Titel
Es war seine Schuld gewesen. Warum hatte er auch seiner Ex erlaubt, bei ihm zu rauchen, wenn er es gar nicht leiden mochte, das seine Wohnung nach Qualm stank? Niemand durfte bei ihm rauchen. Alle mussten vor die Tür gehen. Aber bei ihr machte er eine Ausnahme.
Wieso hatte er ihr überhaupt erlaubt, das sie bei ihm einziehen darf, auch wenn es nur vorübergehend war? Sie wusste schon so lange, das sie bei sich ausziehen musste. Klar, eine bezahlbare Wohnung zu finden war nicht leicht. Hatte er doch selbst für sie mitgeschaut. Kaum wurde bekannt, das eine Wohnung
zu haben war, war sie auch schon wieder weg. Und es wurde nicht besser, obwohl großer Wohnungsleerstand herrschte. Aber war es denn ein Wunder, bei den Mietpreisen? Und wie viele Vermieter wollte keinem, der vom Amt abhängig ist. Dabei wäre von denen die Miete gesichert gewesen. Man brauchte nur ein kleines Schriftstück aufsetzen und das Amt zahlte direkt an den Vermieter.
Er hatte Mitleid mit ihr gehabt. Sie war, wie sie war: Dumm. Hatte von nichts eine Ahnung und wollte nichts dazulernen. Wofür gab es den Ex? Einmal ganz doll lieb sein und er machte, wozu sie keine Lust hatte, beziehungsweise, wovon sie keine
Ahnung hatte. Es klappte immer wieder. Sie nutzte ihn aus und er verfluchte sich selbst dafür, das er es zuließ. Das er bei ihr nicht Nein sagen konnte.
Seit Wochen wollte er zu seiner neuen Freundin fahren. Aber immer wieder kam was dazwischen. Irgendwas ging kaputt und musste neu geholt werden. Seine Neue wollte nicht zu ihm, obwohl sie ein Auto hatte. Sie hatte es ihm öfter erklärt, warum sie wollte, das er zu ihr kam und nicht umgedreht. Aber er hatte es sich nicht gemerkt. Zu vieles anderes spukte in seinem Kopf herum. Immer wieder fragte er sich, ob es eine gute Idee war, sie bei sich wohnen zu lassen. Schließlich kannte er ihre Wohnung. Bei
ihm machte sie auch nicht mehr, obwohl sie es ihm versprochen hatte. Alles machte er alleine, nachdem er mindestens drei Bier getrunken hatte. Auf nüchternen Magen, damit die erwünschte Wirkung schnell kam.
Als ob es nicht schon genug gewesen wäre, das seine Ex bei ihm rauchte, was sich ziemlich schnell nicht mehr in Grenzen hielt, fingen nun auch die anderen an, bei ihm zu rauchen. Denn seine Ex war nichts besseres, als die anderen. Und so geschah es, das er völlig ausflippte. Herumschrie. Volle Aschenbecher durch die Luft warf. Bier auf Boden und die Möbel verteilte. Zur Krönung ließ er noch einen Strahl ab.
Drehte sich dabei, damit er so viel wie möglich traf. Dann marschierte er zur Wohnungstür und ließ sie lautstark zuknallen. Die anderen standen fragend da. Konnten sich keinen Reim darauf machen, warum jener so ausgetickt war. Kein Wunder, hörte ihm doch keiner richtig zu. Hätten sie es getan, hätten sie gewusst, warum er so reagiert hatte, als sie seine Wohnung zuquartzten.
Stunden später saß er im Bahnhof. Nahm sein Handy und rief sie reumütig an.
„...Wenn du mich noch sehen magst...Gleis drei...Ich habe eine Fahne, weil...“
Enttäuscht über sich selbst, weil er es zugelassen hatte, das man ihn ausnutzte,
ließ er sein Mobiltelefon über den Bahnsteig gleiten. Unsanft landete es in den Gleisen. Mit tränennassem Gesicht leerte er seine Flasche und wartete auf sie. Wusste nicht, ob sie wirklich kommen würde, um ihm abzuholen. Auch wusste er nicht, ob sie ihm verzeihen würde, weil ihm so oft anderes und andere wichtiger waren, als sie.
Geduldig wartete er auf Gleis drei.