Schreib mir was!Die Cap Verdische Inseln liegen im Westen von Afrika ca. 500 km mitten Atlantischen Ozean. Eine der Inseln heißt Sal. Hier war es seit der Besiedelung recht ruhig und beschaulich, sieht man mal von dem Flughafen ab. In dem neuen Urlauberparadies geschehen plötzlich merkwürdige Dinge. Ein deutscher Tourist der Angeln will findet eine Frauenleiche am Strand. Sergeant Jose Sandrillo von der National Polizei ist komplett überfordert mit den Ermittlungen. Denn so etwas gab es bisher noch nicht auf seiner Insel
Sal. Sabrina Stein aus Deutschland ist gerade auf Sal gelandet, denn sie hatte sich mit ihren Freundinnen verabredet. Sie wollen dort gemeinsam einen tollen Urlaub beginnen. Durch einen Zufall weiß Sergeant Jose Sandrillo, dass eine deutsche Polizeioberkommissarin auf der Insel ist. Er sucht Sabrina Stein auf und bittet sie um Amtshilfe. Sabrina Stein stößt bei ihren Ermittlungen auf einen tiefen Sumpf des Verbrechens. Aber was hat dies alles mit der toten Frau zu tun?
Circa 500 Kilometer vor der westafrikanischen Küste liegen zwischen dem 15. und 17. Breitengrad die neun bewohnten Inseln der Republik de Cabo Verde. In dem packendem Krimi von Thomas Arndt, bereist der Leser das erst vor 500 Jahren entdeckte Land, mit all seiner spröden Schönheit, dabei lernt er seine herzliche Bevölkerung kennen und lieben.
Der Vollmond spiegelte sich nicht nur im nahen Meer sondern auch etwas bläulich auf dem schwarzblanken Panzer eines fünfzehn Zentimeter langen Leibes eines Skorpions, der gerade unter einem Stein hervor gekrochen war. Nicht weit von diesem entfernt, am Fuße eines kleinen Abhanges, versuchte ein Käfer bessere Futterplätze zu finden, als die Büsche welche er vorher angetroffen hatte. Plötzlich … schießt der Skorpion blitzschnell den Abhang hinunter und ließ dem Käfer noch nicht einmal Zeit, einen Flügel zu
heben. Verzweifelt strampelte der Käfer um sein Leben. Nun erfasste eine scharfe Schere den Körper des Unglückseligen, mit der Schnelligkeit eines Wimpernschlages schnellte der Schwanz über den Kopf hinweg und ein Stachel stach in den Körper des Käfers. Im selben Moment hauchte der Käfer sein Leben aus. Der Skorpion verharrte nun fast regungslos einige Minuten. Anscheinend mit dem Ergebnis, dass keine Feinde in der Nähe waren, zufrieden, drangen nun die Futterzangen in das Fleisch des Käfers ein. Nach einer geraumen halben Stunde war nichts mehr zu
sehen. Der große Dornbusch war ein weithin sichtbares Merkmal auf einer circa sechs mal neun Kilometer großen Ebene, die auf der Insel Sal, der Capo Verde Gruppe liegt und vom Meer umschlugen war. An deren südlichem Ende zeigte sich eine Ortschaft und auf der gegenüberliegenden Seite in neun Kilometer Entfernung die Gebäude eines Flugplatzes. Ein Motorengebrumm kam immer näher und wurde immer lauter. Dieses Geräusch war jedoch jenseits der Wahrnehmungsfähigkeit des Skorpions. Ein Quad fuhr ohne Licht und mit schneller Geschwindigkeit auf den Busch
zu. Der Fahrer bremste stark ab, Dreck sowie Sand wirbelte auf und hüllte das ganze mit einer Staubwolke ein. Der Skorpion bemerkte nicht, dass der Fahrer, der eine Uniform trug, vom Quad abstieg. Er versucht ein sehr großes, in Säcke eingebundenes, schweres längliches Paket, von der Verankerung am Quad zu lösen. Es löste sich und mit einem dumpfen Schlag schlug das Paket auf dem Boden auf. Der Fahrer blickte sich um und hielt Ausschau. In der plötzlichen Stille fing im Dornbusch nun eine Grille an zu zirpen. Irgendwo in der Nähe klang das Zwitschern eines
Nachtvogels. Auf einmal hob eine menschliche Hand ein Stück Fels auf. Der Skorpion spürte eine winzige Bewegung in der Luft über sich. Seine Scheren schnellten sofort hoch und der Schwanz richtete sich zur Abwehr auf. Der schwere Fels sauste auf das Tier hinunter. „Maldito, du Mistvieh stichst niemanden mehr!“ Der Mann in Uniform schaute sich den zerquetschten Skorpion an und grinste ein wenig. Er nahm aus einer Seitentasche am Quad einen Klappspaten heraus, öffnete diesen und begann in einer Mulde im Sand ein Loch zu graben. Das Loch
wurde immer größer und das Hemd des Mannes wurde feucht vom Schweiß. Nach einigen Minuten hörte er auf. Er prüfte, ob das Loch tief genug war. Nun hangelte er sich aus dem Loch heraus und ging zum Quad. Er hievte nun das längliche Paket auf die Schulter und trug es zum Loch, wo er es mit einem Schwung von der Schulter hineinfallen ließ. Das Paket verschwand vollständig darin. Dann greift er zum Klappspaten und begann das Loch wieder zu schließen. Zehn Minuten hatte er gebraucht bis er fertig war. Er legte noch einige Steine über die Stelle, griff nach dem Spaten, um ihn auseinander zu schrauben und ihn
zuletzt wieder in der Seitentasche des Quads zu verstauen. Sichtlich erschöpft setzte er sich auf einen Fels, zündete sich eine Zigarette an, steckte diese zwischen seine Lippen. Dann atmete er den Rauch tief in die Lunge ein und mit einem leichten Seufzer wieder aus. Das Meer rauschte mit seiner Urgewalt in die Brandung an dem Inselsaum. Er schaute sich nochmals nach allen Richtungen um. „Bom ver ninguém, que está tudo bem, haha!“ murmelte er leise zu sich selbst. Nun kletterte er auf den Sitz des Quads, startete den Motor, wendete das Fahrzeug und fuhr ohne die Beleuchtung
ein zu schalten, in Richtung Süden nach Santa Maria. Wenig später in einem Haus direkt neben der alten Fischfabrik. Der Mann hatte sein Quad abgestellt und schob es in den Hof des Hauses. Lautlos öffnete und schloss er die Türe zur Wohnung im Erdgeschoß. Nun setzte er sich an einen alten Tisch, der wohl bessere Tage gesehen hatte. Er griff in die Tasche, legte ein Handy auf die Tischplatte und starrte dieses an, stand dann jedoch wieder auf und ging zu einem Kühlschrank in der Ecke des Raumes. Er nahm eine Flasche Bier heraus, öffnete diese und trank die Flasche mit einem Zug halbleer. Das
Handy auf dem Tisch begann zu wackeln und drohte vom Tisch zu fallen. Kurz vorm Ende der Tischplatte ergriff er es und hielt das Gerät an seine Ohren „Si, ich bin es, Diago.“ flüsterte der Mann ins Handy hinein. „Si, habe das Paket in der Bucht vergraben, diesmal an einen anderen Platz. De maneira nenhuma! Nao, nein das Geld, die Checkkarte, Schmuck und Papiere hab ich ins Versteck gebracht. Si, ich muss jetzt zwei Stunden schlafen, muss nachher zum Dienst. Si, Vejo-vos num instante.“ sprach es und steckte das Handy wieder ein. Er trank den restlichen Inhalt der Bierflasche aus, dann ging er in einen anderen Raum und
legte sich dort auf eine Matratze. Er schlief sofort ein.
Eine Tür öffnete sich „DIAGO você preguiçosa, aufstehen, es ist gleich sieben Uhr. Du musst Dich fertigmachen und zum Dienst gehen, Rapidamente! Warst Du heute Nacht wieder bei einer Frau! Schäme Dich!“ rief eine ältere Dame in das abgedunkelte Zimmer. „Si, Mama, ich habe verschlafen. Aber ich bin kein Faulpelz, Mama!“ sagte Diago Domigo verschlafen und aufgeschreckt durch den Auftritt seiner Mutter. „Die Suppe steht in der Küche und wird kalt.“ gab diese nur etwas beleidigt zurück und ging in den kleinen Garten,
den sie direkt am Hause angelegt hat. „Man ist die heute wieder drauf.“ brummelte Diago während er aufstand, in das kleine Bad ging und mit der Morgentoilette begann. Danach zog er ein frisches blaues Hemd, auf dessen Ärmel ein Hoheitsabzeichen von Cabo Verde prangte und eine dunkelblaue Hose an. Die schwarzen Schuhe wischte er kurz mit einem alten Lappen ab. Ein kurzer Blick in den Spiegel, perfekt und ab ging es in die Küche, wo sein Frühstück, ein Teller Fischsuppe und ein Stück Brot auf den Tisch stand. Unter dem Diago sein Essen einnahm, vibrierte sein Handy, das er wie immer auf den Küchentisch gelegt hatte. Er
drückte auf eine Taste und nahm das Handy ans Ohr und sagte: „Olá, quem fala?“ „Si Senhor, hier ist Diago am Apparat.“ Schweigend und angespannt hörte Diago der Stimme am anderen Ende zu. In der Küche herrschte nun eine Stille, bei der man eine Stecknadel hätte fallen hören können … „Sargento Sandrillo, ich habe verstanden, eine Leiche gefunden am Strand im Sand … Was, si, ich komme sofort an den Tatort dem Ost Strand.“ Diagos Gesicht verzerrte sich und wurde zu einer Maske als er das Gespräch mit dem Sargento beendet hatte. Er saß fünf Minuten regungslos
am Tisch und grübelte nach. Dann griff er wieder zum Handy, wählte eine Nummer. Am anderen Ende meldete sich eine Stimme. „Si, ich bin es Diago.“, meldete sich dieser und sprach weiter: „Wir haben ein Problem, mein Sargento hat mich soeben angerufen, irgend so ein Tourist wollte heute Morgen Thunfisch fischen gehen und hat dabei die Leiche von Angelika gefunden. Was soll ich machen?“ Fast verzweifelt lauschte Diago ins Handy. „Si, das mache ich und dann gebe ich Dir Bescheid. Was? Ah, Si, habe verstanden. Also dann bis später, Fazê-lo bem.“ Mechanisch rieb er die Fingerkuppen
gegeneinander. Plötzlich hämmerte er mit den Fäusten gegen seine Schläfen und stand auf. Er öffnete das Fenster, und blickte einen Augenblick hinaus auf die ruhige See; dann stieß er laut einen Fluch aus – eine nicht wiedergebende Gemeinheit.
Mit einem eiskalten Lächeln ging er nun in dem Hof, setzte sich auf sein Quad und fuhr in Richtung Strand Ost.
Trübe begann der Tag und tief liegende Wolken, aus denen viel Regen heraus goss, verhängten den Himmel. Am Abend vorher hatte ich noch im Fernsehen den Wetterbericht verfolgt. Deshalb entschloss ich mich, etwas früher von meiner Wohnung im Allgäu nach Zürich weggefahren. Und ich hatte Recht gehabt, zwei Stunden brauchte ich bis zur Schweizer Grenze bei Konstanz und Kreuzlingen. Heftige Windböen und Sturzbäche mit Regen, quälten mich und die anderen morgendlichen Autolenker. Bei der Überfahrt von Meersburg nach Konstanz
schlitterte die Fähre so gewaltig, das nachdem diese in Konstanz anlegt hatte, der gesamte Fährbetrieb vorläufig eingestellt wurde. Der Scheibenwischer lief bereits auf Höchststufe. Mehr als sechzig Stundenkilometer waren nach dem Grenzübertritt bei diesem scheußlichen Wetter wirklich nicht drin. Endlich hatte ich die nächste Autobahnauffahrt erreicht und fuhr in Richtung Zürich. Der Verkehr nahm deutlich zu, viele Pendler und LKW fuhren nun ebenfalls auf dieser Rennstrecke. Aber ich schaffte es gerade noch rechtzeitig zum Flughafen zu kommen und fand, sei Dank, auch
schnell einen Parkplatz. Nachdem ich meinen Koffer aus dem Ford gezerrt hatte, rannte ich mehr als das ich ging zum Terminal. Vor dem Check In Schalter wartete bereits eine lange Schlange von Reisenden, an der ich mich einfach Anschloss. Später, auf dem Weg zum Gateway, klingelte plötzlich mein Handy. Dalli Pierini, meine italienische Freundin, mit der ich in Ulm studiert hatte, war am anderen Ende „Ciao, Sabrina, nur ganz kurz, bist Du schon am Flughafen?“ „Ja, hallo, Bella, bist Du schon Angekommen in Santa Maria?“ fragte ich in mein Handy zurück. „Si, si,
ich bin prima und ohne Probleme angekommen. Hier ist es wie immer wunderschön, Bella, ich freue mich auf Dich. Aurora und ich holen Dich vom Aereoporto ab. Bis bald, Arrivederci!“ sagte es und legte auf. Beruhigt bestieg ich nun das Flugzeug und konnte nicht nur das schlechte Wetter hinter mir lassen. Santa Maria ich komme! Der Airbus 320 der Condor erlangte gerade seine Reisegeschwindigkeit von neunhundert Kilometer auf elftausend Meter. Die Maschine hatte die Schlechtwetterfront im Steigflug durchflogen und nun spiegelte sich in dem Flugzeug die Sonne gepaart mit
einem strahlenden blauen Himmel. Es versprach ein ruhiger Flug zu werden. Der Flugkapitän hatte gerade seine Durchsage gemacht. Die Flugbegleiterinnen fingen an, die Getränke zu verteilen. Ich saß direkt am Fenster der Economy Class, direkt neben einen recht gut aussehenden Mann, mit interessantem grauem Haar, der den Sitz neben mir zugeteilt bekommen hatte. Der Sitz war sehr bequem, ich schloss meine Augen und meine Gedanken fingen an zu kreisen. In gut sechs Stunden bin ich am Ziel meiner Träume, zwar nur für einen
zwei-Wochen-Urlaub, aber was soll es, besser als nichts, dachte ich zu mir selber. Diesen Urlaub hatte ich schon einige Zeit im Sinn, einfach alte Freunde besuchen, etwas anderes Sehen, die Insel Sal weiter zu erkunden und zu erfühlen. Ich, Sabrina Stein, gerade 39 Jahre alt geworden, mein Gott vergeht die Zeit … etwas gut gebaut … meinte zuletzt höflich mein Arzt, gerade geschieden, keine Kinder. Mein Job als Polizei Oberkommissarin in Bad Wurzach im Allgäu ist mein Wunschberuf und ich konnte davon
Leben. Nur privat war zuviel war in den letzten Jahren passiert, deshalb war ich froh, endlich meine Scheidung hinter mir zu haben. Obwohl ich nun als Freiwild bei den Männern angesehen war, sobald diese von der Scheidung wussten, konnte ich mich trotzdem als Frau behaupten. Wobei meine Kollegen davon ausgenommen sind. Nun freute ich mich, meine Freundinnen auf der Insel Sal zu treffen. Mit Dalli Pierini hatte ich mich während meiner mehrjährigen Studienzeit in Ulm angefreundet. Obwohl wir nicht dieselben Studiengänge hatten, bildeten
wir gemeinsam mit Aurora Appiani das Greenteam der Uni. Nach unserer Studienzeit vor vierzehn Jahren, entschlossen sich meine beiden Freundinnen, wieder nach Italien zu gehen. Dalli selber war dann in Rom wegen ihrer großen Liebe Samuele hängen geblieben. Sie hatten dann vor zehn Jahren geheiratet, eine Wohnung gekauft. Dalli war als Ärztin an einem Krankenhaus in der Nähe von Rom beschäftigt. Aurora Appiani war nur für kurze Zeit in ihrer Heimat geblieben. Sie hatte die Möglichkeit gehabt, auf der Insel Sal, die zu der Republik Capo Verde gehört,
die Leitung eines Hotels zu übernehmen, was sie seit dem auch machte. Kontakt zu Dalli und Aurora hatte ich immer regelmäßig. Wir telefonierten auch per Skype, so oft es ging oder schickten uns Emails, ich war so immer auf dem Laufenden. Auch war ich selber schon zweimal auf Sal, sodass ich fast schon als ein "alter Hase" galt. Im Reisebüro konnte ich einen Flug nach Sal,Capo Verde ab Zürich sofort buchen, denn ich wollte einfach nur weg, Durchatmen, Entspannen … „Machen Sie einen Badeurlaub oder wollen Sie surfen gehen?“ fing auf einmal der Mann neben mir, ein Gespräch an. „Ja, von allen etwas.“
sagte ich meinen Flugbegleiter, den ich auf etwa fünfzig Jahre schätzte. „Ich fliege zum ersten Mal nach Sal, der Fische halber, hier kann man gut Thunfisch angeln, den dies ist mein Hobby.“ redete er munter weiter, in der Annahme, dass mich seine Gedanken interessierten. „Ach ja, nun ja, Angeln, Fischen ist nicht meine Sache. Ich relaxe lieber. Deshalb habe mich mit meinen Freundinnen auf Sal verabredet.“ „Das Wetter soll ja fast immer sehr gut sein auf der Insel, mit Sonnenbrandgefahr“ meinte mein Nachbar. „Sonne kann ich sehr gut brauchen, denn
das schlechte Wetter in der letzten Zeit bei uns in Deutschland, dann auch noch der stressige Beruf, jetzt brauche ich erst einmal Ruhe!“ sagte ich nun etwas genervt von dem ungewollten Gespräch. „Stress kenne ich gut, denn ich bin auch den ganzen Tag in meinem Büro im Finanzamt Stuttgart. Da freut es mich, wenn ich zum Angeln raus komme.“ hörte ich diesen zwar gut aussehenden, aber nervigen Menschen sagen. „Na warte“, dachte ich mir und sagte zu ihm gewandt „Als Kommissarin für Wirtschaftskriminalität schlage ich mich Tag für Tag mit Typen herum, die sich weder an Recht und Gesetz halten, noch irgendwelche Meinungen respektieren,
als ihre eigenen. Deshalb bin ich froh, mal meine Ruhe zu haben.“ „Ach, so - ich störe sie, Entschuldigen Sie bitte mein Gerede. Ich werde Sie nicht mehr stören.“ sagte mit verzogener Miene der George Clooney verschnitt und schwieg ab dieser Minute. „Jetzt hat er es begriffen.“ dachte ich mir und schaute durch das Fenster wieder in den strahlenden blauen Himmel. Unten glitzerte das Meer silberig. Ich schlief ein ohne es zu merken. „Bitte bringen Sie ihren Sitz in senkrechte Position, stellen Sie das Rauchen ein und schnallen Sie sich an, wir beginnen mit dem Anflug auf Sal.“
riss die Stimme der Flugbegleiterin mich aus meinen Schlummer. Wo war die Zeit geblieben? Ich war doch gerade ins Flugzeug gestiegen? Einen Seufzer machend, schnallte ich mich an und freute mich auf meine Freundinnen.
Dalli Pierini und Aurora Appiiani schauten auf die Anzeigentafel im Ankunftsbereiches des international Airport auf der Insel Sal. Die Linienmaschinen der Condor aus Zürich ist um 13:37 Uhr Ortszeit gelandet, lesen sie ab. Gemeinsam warteten sie in der Wartehalle des Ankunftsbereiches. Die ersten Fluggäste kamen aus dem Custom Bereich und eilten ihres Weges. Dalli und Aurora suchten Sabrina in der Menge der Ankommenden, sie musste ja mal durch die Zollkontrolle kommen … Ich wartete indessen an der
Gepäckausgabe und wartete und wartete. Der George Clooney Typ stand neben mir und wartete ebenfalls auf sein Gepäck. Gerade kamen wieder zwei Koffer auf dem Band durch einen Gummivorhang durch. „Entschuldigung, ich sollte meinen Koffer vom Band nehmen“ sagte er freundlich aber bestimmt zu mir. Ich trat zwei Schritte zur Seite und sprach „Selbstverständlich, bitte“. Das Rollband lief munter weiter, fast alle Mitreisenden hatten nun ihren Koffer. Aber meinen spukte das Förderband immer noch nicht aus. Verflixt und zugenäht, das darf doch wirklich nicht war sein. Genervt wartete
ich, beobachtet von zwei Custom Beamten. Nach einer halben Stunde stand ich immer noch am Band. Kein Koffer! Das Band schaltete sich nun automatisch ab und stoppte. Verärgert ging ich nun zu einem Schalter der Fluggesellschaft und Reklamierte dort meinen fehlenden Koffer. Die freundliche Dame am Schalter telefonierte kurz, schrieb sich dann die Adresse des Hotels auf, in welchen ich die nächsten Tage logierte. Dann gab sie mir einen Bon und einen Gutschein, die ich an der Zollkontrolle vorzeigen sollte, und ging mit mir zu dieser. Ich versuchte dann den Beamten
klarzumachen, warum ich kein Gepäck hatte. Glücklicherweise verstand einer der Herren Englisch. Ich legte meinen Pass und meine deutschen Polizeidienstausweis vor. Nachdem mein Pass geprüft wurde, salutierten die Beamten vor mir und ich konnte den Ankunftsbereich verlassen. Sofort hielt ich nach meinen Freundinnen Ausschau. Ja, dort hinter der Glasfront waren beide zu sehen. Ich winkte zurück. Ein wenig später begrüßten wir uns heftig. „Das hat aber lange gedauert, bis das Wir uns wieder sehen.“ scherzte Aurora zu mir „Sag mal, hast Du kein Gepäck
mitgenommen?“ „Ach, bin froh.“ sagte ich, „Dass ich euch sehe. Das Gepäck fliegt anscheinend irgendwo in der Welt herum. Denn leider ist es hier nicht ankommen. Von der Airline habe ich hier einen Gutschein erhalten.“ Dalli schaute sich den Gutschein an und sagte „Der ist für einen Laden über 50 Dollar Wert, den kannst Du überall in Santa Maria oder hier in Espargos einlösen.“ „Das ersetzt aber nicht meinen Koffer oder?“ „Nein, Sabrina das ist nur für ein Notfallpaket, wie Zahnbrüste, Seife usw. steht auf dem Merkzettel.“ Aurora nahm meinen Arm. „Jetzt kommt beide, den Koffer wird Sabrina schon bekommen. Es hätte mich
gewundert, wenn Du, Sabrina, keine Probleme beim Flug gehabt hättest. Aber nun werden wir die nächsten Tage für Dich in die Hand nehmen.“ sagte es und zog mich zum Ausgang. Schnell hatten wir gemeinsam Auroras Geländewagen erreicht. „Platz nehmen und Entspannen, Sabrina!“ sagte Dalli und zeigte mit dem Finger auf den Beifahrersitz. Erleichtert setzte ich mich auf den angezeigten Sitz des Mitsubishi Pajero. Wir fuhren los und waren bereits nach fünfzehn Minuten Fahrt vor Santa Maria. „Hier kenne ich mich ja inzwischen aus.“ brach ich das Schweigen der still gewordenen Runde. „Es ist für mich fast eine gewisse Routine, nach Santa
Maria zu kommen, aber jedes Mal hat sich einiges verändert.“ „Ja, leider Sabrina, es wird gebaut und gebaut. Die Reisekonzerne haben Sal nun voll ins Programm genommen. Es werden jedes Jahr zwei neue Hotels fertig. Und das bringt viele Probleme, ökologisch genauso wie die Kriminalität in Form von Diebstählen, Handtaschenraub und sexuelle Belästigungen von weiblichen Touristinnen, was es früher hier nicht gab.“ resümierte Aurora zu mir gewendet. Wir hatten nun das Hotel erreicht, welches Aurora seit Jahren leitete. Ich stieg aus und wir gingen zusammen zur
Rezeption des Djadsal Holiday Club Hotels.
Vor der Anmeldetheke standen anscheinend neue Gäste, die in Italienisch ziemlich durcheinander redeten und alle am liebsten gleich ihr Zimmer haben wollten. Vor mir bückte sich gerade ein Mann zu seinem Gepäck. Er sah von der Seite zu Dalli und mir auf. „Oh, mein Gott, nicht schon wieder dieser George Clooney Verschnitt.“ dachte ich mir, als dieser auch schon „Hallo, zusammen meine Damen! Schön sie hier im Hotel zu sehen, Frau Kommissarin. Bis später.“ sagte, sein Gepäck nahm und in Richtung eines kleinen Bungalows ging, die in der
großen Gartenanlage verstreut stehen. „Was ist das denn für einer?“ Dalli machte hinter dem Typ eine Grimasse. Weiter kam sie nicht, denn „Olá, Senhorita Stein, schön das Sie wieder bei uns sind. Hatten Sie einen guten Flug?“ ertönte es von der Rezeption und lachend kam der Concierge des Hotels, António de Andrade, auf mich zugelaufen und schüttele mir die Hände. „Olá, António, ich freue mich gesund und munter hier zu sehen. Und danke, der Flug war wie immer, ein Erlebnis.“ zwinkerte ich ihm entgegen. „Oh, Senhorita Stein, haben sie kein Gepäck?“ fragend suchte António nach dem Gepäck. „Nein, bei meinem Glück
ist der Koffer mal wieder Verschwunden“ sagte ich grinsend und nahm eine Checkkarte, die auch als Zimmerschlüssel und Zahlungsmittel im Hotel diente, vom Tresen. „Sehen wir uns heute Abend beim Essen, Sabrina?“ fragte Aurora „Ich habe noch ein wenig zu tun und Du kannst Dich etwas entspannen.“ „Ja, ich würde auch Vorschlagen, heute Abend um zwanzig Uhr vorne in der Hotel Pizzeria.“ hatte nun auch Dalli ihre Sprache wieder gefunden. „Bin überstimmt.“ sagte ich nur und „also bis um zwanzig Uhr, ihr beiden“ und ging zu meinen Bungalow mit der Nummer zweihundertsechzehn. Nachdem ich meinen Bungalow
angeschaut hatte, zog ich meine Kleidung, bis auf den Bikini, den ich bereits anhatte, aus. Barfüßig verließ ich das Haus und ging über die Bungalowterrasse zum Strand. Am Wassersaum entlang folgte ich den harten, goldgelben Sand, bis die Hotelanlage nicht mehr zu sehen war. Nachdem ich eine Stelle erreichte, die ich für gut befand, breitete ich das Badetuch vom Hotel auf dem Sand aus, machte einen Anlauf und rannte in die Wellen hinein. „Aah, tut das gut.“ rief ich aus, mir bewusst das mich niemand hörte. Das Wasser wurde schnell tiefer. Ich begann
zu tauchen, solange ich konnte und schwamm mit kräftigen Stößen unter Wasser. Ich spürte eine angenehme kühle am ganzen Körper. Nach einiger Zeit schwamm ich wieder an den Strand. „Ja, so ein Zufall, Sie hier. Wir begegnen uns jetzt ja oft!“ hörte ich eine Stimme hinter mir. „Ja, oh, hallo.“ kam es gepresst aus mir heraus. Der George Clooney Verschnitt kam winkend seitlich einen kleinen Hang zum Strand hinunter. „Ich sagte es Ihnen ja, man tritt sich mehrmalig im Leben, schöne Frau.“ baggerte der mich sogleich an. „1. habe ich diesen Spruch von Ihnen
noch nicht gehört und 2. möchte ich jetzt einfach meine Ruhe! 3. War das deutlich genug!“ ich versuchte so kalt zu sein, als wenn ich gerade aus einen Tiefkühlraum gekommen wäre. „Na ja, nichts für ungut und Endschuldigung, ich gehe dann mal wieder.“ sagte der Typ, drehte sich um und verschwand wieder über den Hang. Mein Körper war noch Nass vom Meer. Das abgelegte Badetuch war durch den Wind nur noch ein Haufen Masse. Ich schüttelte und öffnete das Badetuch und legte mich mit gespreizten Gliedern zum Trocknen hin. Meine Empfindungen für diesen Mann waren plötzlich durcheinander geraten,
was mich unruhig machte. Denn ich dachte schon wieder an diesen Menschen. Verdammt, ich fand die Gegenwart des George Clooney Verschnitts entspannend und unterhaltsam. „Ja bin ich denn ganz zugedröhnt.“ dachte ich mir. Meine Gedanken ließen mich nicht los. „Außerdem hatte er etwas Rätselhaftes an sich, das wie ein Anreiz auf mich wirkte.“ „Oh, oh“ kam es aus meinem Mund, „ich bin doch nicht verliebt!“ Ich stand auf, klopfte die Reste des Sandes von mir ab. Dann ging ich zurück ins Hotel. In diesen Moment war
ich mir völlig klar geworden.
Gegen zwanzig Uhr war ich unterwegs zur Hotel Pizzeria. Dalli und Aurora hatten an einen Tisch direkt am Sandstrand besetzt. Ein Kübel mit Eis und einer Sekt Flasche stand bereits auf den Tisch. „Na, hast Du Dich etwas erholt?“ fragte Dalli mich. „Ja, danke, ich war schwimmen und tauchen.“ antwortete ich. „Ich habe eine gute Nachricht für Dich.“ Viel versprechend schaute mich Aurora an. „Ähm, welche?“ kam von mir irritiert zurück. „Die Fluggesellschaft von Dir hat angerufen. Dein Koffer wurde gefunden! Aber es
dauert noch drei Tage bis das er hier ins Hotel kommt, da er dummerweise nach Namibia unterwegs ist.“ „Sei Dank, das ist eine mal eine gute Nachricht. Kommt last uns darauf Anstoßen.“ sagte ich in die Frauenrunde. Wir bestellten uns an diesen Abend noch jeder eine extragroße Holzofen Pizza, tranken Sekt und redeten über alte Zeiten und über Nummer eins - die Männer. Es wurde später und später. Wie viele Sektgläser ich an diesen Abend geleert hatte, ich wusste es nicht mehr, als ich bereits am Morgen trunken meinen Bungalow erreichte, in mein Bett viel und sofort
einschlief. Durch etwas Mehrfüßiges, das über mein Gesicht lief, wurde ich wach. In meinem Kopf schlugen viele kleine Hämmerchen. „Du meine Güte, eines der Sektgläser gestern war wohl schlecht gewesen.“ sagte ich zu mir selber. Langsam öffnete ich meine Augen und sah eine etwa fünf Zentimeter große Spinne, die an einen Faden von der Decke direkt vor meinem Gesicht hing. „Iiiiiiiiiiiiiiiihhh.“ mit einem Aufschrei, war ich so schnell aus meinem Bett gekommen, wie ich es noch nie in meinen Leben verlassen hatte. Nach diesen Schrecken erledigte ich meine Morgentoilette leidlich, zog ich
mich an und ging in das Haupthaus, wo sich der Speiseraum befand. Bella und Aurora saßen bereits am gedeckten Kaffeetisch und schauten mich freudig an, als ich die Türe hineinkam. „Guten Morgen Sabrina!“ riefen beide fast synchron wie ein gut eingespieltes Team. „Hast Du gut geschlafen?“ sagte darauf Bella. „Ja, wie ein Stein, aber mein Kopf hat wohl gestern was ab bekommen.“ sagte ich mit schweren Kopf mit Kopfschmerzen. Ich nahm einen Stuhl, rückte diesen zurecht, um sich niederzulassen. „Aspirin wirken dann Wunder. Ich hole Dir mal welche.“ meinte Aurora, stand auf um an der
Rezeption nach diesen zu suchen. Sie kam nach kurzer Zeit wieder an den Frühstückstisch. „So nehme die mal, dann dürfte es wieder besser werden.“ lachte Aurora nun, brach die Verpackung auf und gab mir zwei Aspirin in ein Glas mit Wasser aufgelöst, welches ich gleich austrank. Plötzlich wurde die Tür zum Speiseraum heftig aufgestoßen. Zwei Polizisten angeführt von Concierge António kamen schnellen Fußes zu unserem Tisch. Beide Polizisten salutierten und der eine Uniformierte, allen Anschein ein Sergeant sprach „Bom dia, meu nome é José Sandrillo sargento da Polícia Nacional de Cabo Verde. Sentado aqui
um comissário alemão na mesa?“ und schaute in unsere Runde. Aurora sagte, den Kopf zu mir gedreht “Du, der Sergeant will was von Dir, er fragt, ob hier ein deutscher Kommissar am Tisch sitzt. Was soll ich sagen?“ „Ja, sag ich bin Kommissarin in Deutschland. Und frage was er möchte?“ „Meu amigo aqui Comissário Sabrina Stone na Alemanha. Que mulher pode Tuen pedra para você, sargento?” übersetzte nun Aurora. „Bem, meu comandante da delegacia Espargos está no hospital na ilha principal. Eu cabeça para os próximos quatro semanas aqui a inspeção, o que não é onde está o problema. Mas ... bem,
acabamos de receber uma mensagem de um turista alemão, no último encontrou um corpo na praia. Meus pessoas estão no local. Meu chefe não está aqui, eu preciso de ajuda urgente, bem como Alemão estão envolvidos neste assunto, e eu sei que eles são Comissário ...” sagte der Sergeant und faltete seine Hände zur Bitte. “Was hat er gesagt?” fragend blickte ich zu Aurora. Diese gab aufgeregt von sich „Der Sergeant sagte wörtlich, das sein Kommandant von der Polizeistation Espargos im Krankenhaus auf der Hauptinsel ist. Er leitet für die nächsten vier Wochen hier die Inspektion, das ist soweit nicht sein Problem. Aber nun ja,
er habe soeben von einem deutschen Touristen eine Meldung bekommen, das er eine Leiche am Strand gefunden hat. Seine Leute sind bereits vor Ort. Da sein Chef nicht anwesend ist, bräuchte er dringend Hilfe, da auch deutsche in dieser Sache verwickelt sind und er weiß, dass Du Kommissarin bist.“ „Gut, ich bin zwar im Urlaub, aber in diesen Fall, werde ich gerne Amtshilfe leisten. Aber wie ist es mit der Übersetzung, ich verstehe kaum portugiesisch?“ sagte ich zu dem Sergeant freundlich lächelnd. Aurora übersetzte meinen Wortlaut. Der Sergeant antwortete, dass einer seiner Polizisten gut Deutsch kann und mir als
Übersetzer zur Verfügung steht.
„Damit wäre für heute zu mindestens euer Programm geplatzt.“ sagte ich zu Dalli und Aurora, verabschiedete mich und ging mit dem Sergeanten zum Fundort.
Der Fahrer konnte mit dem alten klapprigen VW Passat, den man von der deutschen Polizei erhalten hatte und nun hier auf Sal seit drei Jahren nicht viel zu fahren hatte, im staubigen Gelände nicht schneller Fahren, als Schrittgeschwindigkeit. Deshalb brauchten wir knapp fünfzehn durchgerüttelte Minuten zum Tatort. Galant öffnete der Sergeant mir die Türe. Drei Polizisten der Polícia Nacional hatten den Fundort der Leiche abgesperrt. Einer der Beamten war immer noch mit der Suche beschäftigt. „Diago Domigo vir adiante o tempo.” rief
Sargento José Sandrillo zu einen jungen Polizeibeamten, der mit schnell auf uns zu kam und vor uns salutierte. „Eles estão começando imediatamente o Comissário do Tratado alemão como um tradutor para a página para traduzi-lo por favor” gab der Sargento Anweisung. “Guten Tag, Frau Kommissarin, ich bin Diago Domigo von der hiesigen Polizei Inspektion. Sergeant Sandrillo hat mir soeben aufgetragen, dass ich Ihnen als Übersetzer zur Verfügung stehen soll.“ sagte der junge Beamte. „Prima, woher können Sie so gut Deutsch?“ fragte ich ein wenig verblüfft. „Ich war vier Jahre in Deutschland bei der Polizei in Stuttgart
im Austauschprogramm und habe die Arbeit der Kollegen dort studiert.“ gab Diago stolz von sich. „Gut, schauen wir uns mal die Leiche an.“ sagte ich nun kurz und ging einige Schritte zu dem Opfer, welches mit einer Folie vor der brennenden Sonne Geschütz wurde. Der Sergeant zog die Folie weg. Ich schwieg; war wie erstarrt. Nun begann ich in meiner Handtasche zu kramen. Endlich fand ich meine Zigarettenschachtel, öffnete diese und nahm mir eine Zigarette raus, die ich sofort anzündete. Tief atmete ich den Rauch in die Lunge und blies ihn mit einem leisen Zischen zwischen den
Zähnen wieder aus. „Hallo Frau Kommissarin!“ rief mir eine bekannte Stimme zu. „Der George Clooney Verschnitt!“ dachte ich mir und gab von mir „Lassen Sie mich raten, Sie haben die Leiche gefunden!“ „Na ja, gefunden nicht direkt, ich bin regelrecht über die Unglückselige gestolpert, als ich hier am Strand mein Angelglück suchte.“ sagte der Mann zu mir. „Bitte geben Sie dem Kollegen Domigo ihre Heimatanschrift mit Telefon und Email soweit vorhanden an und wo Sie hier auf der Insel wohnen, das weiß ich ja. Der Kollege wird ein genaues Protokoll aufnehmen. Bitte erinnern Sie
sich an jedes Detail, auch wenn es noch so unwichtig erscheint.“ Ich blickte zu Diago, ob er mich verstanden hatte, er nickte zustimmend und übersetzte seinen Chef meine Worte. „Gewiss doch Frau … Entschuldigung, wie war doch Ihr Name?“ „Oberkommissarin Sabrina Stein.“ sagte ich und setzte dazu „Ich hoffe, dass ich nicht Ihr Albtraum werde.“ Ich stülpte mir Gummihandschuhe über, welche mir der Sergeant gegeben hatte, und schaute mir nun die Leiche der jungen Frau, die etwa dreißig Jahre alt war, etwas genauer an. Normale Statur, Haarfarbe blond, die Augen waren noch offen, gebrochen, am
Hals waren eindeutige Merkmale eines Strickes zu sehen, sie wurde also gewürgt, erdrosselt oder stranguliert. Ich schloss der Toten zu erst einmal die Augen. Mhm … an den Fingern hatte sie Abschürfungen und …. Ich nahm die Hand hoch ins Sonnenlicht, ja, das waren Hautpartikel unter ihren Fingernägeln. Ich dachte nach und versuchte zu überlegen, wie der Todeskampf der Unbekannten aussah. Ich schaute mir noch die Leinenreste an, in die die Frau gewickelt wurde. Wahrscheinlich um sie hier her zu transportieren, schloss ich daraus. Die
Schnüre bestanden aus einer Art Seilen. Ich zeigte dem Sergeanten dieses Teil. Diago übersetzte „Das sind alte Fischerseile, wie man sie hier überall auf der Insel findet.“ und verzog dabei merkwürdig das Gesicht, als hätte er in eine Zitrone gebissen. „Was jetzt?“ dachte ich mir und schaute um mich herum den Fundort an. Plötzlich sah ich etwas Helles an einem kleinen Hang im Sand liegen. Ich ging dorthin und nahm eine nur zur Hälfte gerauchte Zigarettenkippe in eine Folientasche auf. „So, so, hier hatte es wohl jemand sehr eilig.“ Stellte ich fest und zu dem Sergeanten: „Sergeant, wann kommt die Leiche in die
Gerichtmedizin?“ „Wir haben hier auf der Insel leider keine!“ gab darauf hin Diago als Übersetzer kleinlaut zu und beide zuckten mit den Schultern. „Ich brauche unbedingt eine Obduktion, die uns einige Fragen beantworten kann.“, sagte ich zu den beiden Polizisten gewandt. „Wir hatten hier noch nie so einen Vorfall. In Praia, der Hauptstadt auf der Insel Santiago haben wir eine Gerichtsmedizinische Abteilung.“ „Gut, dann bringen wir die Gute dort nach Praia! Wann haben wir denn Bericht von dort?“, fragend blickte ich in die verblüfften Gesichter. „Wir müssen erst
einen Sonderflug organisieren, um die Leiche dort nach Praia zu schaffen!“ „Dann machen Sie das bitte, Senhores. Wenn der Bericht der Gerichtsmedizin da ist, setzen Wir uns wieder zusammen, wie Wir weiter vorgehen werden. Und noch etwas, wenn möglich eine Kopie vom Bericht bitte in Deutsch. Danke!“, sagte ich nun bestimmt. „Si, machen wir, aber vor den nächsten zwei Tagen, werden wir wohl kaum irgend eine Nachricht bekommen.“, sagte nun der ins Schwitzen gekommene Diago, etwas errötet. „Sie haben auch genug zu tun, Senhores, überprüfen Sie die Vermissten, vielleicht haben Wir dort
Erfolg. Zeigen Sie in den Hotels, Restaurants, Bars und in der Disco ein Foto der Toten. Es könnte sein das die Frau jemand kennt. Vergessen Sie auch nicht die Botschaften zu informieren. Evtl. wissen wir dann, wir das Opfer heißt. Wir treffen uns in zwei Tagen bei Ihnen in der Polizeiinspektion in Espargos. Verbleiben wir so?“, fragend blickte ich zu Sergeant Sandrillo, während Diago übersetzte. „Si,si comissário, wir holen Sie in zwei Tagen ab und gehen mit Ihnen die Ergebnisse durch!“ war die Antwort. „Ach, eh ich es vergesse, ich mach mit meiner Handykamera noch Fotos von der Toten, und sende dieses nach
Deutschland zu meinen Kollegen. Vielleicht wird die Frau dort irgendwo vermisst.“
Ich hatte nun genug gesehen und gesprochen, verabschiedete mich von allen und ging zu Fuß am Strand in Richtung meines Hotels. Meine Gedanken kreisten um die junge tote Frau.
Ich gehe am menschenleeren Sandstrand Richtung Santa Maria. In meinen Gedanken sehe ich die Tote. Wer war sie? Hatte sie Familie, gar Kinder? Warum wurde sie ermordet? War es ein Mörder oder mehrere? Fragen über Fragen gingen in meinem Kopf herum. Ich schaue mir noch einmal die Fotos auf meinem Handy an. „Seltsam“, sagte ich laut zu mir selber: „Wieso vergräbt jemand eine Frauenleiche am Strand? Entweder der oder diejenige ist nicht ganz richtig im Kopf oder er oder sie mussten schnell und unüberlegt handeln oder ja, er oder
sie wollten dass die Leiche gefunden wird.“ Fragen über Fragen machten den Fall nicht einfacher. Ich wählte eine Nummer meines Kollegen Rainer Müller in Deutschland. Tüüt, Tüüt … „Rainer Müller, Hauptkommissar Mordkommission Ravensburg am Apparat!“, hörte ich die Stimme von Rainer Müller. „Hallo, ich bin es, Sabrina Stein. Du Rainer nur kurz sonst wird es zu teuer, ich habe gerade Urlaub und bin auf den Cap Verden der Insel Sal. Ich wurde von der hiesigen National Polizei um Amtshilfe gebeten, da eine unbekannte Tote hier am Strand gefunden wurde und die Kollegen damit überhaupt keine
Erfahrungen haben. Ich sende Dir auf Dein Mail ein Foto der Toten. Kannst Du feststellen ob die Frau eine deutsche ist und wenn ja, diese vermisst wird oder sogar gemeldet ist?“, routinemäßig ging ich nun im Gespräch vor. „Ja, Sabrina, schön das Du Dich auch mal meldest. Schade dass es nur dienstlich ist. Gut, ich werde mal schauen, ob wir was über die Frau wissen. Soll ich Dich anrufen oder ein email senden?“ kam es etwas Blechern durch den Lautsprecher. „Sende mir bitte die Antwort per E-Mail. Ich bin im Djadsal Holiday Club Hotel einquartiert. Danke Dir Rainer für Deine Hilfe!“ „Ja, schönen Urlaub noch, soweit man Dir das wünschen kann.
Tschüss!“, sagte es und legte auf. Na also, auf meine Kollegen war verlass. Plötzlich geht der Strand nun in eine Art Steinstrand über. Ich versuche weiter zu kommen. Ab und an sieht man einen Angler, ansonsten ist die Gegend menschenleer. Der Strand ist ziemlich dreckig und mit Plastik Müll angefüllt. Was die Leute nicht alles wegwerfen! Ich bin noch nicht weit von Santa Maria weg, da werde ich von Hikern überholt, die in der Tat eine etwas schärfere Gangart am Leibe haben. Vielleicht wollen sie ja an einem Tag die Insel umrunden. Wundern würde es mich
nicht! Ich beschließe, meine Gedanken um die Tote zurückzustellen. Dann tauchen plötzlich zwei streunende Hunde auf. Ich habe ja ein gutes Händchen mit Tieren - aber bei solchen Streunern bin ich vorsichtig. Also achte ich darauf, dass die Hunde nicht hinter mir sind, dass ich sie immer im Blick habe. Doch sie machen eigentlich weiter nichts, als im Müll herum zu schnüffeln und sich gelegentlich, um einen alten Schuh zu balgen. So gewöhne ich mich an die Hunde und akzeptiere sie als meine Begleiter. Irgendwann entschließe ich schneller zu gehen, der landschaftliche Reiz von Sal ist halt sehr
begrenzt. Ich gehe ein wenig von der Küste weg, in so eine Art Wüste hinein. Dann erlebe ich noch ein richtiges Spektakel: Aus dem Nichts tauchen plötzlich zwei Ziegen auf, eine Mutter mit Zicklein. Die eben noch braven Hunde stürzen sich natürlich sofort auf die Ziegen, bedrohen sie und bellen wie verrückt. Sie versuchen diese in die Enge zu treiben, das Muttertier hingegen will sein Kind zu beschützen. Ich fühle mich hilflos - mit zwei aggressiven, streuenden Hunden möchte ich mich nicht anlegen. Deshalb versuche ich, die Hunde durch Schreien von ihrem Ansinnen abzubringen - doch
so ganz haben sie mich wohl nicht als Leittier akzeptiert. Ich will nicht zusehen, wie die Hunde eventuell das Zicklein reißen (gegen das kräftige Muttertier hätten sie wohl keine Chance) und mache mich feige aus dem Staub. Kurze Zeit später höre ich kein Gebell mehr. Ängstlich drehe ich mich um. Die Hunde kommen hinter mir hergejagt, beide Ziegen rennen weg. Welch ein Glück! Was ich mich nun frage, was die Ziegen auf dieser nahezu vegetationslosen Insel Sal fressen. Einiges Gestrüpp, einige Bodendecker und flechtenartige Gewächse gibt es zwar, doch das kann selbst eine Ziege nicht
sättigen! Doch was soll es, ich bin gleich wieder in Santa Maria und der Zivilisation. Einen Sinn sollte dieser Marsch wenigstens gehabt haben, ich habe ja schließlich Urlaub, Leiche hin, Täter her. Deswegen beschließe ich, mir Musik CDs zu kaufen. Denn am Ortseingang von Santa Maria, hatte ich einen Laden gesehen. Ich gehe herein, einige kichernde Mädels kommen mir entgegen und verlassen gerade den Laden. Hinter dem Ladentisch steht ein etwas missmutiger Junger Mann. Diesen versuche ich zu erklären, dass ich gerne etwas kapverdische Musik mitnehmen möchte,
aber keine konkreten Gruppen oder Interpreten nennen kann. Er zeigt, ohne ein Wort zu sagen, auf eine Vitrine mit kapverdischen Künstlern und bedeutet mir, dass ich hieraus wählen kann. Das bringt mich natürlich nicht weiter, ich frage ihn deshalb, ob er mir etwas empfehlen kann. Ziemlich verdutzt schaut er mich an, legt aber dann eine Scheibe auf, die mir sogar gefällt. Ich lasse mir dann noch weitere CDs auflegen und kaufe schließlich drei Stück. Auch das checkt der Junge Mann zunächst nicht so richtig, anscheinend macht er bereits Siesta. Richtig geraten! Nach dem verlassen des Ladens, schließen sich hinter mir die Rollladen.
Es ist Siesta. Ich schaue auf meine Tissot Armbanduhr. Die zeigt mittlerweile kurz vor ein Uhr an. Nach zehn Minuten erreiche ich mein Hotel. Durch den anstrengenden Marsch sowie dem Einkauf, habe ich großen Hunger bekommen. Deshalb gehe ich kurz in meinem Bungalow, mache mich frisch und laufe vor zur Hotel Pizzeria. „Mit Dir haben wir aber nicht mehr gerechnet, Sabrina!“, sprach mich plötzlich von hinten jemand an. Ich drehte mich um. Natürlich, das war meine Freundin Dalli. „Hallo Dalli, ich habe Dich gar nicht gesehen.“, sagte ich
zu meiner Freundin, die in einen sehr gewagten Bikini mit einem noch gewagterem String, zu mir kam. „Nun ja, ich konnte nicht viel an der Fundstelle machen. Alles andere muss die Gerichtmedizinische Untersuchung ergeben. Deshalb bin ich zu Fuß am Strand hier her gelaufen und habe jetzt einen mächtigen Hunger.“ „Pizza oder Spaghetti?“, sagte Dalli lachend: „Mein Magen knurrt auch schon vom Faulenzen am Pool. Ich komme mit!“ Wir verbrachten anschließend noch einen Nachmittag zusammen am Strand. Da wir genügend Kalorien zu uns genommen hatten, entschlossen wir uns, das Abendessen ausfallen zu
lassen.
Dafür verabredeten wir uns auf zwanzig Uhr am Haupteingang des Hotels, um am Abend einige Bars in Santa Maria unsicher zu machen.
Dies tat ich nicht ohne Hintergedanken, den ich hatte ja einen Mordfall zu lösen und wollte nun, das Foto der getöteten in den Bars von Santa Maria zeigen. Vielleicht fand sich ja jemand, der die Tote näher kannte.
Ab neunzehn Uhr wird es innerhalb von Minuten schnell dunkel in Santa Maria. Kurz nach zwanzig Uhr betraten wir, Dalli, Aurora und ich die Diskothek „Pirata“ durch eine Pendeltür. Uns prallte ein dröhnender Rhythmus und ein süß-säuerlicher Geruch entgegen. Die Augen des Mädchens an der Garderobe glühten bereits vielsagend. Wir betraten den Hauptraum, der nicht groß war – vielleicht dreißig Meter im Quadrat. Er enthielt einige Tische, die mit Touristen voll besetzt waren und die Gäste so eng nebeneinander saßen, wie die Sardinen in einer
Büchse. Es war heiß, die Luft war stickig; es roch nach Rauch, einem sehr süßlichen Rauch. Ich schnüffelte. „Mhm, Marihuana“, sagte ich schließlich zu meinen Freundinnen. „Es ist nicht erlaubt, aber die meisten hier von den Touristen rauchen das Zeug“, erklärte Aurora. „Mich stört der Geruch nicht, wer das Zeug unbedingt rauchen muss, bitte schön, aber ich lasse die Finger davon“, gab Dalli unverblümt zurück. Ich schaute mich weiter um. Die Beleuchtung der Diskothek bestand aus winzigen Halogenlampen, dessen
bleistiftstarker Lichtstrahl auf farbige Glaskugeln gerichtet war, die etwas größer als ein Fußball, in verschiedenen Farben und in Abständen an den Wänden angebracht waren. Sobald der Lichtstrahl aufflammte, glühten sie wie farbige Sonnen. Der Lärm und die Musik waren erschreckend laut; der Grundton bildete das Schwatzen der Menschen, die sich zwanglos vergnügten, unterbrochen von plötzlich ausbrechendem Gelächter, von Rufen und von hellem Kichern. Die Tanzfläche selber war gerammelt voll. Ich ging mit meinen Freundinnen an die Theke. Wir ließen uns eine Flasche Rotwein mit drei Gläsern
kommen. Auf meiner Stirn bildeten sich in kurzer Zeit Schweißtropfen. „Hallo Frau Stein, schön Sie hier zu sehen“, sprach auf einmal eine schon bekannte Männerstimme, mich von hinten an. Ich drehte mich um. Da war es wieder da – das Gefühl in der Magengegend, ich konnte nicht dagegen angehen. „Hallo Herr Langhorn, haben Sie die Kollegen schon gehen lassen?“, versuchte ich zu scherzen. „Ich war schnell fertig mit dem Protokoll, aber ich hatte Sie nirgends mehr gesehen, Frau Kommissarin. Ja, und heute Abend bin ich hier gelandet, im Hotel sagte man mir das wäre ein Geheimtipp, nun ja,
anscheinend ein offenes Geheimnis, so voll, wie es hier ist.“ „Und sehr heiß“, stieß ich hervor. „Darf ich Ihnen einen Drink zum Abkühlen bestellen?“ „Ein Glas eiskalte Cola wäre angenehm“, meinte ich und balancierte von einem Fuß zum anderen. Was war nur los mit mir? „Ich geh mal aufs WC für kleine Mädchen“, sagte zu meinen Begleiterinnen und versuchte so schnell wie möglich dort hinzugelangen, was bei diesem Betrieb nicht ganz einfach war. Dort angekommen restauriere ich mich schnell und wasche die Hände. Danach werfe ich einen prüfenden Blick in den
Spiegel. Sind meine Augen verführerisch genug, meine Rundungen als Frau nicht doch zu ausgeprägt? Ach was! Ich sehe einfach toll aus. Meinem exotischen Äußeren kann kein männliches Wesen widerstehen. Da bin ich mir sicher! Und Peter Langhorn ist ein, mein Traumtyp: Sein markantes Profil, seine stolze Körperhaltung - geballte Männlichkeit. Allein der Gedanke an ihn jagt mir schon wieder einen Schauer über den Rücken. Langsam, mich selbst zur Ruhe zwingend, gehe ich wieder zur Haupttheke, wo meine Freundinnen und „er“ mich erwarten. Jetzt höre ich ihn mit Dalli reden. Seine vitale Stimme
elektrisiert meinen Körper. Nur noch wenige Schritte bis zur Bar. Mein Herz hämmert gegen den Brustkorb. Vor einigen Stunden hat alles begonnen. Es war Liebe auf den ersten Blick. Ja, nun war ich mehr wie überzeugt! Ungeduldig trete ich von einem Fuß auf den anderen. Meine Freundinnen kommen mir auf einmal vor wie ein paar gackernde Hühner. Oh, er dreht sich um, zu mir und sagt: „Stoßen wir auf unser gemeinsames Abenteuer Sal an?“ Meine Knie, beginnen zu zittern. Ich höre mich sagen: „Ja, auf unser gemeinsames Abenteuer!“, und seine Augen haben mich gefunden. Dieser Blick! „Ich heiße
übrigens Peter und wir sollten uns duzen!“, meinte „er“ nun zu mir. „Ich bin die Sabrina!“ gab ich zurück. Wir stoßen gerade gemeinsam an, als wir von der Tanzfläche her angerempelt werden. Ich blickte dadurch automatisch auf die Tanzfläche zu den Tanzenden. Einer der Disco-Strahler erhellte kurz die Tänzer. „Das ist doch der Kollege Diago Domigo dort auf der Tanzfläche mit der Dame oder irre ich mich?“ „Ja Du hast recht. Das ist der Polizist von heute früh, der gut Deutsch spricht“, gab Peter mir zu verstehen. Aurora hatte ebenfalls den besagten erkannt und schüttelte missbilligend den Kopf und meinte:
„Diago ist hier seit der Eröffnung des „Pirata“ Stammgast. Er bandelt mit den Touristinnen an und schleppt diese reihenweise ab. Da war einmal eine Touristin, ich glaube sie war sogar eine Deutsche, die ist kurz nach ihrem Urlaub wieder zurück nach Sal gekommen, weil sie in Diago verliebt war. Mann o Mann war das eine Show hier, wie die Frau schlagend auf Diago losging, als sie den Typ mit einer anderen Frau Knutschen sah!“ „Diago wird aber nicht der einzige Gigolo sein, oder?“ „Der einzige der ein gutes Deutsch, Englisch, Französisch und Portugiesisch spricht!“, gab Aurora
zurück. „Mhmm, sehr interessant dieser Diago“, kam aus mir heraus. Ich wollte den Polizisten mal auf den Zahn fühlen. Irgendetwas sagte mir, das an dem Mann etwas nicht in Ordnung war. „Aber ich hatte Urlaub“, sagte ich zu mir und eine Nacht am Strand mit Peter … Ich verabschiedete mich von meinen Freundinnen, nahm Peter unter den Arm und zog diesen mit raus aus dieser Lasterhöhle. Nach fünf Minuten hatten wir den herrlichen Sandstrand erreicht. Das Meer rauscht leise im Einklang mit dem sanften Wind, der durch die Wedel
einer einsamen Palme fliegt. Der Vollmond scheint mit einem grinsenden Gesicht, erhellt die Nacht und wird vom schimmernden Meer gespiegelt. Peter und ich haben uns einen schönen Platz zwischen einer Düne und dem Meer ausgesucht und liegen nun kuschelnd im Sand. Unsere Zehenspitzen werden sanft von den Wellen des Meeres gekitzelt. Nun drückt mich Peter sanft an seinen Körper und küsst mir den Nacken. Gleichzeitig streichelt er meine Oberschenkel. Er knabbert an meinem Ohr und zieht meinen Oberschenkel über seine Hüfte. Wortlos lass ich es geschehen.
Durch das Dauerklingeln meines Handys wurde ich unsanft aus meinem Schlaf gerissen. Verschlafen und mit einigen Kopfschmerzen tastete ich nach dem Handy. „Verflixt, wo ist das Ding denn schon wieder!“, rief ich genervt zu mir selber. Im linken Schuh fand ich es dann. Ich drückte auf Verbindung und sagte: „Stein!“ „Ja hallo, ist bin es Rainer Müller. Habe ich Dich aus dem Bett geholt?“ „Nein, bin schließlich im Urlaub, es ist acht Uhr in der Frühe und ich bin putzmunter, guter Witz“, gab ich grätig
zurück. „O.k. beruhige Dich. Aber Du hattest es gestern so wichtig und da dachte ich mir, das Du gleich den neuesten Ermittlungsstand wissen solltest bezüglich der toten Frau im Sand.“ „Ja klar, was hast Du herausgefunden und wieso Ermittlungsstand?“ „Nun, die Tote wird tatsächlich vermisst! Sie heißt Angelika Besser, ist 32 Jahre alt, ledig, wohnhaft in 88045 Friedrichshafen am Bodensee. Dort hat Sie eine zwei Zimmerwohnung in der Friedrichstraße 15, direkt mit Seeblick.“ „Aha gut oder besser gesagt nicht gut für Frau Besser. Warum Ermittlungsstand?“ fragte ich nun
zurück. „Ähm, nun ja die Gute hat noch eine Mutter, Erika Besser geborene Hopferich und eine Freundin Jana Schwetzschenko, neunundzwanzig Jahre, beide sind wohnhaft in Friedrichshafen. Und beide haben unabhängig von einander Vermisstenanzeige bei den Kollegen erstattet. Frau Besser hätte bereits seit Tagen wieder aus den Urlaub zurück sein müssen und Ihrer Arbeit nachgehen. Beide Frauen haben angegeben, dass Sie immer in laufenden Kontakt standen und der Kontakt abrupt abriss. Auch Ihre Telefonate mit der Hotelleitung ergaben angeblich nur, das
Frau Besser vorzeitig abgereist war und von einem unbekannten Taxifahrer Ihre Koffer angeholt wurden.“ „Wird ja immer interessanter, also war meine Vermutung richtig! In welchem Hotel war Sie abgestiegen, Rainer?“ „Warte mal, das Blatt der Akte ist … ah, da hab ich es. Hotel Morabeza, CP 33 Ilha Do Sal, Ort Santa Maria, Telefon 238 242 10 20. Hast Du mitgeschrieben?“ „Ja, mache mir gerade Notizen. War Sie allein oder in einer Pauschalreisegruppe unterwegs?“ „Sie war mit der Reisegruppe von Neckermann Reisen unterwegs. Der Flug ging Nonstop ab Frankfurt bis
Sal.“ „Gut Rainer, damit bin ich ein großes Stück weitergekommen. Morgen bekomme ich das Ergebnis der Obduktion von der Gerichtsmedizin aus Hauptstadt Praia. Dann habe ich schon einige Bausteine für das Puzzle zusammen. Du da ist noch etwas! Hole mal bitte über einen Diago Domigo Auskunft bei der Polizeischule Stuttgart ein. Der muss vier Jahre dort im Austausch seine Ausbildung gemacht haben. Er ist hier ein junger Kollege, welcher total unterfordert ist. Außerdem habe ich bei dem ein verdächtiges Grummeln in der Bauchgegend. Mit dem Typ stimmt was nicht! Könntest Du das
veranlassen?“ „In Zusammenhang mit dem Mord oder haste Dich verknallt?“, kam lachend von dem anderen Ende der Leitung heraus. „In Zusammenhang mit dem Mord natürlich, alter Saubär. Vorab Danke und Tschüss!“ gab ich grinsend zurück und dachte: „Ja, der Rainer, mit dem konnte man Pferde stehlen. Aber er ist kein Mann für die Ewigkeit.“ Ich schlürfte etwas wackelig in das Bad und duschte mich ausgiebig. Nachdem ich meine Morgentoilette leidlich erledigt hatte, zog ich mich an und ging hinüber in den Speiseraum meines Hotels. Dalli und Aurora saßen bereits am
gedeckten Kaffeetisch in der schönsten Ecke und schauten mich freudig an, als ich durch die Türe kam. „Guten Morgen Sabrina!“ riefen beide fast synchron wie ein gut eingespieltes Team. „Hast Du gut geschlafen?“ sagte darauf Dalli und setzte einen unverschämten fragenden Blick auf. „Ja danke der Nachfrage. Die Nacht war leider etwas kurz“, sagte ich mit einem Kopf mit Kopfschmerzen. Ich nahm einen Stuhl, rückte diesen zurecht, um mich niederzulassen. „Puh ich habe heute morgen solche Kopfschmerzen, aber leider keine Tabletten mitgenommen. Habt Ihr welche?“, sagte ich zu meinen
Freundinnen. „Aspirin wirken dann Wunder. Ich hole Dir mal welche mein Schatz“, sprach mich plötzlich Peter hinter mir an. „Guten Morgen, zusammen. Bin gleich wieder da!“, sagte es und ging auf sein Zimmer um diese zu suchen. „Haben wir was versäumt?“ fragt mich Dalli und Aurora sagt: „Wollest Du uns etwas sagen, Sabrina?“ „Ähm nun ja, was soll ich sagen …“, kam von mir kleinlaut zurück. „Erzähl schon endlich und lass Dir nicht alles aus der Nase ziehen!“ wurde nun Dalli lauter. „Ja, ja ich erzähle kurz, aber wenn Peter kommt ist Ruhe, o.k.?“, und ich
erzählte meinen Freundinnen in kurzen Sätzen, den Ablauf des gestrigen Abend im „Pirata“ und danach am Strand. Danach standen die Münder der beiden Frauen, als wenn sie vom Blitz getroffen wären, für einige Zeit offen. „Und wie war er bei der Liebe im Sand?“, fragte nun die von der Starre erlöste Dalli als erste zu mir. Gott sei Dank kam Peter in diesem Moment wieder an den Frühstückstisch. „So nehme die mal, dann dürfte es wieder besser werden.“ lachte Peter, brach die Verpackung auf und gab mir zwei Aspirin in ein Glas mit Wasser aufgelöst. Dalli und Aurora schauten Peter wie ein
UFO an, als er mir einen Kuss auf die Stirn gab, sich einen Stuhl holte und sich zu uns an den Tisch setzte. Nachdem wir das Frühstück eingenommen hatten, fragte ich Aurora nach dem Hotel Morabezza. „Gefällt es Dir nicht bei mir im Hotel?“, fragte diese gleich beleidigt zurück. „Nein das ist nur Dienstlich“, grinste ich zu ihr und zu Peter gewandt „Kommst Du mit, mein Schatz?“ „Ich wollte zwar auf einen Thun Angeln gehen, komme aber gerne mit.“ „Prima, dann treffen wir uns in einer viertel Stunde am Hotel Pool. Ich muss mir etwas Leichtes bei der Hitze hier anziehen“, sagte ich und eilte in meinen
Bungalow um mich umzuziehen.
Am Pool waren wie immer bereits alle Liegen belegt und im Kinderbecken hatte eine Animateurin als Piratin verkleidet größte Mühe, die lieben Kleinen zu bändigen. Ich suchte in diesen Trubel „meinen Peter“ und fand ihn an der Poolbar stehend. „Wie wäre es mit einem kleinen Drink bevor wir uns aufmachen?“ sagte er und nahm ein Glas Prosecco, gab dieses mir in die Hand, wobei er mir tief in die Augen sah. Da war es wieder das bekannte Gefühl, was mich regelrecht hinschmelzen ließ. „Ja gerne“, hauchte
ich verliebt zurück und wir stießen auf uns beide an. Eine Wasserdusche beendete jäh unsere Zweisamkeit, nachdem die Kinderpiraten direkt neben der Poolbar so ins Becken gehüpft waren, das alle an der Bar einschließlich des Barkeepers nass wurden. Lachend gingen Peter und ich dann in Richtung Strand und am Meer entlang zum Hotel Morabezza. Dank der Hitze wurde dabei unsere Kleidung sehr schnell trocken. Das Hotel Morabezza liegt fast neben der alten Salzverladestation von Santa Maria direkt am Strand. Nach guten fünfzehn Minuten standen wir im Garten des Hotels und sprachen einen
Angestellten an. „Bom dia, sprechen Sie Deutsch oder Englisch senhor?“ sagte ich zu dem etwa zwanzig Jahre alten Kellner. „Bom dia, senhora Sie können Deutsch mit mir sprechen.“ „Ich suche die Hoteldirektion. Können Sie mir da weiter helfen?“ „Oh si si senhora, unsere diretora finden Sie gerade an der Rezeption. Die Stufen dort bitte hinaufgehen zum Seiteneingang.“ Und zeigte auf den Eingang. „Muito obrigado“, versuchte ich mich in Portugiesisch. „Por favor, senhora.“ Kam von dem Kellner zurück.
An der Rezeption stand eine ältere, elegant in schwarz gekleidete Dame, mit goldenen Armreifen an den Handgelenken und tippte in einem Computer Daten ein. „Bom dia, senhora directora, sprechen Sie Deutsch oder Englisch?“ fragte ich die Frau. Diese schaute uns nun freundlich lächelnd an und sagte in besten Deutsch: „Bom dia, os cavalheiros, ich spreche Deutsch, Englisch, Italienisch und Französich. Mein Name ist Carla Duarte. Was kann ich für die Herrschaften tuen?“ „Mein Name ist Sabrina Stein,
Kommissarin der deutschen Polizei. Sergeant Sandrillo hat mich um Amtshilfe in einem Mordfall gebeten. Ich hätte da einige Fragen an Sie, die Sie mir eventuell beantworten können“, stellte ich mich vor und zeigte meinen Dienstausweis. „Mordfall, meu Deus você, stimmt ich habe davon gehört, die Leiche am Oststrand, schrecklich für uns alle hier, Frau comissário. Was möchten Sie denn wissen?“ „Erste Frage an Sie Senhora Duarte, hat eine Angelika Besser aus Deutschland hier bei Ihnen ein Zimmer gehabt?“ „Einen Moment, ich schaue gerade Mal in den Computer, da mir der Name
bekannt ist. Si, Frau comissário, diese Dame hatte Zimmer null sechs mit direkten Zugang zum Strand.“ „Zweite Frage an Sie, von wann bis wann war Sie hier und ist Ihnen etwas Besonderes aufgefallen?“ „Ja die Dame hatte über Neckermann die Reise gebucht und ist pünktlich mit den anderen Gästen aus Deutschland hier eingetroffen. Allerdings, einen Moment bitte, ah hier, vor 14 Tagen hatte die Frau plötzlich per Telefon ausgecheckt. Ein mir unbekannter Taxifahrer aus Espargos holte angeblich in ihrem Auftrag ihre Sachen und Koffer aus ihrem Zimmer ab und zahlte die offene Rechnung für Getränke in Höhe von
viertausendneunhunderteinundsechzig Kap-Verde-Escudos das entspricht, bitte einen kleinen Moment, si ich hab es, fünfundvierzig Euro. Wir haben uns sehr verwundert, weil so etwas noch nie vorgekommen ist.“ „Da gebe ich Ihnen Recht, das ist sehr seltsam und wir werden den Sachverhalt überprüfen. Aber nun die dritte Frage an Sie, haben Sie oder einer Ihrer Mitarbeiter gesehen ob Frau Besser in irgendeiner Begleitung war oder hat die Frau mit einen Ihrer gut deutsch sprechenden Mitarbeiter einen besonderen Kontakt?“ „Senhora auf meine Mitarbeiter kann ich mich verlassen. Teilweise sind die Enkel
der ersten Mitarbeiter bei uns tätig. Das spricht für uns. Aber soweit ich informiert bin und die Belege beweisen das, war Frau Besser nur am ersten Abend an dem Strandgrill und wurde dort von mir persönlich begrüßt. Die Dame saß an einem Tisch mit anderen deutschen Gästen. Wenn Sie aber etwas warten wollen, ich lasse mal Felicidade Souza herkommen. Vielleicht weiß er mehr, aber versprechen kann ich es nicht!“ Ich nickte „Gut Senhora Duarte, dann warte ich gerne einen Moment.“ „Nehmen Sie doch bitte draußen in der Strand Longe solange Platz, wir laden Sie zum Grillessen mit Thunfisch ein. Es
ist ja schließlich nicht alle Tage eine deutsche Senhora comissário bei uns im Hotel. Seinen Sie also unsere Gäste. Denn wir haben großes Interesse an der Aufklärung dieses schrecklichen Verbrechens und das unser guter Ruf als Hotel und Ferienort weiterhin erhalten bleibt.“ Wir erhielten gerade vom Grillmeister des Strandgrills einen leckeren Thunfisch serviert. Als ein schlanker junger Mann an den Tisch kam und fragte: „Bom dia, mein Name ist Felicidade Souza und Sie sind Senhora comissário?“ „Bom dia, Felicidade Souza. Ja ich bin Sabrina Stein von der deutschen Polizei.
Schön das Sie hier sind, ich hatte mit Ihrer Chefin Senhora Duarte vorher gesprochen und diese meinte, Sie könnten etwas mehr wissen über Frau Angelika Besser?“ „Si Senhora comissário, die Senhora Besser fragte mich am Anfang, wo man hier in Santa Maria sich am Abend amüsieren könnte und seinen Spaß hat. Ich sagte zu Ihr, dass außer der Diskothek Pirata und der Bar Vincente sonst hier nicht viel geboten wird.“ „Aha, Frau Besser wollte hier ihren Spass haben? So, na ja, der Wunsch ging wohl in eine andere Richtung. Sagen Sie mal Senhor Souza, haben Sie Frau Besser in Herrenbegleitung
beobachten können und wann haben Sie Frau Besser das letzte Mal gesehen?“ „Si auch hier kann ich Ihnen helfen. Sie war mehrmalig in Begleitung von Diago Domigo unserem Polizisten im Pirata. Wir haben uns alle sehr darüber amüsiert, weil Diago hier im Ort, mhm, wie sagt man in Deutsch, … als Schürzenjäger bekannt ist. Und gesehen habe ich die Frau an der Rezeption gegen einundzwanzig Uhr einen Tag bevor Ihre Koffer abgeholt wurden.“ „Muito Obrigado Senhor Souza. Sie haben mir wirklich einige Fakten darlegen können. Vielen Dank, ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag“, sagte ich nun sichtlich bestürzt
über das Gesprächsergebnis. „Ist der Diago der Polizist der als Dolmetscher fungiert?“ fragt nun auch Peter. „Ja bei dem habe ich ein seltsames Bauchgefühl und die Vermutung hat sich heute bestätigt. Der hat was mit der toten Frau zu tun. Nur was? Und warum musste die Frau sterben? Ich brauche noch mehr Puzzlestückchen um mir ein klares Bild zu verschaffen“, sagte ich zu Peter hin gewand. „Jetzt ist das Thunfischsteak kalt!“ protestierte nun Peter und fügte lachend dazu: „Aber es schmeckt auch so vorzüglich Sabrina!“ „Ja einen guten Appetit noch mein
Schatz!“ gab ich augenzwinkernd zurück.
Diago Domigo klopfte sich den Sandstaub von seiner dunklen Diensthose ab und stieg in dem alten Polizeiwagen. Mehr als eine Stunde hatte er bei der Anlegestelle von Pedra Lume’auf einem alten Fischerboot gesessen. Egal in welche Richtung er die Sache nun auch betrachtete, alles zum Ixten mal durchdacht hatte, immer wieder war er zu dem Ergebnis gelangt, dass er unmöglich so weiterarbeiten konnte, als ob nichts geschehen wäre! Diago hatte ins Wasser geschaut, nein regelrecht gestarrt und den Wellen zugesehen. Eine
Lösung seiner Probleme hatte er nicht finden können. Er stieß wieder einen Fluch aus und schrie zu sich selbst: „Assim, uma merda! So eine verdammte Scheiße!“ Alles war so gut gelaufen. Niemand hatte auch nur einen Verdacht, welche lukrativen Geschäfte Diago nebenbei machte. Das war auch gut so. Und nun dieser verdammter deutsche Tourist der die Leiche fand. „Gut, dass ich immer über den aktuellen Stand der Dinge informiert bin“, dachte sich Diago weiter. „Aber diese deutsche Comissário ist gefährlich, sehr gefährlich!“ Als Diago sich eine Zigarette angezündet hatte, um seine Nerven zu beruhigen, fiel
sein Blick auf die Zigarettenschachtel, die er auf den Beifahrersitz geworfen hatte. Eine Rufnummer mit neunundneunziger Vorwahl für die Cap Verden war auf der Schachtel notiert. „E’ isso aí!“ rief Diago plötzlich und grinste über das gesamte Gesicht. „Das ist die Lösung meines Problems!“ er rieb sich die Hände und ließ den Motor an. Nun fuhr den Polizeiwagen in Richtung Espargos eine Anhöhe hinauf und blieb rechts am Straßenrand stehen, zog sein Handy aus der Tasche, tippte Buchstaben ein, wählte die notierte Rufnummer und drückte die Taste senden. „Então, agora vamos ver!“ dachte sich
Diago, seine Augen leuchteten und er grinste wieder teuflisch. „Diago Domigo für Sergeant Sandrillo kommen!“ quarkte plötzlich Blechern das kleine Funkgerät. „Si, hier Diago Domigo!“ “Diago, kommen Sie sofort in die Zentrale!“ befahl Sergeant Sandrillo durch den Äther. Diago ließ wieder den Motor an und fuhr die fünf Kilometer in die Inselhauptstadt. Einige Stunden später, die Dunkelheit war bereits einige Zeit über den westafrikanischen Inselstaat hereingebrochen. Auf der Insel Sal war nun die übliche Abendruhe eingebrochen.
Nur die Brandung des Atlantik hörte man. Die schwache Straßenbeleuchtung mit den wenigen Lichtern an den Häusern zauberten bizarre, fast gespenstische Silhouetten. Lediglich in den Hotels von Santa Maria und im „Pirata“ waren noch Menschen aktiv, die in dieser nächtlichen Stunde sich Amüsierten und deshalb ihre Augen offen hielten. Diago hatte erst um acht Uhr am Abend Feierabend machen können, nachdem er am Nachmittag noch einen Einsatz im Flughafen hatte. Als er am späten Abend nach Hause kam, hatte seine Mutter eine Cachupa rica zubereitet, die sie nun noch einmal
aufwärmte. „Lass es Dir schmecken, Diago“, sagte seine „mãe“. „Si, mãe - die Cachupa ist wie immer die Beste!“ gab Diago zurück und schob sich die nächste Portion zwischen seine Zähne. Unter dem Diago sein Essen einnahm, vibrierte sein Handy, das er wie immer auf den Küchentisch gelegt hatte. Er drückte auf eine Taste und nahm das Handy ans Ohr und sagte: „Olá, quem fala?“ Eine Stimme meldete sich kurz. „Aha, si venho!“ gab Diago ins Mikrofon seines Handys zurück und drückte auf eine Taste. „Musst Du schon wieder weg Diago?“
fragte seine Mutter. „Si, ich habe dienstlich zu tun“ sagte Diago, zog seine Jacke über, schlüpfte in seine Schuhe und beeilte sich hinaus ins Dunkle zu kommen. Diago ging schnell und ziel gerichtet auf der Strasse an den Hotels Morabezza, Atlantis, Djadsal Holiday Club, Crioula und Bravo Club vorbei zum alten Leuchtturm an der Südspitze der Insel. Dort wartete er einige Zeit, als aus dem Dunkeln plötzlich zwei Gestalten am Horizont sichtbar wurden und sich vorsichtig, immer wieder umschauend, dem Leuchtturm näherten. Beide waren Schwarzafrikaner, die trotz der Dunkelheit jeder eine Sonnenbrille
trugen. Die zwei Männer trugen zudem modische Kleidung, vermutlich von Sucupira, dem großen Markt in der Innenstadt von der Hauptstadt Praia auf der Hauptinsel. Sie kamen nun zu dem alten Aufgang des Leuchtturmes und erkannten Diego. In schlechten Portugiesisch fragte einer: „Nós combinamos de nos encontrar com você?“ „Sim, Senhores, Sie sind mit mir verabredet!“ sagte Diego halblaut, schaute in die Nacht und sprach weiter: „Hier habe ich zehntausend Amerikanische Dollar für die Durchführung des Auftrages, außerdem
eine Beschreibung und ein Bild in diesen Kuvert. Verlasst sofort nach der Aktion die Insel. Wir werden uns nie mehr sehen, Adeus!“ „Si, Senhor verstanden, Adeus!“ sprach nun der andere der beiden Afrikaner. Alle verließen so schnell wie man gekommen war den Treffpunkt in verschiedene Richtungen. Diago ging etwa zwei Kilometer direkt am Sandstrand entlang in Richtung Santa Maria. Etwas seitlich von Santa Maria gegenüber des Hotels Oasis Belorizonte hatte noch die Strandbar „Oasis“ geöffnet. Diago zog seine Jacke aus, er hatte noch sein Diensthemd an,
setzte sich an einen der freien Tische und bestellte bei einer jungen kapverdianischen Bedienung ein Bier. Circa fünfzig Meter weiter schlugen die Wellen des Atlantik gegen die Riffe die vor der Insel lagen. Das eiskalte Bier, die leichte Brise des Windes und das Rauschen der Wellen beruhigten Diegos Nerven. Er steckte sich eine Zigarette an und goss den Inhalt der Bierflasche vollends in sein Glas. Mit einem Zug trank er sein Glas Bier aus. „Möchten Sie noch ein Bier, Senhor?“ fragte die junge Bedienung Diago und stand dabei nur wenige Zentimeter neben ihm.
Er konnte den Duft ihres Parfüms riechen, atmete den Geruch ein, lächelte und zeigte auf die geleerte Flasche Bier und sagte dann: „Mhm, war nur gegen den Durst, Senhorita.“ Anschließend nahm er das leere Glas, reichte es der jungen Frau und berührte dabei leicht ihre Hand. „Ich möchte noch einen Espresso und einen Caipirinha.“ Die junge Frau blieb noch zwei Sekunden neben Diago stehen. Er schaute in ihre großen, schwarzen Augen und lächelte wieder. „Wie heißen Sie, Senhorita?“ fragte er dann leise. „Luena“, antwortete die Frau im Weggehen und zeigte ihm ein Lächeln.
„Ich komme gleich.“ Diago merkte, wie sein Herz höher schlug. Er schaute der Bedienung nach, wie diese hinter den Tresen verschwand. Er bekam einen hochroten Kopf und war total verwirrt! Dieses Glücksgefühl kannte er bisher nicht. Denn Frauen bedeuteten ihm, dem Macho, ganz und gar nichts, bisher! Denn allzu häufig waren die flüchtigen Bekanntschaften, meist Touristinnen, nur auf das eine aus, schnellen Sex. Dies wiederum nutzte Diago für seine „lukrativen Geschäfte“. Aber ehrliche Freundschaft hatte hier in seiner Heimat noch nicht erlebt. Die junge Bedienung kam mit der
Bestellung von Diago und hatte schon wieder ein Lächeln auf ihren schönen Lippen. Ganz leise sagte sie: „Hallo, bin wieder da.“ Dann stellte sie den Espresso und den Caipirinha auf den kleinen Strandtisch. Dabei schaute die Frau Diago von der Seite an und fragte: „Wie ist Ihr Name, Senhor?“ Diago nannte der Frau seinen Namen und seine Augen ließen die Frau nicht los. Eine Hitzewallung traf ihn unvorbereitet wie ein Schuss. Die Frau legte ihre Hände auf die Lehne des zweiten Stuhls am Tisch. „Und wo ist Ihre Familie?“ kam wie aus einer Pistole die nächste Frage. Diago lachte breit über das ganze
Gesicht. „Ich wohne allein bei meiner Mama hier in Santa Maria.“ Dann machte er eine kurze Pause und sprach weiter: „Manchmal sehr allein!“ Dann nahm er einen Schluck aus seinem Glas Caipirinha. „Sie fragen mich aber ganz schön aus, Luena.“ „Mhm, sorry“, sagte sie und wurde nun ebenfalls Rot im Gesicht. Diago hob seine Hand, als er ihr erwiderte: „Das macht gar nichts, ich habe sowieso keine Geheimnisse. Dafür erzählen Sie mir später etwas von sich, dann sind wir wieder quitt.“ Und lächelte die Frau wieder an. „Aber ich muss weitermachen, sonst verliere ich diesen Job“, sagte sie nun
kurz und wollte gehen. Neue Gäste kamen aus einem Hotel, anscheinend war dort das Abendprogramm beendet worden. Alle Plätze waren nun belegt und „Luena“ hatte mehr als genug zu tun. Viel zu schnell trank Diago an diesen Abend einen Caipirinha nach dem anderen, nur um einen neuen zu bestellen. Die hübsche Frau blieb stehen und schaute auf Diago hinunter. Sie schwiegen sich an und Diago nahm plötzlich ihre zarte Hand. „Ich habe jetzt keine Zeit, Diago“, sagte sie leise und versuchte sich von Diagos Hand zu lösen. “Du Spielst mit mir
oder?“ fuhr sie fort und blickte ihm sehr ernst an. Diago sagte ein kurze Zeit lang nichts, schüttelte nur den Kopf und fragte: „Wenn dein Job hier beendet ist, können wir uns treffen?“ Die junge Frau lächelte und sagte: „Gegen Mitternacht bin ich fertig.“ Sie zögerte ein wenig und wirkte dabei leicht verlegen, meinte dann leise: „Wenn Du dann noch kannst!“ Diago sagte: „Ich bin hier, versprochen“, stand auf und bezahlte an der Theke seine Rechnung. Diago hatte nach all der Zeit, seinen Erlebnissen, gerade die der letzten Tage, stressiger Gefühle, der großen Angst und
Sorgen aufzufliegen an diesem Abend vergessen und erstmals zeigte sich ein Glücksgefühl. Eine tolle Frau, dachte er. Gegen zwölf Uhr ging Diago wieder zu der Strandbar. Luena stand bereits in einer Ecke und hatte offenbar ihre Arbeit beendet. „Oh, bin ich etwa zu spät?“, fragte Diago und lächelte die junge Frau an. Diese schüttelte nur ihren Kopf und sagte: „Keiner mehr da, für heute bin ich fertig.“ Luena ging mit Diago nun zu ihrem Auto, welches auf dem Hotelparkplatz stand. „Wohin fahren wir?“ fragte nun Diago. Luena lächelte nur, öffnete die
Beifahrertür und sagte nur: „Venha.“ Diago stieg ein. Er wunderte über sich selber. Vor einigen Stunden hatte er diese Frau kennen gelernt, jetzt saß er neben ihr in ihrem Auto. Sie fuhren in Richtung Espargos und bogen dann links im neuen Kreisverkehr nach Palmeira ab. Beide sagten kein einziges Wort. Luena gab Gas und fuhr bis zu ihrem Haus. Sie sprang aus dem Auto und rief: „Hier bin ich zu Hause, hier lebe ich.“ Sie reichte Diago die Hand und sprach weiter: „Komm, ich zeig Dir meine Wohnung.“ Luena zeigte ihr kleines, aber nett eingerichtetes Haus. Dann schaltete sie
eine ältere Stereoanlage ein und legte eine CD mit kapverdischer Musik ein.
Diago ging auf Luena zu, lächelte und nahm sie vorsichtig in seinen Arm. Er flüstert ihr ins Ohr: „Du bist wunderschön!“
Wie durch einen Zufall streifte sein Mund ihre Haare und ihre Wange. Plötzlich trafen sich ihre Lippen. Eng umschlungen bewegten sie sich zur Musik.
„Komm mit mir“, sagte nun Luena leise in sein Ohr und führte ihn in ihr Schlafzimmer.
Nachdem Peter und ich gut gegessen hatten, tranken wir noch einen Espresso. Danach verabschiedeten wir uns von den sehr freundlichen Mitarbeitern des Hotels Morabezza und ging am Strand entlang in Richtung Süden. Peter schaute raus aufs Meer, wo am Horizont einige weiße Jachten zu sehen waren. „Mhm, da hinten wäre ich jetzt eigentlich auch gerne“, sagte Peter und hielt sich die Hand gegen die Blendung vor die Augen. Ich schaute auch aufs Meer hinaus und meinte: „Ich halte Dich nicht, wenn du Angeln gehen willst!“ „Ja, weißt Du, mein Schatz, hier
gibt es Thun und eventuell auch Marlin. Da wird jeden Hochseefischer gleich ganz anders.“ Ich lachte Peter voll von der Breitseite an. „Soll heißen das Du wahrscheinlich heute Nacht schon auf dem Meer bist oder?“ fragte ich Peter und blickte ihn verheißungsvoll an. „Na ja, eigentlich würde ich schon gerne heute Abend mit dem Capitano Vincente und anderen Hochseeanglern aus Deutschland und der Schweiz raus fahren. Zurzeit sollen die Thun und Marlin gut beißen. Vielleicht habe ich Glück und fange etwas. Das Gefangene wird dann morgen Abend in der Taverne von Capitano Vincente köstlich zubereitet.
Dazu lade ich Dich jetzt schon ein.“ Ich schwieg und überlegte. Der morgige Tag würde sowieso für mich Arbeit bedeuten. Denn der Bericht mit den Erkenntnissen der Gerichtsmedizin aus Praia müsste eintreffen und mein Kollege aus Deutschland Hauptkommissar Rainer Müller würde sicherlich mich schon früh mit dem Ergebnis seiner Recherche beglücken. Danach würde ich mir zudem den Polizisten Diago Domigo mal vornehmen, dachte ich und sagte zu Peter: „Schatz kein Problem, denn ich habe sowieso in den Mordfall einige Termine wahrzunehmen. Wann würdest Du dann gehen
wollen?“ „Nun, Capitano Vincente würde uns um Zweiundzwanzig Uhr an der Mole abholen.“ „Dann würde ich jetzt gern zu meinen Bungalow gehen und eine Siesta einlegen. Gehst Du mit?“ fragte ich Peter und nahm ihn in den Arm. „Klar“, sagte er nur kurz, grinste und wir nahmen eng umschlungen den nächsten Weg zu meinen Bungalow. Ich wachte so gegen Zwanzig Uhr auf. Es war bereits dunkel, ich machte das Licht an und blickte neben mich. Dort lag Peter, er atmete tief und ruhig. Ich beugte mich über Peter und küsste
seinen Mund. Peter schreckte auf, öffnete die Augen und blinzelte zu mir hinauf. Ich lächelte ihn an. „Schatz es ist etwas später geworden!“ sagte ich zu Peter. Ohne zu Antworten sprang er aus dem Bett, mein Gott hatte er eine gute Figur und ging kurz ins Badezimmer, wo er sich unter die Dusche stellte. Ich ging hinterher und wir duschten gemeinsam. Danach zogen wir uns an und verließen den Bungalow. „Also mein Schatz, bis morgen Abend beim Capitano Vincente. Ich muss jetzt schauen das ich meine Sachen zum Anleger bringe“, sprach Peter und gab
mir einen heftigen Kuss. „Geh schon Du Angelmeister“, sagte ich scherzhaft. „Mir wird es heute Abend auch nicht langweilig. Meine Freundinnen vermissen mich sicherlich schon lange. Also bis Morgen!“ rief ich und entschwand in Richtung der Hotel Pizzeria. Ich schaute hinaus auf das Meer. Über der Bucht von Santa Maria war längst der hellgelbe Mond aufgegangen, der in diesen Breiten seine enorme Größe zeigte. Schnell erreichte ich die Pizzeria. Ja, die Stimmen kannte ich nur zu gut. Tatsächlich saßen wie immer meine Freundinnen Dalli und Aurora auf ihren
Stammplatz und unterhielten sich. „Da schau mal einer an, eine Fatahmorgana, das kann doch nicht unsere Sabrina sein!“ rief Aurora auf einmal als sie mich sah. „Sorry, Mädels das ich mich so rar bei euch gemacht habe, aber der Mordfall, die Nachforschungen und dann noch mein Peter, das artet ja langsam in Stress aus“, gab ich lachend zurück. „Ah, Stress nennst Du das Getue mit Deinem Peter. Diesen Stress mache ich gerne für Dich“, sagte nun Dalli grinsend zu mir. „Mordfall hin, Peter her, jetzt machen wir uns einen schönen Abend, oder?“ ich sah in die Frauenrunde und meine
Freundinnen nickten einträchtig. Es wurde in der Tat mal wieder ein etwas amüsanter, langer und feuchter Abend. So gegen Vierundzwanzig Uhr fragte der Kellner zu Aurora ob er die Pizzeria schließen kann. Wir hatten sowieso schon mehr als genug des guten Portugiesen Indus und versuchten nun unsere Zimmer einigermaßen gerade zu erreichen. Ich muss sofort eingeschlafen sein. Ruhe war nun in der Hotelanlage eingezogen. Nur die Brandung des Atlantik war zu hören. Die zwei Wachleute des Hotels, einer hatte seinen Stammplatz an der Rezeption, der andere
platzierte sich jede Nacht der Luft wegen in der Anlage, waren wohl die einzigen, die in diesen nächtlichen Stunden noch die Augen offen hielten. Na ja, die Augen offen halten war leicht gesagt. Einer von ihnen saß auf einen Stuhl direkt vor einen Bungalow im Dunkeln. Dem Wächter fielen immer wieder die Augen zu und er rutschte auf dem grünen Plastikstuhl immer tiefer herunter. Seine alte Schirmmütze hatte sich vom Kopf gelöst und war neben ihn auf den Weg gefallen. Plötzlich … Ein Geräusch, ein Knacken riss den Wachmann aus seinen Schlummer. Er sprang hoch, blickte sich um und begann
mit langsamen Schritten in die Gartenanlage zu gehen um zu kontrollieren, woher das Geräusch kam. Dabei blieb er immer wieder stehen, um sich in der schwarzen Nacht zu orientieren und Dinge wahrnehmen zu können. „Quem e’?“, rief er ins Dunkele hinaus, „Wer ist da?“ Der alte Wachmann war einmal mehr als hellwach, griff an seinen Schlagstock um sofort den möglichen Gauner unschädlich zu machen. Er ging weiter und rief nun etwas lauter: „Ola. Quem e’?“ Dabei versuchte er nicht in den Lichtstrahl der wenigen Laternen zu geraten, die noch in der Hotelanlage
leuchteten. Nach geraumer Zeit war der Alte erleichtert dass er niemanden entdeckt hat. Einige Minuten später setzte er sich deshalb wieder auf den Gartenstuhl. Eine knappe halbe Stunde später war er wieder eingenickt und der Kopf neigte sich wieder nach vorne. Der Alte merkte nun nicht, wie sich zwei Männer von der Strandseite her in den Hotelkomplex einschlichen. Beide hatten dunkelblaue Overalls an und waren Afrikaner. Einer von ihnen lies kurz eine Taschenlampe aufleuchten, um die richtige Bungalownummer zu finden. Der
andere hatte einen Baseballschläger kampfbereit in seinen Händen. Der Mann mit der Taschenlampe nickte kurz zu seinem Kumpel, ging zu einer Tür und öffnete diese leise mit einem Nachschlüssel. Vorsichtig schlichen beide Gauner in den dunklen Bungalow. Der Taschenlampenmann beleuchte nun kurz den Raum, um das zu sehen was er sehen wollte. Der andere sah jetzt auch das Objekt seiner Begierde, vor sich auf einem Bett liegen, verglich kurz mit dem Foto, welches er aus der Hosentasche kramte und holte kurzerhand mit seinem Baseballschläger aus. Er schlug der schlafenden Person, dreimal auf den Kopf. Die getroffene Person gab zuerst
einen kurzen röchelnden Laut von sich und blieb dann weiter bewegungslos in ihrem Bett liegen. Das Kopfkissen färbte sich langsam rötlich.
Die beiden Schläger begannen nun, den gesamten Bungalow, mehrmalig, zu durchsuchen. Danach blickten sie sich kurz an, weil sie nicht fanden was ihnen beauftragt wurde, schüttelten den Kopf und fluchten afrikanische Schimpfworte.
Dann schalteten sie die Taschenlampe aus, öffneten vorsichtig die Bungaloweingangstür und verschwanden wie sie gekommen waren in der Dunkelheit der Nacht.
Wenn man träumt, dass man träumt, dann ist man entweder kurz vor dem Aufwachen oder im Nirwana. Ich war gerade in diesen Situation, ohne jedoch das Bewusstsein wiederzuerlangen. Ich sah meinen Träumen zu, sah Mörder und andere zwielichtige Gestalten, ohne überhaupt zu versuchen, ihre Folge zu unterbrechen, obgleich viele fürchterlich waren und mir sehr wehtaten. Ich war der Meinung, dass ich im Bett auf dem Rücken lag und mich nicht bewegen konnte. In einem Traummoment glaubte ich sogar, dass mehrere Menschen um mein Bett
standen. Ich bemühte mich nicht, die Augen aufzuschlagen und in die Welt zurückzukehren. Doch ein weiterer schlimmer Albtraum riss mich jäh aus dem Schlaf und ich bemerkte, dass ich zitternd und schweißgebadet in meinem Hotelzimmer auf Sal im Bett lag. Ich spürte eine Hand auf meiner Stirn, hatte aber noch keinen Durchblick, wer es war. Mein ganzer Körper tat immer mehr weh, desto länger ich bei Bewusstsein war. Ich merkte, dass mein Gesicht mit einem Kühlen feuchten etwas abgewischt wurde und schon wieder trug es mich in das Land der Träume. Die Sonne schien nun hell ins Zimmer
und durch das Fenster drangen vertraute Geräusche herein. Ach ja, jetzt hörte ich im Hintergrund das leise Rauschen des Meeres, deren Wellen gegen den Strand anliefen. Ich kam wieder zu mir. Man o man hatte ich einen Brummschädel. „Da bin ich aber froh, dass Du endlich aufgewacht bist, Sabrina“, sagte meine Freundin Aurora Appiani, die am Bett stand. „Hey Sabrina, nach Du musst einen Holzkopf haben!“, lachte nun meine zweite Freundin Dalli Pierini, die einen Waschlappen in der Hand hatte und mir diesen nass aber kühlend auf den Kopf
legte. Ich lächelte vor mich hin und sagte: „Was ist passiert, war ich gestern so blau. Ich habe keinen Schimmer?“ „Nein, blau warst Du schon gar nicht Sabrina. Aber irgendjemand muss es auf Dich abgesehen haben. Als Du heute Morgen nicht zum Frühstück gekommen bist, wollten wir Dich eigentlich nur wecken. Als dann aber die Tür nicht abgeschlossen war und wir Dich in einer Blutlache liegen sahen, rechneten wir schon mit dem Schlimmsten und haben uns große Sorgen um Dich gemacht“, gab Aurora etwas bedrückt von sich. Ich wollte mir noch einige Fragen
zurechtlegen, da öffnete sich die Zimmertüre und Peter kam mit noch einem Mann ins Zimmer. „Wie geht es Dir mein Schatz?“, sagte Peter besorgt zu mir und blickte mir tief in die Augen. „Na ja, ein Brummschädel kommt selten allein“, witzelte ich schon wieder. „Gut, Sabrina, dann bin ich schon etwas ruhiger. Ich habe Dr. Morena mitgebracht. Er hatte Dich heute Morgen untersucht und Bettruhe verordnet. Außerdem hat er Dir eine Infusion und mehrere Spritzen verabreicht. Frage mich nicht, mit welchen Mitteln“, sagte Peter zu mir und die anderen nickten wie auf
Kommando. Dr. Morena trat zu mir ans Bett. Er war mitteljung, hatte ein intelligentes Gesicht und Haare so dunkel wie die Nacht. Er sprach mich an und untersuchte mich dabei am Kopf: “Bom dia Senora Sabrina Stone. Sou o Dr. Morena ao médico local a partir de Santa Maria. Eles provavelmente eram feitos de alguns várias vezes muito forte na cabeça. Isso permite que você era impotente e na cabeça foi um corte do Hemorrágica violento. Depois que você tomou esta manhã, me avise e eu temos o mesmo tratamento inicial com infusão e vários medicamentos I administrados
com seringa você começou.” “Kannst Du mal Übersetzen Aurora”, sagte ich zu meiner Freundin gewandt. Und Aurora übersetzte: “Guten Tag Frau Sabrina Stein. Ich bin Dr. Morena der hiesige Arzt aus Santa Maria. Sie wurden wahrscheinlich von etwas sehr harten mehrmalig am Kopf getroffen. Dadurch wurden Sie ohnmächtig und am Kopf entstand eine Platzwunde, die heftig blutete. Nachdem man Sie heute Morgen fand, informierte man mich und ich habe gleich eine Erstversorgung mit Infusion und verschiedenen Medikamenten die ich Ihnen mit Spritze verabreichte eingeleitet.” “Sim senhorita Stone e eles têm um
maldito idiota. Outros estaria muito pior do que você. Mas você ainda deve proteger no dia seguinte e tomar essas drogas aqui. Aliás, eu estava tão livre e informaram o sargento Sandrillo da Polícia Nacional. Ele também vai visitar ainda. Então era isso, e agora novamente ver boa melhora e sobre.” Sprach Dr. Morena und gab mir die Hand, drückte diese lachend. Aurora übersetzte wieder: “ Der Dr. Sagte, dass Du einen verdammten Holzkopf hast. Andere würden viel schlimmer daliegen als Du. Aber Du sollest Dich die nächsten Tage schonen und diese Medikamente hier einnehmen. Übrigens war Dr. Morena so frei und hat
Sergeant Sandrillo von der National Polizei informiert. Er wird ebenfalls noch zu Dir kommen. So das war es und nun gute Besserung und auf Wiedersehen vom Dr.“ Dr. Morena verabschiedete sich nun, lächelte in die Runde und verließ das Hotelzimmer. „Ein netter Mann“, sagte ich und setzte augenzwinkernd fort: „Er gefällt mir sehr.“ „Er ist ein ausgezeichneter Arzt. Seiner Ansicht nach bist Du ein medizinisches Wunder – ich schließe mich dieser Meinung an. Aber wir sollten uns jetzt auf zwei Dinge konzentrieren: 1. Auf Deine Genesung mein
Schatz. 2. Wer es auf Dich abgesehen hat bzw. wer es getan hat. 3. Ob dies mit der toten Frau im Sand zu tun hat 4. Denjenigen Dingfest zu machen. Und überhaupt, eigentlich bist Du ja im Urlaub, Sabrina“, sagte Peter zu mir, nahm wieder meine Hand und schaute mir so in Augen, dass ich fast meine Schmerzen vergaß. „Unsere Wachleute haben überhaupt nichts mitbekommen, Sabrina. Laut ihrer Aussage war es die ganze Nacht ruhig. Ein Wachmann hörte zwar ein Geräusch, nachdem er aber nachgeschaut hatte, war der Wachmann
der Meinung, dass sich ein Katzenvieh herumgetrieben hatte“, kam aus dem Mund von Aurora. „Ich habe überhaupt keinen Durchblick mehr, Sabrina. Und Peter wieso soll dieser Überfall auf Sabrina was mit der toten Frau zu tun haben? Ich verstehe hier was nicht und stehe voll auf den Schlauch! Fragen über Fragen“, sprach nun Dalli zu uns. Es klopfte an der Hotelzimmertüre zweimal. Aurora ging zur Türe und öffnete diese. Ich erblickte Sargento Jose’ Sandrillo in seiner Uniform zwischen den Türrahmen. “Hey Senora Appiani. Eu queria Comissário Sabrina Stein. Como ela está?
Posso entrar?, fragte der Sargento Aurora. “Der Sergento Sandrillo ist hier. Er fragt, wie es Dir geht und ob er Dich sprechen kann. Werde ihm sagen das Du wach bist Sabrina und er zu Dir kann. Ist das o.k., Sabrina”, sagte Aurora zu mir gewandt. “Ja ist o.k., lass Sergento Sandrillo herein. Vielleicht hat er selber auch Neuigkeiten”, gab ich von meinen Krankenbett aus zurück. “Olá Sargento Sandrillo, por favor, entrar, Sabrina está acordado e você pode se perguntar. Por favor entre.”, sprach nun Aurora zu dem Sergento. Der Mann nahm seine Dienstmütze ab
und betrat mein Hotelzimmer. Er kam zu mir an mein Bett und nahm meine Hand in die seinige und sprach zu mir: “Oh, oh Comissário Sabrina, espero que a eles um pouco melhor. Já estamos a olhar para o bandido que fez isso. Mas, infelizmente, não temos ponto de partida, nenhuma idéia de quem poderia ser. Meu povo batendo vários tipos aqui na ilha. Talvez possamos obter uma pista ou ir diretamente para os tipos.” Aurora übersetzte gleich: „Der Sergento hofft, dass es Dir etwas besser geht. Er sucht bereits nach dem Schuft, der das angestellt hat. Aber leider haben er und seine Kollegen keinen Ansatzpunkt, keinen blassen
Schimmer, wer es sein könnte. Seine Leute klappern diverse Typen hier auf der Insel ab. Vielleicht bekommen sie einen Hinweis oder geraten direkt an den Typen.“ „Vielen Dank für die Wünsche Sergento. Könnte es sein Sergento Sandrillo, das meine Beule am Kopf mit unserem Fall der toten Frau zusammenhängt?“, kam von mir etwas schwach vom Krankenlager. Nachdem Aurora wieder übersetzte, antwortete der Polizist: “Bem, esses pensamentos que eu tinha logo após fui informado sobre a sua condição. Mas até agora eu não vejo qualquer ligação.” „Nun ja, diese Gedanken hatte der
Sergento sofort, nachdem ihm über deinen Zustand berichtet wurde. Aber bisher sieht er noch keine Zusammenhänge“, sprach Aurora zu mir. Mein Handy meldete sich lautstark. Ich drückte auf Verbindung und sagte: „Ja Hallo, Sabrina Stein“ „Hallo Sabrina, hier ist Rainer Müller. Und wie geht es Dir im Urlaub Sabrina?“ tönte es aus dem Mikrofon. Mein Kollege aus Ravensburg war an der anderen Seite und die Verbindung hatte ein etwas knatterndes Geräusch, woran man erkannte, dass dies eine Leitung aus dem Ausland war. „Na ja, Rainer, ich hatte heute Nacht unliebsamen Besuch. Danach war ich
bewusstlos und habe nun eine große Beule am Kopf und liege hier in meinen Zimmer im Bett. Ich habe großes Glück gehabt, hat der hiesige Doc gesagt. Ansonsten sammle ich mit unserem Fall weitere Puzzlestückchen. Sergento Sandrillo ist auch gerade hier. Auch er hat keine Anhaltspunkte, Rainer. Aber Du rufst in der Regel nicht ohne Grund an. Gibt es bei euch was Neues?“ „Ja, Sabrina. Also erst einmal gute Besserung. Werde schnell wieder gesund. Ja und dann habe ich noch was zu der toten Frau Angelika Besser. Meine Kollegen haben vor Ort recherchiert und wurden dabei von Aussagen überrascht, die nun evtl. ein
anderes Bild der Toten ergeben.“ „Mensch, Rainer, mach es nicht so spannend!“, rief ich etwas ungeduldig ins Mikrofon. „Also wir haben Folgendes heraus gefunden, Angelika Besser hat in verschiedenen Orten am Bodensee, wie Friedrichshafen, Ravensburg, Lindau und Konstanz mit Kokain zu tun gehabt. Sie war anscheinend der Kopf einer umfangreichen Dealertruppe zu der auch die Freundin Jana Schwetzschenko gehörte. Sie konnten dies bis jetzt Geheimhalten, das sogar das Drogendezernat völlig im Dunkeln blieb und von unseren Ermittlungsergebnis einfach baff war.“
„Dann wird mir nun einiges klarer, Rainer. Aber was wollte Frau Besser dann in Wirklichkeit hier? Mhmm, das werde ich und meine hiesigen Kollegen noch herausfinden.“ „Halt, halt nicht so schnell Sabrina, es kommt noch ein Klops!“ quakte die Stimme weiter aus dem Mikrofon. „Was? Noch ein Klops, dann leg mal los.“ „Du hast mich doch gebeten, Informationen über einen Diago Domigo einzuholen. Nun der Kollege war auf der Polizeischule in Stuttgart, das ist richtig. Dort war zusammen mit anderen Kollegen von den Cap Verden. Unter
anderen auch den jetzigen Polizeichef in Praia Pauolo Solara. Und jetzt halt Dich fest, unsere Tote im Sand, Angelika Besser war die Freundin von Diago Domingo in der Zeit in Stuttgart. Damals hat Sie mit ihrer Mutter in Feuerbach gewohnt und als Bedienung in einem Lokal gearbeitet. Hier hatte sie angeblich auch den genannten Diago Domingo kennengelernt. Wie das allerdings nach der Rückkehr von Domingo auf die Cap Verden weiterging, konnten wir noch nicht in Erfahrung von hier aus bringen. Auf alle Fälle zog Frau Besser kurz, nachdem Ihr Geliebter in die Heimat ging, an den Bodensee.“ „Also steht dieser Diago Domingo als
erster Verdächtiger auf unserer Liste! Hätte ich nicht gedacht. Aber nun wird mir auf einmal auch Klar, warum ich heute Nacht besuch hatte. Der Täter hatte Angst, dass ich Ihm auf die Schliche komme! Danke nach Deutschland und danke an alle Kollegen! Werde das hier dem Sergento Sandrillo so weitergeben. Werde veranlassen, dass der Domingo festgesetzt und verhört wird. Tschüss Rainer, Du hast was gut bei mir!“ sprach ich ins Handy und drücke auf Verbindung trennen. Peter und meine Freundinnen hatten das Gespräch mit verfolgt und waren alle mehr als Verblüfft. Aurora übersetzte nun das gesagte an den Sergento
Sandrillo. Dieser verzog am Schluss sein Gesicht, als hätte er in eine saure Zitrone gebissen und sagte: “Vou tomar imediatamente que Diago Domingo é preso e está sendo transferido para me para a enfermaria. Curiosamente, Diago é hoje não apareceu cedo para o serviço e sua mãe aqui em Santa Maria não sabe onde ele está novamente.” Aurora kommentierte nur: „Der Sergento wird sofort veranlassen dass Diago Domingo festgenommen wird und ins Revier überstellt wird. Seltsamerweise ist aber Diago heute früh nicht zum Dienst erschienen und auch seine Mutter hier in Santa Maria
weiß nicht, wo er wieder steckt.“
Mir drehte sich mein Kopf. Ich schloss die Augen. Aurora sah dies und sagte plötzlich zu allen im Raum: „Raus! Aber schnell, Sabrina braucht noch Ruhe!“
Ich hob nur kurz meine Hand, ich hörte Worte des Abschiedes meiner Gäste, bevor sie durch die Zimmertür hinausgedrängt wurden.
Erschöpft lag ich in meinem Bett, aber belebt von durch das, was ich erfahren hatte. Ich fiel unvermittelt in einen unruhigen Schlaf, merkte jedoch, dass ich an Peter gedacht hatte.
Das schwache Licht einer kleinen Nachttischlampe erhellte den kleinen Raum, der als Schlafzimmer diente. Diago lag wach und schweißgebadet neben seiner Angebeteten im Bett und rauchte eine Zigarette. Seine Gedanken beschäftigten sich mit seinen Gefühlen für Luena. Als er seine Zigarette zu Ende geraucht hatte, stand er leise auf, um Luena nicht zu wecken, zog sich an und schlich sich aus dem Haus raus. Draußen zog er die kühle Morgenluft in sich hinein. Der Mond hing immer noch am Himmel. Diago schaute auf seine Armbanduhr. Die Uhr zeigte zwei
Minuten vor halb fünf am Morgen an. In der Hosentasche begann das Handy von Diago sich lautstark zu melden. Erschrocken, dass so früh am Morgen jemand, was von ihm wollte, griff Diago schnell in die Tasche und drückte auf Verbindung. „Oi lá”, meldete sich Diago. Am anderen Ende meldete sich eine für Diago bekannte Stimme. Diese Stimme war anscheinend sehr aufgeregt und sauer über das, was von Diago in Auftrag gegeben worden war, weil dies nicht seinen Vorstellungen übereinstimmte und in seinen Plan passte. “Oh sim senhor, sim eu causei. Pensei então vamos para a mulher. O quê? tem
sobrevivido? Porra! Eu não tinha planejado!” ,sagte Diago leise ins Handy und verzog dabei das Gesicht, als wenn er große Schmerzen hätte. Die Stimme am anderen Ende quake wieder und wurde immer lauter. Diagos Gesicht verzog sich immer mehr und er wurde langsam nervös. “Sim, eu entendo, senhor, mas eu estou atualmente em Palmeira. Ah, me pegar. Bom em 15 min na rotunda. Até lá”,sprach er nochmals ins Handy und drückte dann auf Verbindung beenden. “So ein Mist”, sagte Diago laut zu sich selber. Er ging zu dem Treffpunkt am Kreisel von Palmeira, wo er in ca. fünfzehn
Minuten abgeholt werden sollte. Während er so ging, machte er sich nun Gedanken über das kurze Gespräch und murmelte vor sich hin: “Der Boss hat das mit der deutschen Commisario schon erfahren, dass der Anschlag hat nicht geklappt hat und der Boss muss ziemlich Sauer auf mich sein, wenn ich mitten in der Nacht zu einem Gespräch zu ihm kommen soll und sogar hier in Palmeira abgeholt werde.” Seine Stimmung ging auf den Nullpunkt zu. In der Ferne zeigten sich schon Autoscheinwerfer, die rasend schnell auf Diagos Standplatz am Kreisel zukommen. Das Auto, ein blauer Mercedes 190,
bremste stark und Diago musste an die Seite springen, weil der Wagen auf dem Kies schleuderte und dann zum stehen kam. Die Beifahrertüre ging auf und ein schwergewichtiger Muskelbewerter Angolaner gab Diago ein Zeichen, das er hinten einsteigen soll, was Diago dann auch tat. Kaum hatte er die Tür geschlossen, als der Fahrer Gas gab und die Räder des Mercedes im Kies durchdrehten. Schnell erreichten sie Espargos und fuhren von dort in Richtung Pedra Lume’. Der alte Ort Pedra Lume’ war ein ehemaliger kleiner Hafen, von dem aus von der gleichnamigen Saline Salz direkt auf Schiffe verladen wurde. Doch schon
seit 30 Jahren dümpeln nur noch eine Handvoll Fischerboote im kleinen Hafen. Der Mercedes wurde langsamer, als er die wenigen Häuser von Pedra Lume’ erreichte. An einem Haus fuhr er plötzlich rechts weg direkt ans Meer und hielt. “Aussteigen!”, befahl der Angolaner. Diago tat, was gesagt wurde. Ah, eine Lieferung ist angekommen, sagte er zu sich, als er sah, dass drei Schnellboote am Strand lagen und von einigen dunklen Gestalten entladen wurden. Im Dunkel einer alten Halle stand ein kleiner Transporter, der mit dem Ladegut aus den Schnellbooten, bestehend aus Ballen beladen wurde. Der
Angolaner nimmt Diago unsanft am Arm und sagt: “Willst Du übernachten? Komm schon, Du wirst erwartet!” Sie gehen an den Strand. Vom Meer her hört man ein Motorengebrumm und eine große Jacht, die vorher nicht zu sehen war, kommt in die Nähe des Strandes. Der Angolaner zeigt auf ein kleines Boot mit Außenbordmotor und befahl: “Einsteigen!” Wenige Minuten später hatten sie die Jacht erreicht und wurden an Bord geholt. Aus der Kabine der Jacht kam ein hellhäutiger, sehr elegant in einem weißen Maßanzug gekleideter Mann. „So, das hätten wir ihn also, unseren
superschlauen Polizisten Diago Domigo.“ Eine gespenstische Freundlichkeit lag in seiner Stimme. „Hallo Boss, ich habe doch nichts falsch gemacht!“, kam aus dem Mund von Diago und er musste schlucken. „Nun, mein Freund, ich hatte Dich wirklich für schlauer gehalten. Diese Angelika Besser sollte verschwinden, für immer! Und nun mein Freund ist sie das? Du Diago, warst Du vielleicht gar nicht dabei, als die Leiche eingegraben wurde? Hast Du Trottel vielleicht keine Spuren hinterlassen? Und hast Du etwa keine Zigarettenkippe weggeworfen?“ Die Stimme vom Boss wurde zum Schluss wieder hart und
gefährlich. Diago begann sein Gesicht zu verziehen und antwortete: „Boss das kann jedem Mal passieren.“ „Nun, mein Freund Diago, meine großen Freunde glauben aber, dass Du in reiner Absicht es gemacht hast oder Du bist zu dämlich.“ Der Mann kam Diago bis auf wenige Zentimeter dem Gesicht entgegen und die Stimme wurde immer gefährlicher. Der Angolaner baute sich hinter Diago auf und schlug mit einem Stahlstock zu. Ein schriller Schrei von Diago kam gleichzeitig. Diago hatte wahnsinnige Schmerzen und die ersten Tränen flossen an seinem Gesicht
herunter. „Los fang an zu reden, mein Freund oder der Angolaner schlägt Dir den Schädel ein!“ Der Angolaner schlug ein zweites Mal unbarmherzig zu. „Ich hab es nicht mit Absicht gemacht, Boss!“, schrie nun Diago. Die Stimme schluchzte und klang flehentlich. Der Boss wandte sich ab und ging zu einem Schränkchen, welches in der Jachtwand eingearbeitet war. Er öffnete dieses und nahm eine Flasche samt einem Glas heraus. Dann befüllte er das Glas und nahm es in seine rechte Hand. Dann drehte er sich wieder um und sagte beinahe flüsternd: „Du bist in letzter Zeit nicht mehr richtig
dabei Diago. Das ist schlecht fürs Geschäft. Wir dürfen keine Fehler machen. Und Du hast bereits mehrere gemacht. Das ist verdammt schlecht, Diago, mein Freund, Du solltest ausruhen – mit viel Schlaf.“ Der Mann nahm sein Glas und prostete Diago zu: „ Auf Dich Diago und ruhe gut aus.“ Der Angolaner schlug nun von hinten auf Diago ein und dieser fiel wie eine gefällte Eiche auf das Schiffsdeck. „Bringt ihn weg!“, gab der Mann im weißen Anzug Anweisung und ging wieder unter Deck. Die Jacht verschwand so, wie sie gekommen war. Der kleine Transporter startete in Richtung Espargos und fuhr eine Zeit
lang ohne Licht. Auch die Schnellboote hatten Benzin aus Fässern in ihre Tanks gepumpt und legten vom Sandstrand ab. Sie fuhren in Richtung Festland Afrika wahrscheinlich nach Senegal, Gambia oder Guinea-Bissau, mit Hochgeschwindigkeit.
Wenige Minuten später war wieder Ruhe in die Bucht eingekehrt und am Himmel zeigte sich die erste Morgenröte.
Nachdem Sergento Jose’ Sandrillo Sabrina am Krankenbett verlassen hatte, fuhr er direkt nach Espargos in seine Dienststelle. Während der kurzen Fahrt hatte er über Funk mehrere Polizisten beauftragt, die Wohnung und das Haus von Diago Domigo zu durchsuchen und es auf den Kopf zu stellen. Unter einem Stapel alter Fischkörbe, die draußen im Hof des Hauses standen, wurden die Polizisten fündig, denn dort entdeckten Sie einen schwarzen Koffer, in dem einen Riesensumme Geld steckte. Nun lag der sichergestellte Koffer auf
dem Tisch von Sergento Sandrillo. Zwei weitere Polizisten saßen im Büro an dem Tisch und zählten das Geld genau nach, gerade wurden sie damit fertig. “250.000 € são precisamente sergento”, sprach nun einer der Beamten zu dem Sergento. Sandrillo schüttelte nun den Kopf, denn es reichte dem Polizisten. Dass er von Diago Domigo belogen und betrogen worden war, das ist die eine Sache. Aber Diago hatte eindeutig seine Finger in kriminellen Sachen stecken. Sandrillo vermutete gleich, das Diago am Schmuggel beteiligt war. Er konnte nur noch nicht sagen warum, weshalb und wo. Aber auch ihm dämmerte es
langsam, das da was Größeres am laufen ist. Deshalb wartete er nicht lange und es wählte eine Rufnummer. Am anderen Ende meldete sich das Polizeipräsidium von Cabo Verde in Praia. Dort ließ er sich mit dem Vorzimmer von Polizeichef Pauolo Solara verbinden und bat dort um einen Termin mit seinem Chef, den er auch sofort am Nachmittag erhielt. Anschließend begab sich Sergento Sandrillo umgehend zum Flughafen und erreichte so gerade noch eine kleine Linienmaschine, auch genannt die Inselhopser, rechtzeitig. Das Flugzeug flog direkt zur Hauptinsel Santiago, wo sie nach fünfundzwanzig Minuten
landete. Keine zwei Stunden später war er im Büro seines Chefs auf dem Plateau von Praia. Sergento Sandrillo saß nun seinem Chef Solara genau gegenüber. Sofort begann Sandrillo zu berichten, was sich in den letzten Tagen auf Sal abspielte. Er erzählte von der toten Frau im Sand von Sal, das er durch Zufall eine deutsche Kollegin mit ins Boot holen konnte. Weiterhin erzählte er das bei den Ermittlungen auch von Deutschland aus von den dortigen Kollegen nun einige Dinge aufgekommen sind, die plötzlich und aus heiterem Himmel, den Polizisten Diago Domigo
schwer belasten und dieser nun zu den Haupttatverdächtigen gehöre. Zudem berichtete Sandrillo von dem Überfall auf Sabrina und das seit heute Morgen Diago zudem spurlos verschwunden sei. Dann öffnete Sandrillo den mitgebrachten verschnürten Pappkarton und holte einen schwarzen Koffer heraus. Er öffnete den Koffer und stellte diesen auf den Tisch vor seinem Chef. Polizeichef Solara schwieg und schrieb in seinen kleinen Block. Dann auf einmal stieß der Polizist einen überraschenden Laut aus, nickte leicht zu Sandrillo und fragte dann nur drei Worte: “Contrabando de dinheiro?”
“Schmuggelgeld? Si, Senor Commandante”, Sandrillo bewegte seinen Kopf mehrfach auf und ab. “Ja, ich gehe davon aus. Nur wie, wo oder wann, warum das kann, ich zum jetzigen Zeitpunkt leider nicht sagen. Deshalb bin ich hier. Ich brauche Hilfe. Commisario Sabrian Stein die deutsche, fällt im Moment aus. Sie liegt im Hotel im Bett. “Mhmm”, kam vom Commandante und der machte sich weiter Notizen. Dann steckte sich Chef Solara eine Zigarette an, hielt Sandrillo eine Schachtel hin und schob den Aschenbecher auf dem Schreibtisch
zwischen beide. Dann lehnte er sich zurück. “Graças acasalar Sandrillo, bom trabalho por você e que o Comissário de pedra.” Tief inhalierte der Polizeichef den Rauch ein und fuhr mit seiner Rede fort: “Nachdem wir hier die tote Frau Besser medizinisch untersucht haben, sind meine eigenen Ermittlungen auch in diese Richtung gelaufen. Zumindest was ich von hier aus machen konnte. Faser- und Stoffreste von Fischernetzen und einer Polizeidienstjacke haben wir bei ihr beziehungsweise an ihr Haften gefunden. Die Fasern stammen von Seilen, die nur an der Ostküste von Sal
von den dortigen Fischern verwendet werden. Die gefundene Zigarettenkippe vom Fundort sowie die Stofffaserreste welche unter den Fingernägeln der toten Angelika Besser gefunden wurden, stammen eindeutig von Diago Domigo. Die Stofffaserreste gehören zu seiner Dienstjacke.” Solara sprang auf einmal von seinem Sessel auf und schlug mit der Hand laut auf den Tisch: “Este contrabando maldito e, talvez, até mesmo drogas.” “Ja, genau Sandrillo, sie haben richtig gehört, es geht wahrscheinlich nicht nur um Schmuggel von irgendwelchen Zigaretten und Alkohol, sondern vielmehr jetzt auch um
Drogen.” Solara sprang zur Eingangstüre riss diese ruckartig auf, schaute auf den Korridor und rief zu Sandrillo: “Bleiben sie bitte einen Moment hier!”, und verließ das Büro durch die Türe. In Sandrillos Kopf hämmerte es wie in einem Stahlwerk. “Bondade”, murmelte er in sich hinein. Du meine Güte. Das wird ja immer schlimmer dachte er sich. So schnell, wie er ging, kam Solara nun in das Büro zurück, schloß vorsichtig die Tür, ging zum Fenster und schloß dieses ebenfalls. Dann blieb er hinter seinem Schreibtisch stehen und sagte zu Sandrillo: “Also Sergento, so wie es aussieht, haben wir
es mit einer größeren Drogengang zu tun. Meine deutschen Kollegen haben sich bei mir gemeldet, weil man sich um die deutsche Commisario sorgen macht. Commisario Rainer Müller, Leiter der Mordkommission aus der Stadt Ravensburg am Bodensee und ein Commisario Werner Wilke, Leiter des Drogendezernates aus Konstanz ermitteln nun in dieser Sache in Deutschland. Anscheinend besteht in Deutschland ein Drogennetz, welches von mehreren Großstädten bis in den Süden von Deutschland reicht, dem Bodensee. Die tote Frau Angelika Besser soll eine Chefin am Bodensee gewesen sein.
Genau wie Senora Stein Ihnen, Sandrillo gesagt hat, wollte sie anscheinend mehr Macht und kam deshalb hier zu uns nach Cabo Verde. Diago Domigo hatte Angelika Besser in Deutschland in eine Kneipe in Stuttgart Feuerbach kennengelernt. Er war nach den Ermittlungen und Kenntnisstand der deutschen Kollegen mit der Frau in Deutschland während gesamten Dauer des Aufenthaltes auf der Polizeischule, liiert. Dabei ist Diago anscheinend auf den Geldgeschmack gekommen. Da er unser Kollege war, wusste er natürlich über alles auf Sal Bescheid. So und jetzt kommt es noch besser, Sandrillo, ihr Chef in Sal, Commisario Ruarte wurde
vergiftet! Die Ärzte im Krankenhaus stellten dies durch Zufall bei den Untersuchungen fest, weil dort niemand wusste, was dem Commisario überhaupt fehlt. Im Zusammenhang mit dieser ganzen Geschichte hier wird somit das Ganze noch brisanter.” Sandrillo wurde bleich im Gesicht. Er sagte: ”Was vergiftet, der Commisario? War es Diago?” “Ich weiß es nicht, wer es war, es gibt noch keine Beweise und den Commisario kann ich noch nicht sprechen, der liegt immer noch im Koma.” Der Polizeichef setzte sich wieder in seinen Ledersessel und blätterte in seinem
Schreibblock. “Sandrillo, seinen sie vorsichtig! Halten sie nur Kontakt zu mir persönlich und zu Senora Stein, wenn diese wieder Genesen ist. Vielleicht haben wir so eine Chance, dieses ganze Verbrechernest auszuheben. Wir brauchen die Hintermänner hier bei uns auf Cabo Verde und in Deutschland. Ach ja, lassen sie von Kollegen Pedra Lume’ unauffällig observieren und versteckt beobachten. Durch die Fasern der Fischerseile gehe ich davon aus, weil ideal und abseits gelegen, dass die Schmuggler hier an Land gehen. Nehmen sie unbedingt die neuen Nachtsichtgeräte mit. Außerdem werden
sie fünf weitere Beamte mit nach Sal zur Unterstützung nehmen. Ich habe bereits angeordnet, dass die Kollegen neue Schutzwesten und Maschinenpistolen ausgehändigt bekommen. Gehen Sie nach unserem Gespräch ebenfalls in die Waffenkammer und lassen Sie sich ebenfalls diese Sachen aushändigen. Aber ich sage es nochmalig, Sandrillo, keinen Zugriff ohne mit mir vorher gesprochen zu haben. Ach ja, noch etwas, suchen Sie in den Dienstunterlagen und Aufzeichnungen von Commisario Ruarte nach Hinweisen. Vielleicht war Ruarte an einer Sache dran. Schauen Sie auch bei Ruartes
Familie vorbei.”
Er machte eine Denkpause, hob den Finger und sagte: “Aber um Gottes willen, geben Sie keine Erklärungen, kein Wort zu niemand anders ab. Diese Leute sind gefährlich, wirklich lebensgefährlich!”
Wenig später verließen Serganto Sandrillo und fünf weitere Polizisten das Polizeipräsidium von Cabo Verde in Praia und begaben sich an den Flughafen, wo eine kleine Cesna nach Sal startete.
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Demnächst veröffentliche ich weitere Kapitel des noch unvollendeten Kriminalromanes hier!
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