus. Zauberer… Eden lies die Pistole fallen und zog eine zweite. Wenn sie den Mann erledigte, bevor er weiteren Schaden anrichtete, hatten sie eine Chance. Im gleichen Moment, wo sie auf den Ordensmagier anlegte, drehte dieser den Kopf in ihre Richtung. Die Gejarn schoss und hoffte das Beste. Im gleichen Moment machte
der Mann eine wegwerfende Bewegung mit der Hand. Eden hörte nur noch, wie die Kugel als Querschläger irgendwo gegen die Wand schlug. Zusätzlich loderte nun Feuer in den Handflächen des Zauberers auf. Die zwei Flammen schlugen hoch in Richtung Decke, bevor sie sich vereinigte und auf ihr Versteck zu jagten. Verflucht… die Gejarn ließ die Waffe fallen und warf sich beiseite, während das magische Feuer die Säule einhüllte. Kugeln flogen ihr um die Ohren, als sie weiter in den Raum zurückwich. Weg von dem Magier und den immer noch nachrückenden Gardisten. Geister, wie viele von denen gab es
denn? Ein Soldat stürzte sich mit gezogenem Schwert auf sie. Eden wich zurück und parierte den Schlag. Die Zeiten, als sie sich vor einem Kampf gefürchtet hätte, waren vorbei. Stattdessen setzte sie sofort nach, bevor der Mann noch reagieren konnte und versenkte die Klinge unter seiner Achsel. Eine Drehung und er brach zusammen wie eine Marionette, der man die Fäden durchgeschnitten hatte. An seiner Stelle, rückten jedoch sofort weitere Gardisten nach. Das war sinnlos, dachte die Gejarn einen Moment. Viel Platz zum zurückweichen blieb ihnen nicht mehr. Vance tauchte neben ihr auf und suchte
jetzt ebenfalls den Nahkampf mit den Gardisten. Sie hatten ihr Pulver verschossen und jetzt würde der Kampf auf die klassische Art ausgetragen. Nur den kaiserlichen Soldaten mangelte es nicht an Munition, wie Eden schmerzhaft feststellen musste. Sie sah den Schützen nie. Doch während sie noch versuchte, irgendwie den Gardisten wieder etwas Boden abzugewinnen, fraß sich plötzlich ein brennender Schmerz durch ihre Seite. Sie zuckte zusammen und wurde rasch von den anderen, zurück hinter ihre Reihen gezogen. Eine Hand auf die Wunde über ihrer Hüfte gelegt, wich sie bis hinter den Thron zurück. Der würde wenigstens etwas Deckung vor weiteren
Geschossen liefern. Zachary ließ sich an ihrer Seite nieder, sobald sie sich in die sicheren Schatten fallen ließ. Sie musste dem Jungen zumindest anerkennen, das er kaum Angst zeigte. Trotz der kleinen Schlacht, die um sie herum tobte. Als Eden die Hand von der Wunde nahm, war sie rot gefärbt. „Na wenigstens ein glatter Durchschuss.“, murmelte sie. „Besser als mit einer Bleikugel im Körper herumzulaufen.“ „Du gehst besser grade nirgendwo hin.“, erwiderte Zachary. Eden lachte. „Guter Ratschlag. Ich komm schon klar aber, sieh zu, ob Du den anderen
helfen kannst. Und… pass auf Dich auf.“ Der Junge nickte. „Du auch.“ Eden lehnte sich gegen die Rückseite des Throns. Die Wunde war nicht tief, aber schmerzhaft. Und der Schlachtlärm im Hintergrund trug auch nicht grade dazu bei, dass es ihr besser ging. Sie hatten auf Dauer keine Chance, sich zu halten, wie ihr zunehmend bewusst wurde. Nicht mit den ganzen Gardisten und zusätzlich noch mindestens einem Magier des Ordens. Sie zog sich an der Lehne des vergoldeten Sitzes hinauf und sah über die Halle hinweg. Vance Stimme schnitt durch das Orchester von Stahl und Flinten.
„Alle zurück.“ Der Kapitän winkte seinen Leuten mit dem Schwert, zurückzuweichen, während die Gardisten weiter nachsetzten. Ein gutes Dutzend kaiserliche Soldaten waren tot, auf den Stufen die in die Halle führten, zurück geblieben. Weitere uniformierte Körper lagen auf dem Boden der Schatzkammer verstreut. Aber nicht ohne Preis. Auch auf ihrer Seite gab es Verluste. Mindestens zehn Matrosen, waren hinter Goldhaufen oder Säulen zusammengesunken. Die Überlebenden, wurden von den Gardisten immer mehr in die Zange genommen. Eden konnte sehen, wie Vance einen Moment die Augen schloss. Dem Kapitän
musste klar sein, wie aussichtslos ihre Situation war. Auf offenem Feld hätten sie sich zurückziehen oder wenigstens neu formieren können. Doch hier unter Tage und mit dem Rücken zur Wand…. Sie konnte es in seinem Blick sehen, als er die Augen wieder aufschlug. Diese Runde ging an den Orden und das Kaiserreich. Vance breitete die Arme aus und ließ die Waffen fallen. „Wir ergeben uns.“, rief Vance über den Schlachtlärm in der Halle hinweg. Bevor seine Worte noch ganz verklungen waren, zuckte er plötzlich zusammen. Mehrere Kugeln trafen ihn ins Bein und einige streiften seinen Oberkörper. Der Kapitän der Windrufer schwankte, bevor
ihn der verletzte Fuß nicht mehr tragen wollte und er sank in sich zusammen. Langsam verhallte das Gewehrfeuer. Einer nach dem anderen warfen die Piraten die Schwerter weg. Eden duckte sich wieder hinter ihr zweifelhaftes Versteck. Es war vorbei… sie wollte aufstehen, stellte aber fest, dass ihre eigenen Füße, sie kaum tragen würden. Blutverlust und allgemeine Erschöpfung, forderten langsam ihren Preis. So zog sie sich einfach wieder an den Rand des Throns und spähte nach draußen. Die Gardisten strömten weiter in die Halle und umstellten die Überlebenden von Vance Piraten. Der in Türkis
gekleidete Zauberer, trat scheinbar unbeeindruckt, zwischen den Soldaten hindurch. Sein Blick streifte die aufgestapelten Goldschätze nur und blieb schließlich bei den verkohlten Überresten der Schriftrollen hängen. „Wer von euch war das?“, wollte er wissen und trat auf Vance zu, der sich auf die Schulter eines Matrosen stützen musste. Die Schussverletzungen im Bein machten dem Kapitän offenbar schwer zu schaffen. „Da könnt Ihr gerne Euren…“ Vance kam nicht dazu, den Satz zu beenden, als Lucien hinter einer der Säulen hervortrat. Jetzt wo sie ihn sah, wurde Eden klar, dass sie ihn während der
ganzen Kampfhandlungen nirgends gesehen hatte. Hatte er etwa einfach abgewartet, wie das Ganze ausging? „Das ist doch unwichtig.“, meinte der kaiserliche Agent. „Es war meine Schuld. Ich wollte sie daran hindern, aber… das ist mir nicht gelungen. Doch dann seid Ihr ja aufgetaucht.“ Er trat auf den verbliebenen Stapel mit Aufzeichnungen zu. „Und ein paar Stücke haben wir ja gerettet nicht?“ „Sicher…“ Der Zauberer trat auf einen der Soldaten zu und riss ihm das Gewehr aus der Hand. Bevor jemand reagiere konnte, hatte er auf den Mann angelegt, der Vance stützte und drückte ab. Der Mann wurde von den Füßen
gerissen und Vance stürzte zu Boden. „Das ist für die Aufzeichnungen. Seid froh… sobald wir euch nach Canton zurück bringen, werdet ihr alle ohnehin am Galgen enden. Packt die Schriftrollen ein und… schafft mir dieses Pack aus den Augen.“ Einer der Gardisten salutierte kurz. „Ja, Herr.“ Eden konnte nur zusehen, wie die Soldaten die Aufzeichnungen zusammen packten und Vance samt Crew aus dem Raum trieben. Zachary sah einen Moment zu ihr zurück. Ihre Blicke trafen sich und die Gejarn konnte die Magie hinter den Augen des jungen Zauberers sehen.
Mach nichts Dummes, dachte sie und hoffte gegen alle Umstände, dass er verstand.
Zachary nickte lediglich, ein schwaches Lächeln auf den Lippen.
„Ich komme Euch holen. Euch alle.“ , murmelte Eden. Sie wusste nicht wie. Sie wusste nicht einmal, ob sie selber überlebte. Aber sie würde es versuchen.
abschuetze ... und wieder einmal könnte ich Lucien in den Hintern treten, krrr.... |
EagleWriter Wechselt die Seiten öfter, wie ein Chamäleon die Farbe :-) lg E:W |
EagleWriter Die haben schon ein Schiff... das ist aber mitten im Wald ^^ |